Enttäuschung
Ich starrte meine Mutter aufgeregt an, verfolgte jeden ihrer Schritte, welche sie mit der Treppe machte und ich hatte so Angst, dass mir vor lauter Aufregung, noch das Herz aus der Brust und direkt in ihr Gesicht springen würde.
Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion und wusste nicht so recht, wie ich ihr die ganze Situation überhaupt erklären sollte.
Es gab keine passende Ausrede oder Entschuldigung für diese Sache und ich konnte meine Mutter auch nicht anlügen, denn irgendwann würde sie die Wahrheit eh herausfinden, egal mit welchen Mitteln und Wegen.
Sie kam immer näher auf mich zu.
Es waren nur noch wenige Stufen und dann würde sie direkt vor mir stehen, und ich mit einer vollgepinkelten Hose.
Mein Herz schlug immer schneller und schneller und ich wünschte mir, dass ich jetzt einfach ohnmächtig werden würde, damit ich so noch genügend Zeit hatte, um mir eine dämliche und zusammenhanglose Ausrede auszudenken, die meine Beleidigungen Lautermann gegenüber, für eine kurze Zeit befürworten würden.
Ich sah meine Mutter kurz in die Augen und ich erkannte einen so unzufriedenen und enttäuschten Blick, bei welchem ich jedes einzelne Mal losheulen könnte, wenn der Grund dafür nur ich allein' war.
Eigentlich wollte ich meine Mutter nie verletzen, doch tat es trotzdem immer und immer wieder aufs Neuste und die Gründe dafür, waren alles nur zum Haare raufen und den Kopf an die Wand hauen, weil sie nun mal so unfassbar dämlich waren.
Sie war doch so ein lieber Mensch, hatte schon genug Scheiße durchgemacht und dann kam ich, und streute immer noch mehr Salz in die Wunde.
Wie schrecklich konnte ein Mensch eigentlich nur sein?
Meine Mama tat die allerletzte Stufe nach unten, trat näher auf mich zu und blieb einige Meter vor mir stehen. Mein Herz schlug mir währenddessen bis zum Hals und mein ganzer Körper begann zuzittern.
Sie musterte mich von oben bis und unten, und mit einem Mal, wurde ihr Blick ganz sanft und besorgt.
Ich zog daraufhin nur verwirrt die Augenbrauen zusammen und verstand nicht, was sie mir damit deuten wollte.
Warum hatte sich ihr Blick mit einem Fingerschnippen geändert?
Wollte sie mir doch keinen Ärger geben?
Hatte Frau Lautermann vielleicht doch nicht angerufen?
War meine Mutter vielleicht nur sauer, weil ich um zwei Uhr morgens nach Hause kam, obwohl ich regulär in ein paar Stunden zur Schule müsste?
So viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf und ein kleinen wenig Erleichterung flammte in mir auf, weil ich darauf hoffte, dass die Uhrzeit wirklich nur der Grund dafür war, wieso mich meine Mutter zuerst mit einem so unzufriedenen und enttäuschten Blick, gemustert hatte.
Dies könnte zu mindestens ihren plötzlichen Wechsel des Gesichtsausdruck erklären. Denn vielleicht war sie trotz alldem trotzdem froh darüber, dass ihr Sohn sicher und unverletzt nach Hause gekommen ist.
Hoffentlich war es Frau Lautermann wirklich zu albern gewesen, wegen so einer Sache direkt einen Anruf zu tätigen, denn sie hatte schon weitaus schlimmere Sachen erlebt, als einen Jugendlichen, welcher ihr ein paar Beleidigungen an den Kopf knallte.
Schließlich hatte diese Frau vor äonen von Jahren mal als Erzieherin in einer Physiatrie gearbeitet und dort erlebte man weitaus schrecklichere Sachen, als das, was ich getan hatte.
Ach, hoffentlich war es nur diese verdammte Uhrzeit!
,,Oh Gott, mein Schatz. Du bist ja überall ganz nass.'', meine Mutter klang ganz besorgt und trat nun ganz dicht an mich heran.
,,Es regnet ja auch.'', antwortete ich lachend und meine Mutter fuhr mir lächelnd meine nassen Haare aus dem Gesicht.
Als sie dies tat, fiel mir ein unfassbar riesiger Stein vom Herzen, denn es war tatsächlich nur die Uhrzeit, welche meiner Mama anfangs so zu schaffen gemacht hatte. Da hatte ich nochmal gerade so Glück gehabt!
,,Zieh dir mal die Sachen aus, du wirst sonst noch krank.'', befahl mir meine Mama und ich sah sie verdutzt an, woraufhin sie nur die Augen verdrehte.
,,Jetzt hab' dich mal nicht so! Schließlich habe ich dich jahrelang an und wieder ausgezogen! An deinem Körper hat sich doch eh nichts weiter verändert, außer vielleicht die paar Härchen am Sacken.'', scherzte sie und sah mich grinsend an.
Ich lachte nur kurz auf, weil ich vor allem so glücklich darüber war, dass meine Mutter doch keinen Anruf erhalten hatte und ein Glück doch nicht so sauer und enttäuscht von mir war, wie ich zunächst erwartet hatte.
,,Aber ich kann das doch jetzt schlecht hier im Flur machen!'', beschwerte ich mich nur und wieder verdrehte meine Mama nur lachend die Augen.
,,Als ob jetzt noch jemand herunterkommen würde.'', sagte sie immer noch lachend und ich biss mir unsicher auf die Unterlippe.
,,Aber wenn es dir so sehr etwas ausmacht - dann ziehst du dich halt im Bad aus und ich hole dir trockene Klamotten. Deal?'', fügte meine Mutter noch hinzu und streckte mir ihre Hand entgegen, mit welcher ich ohne großartig zu zögern, direkt einschlug.
,,Deal.''
Nach dieser Vereinbarung verschwand ich auch schon direkt im Bad und entledigte mich meiner nassen Kleidung.
Als ich dies getan hatte, wartete ich auf meine Mutter, welche jeden Moment mit frischen Klamotten ins Bad treten würde.
Während ich so an warmen Heizung lehnte, weil einem nackt schnell recht kalt in unserem Bad werden konnte, dachte ich verwirrt darüber nach, dass meine Mutter tatsächlich doch so gelassen auf mein spätes Erscheinen reagiert hatte.
Ich war wirklich ziemlich erstaunt darüber, dass sie mir keine Vorwürfe deswegen gemacht hatte, dass ich so spät nach Hause kam, sondern so tat, als wäre ich zu einer stinknormalen Uhrzeit nach Hause gekommen.
Klar, ich blieb oft in der Woche, auch wenn ich Schule hatte, zu ziemlich unmenschlichen Zeiten draußen und eigentlich war es auch keine wirkliche Überraschung mehr, dass ich so spät nach Hause kam.
Aber nur war heute mein erster freier Tag, an welchem ich endlich wieder alleine rausgehen konnte und da dachte ich schon, dass meine Mutter erwartet hätte, dass ich zu mindestens beim Abendbrot Zuhause wäre.
Aber dass es sie scheinbar doch nicht so sehr störte, freute mich ungemein, denn auf Stress mit meiner Mutter hätte ich nämlich überhaupt gar keinen Bock gehabt.
Wenn es schon wegen der Sache mit Frau Lautermann keinen Ärger gab, wollte ich nicht noch unnötig Stress anfangen, in dem ich mich darüber aufregte, dass sich meine Mutter nicht darüber beschwerte, dass ich so spät nach Hause kam. Dafür hätte ich absolut keine Nerven mehr übrig.
Es machte mich einfach verdammt glücklich, dass Frau Lautermann doch nicht angerufen und es einfach nur so angedeutet hatte, damit ich mich vielleicht direkt bei ihr für mein falsches Benehmen entschuldigt hätte oder eventuell sogar bei ihr geblieben wäre, damit ich nicht noch mehr Scheiße bauen würde.
Aber es war gut, dass es doch nur eine harmlose Bedrohung gewesen war, denn ich könnte jetzt immer noch nicht erklären, wie es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte und wieso ich das überhaupt getan hatte, ohne dabei wie der letzte Vollidiot und Mitläufer zu klingen.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als meine Mutter mit neuen und vor allem trocknen Klamotten das Bad betrat und mir lächelnd den Stapel entgegen hielt.
Ich nahm diesen direkt dankend entgegen und zog mich sofort langsam an.
Meine Mutter legte währenddessen die nassen Sachen über die Heizung und anstatt danach, wie vermutet, das Bad zu verlassen, setzte sie sich stattdessen auf den Badewannenrand und sah mir beim Anziehen zu.
Verdutzt sah ich meine Mama an, doch zog mich weiterhin einfach an.
Zwar fand ich es schon recht merkwürdig, dass sie nicht das Bad verlassen hatte und nicht wieder ins Bett ging, aber vielleicht wollte sie doch noch irgendwas banales mit mir besprechen. Zum Beispiel, wie die Schule war, oder so.
Ich war nachdem Mittag nämlich direkt abgehauen und da meine Mutter während des Essens viel eher mit meinen Geschwistern zutun hatte, war ein Gespräch mit mir eher ausgeblieben.
Es konnte ja schließlich sein, dass sie das jetzt unbedingt nachholen wollte.
Aber war das denn auch wirklich so?
Vielleicht suchte ich auch nur irgendeine billige Ausrede und meine Mutter hatte tatsächlich noch irgendwas wichtiges mit mir zu besprechen.
Sie wollte sicherlich wissen, wieso ich so spät nach Hause kam, obwohl sie es sich eigentlich schon längst selbst denken könnte.
Wer weiß, vielleicht war meine Mama auch schon innerlich am Kochen, weil ich um zwei Uhr morgens nach Hause kam, obwohl ich in ein paar Stunden aufstehen und zur Schule müsste.
Meine Mutter war schon immer eine Meisterin darin gewesen, ihre wahren Gefühle zu verstecken und wieso sollte das jetzt auch nicht der Fall sein?!
Oder machte ich mir vielleicht einfach nur grundlose Gedanken und meine Mutter wollte nur ein wenig Zeit mit mir verbringen, obwohl das genauso bescheuert klang?
,,Frau Lautermann hat mich heute nachdem Abendbrot angerufen.'', fing sie plötzlich an und ich ließ vor lauter Schreck mein Shirt, welches ich mir gerade überstreifen wollte, auf den Boden fallen. Scheiße, sie hatte doch angerufen! Ich wusste es doch!
Jetzt gab es sicherlich Ärger, darauf konnte ich Gift nehmen.
Mein Herz sackte mir mit einem Mal in die Hose und ich schaute zögerlich zu meiner Mama.
,,U-und was...ähm...was hat s-sie...g-gesagt?'', fragte ich schüchtern und mit zittrigen Lippen.
Ich hob mein T-Shirt vom Boden auf, aber nur, damit ich meiner Mutter nicht in die Augen schauen musste.
Ich hatte gerade so Angst vor ihr, wie noch nie zuvor in meinem bisherigen Leben und ich schämte mich so in Grund und Boden, dass meine Mutter wegen so etwas angerufen werden musste.
Das war doch verdammt peinlich, man!
,,Du hast sie beleidigt - hat sie erzählt.'', erklärte sie mir und klang dabei erstaunlicherweise ganz ruhig, was mich sehr überraschte.
Eigentlich hätte ich eher erwartet, dass mich meine Mama direkt im Flur deswegen vollgeschnauzt hätte, doch gerade geschah das komplette Gegenteil.
,,Hm, das stimmt.'', gab ich zögerlich von mir und streifte mir mein Shirt über den Körper.
Nach meinem Geständnis, blieb es erstmal eine Zeit lang ruhig und ich ließ mich schweigend neben meiner Mutter auf den Wannenrand nieder.
,,Tim, wie konnte das passieren?'', brach meine Mutter irgendwann das Schweigen zwischen uns und sah mich fragend an.
Ich begann nur nervös mit meinen Händen zuspielen und sah auf den Fliesenboden.
Ich biss mir auf die Unterlippe und fand einfach keine richtigen Worte dafür, um ihr erklären zu können, warum ich das getan hatte.
Eigentlich wollte ich das doch auch nicht tun und wenn ich es mir recht überlegte, gab es auch keinen Grund dazu, der mir das Recht gab, dass ich Frau Lautermann beleidigen durfte.
Frau Lautermann hatte ganz normal mit mir geredet, mich nicht beleidigt, war auch nicht laut geworden und hatte auch sonst keine anderweitigen Dinge gesagt, die mir einen Grund dafür gaben, ihr so etwas an den Kopf schmeißen zu dürfen.
Es war nur ein gut gemeinter Ratschlag von ihr gewesen und ich hatte nichts besseres zutun gehabt, als diesen total durch den Dreck zuziehen, nur um niemand anderem, als meiner Gang zugefallen. Was ich darüber eigentlich dachte, wurde außen vor gelassen.
,,Tim?'' Meine Mutter sah mich fragend an und ich fand keine passende Ausrede oder ein Argument, welches dafür sprach, dass ich dies tun durfte oder warum ich das tun musste.
Ich musste ihr einfach einfach die Wahrheit sagen, auch wenn sie mich wohl am liebsten dafür köpfen würde.
Aber es ging nun mal nicht anders und anlügen wollte und konnte ich meine Mutter nicht.
,,Ich...also, ich...wollte mich...halt...na ja...beweisen.'', stammelte ich langsam und seufzte.
In meinem Augenwinkel sah ich, wie mich meine Mutter verwirrt musterte und sie rückte näher zu mir.
Sie legte ihre Hände auf meine Schultern und strich langsam über diese.
,,Wie du musstest dich beweisen? Für wen denn?''
,,Für die Gang halt.'', erklärte ich ihr und dieses Mal seufzte sie.
,,Ach Gott...''
Meine Mama fuhr mir durch meine immer noch nassen Haare und ich wusste einfach nicht, was ich darauf erwidern sollte.
Ich konnte es ihr einfach nicht erklären und ich wollte mich am liebsten nur noch in mein Zimmer einsperren und losheulen, weil ich so ein Idiot war und meine Mutter aufs Neuste mal wieder enttäuschen musste.
,,Timi, wir hatten das doch schon so oft durch. Ich habe schon oft genug mit dir darüber gesprochen, aber irgendwie lernst du auch nie dazu. Du weißt, dass das nicht die richtigen Leute für dich sind.'', sagte meine Mutter so ruhig wie möglich und strich mir immer wieder sachte über meine Schultern.
,,Mama, das sind meine Freunde. Als ob die an allem Schuld sind, was negativ an mir ist.'', versuchte ich zu argumentieren und sah ihr endlich wieder in die Augen.
Ich wollte das einfach nicht hören, wie schlecht diese Leute doch für mich waren, denn das waren sie ganz sicher nicht.
,,Natürlich sind die nicht an allem Schuld, aber an dem Großteil schon. Überleg' doch mal - deine Noten sind total gesunken, seitdem du diesen Ronny kennst.'', nun sah ich sie total empört an und wollte einfach nicht glauben, was sie da gerade von sich gab.
Eine einzige Person sollte Schuld daran sein, dass meine Noten so in den Keller gerutscht sind? Als ob, das ist doch totaler Schwachsinn. Nur ich alleine bin für meine Noten verantwortlich und keine andere Person.
,,Das ist Quatsch, Mama.'', erwiderte ich.
,,Nein, Tim, das ist wirklich so. Seitdem du da drin bist, hast dich schon sehr ins Negative entwickelt. Du kannst mir nicht sagen, dass du noch genau die selbe Person bist, welche du mal vor ein paar Jahren noch warst.'' Sie sah mich eindringlich an und ich schüttelte fassungslos mit dem Kopf.
Ich konnte gerade gar nicht verstehen, was sie mir da sagte und ich wollte auch gar nicht glauben, dass ihre Worte eben ernsthaft ihren Mund verlassen hatten.
Als ob mich die Gang zu einem schlechten Menschen gemacht hätte, die hatten doch alle gar keinen Einfluss auf mich.
Und außerdem, so sehr hatte ich mich nun auch wieder nicht verändert, sie sollte sich mal nicht so anstellen.
,,Mama, Menschen verändern sich halt, damit muss man nun mal leben.'', versuchte ich ihr den Wind aus den Segeln zunehmen und hoffte, dass sie endlich Ruhe mit diesem Thema geben würde.
,,Aber doch nicht so ins Negative, Timi. Du bist doch so ein lieber Junge, aber die...'' Ich unterbrach sie, in dem ich ihre Hände von mir entfernte und mich vom Wannenrand erhob.
Wütend stand ich vor meiner Mutter und wollte diese Worte gar nicht erst hören, weil sie überhaupt nicht stimmten.
,,Mama...''
,,Timi, lass' mich das doch mal erklären, dass...''
,,Nein man, du erklärst mir jetzt gar nichts!'', wurde ich nun lauter und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Tim, jetzt setz dich wieder bitte und dann...''
,,Nein! Halt einfach mal die Fresse, du Schlampe! Ich will das nicht hören! Hör' auf damit, immer einen auf Moralapostel zumachen und stelle dich nicht als den Gutmensch da, der du eigentlich gar nicht bist! Meine Gang hat rein gar nichts an mir verändert, das war alles ich alleine! Menschen haben keinen Einfluss auf mich, verdammte Scheiße! Menschen ändern und entwickeln sich nun mal, man! Komm' damit klar oder stech' dich doch gleich ab, weil dein Sohn nicht spurt, du olle Fotze!'', schrie ich meine Mutter wütend an, ballte die Hände zu Fäusten und sie sah mich geschockt und verängstigt zugleich an.
,,Wie bitte?'', fragte sie mit beebbender Unterlippe und erhob sich ebenfalls.
,,Du hast schon richtig gehört, du Hure.'', antwortete ich zickig und meine Mutter trat einen Schritt näher auf mich zu.
Ehe ich mich versah, hatte sie auch schon ihre Hand ausgeholt und verpasste mir eine schallende und schmerzhafte Ohrfeige.
,,Aua, spinnst du?'', fragte ich nun geschockt und rieb mir meine schmerzende Wange.
,,Hast du dir gerade eben zugehört, Tim? Hast du eben gehört, was du mir an den Kopf geworden hast - was für Beleidigungen das waren? Ist das wirklich der Dank dafür, was ich alles für dich getan habe? Hast du es noch nicht einmal mehr nötig, auf deine eigene Mutter zuhören? Tim, ich habe mir so oft den Arsch für dich aufgerissen, dich immer geliebt, egal was du getan hast und du hast nichts besseres zutun, als mich als eine Schlampe zu bezeichnen, welche sich umbringen soll?! Wirklich, wenn du so weitermachst, hörst du dich original an wie dein Vater.'' Sie wurde nun ebenfalls etwas lauter, doch ihre Stimme brach immer mehr, desto mehr Wörter sie von sich gab.
Meine Mutter sah mich mit einem so enttäuschten Blick an, welchen ich noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte und mein Herz begann zu schmerzen, als ich sah, wie immer mehr Tränen sich ihren Weg in die Freiheit bahnten und an ihren Wangen hinunter liefen. Du Arschloch.
Ich schämte mich noch mehr als zuvor, denn ich hatte meine Mutter zum Weinen gebracht.
Die Frau, welche mich egal was ich gemacht hatte, immer geliebt und in Schutz genommen hatte und welche mich immer so genommen hatte, so wie ich nun mal war, stand nun weinend vor mir und der Grund dafür war nur ich allein'.
Was für ein schrecklicher Sohn musste man nur sein, um seine eigene Mutter zum Weinen zubringen?
Ich wollte sie doch eigentlich nie so verletzen - jenes hatte ich mir schon oft geschworen, doch ich brach meinen Schwur immer und immer wieder.
,,Mama, ich...''
,,Geh!"
,,Mama, es tut mir Leid! Ich will dir das erklären!'', entschuldigte ich mich verzweifelt, legte meine Hand auf ihre Schulter, doch sie zuckte nur verängstigt zurück.
,,Geh in dein Zimmer und trete mir erstmal einmal nicht unter die Augen! Tim, ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll, weil ich so enttäuscht von dir bin!'', nach diesen Worten verließ sie schluchzend das Bad und ich schaute eine Zeit lang schweigend auf die Tür, welche meine Mutter eben geöffnet und leise zugemacht hatte.
Doch irgendwann löste ich mich aus meiner Starre und ging langsam die Treppen hoch, wo ich schon das leise, aber dennoch laute Schluchzen, meiner Mama hörte.
Ich öffnete seufzend meinen Schrank, schnappte mir meinen Rucksack und packte dort alles nötige ein, was ich brauchte, weil ich hier scheinbar nicht mehr willkommen war.
Meine Mutter wollte mich nicht mehr sehen und auch sonst wollte mir sicherlich niemand mehr unter die Augen treten.
Ich hatte diese Frau zum Weinen gebracht und das war schon die Härte für mich, weshalb ich einfach nicht wollte, dass wegen mir noch etwas mit ihr passierte, weil sie sich so viele Vorwürfe wegen mir machte.
Sie hatte nie etwas falsch gemacht, sondern ich alleine war daran Schuld, weil ich so ein Idiot war.
Als ich den Kleiderschrank schloss und kurz in den Spiegel sah, sah ich mich mit einem so angewiderten Blick an, sodass ich mal liebsten den Spiegel aus Wut zerschlagen hätte, weil ich so etwas schreckliches wie mich darin sehen musste.
,,Du bist so ekelhaft.'', sagte ich zu meinem Spiegelbild, ehe ich den Rucksack über meine Schultern hievte und das Haus verließ.
Ich schnappte mir mein Fahrrad und fuhr immer weiter weg von meinem Familienhaus.
Weg von meiner Mutter.
Weg von meinem Zuhause.
Meinen Geschwistern.
Meinem Stiefvater.
Einfach weg von all dem, wo ich nur ein einziges belastendes Problem war.
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