Kurz für immer bleiben


,,Man, ich will das nicht...'', seufzte ich frustriert auf, strich mir die Tränen aus dem Gesicht und ließ mir von Lukas, der gerade mit zwei dampfenden Tassen Tee ins Zimmer getreten kam, ein Taschentuch reichen.
,,Warum müssen zwei Wochen nur so schnell vergehen? Was soll die Scheiße?'' Verzweifelt vergrub ich die Hände im Gesicht, schüttelte mit dem Kopf und spürte bereits den nächsten Anflug von Tränen über meine Wangen rollen.
Ich spürte, wie sich die Matratze unter mir einmal leicht hob und wieder senkte. Lukas strich mir beruhigend über den Rücken, schlang die Arme fest um mich und fuhr mir durch die Haare, während ich sein Shirt vollheulte.

Der Gedanken daran, morgen Abend nicht mehr in Lukas' Armen liegen und seine Nähe spüren zu können, machte mich fertig. Morgen Abend würde alles so viel anders sein, mein Alltag würde mich einholen und mir fies ins Gesicht lachen.
Ich würde alleine in meinem viel zu großen, kalten Bett liegen, gegen die Decke starren und all die bösen Gedanken, vor denen Lukas mich die letzten Wochen bewahrt hatte, würden mich mit einem Mal heimsuchen.
Sie würden mir zeigen, dass Alles doch nicht so perfekt ist, wie es gerade scheint, dass ich vor so vielen ungelösten Problemen stand und im eigentlichen Sinne nur ein armes Würmchen bin, was es überhaupt nicht verdient hatte, hier zu sein.

So lange hatte ich mich vor diesem Tag gefürchtet. Seit die Osterferien begonnen hatten, hatte ich Angst davor, wieder nach Hause fahren zu müssen und daran erinnert zu werden, was eigentlich mit mir los ist.
Aber gerade jetzt sollte ich mir keine Gedanken darum machen und die restliche Zeit, die Lukas und mir noch vergönnt war, genießen. Ich sollte mit ihm zusammen im Bett liegen, ihn küssen, ihn fest im Arm halten und eine Tasse Tee schlürfen.
Aber ständig musste mir ins Gewissen gerufen werden, dass ich genau das ab morgen nicht mehr haben würde. Leider konnte ich meinen Kopf nicht abschalten und ihm sagen, dass er gefälligst damit aufhören und mich in Ruhe lassen sollte.

Wir wussten beide, dass ich beim Machtkampf immer den Kürzen ziehen und das Negative gewinnen würde. Wenn mein Kopf wollte, würde es mir schlecht gehen und ohne Widerrede hatte ich ihm zu gehorchen.
Ich hatte keinen Knopf, den ich betätigten konnte, um ihn auszuschalten. Mein Kopf ist kein Auto, dass ich mit einer Ampel zum Anhalten bringen und ihm sagen konnte, wann es wieder loszufahren hatte. Mein Kopf hatte sein eigenes Leben.
Schon mein Leben lang ist es so gewesen. Ich hatte keine Entscheidung zwischen Herz oder Kopf, denn wenn mein Kopf etwas durchsetzen wollte, tat er dies auch und das mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.

Was mit ihm in den letzten zwei Wochen passiert ist und wieso er sich jetzt erst so bewusst meldete, verstand ich nicht. Ob es vielleicht an Lukas lag, der mich immer so gut behütet und abgelenkt hatte, konnte ich nicht sagen.
Aber ich wollte nicht, dass es aufhören sollte. Doch je näher die Stunde des Abschiedes rückte, desto stärker wurde mein Kopf und Lukas, der mich eigentlich immer zum Lachen gebracht hatte, wurde immer mehr weggedrückt.
Es ist, als hätte sich eine Mauer zwischen uns geschoben, die einfach nicht zu lassen wollte, dass Lukas mich glücklich machte. Als würde mein Kopf versuchen, alles daran zu hindern, die letzten Stunden in vollen Zügen genießen zu können.

,,Man Lukas, kannst du nicht bitte eine Zeitmaschine erfinden? Du bist doch so schlau! Können wir nicht nochmal von vorne anfangen? Oder lass' uns am Besten für immer die Zeit anhalten!'' Ich weinte immer stärker und mein Körper begann leicht zu zittern.
,,Wenn ich wüsste, wie das geht, hätte ich es schon längst getan.'', erwiderte Lukas seufzend, streichelte mit seinen Fingerkuppen vorsichtig über meinen Rücken und hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Wange.
Diese begann fast zu brennen, als seine so weichen Lippen mich berührten. Es fühlte sich so gut an, gleichzeitig brach es mir das Herz, weil ich daran erinnert wurde, dass ich genau das morgen nicht mehr haben würde.

Es verpasste mir einen Stich ins Herz, daran denken zu müssen, mich morgen nicht einfach in seine Arme legen zu können, die sich fest um mich schlingen würden, während wir zusammen im Bett lagen und uns einen Film ansahen.
Niemand, zu dem ich mich drehen und dem ich meine Lippen aufdrücken konnte. Morgen würde niemand mehr da sein, neben dem ich glücklich lächelnd einschlafen und mit Küssen geweckt werden würde.
Morgen könnte ich mich nicht einfach so auf Lukas stürzen, wenn mich die Lust packen und ich gerne mit ihm schlafen würde. Keiner, der mir unter der Dusche den Platz wegnahm, mich fütterte und mich mit völlig belanglosen Dingen zum Lachen brachte.

Unsere letzten Tagen hatten wir sehr intensiv für unsere Zweisamkeit genutzt.Wir hatten nur im Bett gehangen und das Haus das letzte Mal verlassen, um Lukas' Eltern vor der Haustür zu begrüßen, als diese von ihrer Reise zurückkamen.
Schnell hatten sie aber gemerkt, dass wir eigentlich ganz andere Sachen im Kopf hatten, als uns unbedingt anhören zu müssen, was sie die letzten Tage so erlebt hatten. Also hatten sie uns, mit einem Augenzwinkern, zurück auf Lukas' Zimmer geschickt und uns viel Spaß gewünscht.
Auch wenn ich es niemals für möglich gehalten hätte, hatten Lukas und ich in den letzten Tagen noch viel mehr als sonst aufeinander gehangen. Selbst wenn der Andere nur mal kurz runter musste, um etwas zu holen, hatte man nach der Hand gegriffen und ist mitgekommen.

Wir hatten in den letzten Tage der Osterferien nichts weitergemacht, als stundenlang kuschelnd im Bett zu liegen, uns die Lippen wund zu küssen und hin und wieder mal Sex miteinander zu haben.
Wir hatten so lange zusammen in der Badewanne gesessen, bis das Wasser kalt wurde, weil wir uns einfach nicht voneinander trennen wollten. Den Anderen einfach aufgeweckt, wenn wir wach gewesen sind.
Wir hatten einfach alles daran gesetzt, um nichts von unserer kostbaren Zeit zu verlieren und diese bis zum geht nicht mehr ausgenutzt. Einmal mussten Lukas' Eltern sogar extra ins Zimmer kommen, um sich zu vergewissern, dass wir auch wirklich noch da sind.

Aber gerade fühlte es sich so an, als hätten wir unsere Zeit überhaupt nicht genutzt. Als wäre alles, was wir zusammen gemacht hatten, die totale Verschwendung gewesen. Es fühlte sich so an, als wären Lukas und ich uns die letzten Tage einfach aus dem Weg gegangen.
Ich hasste meinen Kopf dafür, dass er mir so eine Scheiße einreden wollte, aber es kam mir so vor, als wäre Lukas die letzten Tage gar nicht bei mir gewesen. Dabei wusste ich, dass Lukas mir wie eine Klette am Arsch gehangen und mir kaum Luft zum Atmen gelassen hatten.
Wir hatten unsere Zeit, so gut wie es eben ging, genutzt und alles daran gesetzt, diese so schön wie nur irgendwie möglich zu gestalten. Aber hatten wir das auch wirklich getan? Bin ich mir wirklich sicher, dass man da nicht noch viel mehr hätte rausholen können?

Ich begann nur noch viel stärker zu weinen und krallte mich an Lukas' Shirt fest, um wenigstens irgendeinen Halt in dieser hoffnungslosen Stunde zu finden. Lukas zog mich auf seinen Schoß, streichelte mir über den Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Haare.
Ich schlang meine Arme um ihn, durchnässte sein Shirt komplett und am liebsten wollte ich ihn wieder von mir wegschubsen. Gleichzeitig wollte ich ihn aber bei mir haben, ihn küssen, von ihm gehalten werden und mich nie wieder losreißen.
Eigentlich taten mir seine Berührungen immer gut und gaben mir so viel Kraft. Aber gerade schmerzte es, von ihm angefasst zu werden. Noch jede so kleinste Berührung fühlte sich so an, als würde man mir ins Herz stechen und es mir herausreißen wollen.

Normalerweise erfüllte mich nichts mehr und machte mich zum glücklichsten Menschen des Universums, wenn Lukas mich verliebt anlächelte und seine Augen dabei zu strahlen begangen. Ich konnte mir nichts besseres vorstellen, als diesen Blick auf mir ruhen zu haben.
Aber jetzt wollte ich ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht treiben, ihn anschreien, dass er damit aufhören sollte, mich verrückt zu machen und ihm sagen, dass er mir direkt ins Gesicht schlagen sollte, weil das weniger wehtun würde.
Aber im selben Atemzug wollte ich diesen Blick auf mir ruhen spüren. Ich hatte keine Ahnung, was meine Gefühle genau von mir wollten, ob ich mich von Lukas entfernten, oder lieber bei ihm bleiben sollte. Aber ich wusste, dass ich ihn brauchte.

,,Lukas, ich will morgen nicht nach Hause fahren. Ich will bei dir bleiben. Für immer, wenn das möglich wäre.'' Ich löste mich etwas von ihm, um ihn mit verheulten Augen anzusehen. Lukas griff nur nach meinen Händen und verschränkte unsere Finger ineinander.
Er streichelte mir beruhigend über den Handrücken, seufzte immer wieder leise auf und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, der mein Herz in tausende Teile zerspringen, aber auch wie das eines Kaninchens rasen ließ.
,,Lukas, können wir bitte die Zeit zurückdrehen? Gibt's in deinem Dorf nicht irgendeinen verrückten Wissenschaftlicher, der gerade an sowas baut?'' Meine Stimme brach immer mehr und die Tränen liefen mir die Wangen herunter, um schlussendlich auf Lukas' Arm zu tropfen.

,,Kannst du bitte was sagen? Nimmt dich das denn überhaupt nicht mit? Lässt dich das wirklich so kalt?'', fragte ich verheult nach, als ich in Lukas' Gesicht keine einzige Regung vorfand. Er wirkte wie versteinert und seine Augen so leer.
Schon den ganzen Tag über war Lukas ungewöhnlich ruhig und gab kaum etwas von sich. Ich hatte Ahnung, woran es liegen könnte, ob er versuchte seine Trauer zu verstecken, oder die letzten Momente zu genießen.
Es beeindruckte mich immer wieder, dass Lukas in solchen Situation so entspannt sein und nicht mit mir zusammen Rotz und Wasser heulte. Er hatte so eine tolle Persönlichkeit und, dass er immer wieder für uns beide stark sein konnte, berührte mich.

Zeitgleich klopfte aber auch mein schlechtes Gewissen an der Tür, denn ich wollte nicht, dass meine Liebsten sich so stark für mich machten und all ihre Kraft und Energie für mich aufopferten, nur weil ich meine Schwächen nicht bändigen konnte.
Natürlich sollte es in solchen Momenten immer jemanden geben, der für einen da ist, einem Halt gab und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren, damit man selbst nicht auf falsche Idee kam.
Aber immer wieder fragte ich mich, wann der Tag kommen würde, an dem ich diese Position einnehmen durfte. Wann ich endlich mal derjenige sein würde, der sich kümmern und jemanden bei Kräften halten durfte. Ich hasste mich.

,,Timi, natürlich lässt mich das nicht kalt. Mich macht es genau so fertig, dass du morgen gehen musst und ehrlich gesagt will ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie es hier ohne dich ist. Es ist so schön mit dir zusammen, das will ich nicht missen.'', seufzte er leise und legte die Arme fester um mich.
,,Aber was sollen wir dagegen tun? Wen wir irgendeine Möglichkeit hätten, hätten wir unsere Chance schon längst genutzt. Das Einzige, was wir jetzt noch tun können, ist es, unsere Zeit zu genießen...'', frustriert ließ Lukas den Kopf hängen und presste sich näher an mich heran.
,,Das ist einfach alles scheiße! Ich will morgen nicht nach Hause fahren. Ich will mich nicht von dir trennen und dich erst keine Ahnung wann wiedersehen. Das macht mich alles fertig...'', erwiderte ich zickig und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Wer weiß schon, wann wir uns wiedersehen? Am Montag beginnt die verfickte Schule wieder und der Alltag holt uns ein. Da bleibt doch gar keine Zeit mehr für uns...'', wurde ich etwas lauter und begann wieder zu weinen.
,,Timi Schatz, wir sind doch nicht aus der Welt. Vor den Osterferien haben wir es auch geschafft uns regelmäßig zu sehen.'', versuchte mich Lukas aufzumuntern und fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
,,Das schon. Aber ich hab' mich jetzt so daran gewöhnt, dich ständig bei mir zu haben, dass ich gar nicht mehr weiß, wie es eigentlich davor gewesen ist.'', seufzte ich leise und strich mir die Tränen aus dem Gesicht.

,,Natürlich ist das eine krasse Umstellung. Aber Timi, bald sind schon Pfingstferien und die Wochenenden werden wir sicherlich auch immer für uns haben.'', lächelte mich Lukas an und streichelte mir über die Arme.
,,Ja, wow die paar Tage...'', erwiderte ich unbeeindruckt und sah ihn sichtlich angepisst von der Seite an, während ich seine Hände von mir wegschlug, weil ich gerade einfach nicht von ihm angefasst werden wollte. Es tat nur noch weh!
Mir ist bewusst, dass Lukas nur versuchte das Beste aus der Situation zu machen, mich aufzumuntern und mir irgendeine Art von Hoffnung zu geben, damit ich mich im nächsten Moment nicht Amok lief.

Aber wie sollte ich diese Tage ohne ihn aushalten? Wenn es mir jetzt schon, wo er noch bei mir ist, so verdammt beschissen ging, wie würde es mir dann erst gehen, wenn wir uns morgen voneinander verabschieden mussten?!
In den letzten zwei Wochen ging es mir so gut, wie schon lange nicht mehr. Ich hatte mich endlich mal wieder richtig wohl in meiner Haut gefühlt, bin so in meiner Blüte aufgegangen und bin jeden Morgen mit einer ungewohnt guten Laune aufgestanden.
Wenn ich genau jetzt, wo es mir eigentlich so gut ging und kaum negative Gedanken hatte, zurück in mein gewohntes Umfeld gerissen wurde, würde es spätestens am ersten Schultag richtig knallen und bergab mit mir gehen.

Ich fürchtete mich vor dem Moment, an dem ich zurück in mein schwarzes, tiefes Loch fallen würde, aus dem ich einfach nicht herauskam. In den zwei Wochen hatte ich mich aus diesem gekämpft, mich entfernt und jetzt wurde ich einfach an den Beinen gepackt, um wieder hineingezogen zu werden.
Sobald Lukas weg sein würde, würde ich heulen, komplett ausrasten und alles, was ich mir in dieser Zeit aufgebaut hatte, würde wie ein altes Gebäude, was schon seit Jahren dringend saniert werden musste, in sich zusammenfallen und mich mit all seiner Gewalt und Kraft kaputtdrücken.
Vor mir standen so viele ungelöste Probleme, an die ich eigentlich nicht denken und die ich nicht angehen wollte. Am liebsten wollte ich für immer bei Lukas bleiben, mich in seien Arme wiegen, von ihm gehalten werden und ins Ohr geflüstert bekommen, dass Alles in Ordnung sein würde.

Ich wollte nicht zurück nach Hause fahren und vor allem wollte ich nicht in die Schule. Mir krauste es jetzt schon an diesen Ort zu denken und hatte Angst davor, schon bald wieder in dieses Gebäude gehen zu müssen.
Es würde mich zerstören wieder in die Schule gehen zu müssen und daran erinnert zu werden, was ich bin - ein Niemand. Ein absoluter Nichtsnutz, der sein Leben überhaupt nicht im Griff hatte und nie etwas in diesem geschissen kriegen würde.
Während alle anderen irgendwann einen Job finden, eine Familie gründen und ihr Geld verdienen würden, würde ich noch Zuhause bei Mami hängen und Arbeitslosengeld beziehen, was ich wiederum in Drogen investieren würde.

Anstatt nach einem Job zu suchen, würde ich das tun, was ich am Besten konnte; Mich mit sämtlichen Drogen abschießen, faul im Bett liegen und mich auf meine psychischen Erkrankungen ausruhen, an denen ich nicht arbeiten wollte.
Einen festen Partner würde ich niemals haben, denn irgendwann würde auch Lukas das Alles viel zu viel werden. Er wollte mir zwar immer wieder weiß machen, dass er immer für mich da sein würde, aber auch er würde irgendwann erkennen, was für ein schrecklicher Mensch ich bin.
Ich hatte das Alles nicht verdient. Ich hatte Lukas, meine Mutter und alles um mich herum einfach nicht verdient. Ich hätte nie auf diese Welt kommen dürfen, denn ich bin ein Niemand, der ständig auf die Hilfe anderer angewiesen ist.

Ohne Mama würde ich schon längst im Grab rotieren, weil ich einfach nichts auf die Reihe bekommen und mich die Leute nur noch viel mehr auslachen würden. Ich bin ein hoffnungsloser Fall, mit dem alle nur Mitleid hatten...
Warum auch sonst hatte ich Alex und Marcel noch bei mir? Als mein Vater Alex gefragt hatte, wieso sie das mit mir immer noch mitmachen würde, hätte sie wahrscheinlich am liebsten geantwortet, dass sie Angst davor hatte, dass ich mir ansonsten etwas antun würde.
Die beiden wollten eigentlich gar nicht meine Freunde sein. Insgeheim schämten sie sich für mich und lachten mich aus. Sie waren einfach nur am meiner Seite, weil ich sonst niemanden hatte. Sie hatten nur Mitleid, mehr nicht.

Als würde diese Selbsterkenntnis nicht schon reichen, hatte ich auch noch ein Gespräch vor mir, was meine Nichtsnutzig- und Hoffnungslosigkeit nochmal dick unterstreichen würde.
Zu gerne würde ich jetzt alles um mich herum zusammenschlagen und mich selbst dafür bestrafen, dass ich mein Leben mal wieder nicht in den Griff bekommen und es nicht einmal hinbekommen hatte, regelmäßig in die Schule zu gehen.
Ich verstand überhaupt nicht, was daran eigentlich so schwer sein sollte, denn jeder andere Mensch da draußen schaffte es schließlich auch, gute Noten zu schreiben, in die Schule zu gehen und einen Schulabschluss zu kriegen. Wieso konnte ich das nicht? Bin ich wirklich so dumm?

,,Möchtest du vielleicht einen Schluck trinken?'', riss mich die fragende Stimme von Lukas aus meinen Gedanken, der zu meinem Glück nicht hören konnte, was eigentlich schon wieder in meinem Kopf abging.
Wenn Lukas mitbekommen würde, wie dreckig es mir wirklich ging, würde dieser sich nur noch mehr Sorgen um mich machen und mich morgen erst erst nicht gehen lassen, weil er viel zu viel Angst davor hatte, dass ich den nächsten Morgen nicht erleben könnte.
Ich wollte meine Fassade so lange aufrecht erhalten, bis Lukas nicht mehr in der Nähe sein würde und ich die Maske abnehmen konnte. Lukas sollte nicht noch mehr Gründe haben, um mich irgendwann verlassen zu können...

,,Timi, möchtest du dann etwas trinken? Ist Kamillentee, richtig lecker.'', wiederholte Lukas seine Frage nochmal, tippte mir auf die Schulter und hielt mir einer der dampfenden Tassen unter die Nase.
,,Ich möchte lieber sterben. Aber trotzdem Danke.'', antwortete ich knapp, verschränkte die Arme wieder vor der Brust und musterte ihn mit unzufriedenen Augen. Lukas stellte die Tasse zurück auf den Nachttisch und legte die Arme um mich.
,,Was kann ich denn machen, damit es dir wieder besser geht, mein Kleiner?'', harkte Lukas lächelnd nach, kraulte mir über den Nacken und verpasste mir einen Kuss auf diesen, was eine angenehme Gänsehaut auf meinen Rücken trieb.
,,Lass' es nicht Sonntag werden, halt' die Zeit an oder bau' 'ne Zeitmaschine.'', erwiderte ich Schulter zuckend und mit einem leicht genervten Unterton in der Stimme, während mir einige Tränen über die Wangen liefen.
,,Wenn das nur so einfach wäre...''

,,Wollen wir meine Eltern morgen mal fragen, ob du kommendes Wochenende wieder bei mir schlafen darfst? Dann haben wir das ganze Wochenende für uns.'', schlug Lukas immer noch lächelnd vor und massierte mir die Schultern.
,,Keine Ahnung, ist nicht dasselbe...'', antwortete ich desinteressiert, zuckte wieder mit den Schultern und fühlte mich im nächsten Moment total schlecht, dass ich ihn so hängen ließ. Eigentlich wollte ich nicht, dass er so unter meinem Temperament litt, aber es ging nicht anders.
Ich versuchte meine Fassade aufrecht zu erhalten, aber genau so gut wusste ich, dass ich Lukas nicht alles vorspielen und er irgendwann merken würde, dass etwas mit mir nicht stimmte.

Es ging mir schon die ganze Zeit über so beschissen und je näher dieser dämliche Sonntag rückte, desto schlimmer wurde es. Wahrscheinlich wurde ich von Minute zu Minute immer unerträglicher.
Wenn ich da an meine Exfreundinnen zurückdachte, die an Lukas' Stelle schon längst ihre Sachen gepackt und mir gesagt hatten, dass ich mich bitte erst wieder melden sollte, wenn ich mich eingekriegt hatte.
Es erstaunte mich immer wieder, dass Lukas so gelassen auf alles reagierte, mir immer wieder versuchte zu helfen und alles erdenkliche tat, dass es mir wieder besser ging und ich lachen konnte.

Aber genau das hatte ich nicht verdient. Ich hatte so jemanden wie Lukas, der sich so um mich kümmerte und mich auffing, einfach nicht verdient. Sein Leben wäre ohne mich so viel besser und entspannter...
Ich brachte einfach nur Chaos und Drama mit mir. Ich machte Probleme, wo eigentlich keine sind, zerdachte jedes Wort bis ins kleinste Detail und wenn man einmal etwas Falsches zu mir sagte, rastete ich völlig aus.
Viel zu oft verletzte ich die wichtigsten Personen in meinen Leben, verurteilte diese zu Unrecht und wusste diese ganze Liebe und Fürsorge, die mir immer wieder entgegengebracht wurde, nicht zu schätzen und behandelt es, wie etwas Selbstverständliches.

Keine Frage, ich fand es wirklich süß, dass Lukas sich so Gedanken machte und versuchte irgendeinen Kompromiss zu finden. Aber egal, wie oft man das Blatt drehte und wendete, es würde rein gar nichts an der derzeitigen Situation ändern.
Es würde mir natürlich nichts ausmachen, nächstes Wochenende wieder bei Lukas zu sein. Ehrlich gesagt würde ich mich sogar sehr darüber freuen und könnte mir nichts Besseres vorstellen.
Aber es würde nicht dasselbe sein. Würde ich am Wochenende erst zu Lukas kommen, hätten wir so wirklich nur einen Tag füreinander. Der Vormittag am Freitag würde uns durch die Schule geraubt werden und am Sonntag müsste ich schon wieder fahren.

,,Weißt du was das Sinnvollste wäre? Am Besten sehen wir uns erst in den Sommerferien wieder. Da haben wir dann sechs Wochen am Stück für uns. Also, zumindest wenn du mich bis dahin nicht vergessen hast.'', schlug ich schluchzend vor und vergrub die Hände im Gesicht.
,,Also Timi, jetzt übertreibst du aber. Wir werden uns bis zu den Sommerferien oft genug gesehen haben und definitiv werde ich dich bis dahin nicht vergessen.'', erwiderte Lukas etwas ernster und zog mich an den Haaren nach oben.
Er griff nach meinem Kinn und drückte dieses mit seinen Fingern nach oben, damit ich ihm in die Augen schauen musste. Lukas legte seine Hände um mein Gesicht, lächelte und strich mir die Tränen aus dem Gesicht.

,,Mein Kleiner, vor den Osterferien haben wir es doch auch hinbekommen uns regelmäßig zu sehen. Es ist vielleicht nicht immer täglich und lange gewesen, aber trotzdem haben wir es geschafft. Wir haben uns in dieser Zeit auch nicht aus den Augen verloren und standen ständig in Kontakt miteinander.'', fing Lukas aufmunternd an und wieder hatte ich nicht mehr als nur ein Schulter zucken für ihn übrig.
,,Baby, wir sind beide nicht aus der Welt. Wir können von Glück reden, dass wir nur einige Minuten und nicht mehrere Stunden voneinander entfernt wohnen und uns wirklich nur während den Ferien sehen können. So gesehen könnten wir uns sogar jeden Tag sehen, wenn auch nur für ein paar Minuten oder Stunden.''
,,Wir haben doch genug Möglichkeiten, um uns auch innerhalb der Woche sehen zu können. Natürlich ist es nach diesen zwei Wochen komisch, sich wieder umstellen zu müssen, aber wir schaffen das - gemeinsam.'' Lukas hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Lippen und fuhr über meine leicht geröteten Wangen.

,,Ja, und das ist es, was mich an der ganzen Sache so fertigmacht! Nach zwei Wochen soll ich plötzlich wieder alleine schlafen? Ohne dich aufwachen? Alleine duschen? Dich nicht ständig um mich herum haben?'', begann ich wieder drauf loszuheulen und vergrub die Hände im Gesicht.
,,Das fühlt sich einfach so an, als würde man mir etwas wegnehmen. Mit dir zusammen ging es mir so gut, Lukas. Ich konnte lachen, alles Negative in meinem Leben vergessen und den Kopf frei kriegen. Ich sag's dir, wenn du weg bist, geht es mir wieder total schlecht.'', weinte ich immer stärker. Es sollte aufhören!
,,Das ist verständlich, mein Schatz. Aber es wird alles gut werden, auch wenn es in diesem Moment nicht so scheint. Wir kriegen das Alles hin. Du musst das nicht mehr mit dir alleine ausmachen, mein Kleiner. wenn du Hilfe brauchst, egal bei was, kannst du immer zu mir kommen.'', lächelte mich Lukas an und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

,,Danke, Lukas. Du bist wirklich viel zu gut für diese Welt, das habe ich nicht verdient. Du brauchst jemanden an deiner Seite, der leichter als ich ist. Der jetzt nicht heulen, sondern die Zeit mit dir nutzen würde.'', seufzte ich leise, wollte mich von ihm lösen, wurde aber davon abgehalten.
,,Hör' auf damit, Timi. Du bist perfekt wie du bist und ich möchte auch niemand anderes an meiner Seite haben. Du weißt, dass du dich vor mir nicht verstecken brauchst. Das gehört alles zu dir und deswegen mag ich dich auch.'', flüsterte mir Lukas ins Ohr und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, der mein Herz rasen ließ.
Ich erwiderte den Kuss, legte meine Arme zögerlich um seinen Hals und zog ihn an diesem näher zu mir. Er seufzte zufrieden auf und legte seine Hände auf meine Schultern, um mich an diesen zurück auf die Matratze zu pinnen und sich rittlings auf mir niederzulassen.

,,Ist es schon etwas besser, mein Schatz? Wollen wir unsere gemeinsame Zeit nicht lieber nutzen? Wir können noch beim Abschied Millionen von Bäche heulen.'', fragte mich Lukas grinsend und fuhr mir zärtlich übers Gesicht.
,,Es geht schon, Danke. Aber bitte, lass' uns einfach die Zeit genießen, morgen wird schon schwer genug.'', stimmte ich mit einem Lächeln auf den Lippen zu und legte die Arme um ihn, um ihn auf meine Brust zu ziehen.
,,So ist schön...'', seufzte er glücklich auf, machte es sich auf meiner Brust gemütlich und schloss die Augen. Ich schlang die Arme noch viel fester um ihn, vergrub mein Gesicht in seinen Haaren und streichelte über seinen wunderschönen Körper.

Ich atmete den mir mittlerweile so vertrauten Duft ein, der von Lukas ausging und fühlte mich direkt wie Zuhause. Zärtlich kraulte ich ihm über den Kopf und eine Träne lief mir aus dem Augenwinkel bei dem Gedanken, dass ich das morgen nicht mehr haben würde.
Ich wusste selbst, dass ich darüber nicht nachdenken, sondern viel eher die letzten Moment mit Lukas genießen sollte, aber ich konnte es nicht. Ständig musste mir mein Kopf einen Strich durch die Rechnung machen.
Lukas hatte natürlich Recht, dass wir nicht aus der Welt und so gesehen immer die Chance dazu haben würden, uns sehen zu können. Aber es tat einfach nur weh, zu wissen, dass es nie wieder wie in den Osterferien sein würde.

Es ist ein Fluch und Segen zugleich, dass sich der Mensch so schnell an Dinge gewöhnen konnte, es ihm gleichzeitig aber auch so verdammt schwer fiel, sich neu umstellen zu müssen.
Vor allem hatte ich sehr viele Probleme damit, mich an neue Dinge gewöhnen zu müssen und tat mich sehr schwer damit. Sei es damit, mich nach den Ferien wieder an den Schulalltag zu gewöhnen, ein neuer Stundenplan oder, dass sich etwas in meinem Umfeld änderte.
Aber nichts ist schwerer, als mich damit abfinden zu müssen, Lukas nicht mehr bei mir haben zu können. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie mein Tag wieder ohne ihn aussehen und wie tief ich in mein Loch fallen würde.

Ich seufzte einmal leise und griff nach Lukas' Hand, um mich an dieser festzukrallen und stumm in seine Haare zu weinen. Ich konnte spüren, wie sich Lukas unter mir bewegte und öffnete die Augen.
Er stützte sich mit seinen Unterarmen auf meiner Brust ab, musterte mich mit besorgtem Blick und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. Aufmunternd lächelte er mich an und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.
Verzweifelt versuchte ich die Tränen zurückzuhalten, weil ich diesen Moment nicht zerstören wollte. Diesen Moment, den wir eigentlich in vollsten Zügen genießen und zu einer der Besten unsere Lebens machen sollten.

Ich wollte diesen Moment einfach nicht wegen meinen dämlichen Gefühlen kaputt machen. Ich wollte nicht, dass Lukas noch mehr Gründe dafür finden würde, um sich Sorgen um mich machen zu müssen.
Ich wollte nicht, dass Lukas und andere Menschen, die mir am Herzen lagen, ständig Angst davor haben mussten, dass ich mir irgendwas antun könnte, sobald diese nicht eine einzige Sekunde auf mich aufpassten.
Ich hatte keine Lust darauf, andauernd wie ein Baby behandelt zu werden, das man nicht alleine lassen konnte, weil es sich selbst nicht versorgen und ständig nach seiner Mama schreien musste.
Mittlerweile bin ich schon lange aus dem Alter raus und müsste eigentlich Erwachsen genug sein, um meine Probleme alleine geregelt zu kriegen und nicht immer auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.

Vor allem sollte ich als 18-jähriger nicht wegen solchen völlig banalen Dingen heulen. Ich sollte langsam Erwachsen werden und verstehen, dass es in Ordnung ist, wenn Lukas und ich uns einige Tage nicht sahen.
Es gehört schließlich zum Leben dazu und wenn unser Alltag einen täglichen Besuch nicht zu ließ, hatte ich das gefälligst zu akzeptieren. Andere Paare schafften das doch schließlich auch. Warum machte ich also schon wieder so ein Problem daraus?
Aber natürlich musste ich mal wieder ein riesiges Fass aufmachen und Probleme bereiten, wo eigentlich keine sind. Ich musste es maßlos übertreiben und es so darstellen, als würde der Abschied für immer halten.

Wenn andere Paare sehen würden, wie ich meinen Freund wie das letzte Häufchen Elend in den Armen hielt, nur weil ich ihn erst zum Wochenende wiedersehen würde, würden sie mich auslachen und mir sagen, dass ich mich nicht so anstellen sollte.
Viele Leute wären an meiner Stelle froh darüber, wenn sie sich nur vier Tage von ihrem Partner trennen müssten. Eigentlich sollte ich mich glücklich darüber schätzen, dass ich immer zu Lukas gehen konnte, wenn ich ihn sehen wollte.
Selbst wenn es nur für fünf Minuten gehen sollte, hatte ich fast jeden Tag die Chance darauf, Lukas weiche Lippen auf meinen zu spüren und ihn in den Arm nehmen zu können. Wenn ich diese Möglichkeit aber nur wahrnehmen wollte, wenn ich ihn länger sehen konnte, ist das mein Problem.

,,Möchtest du jetzt einen Schluck, Timi? Noch ist er warm.'' Lukas' fragende Stimme riss mich aus meinen Gedanken und sofort sah ich zu ihm. Er hielt mir eine der Tassen Tee unter die Nase und direkt nickte ich zustimmend.
Lukas setzte sich aufrecht hin, was ich ihm gleich tat. Zögerlich und mit leicht zittrigen Fingern nahm ich die warme Tasse zwischen diese und nahm einen großen Schluck von dieser, bis ich sie Lukas wieder in die Hand drückte.
,,Du bist so süß.'', lächelte mich mein Freund verliebt an, drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen und nahm ebenfalls einige Schlücke von dem Tee, bis er die Tasse zurück auf den Nachttisch stellte und mich einmal musterte.

,,Baby, bitte hör' auf zu weinen, es ist alles gut, Wir kriegen das Alles hin, keine Sorge. Außerdem haben wir das große Glück in Zeiten des Internets zu leben, wo wir ständig in Kontakt miteinander stehen können.'', lächelte mich Lukas aufmunternd an und strich mir über die Wangen.
,,Ich versuche es. Am liebsten würde ich diesen dämlichen Kopf abschalten und alles um mich herum vergessen können, so wie wir es die letzten Tage gemacht haben.'', erwiderte ich seufzend, strich mir die Tränen aus dem Gesicht und sah schüchtern zu Lukas, der mir über den Rücken streichelte.
,,Soll ich versuchen dich etwas abzulenken?'', fragte mich Lukas mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und griff nach meinen Händen, um unsere Finger ineinander zu verschränken und mir beruhigend über die Handrücken zu streichen. Angenehm begangen diese zu kribbeln und mein Herz klopfte gegen die Brust.

,,Womit denn?'', fragte ich neugierig und sah ihn mit aufgeregten Augen an.
,,Warte...'', befahl mir Lukas mit erhobenen Zeigefinger und stieg aus dem Bett.
Gespannt sah ich ihm hinterher und meine Mundwinkel zuckten direkt nach oben, als Lukas in die Richtung seiner Gitarre ging und sich diese schnappte.

,,Was möchte mein Baby denn hören?'', fragte Lukas grinsend, als dieser es sich mit der Gitarre zusammen auf dem Bett gemütlich gemacht hatte und damit begann, diese einmal vernünftig zu stimmen.
,,Ähm...ich weiß nicht so recht. Mir fällt gerade nichts ein, wenn ich ehrlich bin...'', gab ich schüchtern zu, biss mir unsicher auf die Unterlippe und hatte Angst, alles damit kaputt zu machen.
,,Kein Problem. Kennst du Over and over again von Nathan Sykes und Ariana Grande?'', fragte Lukas lachend, zückte sein Plektrum und ich schüttelte mit dem Kopf.

,,Oho, dann wird es aber höchste Zeit!'', lächelte mich Lukas an, stieß mir leicht in die Seite und bevor ich überhaupt irgendwas auf seine Worte erwidern konnte, begann er damit, die ersten Akkorde zu spielen.
Mit seinen strahlenden blauen Augen sah er mich an, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und total gefesselt und mit faszinierenden Augen sah ich ihm dabei zu, wie er seine langen Finger auf dem Gitarrenhals bewegte.
Ich konnte meinen  Blick kaum von ihm losreißen und musste mich an den Moment zurückerinnern, als ich ihn beim Jugendzentrum hab' spielen sehen. Schon damals hatte er mir den Boden unter den Füßen weggerissen und mich so fasziniert.

Ich würde wahrscheinlich niemals darauf klar kommen, wie verdammt perfekt er eigentlich spielen konnte, wie er sich diese ganzen Akkorde merken und wie schnell seine Finger sich an den Bunden bewegen konnten.
Lukas ist einfach der reinste Wahnsinn an der Gitarre und es machte mich total an, ihn so spielen zu sehen. Mir wurde total heiß, wenn er mir direkt in die Augen sah und mich mit dem schönsten Lächeln der Welt ansah.
Andere würden wahrscheinlich ein Vermögen dafür zahlen, um mit Lukas alleine in einem Raum sitzen und sich etwas von ihm vorspielen lassen zu können. Und ausgerechnet ich hatte die Ehre, dass er mir, ohne jegliche Bezahlung etwas vorspielte.

Diese ganze Situation erinnerte mich an meinen Großvater, der mir, als ich noch etwas kleiner gewesen bin, immer etwas auf der Gitarre vorgespielt hatte, wenn ich ihn mit großen Hundeaugen darum gebeten hatte.
Oftmals saßen wir zusammen draußen im Garten und während ich etwas gezeichnet oder im Sandkasten gespielt hatte, hatte mein Opa sich die Gitarre geschnappt und etwas darauf gespielt. Wir hatten auch viel zusammen gesungen und manchmal, da durfte auch ich spielen.
Natürlich klang es um Längen nicht so gut wie das Geklimper meines Großvaters, aber gerne erinnerte ich mich an sein stolzes Lächeln zurück und dass er nur, trotz so schiefer Töne, immer wieder gesagt hatte, dass ich es perfekt machen würde.

,,From the way you smile to the way you look. You capture me unlike no other. From the first hello, yeah, that's all it took and suddenly we had each other.'', begann Lukas leise zu singen, sah mir immer tiefer in die Augen und mein Herz setzte einmal kurz aus, um daraufhin einige Takte schneller zu schlagen.
Ich lächelte ihn verliebt von der Seite an und wollte diesen Moment am liebsten für immer einfrieren lassen. Nicht nur beim Sprechen hatte Lukas eine wahnsinnig schöne und angenehme Stimme, beim Singen sah es ähnlich aus.
Ich hatte ihn bis jetzt nur einmal singen gehört und das auch nur vom Weitem, sodass ich es kaum wahrnehmen konnte. Aber jetzt, wo dieser Engel nur einige Zentimeter von mir entfernt saß, riss es mir einfach den Boden unter den Füßen weg.

,,And I won't leave you, always be true. One plus one, two for life. Over and over again.'', sang Lukas weiter, lächelte mich verliebt an und schloss einmal die Augen, um sich komplett in seinem Element zu verlieren.
,,So, don't ever think I need more, I've got the one to live for. No-one else will do, yeah, I'm telling you; Just put your heart in my hands. Promise it won't get broken, We'll never forget this moment...'' Lukas wurde etwas lauter und mein Herz schlug immer schneller.
Eine Träne lief mir aus dem Augenwinkel und ich musste mir einmal in den Arm kneifen, um zu realisieren, dass das hier gerade wirklich passierte, dass Lukas wirklich mit seiner Gitarre vor mir saß und dieses wunderschöne Lied sang.

Ich krabbelte näher an ihn heran, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. Der mir so vertraute Duft stieg mir sofort in die Nase und direkt fühlte ich mich wohler in meiner Haut.
Lukas legte seinen Kopf auf meinem ab, hauchte seine Lippen auf meine Stirn und auf meinem kompletten Körper machte sich eine herrlich angenehme Gänsehaut breit, die meinen Bauch wie verrückt kribbeln ließ.
Ich sah lächelnd zu ihm nach oben und langsam stieg ich in Lukas' Gesang mit ein. Auch wenn dieser nicht im Ansatz so schön wie der von Lukas ist, spielte das keine Rolle. Die Hauptsache war, dass ich glücklich bin und das war ich.

Nathan Sykes feat. Ariana Grande - Over And Over Again

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top