Urteil
9.
„Es sind Idioten, Alice und Harry ist nicht viel besser." Die Rothaarige ging wütend den Gang in Richtung Verteidigung, während sie mit ihrer besten Freundin sprach.
„Ach Lily, du kennst sie ja! Eigentlich hätten wir es uns denken können. Wenn ich nicht wissen würde, das sogar die vier keine Streiche mit Todessern machen würden, hätte ich sogar geglaubt, dass das alles ein großer Streich wäre." Die Braunhaarige schnaufte, doch bald wechselte sie in Sehnsucht. „Aber das muss ja nicht heißen das es trotzdem nicht passiert. Frank und ich. Verheiratet!"
Lily verdrehte ihre Augen lachend.
„Harrys Geschichte ist so traurig, irgendwie wünschte ich sie wäre nicht echt. Harry tut mir leid." seufzte Alice
Kurz nachdem Remus und Harry die große Halle verlassen hatten waren fast alle Schüler in der Großen Halle versammelt. Sie wusste zwar nicht aus welchen Quellen, aber die Geschichte von Harrys Vergangenheit hatte sich in wenigen Minuten in der ganzen Schule verbreitet.
„Ja mir auch. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, sein ganzes Leben auf der Flucht zu sein, weil die eigenen Eltern für den Krieg kämpfen. Und jetzt sind sie auch noch tot. Kein Wunder, das er uns nichts davon erzählen wollte. Es ist schrecklich!"
„Ja! Ich denke, das auch McGonnagal uns deswegen nichts erzählt hat, oder?"
„Wahrscheinlich"
Der Restliche Weg verlief für die beiden Gryffindors schweigend.
„Weist du jetzt fühl ich mich schlecht, weil ich ihn einen Idioten genannt habe."
Bevor Alice was dazu sagen konnte sahen sie zu den Haufen Schüler, der sich vor einem der Klassenzimmer versammelt hatte und sich lauthals miteinander unterhielt.
„Ich habe gehört, dass er schon einen wilden Drachen bekämpft haben soll. Das ist der Wahnsinn. Und unzählige Dunkle Zauberer sollen schon wegen ihm in Askaban gelandet sein."
„Glaubst du wirklich, dass er einen Drachen bekämpft hat? Meinst du er wird es uns lehren?"
„Das ist sehr unwahrscheinlich..."
Lily und Alice standen vor der plappernden Gruppe, beide über die Aufregung überrascht.
„Die glauben doch nicht etwa den Geschichten, die sie von unserem neuen Verteidigungsprofessor erzählen? Es ist doch alles nur dummes Gerede!" Alice verschränkte ihre Arme um ihren Bauch und ging ein bisschen abseits, um sich an der Wand auf den Boden zu rutschen.
„Ich meine, Lily wir hatten schon so viele Lehrer in diesem Fach, wie wir Jahre in Hogwarts verbracht haben. Die Stelle soll verflucht sein. Jedes Jahr kommt ein neuer Kerl, der sich am Ende des Jahres als ein blöder Hochstapler entpuppt."
„Du hast schon Recht Alice, aber du kennst ihn ja noch nicht einmal, vielleicht ist er anders." Die rothaarige setzte sich neben ihrer Freundin. „Und außerdem ist er ein Auror! Wenn er ein Hochstapler sein soll, dann bezweifle ich das ganze Konzept des Zauberministeriums."
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Harry war froh über seine angebliche Vergangenheit. Doch... um ehrlich zu sein hätte er eine etwas weniger tragische gut gefunden. Die Leute starrten ihn an, als ob er gleich in Tränen ausbrechen wird. Er errinerte sich an Remus Wörter:
„...desto Tragischer sie ist, desto eher lassen die Leute dich in Frieden. Sie werden auch keine Fragen stellen!"
Aber leider hat er nicht das unerträgliche und lästige Gestarre miteingerechnet.
In der Regel spielte er einen Kriegsflüchtling, der vor kurzem seine Eltern verloren hat, und in seiner Notlage die einzig lebenden Verwandten aufsucht, die er noch hat, um sich vor Voldemort und seinen Anhängern zu schützen. Nun ja, die Geschichte war sehr nah an seiner echten, auch wenn das niemand wusste. Während Remus mit ihm sprach verbreiteten die drei anderen die Neuigkeiten in Hogwarts.
„Hoffentlich ist der diesjährige Lehrer in Verteidigung kein Versager, wie der im letzten Jahr. Natürlich mussten wir ihn haben, wenn wir Prüfungen haben!" schnaubte James.
„Aber wir haben doch alle bestanden, oder?"
„Ja, ihr schuldet mir übrigens noch etwas." Schärzte Remus. "Ich errinere mich, wie Sirius am letzten Tag vor der Prüfung zu mir kam und mich gefragt hat, ob ich meine Notizen noch habe."
Sirius schmunzelte. „Ach Moony, denkst du ich hätte Zeit fürs lernen? Ich musste unseren Streich planen. Es war so anstrengend." Sirius legte seinen Kopf in den Nacken und ging mit hängenden Armen, die seine Tasche und Jacke trugen, neben seinen Freunden den Gang entlang.
„Aber dieses Jahr wird bestimmt klasse." Sein Vater grinste. „Ich meine er soll viele Dunkle Zauberer bekämpft haben."
„Und vergessen wir nicht die Drachen und Vampire und so weiter." Brachte Peter mit ein.
„Genau! Er ist ein Auror..."
Harry, der bis jetzt schweigend neben ihnen gegangen war stoppte plötzlich und die anderen sahen ihn komisch an.
„Ist alles Ok?" Doch Harry hörte sie kaum. Ihr Lehrer ist ein Auror, hat dunkle Zauberer bekämpft und gilt anscheinend als eine Legende. Zu viele Erinnerungen.
„Nein, nein alles gut. Ich habe mich nur gerade daran erinnert, das ich was im Gemeinschaftsraum vergessen habe." Unbeirrt gingen sie weiter.
„Ich will auch ein Auror sein. Es ist so cool. Stell dir vor, jeden Tag diesen Nervenkitzel, die Abenteuer." Träumte Sirius.
„Ich bin da ganz deiner Meinung lieber bester Freund." James legte einen Arm um den Schwarzhaarigen. „Eines schönen Tages werden wir zusammen die Aurorenschule besuchen."
„Genauu" Sirius lachte. „Dann können wir meiner grässlichen Verwandtschaft mal richtig den Hintern versohlen, den mindestens die Hälfte von Voldemorts Anhängern ist mit mir Verwandt."
„Ach, ich liebe deine Verwandtschaft, Sirius" grinste Remus ironisch. „Die Überlegung gefällt mir, für das was sie dir letzten Sommer angetan haben." Und schon verfinsterten sich die Gesichter aller und Harry sah sie fragend an. Traute sich aber nicht nachzufragen.
Sie waren auf dem Weg zu ihrem Klassenzimmer und waren überrascht, dass der neue Lehrer anscheinend noch nicht da war und sich alle Schüler vor dem verschlossenen Klassenzimmer häuften.
Gerade, als Harry und die anderen sich zu der Gruppe gesellen wollten hörten sie ein merkwürdiges Geräusch, den Gang entlang. Augenblicklich wurden die Schüler leiser und sahen ihren neuen Lehrer mit großen Augen an.
Ein Mann mittleren Alters kam leicht humpelnd um die Ecke gerannt mit einem Käfig, der sich rüttelte und aus dem bunte Flammen stießen. Auch Harry konnte nur mit leicht offenem Mund seinen neuen Professor betrachten. Wenn sich Harry einen Auror vorstellte, sah er genau diesen Mann vor sich. Kurze, schwarze Harre, einen gut gebauten Körper, einen fünf Tage Bart mit kleinen Wunden und Kratzern im Gesicht. Als Kleidung trug er eine Schlichte Schwarze Robe, mit hohen Kragen, wie Snape sie immer trägt.
„Ich entschuldige mich für die Verspätung, Kinder. Professor McGonnagal hat mich kurz aufgehalten." Er sperrte das Klassenzimmer auf und die Schüler verteilten sich auf den Plätzen.
„Oh Merlin, er ist so heiß."
„Ja, glaubst du, er ist verheiratet?"
„Na klar, wahrscheinlich hat er schon Kinder."
Harry verdrehte die Augen zu den Mädchen, die tuschelten. Wirklich, egal welche Zeit, Mädchen veränderten sich nie.
Als er einen gut ausgesuchten Platz zwischen Remus und seinen Vater eingenommen hatte stellte ihr Professor den sich rüttelnden Käfig auf das Pult und klatschte in die Hände.
„Willkommen zu eurer ersten Unterrichtsstunde in Verteidigung gegen die Dunklen Künste Schüler. Mein Name ist Professor Cole und ich werde euer diesjähriger Lehrer sein. Wie ihr bestimmt schon mitbekommen habt arbeite ich im Ministerium, als Auror. Da ich jedoch einen Arbeitsunfall hatte und die Behandlung etwas längere Zeit braucht, werde ich euch dieses Jahr unterrichten."
Harry sah auf die Beine des Mannes und was ihm vorhin nicht aufgefallen war, ist ein leichter Nebel um sein rechtes Bein.
„Wow, muss ziemlich ätzend sein, wegen eines Unfalls zu Unterricht gezwungen zu werden. Ich würde lieber ein Humpelnder Auror sein, als ein vollzeit Lehrer. Ach, was sag ich da, ich würde eher in eine Schlangengrubbe springen, als ein Lehrer zu sein." bemerkte Sirius.
„Ich denke, dass du da unzähligen Schülern einen großen gefallen tust, Tatze." Lachte James und boxte ihn in den Arm.
Sirius streckt ihm die Zunge heraus sagte jedoch nichts, als Professor Cole weiter machte.
„Ruhe Klasse. Nun gut, beginnen wir mit unseren kleinen Freund, den ich euch mitgebracht habe. Sein Name ist Rubin und er ist kein Drache, falls ihr das dachtet."
Einige Schüler stöhnten hörbar und Remus runzelte die Stirn.
„Natürlich ist es kein Drache." Flüsterte er, als ihr Professor weiter redete. „Drachen sind in Hogwarts verboten, außerdem wäre dieser wirklich sehr jung, wenn er in den Käfig passen sollte.
Harry erinnerte sich an Norbert und konnte immer noch nicht glauben, wie Hagrid jemals glauben konnte, dass es eine gute Idee war, einen Drachen nach Hogwarts zu bringen. Er hätte genauso gut aus Hogwarts fliegen können. Aber Hagrid hatte im Laufe der Jahre viele gefährliche, vielleicht nicht ganz legale Tiere beherbergt. Irgendetwas sagte ihm, das der Drache einer der harmlosen war.
Außerdem hatte er im Trimagischen Turnier auch gegen einen Drachen in Hogwarts bekämpf, aber darüber nachzudenken bereitete ihm nur Kopfschmerzen.
„Das hier ist ein Fenghuang, ein glückbringender Vogel aus der chinesischen Mythologie. Er wird von der Sonne geboren und gilt als unsterblich. Er ist außerdem äußerst selten und wir haben das Glück ihn hier in unserer ersten Unterrichtsstunde bei uns zu haben. Da unser erstes Thema dieses Jahr in Verteidigung Magische Geschöpfe ist, habe ich einen alten Bekannten gebeten mir dieses wundervolle Tier für Vorführungszwecken auszuleihen."
Professor Cole entriegelte den Käfig und stülpte sich Drachenlederhandschuhe über. Vorsichtig griff er hinein und zog einen schönen Vogel mit bunten Gefieder heraus. Die Mädchen stießen ein stöhnen aus und betrachteten den Vogel mit großen Augen.
„Lasst euch nicht von seiner Schönheit täuschen. Das ist vermutlich seine größte Waffe, diese Biester können ganz schön hinterlistig sein, wenn sie wollen. Wieso ich auch dieses Tier ausgesucht habe." Fügte er mit einem Grinsen hinzu und ließ den Vogel auf sein Pult steigen.
„Da seine Art unsterblich ist, ist es äußerst schwierig ihn zu bekämpfen, solltet ihr euch gegen ihn verteidigen müssen. Deshalb sind Betäubungszauber oder Verwirrungszauber die erste Option. Beide habt ihr bereits schon gelernt. Da Rubin jedoch Fliegen kann macht es dies umso schwieriger. Zuallererst übt ihr in Gruppen Betäubung und Verwirrung. Erst danach werde ich Rubin frei fliegen lassen und ihr müsst versuchen ihn irgendwie zu erwischen. Da ich jedoch nicht möchte, dass ihm etwas passiert, werden wir nicht mit echten Zaubern auf ihn zielen. Und nun fangt an."
Mit einem Schwenker seines Zauberstabs machte er die Mitte des Klassenzimmers frei und die Schüler bildeten sich in Gruppen.
„Professor Cole hat es richtig drauf oder? Dafür, dass er noch nie Unterrichtet hat macht er es ziemlich gut."
„Ja finde ich auch, James ich habe noch nie einen Fenghuang gesehen. Er soll einer der schönsten Vögel auf der Welt sein." Remus sah aufgeregt auf den Bunten Vogel am anderen Ende des Klassenzimmers.
„Er sieht fast aus wie ein Phönix." Sagte Harry mehr zu sich selbst. „Hat er auch heilende Kräfte?"
„Der Fenghuang ist tatsächlich mit dem Phönix verwandt. Aber ob er heilende Kräfte hat, bin ich mir nicht ganz sicher. Wieso fragst du?"
„Ach nur so." Harry biss sich auf die Lippe. „Professor Dumbledore hat einen Phönix in seinem Büro, Fawkes. Er hat mich nur an ihn erinnert."
„Warte, du warst in Dumbledores Büro! Was hast du ausgefressen?" Fragte sein Vater mit einem Grinsen.
Harry lächelte ihn versuchsweise an. „Ach, es war nicht wirklich..."
„Kommt ihr fünf weniger Reden und mehr üben. Cole ging an ihnen vorbei und fixierte sie mit einem strengen Blick. Schließlich lernt sich der Zauber ja nicht von allein."
In der nächsten viertel Stunde übte jeder Schüler fleißig seine Zaubersprüche. Da es einfache Zauber waren, langweilten sich die meisten Schüler. Der einzige von ihnen, der länger brauchte war Peter, aber nach der Hilfe von James und Remus gelang es auch ihm, die Zauber perfekt auszuführen.
Harry betrachtete die drei mit einem gereizten Blick. Wenn sie nur wüssten, das diese Person, denen sie gerade Helfen, eines Tages für so viel Schmerz und Leid verantwortlich ist...
„Nun gut, ich sehe, das jeder die Sprüche beherrscht, so können wir gleich zum spannenden Teil übergehen. Da ihr in eurem Leben nicht nur Dingen und Lebewesen begegnet, die still stehen und sich nicht bewegen ist es wichtig, das ihr das genaue Zielen übt."
Er streichelte Rubin über den Kopf, wobei der Vogel anerkennend zwitscherte. Er stieg in den Himmel und Flog einige Meter über dem Boden.
„Es ist wichtig seinen Zauberstab gut im Griff zu haben und möglichst nicht zu wackeln oder Zittern. Stellt euch gerade hin und zielt auf euer Zielobjekt."
Cole ließ einen roten Lichtstrahl auf Rubin los, doch der Vogel wich so schnell und flink aus, dass Harry ihn nicht einmal mit dem Auge folgen konnte.
„Ihr seht, manchmal hilft es nicht, wie wild auf das Objekt zu schießen." Er feuerte mehr Lichtstrahlen auf Rubin und jedes Mal wich er gekonnt aus.
„Vor allem bei Magischen Kreaturen ist es schwer sie zu treffen. Ihr braucht deshalb eine Strategie. Nutzt eine Ablenkung."
Cole richtete sich auf und mit seinen Zauberstab zielte er nun einen anderen Fluch in die Luft, ein kleines und lautloses Feuerwerk war nun im Raum, das Rubin auswich und währenddessen ihr Professor schnell seinen roten Lichtstrahl auf den Vogel abfeuerte. Es traf ihn mitten in der Brust und der Vogel flog wieder auf seinen Arm.
Ihr Professor holte etwas Grünzeug aus seinen Taschen und gab es ihm während er den Kopf des Vogels streichelte.
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„Das war cool. So eine Unterrichtsstunde hatte ich schon lang nicht mehr." Sirius war begeistert und ging den anderen voraus. „ Hoffentlich war das keine einmalige Sache."
„Ich finde auch, dass er das ziemlich gut gemacht hat. Vielleicht bringt er noch mehr Magische Kreaturen mit. Ich finde es so viel spannender." Schwärmte Remus
„Und Hausaufgaben haben wir auch nur ganz wenig von ihm bekommen. Wichtige Zeit, die wir ganz sicher für andere Sachen brauchen." James zwinkerte seinen Freunden zu und lächelte sein schelmisches Lächeln.
Harry hatte schon die ganze Zeit über Cole nachgedacht. Er war zu... naja normal. Kein einziger seiner Lehrer war am Anfang der, der er zu scheinen mag, aber vielleicht war er einfach nur paranoid.
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