Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele
,,Endlich sind wir fertig.", stöhnte Lukas zufrieden auf, als ich das letzte Bild auf das riesige Plakat aufgeklebt und er das letzte Wort für seinen Vortrag geschrieben hatte.
,,Ich glaube, solange saß ich noch nie durchgehend an einer Hausaufgabe.", gab Lukas zu und lächelte mich an, während er seinen Kugelschreiber in die Federtasche steckte.
,,Aber sei froh, jetzt hast du sie wenigstens fertig.", munterte ich ihn lächelnd auf und klopfte ihm auf den rechten Oberschenkel.
,,Danke übrigens nochmal für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich das niemals geschafft.", bedankte sich Lukas lächelnd bei mir und packte die Sachen weg, während er mir einen Kuss auf die Lippen drückte.
,,Dafür doch nicht. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit dir, auch wenn wir dafür Hausaufgaben machen müssen.", winkte ich gelassen ab und lachte einmal.
,,Du bist so süß.", flüsterte er, sodass ich diese mehr als niedlichen Worte fast überhört hätte und vereinte kurz darauf wieder unsere Lippen miteinander.
,,Aber, voll schön, was du da gezeichnet hast.", sagte Lukas breit lächelnd, als wir uns voneinander gelöst hatten und deutete dabei auf eine kleine Zeichnung von mir, die ich spontan auf einen leeren Fleck des Plakates gezeichnet hatte.
Es zeigte zwei Jungs, die wie Soldaten gekleidet waren, Händchen hielten und sich küssten. Darunter hatte ich love is love geschrieben und ein kleines, ausgemaltes Herz dahinter gesetzt.
Ich hoffte in meinem tiefsten Inneren, dass Lukas mitbekam, dass diese zwei Jungs wir sein sollten, denn es war natürlich kein Zufall, dass einer der Soldaten eine Brille trug und dem Anderen der Pony übelst in den so schönen Augen hing.
,,Ach, das ist doch nur spontan dahin gekritzelt worden. Das ist ja noch fast 'ne Skizze.", meinte ich darauf nur gelassen, machte eine abfällige Handbewegung und Lukas schüttelte mit dem Kopf.
,,Dann machst du aber echt die wunderschönsten Skizzen der Welt, Timi.", lächelte er, kam meinem Gesicht näher und presste meine Lippen auf seine.
,,Und du bist die Königin unter ihnen.", grinste ich, kraulte sachte Lukas' Nacken und dieser stupste mir lachend gegen die Nase.
,,Alter Schleimer."
,,Aber, was machen wir denn jetzt noch?", fragte Lukas nach, lehnte sich im Stuhl zurück und legte seine Beine dabei auf meinen Oberschenkeln ab.
,,Weiß nicht...'', sagte ich unentschlossen und legte meine Hände auf seinen Beinen ab, während ich sachte über diese strich.
,,Lass' mich nachdenken...'', meinte Lukas nur, sah an die Decke und überlegte, was wir die Zeit über noch so machen konnten, bevor er leider wieder nach Hause mussten.
,,Soll ich dir mal das Atelier zeigen? Da werden gerade neue Bühnenbilder für ein Stück gemalt und das könnte dich echt interessieren, denke ich.'', fragte Lukas irgendwann nach und ich sah zu ihm.
,,Darf ich da echt rein?'', harkte ich stattdessen unglaubwürdig nach und mein Herz machte einen Satz, weil ich noch nie zuvor in einem Atelier war und immer nur davon geträumt hatte.
Schon als kleines Kind wollte ich immer ein eigenes Atelier haben und ich hoffe sehr, dass sich dieser Traum irgendwann auch verwirklichen würde, wenn ich älter war und auch genug Geld für sowas hatte.
Denn auf Dauer wurde mein Zimmer für meine ganzen Zeichnungen echt zu klein und meine Leinwände konnte ich auch nicht ständig im Wohnzimmer stehenlassen, weil meine Familie dort schließlich auch ihren Platz brauchte.
,,Natürlich! Die Künstler sind jetzt eh nicht mehr da und solange du nicht auf die Idee kommst, irgendwas zu beschädigen, ist alles gut.'', lachte Lukas, tat seine langen Beine wieder von mir weg und erhob sich daraufhin vom Stuhl.
,,Oder bist du etwa auf geheimer Mission und willst Informationen herauskriegen, um sie einem anderen Theater zu spicken, damit sich diese die Idee klauen und sie schon viel früher aufführen können, sodass unser eigentliches Stück als Plagiat gilt?'', fragte Lukas nun gespielt ängstlich nach, streckte mir seine Hand entgegen und ich verdrehte nur die Augen.
,,Du bist so ein Spinner!'', lachte ich, griff nach seiner Hand und schlug ihm einmal auf den Arm, ehe er unsere Finger miteinander verschränkte und wir daraufhin das Büro verließen und ich durch die verschiedensten Gänge gezogen wurde.
Wir gingen die Treppe herunter, an der Garderobe vorbei, durch den Eingangsbereich und dann auch noch ein ganzes Stücken tiefer, wo ich eigentlich einen Keller oder etwas Ähnliches erwartet hätte, indem sich Putzsachen, alte Bühnenrequisiten und Sachen gelagert waren, die kaum noch gebraucht und benutzt wurden.
Aber gut, ich kannte es ja von mir selber, dass ich beim Zeichen wirklich viel Ruhe brauchte und schon der kleinste Laut alles zerstören und ich dadurch einen falschen Strich oder die falsche Farbe an der falschen Stelle setzen könnte.
Nicht ohne Grund kam meine Mama immer leise in mein Zimmer und wartete lieber zehn Minuten, bis sie etwas sagte, wenn ich zeichnete, den ich konnte zu einer richtigen und ekelhaften Furie werden, wenn mich jemand auch nur ansatzweise dabei störte.
,,Keine Angst, wir spielen nicht gleich Fifty Shades of Grey und da unten befindet sich auch nicht mein geheimer Sadomasokeller.'', beruhigte mich Lukas lachend, als er meinen Blick bemerkt hatte und ich verdrehte erneut die Augen.
,,Wäre hier beim Theater vielleicht ein wenig ungünstig.'', erwiderte ich daraufhin grinsend und Lukas zuckte nur mit den Schultern.
,,Macht es denn einen großartigen Unterschied, ob ich dich hier oder bei mir Zuhause fessel' und auspeitsche?'', fragte er stattdessen total trocken nach, zog die Augenbrauen nach oben und mir entglitt natürlich alles, weil Lukas sowas schon wieder total unerwartet rausgehauen hat.
,,Oh nein, ich hab's schon wieder getan.'', kicherte Lukas, als er meinen Blick bemerkte und ich lief mit einem Mal ganz rot an.
,,Wo nimmst du sowas immer nur so schnell her? Ich hab' den Satz kaum fertig gesprochen und du haust schon wieder sowas Dreckiges heraus, dass ich gar nicht weiß, was ich eigentlich darauf erwidern soll.'', fragte ich grinsend nach und schüttelte mit dem Kopf, weil ich es einfach nicht glauben konnte.
,,Weiß ich auch nicht. Das existiert plötzlich in meinem Kopf und verlässt dann einfach meinen versauten Mund.'', zuckte er als Antwort nur erneut mit den Schultern, zog mich weiter und dann blieben wir vor einer Tür stehen.
,,Hoffentlich ist die Tür noch auf, ansonsten können wir gleich nochmal hoch rennen und meinen Papa suchen.'', lachte Lukas und kratzte sich dabei schief grinsend am Hinterkopf.
,,Und diese Energie müssen wir uns ja schließlich für ganz andere Aktivitäten aufheben.'', erwiderte ich dreckig grinsend und bewegte dabei meinen Unterkörper etwas vor und zurück, während ich noch meine Hände dazu nahm und sie so positionierte, als würde ich jemanden Doggy nehmen und an den Hüften festhalten.
Nun entglitt Lukas endlich mal alles aus dem so hübschen Gesicht und er zog erstaunt die Augenbrauen nach oben, während er die Türklinke herunterdrückte und sich diese auch tatsächlich öffnete. Doch der kleine, süße Tollpatsch flog fast in den Raum hinein, weil er von meinen Worten immer noch ziemlich geschockt und erstaunt war.
,,Prinzessin fall' mal nicht.'', kommentierte ich dies lachend, klopfte ihm auf die Schulter und sah mich daraufhin auch schon mit riesigen, strahlenden Augen indem Atelier um.
Man sah, dass zurzeit ein neues Stück im Theater anstand, denn hier war alles verdammt durcheinander und die verschiedensten Bühnenbilder standen wirr und ohne System umher und an manchen Tischen lagen auch noch einige Skizzen und zerknüllte Blätter rum.
Die Töpfe mit den Farben waren noch nicht einmal weggestellt, sondern nur zugemacht worden und an manchen Sachen waren sogar kleine Zettelchen angebracht, an denen sogar geschrieben stand, dass diese Sachen bitte nicht weggeräumt werden sollten.
Ich musste schmunzeln, als ich dieses ganze Chaos hier sah, denn ich konnte mir ganz genau vorstellen, was hier jeden Tag so abging und ich konnte mir auch genauso gut vorstellen, dass ich mich sehr gut in diese Gruppe von wunderbaren Künstlern hineinintegrieren könnte.
In meinem Zimmer sah es nicht gerade anders aus, wenn ich mal wieder an einer sehr großen Zeichnung arbeitete und meine Mama durfte nicht einen einzigen meiner Stifte anfassen, weil das ansonsten mein komplettes System durcheinanderbringen und alles ruinieren könnte.
Meine Mama bekam zwar meistens immer 'nen Tropischen, wenn sie mein Zimmer in diesem Zustand sah, aber auch sie hatte so langsam eingesehen, dass dieses Chaos irgendein System in meinen Augen hatte und ich mit Ordnung eh nicht wirklich viel am Hut hatte und damit auch einfach nicht konnte.
,,Sorry, ist ein wenig unordentlich momentan hier. Aber wegen dem neuen Stück in drei Wochen geht hier echt alles drunter und drüber.'', entschuldigte sich Lukas für die Unordnung und fuhr sich seinen Pony aus dem Gesicht.
,,Ach, sieht bei mir im Zimmer nicht gerade anders aus.'', gab ich lachend zu und machte eine abfällige Handbewegung, während ich mich erstaunt umsah.
,,Na da bin ich aber beruhigt.'', atmete er erleichtert aus und folgte mir langsam, während er nach meiner Hand griff und wir wieder unsere Finger miteinander verschränkten.
,,Sind das eigentlich alles richtige Künstler, oder machen die das eher als Hobby und nur so nebenbei?'', fragte ich irgendwann nach und betrachtete eines der neuen Bühnenbilder etwas genauer.
Keine Ahnung, worum es indem Stück ging, aber auf diesem Bühnenbild war ein riesiger Vollmond mit einem wunderschönen Sternenhimmel zu sehen, bei dem ein Wolf heulte. Ich musste zu geben, dass er echt verdammt gut getroffen war und auch ziemlich realistisch aussah.
,,Also, es sind schon einige dabei, die das beruflich machen, aber wir haben auch verdammt viele Studenten hier, die das nebenbei machen, um sich etwas dazu zu verdienen.'', erklärte mir Lukas und ich nickte, während ich dieses wunderschöne Bühnenbild weiterhin betrachtete und dabei sogar auch noch eine Eule entdeckte.
,,Lukas, weißt du, wer das gemalt hat?'', fragte ich interessiert nach, weil mich der Zeichenstil echt sehr faszinierte und ich es echt verdammt schön fand, was auf dieser riesigen Leinwand kreiert worden war.
,,Ich glaube, das müsste Alina gewesen sein. Sie ist sogar Kunststudentin und macht das schon ihr Leben lang.'', antwortete Lukas mir und ich musste noch viel breiter lächeln.
,,Sie kann echt schön malen, das sieht einfach nur fantastisch aus.'', lobte ich sie weiterhin lächelnd und Lukas nickte zustimmend.
Dann gingen wir Händchen haltend weiter und ich betrachtete jedes einzelne Bühnenbild und jede einzelne Ecke dieses Raumes mit so viel Faszination, weil es mich einfach nur umhaute, wie schön dieses Atelier war.
Vielleicht wird es für viele kleine wirkliche und großartige Bedeutung haben und nur ein stinknormaler Raum mit ein paar Leinwänden und ein paar Farbtöpfen sein, doch ich fühlte mich richtig wohl hier drin und ich konnte mir nichts Besseres vorstellen, als den Geruch von getrockneter und frischer Farbe in meiner Nase zu haben.
Was würde ich nur alles dafür geben, um eines Tages selbst ein Atelier zu haben oder irgendwas mit Kunst im beruflichen Bereich zu machen. Doch diese Chancen standen in weiter, sehr weiter Ferne, denn ich hatte ja noch nicht einmal einen Schulabschluss und konnte dementsprechend noch nicht mal eine Ausbildung in diesem Bereich anfangen.
,,Timi, du zeichnest doch auch viel, oder?'', fragte mich Lukas und ich wendete meinen Blick von einer Skizze ab, um mir daraufhin etwas noch viel Schöneres anzuschauen.
,,Ja, das ist mein Hobby. Ich liebe das Zeichen einfach.'', antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und Lukas begann augenblicklich zu grinsen.
,,Und was zeichnest du da meistens so?'', fragte er mich interessiert und strich mit seinem Daumen einmal sachte über meinen Handrücken, was diesen angenehm kribbeln ließ.
,,Ist verschieden. Halt alles, was mir momentan so durch den Kopf geht. Wenn es mir scheiße geht, zeichne ich halt was Trauriges, wenn es mir gut geht, was total Fröhliches und wenn mich irgendwas beschäftigt, dann versuche ich das mit meinem Bleistift irgendwie aufs Papier zu bringen.'', erklärte ich ihm und sah Lukas verstehend nicken.
,,Kannst du mir vielleicht irgendwann mal was von dir zeigen? Ich find' das Bild, auf dem Plakat, so verdammt süß und schön gezeichnet, auch wenn es für dich nur 'ne Skizze ist. Du hast wirklich Talent.'', fragte Lukas hoffnungsvoll nach, lobte mich und hielt kurz an, um mir seiner Tonlage entsprechend in die Augen zu schauen.
,,Ich kann dir mal meine Mappe mit meinen ganzen Zeichnungen mitbringen, wenn du möchtest.'', lächelte ich und Lukas quiekte sofort erfreut auf, während er einmal fest meine Hand drückte und unsere Lippen miteinander vereinte.
,,Toll, das freut mich!'', grinste er nun wie ein Honigkuchenpferd und mein Herz schlug direkt einige Takte schneller, als ich das verliebte Funkeln in seinen so schönen Augen sah. Dieser Junge war einfach so wunderschön!
,,Übrigens, Timi, es ist echt verdammt süß von dir, dass du uns zwei da aufs Plakat gemalt hast.'', sagte Lukas irgendwann lächelnd, als wir gerade dabei waren, dass Atelier zu verlassen.
,,Es ist dir also doch aufgefallen?'', fragte ich unsicher nach und biss mir dabei kurz auf die Unterlippe.
,,Typ mit Brille und dem Anderen hängt der Pony übelst im Gesicht?! Timi, ich habe sofort gesehen, dass wir beide das sein sollen.'', lachte er und strich mir einmal kurz liebevoll über die Wange, während er anhielt.
,,Und so gesehen sind wir ja zwei Soldaten im Krieg, wenn man das mal mit der Gang bedenkt.'', sagte Lukas dann seufzend und ich sah betrübt auf den Boden, während ich stumm nickte.
Lukas griff aber nur mit seinen langen Fingern an mein Kinn, drückte es nach oben und ich sah in seine wunderschönen, blauen Augen, die mich so sehr beruhigten.
Dann wurde ich von Lukas gegen die Wand gepresst, sein warmer Körper war dicht an meinem und ich konnte seinen genauso warmen und angenehmen Atem an meinen Wangen und Lippen spüren. Oh Gott!
,,Aber lass' dir eins gesagt sein, Timi. Ich werde mit dir durch jeden verdammten Krieg ziehen, um für unsere Liebe zu kämpfen.'', sagte er noch, ehe er unsere Lippen aufeinander presste und kurz darauf seine Zunge in meinen Mund schob, während mich überall eine herrlich angenehme Gänsehaut erfüllte und mein Herz um unzählige Meilen schneller schlug.
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