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puhh...ich denke das wird lang, aber ich versuche, es kurz zu halten.Im Kindergarten war alles in bester Ordnung. In meinem Dorf kannten sich alle und wir waren alle befreundet. Es gab einen gemeinen Jungen, aber das wars auch schon und den mochte deswegen auch niemand. Ich wurde mit 5 eingeschult, da ich hochbegabt bin und bereits lesen und allss konnte. Viele meiner Kindergartenfreunde waren in meiner Klasse. Auch die Kinder die ich nicht kannte, mochten mich und fanden mich niedlich, weil ich jünger war nahmen sie Rücksicht auf mich. Ich war für viele etwas wie ihre kleine Schwester. Ich hatte viele beste Freunde. Wir schrieben uns immer Zettelchen. Ich habe sie alle aufgehoben. Manchmal lese ich sie mir durch. Das 'Du bisd eine tole freundiN' meiner ehemals besten Freundin zaubert mir noch heute ein Lächeln aufs Gesicht.Meine Eltern trennten sich, als ich noch in der ersten Klasse war. Ich war 5 und verstand es nicht. Es belastete mich nie. Mein Vater blieb im selben Dorf wie wir und ich konnte ihn jedes zweite Wochenende und auch unter der Woche regelmäßig sehen und bei ihm übernachten. Meine Eltern sorgten dafür, dass ich nie unter der Trennung litt.Nachdem meine Eltern geschieden waren, bekamen sie neue Partner. Mit beiden verstehe ich mich sehr gut. Durch meinen Stiefvater hatte ich zwei Stiefgeschwister gewonnen. Ich als Einzelkind wollte immer Geschwister und freute mich darüber. Sie brachen beide den Kontakt ab, da ihre Mutter sie beeinflusste, um ihrem Ex-Mann, meinem Stiefvater, wehzutun. Ich habe seit 5 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihnen.In den Sommerferien zur dritten Klasse zogen wir um. Meine Mutter hatte mir die mögliche neue Wohnung gezeigt und es mir überlassen, ob wir umzogen oder nicht. Die Wohnung war in der Stadt und ich fand sie schön. Und ich beging den fatalen Fehler, ja zu sagen. Ich hatte das perfekte Leben, doch ich warf es weg. Ich wusste es nicht zu wertschätzen. In meiner neuen Klasse konnte ich mich schwer einfinden. Alle kannten sich bereits und waren befreundet. Ich war die Neue. Alle Jungs waren am Anfang in mich verliebt, wie mir mein damaliger bester Freund etwas später erzählte. Ich war ihnen allen zu zickig, aber eigentlich hatte ich nur nie neue Leute kennenlernen müssen und war außerdem ein Jahr jünger. Sie waren deshalb alle geistig etwas weiter als ich. In den drei Klassenaußenseitern fand ich meine damals beste Freundin, meinen damals besten Freund und meinen liebsten Spielkameraden. Ich traf ihn vor einem Jahr im Bus. Er erkannte mich und ich ihn. Wir sagten Hallo. Ich fragte nicht nach seiner Nummer. In den letzten zwei Jahren der Grundschule waren wir die Außenseiter, aber wir waren es gemeinsam. Wir hatten uns, auch wenn die anderen uns nicht mochten. Dann begann das Mobbing. In meiner alten Schule hatten mich alle gemocht, ich hatte nicht ansatzweise Erfahrung mit Hänseleien und ähnlichem. Als die ersten stichelnden Bemerkungen kamen, lief ich überfordert weinend weg. Zuhause erzählte ich es meinen Eltern. Meine Mutter riet mir, es einfach zu ignorieren, doch ich verstand nicht, wie das gehen sollte, wenn es mich doch so verletzte. Mein Vater riet mir, ich solle ihnen klarmachen, dass ich mich nicht ärgern ließ. Er meinte, ich solle ihnen die Meinung sagen. Ich wehrte mich. Sie fanden es lustig, wie ich wütend wurde, und mobbten mich nur noch mehr, um zu sehen wie ich ausflippte.In der weiterführenden Schule kam ich in den Hochbegabtenzug eines Gymasiums. Niemand meiner Freunde war dort, sie waren alle auf der Realschule gelandet. Ich hatte vom Mobbing ein tiefes Misstrauen jedem gegenüber behalten, besonders Jungs misstraute ich. In meiner neuen Klasse beförderte ich mich schnell ins Abseits, da ich so empfindlich geworden war. Bei jeder Kleinigkeit fühlte ich mich angegriffen, wurde aggressiv und griff die Leute an - ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich hatte eine beste Freundin, sonst niemanden. Sie war genauso seltsam wie ich.Wieder war ich die Außenseiterin. In der sechsten Klasse kam ein neues Mädchen in unsere Klasse. Ich hasse sie. Sie hatte das Asperger Sydrom (kann keine Gefühle von Menschen nachvollziehen). Die anderen mochten sie nicht. Ich mochte sie nicht. Meine beste Freundin und sie verstanden sich blendend. Im Laufe der sechsten Klasse wurde sie immer weniger meine beste Freundin, dafür immer mehr die des neuen Mädchens. Anfang der siebten Klasse stand ich alleine da. Ich war elf und begann langsam, erwachsen zu werden. Ich bemerkte, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich ging zum Anti-Aggressions-Training. Ich hielt mich immer mehr zurück, steckte das Mobbing zähneknirschend ein. Ich wehrte mich nicht mehr. Es hörte nicht auf. Ich klettete mich an die anderen Mädchen. Vier beste Freundinnen. Die perfekten Vorzeige-Siebtklässlerinnen. Gute Noten, bei allen beliebt, hübsch. Ich wollte mit ihnen befreundet sein. Ich wollte gemocht werden. Ich wollte beliebt werden.Ich redete ihnen nach dem Mund. Sie mochten mich nicht wirklich, doch zwei von ihnen begannen langsam, eine leichte Sympathie für mich zu entwickeln. In der achten Klasse ging es so weiter. Sie akzeptierten mich. Ich durfte mit ihnen in der Mittagspause essen gehen, doch sie warteten nicht auf mich, falls ich noch aufs Klo musste. Ich durfte auf Klassenfahrt in ein Zimmer mit ihnen. Ich durfte sogar in manchen Fächern neben ihnen sitzen, in den restlichen Fächern saß ich allein. Wir waren neun Mädchen, eine konnte eben keine Sitznachbarin haben. Meine ehemalige beste Freundin, die zu dem Mädchen mit Asperger 'übergelaufen' war, hatte inzwischen keinen Nerv mehr für sie. Sie näherte sich mir vorsichtig wieder an. Ich verzieh ihr sofort. Ich war für jede Freundin dankbar. Dann begann das Mobbing erneut. Diesmal wegen meinem Aussehen. Ich war zwölf. Die anderen Mädchen waren dreizehn oder sogar vierzehn. Sie waren hübsch, groß, dünn, manche hatten sogar schon Brüste. Ich war klein und pummelig.Sie nannten mich fett, hässlich. Ich stand ganz allein da. Im Frühling fand ich meine beste Freundin. Sie war eine Klasse unter mir und hatte auch anders Mittagspause, also rannte ich immer noch den Mädchen aus meiner Klasse hinterher, um nicht völlig allein dazustehen. Das Mobbing wurde schlimmer. Ich hatte nur noch schwer depressive Phasen, rannte einem unerreichbaren Jungen hinterher und meine Noten wurden immer schlechter. Ich entdeckte Wattpad und flüchtete damit komplett aus der Realität. Ich hatte Angst vor der Schule. Angst vor dem Mobbing. Inzwischen wollte ich nicht mehr beliebt sein. Ich wollte akzeptiert werden. Hübsch sein. In der neunten Klasse wurde alles besser. Ich hörte auf mich zu verstellen und den Mädchen nach dem Mund zu reden, und plötzlich rissen sie sich darum, mit mir befreundet zu sein. Sie warteten auf mich, wenn wir irgendwo hin gehen wollten. Sie fragten mich, ob ich mich mit ihnen verabreden wollte. Solche Kleinigkeiten machten mich so glücklich wie nie. Ich hatte wirklich Freundinnen. Auch mit meiner besten Freundin baute ich eine immer engere Bindung auf. Ungefähr ab dem Halbjahr erzählte ich meine Eltern und Lehrern von dem Mobbing. Mein Klassenlehrer schiss den 'Anführer' der Mobber, der in meiner Klasse war, zehn Minuten vor allen anderen zusammen. Er versuchte, die Schuld zurück zu mir zu schieben, ich hätte ihn zuerst beleidigt, doch die anderen Mädchen waren meine Zeugen und hatten das Mobbing immer miterlebt. Nach dem Anschiss wurde ich nie wieder von ihnen gemobbt, und ihre verächtlichen Blicke lassen mich bis heute kalt. Alles war perfekt. Und dann verliebt ich mich in den Exfreund meiner Freundin.Ich war inzwischen vierzehn, es war kurz vor den Sommerferien der neunten Klasse. Die beiden hatten schon lang Schluss gemacht, meine Freundin (eine der beiden Mädchen der vier Beliebten, die jetzt mit mir befreundet waren) hatte ihn abserviert. Sie hasste ihn nun, und wir als ihre Freundinnen mussten ihn natürlich auch hassenIch erzählte ihnen nichts von meiner plötzlich entstandenen Schwärmerei. Er war mit mir und den beiden Mädchen vom Anfang in der Theater-AG. Ich ließ es mir nicht nehmen, mit ihm zu scherzen und in der AG auch mit ihm mal eine Gruppe zu bilden. Meine Freundin reagierte mit Unverständnis, doch überraschenderweise akzeptierte sie es nach kurzer Zeit. Er zockte das selbe Onlinegame wie ich. Er lud mich ein, mal abends mit ihm und seinen Freunden zu skypen und mit ihnen zu zocken. Innerhalb des nächsten Monats wurden er und seine Freunde meine neue Abendbeschäftigung. Jeden Abend zockten und skypten wir. Ich mochte sie, auch wenn nur ein Mädchen dabei war und sonst ausschließlich Jungs. Mein Schwarm lud mich ein, in den Sommerferien vier Tage mit ihnen ins Zeltlager zu kommen. Ich hatte dort die schönste Zeit meines Lebens. Die Jungs waren unglaublich nett zu mir und auch das Mädchen wurde mir eine gute Freundin. Ich erzählte ihr von meiner Schwärmerei. Sie munterte mich auf und gab mir Tipps. Ich war glücklich.Die zehnte Klasse begann. Ich bekam meine Noten einigermaßen in den Griff. Ich schrieb viel mit den zwei besten Freunden meines Schwarms. Sie und mein Schwarm gehören heute zu meinen besten Freunden. Einer von ihnen (nennen wir ihn D) verriet mir im Herbst, nachdem ich ihn ausgequetscht hatte, dass mein Schwarm mich mochte und mich eigentlich auf hübsch fand, aber eben etwas dick für meine Größe. Es wurde Winter und ich wurde deprimiert. Plötzlich fand ich wieder tausend Gründe, wieso ich ein schlechter Mensch war. Wieso ich kein Leben verdient hatte. Erneut wurde ich depressiv und begann mich zu ritzen. D war für mich da und versuchte mir zu helfen. Er war der einzige, dem ich mich öffnete. Sogar meiner besten Freundin verschwieg ich meinen Kummer, da ich sie nicht mit meinen Problemen belasten wollte. Es wurde immer schlimmer und der Selbsthass nahm zu.Eines Abends vertraute ich mich meinem Opa an. Er weinte, als er meine Narben sah. Ich weinte auch. Ich fühlte mich so schlecht. Was ich auch tat, es schien irgendwen zu verletzen. Ich versprach ihm, es nicht mehr zu tun. Ich versprach ihm, er müsse sich keine Sorgen um mich machen. Ich hielt mein Versprechen. Ich brachte es nicht über mich, ihm so wehzutun. Ich ertrug meinen Selbsthass schweigend. Ende November wurde ich krank und nahm zwei Kilo ab. Davon angespornt, machte ich weiter. Ich aß weniger, zählte Kalorien und verzichtete auf Süßigkeiten. Ja, ich hungere auch, aber nur leicht. Ich setzte mir ein Ziel: Ich würde bis 46 Kilo abnehmen, danach nicht weiter, egal ob ich mir gefiel oder nicht. Ich wollte schließlich nicht magersüchtig werden. Es brachte viel. Ich nahm weitere 5 Kilo ab. Ich wiege jetzt bei einer Größe von 1,58m 54 Kilo. Ich bin sichtbar dünner geworden. In einem Monat werde ich 15 und darf mich im Fitnesstudio anmelden. Mein Vater bezahlt mir die Hälfte davon, er findet ws gut, dass ich mehr Sport machen und abnehmen möchte. Er meint, wenn ich unzufrieden bin und mich verändern möchte, ist ihm das lieber, als wenn ich nur jammere. Meine Mutter würde mich am liebsten zehn Kilo schwerer sehen. Sie hat krankhafte Angst, ich würde magersüchtig werden, aber ob ich mich wohlfühle, ist ihr in ihrer Sorge komplett egal. Ich machte ihr klar, dass ich beim Klamotten kaufen nicht mehr weinen wollte, wenn ich mich im Spiegel sehe. Sie akzeptierte es. Alles war auf dem besten Weg perfekt zu werden. Mein Körper wurde besser, ich durfte mir die Haare dunkel färben, was mir tausendmal besder gefiel, und ich hatte die besten Freunde, die man sich wünschen kann. Und dann musste mein Schwarm alles kaputt machen.Er kam auf die geniale Idee, am letzten Schultag vor den Winterferien abends in die leere Schule einzubrechen und dort zu übernachten.Er und zwei andere Freunde zogen es durch.Das Mädchen aus dem Zeltlager, D und ich waren noch dabei, gingen aber um 10.Sie wurden erwischt und saßen stundenlang auf der Polizeiwache. Mein Schwarm darf kaum noch etwas mit uns unternehmen, die anderen erstaunlicherweise schon. Aber D's Mutter hat ihm heute verboten, etwas mit meinem Schwarm zu unternehmen, obwohl die beiden beste Freunde sind. All unsere geplanten Treffen, Urlaube, das nächste Zeltlager, mein Geburtstag...das wird alles ohne ihn stattfinden müssen. Das macht mich so unglaublich traurig, nicht nur weil ich ihn liebe, sondern auch, weil er mir als Freund unglaublich wichtig geworden ist, so wie die beiden anderen auch. Ich würde für sie sterben. Sie sind mit meiner besten Freundin die Menschen, dir mir am nahesten stehen, und so auseinander gerissen zu werden, ist verdammt schmerzhaft. Ich habe es vorhin erfahren. Ich bin so unglaublich traurig gerade. Aber es wird vorbei gehen und das ist eigentlich meine Message hinter alldem: Egal wieviel Scheiße passiert, gebt nicht auf! Ihr werdet dadurch so viele glückliche Momente verpassen, und die machen jeden traurigen Moment wieder wett.
~anonym
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