Endlich glücklich


,,Ach Baby, das freut mich so für dich! Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt einmal ganz fest in den Arm nehmen. Ich bin so stolz auf dich!'', quietschte Lukas freudig ins Telefon und das Lächeln, was er auf seine Lippen trug, konnte ich bis hierhin spüren.
,,Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich und erleichtert ich gerade bin, Lukas. Es fühlt sich einfach toll an, es endlich ausgesprochen zu haben...'', erwiderte ich lächelnd und ließ mich zufrieden ins Bett fallen.
,,Jetzt komm' ich mir aber total dämlich vor, weil ich alle so verrückt damit und mir solche Gedanken gemacht habe...'', seufzte ich frustriert auf und verrollte über mich selbst einmal die Augen.

,,Fühl' dich deswegen nicht dumm, mein Kleiner. Es ist normal, dass man immer vom Schlimmsten ausgeht.'', beruhigte mich Lukas lachend und allein' dieses Lachen, ließ mein Herz einige Takte schneller schlagen.
Am liebsten hätte ich ihn jetzt bei mir, um mich an ihn zu kuscheln, ihm die weichen Lippen wund küssen und ihm so lange durch die Haare kraulen zu können, bis mir die Hand abfallen würde.
Lukas und ich telefonierten mittlerweile seit einer geschlagenen Stunde. Er hatte mich direkt angerufen, nachdem er mit seiner Familie zurück aus dem Restaurant kam und hatte sofort gefragt, wie es denn gelaufen ist.

Mein Baby hatte sich riesig für mich gefreut, dass ich nicht den Schwanz eingezogen und meine Mama alles so toll aufgenommen hatte, sodass er nicht extra zum Bahnhof fahren und mich von Zuhause abholen musste.
Es fühlte sich wirklich verdammt gut an, es meiner Mama endlich gesagt zu haben, dass ich schwul und mit Lukas zusammen bin. All die Tage voller Verzweiflung und Angst sind hiermit vorbei.
Ich brauchte mir keine Gedanken mehr darum machen, was sein könnte, wenn sie mich mit Lukas zusammen erwischen würde, denn Mama hatte meine Homosexualität vollstens akzeptiert und behandelte mich noch genau so, wie es vor dem Outing auch getan hatte.

Ich hatte zunächst Angst davor gehabt, bei Familientreffen jetzt das Gesprächsthema Nummer 1 zu sein, nur weil ich auf das gleiche Geschlecht stand und man somit dachte, dass ich ein vollkommen neuer Mensch wäre.
Ich wollte nicht anders behandelt werden, denn das Einzige, was sich verändert hatte, war der Fakt, dass meine Mama wusste, dass ich auf Jungs stand und sie Fragen hinsichtlich einer Beziehung mit dementsprechenden Wörtern stellen musste.
Ansonsten bin ich immer noch genau der Tim, der ich vor dem Outing auch gewesen bin. An meiner Persönlichkeit und meinem Charakter, würde meine sexuelle Orientierung rein gar nichts ändern und es freute mich, dass Mama da ähnlich dachte.

Ich fühlte mich wie ein Gefangener, der endlich aus seinem Käfig befreit wurde. Endlich konnte ich mit Mama über Lukas reden und brauchte mich nicht mehr länger zu verstecken, oder mir irgendwelche Lügen ausdenken.
Schon als wir zusammen das Abendbrot zubereitet hatten, konnte Mama nicht mehr länger warten und musste natürlich sofort nachfragen, wie das zwischen mir und Lukas eigentlich passiert ist und wie lange da schon etwas lief.
Ich hatte ihr davon erzählt, dass ich Lukas mittlerweile schon seit einem Jahr durch das Jugendzentrum kannte, wir uns aber erst so richtig vor einigen Monaten nähergekommen sind.

Mit strahlenden Augen und einem Lächeln, was mir niemand nehmen konnte, hatte ich ihr auch von unserem allerersten Date, dem unbewussten Händchenhalten, dass gemeinsame Kuscheln auf dem Tennisplatz und unseren ersten Kuss, einige Tage später, erzählt.
Es hatte sich schön angefühlt, so offen mit meiner Mama über die ganze Sache reden und an ihrer Reaktion sehen zu können, dass ihre Worte, die sich bezüglich meines Outing verloren hatte, keine heiße Luft gewesen sind.
Sie hatte mich mit einem ehrlichen Lächeln angesehen, konnte sich Quicker nicht verkneifen und als ich ihr auch noch einige Bilder von mir und Lukas gezeigt hatte, hatte sie mir gesagt, dass sie sich darüber freute, dass ich ihn gefunden hatte.

Meine Mama spürte, was Lukas für eine positive Wirkung auf mich hatte, denn seitdem ich mit ihm zusammen bin, so Mama, wirkte ich allgemein viel glücklicher, kam mit einem breiten, ehrlichen Lächeln auf den Lippen nach Hause und machte kaum noch Ärger.
Ich konnte dem nur zu stimmen, denn Lukas ist einfach das Beste, was mir jemals hätte passieren können. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie die letzten Wochen verlaufen wären, wenn sich unsere Wege niemals gekreuzt hätten.
Ich zwar niemand, der an sowas wie Schicksal oder Ähnliches glaubte, aber irgendeine höhere Macht, wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als er mich und Lukas zusammengeführt hatte.

,,Lukas? Hab' ich eigentlich schon erwähnt, wie glücklich ich bin?'', fragte ich lächelnd ins Telefon, als ich mich wieder aufrecht hingesetzt hatte und nach vorne in den Spiegel starrte, in dem ich ausnahmsweise mal keine gebrochene Seele sah. Ich könnte mich an den Anblick gewöhnen...
,,Keine Ahnung, hab' nachdem zehnten Mal aufgehört zu zählen.'', erwiderte Lukas nachdenklich, konnte sich das Lachen aber nicht verkneifen. Ich stimmte augenblicklich mit ein und mein Bauch begann angenehm zu kribbeln.
,,Aber es freut mich, dass es dir so gut geht und es auch alles geklappt hat. Es ist schön, dich so glücklich zu hören.'', lächelte Lukas.
,,Aber noch besser würde es mir gehen, wenn du jetzt bei mir wärst...''

,,Awww, Baby! Aber ich bin ja morgen wieder da und am Montag musst du sowieso bei mir sein, um mich nachdem gelaufenen Biologietest zu trösten.'', versuchte mich Lukas mit sanfter Tonlage zu beruhigen.
,,Ich kann es kaum noch erwarten, dich endlich wiederzusehen, mein Schatz. Du fehlst mir richtig - vor allem jetzt. Da kann ich dich schon mit nach Hause nehmen und muss trotzdem noch alleine im Bett liegen...'', quengelte ich unzufrieden und zog einen Schmollmund.
,,Ich kann dir ja einen aufblasbaren Luki schenken,  den du dir stattdessen ins Bett legen kannst. Musst mir nur sagen, ob ein Loch, oder zwei.'', schlug Lukas lachend vor und ich verdrehte die Augen.
,,Du hast echt 'nen Vogel!''

,,Aber habt ihr eure Schifffahrt machen können? Du hast noch gar nichts erzählt!'', fragte ich nach, als wir uns von dem Lachflash erholt hatten und erhob mich aus dem Bett, um an den Kleiderschrank zu gehen.
,,Wie sollte ich auch, wenn du direkt drauf losgebrabbelt hast? Aber es hat alles geklappt und es ist richtig schön, trotz des starken Windes gewesen. Aber im Restaurant haben Diana und ich uns so vollgefuttert, das mir jetzt schlecht ist.'', erklärte Lukas, während er geräuschvoll auspustete.
,,Ich kann dir ja einige Bilder zeigen, wenn wir uns wiedersehen. Ich hab' auch ein paar Videos gemacht, aber die möchte ich noch zu einem Film zusammenschneiden, deswegen gibt es da noch nichts zu sehen.'', fügte Lukas lächelnd hinzu.

,,Pfff, wie da gibt es noch nichts zu sehen? Was soll das denn bitte heißen? Darf ich dem feinem Herr etwa nicht über die Schulter schauen?!'', fragte ich beleidigt nach und legte das Handy beiseite, um mir Lukas Hoodie überzuziehen.
,,Du darfst dem feinem Herr gerne auf den Hintern schauen, da hat der kein Problem mit!'', kicherte Lukas dreckig ins Telefon und mal wieder blieb mir nichts anderes übrig, als über diese Aussage grinsend die Augen zu verdrehen. So ein Idiot!
,,Denkst du eigentlich auch mal an was anderes außer Sex?'', harkte ich schnippisch nach, musterte mich einmal grinsend im Spiegel und roch an dem Hoodie, der nach meinem Lukas duftete und mir alle Sinne vernebelte.
,,Manchmal denke ich auch an dich.''
,,Awww...''
,,Aber auch daran, wie du nackig über mir liegst.''
,,Lukas!''

,,Aber Timi, soll ich dir mal etwas erzählen?'', ergriff Lukas fragend das Wort, als wir für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen und mein Freund sich für seinen Kommentar übelst gefeiert hatte.
Ich stellte mich nur ans Fenster und sah neugierig aus diesem. Meine Mundwinkel schossen direkt in die Höhe, als ich meine Mama und Stiefvater unten vorm Pavillon stehen, während sie sich miteinander unterhielten und eine Zigarette rauchten.
Als mein Stiefvater mit dem Rest der Rasselbande zurück vom Spielplatz und zu uns in die Küche kam, um uns zu sehen, wie weit das Essen war, hatte Mama mich nur einmal auffordernd angestoßen und mich ermutigend angelächelt.

Unsicher hatte ich sie angesehen, aber da ich wusste, dass ich nichts zu befürchten hatte, hatte ich die Katze direkt aus dem Sack gelassen und bekam von Frank nur einmal die Luft komplett weggedrückt.
Als er mich losgelassen hatte, hatte er mir sofort versichert, dass das für ihn überhaupt kein Problem darstellen und sich auch nichts zwischen uns ändern würde. Er hatte mir viel Glück mit Lukas gewünscht und sich gefreut, dass ich mich ihm anvertraut hatte.
Als wäre das nicht schon genug, musste mein Stiefvater natürlich ausplaudern, dass Mama kaum noch von etwas anderem außer mir und Lukas gesprochen und andauernd verrückte Theorien über uns aufgestellt hatte.

Immer wieder hatte sie sich die Frage gestellt, wann ich denn endlich mit der Sprache herausrücken würde, wie lange das schon zwischen uns ging und woher ich diesen wundervollen Jungen eigentlich kannte.
Mama hatte nur noch auf den Moment gewartet, an dem ich mit Lukas zusammen an der Hand nach Hause kommen, dass Esszimmer betreten und ihn vor versammelter Mannschaft als meinen festen Freund vorstellen würde.
Schon an meinem Geburtstag, wo Lukas spätabends noch geklingelt und mir ein Geschenk vorbei gebracht hatte, hatte Mama damit gerechnet, dass ich die Bombe jeden Moment platzen lassen würde.

Meine Mama ist aufgrund dieser Aussagen nur signalrot angelaufen und hatte natürlich alles abgestritten. Sie hatte gesagt, dass sie gar nicht so viel darüber geredet und sich sogar noch zurückgehalten hatte.
Ich hatte mich darüber köstlich amüsiert, aber anders kannte ich diese Frau nicht. Es musste nur irgendwas anders an einer ihrer Küken sein und schon zerbrach sie sich den Kopf darüber, was genau das denn sein könnte.
Aber es machte mich glücklich, denn das zeigte mir, dass Mama wirklich hinter der Beziehung von mir und Lukas stand und es kaum noch erwarten konnte, ihn endlich kennenzulernen. Ich musste sie schon unterbrechen und ihr sagen, dass sie bitte aufhören sollte zu reden, als sie bereits darüber nachgedacht hatte, welchen Kuchen sie für Lukas backen würde, sobald dieser mal zu Besuch kommen würde.

,,Timi? Bist du noch dran, Schatz? Ist die Verbindung schlecht?'', riss mich die fragende Stimme von Lukas aus meinen Gedanken. Ich zuckte nur erschrocken zusammen, wendete den Blick von meinen Eltern ab und drehte ihnen den Rücken zu.
,,Äh...ne sorry, ich bin gerade in Gedanken gewesen. Was ist denn?'', fragte ich nach, biss mir verlegen auf die Unterlippe und konnte spüren, wie ich etwas roter um meine Wangen anlief, obwohl Lukas noch nicht einmal in der Nähe ist.
,,Ich hab' gefragt, ob ich dir mal etwas erzählen soll. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich darüber freuen wirst.'', wiederholte Lukas seine Frage von eben nochmal und lachte leicht ins Telefon.
,,Oh, was denn?''

,,Papa hat ausgeplaudert, dass ich einen Freund habe und Oma wollte natürlich sofort wissen, wer denn der Glücke ist. Also habe ich ihr einige Bilder von uns gezeigt und etwas über dich erzählt.'', fing Lukas an und ich musste lächeln. Wie süß ist das denn bitte?
,,Meine Oma findet dich auf jeden Fall total super und hat mir gesagt, dass sie dich gerne mal kennen lernen möchte. Wenn wir wollen, können wir mal für ein Wochenende oder in den Ferien zu ihr kommen.''
,,Oh, und sie hat noch hingefügt, dass sie ja ein Gästezimmer mit einem riesigen Doppelbett hat. Außerdem hat sie es ja eh mit den Ohren, also hört sie sowieso kaum noch was.'', lachte Lukas und ich stimmte augenblicklich mit ein.

,,Awww, deine Omi ist ja süß. Aber ich hätte nichts dagegen, mal mit dir zusammen zu verreisen. Der Gedanke ist irgendwie schön.'', stimmte ich lächelnd zu und fand die Vorstellung, mit Lukas zusammen nach Hamburg zu fahren, einfach nur wunderschön.
Allein', wenn ich mir vorstellte, wie wir zusammen mit der Bahn fuhren und Lukas sich an meine Schulter lehnen würde, während er leicht vor sich hindöste, begann mein Bauch ganz angenehm zu kribbeln und mein Herz machte einen riesigen Hüpfer.
In Hamburg würde Lukas mir die heißesten Spots zeigen, wir würden Händchen haltend an der Alster entlang spazieren und eventuell in ein Musical gehen, von denen ich wusste, dass es Lukas gefallen würde.

,,Vielleicht ergibt sich da ja mal was. Ich hab' dich auch gerne bei mir, aber die Vorstellung, mal alleine mit dir wegzufahren, klingt schön...'', erwiderte Lukas lächelnd und ich wusste, dass seine Augen wie Sterne zu strahlen begangen.
,,Auf jeden Fall. Ich könnte mir keinen besseren Sitzpartner im Zug vorstellen.'', lächelte ich und kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Nichts und niemand konnte mir diese Stimmung kaputt machen!
Ich fühlte mich so wohl wie schon lange nicht mehr und konnte es kaum noch erwarten, Lukas endlich wieder bei mir zu haben und ihn mit nach Hause zu nehmen, wo ich ihm das Haus zeigen und mit ihm zusammen in meinem viel zu großem Bett liegen würde.

,,Hast du für heute Abend eigentlich noch irgendwas geplant?'', fragte mich Lukas, als ich mich mittlerweile zurück ins Bett gelegt und tief in seinen Hoodie gekuschelt hatte. Was würde ich jetzt dafür geben, ihn hier zu haben...
Durch mein Outing war meine Stimmung zwar nicht ganz so im Keller, aber trotzdem machte es mich traurig, dass es dieses Wochenende nicht geklappt hatte und mein Baby knappe 3 Stunden von mir entfernt ist.
Aber der Gedanke daran, ihn am Montag endlich wiederzusehen und ihn mit nach Hause nehmen zu können, drängte all die negativen Gedanken komplett in den Hintergrund und ließ mein Lächeln immer breiter werden.

,,Hmmm...weiß nicht, du hast mir ja noch nicht den aufblasbaren Luki geschenkt, ansonsten hätte mit dem was anstellen können.'', antwortete ich nachdenklich, konnte mir das Lachen aber nicht verkneifen.
,,Aber keine Ahnung, was ich noch mache. Vielleicht zeichne ich was, oder gucke irgendeine Serie weiter.'', fügte ich unentschlossen hinzu, zuckte mit den Schultern und drehte mich auf den Bauch.
,,Habt ihr denn noch irgendwas geplant?'', drehte ich den Spieß einmal um, spielte mit den Kordeln des Pullis und fühlte mich wie auf dem krassesten Trip, als sein angenehmer Duft mir direkt in die Nase stieg.

,,Also, meine Schwester, mein Cousin und ich wollen später noch etwas rausgehen. Mal gucken, was sich da ergibt.'', erklärte mir Lukas und allein' wegen seiner Stimme machte mein Herz einen riesigen Hüpfer.
,,Das klingt schön, da wünsche ich euch schon mal viel Spaß. Morgen Abend kommt ihr dann wieder, oder?'', fragte ich lächelnd ins Handy und vergrub mein Gesicht in dem Pulli, von dem ich einfach nicht genug bekommen konnte.
,,Dankeschön, Baby. Genau, morgen Abend gegen 20 Uhr sind wir wieder da. Kannst ja nackig im Bett auf mich warten.'', schlug Lukas kichernd vor, während ich nur mit dem Kopf schütteln konnte.
,,Du bist eine Sau!'', lachte ich.

,,Okay, mein Schatz, ich würde gerne noch weiter mit dir telefonieren, aber Mama steht gerade im Türrahmen und holt mich zum Spielabend. Viel Spaß, bei was auch immer du noch machst und falls irgendwas sein sollte, melde dich ruhig.'', verabschiedete Lukas sich lächelnd von mir, seufzte aber leise.
,,Kein Problem, Baby. Dir ebenfalls noch viel Spaß mit deiner Familie und genieß' die Zeit, du hast es dir verdient. Ich mag dich wirklich gerne und kann es kaum noch erwarten, dich wiederzusehen.'', verabschiedete ich mich ebenfalls lächelnd von ihm und drehte mich einmal auf den Rücken, um an die Decke zu starren.
,,Ich mag dich auch wirklich gerne, mein Kleiner. Ich meld' mich nochmal vorm Schlafengehen. Bis dann.'', waren die letzten Worte, die Lukas noch lächelnd ins Handy sagte, ehe er auflegte und ich das Handy vom Ohr zog, um es daraufhin direkt neben mich fallen zu lassen.

Breit lächelnd sah ich gegen die Decke und drehte einmal meinen Kopf zur Seite, wo der Platz neben mir völlig unberührt und kalt ist. Ich würde wirklich alles dafür geben, um Lukas bei mir zu haben.
Ich wollte mit ihm kuscheln, ihn küssen und die Zeit zum Stillstehen bringen. Mit ihm zusammen ist alles so toll und dieses Telefonat hatte meine Stimmung nochmal um das Hundertfache gehoben.
Ich wollte mir ein Leben ohne diesen tollen Jungen nicht mehr vorstellen und es fühlte sich schön an, endlich der sein zu können, der ich schon immer sein wollte und was schon immer tief in mir geschlummert hatte.

[...]

Ich zog an der Kippe, blies den Rauch in den Abend hinaus und griff einmal nach meinem Handy, um die Uhrzeit zu checken und zu gucken, ob Lukas sich eventuell gemeldet hatte.
Obwohl wir vor circa zwei Stunden miteinander telefoniert hatten, vermisste ich ihn und lauerte jede Sekunde nur noch darauf, eine Nachricht von ihm zu kriegen.
Aber ich nahm es ihm nicht übel, dass wir nicht jede freie Minute miteinander schreiben konnte, denn er sollte die Zeit mit seiner Familie genießen und nicht ständig am Handy hängen. Ihn konnte ich ab nächster Woche wieder für mich haben...

Ich entsperrte mein Handy, ging auf WhatsApp und klickte auf meinen und Lukas' Chat, wo sich sein Zuletzt-Online noch immer nicht verändert hatte und noch genau der ist, bevor wir miteinander telefoniert hatten.
Ich verließ unseren Chat und wischte einmal nach rechts, als oben in der Statusleiste, der graue Punkt erschien, der nur auftauchte, sobald jemand in deiner Kontaktleiste etwas in diesen gestellt hatte.
Sofort begann mein Herz einige Takte schneller zu schlagen und das Lächeln auf meinen Lippen wurde immer breiter, als ich sehen konnte, dass Lukas ein Bild hingestellt hatte, das ich direkt anklickte und einen Screenshot davon machte.

Es zeigte ihn am Backbord des Schiffes, mit dem sie heute wohl gefahren waren und wie er nachdenklich auf die Alster starrte. Ein leichtes Lächeln umspielte seine weichen Lippen und hätte ich mich nicht schon längst in diesen Jungen verliebt, würde ich es genau jetzt tun.
Er sah einfach zum Fressen aus, mit seinem viel zu langen Pony, der ihm leicht in den blaugrauen Augen hing, seiner grauen Jeansjacke, unter die er meine Strickjacke trug und dem schwarzen Shirt, auf dem ein Vogelstrauß abgebildet war.
Die Bildunterschrift lautete 'Hamburg, meine Perle ♥' und mein Bauch kribbelte angenehm, als ich mein Baby so glücklich sah. Am liebsten wollte ich mich direkt hinter ihn stellen, die Arme um ihn legen und mit ihm zusammen lächelnd und die Nähe des anderen genießen, auf den See blicken.

Timi, 23:40 Uhr:,,Wer ist denn diese geile Sau? 👅 🔥''
Timi, 23:41 Uhr:,,Lust 'ne Hafenrundfahrt mit mir zu machen?🍆 Du darfst aussuchen, ob Kleine oder Große. 😏''
Lukas, 23:43 Uhr:,,Oh Gott, was ist denn jetzt kaputt? 😂😂😂''
Lukas, 23:43 Uhr:,,Aber könnte ich auch die All-Inclusive Hafenrundfahrt buchen? 😏 Habe gehört, die soll besonders spritzig sein. 💦''
Timi, 23:44 Uhr:,,Du siehst auch so aus, als wärst du vorne und hinten perfekt dafür ausgestattet.😝 Können ja gerne mal eine Probefahrt machen. 😈''
Lukas, 23:45 Uhr:,,Das klingt verlockend...😈''

Lukas, 23:45 Uhr:,,Ich möchte das Gespräch nicht kaputt machen, aber wir wollen langsam los. Diana drängelt schon und hat gesagt, sie nimmt mir das Handy weg, wenn ich nicht aufhöre. ☹ Ich wünsche dir noch viel Spaß und falls wir uns nicht mehr hören sollten, eine Gute Nacht und süße Träume. ♥ Auf die Hafenrundfahrt kommen wir am Montag nochmal zu sprechen...😈''
Timi, 23:46 Uhr:,,Euch auch viel Spaß und pass' bitte auf dich auf, ich brauche dich noch. ♥ Wenn du am Montag überhaupt noch in der Lage dazu bist, zu sprechen.😏''

Ich zog ein letztes Mal an meiner Zigarette, bis ich diese im Marmeladenglas, was draußen auf meinem Fensterbrett stand, ausdrückte, den Rauch in die Luft hinauspustete und vom Fensterbrett heruntersprang, um dieses zu schließen.
Breit lächelnd starrte ich auf den Chat von mir und Lukas und klickte noch einmal auf seinen Status, der mein Herz schneller schlagen, meinen Bauch kribbeln und eine angenehme Gänsehaut auf meinen kompletten Körper trieb.
Eine Zeit lang betrachtete ich das Bild und blickte immer wieder zwischen meinem Schreibtisch, auf dem sich einige Stifte lagen und dem Bild umher. Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe, setzte mich aber trotzdem auf den Stuhl.

Keine Ahnung, was dieser Junge eigentlich aus mir gemacht und wie genau er das geschafft hatte, aber er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wir hatten gerade erst vor einigen Minuten miteinander geschrieben und trotzdem konnte ich an nichts anderes mehr denken.
Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, der nicht daran endete, dass ich an meinen Lukas dachte, der einfach wunderschöne Gefühle in mir auslöste und mir all das gab, wonach ich mich schon so viele Jahre gesehnt hatte.
Ich ging auf meine Galerie, öffnete das neue Bild von ihm und musterte dieses mit strahlenden Augen. Ich griff nach meinem A3-Block, zückte einen frisch angespitzten Bleistift und begann augenblicklich damit, die Umrisse seines hübschen Gesichts zu zeichnen.



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