• Seventeen •
► Tess ◄
Ich war früher als Bella zu Hause und verkroch mich, nach dem ich meinen Dad begrüßt hatte, in meinem Bett. Gegen sechs Uhr hörte ich jedoch eine Diele aus Bellas Zimmer knarzen. Charlie war unten eingeschlafen, also musste es Bella sein. Komisch, ich hatte die Tür gar nicht gehört. Doch als ich in ihr Zimmer eintrat, stand statt meiner Schwester ein Fremder mitten im Raum. Er wand sich zu mir und ich sah seine roten Augen aufleuchten. Doch bevor ich schreien konnte, stand er vor mir und hielt mir den Mund zu. Seine Hand war eiskalt und sein Griff um meinen Kiefer fest.
Er legte einen Finger auf den Mund und grinste dann. Bevor ich etwas machen konnte, war er auch schon verschwunden, ohne dass ich sagen konnte wohin. Alles, was ich gesehen hatte, waren seine bösen roten Augen und ein Shirt von Bella, dass er in der Hand gehalten hatte.
Wie versteinert stand ich im Zimmer, versuchte eine logische Erklärung für diesen kurzen Augenblick zu finden. Paul hatte von Vampiren erzählt und dass sie rote Augen hatten, doch warum war ich dann nicht tot.
Von unten drangen Stimmen zu mir hoch. Bella musste wieder da sein. Ich schaffe es erst nach einer gefühlten Ewigkeit, mich aus meiner Starre zu lösen.
Im Flur kam mir bereits Bella und ein Junge in ihrem Alter entgegen.
Der Junge, der Edward sein musste, lief jedoch an mir vorbei und direkt in Bellas Zimmer.
„Hier war ein Vampir.", also war es keine Einbildung gewesen.
„Edward, das ist meine Schwester Tess, Tess, das ist Edward." ich versuchte ihm zu zulächeln, doch es fühlte sich sehr gezwungen an.
„Wir müssen mit den anderen darüber sprechen." Er sprach mit Bella.
„Okay, aber Tess kommt mit." Edward sah zu mir und nickte dann. Wohin mit? Zu Edward, das hieß ich würde zu den Cullens gehen und das wiederum, dass ich in einem Haus voller Vampire sein würde. Ich wusste nicht genau, ob mir das gefiel, aber alleine hier bleiben wollte ich auf jeden Fall nicht.
Edward fuhr einen schicken und wahrscheinlich unheimlich teuren Wagen.
Die Fahrt dauert nicht lange, Edward hatte mit jemandem namens Jasper telefoniert. Er und Emmet (wohl weitere Vampire und welche aus Edwards Familie) wollten die Spur des Vampirs verfolgen. Edward hatte einen fremden Vampir gerochen, doch mich fragte keiner. Wahrscheinlich weil ich im Flur gestanden hatte, ging Bellas Freund wohl davon aus, dass ich nichts gesehen hatte.
Das Haus der Cullens war modern, elegant und riesengroß. Dazu noch mitten im Wald gelegen, da sie wahrscheinlich ihre Ruhe haben wollte.
Vor der gewaltigen Glastür zögerte ich, mir widerstrebte es etwas, die Schwelle in ein Haus voller Vampire zu übertreten, zumal sie Paul als blutrünstige Monster beschrieben hatte.
Bella merkte meine Unsicherheit wohl, denn sie wand sich zu mir um.
„Keine Angst, sie werden dir nichts tun."
„Ja, Ehrenwort." Ein großer und muskulöser Mann stand plötzlich neben mir. Neben ihm stand ein schmalerer blonder Mann, der mir etwas zu lächelte. Bella stellte mir sie als Emmet und Jasper vor. Ich wollte nicht, dass man meine Unsicherheit und auch die Angst merkte, also setze ich mich in Bewegung und betrat das Haus mit Bella zusammen.
Von innen war es nicht minder schön als von außen, ganz anders als erwartet. Doch was hatte ich mir vorgestellt, wie Vampire lebten?
Neben Emmet und Jesper, stellten sich mir noch Carlisle, Esme und Alice vor, die mir mit den Worten um den Hals gefallen war, dass Bellas Familie auch ihre Familie sei. Rosalie, eine blonde Schönheit, wirkte abweisend mir gegenüber.
Ich setzte mich auf ein Sofa und lauschte der Diskussion. Ich verstand recht wenig, es ging um die Frage, wer der fremde Vampir in Bellas Zimmer gewesen war.
Vermutungen wurden geäußert, ob es die Volturi oder doch Victoria gewesen seien, doch nur mit dem Namen Victoria konnte ich etwas anfangen. Alice meinte, dass sie die Entscheidungen beider beobachtet hatte und so beide ausschließen würde, dahinterzustecken. Auch das verstand ich nicht richtig. Entscheidungen beobachten? Ich versuchte mein Unwissen zu verbergen, da ich hier ungern Fragen stellen wollte. Vielleicht konnte Paul mir Antworten geben, die mir weiter helfen würde. Ich beschloss, ihn morgen danach zu fragen.
Ich hatte eigentlich gedacht alles zu wissen, doch das Gespräch zeigte mir, wie wenig ich über Vampire begriffen hatte.
„Ich habe ihn gesehen.", sagte ich plötzlich. Edward hatte gerade gesagt, dass er den Geruch nicht gekannte hatte.
Alle Augen lagen plötzlich auf mir.
„Ich habe ein Geräusch aus Bellas Zimmer gehört und dachte sie sei zurück, aber ..." ich brach ab.
Ich sah, dass Carlisle Edward einen fragenden Blick zu warf.
„Ich kann ihre Gedanken genauso wenig wie Bellas lesen." Oh ja klar, Gedankenlesen. Ich fühlte mich sowieso schon schwach, doch neben Schnelligkeit und Stärke, hatten Vampire natürlich auch noch Gaben. Ich versuchte auch darüber nicht nachzudenken.
„Wie hat er ausgesehen.", ich überlegte.
„Er war ungefähr in meinem Alter, vielleicht etwas älter. Nur ein wenig größer und dunkle Haare. Aber ich kannte ihn nicht, obwohl ich das Gefühl nicht loswerde ihn schon irgendwo gesehen zu haben.", das letzte murmelte ich eher zu mir selber. Doch alle scheinen es gehört zu haben.
„Dann war es kein Nomade", sagte Jasper.
„Er hätte Tess nicht am Leben gelassen, wenn er einer wäre." Kurz wurde mir schlecht. Das ganze Übernatürliche war etwas viel für mich, nicht nur Vampire und Werwölfe, sondern auch, dass hier über Tod so leichtfertig gesprochen wurde, machte mir zu schaffen.
Plötzlich fiel mir noch etwas ein.
„Er hat Bellas Shirt mitgenommen, ein rotes." Alle wirkten etwas nachdenklich. Carlisle ergriff zuerst wieder das Word.
„Wir werden Bella und Tess abwechselnd bewachen."
„Schon wieder ein Auftrag zu Bellas Schutz?" Rosalie klang genervt und ich sah Bella fragend an. Sie nickte und gab mir zu verstehen, dass sie es nicht jetzt erklären würde.
Bella stimmte Rosalie zu, auch wenn Edward, nicht begeistert war, stimmte er schließlich zu, dass die Werwölfe helfen würden oder zumindest Bella sie fragen würde.
Edward wollte Bella und mich wieder nach Hause fahren, doch bevor Bella ins Auto stieg, hielt ich ihren Arm fest.
„Wäre es okay, wenn ich nicht zu Hause schlafe? Ich meine, kannst du Dad irgendetwas erzählen?"
„Wohin willst du denn? Edward wird uns zu Hause beschützen, heute Nacht ist es nirgends sicherer." Mir schoss die Röte ins Gesicht.
„Ich will, naja, ins Reservat." Bella grinste plötzlich. Sie schien sich an den Nachmittag zu erinnern.
„Ich lass mir etwas für Dad einfallen. Ich sage einfach, dass du bei Quil bist." Dankend umarmte ich sie.
„Edward, kannst du Tess fahren?" Doch bevor er etwas sagen konnte, stand Alice neben mir und sagte, sie würde mich zur Grenze des Reservates bringen.
Zwar fühlte ich mich unwohl, alleine mit einem Vampir im Auto zu sitzen, doch alleine zum Reservat zu laufen, wäre gefährlicher. Vor allem, da der Fremde noch irgendwo da draußen war.
„Wölfe sind kein guter Umgang." Sagte Alice als wir ein paar Minuten still gefahren waren.
„Vampire schon?", murmelte ich und hoffte sofort, dass sie es nicht gehört hatte.
„Naja besser als diese ...", sie brach ihre Beleidigung ab, schien zu merkten, dass ich offensichtlich Sympathie für die Reservatbewohner hegte.
„Du bist jederzeit bei uns willkommen und du brauchst keine Angst zu haben, wir tun dir wirklich nichts." Alice erinnerte mich plötzlich an Chloé, beide waren so freundlich und quirlig. Auch wenn ich mich immer noch etwas unwohl fühlte, hatte ich weniger Angst, denn auch wenn Alice die Wölfe nicht leiden konnte, war sie zu mir sehr freundlich.
Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Wir hielten mitten im Wald an einer kleinen Steinbrücke, die Autos über einen Bach führte.
„So, hier ist Ende." Sie stieg aus, was ich ihr gleich tat.
„Ich würde dich gern weiter bringe, aber der Packt und so."
„Packt?" Alice kam ums Auto und stand neben mir.
„Naja, wir dürfen nicht auf das Gebiet der Wölfe, dafür lassen sie uns hier in der Gegend leben. Der Vertrag ist schon sehr alt und vor mehreren Jahrzehnten geschlossen worden. Wenn wir die Grenze überqueren oder einen Menschen verletzen, ist der Packt gebrochen." Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was dann passieren würde.
„Naja. Danke fürs Fahren." Alice umarmte mich.
„Ach dafür doch nicht. Pass auf dich auf und komm mal wieder vorbei." Ich nickte und winkte zum Abschied, auch wenn ich nicht genau wusste, ob ich wirklich vorbeikommen würde.
Alice stieg wieder ein und ich sah den Rücklichtern des Autos kurz nach.
Ich zog meine Jacke um mich, nicht nur wegen der Kälte, sondern weil ich, das Gefühl hatte, dass ich nicht alleine war.
Plötzlich knackte hinter mir ein Ast. Mit einem kleinen Schrei drehte ich mich um. Mein Herz raste, den kleinen Augenblick, den ich brauchte, um zu begreifen, dass Paul vor mir stand. Er war in seiner Wolfsform und hatte die Zähne gefletscht. Doch als er mich erkannte, entspannten sich seine Züge. Hinter ihm standen noch zwei weitere Wölfe. Vielleicht Quil und Embry? Ich konnte es nicht genau sagen.
„Hi Jungs.", murmelte ich. Paul kam langsam näher, schien zu prüfen, ob ich Angst hatte, doch das hatte ich nicht. Im Gegenteil, ich fühlte mich in Gegenwart der drei riesigen Wölfe sogar wohl.
Kurz vor mir stoppte Paul. Konnte er riechen, dass ich bei den Cullens war oder hatte er Alice gesehen? Hoffentlich nicht, ich wusste, dass er sie nicht leiden konnte und ich wusste nicht genau wie er reagieren würde.
Wie von selbst legte ich meine Hand in sein Fell. Er schmiegte sich an mich und ich genoss den schönen, wenn auch etwas seltsamen Moment.
Das trübe Licht des Mondes beschien nur leicht die Straße.
Ich setzte mich wieder in Bewegung.
„Ich hoffe, es ist okay, dass ich vorbeigekommen bin. Vielleicht hätte ich vorher anrufen sollen." Dann kicherte ich.
„Warum frage ich überhaupt, ihr könnt mir sowieso nicht antworten." Paul und auch die beiden anderen Wölfe trottete neben mir her. Nach ein paar Minuten verschwand jedoch alle drei im Wald, ich lief weiter, wahrscheinlich wollten sie sich nur verwanden.
Nur wenige Sekunden später stieß Paul zu mir. Wie ich es vermutet hatte, waren Embry und Quil bei ihm.
„Wo warst du?", überrascht sah ich zu meinem Freund? War es überhaupt mein Freund? Richtig zusammen waren wir nicht, aber nur bekannte auch nicht. Seine Frage klang barsch und er schien seine Wut zu unterdrücken. War er wirklich sauer?
„Bei den Cullens.", zwar hätte ich es lieber vermieden heute Abend darüber zu sprechen, doch er schein es sowieso zu ahnen.
„Haben sie dir was getan? Warum bist du dort hingegangen?" Ich sah kurz zu Embry und Quil. Auch ihre Gesichter waren alles andere als entspannt. War der Hass zwischen den Cullens und dem Reservat doch so groß? Doch warum hatten sie dann einen Vertrag geschlossen?
„Sie haben mir nichts getan. Sie haben mich beschützt." Ich bekam immer weniger Lust darüber zu reden, viel lieber wäre ich schlafen gegangen. Doch da wir sowieso noch laufen mussten, blieb mir nichts anderes übrig als zu reden.
Bevor einer der Jungs etwas sagen konnte, sprach ich weiter: „Ein fremder Vampir war bei uns im Haus." Ich sah im Augenwinkel, dass sich Paul anspannte.
Wieder kamen mir diese kalten roten Augen in den Sinn. Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus bei der Erinnerung.
„Edward wollte Bella besuchen und hat uns, als er es bemerkt hat, zu seiner Familie genommen."
„Du hättest herkommen können.", ich blieb stehen und verschränkte die Arme.
„Ich bin jetzt hier, außerdem habe ich kein Auto." Es machte mich sauer, dass nicht nur die Wölfe, sondern auch die Vampire einen so tiefen Hass in sich trugen. Paul schien kurz mit sich zu kämpfen, doch dann entspannte sich sein Gesicht etwas.
Er streckte seine Hand nach mir aus und ich ergriff sie nach kurzem Zögern. Paul schien es nichts auszumachen, seine Zuneigung vor seinen Freunden zu zeigen. Da es noch so frisch und nichts Festes war, fühlte ich mich jedoch etwas unsicher.
Doch weder Quil noch Embry schenkten der Geste große Beachtung.
„Bella wird euch morgen fragen, ob ihr helfen werdet." Ich sprach leise, doch wusste inzwischen, dass sie mich hörten.
„Sie und auch die Cullens befürchten, dass er wieder kommt." Die Jungs warfen sich Blicke zu.
„Was haben sie über den Blutsauger gesagt?", ich versuchte mich an alles zu erinnern, was heute Abend gesagt wurde.
„Sie meinten, dass er noch zu Victoria oder den Volturis gehört, aber auch kein einfacher Reisender ist." Ich schwieg kurz. „Sonst hätte er mich und Charlie nicht am Leben gelassen." Ich spürte erneut, dass Paul sich anspannte, seine Hand drückte meine fest und ich hatte das Gefühl, dass er näher zu mir rückte.
„Sie kennen ihn aber nicht. Sie haben seine Spur verfolgt, doch nichts gefunden." Etwas brannte mir noch auf der Zunge, doch ich wollte nicht, dass Paul noch mehr Angst um mich hatte. Ich schob es erstmal beiseite und versuchte ein paar andere Fragen zu klären.
„Was meinte Alice, als sie sagte, dass sie die Entscheidungen beobachtet?" Embry und Paul schnaubten.
„Sie kann in die Zukunft sehen oder sowas." Ich biss mir auf die Wange, ich fühlte mich immer kleiner und verlorener in dieser Welt.
„Wer sind die Volturi?" Diesmal antwortete Quil.
„Irgendwelche Vampire in Italien. Sie sind sowas wie die Herrscher der Vampire oder so." Sowas gab es? Doch wirklich schocken konnte es mich nicht mehr.
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