Kapitel 2 - Damals
Die Party von Jay Park war nun schon eine Woche her. Es war zum Mäuse melken für alle Beteiligten. Jimin hätte sich am liebsten selbst dafür in den Arsch gebissen, dass er dort aufgetaucht war, denn nun plagten ihn wieder Schlafstörungen und Alpträume, dazu waren seine seelischen Schmerzen wieder präsent. Er hatte sie doch so gut im Griff gehabt, wieso musste ihn ein einziges Treffen so aus der Bahn werfen. Das einzig Gute an der Sache war, dass er seit zwei Tagen auf die kleine Yuna aufpassen durfte, da Key und Minho für zwei Tage geschäftlich weggefahren waren. So hatte er Ablenkung und konnte für ein paar Stunden die bösen Gedanken verbannen. Außerdem liebte Jimin Kinder, vor allem Yuna. Die Kleine war sein ein und alles. Denn ihm wurde es damals verwehrt diese Erfahrung zu machen.
Doch Jimin war nicht der einzige, der mit der Begegnung zu kämpfen hatte. Yoongi ging es nicht anders. Als er Jimin auf der Party gesehen hatte, hätte er ihn am liebsten in den Arm genommen, ihn nie wieder losgelassen und ihm gesagt wie sehr er ihn doch liebte und vermisste und auf das Geschehene pfeifen würde, doch er war mit Ari ‚zusammen'. Nachdem Jimin weitergegangen war, war Yoongi auch direkt von der Party verschwunden, mit der Ausrede ihm wäre schlecht von dem Austern-Gericht am Mittag. Er brauchte seine Ruhe. Selbst nach 10 Jahren konnte er nicht aufhören seinen verlorenen Engel zu lieben. Der Koreaner ließ es sich zwar nicht anmerken, doch die Anderen bekamen es anhand seiner Stimmung zu spüren. Yoongi war genervt und zog sich wieder mehr zurück. Selbst Ari war da keine große Hilfe. Sie wiederum war genau wie ihre Eltern sichtlich genervt, dass sie Jimin begegnet waren. Sie dachten sie wären ihn mit seinem Auszug damals losgeworden, aber Fehlanzeige. Dazu kam, dass er sich noch gut mit Jay Park verstand. Sie wollten nicht, dass Jimin Kontakte oder gar Freundschaften in ihrem Umfeld knüpfte. Woher Jimin das Geld hatte wollten sie auch dringend wissen, denn sie waren bislang in dem Glauben gewesen, er würde als Kellner irgendwo Jobben und gerade so über die Runden kommen.
Dann gab es da noch Taehyung, der in der Nacht der Party nur noch in Hoseoks Armen gelegen und bitterlich geweint hatte. Er hätte Hobi gerne erzählt warum er so mitgenommen gewesen war, doch das konnte er nicht. Schließlich musste er erstmal ein paar Sachen aufklären bevor er mit seiner Vermutung um sich schlug. Sein Mann tröstete ihn so gut es ging. Ihm brach es das Herz den Jüngeren so aufgewühlt und fertig zu sehen. Tae ließ ihn in dem Glauben, dass es einzig und alleine daran lag, dass er Jimin vermisste und die Begegnung ihn so aus der Bahn geworfen habe, doch das war nur ein Viertel der Wahrheit. Denn Taehyung war Jimin an dem Abend der Party auf den Balkon gefolgt. Zu den Anderen hat er gesagt er müsse auf die Toilette. Taehyung kannte Jimin gut und hatte damals viel mit ihm erlebt aber ihn so fertig zu sehen, dass war neu für ihn gewesen. Wie er dort auf der Bank saß, laut schluchzend, mit verweintem Gesicht, in die Ferne geschaut hatte und voller Schmerz und Trauer seinem Telefon erzählt hatte was in ihm vorging. Wenn er daran zurück dachte, krampfte sich sein Herz unangenehm zusammen. Das war an dem Abend zu viel für Taehyung gewesen und er war mit Hoseok direkt nach Hause gefahren.
Der Rothaarige hatte nach diesem Abend einen Entschluss gefasst. Er wollte von Jimin erfahren was damals wirklich passiert war. Zumindest wollte er seine Version hören, denn aus dem Telefonat der Nacht ließ sich lediglich entnehmen, dass Jimin von rein gar nichts wusste und das machte Taehyung stutzig. Wenn er ehrlich zu sich selber war, wusste er damals schon, dass da etwas faul sein musste, doch sein Stolz hatte ihn zurückgehalten. Hätte er doch einfach alles runtergeschluckt und mit Jimin geredet, so oft wie sein damaliger bester Freund dies bei ihm und den Anderen versucht hatte. Was für ein Mensch würde denn bitte so etwas abziehen und danach versuchen so oft wie möglich mit den Betroffenen zu sprechen? Richtig - keiner! Nur hatte Tae dies erst viel zu spät verstanden und dann war Jimin plötzlich weg. Wenn er daran zurück dachte, war es eine harte Zeit für jeden einzelnen von ihnen gewesen. Die einzige Person die fröhlich gewesen war und versucht hatte alle aufzumuntern war Ari. Jimin war wohl der einzige der ihm sagen konnte ob das alles so richtig lief. Eine Gewisse Aufregung macht sich in dem Koreaner breit. Er wusste weder wie Jimin reagieren würde, noch ob er den Mut hatte bei Jimin zu klingeln ohne einen Rückzieher zu machen. Doch sein Wille war stark genug sich seinen besten Freund zurück zu holen. Nach zehn Jahren war es genug.
Taehyung raufte sich seufzend die Haare und suchte sich gerade ein Parkplatz, um bei seinem Lieblingscafé eine heiße Schokolade und einen Karamell Macchiato zu kaufen. Er hoffte, dass sein damaliger bester Freund noch immer so verliebt in dieses Getränk seien würde. Als er das Café betrat kam ihm schon der süßliche Geruch von leckeren Gebäck und der herbe von Kaffee entgegen. Taehyung stellte sich an die kleine dunkelbraune Holz Theke. Der Barista schaute ihn freundlich lächelnd an. „Guten Tag, was darf es für sie sein?" - „Hallo, eine venti Hot Chocolate und einen venti Karamell Macchiato zum mitnehmen, bitte." gab der Rothaarige seine Bestellung auf. Der Barista nannte den Preis und Taehyung hielt seine Karte über das Lesegerät. Mit einem Ping war die Bestellung bezahlt und er stellte sich zwei Meter weiter zur Ausgabe. Was er nicht sah, war das Jin gerade den Laden betrat und direkt auf ihn zusteuerte. „Taehyung." flötete der Ältere gut gelaunt und zog Tae gleich in eine herzliche Umarmung, welche Taehyung unsicher erwiderte. Er fühlte sich irgendwie erwischt. Als würde er seine Freunde hintergehen oder etwas Illegales anstellen. Wie sollte er Jin denn jetzt abwimmeln. „H-Hey Hyung.." erwiderte der Jüngere ertappt. Jin würde fragen stellen wenn er die bestellten Getränke sähe. „Schön, dass ich dich treffe, ich wollte sowieso bei dir im Büro vorbeikommen. Ich dachte wir machen heute etwas zusammen, da Hobi und Joonie beide nicht daheim sind." schlug Jin fröhlich grinsend vor. Taehyung lachte unsicher und kratzte sich an seinem Unterarm. „Ehm... an sich gerne aber ich bin schon verabredet Hyung." stammelte der Rothaarige nervös. Er wollte Jin nicht anlügen also musste er wohl um den heißen Brei reden. Sein Hyung zog die Augenbrauen skeptisch zusammen. „Ich bestell mir kurz meinen Kaffee und dann kannst du mir ja erzählen wo du hin möchtest.". Unsicher und ergeben nickte Taehyung auf die Aussage. Ihn blieb wohl nichts anderes übrig. Jin müsste sowieso schon Verdacht geschöpft haben, dass irgendetwas nicht stimmte, denn Tae benahm sich sonst nie so. Er erzählte eigentlich immer wo er hin ging oder mit wem er sich traf. Er wollte nicht, dass Jin auf die Idee kam er könnte Hobi betrügen oder Ähnliches. Ein Seufzen verließ seinen Mund und er sah wie seine Getränke auf den Ausgabe Tresen gestellt wurden. Er bedankte sich Kopfnickend und nahm seine Bestellung mit, um sich im nächsten Moment an einen kleinen Tisch zu setzen.
Wie erklärt er seinem Hyung am besten wo er hin wollte? Er betete, dass Jin nicht ausrasten würde oder versuchte ihm sein Vorhaben auszureden. Er wollte mit Jimin reden und die Sachen klar stellen. Erstens brauchte er ihn endlich wieder in seinem Leben, auch wenn er die anderen fünf hatte und zweitens war er durch das Telefonat stutzig geworden. Anscheinend hatte hier irgendjemand falsche Spiele gespielt. Doch egal welches Ergebnis das heutige Gespräch bringen würde, er wäre stolz auf sich endlich mit Jimin geredet zu haben. Seine Gedanken wurden unterbrochen als sich sein Hyung zu ihm setzte. „So, dann erzähl mal." forderte Jin ihn auf. Der Rothaarige atmete tief durch. „Ich wollte zu Jimin." Jetzt war es raus. Unsicher schaute er zu dem Älteren. Dieser jedoch machte keine Anstalten auszurasten oder böse zu werden, doch antworten tat er auch nicht. Also fügte Taehyung noch hinzu: „Auf der Party bin ich Jimin auf die Terrasse gefolgt und habe ein Gespräch mitbekommen." Als er daran zurück dachte bildete sich gleich ein Kloß in seinem Hals. Der Anblick ließ ihn immer noch traurig werden. „Was für ein Gespräch?" fragte Jin Hyung endlich. Er klang nicht genervt oder abfällig sondern interessiert. Ob Jin auch schon mal mit dem Gedanken gespielt hatte mit Jimin zu reden? Schließlich wusste Tae, dass sein Hyung Jimin mehr als alles andere vermisste. Jimin war immer sein Küken gewesen. „Hyung... Ich habe Jimin noch nie so gesehen... Er hat mit jemanden telefoniert und war total aufgelöst und am weinen." er seufzte schwer. „Außerdem hat er Sachen gesagt die mich nur noch mehr daran zweifeln lassen, dass Jimin damals verantwortlich war.". Nachdem Tae das gesagt hatte schaute er aus dem großen Fenster raus auf die belebten Straßen Seouls.
„Du zweifelst also auch an der ganzen Sache.", stellte Jin fest und nahm ein Schluck von seinem Iced Americano. Überrascht drehte Taehyung seinen Kopf wieder zu seinem Hyung und schaute diesen mit großen Augen an. Bevor er jedoch etwas sagen konnte sprach Jin weiter. „Ich zweifle schon sehr sehr lange daran. Ehrlich gesagt konnte ich mir nie vorstellen das Jimin sich so verstellen könnte. Er war immer direkt und hat alles angesprochen wenn ihn etwas gestört hat. Das was passiert ist passte nicht zu ihm. So gar nicht. Seine Worte haben mich nur leider so verletzt und geblendet, dass ich in dem Glauben war Jimin würde so etwas tun. Aber unser Mochi hätte das alles persönlich besprochen und nicht per Brief während er in Japan war. Außerdem würde er so etwas nicht machen.". Taehyung war mehr als erleichtert über diese Worte. Er dachte immer, dass alle außer ihm einen ziemlichen Groll gegenüber Jimin hegten, doch dem war wohl nicht so. Jimin war seit jeher ein Tabu Thema unter den sechs Freunden. Jeder versuchte selber damit klar zu kommen. „Genau dasselbe ist es bei mir. Ich kann und will nicht glauben, dass Jimin diese Briefe damals verfasst hat." - „Dann fahren wir jetzt zu ihm und klären das."
Jimin saß auf seinem Bett und kraulte mit seiner rechten Hand Suga und mit seiner linken Yuna. Die Kleine sollte ihren Mittagsschlaf machen, ihre Augen fielen ihr auch schon die ganze Zeit zu. So langsam sollte sie auch einschlafen, was sie zu Jimins Glück auch tat. Schließlich hatten die beiden viel gespielt und waren auch draussen gewesen. Wenn Yuna bei ihm war, machte sie immer mit Suga in seinem Bett ihren Mittagsschlaf. Während er die beiden kraulte summte er eine Melodie, die Yoongi damals für ihn geschrieben hat, als Jimin ziemlich schlimme Schlafprobleme gehabt hatte. Er liebte sie. Diese Melodie brachte Jimin immer noch zur Ruhe. Manchmal saß der Koreaner auf dem schwarzen Lederstuhl im Genius Lab und hörte sich Yoongis Songs an, die er geschrieben und dort aufgenommen hatte. Oft saß Suga auf Jimins schoß und war seine seelische Stütze. Ob Yoongi mittlerweile ein neues Studio hatte? Bestimmt, er liebte die Musik schon immer und für Jimin war es nicht vorstellbar das sein Ex diese aufgeben würde. Yoongi hat die Musik über alles geliebt.
Yuna war mittlerweile eingeschlafen und auch Suga hatte die Augen fest geschlossen, was Jimin wenig wunderte. Schließlich war der eigentliche Namensträger auch viel und gerne am schlafen. Als Jimin seinen Kater damals zu sich geholt hatte, trug er nur einen Tierheim Namen ‚Lord Kuschelwuschel'. Wer auch immer sich diesen Namen ausgedacht hatte. Bestimmt eine süße alte Omi. Jedenfalls stand für Jimin fest, dass er den Kater umbenennen würde, allerdings wollte er die Flauschkugel vorher besser kennen lernen. Das Ende vom Lied war - der Kater schlief viel, mochte Ruhe und sein Lieblingsplatz war der Sessel im Genius Lab. Also nannte Jimin ihn Suga, Yoongis alter Spitzname.
Während Jimin versuchte sich aus dem Bett zu schälen, ohne die beiden Süßen zu wecken, hörte er die Klingel seines Penthouses läuten. Er erwartete doch keinen Besuch. Kaum jemand wusste wo er wohnte. Jay, Key und Minho würden es nicht sein, sie hätten ihm geschrieben. Der Paketbote würde die Pakete unten an der Rezeption abgeben. Yoongi hat einen Schlüssel, außerdem war er der letzte der in Frage kam, schließlich hatte er ihn die letzten zehn Jahre nicht besucht. Also warum sollte er es ausgerechnet jetzt tun?
Noch ein letzter Blick in sein Schlafzimmer, nur um zu prüfen ob Yuna noch schlief und in der Tat, sie schlief wie ein Stein. Jimin lächelte traurig ehe er die Treppe runterging. Er liebte Yuna über alles. Nur konnte er nicht anders als an ihn zu denken, wenn er sie sah. Yuna gab ihm das was er nie haben würde. Für sie wollte er ein guter Onkel sein, wenn er schon kein Vater sein konnte. Sein Weg führte ihn zu seiner Wohnungstür, bevor er diese allerdings öffnete, schaute er zuerst auf den kleinen Bildschirm rechts neben der Tür, den er kurzerhand anstellte. Dort erschien nach einer Sekunde ein Bild und zeigte ihm wer sich vor seiner Tür befand. Das körnige Bild ließ ihn überrascht die Luft einziehen. Damit hatte er im Leben nicht gerechnet. Was wollten sie hier? Wieso auf einmal? Woher hatten sie seine Adresse? Von Yoongi? Darauf würde er nur eine Antwort kriegen wenn er die Tür öffnete. Einmal tief durchgeatmet und dann drückte er den Summer.
Vor ihm, im Flur, standen keine geringeren als Kim Seokjin und Kim Taehyung mit drei To-Go Bechern in den Händen. Jimin wusste nicht was er denken oder fühlen sollte. Doch er hatte sein Fake-Lächeln automatisch aufgesetzt, auch wenn sie mal Freunde waren. „Hallo, wie komme ich zu der Ehre? Wurdet ihr geschickt? Von meinen Erzeugern oder von Ari?" hakte er gezielt nach. Eigentlich wollte Jimin ihnen direkt in die Arme fallen, doch verkniff er sich das, ihm fehlten entscheidende Information. Er traute ihnen nicht zu ihn im Auftrag seiner Erzeugern auszuspionieren, doch hatte er sie zehn Jahre nicht gesehen oder gesprochen. In der Zeit hatte sich einiges verändern können. Also waren sie im Endeffekt Fremde. So sehr dieser Gedanke ihn auch schmerzte.
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