• Twenty-five •
► Paul ◄
Im halbdunklen Zimmer sah ich auf die weichen Züge von Tess Gesicht. Ein kleines Lächeln huschte auf merklich über ihren Mund und ich musste unweigerlich auch grinsen. Manchmal konnte ich es immer noch nicht fassen, wie ich sie verdient hatte. Früher hatte ich mich an schlechten Tagen oft als Monster gesehen, vor allem wegen der fehlenden Kontrolle, doch seit ich Tess kannte und noch viel mehr seit wir zusammen waren, war ich nur noch halb so oft wütend und noch weniger verwandelte ich mich ungewollt.
Es war seltsam, was sie mit mir anstellte und wahrscheinlich wusste sie nicht mal, wie sie auf mich wirkte.
Vorsichtig strich ich ihr eine Strähne aus der Stirn. Eigentlich hatte ich gehen wollen, sobald sie eingeschlafen war, doch bis jetzt hatte ich mich nicht losreißen können. Zumal ich sie schon wieder seit Monaten nicht gesehen hatte. Da sie die letzte Zeit so viel für ihren Abschluss gearbeitet hatte, war sie in den letzten Ferien nicht hergekommen. Natürlich hatte ich es verstanden, doch es hatte sich fast wie eine Folter angefühlt so lange getrennt von ihr zu sein. Es war fast erschreckend gewesen, wie schlecht gelaunt ich wieder gewesen war, nur weil ich sie nicht sehen konnte. Genau in dieser Zeit hatte ich meine unkontrollierten Verwandlungen wieder verflucht, zwar war es mit ihr besser, doch nicht gut genug. Die Gefahr, dass ich mich vor anderen in einen Wolf verwandelte war zu groß, nicht nur, weil dann das Geheimnis des Stammes aufgedeckt wäre, zudem könnte ich jemanden verletzen.
Ich hatte das Gefühl, Tess die Zukunft zu nehmen, weil sie hier an mich gebunden war.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, beschloss ich die Nacht doch hier zu bleiben. Ein letztes Mal sah ich in Tess friedliches Gesicht, bevor ich auch meine Augen schloss.
Ich wurde wach, als Tess mich küsste. Als ich meine Augen öffnete, sah ich ihre dicht über mir. Sie strahlte mich an und unwillkürlich zogen sich meine Mundwinkel nach oben.
„Fahren wir heute zum Strand?", ich nickte.
Nachdem wir uns umgezogen hatten und kurz etwas gegessen hatten, fuhren wir los. Ich wusste gar nicht, ob die Jungs heute am Strand waren, doch wenn nicht, wäre ich alleine mit Tess, was nun auch nicht wirklich schlimm war.
Der Strand war verlassen, was vielleicht auch daran lag, dass es noch so früh war. Früher hätte ich so einen Ausflug langweilig gefunden, doch mit Tess war es anders. Mit ihr würde ich alles mache. Das Beste war, dass ich sie jetzt bei mir bleiben würde. Ich hoffte, dass uns erst einmal nichts mehr räumlich trennte und dass ich irgendwann mit ihr zusammen zum College konnte.
Tess Handy klingelte, durch mein gutes Gehör konnte ich das Gespräch mühelos mit hören.
„Kommst du später zu den Cullens?" Bella.
„Warum?" Tess sah mich kurz an, als würde sie befürchten, ich würde ihr gleich das Handy aus der Hand reißen.
„Alice beordert mich hin, wegen der Schuhe, ich muss sie davon überzeugen, dass ich sie nicht tragen kann, außerdem wollte ich dir das Kleid zeigen." Tess grinste leicht, sagte jedoch zu. Mein Gesicht verzog sich, wieso musste sie zu den Cullens gehen? Als wüsste sie nicht, wie gefährlich sie sind.
Als sie aufgelegt hatte, sah sie mich an.
„Tut mir leid, dass ich doch nicht den ganzen Tag bei dir sein kann." sie lächelte entschuldigend. Ich verschränkte die Arme und sah zu ihr runter.
„Du willst also hin?", es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Es gefiel mir nicht.
„Sie brauch Hilfe für die Hochzeit, natürlich helfe ich. Außerdem wollte ich Alice sowieso noch fragen, ob sie mir ein Kleid geben kann, dann muss ich nicht extra für die Zeremonie ein neues kaufen." Fassungslos sah ich sie an.
„Du willst auf die Hochzeit gehen?", ihr Blick drückte Überraschungen aus.
„Natürlich, meine Schwester heiratet. Warum sollte ich nicht hingehen?" War das nicht offensichtlich?
„Dort werden fast nur Vampire sein. Es ist viel zu gefährlich!" Tess verschränkte die Arme.
„Na und? Sie werden wohl kaum ein Massaker anrichten. Außerdem ist es immer noch meine Schwester, also werde ich so oder so gehen!" Ihre Stimme war scharf und ließ keinen Widerspruch zu, doch es war mir egal. Was wäre, wenn nur ein Vampir die Fassung verlieren würde?
„Das kann nicht dein Ernst sein.", ich merkte, dass mein Blut anfing zu kochen.
► Tess ◄
Wie konnte er nicht begreifen, dass es nicht zur Debatte stand nicht zur Hochzeit zu gehen?
„Komm doch mit, wenn es so gefährlich ist?" Ich wusste, dass er nie mitkommen würde.
Er schnaubte und ich sah, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren. Ich wusste, dass er nicht auf mich sauer war, aber auf meine Entscheidung. Ich wich ein paar schritte zurück, denn plötzlich hatte ich bedenken, dass er sich verwandeln könnte. Warum war ihm nicht von Anfang an klar gewesen, dass ich auf die Hochzeit meiner Schwester gehen würde?
„Sicher nicht und du wirst auch nicht gehen. Es ist viel zu gefährlich!" Wie konnte er immer noch so denken und wie konnte er glauben, dass er mir es verbieten könnte?
„Du kannst mir nichts vorschreiben.", ich zischte ihm die Worte mit zusammen gebissenen Zähnen entgegen.
Das nächste, was ich mitbekam, war, dass ich zur Seite gerissen wurde und unsanft im Sand landete. Einen Augenblick blieb ich wie versteinert liegen, wartete, dass irgendwo in meinem Körper Schmerzen aufflammten, doch es kam nichts. Dann sah ich zur Seite, Quil rappelte sich neben mir gerade auf. Einen kurzen Moment brauchte, um zu verstehen, was passiert war.
Paul hatte sich verwandelt und Quil musste mich zu Seite gerissen und mich so gerettet haben. Paul, der am Strand ein paar Meter von mir entfernt in seiner grauen Wolfsform stand, knurrte gefährlich. Doch nicht zu mir, sondern zu Sam der ebenfalls in seiner zweiten Gestalt neben Quil und mir stand.
Mein bester Freund reichte mir die Hand, die ich dankend ergriff.
„Du wolltest aufhören, dich mit Wölfen anzulegen." Quil grinste. Die ganze Situation schien ihn nicht sonderlich zu stören.
„Manchmal muss man das aber.", ich versuchte auch zu grinsen, doch richtig zumute war mir danach nicht. Ich hasste es mich zu streiten und noch mehr mit Paul.
Ich sah zum Wald, in dem Sam und Paul gerade verschwanden.
„Danke", murmelte ich. Quil wank ab.
„Kein Ding. Ich muss doch aufpassen, dass meine Freundin nicht zerfleischt wird." Ich lächelte und mir wurde bewusste, wie gefährlich die Wölfe sein konnten.
„Naja, ich muss dann los." Quil begleitet mich noch zu meinem Auto.
„Pass auf dich auf.", ich nickte und wank zum Abschied.
Bella im Brautkleid zu sehen fühlte sich seltsam, vor allem, nachdem ich mich gerade mit meinem Freund gestritten hatte. Bella erzählte ich von dem Vorfall nichts, es würde sie entweder wütend machen oder sie würde sich schlecht fühlen mir ihr Glück zu zeigen.
Anderseits war es was komisch, da ich mir meine Schwester nie in einem solchen Kleid und auf ihrer Hochzeit gesehen hatte. Für mich war Bella kein Mensch der Kleider trug und die Liebe groß feierte, doch anscheinend hatte ich mich geirrt.
Ich fand, dass Alice ganze Arbeit leistete. Sie hatte alles organisiert, während die anderen Cullens ihre Pläne von den Bänken, Dekorationen und Tischen umsetzten, kümmerte sie ich um Bella und dass für die Hochzeit morgen alle perfekt sein würde.
„Ich weiß, dass es etwas spät ist, aber hast du noch ein Kleid für mich?" Doch Alice schien nur halb so überrascht wie gedacht. Trotzdem sah sie mich tadelnd an.
„Einen Tag vorher.", doch sie nahm mich an der Hand und zog mich mit sich in ein anderes Zimmer. Es war ein begehbarer Kleiderschrank, wobei das Zimmer so größer war, als mein ganzes Zimmer.
Sie reichte mir sofort mehrere Kleider, die ich mir so nie gekauft hätte. Entweder war der Rücken komplett frei (damit konnte ich mich ganz gut anfreunden) oder der Ausschnitt, würde fast alles enthüllen, was ich vorne zu bieten hatte. Dann waren da noch die Farben, bis jetzt trug ich meistens nur dunkle Farben, doch Alice besaß Kleider in allen erdenklichen Farben. Schließlich wurde es ein bodenlanges, hellblaues Kleid. Ich wusste zwar nicht, wie ich es geschafft hatte, die aufgedrehte Frau davon zu überzeugen, dass ich kein farbenfrohes Kleid trug, doch im Endeffekt hatte es irgendwie funktioniert.
Plötzlich wurde ich etwas traurig, gerne hätte ich Paul das Kleid gezeigt und ihn gefragt, wie er es fand. Der Streit lag mir schwer im Magen, dabei war ich nicht mal wirklich sauer auf ihn, weil er sich verwandelt hatte, sondern weil er nicht verstand, wie wichtig die Hochzeit für mich war. Ich fühlte mich such etwas schuldig, schließlich hatte ich ihn provoziert. Meine Stimme war lauter und zynischer gewesen, als sie hätte sein brauchen, vielleicht hätte sich Paul auch nie verwandelt, wenn ich nicht so bissig gewesen wäre.
Alice war inzwischen wieder zu Bella gegangen und ich stand alleine vor einem Spiegel und betrachtete das Kleid. Kurz stellte ich mir vor, wie es wohl ist zu Heiraten. Bis jetzt hatte ich nie viele Gedanken daran verwendet, doch in diesem Moment konnte ich fast bildlich den Gang sehen, den ich im weißen Kleid entlang schritt und ich sah Paul, der am Ende auf mich wartet. Mein Magen begann angenehm zu kribbeln und ich lächelte.
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