Schlaflosigkeit und verwirrte Gefühle
,,Marcel, sag' was.'', befahl ich ihm, als ich mit meiner Erzählung fertig war und ich sah zu ihm hoch.
,,Ich...boah...ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll, um ehrlich zu sein.'', bekam er nur heraus und seufzte.
,,So schlimm?'', fragte ich nach.
,,Na ja, was heißt schon schlimm - natürlich ist das schlimm. Aber dass es direkt so viel auf einmal ist, ist schon verdammt krass, auch für dich.'', gab Marcel zu und sah mitleidig zu mir herunter. Ich zuckte nur mit den Schultern und wendete meinen Blick von ihm ab.
,,Das mit der Gang ist aber schon verdammt krass und auch gruselig. Ich mein, soweit ist Ronny ja noch nie bei dir gegangen.'', sagte er sichtlich geschockt von meinen Schilderungen.
,,Aber dieses Mal habe ich es auch übertrieben.'', meinte ich nur und spielte nervös mit meinen Händen.
,,Das war doch nicht übertrieben. Du hast dir halt einmal nicht alles von ihm gefallen lassen und Ronny mal ordentlich die Meinung gegeigt.'' Marcel klang ziemlich wütend und ich spürte, wie sein Herz immer schneller schlug, desto mehr er an Ronny dachte.
Ich hatte während meiner Erzählung nämlich angefangen zu weinen, weil das Geschehene und das, was mich noch treffen würde, viel zu viel für mich waren und mir nichts anderes einfiel, außer zu heulen. Marcel hatte natürlich sofort, wie immer, reagiert, seinen Arm hochgehoben, mich in seine Arme gezogen und ich hatte meinen Kopf auf seiner nackten Brust abgelegt, während sein schützender Arm sich fest um mich gelegt und mir sanft und beruhigend zugleich, über den Rücken gestreichelt hatte.
,,Aber du weißt ja auch, wie Ronny ist. Man darf ihm nicht die Meinung geigen oder die Stirn bieten, weil er schließlich der Anführer ist.'', verteidigte ich Ronny mehr oder weniger vor Marcel und zuckte erneut ratlos mit den Schultern.
,,Der und Anführer. Juckt mich doch nicht, wer oder was der ist. Ich schwöre dir, der soll dir nur ein einziges Jahr krümmen und ich schlage den behindert.'', sagte Marcel aggressiv und zog mich aus Reflex fester in seine Arme.
,,Marcel...'', kicherte ich, weil ich meinen besten Freund so gar nicht kannte. Sowas würde höchstens nur Alex von sich geben, denn Marcel war eigentlich viel zu sozial für solche Sätze.
Aber gut, es ging immerhin um mich und da konnte sein Puls gerne mal von der ein auf die andere Millisekunde auf hundertachtzig steigen. Vor allem, wenn es ausgerechnet um sowas ging, denn da würde er direkt am liebsten zu Ronny gehen und ihm eine rüberziehen. Wenn Marcel denn nur wüsste, wo dieser Bastard steckt.
,,Ist doch so, man. Der soll mal lieber aufpassen, der kleine Lauch, dass ich den nicht mal mit Absicht kaputttrete, dieser elendige Wichser.'', drohte Marcel Ronny weiterhin und ich lachte leicht.
Ach, ich fand es einfach nur zu süß, wie aggressiv er werden konnte, wenn es um das Wohl seiner Freunde ging.
Aber ich würde genauso reagieren, wenn jemand so etwas mit ihm oder Alex machen würde. Vielleicht würde ich dann nicht nur schlimme Sätze von mir geben, sondern aus lauter Wut irgendwas kaputtschlagen, so wie es oft bei mir der Fall war.
,,Jetzt reg' dich nicht weiter über diesen ekeligen Kerl auf. Deine restliche Energie hat er echt nicht verdient.'', versuchte ich meinen besten Freund zu beruhigen und schaute grinsend zu ihm hoch.
,,Sorry, aber wenn ich sowas höre, dann kommt mir echt die Kotze hoch und ich würde es am liebsten den jeweiligen Personen direkt ins Gesicht spucken.'' Er schüttelte verständnislos mit dem Kopf und sah wütend an die Wand.
,,Ach Marcel, manchmal bist du ja schon ganz putzig.'', nuschelte ich gegen seine Brust und lächelte.
,,Trotzdem, Timi. Ich weiß, wir haben das schon gefühlte achtzig Millionen Mal durchgekaut, aber irgendwann musst du da wirklich raus. Du merkst ja selber, wie dich das nur kaputt macht und dir nicht gut tut. Du willst ja schließlich nicht solange da drin bleiben, bist du im Sterbebett liegst, das kannst du mir nicht als Wahrheit verkaufen. Denn wenn es erst einmal soweit ist, dann liegen Alex und ich neben dir und sind ebenfalls dabei abzukratzen.'', erwiderte er auf meine Erzählung völlig ernst, doch bei dem letzten Teil konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen.
,,Ich weiß das ja auch alles. Aber ihr wisst auch, dass die Theorie viel einfacher ist, als die Praxis.'', seufzte ich und spürte, wie Marcel zustimmend nickte.
,,Klar, wissen wir das und wir möchten auch nicht, dass das von heute auf morgen passiert. Aber wir sollten uns wirklich mal ernsthaft, auch eventuell mit deiner Mutter zusammen, daransetzen, dass du endlich von diesen ganzen schrecklichen Menschen da wegkommst.'', vermittelte mir Marcel weiterhin das wohl Richtige für mich und nun war ich derjenige, der zustimmend nickte.
Natürlich hatte er Recht mit seinen Aussagen und Lösungsvorschlägen - doch wenn das Alles nur so verdammt einfach wäre, so wie man es mir immer sagt!
,,Ja, ich möchte da ja auch so schnellst wie möglich unbedingt weg.'', gab ich zu und sah unsicher zu ihm hoch.
,,Wir werden das schon alles schaffen. Vielleicht nicht heute, auch nicht morgen oder in ein paar Wochen, aber wir werden das schon schaffen, Timi und dich dort herausholen.'', sprach er mir Mut zu und fuhr mir breit grinsend durch die Haare.
,,Aber es wird nicht leicht sein.'', meinte ich seufzend und biss mir auf die Unterlippe.
,,Natürlich wird das nicht leicht sein, aber wir werden das schon irgendwie hinkriegen. Wir leben schließlich in Deutschland und hier kann man gegen solche Wichser wie Ronny strafrechtlich vorgehen.'' Marcel lächelte mich aufmunternd an und auch meine Mundwinkel zuckten wieder nach oben.
,,Weiß Alex eigentlich schon von all dem Bescheid?'', fragte Marcel dann und rückte seine Brille zurecht.
,,Also, dass ich mit meiner Mama wegen Frau Lautermann Beef hatte und was Ronny mir da in der Schule angetan hat, weiß sie schon. Aber über das, was danach passiert ist, weiß sie noch nicht Bescheid.'', antwortete ich wahrheitsgemäß und Marcel nickte verstehend.
,,Aber sie wird wahrscheinlich eh komplett ausflippen, wenn sie erfährt, wie dumm ihr bester Freund mal wieder war.'', seufzte ich und wollte mir Alex' Reaktion darauf gar nicht erst vorstellen.
Alex war in dieser Hinsicht etwas anders als Marcel. Sie war zwar nicht total schrecklich, wenn es darum ging und natürlich konnte ich gut mit ihr über meine Probleme reden und wir fanden meistens auch immer eine gemeinsame Lösung, aber sie war hingegen zu Marcel einfach viel direkter.
Wenn es um die Gang ging, dann sagte Alex auch ganz klar, dass ich da so schnellst wie möglich raus sollte und das am Besten auch noch heute.
Marcel war da eher der Typ, der selbstverständlich auch meinte, dass ich da unbedingt raus musste, aber er ließ es viel sanfter klingen und verstand es auch, wenn das eben nicht in einer Woche erledigt werden konnte und weg vom Tisch war.
Es war nicht so, dass Alex das nicht verstand, dass ich eben nicht so schnell aus der Gang austreten konnte, sondern es lag viel eher an ihrer impulsiven Art und daran, dass sie mit Ronny noch ganz andere Erfahrungen hatte als Marcel.
Ronny hatte sie schließlich im Kindergarten und auch ab und zu in der Grundschule, öfters schikaniert und Marcel hatte von all dem Nichts ab bekommen.
Natürlich sah er in Ronny ebenfalls einen verdammten Hurensohn, aber er schob es viel eher darauf, dass Ronny eine nicht ganz so blühende Vergangenheit hatte und Alex hingegen schob es eher darauf, dass er Zuhause nie genug Aufmerksamkeit bekommen und nie richtig gelernt hatte, dass man so etwas mit Menschen nicht tat und seine Eltern einiges in seiner Erziehung falsch gemacht hatten.
Ich hingegen glaubte eher, dass beide Vermutungen zu trafen. Aber dennoch war das Alles immer noch kein Freifahrtschein für sein Benehmen und seinen Charakter, weil man daran schließlich im Laufe seines Lebens mit genügend Willen und Stärke arbeiten konnte.
Aber natürlich teilte ich Alex gerne meine Probleme mit und sie war auch genauso fürsorglich wie Marcel und schloss mich direkt ebenfalls in ihre Arme, wenn ich anfing zu weinen und sie machte mir auch ebenfalls keinerlei Vorwürfe.
Nur sah sie eben viele Dinge etwas anders als Marcel es eben tat und deswegen waren ihre Lösungen in manchen Hinsichten auch so verdammt verschieden.
Auf einer Seite war es ziemlich gut, weil ich dann immer noch selber entscheiden konnte, welche Lösung ich für die Richtige hielt. Aber wenn man so aufeinander saß, dann wusste ich meistens nie so recht, für welche ich mich entscheiden sollte, denn die beiden hatten so gut wie immer gute und auch logische Ratschläge parat.
,,Na ja, du kennst sie. Vor allem bei dir ist sie immer leicht ausfallend, weil sie in dir einfach ihren kleinen Bruder oder Sohn sieht, welchen sie unbedingt beschützen möchte. Sie meint das Alles ja überhaupt nicht böse, sondern liebt dich einfach nur so sehr.'', versuchte Marcel mir die Angst diesbezüglich Alex zu nehmen und strich mir liebevoll über die Schulter.
,,Du hast ja recht. Aber nicht, dass sie nach dieser Aktion noch Ronny sucht und ihn mit seinem Messer absticht, denn dann trägt sie die ganzen Konsequenzen mit sich und das möchte ich auch nicht.'', meinte ich unsicher, doch konnte mir ein leises Lachen trotzdem nicht verkneifen.
,,Du weißt ganz genau, wie egal ihr das wäre. Selbst wenn sie danach in den Jugendknast wandert, würde sie die Zeit absitzen und ganz gelassen bleiben, denn solange sie dich retten konnte, ist ihr alles recht.'', lachte Marcel und ich stimmte mit ein.
,,Alex liebt ihre Freunde halt genauso sehr wie ihre Familie.'', lächelte ich und sah hoch zu eines der Bilder, welches mich und Alex zeigte.
Das Bild zeigte mich und Alex. Alex hatte mich gerade Huckepack genommen und während sie frech ihre Zunge rausstreckte, weil ich einerseits auch ein wenig schwer war, strahlte ich breit grinsend in die Kamera.
Wir waren auf dem Bild gerade einmal zehn Jahre alt und ich fragte mich bis heute, wie sie mich dort auf den Rücken tragen konnte, denn ich war in diesem Alter schon deutlich schwerer und auch größer als Alex gewesen.
Aber gut, wenn sie wollte, dann konnte sie selbst einen Sumoringer umhauen und da war ich mit meinem Fliegengewicht jawohl keine großartige, schwere Herausforderung.
Das Foto hatte eine ganz besondere Bedeutung für uns, welche für Außenstehende wahrscheinlich nicht so einfach verstehen werden. Denn nachdem dieses Bild in dem Garten meines Großvaters gemacht wurde, hatten wir uns, warum auch immer, geschworen, dass wir alle vier Jahre genau an diesem Ort immer und immer wieder ein Bild machen würden, bis wir tot sind, um so unserer lebenslänglichen Freundschaft ein wortwörtliches Bild zu verleihen.
Ich schaute rüber zudem zweiten Bild, welches wir vier Jahre später gemacht hatten, als wir vierzehn Jahre alt waren.
Alex hatte gerade erst frisch damit angefangen sich zu schminken und ihr allererstes Lippenpiercing war zu dieser Zeit auch relativ neu gewesen.
An mir hatte sich nicht großartig viel verändert, außer dass ich in der Zwischenzeit eine neue Brille bekommen hatte und das Testosteron sich langsam in meinem Körper ausgebreitet hatte, was man an dem leicht erkennbaren Saum an meinem Kinn gut erkennen konnte.
Alex hatte mich aufgrund dessen noch einmal, bevor das Bild von meinem Großvater geschossen wurde, sicherheitshalber gefragt, ob ich meine Schambehaarung am Kinn nicht noch abrasieren wollte.
Ich lachte kurz auf, als ich an diesen Satz dachte und wie sich mein Opa Dank diesem kaum vor lachen eingekriegt hatte und deshalb ein Stativ aufstellen musste, weil das Bild ansonsten viel zu verwackelt geworden wäre, hätte er die Kamera weiterhin in seinen Händen gehalten.
Ich lächelte die beiden Bilder an und konnte es kaum erwarten, dieses Jahr wieder so ein Bild zu machen.
Ich war gespannt darauf, ob Alex mich immer noch so leicht auf den Rücken kriegen würde, so wie es vor vier Jahren noch der Fall gewesen war, obwohl sie dort auch schon ein wenig geschwächelt hatte, denn ich hatte tatsächlich schon etwas zugelegt und das würde sich deutlich bemerkbar machen.
Schließlich war sie seit ihrem zwölften Lebensjahr nicht mehr gewachsen und kratzte gerade so ganz verzweifelt an den 1,60 Meter vorbei, während ich mit meinen 1,80 Meter gute zwanzig Zentimeter größer als sie war und das machte schon einen gewaltigen Unterschied.
Ich vernahm plötzlich ein leises Schnarchen neben mir und sah hoch zu Marcel, welcher eiskalt eingeschlafen war.
Ich schüttelte grinsend mit dem Kopf, rückte etwas zu ihm hoch und strich ganz langsam über seine leichten Barthaare oberhalb der Oberlippe, weshalb Marcel kurz zusammenzuckte und unzufrieden das Gesicht verzog.
Ich lachte und weil er davon nicht wie erwartet wach wurde, rückte ich noch etwas höher, holte einmal tief Luft und pustete ihm geradewegs in Ohr. Doch auch davon wurde mein bester Freund nicht aus seinen Träumen gerissen, weshalb ich kurz nachdachte und mir dann eine ziemlich fiese Idee in den Kopf schlich.
Ich löste mich von ihm, grinste frech und schubste ihn dann mit einem Mal aus dem Bett. Aus Reflex riss Marcel die Decke mit sich, landete auf den Laminatboden und ich bekam den Lachflash meines Lebens, als ich das vollkommen verpeilte Gesichts meines besten Freundes sah, welcher erschrocken auf dem Boden lag.
,,Timi!'', stöhnte er genervt auf und vergrub die Hände in seinem Gesicht.
,,Mein Name.'', grinste ich und beugte mich über das Bett.
,,Warum schubst du mich aus dem Bett?'', fragte er.
,,Ich hab' dich doch gar nicht aus dem Bett geschubst! Kann ich doch nichts für, dass du zu dumm zum Liegen bist!'', redete ich mich fein raus und lachte.
,,Aber Marcel, es ist schon ein wenig asozial, dass du die Decke mitgerissen hast.'', unterstellte ich ihm grinsend und bekam kurz darauf seinen nackten Fuß ins Gesicht, welchen ich festhielt.
,,Marcel, also wirklich, 'n bisschen Hornhaut abstruppeln kannst du dir auch ruhig, wenn du schon in einem Fußpflegesalon arbeitest.'', lachte ich und kitzelte seinen Fuß.
,,Halt du doch die Fresse mit deinen Gumpen-Zehen.'', konterte er bloß und ich ließ seinen Fuß wieder los.
,,Halt du deine Fresse, du bist doch nur neidisch.'' Ich streckte meinem besten Freund frech die Zunge entgegen und er lachte.
,,Natürlich bin ich auf diese ominösen Zehe neidisch. Timi, du hast so atemberaubende Zehe, sodass ich jedes einzelne Mal ganz nervös und hibbelig werde, wenn ich sie sehe. Pack' sie am Besten gar nicht erst aus, sonst werde ich noch ganz wuschig und falle über sie her.'', gab Marcel vollkommen ernst zu, sah mich mit trockenen Augen an und ich konnte mich keine Sekunde länger mehr halten, sondern prustete einfach drauf los.
Marcel ging es genauso, denn kurz darauf brach auch er ebenfalls in schallendes Gelächter aus und unsere Lachen erhellten den kompletten Keller.
,,Also, ne...'', bekam Marcel irgendwann gerade so mit großer Mühe heraus und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
,,Marcel, ich kann nicht mehr. Mein Bauch tut schon ganz weh.'', lachte ich und hing nur noch mit meinem halben Körper in Marcels Bett.
,,Müssten dir nicht eigentlich vor lachen deine Gumpen-Zehe wehtun?'', fragte er verwundert nach, doch lachte danach wieder.
,,Marcel, man...'' Ich konnte mich kaum noch vor lachen halten und dies machte sich auch sofort bemerkbar, denn keine Sekunde später, fiel ich immer noch lachend aus dem Bett - volle Kanne auf die Person, dessen Namen eben noch aus meinem Mund entwichen ist.
,,Timi...'', keuchte Marcel erschrocken auf.
,,Hm?'', machte ich nur und rollte mich etwas von ihm runter.
,,Du bist richtig asozial, wusstest du das eigentlich schon?'', fragte er mich plötzlich und verwirrt musterte ich ihn.
,,Hä? Wieso? Wie kommst du denn darauf jetzt?''
,,Es ist schon verdammt asozial von dir, dass du das Kissen einfach so mitgerissen hast. Das ist doch vollkommen wehrlos.'', erklärte mir Marcel, deutete auf das Kissen, welches ich bei meinem Fall mit auf den Boden genommen hatte und sah mich vielsagend an.
Ich brauchte kurz einige Sekunde, ehe ich verstand, was genau mein bester Freund damit meinte. Doch als ich es verstand, erhellte sich meine zunächst leicht verwirrte Miene augenblicklich und ich lachte auf.
,,Ach Marcel, wir sind halt beide verdammt asozial.'', lachte ich und drehte mich zu ihm.
,,Wir sind zwar asozial, aber immer noch mit Niveau.'', fügte Marcel lächelnd hinzu.
,,Wir sind halt verdammt coole Assis mit sehr viel Niveau.'', grinste ich und legte meinen Kopf wieder auf Marcels Brust ab.
,,Wollen wir uns nicht wieder ins Bett legen?'', fragte Marcel mich, als ich meine Augen gerade erst geschlossen hatte.
,,Hmpf.'', machte ich nur unzufrieden und kuschelte mich mehr an seine Brust.
,,Timi...'', jammerte er.
,,Ne.'', meinte ich nur genervt und schwang sogar mein Bein um ihn.
,,Aber der Boden ist voll hart, Timi. Wenn wir hier drauf pennen, dann haben wir morgen totale Rückenschmerzen und das will sich jawohl keiner von uns antun.'', versuchte mich Marcel weiter zu überreden, wollte aufstehen, doch mein nicht gerade leichtes Gewicht hielt ihn davon ab.
,,Also ich werde keine Rückenschmerzen haben, denn ich liege ja auf deiner warmen Brust.'', grinste ich frech zu ihm hoch und er lachte leise.
,,Ja, du. Aber ich habe keine warme Brust, an die ich mich schmiegen kann und möchte deshalb gerne auf meiner weichen Matratze liegen.'' Marcel versuchte mich von sich herunterzuschieben, doch ich verlagerte mein Gewicht nur noch viel mehr auf seinen Körper.
,,Man, Timi...'', seufzte er und ich lachte.
,,Das ist immer noch mein Name.''
,,Bitte, Timi.'', bettelte mein bester Freund mich weiter an.
,,Meh.'', machte ich nur und kuschelte mich noch ein Stückchen näher an ihn heran.
,,Du kriegst auch 'nen Joint, wenn du deinen Körper wieder ins Bettchen bewegst.'', versuchte es Marcel noch einmal und stieß mich an.
,,Rauchen wir einen zusammen?'', fragte ich nach und hob meinen Kopf, um ihm ins Gesicht zu schauen.
,,Gehst du dann auch endlich mal ins Bett, mein Kind?'', harkte Marcel stattdessen nach.
,,Dann ja.'', nuschelte ich grinsend gegen seine Brust, auf welche ich mich wieder niedergelassen hatte.
,,Na dann.'' Ich ließ mich von ihm hochziehen, lächelte ihn an, schnappte mir das Kissen, welches ich bei meinem Sturz einfach so mitgerissen hatte, und stieg mühsam wieder zurück in Marcels warmes Bett.
,,War das jetzt etwa so schwer gewesen?'', fragte Marcel grinsend nach, als er ebenfalls wieder im Bett lag und drehte sich zu mir.
,,Ja.'', antwortete ich wahrheitsgemäß und murmelte mich ins Kissen, welches extrem nach meinen besten Freund roch.
,,Du bist aber auch faul.'', lachte er und schmiss die Decke über uns.
,,Stimmt gar nicht! Ich bin nicht faul, sondern hebe meine Energie nur für die wichtigen Dinge im Leben auf!'', redete ich mich heraus und sah ihn todernst an.
,,Genau, das ist es.'', zwinkerte mir Marcel zu und grinste breit. Ich legte meinen Kopf nur wieder auf Marcels Brust ab, schwang mein Bein um ihn und er legte seinen Arm um mich, an welchen er mich noch ein Stückchen dichter zu sich heran zog.
Für mich war es überhaupt nicht komisch, so intim mit Marcel zu sein. Im Gegenteil, ich fühlte mich zu hundert Prozent wohl damit und mir war das auch überhaupt nicht unangenehm.
Warum sollte es auch?
Marcel war halt mein bester Freund, welchen ich schon mein ganzes Leben kannte und nur weil ich mit ihm in keiner rein sexuellen Beziehung war, durfte ich doch trotzdem noch mit ihm in Ruhe kuscheln.
Ich sah da halt nichts Schlimmes dran und es ist in meinen Augen auch eine Art Vertrauensbeweis, wenn man sich, ohne das sich jemand dabei unwohl fühlt, so nah kommen zu können und es noch nicht einmal komisch oder gar unangenehm für eine Partei oder beide war.
Aber trotz all dem gab es wieder irgendetwas in meinem unruhigen Hinterkopf, was mir einfach keine Ruhe lassen wollte.
Es ging wie immer um meine allseits bekannten Gefühle, welche ich mal wieder absolut nicht verstand und auch überhaupt nicht richtig zu ordnen konnte.
Ich musste erneut an Lukas denken und an das, was ich heute mal wieder bei ihm gespürt hatte, als ich in seiner Nähe gewesen bin.
Ich hatte schon wieder dieses mir nun schon bekannte Kribbeln im Bauch gehabt und mein Herz hatte ebenfalls einige Takte schneller geschlagen, als Lukas in meiner Nähe war und das lag nicht nur daran, dass ich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht vor meiner Gang war.
Ich hatte mich so unfassbar wohl, willkommen und vor allem auch sicher in seiner Nähe gefühlt, obwohl jeden Moment jemand aus meiner verkackten Gang hinter mir hätte auftauchen können und mich mit Lukas zusammen erwischt und ich noch viel mehr Ärger mit Ronny dadurch bekommen hätte. Und Lukas wollte ich in diese ganze Scheiße erst recht nicht mit reinziehen.
Seine Umarmung, in welche er mich ohne großartige Vorwarnung gezogen hatte, war ebenfalls so, so schön und viel länger als sonst gewesen. Ich hatte so viele wunderschöne Gefühle in der Zeit erlebt, in der sich seine Arme fest um meinen kleinen Körper geschlungen hatten und ich bekam jetzt schon wieder ein Kribbeln im Bauch, als ich an diese tolle Umarmung von ihm dachte.
Aber das war auch der Punkt, welcher mich erneut wieder unfassbar verwirrte und mir so viele unerklärliche Fragen in den Kopf warf.
Warum fühlte ich mich so in Lukas' Nähe? Was waren das eigentlich für Gefühle? Wieso fühlte ich das Alles ausgerechnet nur bei ihm? Und vor allem, warum fühlte ich nicht genau das auch bei Marcel?
Schließlich kuschelte ich gerade in diesem Moment mit ihm und er war ebenfalls, genau wie Lukas, ein verdammter Junge.
Aber ich fühlte bei Marcel absolut gar nichts. Da war kein Hauch von den Gefühlen, die ich bei dieser kurzen Umarmung und in der gemeinsamen Zeit mit Lukas gefühlt hatte.
Nichts davon war auch nur ansatzweise da.
Klar, natürlich fühlte ich mich in Marcels Armen ebenfalls total wohl und sicher. Aber meine Gefühle blieben dabei in einem normalen Verhältnis und rastete nicht so aus, sowie sie es bei Lukas immer und immer wieder taten.
Es war alles einfach völlig neutral in meinem Körper und das verwirrte mich umso mehr, weil ich es einfach nicht verstand. Warum war das nur bei Lukas so?
Ich hatte zu Lukas doch gar nicht die Bindung, die ich zu Marcel hatte und deshalb wunderte und verunsicherte es mich immer mehr, wieso ich bei meinem besten Freund total neutral mit meinen Gefühlen blieb, während sie bei einen Jungen, dessen Nachnamen ich noch nicht einmal kannte, komplett ausrasteten und sich erst wieder beruhigten, sobald dieser nicht mehr in meiner Nähe war oder ich nicht an ihn dachte.
Es war alles total verwirrend für mich und ich hoffte, dass das Alles nur irgendeine dumme Phase war und sich das bald wieder legen würde.
Zwar waren die Gefühle zugegebenermaßen schon verdammt schön und ich fühlte sie auch gerne, wenn ich das so sagen durfte, und ich wollte sie auch irgendwie nicht mehr missen, aber es war auch verdammt falsch, so etwas zu fühlen und deshalb schob ich das Alles nur auf eine vermeintliche Phase.
Aber diese sogenannte ''Phase'' hielt doch schon jahrelang an.
,,Timi?'', unterbrach Marcels müde Stimme meine Gedanken und ich schaute fragend zu ihm hoch.
,,Hm?'', machte ich nur, weil ich zu nichts anderem in der Lage war.
,,Wollen wir vielleicht mal schlafen?'', fragte er und gähnte einmal herzhaft auf.
,,Vielleicht.'', nuschelte ich und sah mir Marcels Brust genauer an.
,,Marcel?''
,,Ja?'', fragte er völlig übermüdet nach.
,,Du hast voll die Haare auf der Brust bekommen.'', sagte ich lachend und deutete auf seine Brusthaare, welche sich über die Monate hinweg sehr vermehrt hatten.
,,Und jetzt?'', fragte Marcel leicht verwirrt nach.
,,Nix. Ich wollte das nur mal angemerkt haben, weil deine Brust dadurch noch viel weicher als sonst ist.'', erklärte ich ihm immer noch lachend und er pustete einmal geräuschvoll die Luft aus.
,,Ja, du brauchst ja schließlich auch 'ne schützende, warme und vor allem auch behaarte Brust, an die du dich immer wieder schmiegen kannst, wenn du Lust drauf hast.'', erwiderte Marcel grinsend und fuhr mir einmal kurz, ganz liebevoll, durch die Haare.
,,Hast du aber mal daran gedacht, dir die Brust zu rasieren?'', fragte ich dümmlich grinsend nach und schaute zu ihm hoch.
,,Warum sollte ich das tun?'', fragte Marcel stattdessen.
,,Ich weiß nicht. Aber vielleicht hast du irgendwann mal voll die behaarte Brust, sodass du deine Nippel nicht mehr siehst.'', meinte ich nachdenklich und lachend, weil mir echt kein anderer Grund für meine Frage einfiel. Marcel verdrehte nur die Augen und schüttelte mit dem Kopf.
,,Kann dir das nicht egal sein? Warum machst du dir eigentlich überhaupt Gedanken um meine Nippel, du Nacktbrust?'' Leicht irritiert sah er mich an, zog mein T-Shirt ein Stück nach oben und deutete auf meinen nicht ganz so behaarten Oberkörper.
,,Ja man, irgendwer muss sich ja um die Teile Sorgen machen, wenn du das nicht schon selber tust.'', erwiderte ich bloß lachend und versteckte mich schüchtern hinter der Bettdecke.
,,Weißt du, wenn du später mal 'ne Freundin...''
,,Timi?'', unterbrach mich Marcel fragend.
,,Hm?''
,,Mach' jetzt deine Augen zu, schlaf' ne Runde und denke nicht weiter über meinen für dich zu behaarten Oberkörper nach.'', befahl er mir und machte mit seinen Fingern meine Augen zu - so als ob ich tot wäre.
,,Aber...'', fing ich an, doch Marcel drückte mir nur seinen Zeigefinger auf die Lippen.
,,Timi, sh...''
,,Ist ja gut, ich schlaf' ja schon.'', murmelte ich gegen Marcels Brust, zog mir die Decke enger um den Körper und kuschelte mich noch ein Stückchen näher an Marcel heran, sodass noch nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns passen würde.
Ich versuchte tatsächlich einzuschlafen und während Marcel das schon seit ersten Sekunde gelungen ist, wie ich an seinem langsamen und flachen Atem entnehmen konnte, lag ich noch hellwach im Bett und wollte einfach nicht meine gewollte Ruhe kriegen.
Wahrscheinlich hatte mich der heutige Tag und dessen Geschehnisse so sehr aufgewühlt, sodass ich einfach nicht meine gewünschte Ruhe kriegen und wie Marcel friedlich einschlafen konnte.
Ich probierte es noch geschlagene zehn Minuten, ehe ich mich etwas von Marcel löste und seine Umrisse im Dunkeln musterte. Er schien schon tief und fest zu schlafen, aber dennoch versuchte ich mein Glück, ihn irgendwie wach zu bekommen, weil ich mich einfach nicht alleine beschäftigen wollte und er mich vielleicht mit irgendwelchen Mitteln zum Einschlafen bringen würde.
,,Marcel...'', flüsterte ich leise und rüttelte an seiner Schulter.
Angesprochener verzog nur unzufrieden das Gesicht und gab einen unverständlichen Laut von sich.
,,Marcel, bitte...'', flüsterte ich nun etwas lauter, rüttelte an ihm und er schlug mit einem Mal seine Augen auf.
,,Was ist?'', zischte er genervt und rieb sich über die Augen.
,,Ich kann nicht schlafen.'', erklärte ich ihm zerknirscht und Marcel seufzte.
,,Und was soll ich dagegen tun? Leg dich wieder hin, schließe die Augen und dann klappt das irgendwann schon.'', befahl er mir, sah mich fragend an und ich robbte nur etwas höher, sodass ich direkt vor Marcels Gesicht lag und sein heißer Atem meine Wangen streifte.
,,Kannst du mir nicht irgendwas zum Einschlafen erzählen?'', fragte ich und sah ihn bittend an.
,,Timi, nein. Ich bin müde.'', stöhnte er genervt auf und vergrub die Hände in seinem Gesicht.
,,Bitte, Marcel. Tue es für mich.'', bettelte ich weiter und sah ihn mit meinen liebsten Hundeblick an, welchen ich nur machen konnte.
,,Was für eine Geschichte soll ich dir denn erzählen?'', fragte Marcel seufzend nach.
,,Wie wir uns kennengelernt haben.'', lächelte ich.
,,Oh Gott...'', machte er nur leise und fuhr sich durch die Haare.
,,Frag' doch mal Alex. Die kann das eh viel besser erzählen, als ich. Ich lasse bestimmt einige, wichtige Passagen aus.'', versuchte mich Marcel abzuwimmeln und griff nach seinem Handy, damit ich besagte Person anrufen konnte.
,,Neeee. Béla schläft bei ihr und da sind die eh mit ganz anderen Dingen beschäftigt.'', schmollte ich und sah ihn vielsagend an.
,,Du kennst sie. Selbst wenn sie gerade ausgerechnet dabei sind, würde sie an ihr Handy gehen und mit dir telefonieren.'' Marcel drückte mir sein Handy in die Hand, doch ich gab es ihm lachend wieder.
,,Na und? Béla findet das aber nicht OK und außerdem, kannst du das genauso gut erzählen und lässt sicher nichts aus.'', bettelte ich ihn weiterhin an und rückte grinsend näher an ihn heran.
,,Pennst du danach denn auch wirklich?'', fragte mich Marcel etwas genervt, doch konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
,,Vielleicht.'', grinste ich frech.
,,Timi!''
,,Ja, ich schlafe dann auch wirklich. Ich schwöre auf meinen nicht vorhandenen Hamster.'', bestätigte ich ihm, legte mich wieder auf Marcels haarige Brust und sah grinsend zu ihm hoch.
,,Ich hoffe es doch, denn ansonsten kannst du oben ganz alleine in meinem Zimmer schlafen.'', drohte mir mein bester Freund und legte seinen Arm um mich.
,,Bis dein Bruder wieder rein kommt.'', lachte ich.
,,Bitte nicht, Timi. Denk' da bitte gar nicht erst dran.'' Marcel verzog leicht angeekelt das Gesicht, doch musste ebenfalls lachen.
,,Das war doch nur einmal!''
,,Trotzdem hat er ein Trauma davongetragen!''
,,Er hätte ja auch klopfen können!'', verteidigte ich mich.
,,Ja, hätte er. Aber wirklich niemand hat damit gerechnet, dass du nackt im Bett liegst und gerade dabei bist, dir einen runterzuholen und davon die komischen Geräusche aus meinem Zimmer kommen.'', konterte Marcel, doch prustete dann ganz laut los.
,,Mobb' mich deswegen nicht! Kann ich doch nichts für, dass dein Bruder die Angewohnheit hat, einfach so in Zimmer zu stürmen, sobald dort komische Geräusche sind.'', maulte ich nur und boxte Marcel gegen den Arm, welcher sich fest um mich schlang.
,,Aber du kannst etwas dafür, dass du einfach so wichst.'', konterte er lachend und wuschelte mir durch die Haare.
,,Halts Maul! Ich konnte halt nicht schlafen.'', verteidigte ich mich erneut, in Marcels Brust nuschelnd.
,,Und warum...'', fing er an.
,,Marcel, wag' es ja nicht!'', unterbrach ich ihn, bevor Marcel folgendes aussprechen konnte, was ich gar nicht erst hören wollte.
,,Ach, Timi...'', grinste er und stupste mir gegen die Nase.
,,Jetzt erzähl' einfach die Geschichte, damit wir endlich schlafen können.'', forderte ich meinen besten Freund bloß auf, konnte nicht mehr länger die eingeschnappte Leberwurst spielen, sondern lächelte.
Marcel lächelte mich nur ebenfalls an, ich machte es mir auf seiner Brust noch etwas gemütlicher, schloss immer noch grinsend die Augen und lauschte dann seiner angenehmen Stimme, welche davon erzählte, wie ich diesen Vollidioten kennengelernt und für immer in mein kleines, warmes Herz geschlossen hatte.
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