» twentythree «

.:Louis:.

Ich sehe, wie er nervös schluckt und sich von innen auf die Wange beißt. Ich lächle ihn liebevoll an und halte ihm die Hand hin, damit er seine hinein legt. Das leise Klicken der einrastenden Gurtschnalle ertönt, bevor er seine etwas zittrige Hand hebt. Ich greife danach und streiche mit dem Daumen über die, in einem kräftigen, Zuckerapfel-Rot leuchtenden Nägel daran.

"Was eine schöne Farbe, steht dir wirklich gut." sage ich leise und höre ihn daraufhin erleichtert aufatmen.

Ich wusste sofort, als er total umständlich die Tür geöffnet hat, dass er sich Gedanken macht, was ich dazu sage und bevor er jetzt die ganze Fahrt über krampfhaft versucht, seine Hände zu verstecken, will ich ihm lieber sofort ein gutes Gefühl geben.

"Dankeschön..." flüstert er und ich kann nicht verhindern, ihm einmal über die etwas glühenden Wangen zu streichen. "Du siehst umwerfend aus, Lou." sagt er leise und rückt mein Einstecktuch gerade. "Ich denke, ich muss dir das nicht sagen, du weißt, dass du der schönste Mann heute Abend sein wirst." erwidere ich, weshalb er gerührt die Lippen aufeinander drückt und die roten Bäckchen erneut noch etwas wärmer werden. So nervös ich vor ein paar Sekunden noch wahr, so sicher fühle ich mich nun, wo er da ist.

Es ist unfassbar wie viel Ruhe er mir gibt...

Und genau deshalb möchte ich auch noch etwas loswerden, bevor wir in wenigen Minuten schon auf dem Gelände der Hochzeit ankommen. "Harry?" sage ich leise und blicke kurz nach vorn, doch Lottie regt sich gerade über den Fahrer vor sich auf und hört uns überhaupt nicht zu. Er wirkt, als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen, als er seinen Blick von der Landschaft draußen zu mir dreht. Und die Hände, die er knetet, sprechen eine ähnliche Sprache.

"Ich wollte nur kurz sagen, also..." Ich schlucke einmal deutlich hörbar. "...du meintest damals, dass du den perfekten Boyfriend spielen kannst, aber ich-..." Ich greife nach seiner Hand. "Ich möchte nicht, dass du irgendwas spielst, lass uns einfach Spaß haben, ok? Tu bitte nichts, was du nicht möchtest, nur weil es nach außen vielleicht toll aussieht. Ich will, dass du dich wohlfühlst heute." Er lächelt mich an und nickt. "Nur, womit ich mich wohl fühle, versprochen."

Trotz Harry ist die Nervosität wieder da, als ich mich von außen noch einmal in der verdunkelten Rücksitzscheibe spiegle, um meine Haare zu richten. Doch besagter Mann scheint zu merken, wie hibbelig ich bin (ich weiß nicht mal wieso, aber ich kann nichts dagegen tun), denn er dreht mich zu sich, setzt mir die Ray Ban Sonnenbrille auf, die ich versehentlich im Auto habe liegen lassen und flüstert dann "Perfekt." Mein rechter Mundwinkel zuckt in die Höhe, bevor er meine Hand nimmt, seine Finger zwischen meine schiebt und Richtung Eingang läuft. "H-Harry, du musst nicht-" stammle ich unsicher, doch er sieht zu mir rüber und erwidert mit sanftem Lächeln auf den Lippen "...ich soll Dinge tun, mit denen ich mich wohl fühle, hast du gesagt."

Mein Herz macht einen Hüpfer und ich kann mir das kleine, verknallte Schmunzeln nicht verkneifen. Aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich das auch gar nicht mehr...

"Louis, Harry, wie schön!"

Phil, noch-nicht-ganz-Mann meiner Ex-Frau, strahlt uns breit an, als wir den hübsch geschmückten Garten der Location betreten. "Es freut mich total, dich kennen zu lernen, Harry, ich war so glücklich, als mir Claire erzählt hat, dass jemand Louis' kleines Herzchen gestohlen hat..." Er grinst uns an, nachdem er uns fest umarmt hat. "Gestohlen klingt so böse, ich finde es klingt schöner zu sagen, er hat es mir geschenkt." Harry löst seine Hand von meiner, um sie mir stattdessen unter mein Sacko zu schieben und um die Taille zu legen.

Liebevoll streichelt er mir über die Hüfte, knufft sanft hinein, zieht mich dann noch ein kleines bisschen näher. Und Phil kann das durch das Sacko darüber überhaupt nicht sehen. Er spielt nichts, nur damit wir verliebt aussehen. Er tut das, weil er das tun will.

Weil er sich damit wohl fühlt.

Auch wenn es nicht so sein sollte, ich gebe mir keine Mühe, mir etwas anderes einzureden. Nicht heute. Ich brauche heute dieses Glücksgefühl. Selbst wenn es morgen widererwartend weg sein sollte. Heute, am Tag der Hochzeit meiner Ex-Frau, wehre ich mich nicht gegen meine Gefühle.

Er greift wieder nach meiner Hand und macht sich mit mir zusammen auf die Suche nach unseren Plätzen.

Die komplette Trauung lang lässt er meine Hand nicht los, nicht mal als er das Taschentuch von Phils Tante entgegen nimmt, weil er bei der Akustikversion von 'Black and White' so heulen musste, dass sich die Reihe vor uns schon umgedreht hat. "Tschuldigung..." murmelt er leise und drückt meine Hand. "Ich werde immer so emotional bei Hochzeiten, t-tut mir...puh, tut mir Leid..." schnieft er in meine Richtung. Ich grinse allerdings bloß und wische ihm mit dem Daumen die Träne weg, die es bis in seinen Mundwinkel geschafft hat.

Auch nach dem offiziellen Teil, beim anschließenden Sektempfang, dem Essen und diversen Gesprächen mit alten Freunden von Claire und mir sucht er ständig meine Nähe, nimmt meine Hand, streichelt mir über den Rücken oder sucht nach mir, wenn ich mich kurz drei Schritte entferne, um Claires Onkel zu begrüßen. Und obwohl ich anfangs immer mal wieder kurz den Gedanken verdrängen muss, dass er das doch nur tut, damit all meine alten Freunde sehen, was wir für ein tolles Paar sind, je später es wird, desto weniger denke ich darüber nach.

Und genieße diese Vorstellung ihn von nun an als meinen festen Freund vorstellen zu dürfen einfach.

Denn so viel Alkohol wie über den Tag verteilt fließt, kann er niemals die ganze Zeit über eine Rolle spielen.

Vermutlich ist auch besagtes Nervengift der Grund dafür, dass ich Harry unbedingt dazu überreden will, dass er sich mit zu den unverheirateten Frauen stellt, um den Brautstrauß zu fangen.

"Was? Bist du besoffen, Lou?" lacht er. "Warum? Du bist und warst nie verheiratet, du hast genauso das Recht da zu stehen, wie alle anderen." Ich lege grinsend den Kopf schief. "Dafür müsste sich erstmal einer finden, der sich mich für den Rest seines Lebens freiwillig ans Bein binden will..." murmelt er, als er sein Glas ansetzt. "Weißt du..." kurz zögere ich, ob ich wirklich aussprechen sollte, was ich denke, entscheide mich allerdings doch dafür.

"... manchmal sind Dinge die man sucht, direkt vor der eigenen Nase und man sieht sie dennoch nicht."

Er hebt die Nase aus seinem Glas und mustert mich nachdenklich. Ich merke, wie mir das Herz in die Hose rutscht und bin mir schlagartig sicher, dass ich das anders hätte formulieren sollen.

Ja, auch wenn ich nach den letzten Stunden eine ziemlich starke Vermutung habe, dass er in mir doch etwas mehr sehen könnte, als bloß einen Bumskumpel, ist es eventuell doch ein klein wenig zu voreilig, schon mit dem Hochzeits-Zaunpfahl um mich zu schlagen.

Bevor die entstandene Stille zwischen uns, die trotz der Lautstärke im Raum alles zu überschallen scheint, allerdings dazu führen kann, dass ich schreiend rausrenne, zieht Claires Stimme unsere Aufmerksamkeit auf sich.

"Da fehlt aber noch jemand!" quietscht sie ins Mikrofon. Es dauert wenige Sekunden, bis Harry blinzelnd seinen Blick von meinen Augen abwendet und nach vorn sieht. "Harry, wo bist du? AH! Hab dich, los, stell dich dazu." ruft sie begeistert und fixiert ihn mit ihrem Blick. Sofort schüttelt er, zwar lächelnd, aber ziemlich bestimmt den Kopf. Ich sehe, dass seine Wangen rosig anlaufen. "Dooooch, du musst, komm schon!"

Bevor er irgendwas erwidern könnte, kommt Phils Mutter Rosie auf ihn zugeflitzt, nimmt ihm das Glas mit den Worten "Du brauchst beide Hände, sonst fängst du nicht!" weg und drückt es mir in die Hand, bevor sie ihn rüber zu der kichernden Menge Jungesellinnen schiebt.

Ich weiß, dass ihm das weniger unangenehm ist, als es gerade wirkt. Nachdem damals feststand, dass er mich hierher begleitet, hat er mir erzählt, dass er diese Tradition liebt und wirklich daran glaubt, dass die fangende Person als nächstes - oder zumindest mit Sicherheit in naher Zukunft - heiraten wird.

Trotzdem bin ich mir sicher, dass er sich nicht vordrängeln wird. Wenn er wollte, müsste er sich nicht mal anstrengen, immerhin ist er deutlich größer als alle anderen, aber er möchte sich nicht in den Vordergrund drängen.

Kurz nachdem Harry in die Menge einsortiert wurde, fliegt nun also das hübsche, kleine Blumenbouquet durch den Saal, kullert über die Menge an kreischenden Frauen, als die erste ihn nicht zu packen bekommt und wird erst kurz bevor es auf dem Boden aufkommt, von einer Hand gerettet. Und während alle in dem Chaos noch versuchen herauszufinden, wer denn nun die Glückliche ist, grinse ich bloß breit vor mich hin.

Natürlich habe ich die Hand zwischen den Füßen direkt erkannt. Ich würde sie überall erkennen, auch mit rotem Lack auf den Nägeln...

Harrys Blick, der mir symbolisiert, dass er erst jetzt realisiert was er gerade vermutlich aus Reflex getan hat, zuckt zu mir hoch. Mit den Lippen formt er ein 'sorry', doch ich kann mir das Lachen nicht verkneifen. Natürlich ist die Aufregung groß und Rosie nutzt die freudige Situation direkt, um ihn zum Tanz aufzufordern.

"Boah, die Frau hat echt noch Feuer im Hintern, ich sag's dir, Lou." Er lässt sich lachend neben mich fallen, nachdem er mit Phils Mutter über die Tanzfläche gefegt ist. "Sich führen lassen? Nicht mit Rosie." Er krempelt die Ärmel seines Hemdes hoch, da er offensichtlich ziemlich heiß gelaufen ist, das Sakko hatte er bereits vorsorglich vorher ausgezogen. "Tja, unterschätze niemals die Schwiegermutter, mein kleines Glühwürmchen." lache ich und halte ihm demonstrativ den Handrücken an die glühenden Wangen.

"Würde sagen, es wird Zeit, dass wir dich auch mal auf Betriebstemperatur bringen, Darling." Breit grinsend steht Claire, die mittlerweile den plüschigen Unterrock ihres Kleides und den Schleier abgelegt hat, vor mir und hält mir die Hand hin. Schnaufend blinzle ich sie an. "Claire, du weißt, ich bin kein Tänzer..." murmle ich. "Du kannst keinen Tanz mit der Braut ablehnen, Loooou, es gibt Regeln!" ist meine Begleitung allerdings hingegen überzeugt, der mir bereits das Sakko von den Schultern ziehen will, damit mir nicht zu warm wird.

Ich ergebe mich also meinem Schicksal und begleite besagte Braut auf die Tanzfläche. Netterweise spielt der DJ einen Discofox-fähigen Song, denn mehr als das habe ich nicht drauf. Außerdem haben wir dabei die Möglichkeit, ein paar Worte zu wechseln, was Claire auch direkt ausnutzt.

"Du sieht fantastisch aus, Liebling." sagt sie mit breitem Strahlen. "Danke, Love, aber ich denke du bist heute die unangefochten Schönste im Raum." Sie haucht mir einen Kuss auf die Wange, dreht sich an meiner Hand dann einmal im Kreis, um kurz darauf wieder vor mir zu stehen. "Ich meinte vorallem, du strahlst mehr. Du siehst so glücklich aus, wie seit Jahren nicht."

Unweigerlich zuckt ein Lächeln über meine Lippen. "Findest du?" Sie nickt wild. "Ja, total! Es ist so schön, man sieht so richtig, wie gut Harry dir tut. Wie Ihr Euch gegenseitig anseht, vorallem wenn keiner guckt..." Sie beugt sich ein Stück vor, um in mein Ohr flüstern zu können. "...das macht mich fast noch glücklicher, als mein eigenes Glück."

Reflexartig sehe ich zu dem Mann, der mich laut ihrer Aussage zum Strahlen bringt wie die Sonne persönlich und muss urplötzlich genau das tun.

Er hebt gerade Luke auf seinen Schoß, begutachtet stolz dessen Anzug und richtet, ähnlich wie bei mir vorhin, das pinke, perfekt zur kleinen Fliege an seinem Hals passende, Einstecktuch an seiner Brust. Dann lässt er ihn auf seinem Oberschenkel immer wieder auf und ab hüpfen, was meinen Sohn so laut lachen lässt, dass ich ihn bis hier hin über die Musik hinweg hören kann.

Auch Claire muss schmunzeln, erzählt mir "Er ist SO vernarrt in deinen Freund, er hat von nichts anderem geredet, als er damals bei dir war. Harry hier, Harry da, Phil war fast schon ein bisschen eifersüchtig." Ich merke, wie mein Herz erneut unkontrolliert zu klopfen beginnt.

Mein Sohn liebt ihn. Allein, dass er meinen Partner als diesen akzeptieren würde, würde mich glücklich machen, aber dass er ihn so toll findet, dass er nicht aufhören kann, von ihm zu reden? Wow...

"Ich würde aufpassen, nicht dass dein Mini-Me dir noch den Mann ausspannt." kichert die Frau an meiner Hand.

Im gleichen Moment endet das Lied und der DJ stimmt alternativ etwas deutlich ruhigeres an, das ein allgemeines Raunen durch den Raum gehen lässt. Einige Paare erheben sich und stürmen die Tanzfläche, Claire sieht das als Anlass, mich wieder zu meinem Tisch zu ziehen und meine Hand vor Harrys Gesicht zu halten. "Ich denke, du solltest nun übernehmen." sagt sie lächelnd, als er den Kopf hebt, während ich mir nervös von innen auf der Lippe kaue.

"Wir zählen aber grade meine Sommersprossen, Mama!" protestiert Luke, doch Claire hebt ihn von Harrys Schoß und flüstert ihm etwas ins Ohr, weshalb er leise kichern muss. "Du musst nicht, wenn du nicht möchtest..." flüstere ich, als Harry mich sanft anlächelt, doch er nimmt meine Hand und zieht mich daran zurück auf die Tanzfläche.

"Ich möchte aber."

Ohne zu zögern, greift er nach meinen Händen, legt sie sich um den Nacken und zieht mich dann an der Hüfte so nah, dass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde. Ich komme mir vor, wie auf dem Abschlussball in einem kitschigen Teenie-Film und bin schlagartig mindestens genauso nervös, wie die Charaktere dort.

Um die Situation etwas aufzulockern und mich von meiner Nervosität abzulenken, flüstere ich schmunzelnd "Claire meint, du tust mir gut." in sein Ohr. Ich höre ihn in meins kichern, bevor er "Wie süß von ihr." erwidert. Nach kurzem Zögern fügt er noch etwas leiser hinzu "Du-... Du tust mir auch gut, Lou."

Er muss meinen hohen Puls spüren, so nah wie er meiner Halsschlagader ist. Aber auch seiner ist nicht wesentlich langsamer...

Leise seufze ich in seinen Nacken und entscheide mich, ebenso wie er, ehrlich zu sein. "Naja, ich... Ich muss zugeben, es ist schon ein schönes Gefühl, jemanden im Arm liegen zu haben, wenn man einschläft - der dann auch noch da ist, wenn man wach wird..." murmle ich. Eine Gänsehaut bildet sich auf der Haut an meinem Hals, als er warm dagegen schmunzelt. "Ja das... das ist schön, stimmt." wispert er. "Möchtest-... also, soll ich später mit zu dir kommen?"

Er löst sich ein Stück von mir, um mir in die Augen sehen zu können. Das Licht der Kerzen schimmert darin und einen Moment scheint alles um uns herum, die volle Tanzfläche, die flackernden Lichter, selbst Ed Sheerans 'Best Part', nicht mehr zu existieren. Alles was ich sehe, ist er. Und in genau diesem Augenblick, in dem er mich sanft anlächelt, realisiere ich, dass das keine Momentaufnahme ist.

Schon viel zu lange sehe ich nur noch ihn.

"Ehrlich gesagt, gab es für mich gar keine andere Option." gebe ich zu. Sein Lächeln wird noch etwas breiter, bevor er sich auf die Lippe beißt und meinem Ohr wieder ein Stück näher kommt. "Perfekt, ich wollte mir schon immer mal einen Guccianzug vom Leib reißen lassen..." kichert er dreckig. Leise lachend lasse ich meine Stirn gegen seine Schulter kippen. "Idiot."

Seine Hände wandern ein Stückchen tiefer und kneifen mir sanft in den Po, weshalb ich kurz zusammenzucke. Es ist ziemlich voll auf der Tanzfläche, sodass seine Fummelei nicht direkt ins Auge sticht, aber trotzdem ist es mir unangenehm, wenn er so offensichtlich an mir rum grabbelt. "Benimm dich, Styles..." raune ich in sein Ohr. "Fällt mir schwer." Er dreht seinen Kopf ein Stück weiter zu mir und fährt mit seiner Zunge meinen Hals hinauf. Um mich abzulenken, hebe ich meinen Kopf und stammle "Es gucken schon alle, was wir hier ausdiskutieren, also..."

Er hebt ebenfalls den Kopf und will sich umsehen, weshalb ich ihn mit dem Daumen durch den Nacken streichle und "Jetzt küss mich, du Idiot." grinse.

Er stupst mir kichernd ein paar mal mit seiner gegen meine Nasenspitze, bevor er seine Lippen für ein kurzes, unschuldiges Küsschen mit meinen verbindet. Mit großen Augen blinzelt er mich dann an, weshalb ich ihn schmunzelnd im Nacken wieder näher ziehe und "Nochmaaaal..." gegen seine Lippen nuschle, um sie erneut zu küssen.

Diesmal vertieft er den Kuss um einiges länger und, obwohl sich eventuell ab und an unsere Zungen ein wenig necken, bleibt er die ganze Zeit über zärtlich und liebevoll.

Erst in den frühen Morgenstunden fahren wir, Harry ziemlich stark angeschickert, mit dem organisierten Shuttle zurück in die Innenstadt. Harrys Kopf lehnt die ganze Fahrt über an meiner Schulter, er hat die Augen geschlossen und atmet ruhig ein und aus. Kurz denke ich, er würde schlafen, doch er scheint bloß nach den vergangenen Stunden Party die Ruhe zu genießen. Bei mir angekommen ist er allerdings wieder deutlich wacher, denn er schiebt mich knutschend in mein Schlafzimmer, in dem wir versuchen, die Anzüge schnell, aber möglichst vorsichtig loszuwerden - trotz Alkohol ist der Preis der Designerfummel immer noch ziemlich präsent in meinem Kopf.

Er drückt mich aufs Bett und setzt sich auf meinen Schoß, knöpft mein Hemd auf und verteilt kleine Küsschen auf jeden Zentimeter der Haut, die er dadurch freilegt. Als ihm meine Erektion gegen den Hintern drückt, hebt er plötzlich den Kopf, als wäre ihm eine Idee gekommen. "Boo, können wir was ausprobieren?" flüstert er aufgeregt. Neugierig blinzle ich ihn an. "Es sieht von vorn und von hinten gleich aus." kichert er. Er muss die Fragezeichen auf meiner Stirn sehen können. "Und ist eine Zahl." Grinsend beißt er sich auf die Lippe.

"Ooooh..." gebe ich leise von mir, als mir ein Licht aufgeht. "Kannst du das?" fragt er dann. "Warum sollte ich das nicht können? Also, ich hab's noch nie gemacht, aber... was sollte daran nicht klappen?" Er seufzt leise, malt mit dem Zeigefinger vorsichtig den Schriftzug auf meiner Brust nach. "Ich habe das mal mit einem One-Night-Stand versucht und er... war ziemlich egoistisch, er hat nach kurzer Zeit nur noch genossen und mich komplett verhungern lassen." Ich grinse ihn an und fahre mit meinen Lippen über seine. "Habe ich dich je verhungern lassen, Babe?" Er schüttelt den Kopf, beißt mir dann vorsichtig in die Unterlippe, bevor er mich leidenschaftlich küsst und nach hinten in die Laken drückt.

Nach kurzer Zeit dreht er sich über mir um, sodass sein bestes Stück direkt vor meiner Nase schwebt. Noch bevor er sich mir widmen kann, greife ich danach und schiebe ihn mir tief in den Rachen, weshalb ich ihn "Oh Fuck..." stöhnen höre, bevor er es mir gleich tut.

Und auch, wenn ich es natürlich absolut respektlos finde, dass der Typ damals scheinbar vergessen hat, dass die 69er-Stellung nur mit Geben und Nehmen funktioniert, kann ich ihn gewissermaßen verstehen.

Harry gibt sich größte Mühe, mich um den Verstand zu blasen, versenkt nach kurzer Zeit ebenfalls erst einen Finger und anschließend sogar seine Zunge in meinem Hintern. Während dieser Gefühlsexplosion nicht einfach bloß ein stöhnendes Wrack zu sein, sondern ihn stattdessen gleichermaßen zu verwöhnen verlangt mir einiges an Selbstbeherrschung ab. Doch ich schaffe es, mich in Momenten, in denen mich die Lust überwältigt, im Gegenzug umso stärker an ihm festzusaugen, was wiederum ihn wimmernd dazu antreibt, mir den Rest zu geben.

Es ist die Definition einer schier endlosen Spirale der Erregung, die letztendlich doch in einem Orgasmus endet, den ich wohl nie vergessen werde.

Er erlebt diesen etwas später als ich, da er deutlich stärker alkoholisiert und dadurch auch etwas 'betäubter' ist. Doch das ist für mich überhaupt kein Problem, da ich ihm so die letzten Minuten meine vollste Aufmerksamkeit schenken und ihm Töne entlocken darf, die Musik in meinen Ohren sind.

Komplett am Ende lässt er sich neben mich fallen, doch ich stehe noch einmal auf, um uns mit zwei großen Flaschen Wasser zu versorgen, denn mein Mund ist durch Alkohol und Sperma unfassbar trocken. Als ich nach weniger als einer Minute zurück komme, hat er bereits die Augen geschlossen und schnauft leise vor sich hin. Ich schmunzle und rupfe mir ein Taschentuch aus der Box, die (der sauberen Bettwäsche zur Liebe) mittlerweile auf dem Nachtschränkchen steht, um damit die paar Tröpfchen, die noch aus seinem Penis dröppeln, zu entfernen - denn ich weiß genau, wie unangenehm es ist, wenn morgens da unten alles verklebt ist.

"Ich'kannichmehr, Loooouu..." murmelt er verpennt und dreht sich in meine Richtung, sodass seine Nase sich an meiner Brust platt drückt. "Ich mache dich nur sauber, Babe, alles gut." flüstere ich und ziehe die Decke etwas über seine Gänsehaut. "Du sorgs'ich immer so'gut ummich..." brummt er zufrieden gegen meine Brust und zieht mich an der Taille näher. Ich rutsche ein Stück herunter, um mich ebenfalls hinlegen zu können. "Du riiiiiechs'so gut..." Er atmet demonstrativ tief ein und drückt seine Lippen gegen meine Brust. "Ich habe den ganzen Abend geschwitzt, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich gut rieche..." sage ich, mehr zu mir selbst, doch er sieht das anders. "Du riechs' immer gut. Du riechst nach meinem Lou..."

Nach meinem Lou...

Meine Herz beginnt unter seinen Lippen erneut zu bubbern. "s'riecht'nach Wohlfühln..." brummt er, bevor ich ihn Sekunden später nur noch leise Schnarchen höre. Doch mit meiner Herzfrequenz brauche ich definitiv noch einen Moment, bis ich runter komme.

Ich rieche für ihn nach 'Wohlfühlen'... Wow.

Ich schließe die Augen und wühle mein Gesicht in seine weichen Locken, atme tief ein und realisiere, dass er Recht hat. Auch er riecht für mich nach Ruhe, Wohlbefinden, Sicherheit, Geborgenheit.

Nach Zuhause.

.::.

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Oops?

Eventuell bin ich in diesem Kapitel Wörter-technisch eeeeetwas eskaliert, wie es für dieses Buch eher untypisch ist? (zumindest war das mal der Plan, hat nicht so ganz funktioniert :D)  Aber ich wollte unbedingt die komplett Hochzeit und die Situation am Ende in einem Kapitel haben, denn - ich sehe das natürlich wie ihr - es wird langsam Zeit, dass die beiden Dinge aussprechen. Auch, wenn Harry dafür am Ende ein bisschen be- und schlaftrunken sein musste :>

Nun aber ein schönes Wochenende meine Lieben, ich bin komplett kaputt und tue mir gleich noch etwas die Ruhe an, nachdem ich gestern den ganzen Tag Dauerstrom hatte und durch ein Personalfest erst spät im Bett war...

feel cuddled,
xx Ally♡

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