Feelin' Good - but not long


,,Oh mein Gott, wir sind endlich fertig geworden.'', sagte er erleichtert und lehnte sich zufrieden seufzend auf seinem Stuhl zurück. 
,,Hättest du dich bei der p-q-Formel nicht so dämlich angestellt, dann wären wir auch schon viel früher fertig geworden.'', erwiderte ich grinsend und stieß ihm lachend in die Seite. 
,,Woher soll ich denn bitte wissen, dass man auch die ganze Rechnung auch im Taschenrechner eintippen kann, wenn unserer Lehrerin uns voll den komplizierten Rechenweg erklärt hat?!'', verteidigte er sich und wieder lachte ich. 
,,Dann hast du wohl die falschen Lehrer.'' 
,,Ohja, das habe ich.'' Er schüttelte mit dem Kopf und heftete sein Blatt in den Hefter. 

,,Na ja, jetzt hast du die Hausaufgaben ja und niemand kann dir etwas anhaben, außer dein Goldfisch frisst sie.'', neckte ich ihn immer noch lachend.
,,Idiot. Aber trotzdem, Danke dass du mir geholfen hast, ohne dich wäre ich völlig aufgeschmissen gewesen.'', bedankte er sich und schenkte mir ein Lächeln.
,,Immer wieder gerne.'' 

In der letzten halben Stunde hatten wir beide seine Mathe Hausaufgaben gemacht und ich hätte es bis dato nie für möglich gehalten, dass ich irgendwann mal einem Gymnasiasten erklären würde, wie dies und jenes ging, weil dieser das nicht verstand. Vor allem hätte ich nie gedacht, dass es dann ausgerechnet bei meinem verhassten Unterrichtsfach Mathematik passiere würde, bei dem ich, seitdem dort auch noch Buchstaben existierten, nur noch durchgängig Bahnhof verstand. 

Aber nun konnte ich auch diesen Punkt von meiner nicht vorhanden ''Dinge, die ich bei mir nicht für möglich halte''-Liste streichen. 
Ich schmunzelte kurz bei dem Gedanken, als ich den imaginären Punkt von meiner Liste strich und dann sah ich ihm dabei zu, wie er seine Schulsachen einpackte und nur einen Stift und diese wirr umherliegenden Blätter, auf dem Tisch liegen ließ. 

Der Junge, welchen ich früher immer nur den Jungen auf dem orangen Stuhl oder den kack Gymnasiasten genannt hatte, hatte sich mir nach der allerersten Aufgabe, die wir zusammen gelöst hatten, grinsend als Lukas vorgestellt. 

Lukas war 15 Jahre alt, ging zurzeit in die achte Klasse und wohnte auf einem Dorf, was auch erklärte, wieso er immer um Punkt 17:52 das Jugendzentrum verließ, weil um 18:10 schon sein Bus kam und er circa zehn Minuten zur Bushaltestelle brauchte. 
Und ansonsten hatten wir nur über belanglose und völlig banale Dinge geredet, wie zum Beispiel über die Schule und was wir so in unserer Freizeit machten. 

Lukas war ein echt verdammt netter und lieber Junge und ich verstand überhaupt nicht, warum meine Gang ihn überhaupt ärgerte, denn unsympathisch oder gar arrogant war dieser Kerl überhaupt nicht. Er war eher das komplette Gegenteil von all dem, was wir über ihn dachten und von Wort zu Wort wurde er mir immer sympathischer. 

Ich fragte mich, warum ich diesen Jungen nicht schon viel früher einfach mal ganz normal angesprochen hatte. Lukas war wirklich so lieb und seine gute Stimmung brachten einen ebenfalls dazu, dass man automatisch glücklich war und sich vollkommen sorgenlos fühlte. 

Lukas ließ sich einfach null unterkriegen und hatte seinen Matheaufgaben vorhin nur den Mittelfinger entgegen gestreckt, als er die Aufgaben zunächst nicht verstanden hatte. 
Aber keine paar Sekunden später, hatte er nur gelacht und sich von mir helfen und sich alles erklären lassen. 
Ich zu meinem Teil hätte an seiner Stelle schon längst das Mathebuch wieder zusammengeklappt und aus dem Fenster, Richtung Garten, geschmissen, weil ich es einfach nicht weiter versucht hätte. 

Ich lächelte Lukas an, als sich unsere Blicke trafen und seine Mundwinkel zuckten ebenfalls nach oben. ,,Danke'' 
,,Hör' auf dich die ganze Zeit zu bedanken, man.'', beschwerte ich mich lachend und zwickte ihm in die Seite. 

,,Sorry, aber das muss ich jetzt die ganze Zeit machen, denn ohne dich hätte ich noch bis morgen Früh um fünf an diesen scheiß Aufgaben gesessen.'', er lachte und räumte seine Blätter zusammen. 
,,Als ob'' 
,,Ey, das ist wirklich so. Ich kann überhaupt kein Mathe und bin 'ne richtige Niete darin.'' 

,,Ja klar, und aufm Zeugnis hast du 'ne fette zwei fast eins stehen.'' Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und er grinste ertappt. ,,Nein...'' 

,,Alter, ich finde bei einer fünf schon den Sinn meines Lebens wieder, also beschwer' dich mal nicht, sonst...'' 

Ich konnte meinen Satz gar nicht erst zu Ende sprechen, da ich merkte, dass mir jeden Augenblick etwas hochkommen würde und ich zögerte keine Minute, sondern sprang direkt vom Stuhl auf, um zur Toilette zu rennen, bevor ich noch Lukas' Blätter vollkotzte. 

Ich stieß die Tür auf, riss sofort irgendeine Kabinentür auf und klappte die Klobrille noch rechtzeitig hoch, ehe ich mich auf der Toilette erbrach und hauptsächlich nur Flüssigkeit aus mir herauskam. Scheiße. 

,,Tim?'', vernahm ich Lukas' Stimme und ich wollte gerade antworten, als plötzlich schon die nächste Ladung kam. 
Warum kam überhaupt so viel aus mir raus? Ich hatte doch nur dieses Brötchen gegessen und getrunken hatte ich auch kaum was. 
Wahrscheinlich hatte ich mir was weg geholt, weil ich die ganze Nacht draußen in der Kälte gelegen hatte und immer noch leicht angeschlagen von meiner Grippe war, welche mich vor einigen Wochen noch übel geplagt hatte. 
So ein Scheiß aber auch, da pennt man einmal draußen und schon ist man direkt krank. 

Ich hörte, wie sich meine Kabinentür öffnete, doch ich wollte mich nicht umdrehen, weil sicherlich noch nicht alles aus mir draußen war und gleich der nächste Akt folgen würde. 

,,Da bist du ja.'', tauchte Lukas hinter mir auf und ich konnte seinen Blick förmlich auf mir spüren. 

Zugegeben, es war mir schon unangenehm, dass ich vor ihm kotzte, obwohl es nichts schlimmes daran gab. Lukas hatte sicherlich auch schon mal gekotzt und es war ja nicht gerade ungewöhnlich, das Menschen das taten, aber trotzdem war es nicht gerade schön, dass unser erstes richtiges Kennenlernen damit endete, dass ich mich wölbend über der Kloschüssel befand. 

Wie komisch kam das denn bitte rüber, wenn ein so ganz netter Tag damit endete, dass ich mich erstmal schön ausgekotzt hatte, nur weil ich draußen geschlafen hatte?! 
Vielleicht würde ich es irgendwann witzig finden und auch darüber lachen können, weil wir davor von der Schule und vor allem über Mathe geredet hatten und ich das nun wortwörtlich zum kotzen fand, aber gerade war mir absolut nicht zum Lachen zumute. 

Als ich mich dann endlich ausgekotzt hatte und mir sicher war, dass nun endgültig alles mögliche, was da überhaupt noch drin war, aus mir heraus war, ließ ich mich erschöpft an der Kabinenwand sinken und Lukas gesellte sich kurz darauf zu mir. 

Er hielt mir ein Stück Toilettenpapier unter die Nase, welches ich dankend entgegen nahm und mir damit den Mund abwischte, ehe ich es in die Toilette schmiss und herunterspülte. 

Danach legte ich aus Reflex, weil ich das so gut wie immer tat, wenn ich mich ausgekotzt hatte und jemand neben mir saß, meinen Kopf auf Lukas' Schulter ab. 
Doch schnell realisierte ich, was ich da gerade tat und wie nah ich ihm überhaupt stand und ruckartig löste ich mich von ihm und rückte beschämt etwas von ihm weg. 

,,Sorry.'', nuschelte ich verlegen und spielte nervös an dem untersten Saum meines T-Shirts. Oh Gott, was das vielleicht peinlich! Ich konnte mich doch nicht einfach so an Lukas lehnen! Vielleicht wollte er das gar nicht, du Vollidiot! 

,,Nicht schlimm, alles gut.'', antwortete er gelassen und stand auf, um mir seine Hand entgegen zustrecken, an welcher ich mich sofort hochzog. Lukas lächelte mich aufmunternd an, ich schenkte ihm ein Lächeln zurück und dann gingen wir auch schon wieder zurück zum Raum, wo ich mich seufzend auf einen der Stühle niederließ. 

,,Möchtest du vielleicht etwas essen? Ich hätte da noch was für dich mit.'', fragte mich Lukas und sah mich besorgt an. 
,,Ne, mir ist nicht so nach essen.'', winkte ich direkt ab und zog mein Handy aus der Powerbank, da es nun genug Sanft hatte, um es wieder in Betrieb nehmen zu können. 

,,Wirklich nicht? Ich möchte dir echt nicht zu nahe treten, aber vielleicht ist es besser, wenn du doch noch einen kleinen Happen zu dir nimmst. Du musst es ja nicht aufessen.'', versuchte er mich weiterhin zu überreden, biss sich unsicher auf die Unterlippe und ich schob ihm nur seine Powerbank entgegen, welche er sofort in seinen Rucksack steckte. 

Ich seufzte und sah ihn dann nachdenklich an. ,,Hm, könnte sein.'', antwortete ich nur. 

,,Ist alles OK?'', fragte Lukas besorgt und legte den Kopf schief, ehe er mir doch ein beschmiertes Pausenbrot entgegen schob. 
,,Ja, es ist alles OK. Ich bin nur momentan etwas durcheinander, sorry.'', entschuldigte ich mich, nahm das Brot und genehmigte mir direkt einen Bissen davon, weil ein wenig essen mir wirklich nicht schaden konnte. 

Es kam eben nur pure Flüssigkeit aus mir heraus und das zeigte mir mal wieder, dass mein Essensverhalten alles andere als gesund war. Aber leider war mir schon seit Jahren nicht mehr nach essen zumute und ich quälte alles eher nur noch mühelos in mich hinein, als dass ich wirklichen Appetit hatte. 

,,Schon okay, nicht schlimm.'', er lächelte mich an und schrieb dann weiter auf seinen Blättern herum, doch ich bekam trotzdem mit, wie er mir hin und wieder mal einen besorgten Blick zuwarf. 

Ich knabberte ein wenig an dem überaus leckeren Pausenbrot rum und ließ mein Handy langsam hochfahren. 
Es dauerte natürlich etwas, doch kurz nachdem ich den PIN eingegeben hatte, wurde mir keine Ruhe gelassen und es trudelte eine Nachricht und ein Anruf nachdem anderen rein, welche alle hauptsächlich von meiner Mutter und meinem Stiefvater ausgingen. 

Mama, 05:00 Uhr:,,Tim, wo bist du?'' 
Mama, 05:00 Uhr:,,Warum bist du nicht in deinem Zimmer oder allgemein im Haus?'' 
Mama, 05:02 Uhr:,,Mein Schatz, wo bist du hin?'' 
Mama, 05:06 Uhr:,,Melde dich bitte!'' 
Mama, 05:10 Uhr:,,Timi, bitte. Komm' bitte online und sag mir, wo du steckst. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um dich, mein Spatz!'' 
Mama, 05:13 Uhr:,,Du bist noch nicht einmal bei Alex oder Marcel - wo bist du bloß und wieso bist du nur abgehauen?'' 
Mama, 05:15 Uhr:,,Liegt es daran, dass ich dich angeschrien und dir eine geklatscht habe? Mein Schatz, ich meinte das doch nicht so! Nur musst du auch mich manchmal verstehen, dass ich mir oft ernsthafte Sorgen um dich mache und dich nur beschützen möchte.''
Mama, 05:16 Uhr:,,Ich liebe dich immer noch, vergiss das bitte nicht. Pass' auf dich auf, egal wo du gerade steckst. ♥'' 
Mama, 11:30 Uhr:,,Noch immer keine Reaktion von dir. Tim, gib' mir bitte irgendein Lebenszeichen, sonst schaffe ich das einfach nicht.'' 
Mama, 11:32 Uhr:,,Schatz, ich bin wirklich nicht mehr sauer auf dich. Das ist einfach heute Nacht ein bisschen ausgeartet. Wir können uns doch noch einmal ordentlich hinsetzen und ordentlich miteinander über alles reden. Ich reiße dir deswegen schon nicht den Kopf ab, egal was du mir erzählst.''
Mama, 11:45 Uhr:,,Ich hoffe, dass du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, mein Spatz. Ich liebe dich, egal wie du bist.'' 

So gingen noch viele unzählige Nachrichten weiter, doch irgendwann las ich sie mir nicht mehr alle durch, sondern scrollte nur noch nach unten, weil ich mich immer schlechter fühlte, desto mehr Nachrichten ich mir durchlas. 

Meine Mutter machte sich schon wieder solche Sorgen um mich, nur weil ich mal wieder so ein unfassbarer Vollidiot war. 
Konnte ich nicht einmal auf sie hören, nur ein einziges gottverdammtes Mal? Ihr würde so vieles erspart bleiben, wenn ich mich nur einmal zusammenreißen würde. 

Die letzte Nachricht hatte sie um 17:10, also vor fünf Minuten geschrieben und ich beschloss ihr nicht zurückzuschreiben, sondern langsam den Heimweg anzutreten, um das mit ihr ordentlich und unter vier Augen klären zu können, bevor das Ganze noch ausartete. 

Ich war ihr das auf jeden Fall schuldig und auch wenn ich Hausarrest kassieren sollte, würde ich diesen ohne jeglichen Gegenwillen in Kauf nehmen, weil ich es mir dieses Mal wirklich verdient hatte. 
Ich hatte in innerhalb von noch nicht einmal 24 Stunden, zwei erwachsende Menschen, die mir nur einen guten Rat geben wollten, ohne jegliches Recht aufs übelste beleidigt und auch wenn ich schon weitaus schlimmere Dinge getan hatte, war das zu diesem Zeitpunkt die absolute Härte für mich und nicht nur, weil meine Mutter mit involviert war. 

,,Alles OK, Tim?'', hörte ich plötzlich Lukas' besorgte Stimme und ich sah in sein, der Tonlage entsprechendes, Gesicht. 

,,Ähm...ja, ja alles gut. Ich ähm...ich muss halt nur nach Hause, weil ich...weil ich was klären muss.'', erklärte ich ihm grob und log damit noch nicht einmal.
Aber ich wollte Lukas nun auch nicht die Wahrheit erzählen, denn ich kannte ihn gerade mal ein paar Stunden und da brauchte ich ihm nun nicht unbedingt erzählen, was und wieso ich die Nacht so durchgemacht hatte. 

Er hatte so oder so schon ein negatives Bild von mir und da sollte er mich nun wirklich nicht noch in diese Assi-Schublade stecken, denn ich hatte absolut keine Lust darauf, ausgerechnet in diese Kategorie zufallen.

,,Oh, ach so.'', erwiderte er und ich hörte einen Hauch von Traurigkeit in seiner Stimme mitschwanken. 

,,Ich würde ja auch gerne länger bleiben, nur ist das verdammt wichtig.'', entschuldigte ich mich und fuhr mir durch die Haare. 
,,Hey, ist doch nicht schlimm. Ich verstehe das schon.'', Lukas lächelte mich an und meine Mundwinkel zuckten nun ebenfalls wieder nach oben. 

Lukas war so ein unfassbarer lieber und netter Junge und wenn ich nur daran dachte, wie meine Gang auf diese Aussage reagiert hätte, dann hätte ich am liebsten die Augen verdreht und genervt aufgestöhnt, weil die bei sowas absolut kein Verständnis hatten. 
Meine Mutter könnte da selbst im Krankenhaus liegen und ins Lebensgefahr stecken und die würde das nicht interessieren, weil die Gang schließlich immer vorging. Egal wie hart und krank das klingen mag, es war leider nun mal wirklich so. 

Aber ehe ich mich in Rage verlor und eventuell noch einen der Stühle demolierte, weil meine Gang keinen Hauch von Empathie und Moral besaß, stand ich auf und ging zu meinem Rucksack, um mir diesen über die Schulter zuhieven und dann nochmal einen Blick zu Lukas zu werfen.

,,Mal 'ne dumme Frage.'', fing ich an. 

Lukas schaute nur fragend auf und dabei fielen ihm einige Blätter aus der Hand, welche er gerade in seine Tasche packen wollte. Er starrte etwas perplex zwischen den Blättern und mir umher, doch ich grinste ihn nur an, und bückte mich sofort nach diesen, um einige von ihnen aufzuheben. 

Ich ließ es mir dabei nicht nehmen, einmal kurz einen Blick auf diese zu werfen und auch wenn ich zunächst dachte, er hätte irgendeine fiktive Geschichte geschrieben, weil dies nicht, wie meine Gang immer gedacht hatte, irgendwelche Übung für die Schule waren, sahen diese Wörter und Zeilen tatsächlich so aus, als hätte er ein oder mehrere Songs geschrieben. Und wenn ich mich nicht sogar irrte, war das sogar auch noch Rap. 

Ich gab Lukas nur grinsend seine Zettel zurück und zu meinem Glück hatte er nicht bemerkt, dass ich kurz auf diese geluschert hatte.
Er nahm sie einfach ebenfalls grinsend entgegen und verstaute sie dann in seinen Rucksack. 

,,Sorry. Was war jetzt deine Frage?'', fragte Lukas nach und zog sich seine Jacke an.
,,Ob du vielleicht 'ne Kippe für mich hättest. Ich hab' seit Stunden keine mehr geraucht und bräuchte jetzt dringend eine Zigarette.'', erklärte ich ihm und fragte mich dabei, wie ich es eigentlich so lange ohne Zigarette aushalten konnte. Dabei verfluchte ich mich auch noch innerlich dafür, dass ich unbedingt schon wieder eine rauchen wollte, obwohl ich es den ganzen Tag über so gut auch ohne ausgehalten hatte. 

,,Ne, also nicht direkt.'', antwortete er schüchtern und blickte sich dabei unsicher im Raum um.
,,Wie nicht direkt? Wie kann man denn nicht direkt eine Kippe haben?'', fragte ich lachend und sah ihn verwirrt und belustigt zugleich an.
,,Also...ich hab' halt schon was...also halt, was man rauchen kann, aber keine...keine äh...Kippe.'', sagte er zögerlich und kratzte sich am Hinterkopf, während er sich seinen Rucksack über die Schultern hievte.
,,Das heißt?'', fragte ich verwirrt, weil ich nicht so recht wusste, was genau er damit meinte. 

,,Man, ich hab' nur Gras!'', erläuterte er mir genauer, grinste schief und mir ging ein Licht auf, weshalb sich meine Miene sofort erhellte, als ich seine Wort verstand. 

,,Und warum hast du das nicht gleich sondern so zögerlich gesagt?'', fragte ich grinsend, weil ich wissen wollte, wieso er ausgerechnet bei mir so eine Angst davor hatte, zusagen, dass er Marihuana mit sich umherschleppte.

Ich wäre jawohl die letzte Person auf diesem Planeten, die einen deswegen verpfeifen oder gar verurteilen würde. Eher würde ich das ganze Zeug vorher noch schön aufrauchen, damit es keine Beweise mehr gab und die Bullen ja nichts von diesem schönen grünen Stoff einsacken konnten. 

,,Hätte ja sein können, dass du nicht so dafür bist. Man weiß ja nie - soll ja schließlich solche Leute geben.'' Lukas sah sich immer noch unsicher im Raum um, doch sein Blick fiel schlussendlich auf den Boden. Niedlich fand ich seine Unsicherheit ja schon. 

,,Also, wenn hier einer für die Legalisierung von Cannabis ist, dann bin jawohl ich das. Marihuana ist super, als ob ich etwas dagegen hätte.'', ich lachte kurz auf und Lukas stimmte in mein Lachen mit ein, ehe er sich traute, mir endlich wieder in die Augen zugucken. 

,,Aber ich will dir das echt nicht wegrauchen, denn du sollst ja schließlich auch etwas davon haben.'' 
,,Wir können ihn uns auch gerne teilen, während ich dich nach Hause begleite.'', rutschte es eher ungewollt aus Lukas heraus, weil er sich kurz nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, die Hand vor den Mund schlug. 

,,Äh...klar gerne. Aber fährt da überhaupt dein Bus? Nicht, dass du mich völlig umsonst begleitest.'', fragte ich sicherheitshalber nach, da ich ungerne wollte, dass Lukas wegen einem Joint einen totalen Umweg ging und im besten Fall noch seinen Bus wegen mir verpasste. 

,,Wirklich? Ja...ja, der fährt da auch.'', antwortete er schüchtern und grinste seine Füße an. 
,,Das ist gut, denn dann kannst du mich nämlich gerne nach Hause begleiten.'' Ich lächelte und packte ihn am Ärmel, um ihn aus dem Jugendzentrum zuziehen, weil er sonst noch weiterhin wie angewurzelt dagestanden und seine Füße unsicher angelächelt hätte. 

Als wir nun etwas weiter entfernt von dem Jugendzentrum waren, holte Lukas ein kleines Tütchen mit Gras aus seiner Jackentasche, dann auch noch Tabak, Filter und Paper, ehe er mit dem Bauen anfing. 

,,Ich hätte nie gedacht, dass du kiffst. Normalerweise sagt man ja immer, dass die vom Gymnasium total anständig sind und sowas bestimmt gar nicht nehmen und sich total davon distanzieren.'', sagte ich grinsend, als Lukas sich den fertiggebauten Joint zwischen die Lippen schob, ihn anzündete und dann einen tiefen Zug von diesem nahm. 

,,Das ist Quatsch. Voll viele aus meiner Klasse kiffen, das hängt nicht von der Schule ab.'', verneinte er meine Aussage grinsend, als er den Rauch ausgeblasen hatte und dann reichte er mir den Schliff weiter. 
,,Na ja, die meisten meiner Lehrer behaupten das immer - bestimmt damit wir aufhören, aber ich werde hier gerade eher vom kompletten Gegenteil überzeugt.'', sagte ich lachend, als Lukas nach meinem Zug direkt wieder nachdem Joint griff und einmal lasziv an diesem zog. 

,,Lukas, machst du eigentlich Musik?'', fragte ich ihn irgendwann auf halbem Weg, als wir nur eine Zeit lang miteinander geschwiegen und still den Spliff geraucht hatten. 

,,Was?'', fragte er verwirrt und blieb plötzlich stehen. 
,,Na, ob du Musik machst.'', half ich ihm auf die Sprünge und Lukas legte den Kopf schief. 
,,Wie kommst du denn darauf?'', fragte er und dachte wohl, dass seine ganzen Zettel, auf denen genug Songtexte standen, nicht offensichtlich genug waren. 
Jeder der sich nur ansatzweise mit Musik auskannte, wusste, dass es sich bei diesen Blättern nicht um einen einfach geschriebenen Text handelte, sondern offensichtlich um einen oder mehrere Songtexte. 

,,Na, ich habe vorhin kurz deine ganzen Blätter überflogen und man hat richtig gesehen, dass du auf diesen ganzen Blättern ein oder mehrere Songs verewigt hast.'', erklärte ich ihm lächelnd und er lief mit einem Mal ganz rot an. 

,,Oh...'', machte er nur und verkroch sich in seinem Schal.
,,Ist doch nicht schlimm.'', sagte ich und lächelte ihn aufmunternd an. 
,,Findest du?'' 
,,Klar.'', erwiderte ich sofort. ,,Was soll schon schlimm daran sein, dass zutun, was man liebt?'', fragte ich ihn im Gegenzug und er zuckte ratlos mit den Schultern. 

,,Ach, keine Ahnung. Aber die meisten meiner Freunde reagieren immer eher belustigt darüber, wenn ich ihnen erzähle, dass ich etwas in Richtung Musik machen möchte oder einen neuen Song geschrieben habe.'', erklärte er mir seufzend und wir gingen weiter. 

,,Ist doch nichts schlimmes bei, wenn du gerne Musik machen möchtest. Die eine will Tätowiererin werden, der andere Altenpfleger und du möchtest eben Musiker werden. Jeder kann doch das machen, was er für richtig hält. Wenn du dich damit wohlfühlst und glücklich bist, ist das doch vollkommen legitim.'', machte ich ihm Mut und seine Mundwinkel zuckten nun wieder nach oben und er kam hinter seinem Schal hervor, um mich anzulächeln. 

,,Da hast du Recht.'' 

Den Rest des Weges unterhielten wir uns noch etwas über die Musik und über ein paar andere Dinge, ehe ich an meinem Familienhaus ankam und mich von Lukas verabschiedete. 

,,Es war echt nett mit dir heute.'', sagte ich lächelnd und er grinste nach diesen Worten noch breiter. 
,,Fand ich auch.'', stimmte Lukas mir zu und kramte in seiner Jackentasche rum. 

,,Nochmal Danke, dass du mir bei den Hausaufgaben geholfen hast.''
,,Du sollst dich deswegen doch nicht ständig bedanken, hab' ich gesagt!'', tadelte ich ihn an und verdrehte grinsend die Augen. 
,,Jaja, Danke.'' 
,,Lukas!''
,,Tim, Danke!'' 

Wir lachten beide und dann sah ich auch schon Lukas' Bus, welcher jeden Moment halten würde und er dementsprechend jetzt unbedingt los musste. 

,,Tschüss, Tim - man sieht sich!'', verabschiedete er sich von mir und ging auch schon mit schnellen Schritten los. 
,,Tschüss, Lukas!'', rief ich ihm noch hinterher, ehe ich mein Fahrrad wie immer in den Vorgarten schmiss und lächelnd zur Haustür ging. 

Ich kramte in meinem Rucksack rum, doch schnell fiel mir ein, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte und mir blieb keine andere Option übrig, außer zuklingeln. 

Zunächst wollte ich mich dafür verfluchen, weil meine Mutter dann die Tür öffnen und ich nicht so einfach vor ihr wegrennen konnte. Doch dann fiel mir ein, dass die doch eigentlich schon längst bei der Arbeit sein müsste und ich bewegte schlussendlich doch immer noch lächelnd meinen Finger zur Klingel. 

Doch mein Lächeln und meine gute Laune, die ich den ganzen Nachmittag über gut halten konnte, sollte schnell wieder vergehen, da sich auf einmal, bevor ich überhaupt klingeln konnte, die Tür öffnete und jemand in mich hinein rannte. 

Ich wusste auch ohne hinzusehen, wer diese Person war und ich traute mich gar nicht erst, ihr in die Augen zuschauen, ohne dass ich mir dabei nicht in die Hose pinkeln würde. Jetzt gab es Ärger, darauf konnte ich Gift nehmen. 





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