• Thirteen •
► Tess ◄
Als ich wach wurde, hatte ich Halsschmerzen und meine Nase war zu. Dann hatte ich mich also gestern im Meer ordentlich verkühlt. Am liebsten wäre ich liegengeblieben, aber ich hatte Pauls Bett lange genug in Beschlag genommen und anstecken wollte ich ihn auch nicht.
Mein erster Weg führte mich ins Bad, dort lagen meine immer noch nasse Sachen. Als ich sie in die Hand nahem, sodass möglichst Pauls Sachen trocken blieben, fiel mir ein, dass mein Handy in meiner Jackentasche gewesen war.
Wie zu erwarten war es kaputt, es ging nicht an. „Na toll", murmelte ich, während ich so leise wie möglich die Treppe runterlief.
Ich öffnete leise die Tür, legte meine Sachen auf die Veranda und ging wieder ins Haus.
Paul lag auf dem Sofa und schlief noch. Sein Gesicht sah entspannt aus, ganz anders als gestern. Er war fertig gewesen, der ganze Tag schien ihn mitgenommen zu haben.
Daher wollte ich ihn auch lieber schlafen lassen, aber gehen, ohne etwas zu sagen, wäre auch unfreundlich gewesen. Vor allem nach dem, was er alles für mich gemacht hatte, ohne dass er es gemusst hätte.
Ich fand im Unordnung auf dem Couchtisch einen Stift und nahm eine der alten Zeitung. Auf den Rand der Zeitung, dort wo keine Buchstaben gedruckt waren, schrieb ich ein paar Sätze:
Hi Paul,
ich wollte dich nicht wecken, da gestern ein so stressiger Tag war.
Ich hoffe, du hast gut geschlafen, danke für alles. Vielleicht wäre ich ohne dich nicht mehr aus dem Wasser gekommen.
Leider ist mein Handy nass geworden und kaputtgegangen. Ich hoffe, dass ich schnell wieder ein Neues bekomme.
Ich hoffe, wir sehen uns nochmal bevor ich fahre, obwohl ich noch gar nicht weiß, wann ich wieder nach Kanada muss.
Ich würde dich gerne nochmal davor sehen.
Bis dann
deine Tess
Ich legte die Zeitung aufgeschlagen, auf der Seite, auf der ich geschrieben hatte, vor Paul auf den Tisch und verließ dann das Haus. Meine Klamotten von gestern schmiss ich in den Fußraum des Beifahrers.
Auf der Fahrt kamen zu meinen Halsschmerzen auch noch Kopfschmerzen dazu. Zu Hause war weder Charlie noch Bella, obwohl ihr Auto vor der Tür stand. Dad hingegen war wahrscheinlich im Reservat, um bei Harrys Beerdigung zu helfen. Er kannte ihn gut, sie waren Freund gewesen.
Ich kannte ihn nur aus frühen Kindheitserinnerungen, an nichts Spezifisches. Er war nur häufiger bei meinem Dad gewesen, wenn Bella und ich ihn besucht hatten.
In der Küche machte ich mir Kräutertee mit viel Honig. Vielleicht würden so die Halsschmerzen schneller verschwinden.
Meine Klamotten schmiss ich sofort in die Wäsche. Mir fiel auf, dass ich immer noch Pauls Sachen anhatte.
Auch wenn es sich etwas verboten anfühlte, behielt ich sie an. Ich konnte nicht genau erklären, warum, vielleicht weil sie nach ihm rochen und ich den Geruch mochte oder weil sie so schön groß waren und ich mich so schon einkuscheln konnte.
Außerdem würde er es nie erfahren, dass ich sie anbehielt. Mir wäre es peinlich, wenn er es wissen würde, was würde er nur dann von mir denken.
In meinem Bett kuschelte ich mich ein und machte auf meinem Laptop eine Dokumentation an. Doch bevor ich sie startete, schrieb ich eine kurze Mail an Mrs. Kinne, meine Klassenleitung. Ich schrieb, dass ich wieder zurück könne, da ich alles erledigt hatte. Auch wenn es nicht wirklich stimmte, da gefühlt alles schlimmer geworden war. Doch ich hatte meine Meinung nicht geändert, ich war für Bella hergekommen. Jedoch sprach sie nicht mit mir und meine Hilfe wollte sie anscheinend auch nicht, daher konnte ich auch wieder zurück.
Falls Bella irgendwann meine Hilfe bräuchte, wusste ich jedoch, dass ich ohne zu zögern für sie da wäre. Obwohl ich sauer war, war sie schließlich immer noch meine Schwester und ich wusste, dass wenn ich ein Problem hatte, ich auch zu ihr kommen könnte.
Ich startete die Doku, schlief jedoch bereits nach wenigen Minuten wieder ein.
Gegen Mittag wurde ich wieder wach, trank den Rest Tee und machte mir neuen. Außerdem holte ich mir Taschentücher, da meine Nase immer mehr lief.
Dad kam zwei Stunden nachdem ich wach geworden war nach Hause.
Ich war im Halbschlaf als ich von seinen Schritten auf der Treppe wach wurde.
Er klopfte kurz, bevor in mein Zimmer eintrat.
„Oh Gott Tess, du siehst ja schrecklich aus." Er durchquerte das Zimmer und legte mir die Hand auf die Stirn.
„Du auch, Dad", murmelte ich. Es stimmte, er sah fertig und traurig aus.
Er seufzte und rieb sich durchs Gesicht.
„Tut mir leid, ich meine, dass mit Harry", sagte ich nach einem kurzen Moment der Stille. Charlie lächelte mir kurz zu.
„Dad, ich ... Ich fahre wieder. Bella geht es so weit wieder gut und ich muss langsam zurück." Dad sah mich an, ohne dass ich eine seiner Gedanken erahnen konnte.
„Klar, ich meine, es war ja fest, dass du wieder fahren würdest." er klang traurig, ob wegen meiner Aussage oder wegen Harry konnte ich nicht genau sagen.
„Ich habe meiner Lehrerin vorhin geschrieben.", er nickte.
„Du weißt doch, dass es nicht ist, weil es mir hier nicht gefällt, oder?" er sah zu mir und nickte.
„Ich fand es nur schön meine beiden Mädchen mal wieder bei mir zu haben, schließlich habe ich dich ewig nicht gesehen." Es tat mir leid, schließlich hatte er recht. Ich war in der Schulzeit nie da und in den Ferien war ich in den letzten Jahren auch nie nach Hause gefahren. Meist, weil Chloé im Internat geblieben war und ich keine Lust hatte, die lange Fahrt auf mich zu nehmen. Doch plötzlich tat es mir leid, dass ich meine Familie so vernachlässigt hatte. Wäre ich häufiger bei ihnen gewesen, hätte Bella und ich uns vielleicht auch nicht so auseinander gelebt.
Ich nahm Charlie in den Arm.
„Ich kann in den Ferien mal vorbeikommen und ich habe ja auch nur noch zwei Jahre." Versuchte ich ihn aufzumuntern.
„Du hast sicher Lust, nach deinem Schulabschluss bei deinem alten Dad rumzuhängen." Ich kicherte über seinen Scherz.
„So schlimm bist du nicht, Dad." Er lächelte nun auch.
Während er mir noch einen Tee machte, sah ich, dass meine Lehrerin mir bereits geantwortet hatte und das an einem Samstag.
Guten Tag Teresa,
schön von dir zu hören, für dich ist jederzeit ein Platz frei, wie besprochen.
Du kannst direkt Montag zurückkommen, obwohl es vielleicht etwas knapp ist mit der Fahrt.
Wie wäre es Mittwoch? Wir stellen dich zwei Tage frei und Mittwoch würdest du auch direkt deinen Test schreiben.
Gib bitte schnellstmöglich Rückmeldung.
Mrs. Kinne
Das ging schnell. Ich hatte gedacht, dass ich ein oder zwei Wochen Zeit hätte, doch vier Tage waren weniger als angenommen. Aber was sprach dagegen? Zwar war ich etwas krank, doch bis Montag sollte es wieder weg sein, das hoffte ich zumindest.
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