Zweifel

6. Kapitel

Für Harry fühlte sich alles surreal an.

So, als würde er träumen.

Schweigend liefen sie zusammen zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde.

Er fand es aufregend seine Eltern kennen lernen zu können, aber ihm war auch klar wie schwierig die ganze Sache werden wird.

Sie werden Antworten erwarten. Auch musste er vorgaukeln als wäre alles ok. Aber es war garnichts ok. Er erinnerte sich nicht, ob schon jemals eine Sache in seinem Leben ok war.

Er wusste auch sehr wenig von seinen Eltern. So gut wie nichts! Natürlich, Sirius und Remus haben ihm viel erzählt, aber es war einfach nicht das gleiche als sie wirklich zu kennen. Er wird auffliegen, er wird sowass von auffliegen.

Der Schwarzhaarige ballte seine Hände und spürte, wie die Nägel sich in sein Fleisch gruben.

Sie werden es merken und von seiner Vergangenheit erfahren. Doch es gab noch den Vertrag an den er seine Hoffnungen hatte. Er zwang sich tief durch zu atmen.

Denn egal wie sie ihn auspressen, er kann zu bestimmten Themen einfach nichts sagen.

Ihn schauderte, als er sich vorstellte sie würden von den Dursleys und seiner Kindheit erfahren oder von seinen letzten 5 Jahren in Hogwarts.

Doch er will nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.

McGonnagal hielt vor einem Klassenzimmer an und öffnete die Tür.

„Ich werde sie am Anfang der Stunde kurz vorstellen, Mr. Potter. Setzen Sie sich schon einmal."

Gehorsam hockte sich jeder von ihnen auf einem Platz und warteten, das ihre Klassenkameraden aus Zaubertränke hierher kamen. Harrys haut prickelte.

„Hey? Alles klar?" fragte sein Vater, der sich neben ihn gesetzt hatte.

„Ja, es ist alles in Ordnung." er zwang sich, zu lächeln und wich der Unterhaltung aus, indem er begann seine Sachen auf den Tisch zu legen und sein Buch aufzuschlagen.

Als die ersten Schüler eintraten, ignorierte er sie und sah aus dem Fenster oder lass in seinem Buch, während er wartete das alle da waren.

Er hörte Geflüster und Fragen um sich. Er war froh das sich die Rumtreiber um ihn gesetzt haben und er konnte sich noch eine Weile entspannen.

„Ruhe Klasse. Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen bevor wir mit dem Unterricht beginnen. Mr. Potter, wenn Sie kurz kommen würden."

Harry stand auf und ging zu Professor McGonnagals Pult. Er erinnerte ihn an seine Grundschulzeit zurück. So wurden neue Schüler die mitten im Jahr in die Klasse kamen auch vorgestellt. Harry hatte immer Mitleid mit ihnen.

„Das ist Mr. Harry Potter und ich weiß, dass sie den gestrigen Vorfall noch gut in Erinnerung haben. Doch ich möchte Ihnen versichern, dass sie sich keinerlei Sorgen machen müssen. Der Todesser wurde festgenommen und ins Ministerium gebracht und Mr. Potter wird während seines Aufenthaltes hier am Unterricht teilnehmen bis er wieder nach Hause kann. Ich bitte Sie nur rücksichtsvoll und vernünftig zu sein. Vielen Dank."

Die ganze Zeit über hatte seine Professorin ihn mit einer Hand an der Schulter gehalten und er hielt seinen Blick auf einen unbestimmten Punkt. Als er entlassen wurde, ging er ohne jemanden anzusehen ruhig zurück zu seinem Platz und setzte sich.

Der ganze Unterricht schien sich grausam in die Länge zu ziehen. Er war unkonzentriert und er gab es schnell auf McGonnagals wörtern zu folgen. Als seine Augen drohten wieder zu zu fallen versuchte er sich abzulenken. Er blickte sich im Klassenzimmer um. Da sie sich eher auf den hinteren Plätzen befanden konnte er nur die Rücken der Schüler erkennen. Er suchte nach einem roten Haarschopf und es dauerte nicht lang, bis er sie fand. Sie saß ganz vorne neben einem anderen Mädchen mit braunem Haaren. Sie war wahrscheinlich eine Freundin. Er fragte sich, wo sie jetzt in der Zukunft war.

„Mr. Potter bekomme ich bitte Ihre Aufmerksamkeit." Harry hatte gar nicht mitbekommen, dass McGonnagal ihn angesprochen hatte.

„Entschuldigung Professor. Was haben Sie gleich nochmal gesagt?" McGonnagal sah ihn geduldig an.

„Fassen Sie bitte meinen Vortrag über Verklärungen mit Tieren zusammen."

„Ähm..." wieso musste McGonnagal das tun? Sie wusste ganz genau, dass er müde war.

Er versuchte sich so gut es ging zu erinnern. "Man sollte Gegenstände nehmen, die dem jeweiligen Tier ähneln."

McGonnagal nickte. "Ich lasse es durchgehen, aber ich erwarte mehr Aufmerksamkeit von Ihnen. Nun fahren wir fort. Wie auf Seite zehn schon erklärt..."

Als der Unterricht endete, packte er seine Sachen so langsam wie möglich ein.

Remus hielt ihm sein Buch hin, damit er es einpacken konnte. „Sie will nur, dass du keine Extrabehandlung bekommst, ihr ist klar, dass du eigentlich noch garnicht Unterrichtsreif bist."

Remus war gut darin Leute aufzumuntern, das war schon immer so.

Er lächelte gezwungen und nickte.

„Was haben wir als nächstes?"

„Pflege Magischer Geschöpfe."

Super! Das war fantastisch! Er stöhnte.

„Ich glaube, da steht jemand nicht auf schleimige Würmer und warzige Kröten." Sirius lachte.

Harry sah ihn an. Sein Sirius lachte selten auf diese weise. Das war ihm schon vorher aufgefallen. Er lachte auch viel häufiger. Sirius war glücklich und so voller Energie, dass wenn er es nicht  besser wüsste, Sirius nicht wieder erkannt hätte. Askaban hatte doch mehr von ihm genommen, als Harry sich vorstellen konnte. Er fragte sich, ob er so geblieben wäre, wenn nicht alles passiert wäre, was passiert ist.

Sein Herz machte einen Stich und er merkte, wie die Gefühle ihn überwältigten. Harry lächelte den Schwarzhaarigen gezwungen an.

„Ich gehe schon mal zu Magische Geschöpfe. Ich muss nur kurz meinen Kopf frei bekommen." Er ging aus dem Klassenzimmer ohne darauf zu achten, dass die anderen folgten.

Schüler beobachteten ihn als er sich zwischen ihnen hindurchdrängelte.

„Hey du bist doch Harry, oder?" Fragte jemand hinter ihm und er drehte sich um.

„Hallo, ich bin Alex Robinson." Fragend sah er ihn an. Alex war ein gut gebauter Blonder Junge und auch, wenn er nicht so dick war, erinnerte er ihn an seinen Cousin. Kein gutes Zeichen.

„Hi" sagte er zögernd. Um ihnen hielten einige Schüler an, um unauffällig mitzuhorchen.

„Wie geht es dir? Das war ja ein ziemlicher heftiger Auftritt gestern." sagte er weniger besorgt als neugierig.

„Mir geht es gut, danke. Kann ich was für dich tun?" Er wollte einfach nur in seinen Unterricht.

„Sag, wie kann es sein das du ein Potter bist und wir nie was von dir gehört haben. Du bist doch mit James Potter verwandt, oder?"

„Tut mir leid, aber ich denke das ich jetzt nicht die Zeit habe..."

„Aber wir haben ein Recht auf Antworten."

Harry hob eine Augenbraue.

„Ich denke, das reicht Robinson. Sei nicht so neugierig. Lass ihn doch erst einmal ankommen." Ein Braunhaariger Junge trat vor und funkelte Alex an.

„Ich weiß nicht wieso du dich einmischt, Longbottom. Ich finde nur wir haben das Recht Antworten zu bekommen, wie können wir uns in diesen Zeiten sicher fühlen, wenn jemand rumläuft und wir nichts über ihn wissen."

„Ich denke, dass sich die Professoren und der Schulleiter darum bereits gekümmert haben. Außerdem ist es bestimmt nicht ihre Absicht das wir ihn bedrängen und du bist nicht einmal ein Vertrauensschüler"

„Du bist genauso wenig ein Vertrauensschüler." Er drehte sich zu Harry. „Leute werden täglich von Todessern angegriffen. Ich verstehe nur nicht wieso du hier einfach so..."

„Halt mal die Luft an, Robinson." Sein Vater kam aus dem nichts und stand plötzlich neben ihm. „Denk doch nach, Ravenclaw. Hätte ein Todesser dann wirklich versucht ihn umzubringen? Bist du wirklich so dumm und denkst Harry wär ein Spion für Voldemort oder soetwas? Sehr realistisch, wenn man bedenkt, dass Dumbledore ihn ohne zu zögern aufgenommen hat."

„Das hätte alles nur Show sein können."

„Ja, das will ich sehen wie jemand Dumbledore, allen Lehrern und auch dem Ministerium etwas vorspielt." Auch Remus stand nun neben ihm.

„Jeder kann Fehler machen und es wäre nicht das erste Mal das alle zu gut gläubig wären genauso entstehen Katastrophen und Menschen müssen sterben."

„Jetzt hör aber mal..." Doch Harry eilte nach vorne und stoppte seinen Vater der nach vorne trat.

„Es reicht. Soll er mir doch misstrauen. Mir egal."

Der Gryffindor wand sich zu dem Blonden.

"Ich weiß gerade selbst nicht was passiert und ich kann momentan nichts anderes tun als hier zu bleiben, bis wir einen Weg gefunden haben, wie ich wieder nach Hause kann..."

Der Ravenclaw holte wieder Luft und wollte etwas sagen.

„Robinson, ich glaube es ist besser du hältst deine Klappe bevor die vier hier drüben dich anspringen und dich ins unendliche Verfluchen." Bemerkte Frank.

Er blickte zu den vier Freunden und murmelte etwas unverständliches.

„Wie ihr meint. Wenn ihr es wirklich darauf anlegen wollt." Knurrte Alex und drehte sich um und stampfte weg, gefolgt von den anderen Schülern, die einfach nur zugesehen haben.

„Was war denn mit dem los?" Spuckte James.

Harry sah ihn überrascht an. „Ich denke du brauchst mehr schlaf." Der Gryffindor sah James an und versuchte sich zusammenzureißen.

„Was habt ihr so lange gebraucht?" fragte Frank.

„McGonnagal wollte sich nochmal mit uns kurz unterhalten." Antwortete Remus.

„Und wegen was?" fragte Harry

„Genau wegen so etwas." Sirius zeigte mit einem wütenden Gesicht auf den Ravenclaw. „Sie sagte uns, dass manche Schüler eine ungesunde Neugier haben und dass wir dir damit helfen sollen."

„Das ist doch eigentlich selbstverständlich und bevor Ihr damit anfängt solltet Ihr vielleicht zuerst eure ungesunde Neugier überwinden." Lachte Frank.

„Haha wirklich witzig."

„Ok, ich denke wir sollten uns langsam auf den Weg machen bevor wir zu spät kommen." Murmelte Peter und die anderen nickten zustimmend.

„Danke für deine Hilfe Frank." Bedankte sich der Schwarzhaarige aufrichtig und lief neben ihm.

„Du kennst mich?"

Unsicher nickte er. Er wusste, dass die Rumtreiber mit ihm gut befreundet sind und das er später im Orden sein wird. Er vertraute ihm.

„Woher?" Er sah von James zu Harry und wieder zurück."

„Also kommst du aus der Zukunft!!" Fragte er gespielt erschrocken.

„Wo hast du denn das her?!"

„Ihr kennt anscheinend die Gerüchteküche von Hogwarts noch nicht, Leute."

„Oh doch und wie wir die kennen. Wir sind schließlich Lieblingsthema."

Frank nickte lachend."Meine Lieblingstheorien sind:
1.Er ist ein ferner Verwanter aus dem Ausland
2.Er ist dein Sohn
3. Er ist ein Spion-Todesser, gibt sich als 16 Jähriger aus mit der Aufgabe, Dumbledore im Schlaf mit seinem eigenen Bart zu erwürgen.

"Also stimmt es?" flüsterte Frank verschwörerisch und lächelte dabei ungläubig. Es wäre nicht das erste mal das sie ihn veräppelten, aber dan sah er sich die ernsten Gesichter an und runzelte die Stirn.

James seufzte und sah sich um und nickte kurz. "Aber Mund halten." sagte er bedrohlich.

Frank runzelte überrascht die Stirn und konnte nicht fassen das sie es ernst meinten.

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James musste sich zusammenreisen. Er wollte Harry nicht bedrängen, aber er hatte so viele Fragen. Doch nein. Er darf die Antworten auf diese Fragen nicht wissen. Verzweifelt wischte er sich durch sein Gesicht. Was sollte er tun? Am besten nichts. Nicht darüber nachdenken. Das wichtigste ist Harry wieder nach Hause zu bringen. Und das ist das einzige, mit dem er sich beschäftigen sollte.

Unauffällig blickte er zu dem Schwarzhaarigen, der neben ihm hockte. Er sah müde aus. James hatte Mitleid. Selbst er war mit seinen Gedanken und Gefühlen überfordert. Wie wird es da Harry gehen?

Vielleicht war es auch gut so. Man geht nicht zu seinem Kind und fragt, wer seine Mutter ist.  

Sirius wollte ihn zwar damit ärgern, aber er hatte Recht es wäre die erste Frage die man stellen sollte.

Insgeheim hoffte er natürlich, dass es Lily ist. Lily Evans. Die hübscheste, klügste, fantastischste Frau, die er je getroffen hat. Verheiratet mit einem Kind...

Harry hatte Grüne Augen. Sein Herz machte einen Sprung. Lily Grüne Augen! Es muss Lily sein! Aber das war noch nicht Beweis genug, er wollte es von Harry hören.

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Der Unterricht war zu Ende und Harry atmete erleichtert auf. Sie gingen alle in den Gryffindor Turm um Hausaufgaben zu machen. Als sie durch die Gänge gingen versuchte er das Geflüster und Gestarre zu ignorieren... so wie er es immer machte. Doch heute war es auffälliger als sonst.

„Flubberwurm"

Die Fette Dame schwang die Tür auf und sie gingen zu den freien Tischen.

„Unglaublich!! Es ist der erste Tag und wir haben so viel zu tun, das wir die ganze Woche damit beschäftigt sind!"

„Wir haben nächstes Jahr Abschlussprüfung, James! Natürlich müssen wir mehr tun als sonst!"

„Aber das ist es ja. Nächstes Jahr nicht dieses! Wir haben noch knapp zwei Jahre." Mischte sich auch Sirius ein und klatschte sein Buch auf den Tisch.

„Wir sollten lieber Anfangen, wenn ihr wirklich heute noch damit anfangen wollt ihr wisst schon was zu planen. Oder wollt ihr es dieses Jahr ausfallen lassen, weil die Rumtreiber in Selbstmitleid fallen so viele Hausaufgaben zu haben?" Scherzte Remus und die anderen sahen ihn dumm an.

„Was ist das für eine Frage, natürlich werden wir es nicht ausfallen lassen!" Murmelte James in sein aufgeschlagenes Buch.

Harry hatte keinen Schimmer von was sie sprachen. Er schlug ebenfalls sein Buch auf und begann seine Aufgaben zu machen. Doch kam es nur ihm so vor, oder war es hier furchtbar laut. Er blickte sich um. Leute starrten und flüsterten. Die anderen schrieben schon etwas und schienen nichts mitzubekommen. Er konnte sich nicht konzentrieren und er kannte nur einen Ort, wo er vielleicht etwas Ruhe bekommen würde.

„Welcher Schlafsaal ist unserer?" Fragte er und die anderen Blickten auf.

„Die zweite Treppe Rechts"

„Danke." Und damit stand er auf und packte seine Sachen.

„Du willst schon gehen?"

„Ja, es ist als würden Fliegen an meinem Ohr schwirren. Ich mache meine Aufgaben oben." Er sagte es etwas lauter und mit Befriedigung sah er, wie die Schüler zum wispern aufhörten und verdutzt ihre Köpfe wegdrehten. Und damit verschwand er zu den Treppen. Im Schlafsaal angekommen standen seine Sachen bereits an einem freien Bett.

Er setze sich auf das Himmelbett und starrte die Decke an. Harry seufzte und schloss seine Augen. Er ließ den Tag in seinen Kopf noch einmal vorbei gehen. Was wenn Robinson nicht der einzige war, der ihm misstraute?

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