Tue dumme Dinge, um dazuzugehören


Ich drückte meinen noch übrig gebliebenen Zigarettenstummel in dem vorgesehenen Aschenbecher aus, hievte meinen Rucksack über meine Schultern und ging dann in das Jugendzentrum, wo ich auch schon sofort freundlich von einer Mitarbeiterin begrüßt wurde.
Ich grüßte ebenfalls genauso freundlich zurück und ging dann in den Raum, wo ich mich mit meiner Gang, außer auf ein paar kleine Ausnahmen, so gut wie jeden Nachmittag traf.
Nach der Schule, soweit überhaupt irgendjemand von uns da war, nahmen wir diesen Raum für uns ein und hatten die Mitarbeiter dieses Vereines, schon oft an ihre psychischen Grenzen getrieben, aufgrund unserer nicht meist respektvollen Aktionen. 

Einmal hatten wir zum Beispiel die ganzen Wände vollgesprayt, woraufhin diese neutapeziert werden mussten und wir über einen Monat Hausverbot für dies Aktion bekamen.
Und ein anderes Mal hatten wir hier Ratten frei rumlaufen lassen, woraufhin fast alle anwesenden Menschen auf die Stühle geklettert waren und erst wieder heruntergekommen sind, als wir die ganzen Viecher wieder eingesammelt und freigelassen hatten. 

Ein Lachen entwich mir, als ich diese überaus geilen Erlebnisse in meinen Gedanken noch einmal Revue passieren ließ und ich freute mich ungemein darauf, meine Freunde nach einer für mich so langen Zeit endlich wiederzusehen. 

Ich hatte meine Gang nämlich ganze zwei Wochen nicht gesehen und ich hatte wohl einiges verpasst, weil mir meine Mutter Hausarrest geben musste.
Ich konnte auch leider nicht so einfach flüchten, um meine Leute zusehen und auch rein gar nichts zu verpassen, da sie mich jeden Tag zur Schule gebracht und wieder abgeholt hatte, und stets darauf geachtet hat, dass ich gar nicht erst meinen Rucksack packte und aus der Tür verschwand, wenn sie mal keine fünf Minuten hinsah. 

Es waren echt zwei langweilige Wochen gewesen, weil ich kaum etwas machen konnte. 
Natürlich hatte ich Zuhause genügend Beschäftigungsmöglichkeiten und meine Mutter hatte mir nun nicht alles verboten, nur war es eben nicht dasselbe. 
Ich war schon immer ein Mensch gewesen, der viel lieber raus ging und dort etwas erlebte, anstatt den ganzen Tag in der Bude zuhocken. Das war schon seitdem ich denken konnte, nie etwas für mich gewesen, aber jedem das seine. 

,,Wolbers, du Hurensohn! Hast du auch endlich mal wieder den Weg hierher gefunden?!'', rief mir Ronny, der Anführer meiner Gang lachend zu, als ich gerade einmal einen Schritt in den Raum gesetzt hatte. 
,,Ja man, meine Alte hat mir einfach mal zwei Wochen Hausarrest gegeben, die Fotze.'', beschwerte ich mich und ließ mich auf der abgeranzten Couch nieder, auf der schon einige nicht gerade jugendfreie Dinge getrieben wurden. Natürlich gingen diese von niemanden anderes aus, außer von unserer Gang. 
,,Alter, wir haben doch nur ein paar Heuballen angezündet, die soll sich mal nicht so haben.'' Er schüttelte verständnislos mit dem Kopf und ich nickte zustimmend. 
Es war wirklich dämlich, mir ausgerechnet deswegen Hausarrest gegeben zu haben, denn ich hatte schon weitaus schlimmere Dinge getan, wofür ich meistens sogar nie Ärger bekommen habe. 

,,Egal. Erzähl mal, was hast du so ohne uns die letzten Wochen gemacht?'', fragte Max, der Jüngste unserer Truppe neugierig und sah mich erwartungsvoll an, weil er wohl die krassesten Dinge von mir erwartete. 
,,Nichts, alter. Ich musste lernen.'', nuschelte ich leise und alle fingen an hemmungslos loszulachen. 
,,Du bist so ein Opfer, Wolbers! Was hast du denn schönes gelernt, hm? Kannst du denn jetzt auch schön Geografie? Na komm', erzähl mir mal was von der Plattenverschiebung!'', bekam Ronny gerade so lachend heraus und ich verdrehte die Augen. 
Lernen war bei uns noch nie ein großartiges Dinge gewesen, weil wir viel eher unsere Tafelbilder verbrannten, anstatt unsere kostbare Freizeit mit so etwas wie Lernen zu verschwenden. 

,,Ne man. Ich hab' doch nicht wirklich gelernt, sondern mir einen Johnny nachdem anderen gedreht.'', rechtfertigte ich mich nun ebenfalls lachend und alle beruhigten sich nach und nach wieder.
,,Na, das hoffe ich doch auch. Ich will ja schließlich nicht, dass du so'ne scheiß Streberschwuchtel wirst, wie die Weißwurst da hinten.'' Ronny schlug mir einmal kräftig auf den Rücken, weshalb ich schmerzverzerrt das Gesicht verzog und er deutete in eine Ecke des Raumes. 

Dort saß dieser eine Junge, welcher tagtäglich auf diesen einen orangen Stuhl in der hintersten Ecke saß, jeden Tag irgendwas auf diversen Blättern schrieb und um genau zehn Minuten vor sechs, seine Sachen packte und keine zwei Minuten später, dass Jugendzentrum verließ.
Wir wussten nicht viel über ihn, weder seinen Namen, noch wie alt er war und gar warum genau er eigentlich jeden Tag hier war.
Er saß hier eh immer ganz alleine rum und deshalb fragten wir uns schon oft, wieso dieser Kerl eigentlich jeden Tag hier saß, obwohl eh nie jemand zu ihm kam und er sich doch zu Tode langweilen müsste, weil das Einzige was er tat war, nur auf ganz vielen Blättern umher zu schreiben.

Aber trotzdem gab es eine einzige Sache, die wir über ihn wussten und zwar, dass er auf ein beschissenes Gymnasium ging.
Dies war schon Grund genug für uns, dass er uns zum Opfer fiel, denn wir hatten noch nie gute Erfahrungen mit Gymnasiasten gemacht.
Für uns waren das einfach irgendwelche eingebildeten und arroganten Wichser, die solche Hauptschüler wie uns als den letzten Dreck ansahen und sich schon gespannt darauf freuten, dass ihnen nach ihrem Abitur so gut wie alle Wege offen standen, während wir mit unserer niedrigen Schulreife nahezu um einen Ausbildungsplatz betteln mussten und dann irgendwann sogar noch Problem damit hatten, irgendwie über die Runden zu kommen. 

Nein, wir konnten solche Leute einfach nicht ab, das war Fakt.

Es war egal, ob sie uns etwas getan hatten oder nicht, für uns waren das sofort irgendwelche Untermenschen und unsere Meinung dazu würde sich wahrscheinlich auch nie ändern, aufgrund unserer negativen Erfahrungen, die wir mit solchen Menschen schon oft genug gemacht hatten. 

Aber um jetzt mal wieder zurück zu diesem komischen Jungen zu kommen. 
Kurz gesagt, wir hassten ihn, obwohl er uns nie etwas getan hatte und eigentlich hauptsächlich nur stumm in seiner Ecke saß, nahezu keinen Ton von sich gab und teils unsichtbar schien. 
Aber der Fakt, dass er auf ein beschissenes Gymnasium ging und sicherlich gerne mal über uns vermeintlichen Assis herzog, reichte schon, dass wir aggro genug wurden, um ihn aufs übelste zu beleidigen. 

Die Beleidigungen, die wir ihm gerne mal an den Kopf warfen, waren meistens nicht gerade besonders nett und es gab manchmal auch Tage, an denen er viel zu früh seine Sachen packte und in einem schnellen Tempo den Raum verließ, während wir uns kaum noch vor Lachen ein bekamen und kaum realisierten, was wir eigentlich gerade taten. 

Ja, meine Gang war wirklich nichts für schwache Nerven und solche Feiglinge brauchten wir erst recht nicht hier drin, die wegen ein paar kleinen Beleidigungen schon total gekränkt waren. 
Wir suchen eher Leute, welche sich auch trauten vor alles und jedem den Mund aufzumachen und auch dazu bereit waren, nahezu alles zutun. 

,,Ey, was lernst du denn da schönes?'', fragte Nicky lachend und dieser Typ ignoriert uns gekonnt, sowie er es schon oft getan hatte.

,,Ey, bist du taub, alter? Ich hab' dich was gefragt und da hast du gefälligst zu antworten!'', probierte es Nicky erneut, doch dieser Junge sah nur kurz zu uns, doch wendete seinen Blick sofort wieder von uns ab und ignorierte uns weiterhin. Hurensohn.  

,,Hallo? Warum redet der denn nicht mit mir? Ey, das war doch 'ne ganz normale Frage!'' 
Nicky sah nun ahnungslos in die Runde und machte eine fragende Handbewegung. 
Ich zuckte als Antwort nur mit den Schultern und sah kurz unsicher zu dem Jungen, welcher einfach weiter auf seinem Blatt umher schrieb, so als wäre nichts gewesen. 

Doch irgendwann wurde es Nicky zu langweilig ihn nur von der Ferne zu schikanieren, weshalb er sich schlussendlich hinter ihn stellte und diesem Jungen über die Schulter sah. 
,,Ist das etwa Mathe? Kannst du das denn auch schon, du Schwuchtel?'', fragte er grinsend und dieser Junge verdrehte die Augen. 
,,Im Gegensatz zu dir schon.'', gab er nun nuschelnd auch einen Ton von sich und Nicky hob entschuldigt die Hände. 
,,Sorry, war ja nur 'ne ganz normale Frage.'' 

,,Aber du hast ja Stimmbänder, das ist ja mal krass.'', sagte Nicky gespielt erstaunt und alle lachten. 
,,Jeder Mensch hat Stimmbänder, du Vollidiot. Hättest du in Biologie mal besser aufgepasst und nicht ständig geschwänzt, dann wüsstest du das auch.'' Er schüttelte Augen verdrehend den Kopf und Nicky lachte noch viel lauter, als er es eh schon tat. 
,,Und hätten deine Eltern besser in Biologie aufgepasst, dann wüssten sie auch, wie Verhütung funktioniert und hätten nicht so eine Arschkrampe wie dich gezeugt und in die Welt gesetzt.'' Nicky schmatzte schelmisch grinsend mit seinem Kaugummi und wieder ging Gelächter durch den Raum. 

,,Und wären deine Eltern nicht zu unfähig ein Kind zu erziehen, dann hättest du es auch gar nicht erst nötig, andere immer wieder runterzumachen. Ihr seid alle echt das Letzte!'', wurde er nun lauter, räumte seine Sachen zusammen und verließ keine paar Sekunden später stürmisch den Raum. 
Ich sah ihm hinterher und bekam gerade noch so mit, wie er sich an seinen Augen umherwischte und für eine kurze Zeit bekam ich etwas Mitleid mit ihm, was aber schnell wieder in Vergessenheit geriet, weil Ronny mir einen angezündeten Joint unter die Nase hielt, welchen ich grinsend entgegen nahm. 

Nicky gesellte sich grinsend zu uns und wir machten uns über die Jungen lustig, äfften ihn nach und kamen gar nicht mehr aus dem Lachen heraus, was natürlich auch unter anderem an dem wunderschönen grünen Stoff lag. 

,,Wie der gekontert hat, alter. Du laberst von Stimmbändern, er labert von Stimmbändern und ach...das ging immer so weiter, einfach lächerlich der Kerl.'' Ronny schüttelte mit dem Kopf, nahm einen Zug von seinem Joint und lehnte sich entspannt auf der Couch zurück. 
,,Isso. Was kann der eigentlich?'', fragte Nicky in die Runde und alle sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, nur war ich wahrscheinlich der Einzige, der damit etwas ganz anderes deuten wollte. 
,,Du erwartest doch jetzt keine ernsthafte Antwort, oder?'', fragte Max sicherheitshalber nach und Angesprochener schüttelte direkt mit dem Kopf.
,,Als ob, man.''

,,Jungs!'', riss es uns plötzlich aus unserem Gespräch und wir alle zuckten kurz erschrocken und auch ein wenig verängstigt zusammen. Mist. Das war die schrille Stimme von Frau Lautermann, die Ehefrau vom Leiter des Jugendzentrums und die Zweitchefin. 

,,Fuck, alter.'', erwiderte ich nur, schmiss meinen gerade erst angefangenen Spliff auf den Boden und drückte ihn dort auch aus, ehe ich ihn mit den Füßen unter die Heizung schob und mir mein Handy schnappte, damit sie nicht ausgerechnet mich sofort an die Mangel nehmen würde. 
Ich hatte schon wegen diesen kack Heuballen zwei Wochen Hausarrest kassiert und wenn meine Mama dann noch herausfand, dass ich im Jugendzentrum Gras rauchte, dann konnte ich mich erst wieder ordentlich und alleine nach draußen begeben, wenn ich ausgezogen war. 

,,Macht all eure Joints aus und setzt euch normal hin! Die Alte darf bloß nicht mitkriegen, was hier drin passiert ist!'', rief uns Conan, der ruhigste unserer Truppe, zu und wir taten wie befohlen. 

Als Frau Lautermann dann den Raum betrat, sah sie sich irritiert um und stand skeptisch im Türrahmen. Sie überkreuzte die Arme vor der Brust und musterte jeden einzelnen von uns haargenau und fast niemand traute sich, auch nur länger als eine Sekunde mit ihr Augenkontakt zuhalten. Fuck, die hatte sicher etwas mitbekommen. 

,,Sagt mal Jungs, was habt ihr die ganze Zeit über getan?'', fragte sie nach einer längeren Pause, in der sie nur skeptisch im Türrahmen gestanden hatte und trat langsam auf uns zu. 
Mein Herz raste wie verrückt und auch wenn ich immer so wirkte, als hätte ich vor nichts und niemandem Angst, hatte ich vor dieser Frau totalen Schiss. 

Sie hatte nämlich die Telefonnummer meiner Mutter und erzählte ihr meistens nahezu alles, was ich mit meiner Gang hier drin trieb, soweit sie das überhaupt mitbekam. 
Das war auch einer der Gründe, wieso ich mich zu mindestens hier größenteils zurückhalten musste, damit meine Mutter ja keinen Wind davon bekam, was ich eigentlich so in meiner Freizeit trieb. 
Meine Mutter hatte noch nie eine gute Haltung zu der Gang gehabt und wenn sie dann auch noch andauernd Beschwerden über uns hörte, würde sich ihre Meinung wahrscheinlich nie ändern, sondern stetig immer mehr verschlechtern. 

,,Nichts, Frau Lautermann. Wir waren die ganze Zeit ruhig und haben uns nur unterhalten. Über Schule, und so.'', sagte Max und lächelte sie an. 
,,Ihr seid mir schon eine Truppe.'' Sie lächelte und nahm Nicky das Buch aus den Händen, welches er sich spontan einfach so geschnappt hatte, ohne noch ein zweites Mal darüber nachzudenken, ob das denn nun wirklich so realistisch wirkte. 
Sie betrachtete das Buch und zog erstaunt die Augenbrauen nach oben, obwohl ich auch ein wenig Skepsis darin hervorblitzen sah. 

,,Als ob du Bücher liest, Nicky. Das Einzige was du liest, ist doch nur die Überschrift des neuen Playboy-Magazins.'', sie lachte kurz auf, doch wurde dann plötzlich ganz Ernst und wir alle wussten ganz genau, was das hieß. Scheiße.  
Denn wenn Frau Lautermann zunächst einen netten Eindruck machte, sollte man sich von diesem nicht großartig irritieren lassen, denn schnell konnte diese Frau zu einer richtigen Furie werden und dann kannte sie keine Grenzen.

Sie schrie uns an, packte uns grob am Arm, manchmal kam sie auch auf unser Niveau runter und quatschte genauso wie wir oder im schlimmsten Fall rief sie sogar die Polizei, damit wir endlich mal spurten und das Jugendzentrum verließen.
Zwar darf Letzteres eher selten zu, weil dies wirklich nur in den krassesten Situationen passierte, wenn sie es zum Beispiel nicht mehr mit uns alleine schaffte und einfach nicht mehr weiter wusste, aber dies kam bis jetzt nur zwei Mal vor und ich hoffte, dass es auch dabei blieb, denn sonst konnten wir bald nirgendswo mehr hin, weil wir gefühlt überall Hausverbot hatten. 

Das allererste Mal musste sie die Polizei rufen, weil wir alle auf einem übelsten Trip waren und sie nicht wollte, dass Leute mitbekamen, dass Junkies hier frei umherlaufen durften und deswegen Eltern ihre Kindern nicht mehr hierher schicken würden, weil sie Angst davor hatten, dass wir diesen noch irgendwelche Drogen verkauften. 
Und das andere und hoffentlich letzte Mal war, als wir mit einer anderen Gruppe aneinander geraten waren und es mit einer Schlägerei geendet hatte. 

,,Was wollen Sie denn von uns?'', fragte ich irritiert und versuchte dabei so höflich wie nur möglich zu klingen.
Sie musterte mich seufzend und verdrehte dann die Augen. ,,Als ob ihr das nicht wüsstet.''
,,Eben nicht. Was haben wir denn getan?'', fragte Ronny und verschränkte die Arme vor der Brust, weil es ihm wahrscheinlich mega auf den Sack ging, mal wieder Ärger zu bekommen. 

,,Jungs, ihr habt euch mal wieder total respektlos benommen. Denkt ihr, ich habe das eben nicht mitgekriegt, wie ihr diesen einen Jungen da fertig gemacht und nicht in Ruhe gelassen habt? Auch wenn nur Nicky etwas gesagt hat, saß der Rest von euch nur dumm rum und hat wie immer nur gelacht.'' Sie sah jeden von uns eindringlich an und wartete nur darauf, dass wir unsere Tat gestanden. 

,,Der hat damit angefangen mich zu beleidigen. Der hat mich so dargestellt, als wäre ich total dumm. Scheiß Gymnasiast.'', verteidigte sich Nicky und drehte sich in aller Seelenruhe eine Zigarette.
,,Nicky, du hast mit dem Provozieren angefangen, mein Freund! Da musst du halt damit rechnen, dass da irgendwann auch mal jemand zurück kontert und sich das nicht gefallen lässt!'', sagte sie nun etwas deutlicher und Nicky wollte gerade etwas erwidern, da fuhr sie auch schon fort. 

,,Jungs, ich weiß echt nicht mehr, was ich mit euch machen soll. Niemand hat etwas dagegen, wenn ihr hier seid und das ist auch schön, aber wenn ihr euch wie die letzten...Entschuldigung für die Wortwahl...Arschlöcher benehmt, dann bleibt mir leider nichts anderes übrig, als euch mal weider rauszuschmeißen.'', erklärte sie uns und stemmte seufzend die Hände in die Hüfte.

,,Wegen so 'nem Scheiß müssen wir gehen?! Das ist doch jetzt nicht Ihr Ernst, oder?!'' Max sah sie empört an, doch Frau Lautermann nickte. 

,,Ich sage es euch noch ein letztes Mal, Jungs. Benehmt euch doch einfach mal, dann könnten wir auch gut miteinander arggieren und würden nicht ständig aneinander geraten. Ich hab' euch zwar echt gerne hier, aber heute möchte ich euch nicht mehr auf diesem Geländer sehen. Morgen könnt' ihr gerne wiederkommen, aber heute setzt ihr keinen Fuß mehr in dieses Gebäude.''
Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, trafen sich unsere Blicke und urplötzlich packte sie mich am Handgelenk, zog mich von der Couch hoch und zog mich so dicht zu sich, sodass ihre Lippen direkt an meinem Ohr waren. 

,,Und du Tim lässt dich gefälligst nicht nochmal auf so ein Niveau herab, verstanden?!'' Sie sah mich bittend an und aus lauter Verzweiflung drehte ich meinen Kopf zu meiner Crew, welche mich gespannt ansahen. Sollte ich jetzt den Schwanz einziehen oder meine Gang beeindrucken?

 Ich überlegte natürlich nicht lange, holte einmal tief Luft und gab dann Sätze von mir, welche ich wahrscheinlich nachdem ich sie ausgesprochen hatte, direkt wieder bereuen würde. 

,,Fass mich nicht an, du alte Schabracke! Nur weil dein Kerl dich nicht mehr fickt, heißt das noch lange nicht, dass du mich anfassen darfst!'' Ich stieß sie von mir weg und Frau Lautermann sah mich empört und mit offenem Mund an.
Ich schnappte mir nur meinen Rucksack und sprintete, ohne noch einen weiteren Ton von mir abzugeben und gar noch jemand anzugucken, einfach los und verließ sofort das Jugendzentrum. 
Oh Gott, was hatte ich bloß getan? Das würde sie doch ganz sicher meiner Mutter erzählen und dann gab es Ärger! Ich hatte sie beleidigt und ach...ich war so ein Idiot! 

Ich rannte bis hinter die Turnhalle, welche nur ein paar hundert Meter von dem Zentrum entfernt war, damit Frau Lautermann mich bloß nicht einholen konnte. 
Ich wartete japsend auf meine Freunde, welche hoffentlich bald kommen würden. 
In der Zwischenzeit zündete ich mir mit zittrigen Fingern und rasendem Herz eine Zigarette an und versuchte mich zu beruhigen, ehe meine Crew auch den Weg hierher gefunden hatte. 

Irgendwann hörte ich das laute Gelächter meiner Gang und alle schlugen mit mir ein, nachdem sie bei mir angekommen waren. 
,,Wolbers, das hast du echt super gemacht! Hätte ich echt nicht erwartet, man! Ich bin so stolz auf dich!'' Ronny klopfte mir auf die Schulter und ich lächelte ihn unsicher an.
Wirklich stolz war ich zu meinem Teil nicht auf diese Aktion, aber wenn es meine Gang feierte, dann gefiel es mir natürlich auch irgendwo, weil ich sie immerhin beeindruckt hatte. 

,,Hätte nie gedacht, dass du dich traust, ausgerechnet das zu der Alten zusagen. Ich mein, die ist ja schon manchmal ziemlich krass.'', gab Conan zu und ich nickte nur.

,,Hatte sie denn eigentlich noch irgendwas dazu gesagt?'', erkundigte ich mich und versuchte dabei so gleichgültig wie nur möglich zuklingen, weil niemand mitbekommen sollte, wie sehr mich das eigentlich beschäftigte. 

,,Ach, irgendwas mit deiner Mutter. Dass sie die anrufen will, oder so. Aber mach'dir darüber keinen Kopf, das macht die eh nicht.'', versuchte mich Nicky zu beruhigen und legte seinen Arm um meine Schulter, um mich in den Schwitzkasten zunehmen und mir die Haare durchzuwuscheln. 

Und obwohl ich lachte, sackte mir innerlich das Herz in die Hose, weil ich ganz genau wusste, dass sie dies natürlich tun würde. Ich hatte sie beleidigt und dabei wollte sie mir nur einen gut gemeinten Ratschlag geben! 
Ich hatte doch rein gar nicht getan und sicherlich hätte ich auch keinen Ärger bekommen, aber ich musste mich ja mal wieder vor meiner Gang beweisen, um nicht als Feigling dazustehen. 
Wie dumm konnte ein einziger Mensch nur sein?

,,Machst du dir gerade Gedanken wegen dem Anruf?'', fragte Max lachend und holte mich somit aus meinen Gedanken. 
Nicky hatte mich mittlerweile nicht mehr im Schwitzkasten und alle sahen mich gespannt an. 
Ich lachte nur kurz gespielt auf, als ich seine Worte richtig verarbeitet hatte und machte eine abwertende Handbewegung. 
,,Quatsch, Alter. Als ob ich wegen sowas Angst hätte, ich bitte dich. Wäre ich noch dageblieben, dann hätte ich ihr eiskalt noch gesagt, dass sie meine Mutter noch fragen soll, was es heute zum Abendbrot gibt.'' log ich und lachte noch viel lauter, um meine eigentliche Angst zu vertuschen. 

Diese ganzen Worte waren eine glatte Lüge, denn ich hätte mir wahrscheinlich nach diesem Spruch jeden Moment in die Hose gepisst, weil ich einfach so eine Angst vor dieser Frau hatte.

,,Genau das wollte ich von meinem Jungen hören! Wer hier Angst zeigt, ist 'ne Pussy und die brauchen wir hier nicht, außer im Bett.'' Ronny klopfte mir erneut auf die Schulter und sah mich vielsagend an, während ich ihn nur schüchtern angrinste und gar nicht so recht wusste, was ich erwidern sollte.  

,,So, ihr Lappen. Wir wollen langsam mal los, denn der Rest wartet schon sehnsüchtig auf uns, bei den alten Wagons.'' Ronny sah uns nun alle vielsagend an und sofort machten wir uns mit schnellen Schritten auf den Weg in die Richtung des Bahnhofes, wo alle schon ganz genau wussten, was uns dort erwarten würde. 

Trotzdem hingen während des Wegs dorthin, meine Gedanken bei dem Anruf und bei dem, was ich heute wieder geleistet hatte. 
Es würde ganz sicher Ärger geben und ich schämte mich jetzt schon in Grund und Boden, dass meine Mutter wegen so etwas angerufen wurde und mir deswegen sogar auch noch 'ne Predigt darüber halten musste, dass man so etwas doch gar nicht machte. 


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