Was wäre wenn?


,,Guten Tag, ich hätte gerne zwei Kugeln Eis in der Waffel bitte. Einmal Schoko und Vanille.'', bestellte Lukas lächelnd seine Kugeln Eis , reichte der Verkäuferin das Geld und ich kramte in meiner Hosentasche schon mal nachdem nötigen Geld, doch da bemerkte ich, dass ich ja gar keins dabei hatte. 

Erschrocken über diese Erkenntnis starrte ich völlig hilflos in der Gegend rum und wurde noch viel nervöser, als ich die riesige Schlange hinter mir sah, welche alle nur darauf warteten, dass ich endlich mein Eis bestellte und sie auch herankamen. 

,,Hallo, junger Mann. Was möchtest du denn?'', fragte mich die Verkäuferin lächelnd und ich sah unsicher zu ihr hoch. 
,,Ähm...'', fing ich schüchtern an und hörte genervtes Stöhnen hinter mir. Diese paar Minuten eures Lebens machen euch auch nicht jünger
,,Möchtest du nun was bestellen, oder nicht?'', fragte sie ungeduldig und tippte mit ihren langen Fingernägeln auf der Theke rum. 

,,Tim, möchtest du doch kein Eis?'', fragte Lukas nach und ich blickte völlig nervös in seine blauen Augen, welche mich gleichzeitig auch etwas beruhigten. 

,,Ich hab' kein Geld dabei.'', gab ich dann schlussendlich schüchtern zu und es war mir so peinlich, ihm das zu sagen. Lukas dachte jetzt bestimmt, dass ich mein ganzes Geld für irgendwelche Drogen ausgegeben und deswegen nix mehr hatte. 

,,Wie viele Kugeln möchtest du denn und welche Sorte?'', fragte Lukas grinsend nach und legte den Kopf schief. 
,,Du musst mir das doch nicht bezahlen.'', winkte ich direkt ab, doch er drückte mir nur sein Eis in die Hand, sagte irgendwas zu der Verkäuferin und kam kurz darauf mit einem neuen Eis wieder. 
Perplex starrte ich ihn an und Lukas nahm mir sein Eis aus den Händen, um daraufhin mir das Neue in die Hand zu drücken. Dabei berührten seine Fingerkuppen für eine kurze Zeit meine Hand und mein Bauch begann angenehm zu kribbeln, was ich aber eher auf meinen Hunger schob. Ich hatte schließlich lange nichts mehr gegessen und da konnte es gut möglich sein, dass mein Magen jetzt etwas randalierte. 

,,Lukas, du musstest mir das doch nicht kaufen.'', sagte ich sofort, als wir das Einkaufszentrum verließen und ich konnte es einfach nicht glauben. Lukas hatte mir einfach so ein Eis gekauft und dabei kannten wir uns noch nicht einmal lange. 

Bei Alex und Marcel verstand ich es, wenn sie mir etwas finanzierten, denn ich hatte ihnen schließlich auch schon oft genug etwas spendiert und da war es in meinen Augen nur gerecht, wenn man sich in dieser Hinsicht ab und zu mal abwechselte, wenn denn mal der Fall eintrat, dass der andere kein Geld dabei hatte oder man einfach nur nett sein wollte.
Zudem kam bei den beiden noch hinzu, dass ich bei ihnen eh nie etwas verneinen konnte, weil sie mir, egal wie oft ich mit ihnen darüber diskutierte, trotzdem etwas spendieren würden.
Aber Lukas kannte ich eben noch nicht so lange und es stand auf jeden Fall fest, dass ich ihm das Geld beim nächsten Mal auf alle Fälle zurückgeben werde. Zwar war das Eis nicht sonst wie teuer und diese paar Euro könnte er schon verkraften, aber trotzdem hatte es Lukas verdient, sein Geld wieder zurückzubekommen. 

Wir ließen uns auf einer Bank vor dem Einkaufszentrum nieder und aßen genüsslich die äußerst leckere kalte Flüssigkeit. 

,,Ich werde dir das Geld auf jeden Fall beim nächsten Mal zurückgeben.'', brach ich irgendwann unser Schweigen und biss ein Stück von der Waffel ab.
,,Brauchst du aber nicht, passt schon.'', winkte Lukas direkt ab.
,,Möchte ich aber, weil ich dir das schuldig bin.'', hielt ich dagegen und Lukas lachte.
,,Tim, du musst mir das Geld wirklich nicht zurückgeben. Die paar Euro machen mich nun auch nicht reicher.'', lachte er.
,,Wieso? Willst du etwa nichts aus diesem teuren Laden?'', fragte ich gespielt verwirrt, doch konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. 

,,Als ob. Ehe ich mir dort etwas leisten kann, darf ich nie wieder Geld für irgendwas ausgeben.'', sagte Lukas ebenfalls lachend und zwickte mir in die Seite, weshalb ich vor Schreck einen kleinen Sprung in die Luft machte. 

,,Es kann halt eben nur zwei Optionen geben. Entweder du verhungerst und hast dafür teure Designerklamotten oder du hast keine teuren Klamotten, aber dafür Essen.'', stellte ich ihn grinsend vor die Wahl. 

,,Da muss ich aber keine paar Sekunden überlegen, dass ich mich da definitiv fürs Essen entscheide. Essen ist halt einfach bae.'', antwortete er kichernd und leckte sich sein Vanilleeis aus den Mundwinkeln. 

Lukas sah mir dabei, für meinen Geschmack, etwas zu tief in die Augen und ich wendete meinen Blick von ihm ab, bevor ich wieder viel zu tief in meinen Gedanken versank. Ich wollte darüber einfach nicht nachdenken.

 ,,Was würdest du eigentlich machen, wenn du von einen auf den anderen Tag reich werden würdest?'', fragte ich Lukas irgendwann, als wir eine Zeit lang miteinander geschwiegen hatten. 
,,Wie meinst du das?'', fragte er nach und drehte sich zu mir, um mir besser in die Augen schauen zu können. 
,,Na ja, was würdest du dann machen? Würdest du dir die luxuriösesten Sachen kaufen und richtig mit deinem neu gewonnen Reichtum rumprahlen oder würdest du dir rein gar nichts von all dem anmerken lassen?'', erläuterte ich ihm meine Frage genauer und Lukas' Miene erhellte sich, weil er diese jetzt wohl um einiges besser nachvollziehen konnte. 

,,Hm, das ist eine gute Frage...'', erwiderte Lukas und sah sich grübelnd in der Gegend um. 

,,Ich denke, dass ich mir nichts von meinem Reichtum anmerken lassen würde. Ich würde es höchstens nur meiner Familie und meinen engsten Freunden erzählen, wie viel ich tatsächlich auf dem Konto besitze, weil ich nicht möchte, dass Leute plötzlich nur mit mir befreundet sind, weil ich viel Geld besitze und sie somit denken, dass sie so etwas davon ab bekommen könnten, sobald sie plötzlich etwas netter als früher zu mir sind. Aber was ich auf jeden Fall machen würde, wäre, dass ich mir die ein oder andere Sache von meinem Vermögen schon gönnen würde, das muss ich zugeben. Natürlich jetzt nicht sonst was, sondern nur Sachen, welche ich auch wirklich brauche und benutze - wie zum Beispiel irgendeine Gitarre, welche ich mir so eigentlich nie im Leben leisten könnte, 'n Auto und eventuell ein großes Haus mit Garten, falls ich mal eine Familie gründen sollte. Nur bei solchen Dingen würde ich etwas mehr ausgeben und ein wenig von meinem eigentlichen Vermögen hervorblitzen lassen. Aber ansonsten würde ich eher ungerne preisgeben, wie viel ich tatsächlich auf dem Konto besitze.'', antwortete mir Lukas wahrheitsgemäß, lächelte mich an und ich sah ihn erstaunt an. Wow, dass Lukas tatsächlich so gelassen bleiben würde, wenn er von einen auf den anderen Tag reich werden würde, hätte ich echt nicht gedacht. 

Denn ich musste zugeben, dass ich viel zu viel Angst davor hätte, dass ich mich viel zu schnell in das Geld verlieren und mich von diesem verändern lassen würde. Natürlich würde ich dies so gut wie möglich verhindern wollen, aber man wusste ja schließlich nie, was eher zu treffen würde. Obwohl ich ja schon sehr darauf hoffte, dass dies überhaupt nicht erst zu treffen wird, falls es denn überhaupt einmal soweit kommen sollte. 

,,Und du, Tim? Was würdest du machen, wenn du von einen auf den anderen Tag reich werden würdest?'', drehte Lukas den Spieß einmal um, sah mich interessiert an und ich ging einmal kurz in mich, ehe ich mit dem Sprechen anfing. 

,,Also ich teile da die gleiche Ansicht wie du. Ich möchte mich auch nicht nur von meinem Geld profilieren, sondern würde mir selbst treu bleiben. Ich würde mein Reichtum auch nur für das Nötigste ausgeben und versuchen dies auch stets einzuhalten. Und auf jeden Fall würde ich es auch nur meiner Familie und meinen engsten Freunden erzählen, was für eine Zahl mir wirklich auf dem Konto angezeigt wird.'', antwortete ich ebenfalls lächelnd und Lukas nickte zustimmend. 

,,Aber na ja, wir können auch nur darauf hoffen. Ich möchte mich zwar wirklich unbedingt nicht wegen dem Geld verändern lassen, aber man weiß ja schließlich nie, wie es wirklich kommt, wenn es dann tatsächlich einmal zu trifft.'', fügte ich noch zu meinen Gedanken hinzu und erneut nickte Lukas. 

,,Da hast du recht. Geld kann manche Menschen echt verändern und die meisten werden ziemlich arrogant und heben vollkommen vom Boden ab, sobald sie ein paar Euro mehr als andere auf dem Konto haben.'', stimmte er mir zu und dieses Mal nickte ich zustimmend. 

Danach sah ich Lukas glücklich lächelnd in die Augen und sein Grinsen wurde bei diesem Anblick noch ein riesiges Stück breiter. Süß.

Ich war echt ziemlich erstaunt davon, wie gut ich mich schon mit Lukas unterhalten konnte - so, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Mit niemanden aus meiner Gang hätte ich je so reden können, weil sie sich entweder durchgehend bei dem Thema beschwert oder es so sehr ins Lächerliche gezogen hätten, sodass bei dem Gespräch nur herausgekommen wäre, dass sie sich von dem neu gewonnen Reichtum tausende von Porsches kaufen würden, damit sie mit diesen ganze viele Weiber zum Knattern aufreißen konnten. 

Ne, mit denen konnte man sich absolut nicht über so etwas unterhalten und ich war auch ziemlich froh darüber, dass ich das wenigstens mit Lukas machen konnte, obwohl ich schon von Anfang an nichts anderes erwartet hatte, weil er schon damals auf mich so wirkte, als könnte man mit ihm interessante und zugleich auch intensive Konversationen führen. 

Ich konnte höchstens mal mit Jonas ab und zu über solche Themen reden, obwohl es mir zugegebenermaßen manchmal schon etwas unangenehm war, weil er schließlich immer noch ein Teil der Gang war. 
Zwar gab es schon bestimmte Themen, über die ich mich gerne mal mit ihm unterhalten wollte, aber ich hatte viel zu viel Angst davor, dass er damit noch zu Ronny rennen und ihm erzählen würde, über was für, in Ronnys Vokabular ''Pussythemen'', ich eigentlich mit ihm reden wollte, sobald wir nur ein einziges Mal für eine kurze Zeit unter vier Augen waren. 

,,Also eins steht fest. Wenn ich irgendwann mal, wegen was auch immer, reich werden sollte, dann werde ich dir auf jeden Fall das spendierte Eis zurückzahlen. Aber dann bekommst du direkt 'ne ganze Eisfabrik.'', sagte ich irgendwann grinsend und Lukas lachte. 

,,Das ist zwar nett von dir gemeint, aber du brauchst mir das Geld wirklich nicht zurückgeben.'', hielt er immer noch strikt dagegen und lächelte mich an. 
,,Ich möchte mich aber irgendwie bei dir revanchieren.'', sagte ich aufgeregt, weil ich ihm wirklich irgendwas für seine Nettigkeit geben wollte. 
,,Dann gib' mir einfach deine Handynummer und dann passt das schon.'', rutschte es eher ungewollt aus ihm heraus, weil Lukas sich kurz darauf die Hände vor den Mund schlug und mich erschrocken ansah. 

,,Du willst meine Nummer?'', fragte ich belustigt nach. 
,,Äh...ich...äh...ja...'', gab er zu und lächelte schüchtern seine Schuhe an. 
,,Aber nur, weil wir uns noch einmal treffen wollen?!'', fragte Lukas unsicher nach und ich grinste aufgrund seiner Unsicherheit. Ach, manchmal war es echt putzig, wie Lukas von der ein auf die andere Sekunde von selbstbewusst auf schüchtern wechseln konnte.

,,Also, ich würde mich gerne nochmal mit dir treffen wollen - oder vielleicht sogar auch öfter.'', erwiderte ich grinsend und Lukas sah mich mit großen Augen an. 
,,Wirklich?'', fragte er unglaubwürdig nach und ich nickte, ehe mich Lukas regelrecht überfiel und mich stürmisch umarmte. 
Erneut vernebelte sein wundervoller Duft mein Hirn und ich fühlte mich auf einmal noch viel geborgener und wohler mit ihm in meinen Armen. Was war das bloß?

Doch ehe ich dieses mir unbekannte Gefühl richtig genießen und intensiver darüber nachdenken konnte, was das eigentlich war und was mein Körper mir damit signalisieren wollte, löste sich Lukas von mir und sah unsicher auf seine Hände. 

,,Äh...sorry. Ich wollte das nicht.'', entschuldigte er sich leise und rückte ein wenig von mir weg. 

Ich sah nur traurig zu ihm und wusste nicht so recht, was ich erwidern sollte. Allgemein wusste ich gerade nicht so recht, was ich fühlen sollte, weil mich meine Gefühle so sehr verwirrten. Das waren einfach komplett neue und total andere Gefühle für mich, welche ich noch nie zuvor, auch nur ansatzweise, bei irgendwem gespürt hatte. 

Warum fühlte ich eigentlich sowas, sobald mich Lukas berührte und warum spürte ich das nicht, wenn Alex und Marcel mich berührten? 
Ich hatte zu den beiden schließlich eine sehr tiefe Bindung uns es kam auch nicht gerade selten vor, dass ich zum Beispiel, rein freundschaftlich natürlich, einfach mal so mit Alex kuschelte. Wir wollten schließlich nichts voneinander und da war doch auch nichts bei, wenn wir das dann ab und zu mal taten. 
Oder Marcel und ich umarmten uns gerne auch mal etwas länger, als man das für gewöhnlich tat und da war schließlich auch nichts bei, denn von ihm wollte ich genauso wenig etwas. 

Wir drei kannten uns halt fast schon unser ganzes Leben lang und die beiden kannten mich genauso gut, wie ich mich selbst und deswegen hatte ich bei ihnen auch keinerlei Berührungsängste und dachte mir nichts bei, wenn sie mich einfach so aus heiterem Himmel umarmten oder mit mir kuscheln wollten. 
Warum sollte ich auch Angst davor haben, wenn die zwei mich berührten? Sie hatten schließlich keine tödliche Krankheit, mit welcher ich mich infizieren konnte, sobald sie mich irgendwie berührten und nur weil ich zu ihnen keine rein sexuelle Beziehung hatte, durfte ich sie doch trotzdem öfters berühren und etwas intimer mit ihnen werden. 
War doch schließlich nichts bei. 

Aber warum fühlte ich bei ihnen dann nicht auch das, was ich bei Lukas fühlte? Warum reagierte mein Körper so anders auf ihn, obwohl ich keine so tiefe Bindung zu ihm hatte? Warum fing es in meinem Bauch nicht an zu kribbeln, wenn mich Marcel umarmte?  Er war doch schließlich auch ein Junge und im Gegensatz zu Lukas auch noch mein bester Freund, welcher nahezu alles über mich wusste. 

Ach, wahrscheinlich bildete ich mir das Alles nur ein und diese Gefühle existieren noch nicht einmal. 
Ich hatte schließlich eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und da spielten meine Gefühle gerne mal etwas verrückt und ich konnte sie nicht richtig zu ordnen. 
Da war nichts, ich brauchte schon keine Angst haben. Das war alles nur Einbildung und Verarsche von meinem Körper, welcher mir gerne mal den ein oder anderen Streich spielte. 
Oder vielleicht doch nicht?

,,Ist doch nicht schlimm. Manchmal überkommen einen Gefühle halt.'', munterte ich Lukas grinsend auf und kramte in meinem Rucksack nach einem Blatt. 
Ich schrieb meine Nummer fix auf dieses, riss es heraus und rückte dann etwas näher an Lukas heran. 
Ich legte den Zettel mit meiner Handynummer auf Lukas' Schoß und klopfte ihm immer noch grinsend auf die Schulter.
Lukas sah mich zunächst verwundert  an, doch lächelte mich schlussendlich doch mit einem breiten Lächeln auf den Lippen an. 

,,Danke.'', bedankte er sich strahlend bei mir.
,,Lukas, wie war das nochmal mit dem Bedanken?'', harkte ich lachend nach und sah ihn vielsagend an.
,,Ja, aber dieses Mal ist es doch nicht wegen den Mathehausaufgaben!'', verteidigte er sich ebenfalls lachend.
,,Trotzdem. Ist doch nur meine Nummer, nichts Besonderes.''
,,Für jemand anderes ist es bestimmt schon etwas Tolles, wenn man deine Nummer bekommt.'', nuschelte Lukas und packte grinsend meine Handynummer in seine Schultasche.

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