Du hast so schön geschlafen, als Dämonen mich jagten
,,Wollen wir vielleicht mal an die frische Luft gehen, mein Kleiner? Das tut sicherlich mehr als gut.'', fragte Lukas irgendwann nach, als wir für eine ungewöhnlich lange Zeit miteinander geschwiegen und in dieser Zeit nur auf dem kalten Fliesenboden gekuschelt hatten.
,,Kann ich dann auch eine rauchen? Sorry, ich brauche die aber gerade dringend zur Beruhigung...'', fragte ich nach und Lukas nickte direkt zustimmend, ehe er nach meiner Hand griff, unsere Finger ineinander verschränkte und wir uns dann gemeinsam von den Fliesen erhoben.
Händchen haltend schlichen wir zurück in Lukas' Zimmer, wo er unsere Finger voneinander löste und zum Fensterbrett ging, um dort meine Kippen und mein Feuerzeug zu holen. Wir zogen uns noch fix was über und gingen dann mit leisen Schritten die Treppen herunter.
,,Sollen wir ein bisschen weiter weggehen? Son kleiner Spaziergang in der Nacht? Keine Sorge, hier kommt eigentlich keiner weiter lang.'', fragte mich Lukas, als wir draußen vor seiner Haustür standen und ich mir gerade eine Zigarette anzündete.
,,Ja, das wäre eigentlich ganz schön. Vielleicht entspannt mich das auch ein wenig und lenkt etwas ab.'', stimmte ich direkt zu und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, was Lukas erwiderte.
Mein Freund drückte mir nur einen Kuss auf, griff dann nach meiner freien Hand, verschränkte unsere Finger wieder ineinander und wir gingen von dem Grundstück seiner Eltern herunter, um daraufhin planlos durch das nächtliche Dorf von Lukas zu spazieren.
,,Sorry übrigens, dass ich eben diese doofe Panikattacke hatte. Aber irgendwie kam gerade alles wieder hoch, als ich daran zurückgedacht habe. Das ist einfach eine so verdammt krasse Zeit in meinem Leben gewesen. Ich hab' meine Mama und meinen Opa so sehr enttäuscht, weil ich da immer mehr zu einem Abbild meines Vaters wurde.'', entschuldigte ich mich auf halbem Wege und zog einmal stark an meiner Zigarette.
,,Timi, du brauchst dich dafür wirklich nicht entschuldigen. Es tut mir viel eher leid, dass ich dich überhaupt darauf angesprochen habe. Wenn ich gewusst hätte, dass du so darauf reagierst, dann hätte ich da auch gar nicht weiter nachgebohrt. Entschuldigung, ich wollte das echt nicht.'', entgegnete Lukas stattdessen besorgt und sah mich mit entschuldigten Augen an.
,,Alles gut, Lukas. Irgendwo tut es ja auch gut, darüber zu reden und ich möchte auch, dass du so vieles von mir weißt und mich immer besser kennen lernst - auch die nicht so guten Dinge in meinem sowieso schon kaputten Leben. Obwohl ich mich genauso wenig in ein schlechtes Licht rücken will...'', seufzte ich, zog erneut an der Kippe und Lukas drückte einmal fest meine Hand.
,,Du rückst dich damit in kein schlechtes Licht, mein Kleiner. Timi, diese Sachen gehören zu dir und machen dich erst zu dem wunderschönen Menschen, der du eigentlich bist. Ich akzeptiere alles an dir. Sowohl das Gute, als auch das Schlechte.''
,,Übrigens ging es mir an meinem Geburtstag auch noch richtig scheiße. Also, wo du da warst natürlich nicht, da ist alles mehr als perfekt gewesen. Sondern eher, als ich abends im Bett lag und realisiert habe, dass eine bestimmte Person mal wieder nicht an mich gedacht hat...'', gab ich dann nach einer kurzen Runde Schweigen zu und seufzte leise, während mich Lukas besorgt von der Seite musterte.
,,Du meinst deinen Vater, oder? Ich muss zugeben, ich habe bemerkt, dass dich da irgendwas bedrückt hat, das hat man dir richtig angesehen. Ich wollte dich jetzt aber auch nicht darauf ansprechen, weil ich die Stimmung nicht kippen wollte.'', erwiderte Lukas und ich sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. War es etwa so offensichtlich gewesen?
,,Woran hast du das denn bitte festgestellt?'', fragte ich verwundert nach, zog wieder an meiner Kippe und Lukas biss sich auf die Unterlippe, ehe er kurz stehenblieb, sich zu mir drehte und mir dann tief in die Augen blickte.
,,Na ja, als ich dir erzählt habe, wie ich von deinem Geburtstag erfahren habe, hast du kurzzeitig so traurig geguckt und beim Geschenke auspacken ab und zu halt auch. Und dann hattest du mir ja auch noch mitten in der Nacht geschrieben. Ich dachte ja erst, dass es eventuell an mir liegen könnte, aber dann musste ich halt an deinen Vater denken.'', erklärte mir Lukas betrübt und ich nickte einmal verstehend.
,,Ich wollte ja eigentlich auch nicht an ihn denken, weil er das einfach nicht verdient hat, aber es kommt halt jedes Jahr aufs Neue hoch. Mein Vater ist zwar das totale Arschloch, aber halt eben immer noch mein Papa den ich irgendwo... na ja, wie soll man das jetzt sagen?! Lieb' habe?!'', meinte ich unsicher zu Lukas und dieser nickte nun einmal verstehend.
,,Das ist mehr als verständlich, Timi. Du hast dreizehn Jahre mit ihm zusammen unter einem Dach gelebt und natürlich vergisst du ihn dann nicht so einfach, weil er ja immer noch eine wichtige Rolle in deinem Leben spielt, beziehungsweise gespielt hat. Es ist verständlich, dass du noch oft an ihn denkst und ihn manchmal sogar auch vermisst, auch wenn er dir so viel Scheiße angetan hat.'', sagte Lukas einfühlsam und ich stimmte ihm nickend zu.
,,Das Ding ist halt, dass ich nie so wirklich mit ihm abschließen konnte. Also, keine Ahnung, ich konnte es ihm halt nie Recht machen. Wenn ich eine Zeichnung gemacht habe, dann kam nur von ihm, dass das Zeitverschwendung ist und ich doch bitte irgendwas Vernünftiges in meinem Leben machen soll, was auch eine Zukunft hat. Wenn ich nicht aufgegessen habe, dann wollte er mich in eine Klinik stecken, damit ich mal ordentlich gemästet werde. Und ich glaube, selbst beim Zähne putzen hätte er irgendeinen Punkt gefunden, um mich zu kritisieren.'', klagte ich über meinen Vater, doch musste aufgrund des letzten Teils des Satzes einmal kurz lachen.
,,Keine Ahnung, das kommt einfach jeden verfickten Geburtstag bei mir hoch, weil er sich einfach nicht meldet. Ich verlange ja nicht viel von ihm und ich will ja auch kein Geschenk, oder so. Mir würde ja schon ein Anruf oder eine Karte reichen. Aber ich muss ihm doch irgendwo was bedeuten, oder? Klar, ich bin vielleicht der größte Fehler seines Lebens gewesen, aber irgendwo muss er mich doch wenigstens etwas mögen, oder?! Ich bin schließlich immer noch sein Kind!'' Ich sah völlig ratlos zu Lukas und dieser erwiderte meinen Blick, während er zusätzlich mit den Schultern zuckte.
,,Eigentlich ja. Aber Timi, du bist kein Fehler gewesen und wenn, dann bist du der schönste Fehler, der je auf dieser Welt gemacht wurde. Sorry, dass ich das jetzt so sage, aber dein Vater ist einfach nur das reinste Arschloch, das dich nie richtig zu schätzen wusste. Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist, damit abzuschließen und so zutun, als wäre da nie etwas gewesen, das verstehe ich total. Aber du solltest diesen Mann wirklich in den Wind schießen, der hat dich nämlich so gar nicht verdient.'' Lukas sah mich mit ernster Miene an, drückte fester meine Hand und ich nickte zustimmend.
,,Von Prinzip her ja. Ich hab' ja auch schon verdammt oft mit meiner Mama über dieses ganze Thema geredet - an meinem Geburtstag ja auch. Meiner Mama fällt es ja auch nicht immer leicht, ihn einfach so zu vergessen, aber sie kommt damit irgendwie viel besser klar als ich. Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich eine ganz andere Sichtweise auf meinen Vater habe. Natürlich ist er ein totales Arschloch und das, was er meiner Mama alles angetan hat, werde ich ihm auch niemals verzeihen, egal was da kommt. Aber ich würde ihm manche Dinge schon verzeihen, für die ihn meine Mama am liebsten töten würde, wenn es legal wäre.'', erklärte ich Lukas, zog erneut an meiner Kippe und er sah mich völlig erstaunt an.
,,Inwiefern meinst du das? Also, ich mein', es ist schon gut und auch richtig jedem eine zweite Chance zu geben, aber bei dem, was ich jetzt so von deinem Vater gehört habe, hat er meiner Meinung nach gar keine Chance mehr verdient.'', fragte mich Lukas, sah mich leicht verwundert von der Seite an und ich seufzte leise.
,,Na ja, ich würde ihm jetzt nicht unbedingt zu hundert Prozent verzeihen, wenn es je zu so einer Aussprache kommen würde. Aber die Sachen, die er ständig über mich gesagt hat, stimmen ja schon irgendwie. Keine Ahnung, vieles spiegelt sich ja momentan auch wieder, was er schon vor Jahren vorausgesagt hat und wo mich andere nur immer wieder dumm vor ihm verteidigt hatten. Im Endeffekt denkt ja eh jeder wie er...'', erwiderte ich gelassen und Lukas blieb mit einem Mal ganz ruckartig stehen.
,,Tim, ich weiß, dass wir das schon tausende Male durch hatten, aber ich muss es dir wohl regelrecht in den Kopf hämmern, damit du es endlich mal verstehst. Das, was dein Vater dir da jahrelang gegen den Kopf geworfen hat, entspricht so gar nicht der Realität. Mein Kleiner, du bist das Alles gar nicht und dein Vater hat nur den größten Scheiß der Welt gelabert. Dein Vater weiß doch gar nicht, was für ein wundervoller Mensch eigentlich hinter dir steckt. Nur, weil du nicht seiner Vorstellung entsprochen hast, heißt das doch noch lange nicht, dass du irgendwie scheiße, oder sonstiges bist.'' Lukas sah mich eindringlich von der Seite an, drehte mich mehr zu sich und ich zuckte nur unsicher mit den Schultern.
,,Ach Lukas, das sagst du doch jetzt auch nur so, damit ich mir nichts antue. Sei doch mal ehrlich, du denkst doch auch, dass ich total dämlich und nutzlos wegen meinen ganzen schlechten Noten bin. Du fragst dich doch sicherlich auch, wie man so dumm sein kann, sodass man noch nicht einmal seinen Hauptschulabschluss schafft. Vor allem du, als jemand der vom Gymnasium kommt, hat doch total die Vorurteile und würde mich am liebsten nur auslachen. Mein Vater hatte doch Recht damit, als er gesagt hat, dass ich so wenig IQ habe, sodass ich noch nicht einmal irgendeinen Abschluss je schaffen werde. Vor allem wiederhole ich die Neunte nun schon zum zweiten Mal!'', hielt ich weiterhin strikt gegen seine Worte und zog ein allerletztes Mal an meiner Kippe, ehe ich diese auf den Boden schmiss und mit meiner Schuhsohle ausdrückte.
,,Ist das der Grund, wieso dich das mit den Noten so fertigmacht? Weil du deinem Vater unbedingt gerecht werden willst und es mal weider nicht erreicht hast? Ich möchte nicht böse klingen, aber warum denkst du bei sowas ausgerechnet an deinen Vater und machst dir so viele Gedanken darum, was dieser denken könnte? Tim, du machst diesen Schulabschluss für dich und nicht für dieses Arschloch. Komm', sei mal ehrlich, da stecken doch noch mehr Hintergründe.'' Lukas löste unsere Hände voneinander und stellte sich nun direkt vor mich, während er mich wieder eindringlich ansah und einmal von oben bis unten musterte.
,,Na ja, ich will ja auch unbedingt meinen Schulabschluss, so ist das ja nicht. Ich mache es auch für mich und ich will das auch so unbedingt. Aber ebenso will ich halt auch niemanden enttäuschen. Ich möchte auch gerne mal zeigen, dass ich etwas schaffen und mich anstrengen kann, dass ich meine Ziele erreichen kann. Ich...ich glaube, dass ich das mit meinem Vater meistens auch unbewusst auf meine Mutter übertrage. Ich hab' halt auch immer Angst davor, dass sie irgendwann daran denkt, dass mein Vater ja schon immer mit seinen Worten Recht hatte und sie mich einfach nur immer wieder dumm in Schutz genommen hat.'', erläuterte ich Lukas etwas genauer und bekam augenblicklich wieder Tränen in den Augen.
,,Aber mein Kleiner, du hast mir doch eben erklärt, dass deine Mama eigentlich recht positiv darauf reagiert hat. Klar, niemand ist begeistert von sowas und auch ich finde es mehr als schade, dass es momentan so scheiße bei dir läuft, aber wir können daran doch arbeiten. Du hast schon so vieles gemeistert im Leben und durchgestanden, da werden wir das jetzt auch schaffen. Ich weiß, dass das für dich unmöglich erscheint und du es vielleicht nicht glauben willst, aber wir können da noch einiges dran rütteln.'', versuchte mich Lukas zu beruhigen, trat dabei näher auf mich zu und nahm mich in den Arm.
,,Tim, wir haben doch jetzt noch drei Monate Schule und glaub' mir, da kann noch einiges passieren. Ich biete dir da wirklich liebend gerne meine Hilfe an. Ich hab' überhaupt kein Problem damit, mit dir zusammen zu lernen, dir bei Hausaufgaben zu helfen, oder irgendwas vorzubereiten. Wir kriegen das schon alles hin. Du hast schon so vieles in deinem Leben geschafft, da wird dich so ein Schulabschluss nun auch nicht aus der Bahn werfen und in die Knie zwängen. Du bist doch ein Kämpfer, da packst du das auch, auch wenn es nicht unbedingt ein leichter Weg werden wird. Aber am Ende wird er sich mehr als lohnen, vertrau' mir.'', redete Lukas aufmunternd auf mich ein, zog mich etwas fester in seine Arme und ich zuckte nur unsicher mit den Schultern.
,,Aber ich hab' Angst davor, dass diese Motivation nur wieder 'ne Zeit lang andauert. Gerade geht es ja auch in der Schule und ich gehe regelmäßig dort hin. Aber ich hatte das schon verdammt oft, dass ich so gut in der Schule geworden bin, alles perfekt lief und dann auf einmal ging es ganz schnell wieder bergab...'', erklärte ich Lukas meine Unsicherheit und presste mich dabei viel näher an ihn heran.
,,Wieso passiert das denn immer wieder, mein Kleiner? Gibt es dafür irgendeinen genauen Auslöser, oder überkommt dich das einfach so aus dem Nichts?'', fragte Lukas besorgt nach und löste mich etwas von isch, um mir besser in die Augen schauen zu können.
,,Ich weiß auch nicht, wie das immer wieder passiert. Keine Ahnung, ich hab' halt mal meine Phase, wo ich extrem motiviert für die Schule bin und diese Motivation kann mit einem einzigen Atemzug ganz schnell wieder verschwinden und ich verfalle augenblicklich in mein altes Muster zurück. Das ist wie mit meiner scheiß Psyche. Erste geht es mir noch total gut und alles scheint so sorglos und dann...ja dann fickt sie mich wieder richtig und alles prasselt mit einem Mal wieder auf mich ein.'', erwiderte ich seufzend und die ersten Tränen bannten sich wieder ihren Weg in die Freiheit.
,,Wie machst du das denn ständig mit der Schule, Lukas? Was ist dein Geheimnis?'', fragte ich ihn stattdessen, schaute mit Tränen gefüllten Augen zu ihm nach oben und mein fester Freund musterte mich nur verwirrt.
,,Wie meinst du das jetzt, Baby? Was soll ich denn für ein Geheimnis haben?'', fragte Lukas seinem Gesichtsausdruck entsprechend nach und strich mir dabei einige Tränen aus de, Gesicht, was meine Wangen ganz angenehm kribbeln ließ.
,,Na, wie schaffst du das so regelmäßig zur Schule zu gehen? Wie schaffst du es, immer so gute Noten zu schreiben und dich fürs Lernen zu motivieren? Klar, jeder weiß, dass du ein Streber bist, aber du willst mir jawohl nicht sagen, dass du dir nichts Besseres als Schule und lernen vorstellen könntest.'', erklärte ich Lukas etwas genauer meine Frage und musterte ihn einmal.
,,Weißt du, Lukas, du wirkst in dieser Hinsicht einfach wie der totale Musterschüler, den sich die Lehrer ständig wünschen. Lernt für jeden Test, arbeitet im Unterricht super und ständig mit, hält alle Regeln ein, tut alles, was man ihm sagt, ohne jeglichen Widerspruch und fehlt auch wirklich nur, wenn er extrem krank ist und es gar nicht mehr geht. Du bist einfach dieses totale Klischee, was jeder gerne sein will. Du schreibst gute Noten, verstehst den Stoff total gut und hast allgemein kaum Probleme in der Schule. Manchmal wünschte ich mir, dass ich nur einen winzig kleinen Teil davon abhaben könnte. Ich will auch gerne so ein Schüler wie du sein und das Alles so verdammt gut auf die Kette kriegen.'', schüttete ich Lukas mein Herz aus, weshalb dieser mich erstaunt ansah und mich daraufhin wortlos wieder zurück in seine Arme zog.,
,,Erstmal, vielen lieben Dank für die netten Worte, mein Kleiner. Das bedeutet mir wirklich unglaublich viel. Aber ich muss dir auch sagen, dass das nicht so einfach ist, wie es vielleicht von außen hin scheint. Klar, mir fliegt schon vieles zu, aber dennoch bin ich in dieser Hinsicht viel zu streng mit mir selber und sehe nicht mal im Ansatz das, was du und vielleicht auch andere in mir sehen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich schon an mir selbst verzweifelt bin, obwohl mir gefühlt jeder sagt, was für ein guter Schüler ich doch eigentlich bin.'', erwiderte Lukas auf meine Worte leicht zerknirscht, doch lachte dann einmal.
,,Aber...aber du schreibst doch ständig so gute Noten und, wenn dir das ständig so viele Leuten sagen, wieso zweifelst du dann so an dir? Lukas, du bist doch nicht dämlich und ein richtiges Genie. Ich weiß, dass man eigentlich nicht nach Noten gehen soll, weil das nur irgendeine Zahl auf einem Blatt Papier ist, aber du bist wirklich ein verdammt intelligenter Junge.'' Ich sah ihn mit verwirrter Miene an und Lukas seufzte leise.
,,Warum zweifelst du ständig an dir selbst und redest dich so schlecht, obwohl man dir immer wieder sagt, was für ein wundervoller Mensch du eigentlich bist, Timi?! In unserem tiefsten Inneren wissen wir doch beide, dass wir genau das sind, was uns unsere Eltern und Freunde jeden Tag aufmunternd mit auf den Weg geben wollen. Doch ebenso wissen wir beide auch, dass wir uns viel anders wahrnehmen und uns gerne mal etwas kritischer an die Mangel nehmen, als andere das vielleicht tun würden.'', fing Lukas an, sah mir tief in die Augen und ich schluckte schwer.
,,Timi, glaub' mir, dass ein Musterschüler zu sein nicht immer gleich bedeutet, dass Alles in der Schule perfekt und sorglos ist. Auch ich mache mir verdammt viele Gedanken um meine Noten und, ob ich das Schuljahr auch wirklich schaffen werde. Zwar finde ich es in diesem Moment wirklich mehr als lächerlich, dass ich mir solche Gedanken machen, wenn ich mir mal angucke, wie genau das eigentlich bei dir aussieht. Aber auch ich habe Angst und mache mich ständig verrückt.''
,,Oh Gott, du willst dir wirklich nicht vorstellen, wie überfordert ich die letzten zwei Wochen eigentlich gewesen bin. Wir haben ja verdammt viele Leistungskontrollen geschrieben und dementsprechend musste ich auch verdammt viel lernen. Ich hab' das zwar alles verstanden und es lief beim Lernen und während den ganzen Tests soweit auch ganz gut. Aber, mein Kleiner, du willst nicht wissen, wie oft ich die letzten Wochen, kein Witz, geheult habe, weil ich mich selbst so verrückt wegen allem gemacht habe und ständig nur das scheiß Lernen im Kopf hatte. Da überkam mich halt immer wieder die Angst, dass ich es nicht schaffen könnte, oder mal eine schlechte Note schreibe. Es lief zwar alles mehr als perfekt und ich habe auch alles hinbekommen, aber trotzdem ist diese Ungewissheit und diese Angst ja immer noch da, was bei rauskommen könnte.'', fügte Lukas noch hinzu und bekam augenblicklich Tränen in den Augen, was mir regelrecht das Herz brach.
,,Aber Lukas, du musst dich doch nicht so fertig deswegen machen. Mein Schatz, du bist doch ein guter Schüler und da wird schon keine scheiß Note bei rauskommen, keine Angst. Wenn es beim Lernen und im Test soweit auch ganz gut lief, dann kann und wird da auch nichts bei der Bewertung schief laufen. Und außerdem, selbst wenn es mal eine schlechte Note geben sollte, dann ist das doch kein Weltuntergang, Baby. Du hast doch eben auch zu mir gesagt, dass man bei meinen Noten noch was retten kann, da wird das bei deinen erst recht gehen. Es gibt doch immer Möglichkeiten sowas zu verbessern.'', sprach ich meinem Freund aufmunternd lächelnd zu, zog ihn in meine Arme und strich ihm sanft und sachte zugleich über den Rücken.
,,Ja, ich glaube das ja auch nicht und meine Schwester hat mich auch immer wieder versucht zu beruhigen. Sie ist da immer richtig süß zu mir gewesen und hat immer vor meinem Klassenraum gewartet, wenn sie wusste, dass ich gerade einen Test geschrieben habe, um mich zu trösten. Ich komm' mir ehrlich gesagt eigentlich immer so dämlich vor, aber die Angst besteht halt immer...'', erwiderte Lukas seufzend und spielte nervös mit seinen Händen.
,,Das wird schon alles, mein Schatz. Das werden schon die Noten werden, die du dir auch vorgestellt hast und selbst wenn nicht, dann ist das doch auch nicht weiter schlimm. Es wird immer Möglichkeiten geben, sowas auszubessern.'', erwiderte ich lächelnd, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und strich Lukas dann langsam und vorsichtig zugleich die Tränen aus dem Gesicht, die er so gar nicht verdient hatte und die auch gar nicht nötig waren.
,,Sorry, ich wollte das Gespräch jetzt nicht so auf mich lenken, denn es geht hier ja schließlich um dich. Aber, um auf deine Frage zurückzukommen. Bei mir ist es mit der Schule halt so, dass ich einfach weiß, dass ich es einfach machen muss, um eben an mein Ziel zu kommen. Ich hab' jetzt auch nicht immer Lust darauf Hausaufgaben zu machen, oder zu lernen. Wer hat das auch schon? Aber ich weiß, dass es wichtig für meine spätere Zukunft ist. Außerdem hilft mir auch oft der Gedanke, dass es nicht für immer so sein wird. Die zwei Wochen voller Lernstress habe ich ja jetzt auch bewältigt bekommen und ich werde auch nicht mein ganzes Leben in der Schule verbringen - zum Glück.'', griff Lukas dann nochmal lächelnd auf meine Frage zurück und ich nickte verstehend.
,,Mir ist das ja eigentlich auch bewusst, dass ein Abschluss wichtig für meine spätere Zukunft ist und ich nur mit diesem irgendeinen Beruf ausüben kann. Aber mir fällt es einfach schwer, mich zum Lernen zu zwingen. Mich interessiert das Alles einfach so gar nicht, weshalb ich es auch nicht für nötig halte, meine kostbare Zeit damit zu verschwenden, etwas zu lernen, was ich nur für so einen dämlichen Test brauche.'', erklärte ich Lukas dann leicht angepisst und er biss sich einmal auf die Unterlippe.
,,Ich verstehe dich, Timi. Ich frag' mich manchmal auch, wofür ich mir diesen ganzen Stress eigentlich mache, denn in ein paar Jahren juckt es sowieso niemanden, ob ich in der Leistungskontrolle nun 'ne eins oder vier geschrieben habe. Und natürlich ist vieles unnötig, aber dennoch wieder wichtig, wenn man eine gute Note haben will. Es ist ein Teufelskreis.'' Lukas sah mich einmal vielsagend an und ich nickte verstehend.
,,Aber, mein Kleiner, warum hast du denn zum Beispiel in Kunst eine eins? Da macht ihr doch sicherlich auch mal Theorie, für die du rein theoretisch lernen müsstest, oder? Wie sieht es denn da mit den ganzen Tests aus?'', fragte mich Lukas dann plötzlich und ich wurde mit einem Mal ganz stutzig, weil ich nicht so recht wusste, worauf er eigentlich hinaus wollte.
,,Klar, wir behandeln da meistens immer vorher die Theorie, ehe wir diese dann in die Praxis umsetzen. Aber ich lerne für Kunst nicht großartig, beziehungsweise gar nicht, weil ich dieses gesamte Wissen einfach schon in der Stunde aufnehme und damit auch nach draußen gehe. Ich beschäftigte mich ja auch außerhalb der Schule viel damit. Kunst interessiert mich halt total, weshalb es mir wahrscheinlich so leicht fällt, dort Tests zu schreiben, weil ich dafür ja gar nichts machen muss. Meine Lehrerin könnte mir jetzt völlig unangekündigt eine Leistungskontrolle über Kubismus vor die Nase knallen, und ich könnte das easy beantworten.'', erklärte ich Lukas Schulter zuckend und seine Miene erhellte sich mit einem Mal.
,,Das ist dann natürlich mehr als verständlich, dass dir Kunst so leicht fällt und dort einfach mal 1,0 stehst. Jetzt müssen wir eigentlich nur noch daran arbeiten, dass du dich wenigstens zeitweise für die anderen Sachen in der Schule interessierst. Wie wär's denn, wenn du zu den ganzen Themen, die du so in der Schule hast, immer ein Bild zeichnest und irgendwie versuchst damit zu lernen? Da machst du gleichzeitig das, was du sowieso schon so sehr liebst und lernst dabei noch etwas. Ich denke, dass es bei dir nicht gerade helfen wird, wenn man sich mit dir hinsetzt und nur die Sachen abfragt.'', schlug Lukas dann lächelnd vor und ich wurde mit einem Mal ganz Ohr.
,,Meinst du also, wenn ich in Deutsch zum Beispiel das Thema Textsorten habe, dass ich zu jeder Textsorte ein Bild mit den jeweiligen Merkmalen zeichnen soll?'', harkte ich nochmal sicherheitshalber nach und sah meinen Freund unsicher von der Seite an.
,,Genau so! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das für dich eigentlich die richtige Lernmethode ist. Wenn ich mich nur mit dir hinsetzen und die Sachen abfragen würde, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis du einfach aufstehst und abhaust, weil du keine Lust mehr hast.'', lächelte Lukas zufrieden und auf meine Lippen legte sich nun ebenfalls ein Lächeln.
,,Das ist eigentlich keine so blöde Idee. Vielleicht sollte ich das einfach mal ausprobieren. So eine ähnliche Idee hatte ich auch mal mit meiner Psychologin gehabt. Aber irgendwie habe ich sie nie umgesetzt, weil die Motivation für die Schule schon wieder weggewesen ist...'', seufzte ich leise und zuckte mit den Schultern.
,,Wir schaffen das Alles schon, mein Kleiner. Wie gesagt, wenn du in dieser Hinsicht Hilfe brauchst und mal nicht weiter weißt, kannst du dich jederzeit bei mir melden und ich bin sofort zur Stelle, keine Angst.'', lächelte mich Lukas aufmunternd an, griff nach meiner Hand und drückte diese einmal fest, ehe wir weitergingen.
,,Mache ich, auch wenn ich nicht unbedingt möchte, dass du deine kostbare Freizeit wegen mir verschwendest. Du sollst ja schließlich auch mal von der Schule abschalten können. Du hast doch schon so oder so genug zutun, da muss ich doch nicht dazwischen kommen.'', erwiderte ich unsicher und sah kurz zu Lukas, ehe ich den Blick sofort wieder von ihm abwendete.
,,Du bist meine Freizeit und ich kann bei keinem anderen Menschen besser abschalten, als bei dir. Keine Sorge, ich mache das wirklich gerne und unterstütze dich, wo und wann es nur geht.'' Lukas drückte mir einen Kuss auf die Wange und strich mit seinem Daumen einmal sachte über meinen Handrücken.
,,Wollen wir uns hier hinsetzen? Ich will eigentlich noch nicht rein, das ist so schön gerade und die Luft ist so angenehm.'', fragte mich Lukas irgendwann, als wir für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen hatten und vor einer Bank standen.
,,Klar, gerne. Ich will auch noch etwas die frische Luft genießen. Und es tut irgendwie auch verdammt gut, mit dir über das Alles zu reden. Danke dafür.'', stimmte ich lächelnd zu und wir beide ließen uns augenblicklich dicht gepresst auf der Bank nieder.
,,Du kannst ruhig jederzeit zu mir kommen, wenn du reden willst. Von mir aus kannst du mich auch mitten in der Nacht anrufen und ich würde mit dir bis in die Puppen quatschen. Ich bin gerne für dich da und versuche dich irgendwie wieder aufzumuntern und zum Lachen zu bringen.'' Lukas drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen und ich lächelte ihn vollkommen glücklich von der Seite an. Wie konnte man nur so perfekt sein?
,,Geht es dir jetzt schon wieder etwas besser, nachdem wir darüber geredet haben?'', fragte mich Lukas dann und griff wieder nach meiner Hand, um unsere Finger ineinander zu verschränken und ich nickte stumm.
,,Ja, es hat echt gut getan, dir das endlich gesagt zu haben. Ich hab' mich schon ein wenig schlecht gefühlt, dass ich nicht schon viel eher was gesagt habe. Ich wollte dich aber nicht nerven.'', entschuldigte ich mich schüchtern und schaute auf den Boden.
,,Alles gut, mein geliebter Schatz. Fühl' dich deswegen bitte nicht schlecht, du hast es ja jetzt ausgesprochen. Aber ich will dir auch sagen, dass du wirklich jederzeit zu mir kommen kannst, wenn irgendwas sein sollte. Du nervst schon nicht.'', erwiderte Lukas lächelnd, legte meine Hände auf seinen Oberschenkeln ab und strich sachte über meinen Handrücken.
,,Aber eins muss ich dir trotzdem noch zeigen. Ich weiß nicht, ob du das schon gesehen hast. Ich schäme mich auch ein wenig dafür, dass ich das getan habe...'', fing ich dann seufzend an und Lukas legte besorgt den Kopf schief.
,,Was ist denn noch passiert? Aber du brauchst dich für nichts schämen, mein Kleiner. Du brauchst keine Angst davor haben, mir irgendwas zu zeigen.'', lächelte mich Lukas aufmunternd an, rückte etwas näher an mich heran und ich löste unsere Hände voneinander.
Lukas sah mich aufgrund dessen verwirrt von der Seite an und wollte gerade wieder nach meinen Händen greifen, doch hielt seine dann still, als er bemerkte, dass ich dabei war, den linken Ärmel meines Hoodies nach oben zu ziehen.
,,Ich weiß, dass es doof von mir gewesen ist, dass ich das wegen der Schule gemacht habe, aber es ging in diesem Moment einfach nicht anders. Ich hab' mich so alleine und scheiße gefühlt. Ich wollte das eigentlich nicht, doch ich konnte mich nicht davon abhalten.'', erklärte ich Lukas, als dieser mit großen Augen meinen Arm mit den nicht mehr ganz so frischen Narben musterte.
,,Oh Schatz, das ist wirklich nicht schön zu sehen. Du musst mir bitte versprechen, dass du, sobald du solche Gedanken hast und das machen möchtest, mir bitte schreibst, okay?! Du bist nicht alleine, mein Kleiner. Ich bin immer für dich da, egal wann oder wo.'' Lukas sah mich mit bittenden Augen an und strich sachte über meine Narben, was diese nahezu brennen ließ.
,,Ich weiß, dass dir das in vielen Momenten sehr gut tut und dich wahrscheinlich lebendig fühlen lässt, aber du musst mir bitte versprechen, dass du mir sofort schreibst, wenn du solche Gedanken hast. Du kannst mich niemals nerven und ich ich möchte wirklich immer für dich da sein, mein Kleiner. Bitte machst du das?'', fragte mich Lukas auffordernd und ich sah, wie sich Tränen in seinen so schönen, blauen Augen bildeten.
,,Ich...ähm...ich werde es versuchen. Also...nein, ich werde es nicht nur versuchen, sondern ich werde es auf jeden Fall machen! Auch wenn es mir nicht so leicht fallen wird. Ich will mich ja eigentlich auch nicht ritzen, aber dort kam halt alles wieder hoch und ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun soll.'', erklärte ich Lukas verzweifelt und meine Augen füllten sich wieder mit Tränen, um daraufhin meine Wangen herunterzulaufen.
,,Sh...Baby, es ist alles gut. Ich finde es zwar wirklich nicht schön, dass du dich schon wieder geritzt hast, aber daran können wir auch arbeiten. Wir können darüber reden und ich werde immer versuchen, dir zu helfen.'' Lukas nahm mich fest in den Arm, strich mir sachte über den Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
,,Du bist perfekt wie du bist und ich mag dich auch mit diesen Narben, mein Kleiner. Aber ich hoffe ebenso, dass sich das reduziert und du es irgendwann ganz lassen kannst. Aber wir packen das alles - gemeinsam. Du musst keine Hürde mehr alleine gehen, sondern ich werde für immer an deiner Seite bleiben.'' Lukas lächelte mich aufmunternd an, zog mich fester in seine Arme und ich presste mich dicht an seine Brust, die mir so viel Schutz gab.
,,Danke, Lukas. Ich bin immer wieder geflasht davon, wie viel Rücksicht du auf mich nimmst und wie sehr du mich eigentlich verstehst. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin, dass du mich für nichts verurteilst und mich so akzeptierst, wie ich nun mal bin. Auch wenn ich solche dummen Fehler und Macken an mir habe, bist du dennoch nicht abgeschreckt. Das bedeutet mir unglaublich viel.'', bedankte ich mich lächelnd bei Lukas und fing dann leise zu schluchzen an, weil es für mich wirklich keine Selbstverständlichkeit ist, dass mich ein Mensch so nahm.
Bei meinen ganzen Exfreundinnen gestalteten sich meine Depressionen, mein Borderline und mein Hang zur Selbstverletzung immer als sehr problematisch und sie kamen irgendwann einfach nicht mehr damit klar. Irgendwann wurde es ihnen einfach zu viel, weshalb sie mich auch oftmals in den schwierigsten Situationen, wo ich dringend Halt gesucht hatte, einfach hängenlassen haben.
Irgendwo ist es natürlich auch verständlich für mich gewesen, denn ich bin wirklich keine einfache Person und konnte auf Dauer mit meinen ganzen Problemen auch ziemlich nervig und lästig werden. Aber bei Lukas hatte ich das Gefühl, dass ich ihn nicht nerven könnte und, dass er mir immer helfen wird, egal was bei ihm anstand und wie viel Stress er selber eigentlich hatte. Seine Worten wirkten einfach so ehrlich...
,,Ich werde immer für dich da sein, mein Kleiner. Und ich werde dich auch immer so akzeptieren, wie du bist, weil ich mich schließlich...ähm...also halt...genau so wie du eben...ach man! Ich habe mich halt so, wie du eben bist, mit all deinen Fehlern und Macken, in dich verknallt.'', lächelte Lukas mich vollkommen verliebt von der Seite an und vereinte unsere Lippen miteinander.
Ich erwiderte den Kuss sofort, begann damit, meine Lippen auf seinen zu bewegen und mein Herz schlug augenblicklich einige Takte schneller, während sich zeitgleich auf meinem gesamten Körper eine angenehme Gänsehaut legte.
Ich legte meine Arme um Lukas' schönen Hals, um ihn somit näher zu mir zu ziehen und Lukas packte seine Hände an meine Hüfte, um mir sachte über die stark hervorstehenden Hüftknochen zu streicheln. Ich stieß seine Lippen in zwei, ließ meine Zunge daraufhin in die mir schon mehr als bekannte Mundhöhle gleiten und fühlte mich in diesem Moment wieder so geliebt, wie schon lange nicht mehr.
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