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Hi
Meine Story spielt sich über den Zeitraum eines Jahres ab. Alles fing damit an, dass wir umziehen wollten. Meine Familie machte da gerade eine ziemlich schwere Zeit durch. Wir litten unter Geldproblemen. Ich weiß nicht mehr genau woran es lag. Aber ich erkläre es jetzt erstmal.
Es war in gewisser Weise ein Teufelskreis, denn jedes mal wenn wir dachten es würde besser werden kam ein neuer Tiefschlag. Wir mussten permanent darauf achten nicht zu viel Geld auszugeben. Wir konnten uns keine Süßigkeiten kaufen, generell nicht viel essen, ich konnte mir keine Klamotten holen obwohl ich sie brachte usw. Freizeitaktivitäten wie ins Kino gehen oder in die Stadt gehen, konnte ich mir einfach nicht leisten. Ich hatte sogar Angst, dass wir mit der Schule irgendetwas machen wofür man wieder Geld ausgeben muss. Ein Handy hatte ich zu dem Zeitpunkt schon ein Jahr nicht mehr.
So entstand in gewisser Weise ein psychischser Druck auf mich. Ihr könnt euch ja alle denken wie wichtig ein Handy für unsere Gesellschaft ist. und halt generell neue Klamotten usw.
Immer wenn ich danach gefragt wurde, musste ich antworten: "Ja, ich hole es mir bald" oder: "Ich hab mich noch nicht entschieden welches."
Zu dem Zeitpunkt hatte ich wirklich nichts, Garnichts. Und es wurde mir mit der Zeit einfach immer peinlicher. Ich wusste zwar, dass ich nichts dafür konnte aber trotzdem sagte ich es niemandem. Nicht einmal meinen Freunden. Selbst wenn mir das etwas geholfen hätte.
Ich hatte einfach Angst was andere über mich denken würden, weil ich mich selbst dafür gehasst habe. Ich habe all meinen Kummer in mir verschlossen. Ich kann nicht mehr beschreiben wie sich das damals für mich angefühlt hat.
Ich denke, dass man nur wirklich weiß was ich meine, wenn man selbst mal in so einer ähnlich Situation war.
Ich habe nicht mal mit meiner Familie darüber geredet. Und das hat mich langsam von innen aufgefressen.
Von außen tat ich aber weiterhin auf normal und happy. In der Schule fiel es mir nicht schwer mitzumachen. Im Gegenteil, ich hatte noch nie so einen guten Notendurchschnitt und wurde sogar Klassenbeste. Ich lachte oft und tat so als wenn es mir gut gegangen wäre.
Aber seit ich in der Schule so gut war, habe ich mich selbst unter Druck gesetzt, weil meine Noten das einzige waren, was ich kontrollieren konnte. Ich fand es sogar schlimm wenn ich zwischen Eins und Zwei Stand.
Zu dem Zeitpunkt schöpften meine "Freunde" auch langsam Verdacht. Sie sagten mir, dass ich so komisch sei und immer Abstand wollte. Und das stimmte auch. Es lag daran, dass ich unter (leichten) Depressionen litt. Aber das wollte ich ihnen auch nicht sagen. Ich weiß nicht warum, aber damals dachte ich es wäre das Beste einfach mit niemanden darüber zu reden und einfach alleine damit klar zu kommen. Ich wollte es auch niemandem sagen, weil es dann so wirklich wurde, als wäre es dann in Stein Gemeißelt.
Mit meiner Familie habe ich nämlich auch nicht geredet. Wenn ich dann zuhause war, ging es meistens erst richtig los. Mein Vater ist alleinerziehend und musste zu dem Zeitpunkt unser Haus und die Wohnung meiner Schwester bezahlen. Sie haben sich ständig wegen dem Geld gestritten. Wir konnten uns nicht viel leisten aber meine Schwester war immer der Meinung, dass wir noch mehr holen könnten.
So ging es fast jeden Tag, aber nie habe ich etwas gesagt. Ich habe es nicht ausgehalten wenn sie sich gestritten haben. Es war so schlimm für mich. Ständig dachte ich: "Oh nein, das verzeiht er ihr nie!" oder: "Wieso ist sie nur so? Warum haben wir das verdient? Wann hört das endlich auf? Wird meine Familie daran kaputt gehen?". Ich traute mich aber nie etwas zu kritisieren. Denn generell wurde ich von jedem angemeckert.
Meine große Schwester meckerte mich aufgrund meines Lebensstill an. Beispielsweise weil ich billige Nahrung aß. Obwohl ich natürlich nichts dafür konnte. Ihr passte es auch nicht was ich dachte. Sie meinte, ich wäre eine Hinterwäldlerin die hinterm Mond lebt und nur Rotz von sich gibt. Ich weiß gar nicht, wie sie darauf kam, weil ich ja nie etwas gesagt habe.
Mein Vater meckerte mich an, weil meine Schwestern Dinge machten, die ihm nicht passten. wie z.B. die Terassentür offen zulassen obwohl die Heizung an war oder das Fenster halt.
Meine andere Schwester meckerte mich wegen allem an was ich machte. Deshalb stritten wir uns sehr oft. Einmal hat sie mich mitten in der Nacht angeschrien, weil ich nicht aufhören konnte zu weinen.
Als ich versuchte es meinen Vater zu sagen, hat er mir nicht geglaubt. Er meinte, ich solle aufhören zu schmollen, ich durfte nicht "weinerlich reden", und ich durfte nicht sauer oder traurig gucken aber meine Schwester durfte alles. Ich habe mich zu dem Zeitpunkt einfach so benachteiligt gefühlt. Ich kann auch bei bestem Willen das Gefühl nicht beschreiben das ich das ganze Jahr über hatte.
Ich habe damals fast jeden Tag geweint, und fast das Schlimmste war das es niemand gemerkt hat. Wirklich niemand und selbst heute weiß es fast keiner.
Ich dachte damals immer ich wäre stark, weil ich nie geschrien habe wie meine Schwester, nie geflucht habe wie mein Vater und auch nie randaliert habe wie meine andere Schwester. Aber ich habe geweint und das ist genauso schlimm. Am Ende war ich es, die es am Schlimmsten traf. Ich habe dieses permanente Gefühl mit mir herum geschleppt, dass alles und jeder eklig ist und nicht gut für mich. Ich habe mich immer in meinem Zimmer eingesperrt, weil ich es nicht geschafft habe auch nur 5 Minuten was mit meiner Familie zu machen. Ich habe sie damals wirklich gehasst. Genauso wie meine "Freunde". Ich konnte einfach nichts mehr mit ihnen machen, weil ich auf mich allein gestellt sein wollte. Denn so fühlte ich mich die ganz Zeit. Allein...
Daraus geschafft habe ich es mit meinen alten Freuden. Auch wenn sie nicht wirklich irgendetwas davon gewusst haben. Sie haben mich einfach normal behandelt und nicht gesagt ich soll mich verändern. Ich hab mich einfach nicht wie ein Alien bei ihnen gefühlt und das hat mir geholfen.
Was ich mit dem Text sagen will ist, dass egal wie schwer die Zeit scheinen mag, egal wie sehr sich das ganze zieht, es werden bessere Tage kommen.
Mir ist bei weitem mehr passiert als ich hier geschildert habe, aber Leute...
Ich bin jetzt wieder einigermaßen glücklich! Ich bin nicht mehr wirklich das Mädchen aus dem Text.
Ich würde zwar alles ändern wenn ich es könnte aber dennoch bin ich froh das zum Ende alles so gekommen ist wie jetzt, weil ich so die Erfahrung gesammelt habe, dass ich jetzt weiß, dass ich an sowas nicht zerbrechen werde. Und ihr auch nicht.
Ich hoffe, ich konnte jemandem mit meinem Text helfen. Wenn jemand ein ähnliches Problem hat/hatte, darf er mich gerne anschreiben.
Ich heiße sunnymimi
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