Die Erkenntnis, dass man etwas falsch gemacht hat, kommt immer zu spät


Stark an der Kippe ziehend, ließ ich mich auf der Bank nieder und blies den Rauch durch die Nase wieder aus. Der kleine Park, in welchem ich mich befand, war noch recht leer, da wir früh am Vormittag hatten.
Einige vereinzelte Rentner, Jogger, Erwachsene, die mit ihrem Hund Gassi gingen, Mütter mit Kinderwagen oder Studenten, die mit ihren Büchern und Papieren auf der Wiese saßen, waren in diesem zu finden. 
Und zwischen all dem Getümmel saß ich. Derjenige, der von allen hier in diesem Park zu dieser Uhrzeit nichts hier zu suchen hatte. Normalerweise sollte ich jetzt in der Schule sein, wenn ich es nicht so vermasselt hätte.

Seufzend zog ich an der Zigarette und konnte spüren, wie diese nervige Stimme gegen die Schädeldecke klopfte und unbedingt zurück ans Tageslicht wollte. Sie ist in den letzten Tagen ungewöhnlich ruhig gewesen und hatte sich kaum blicken lassen.
Da wir neben dem Wochenende noch einige bewegliche Ferientage hatten, ist Lukas nach der Geburtstagsparty noch etwas länger bei mir geblieben und wir hatten endlich wieder etwas Zeit miteinander verbracht.
Es ist einfach nur schön gewesen und es hatte wirklich gut getan, ihn wieder bei mir zu haben. Wir hatten viel zusammengelacht, geknutscht, gekuschelt und Sex gehabt. Wir hatten uns Filme angesehen, zusammen gezeichnet und Lukas hatte etwas auf der Gitarre für mich gespielt.

Als es an einem Tag besonders heiß gewesen ist, hatten wir uns bei der Eisdiele um die Ecke einen XXL-Eisbecher bestellt, mit dem wir uns gegenseitig gefüttert hatten. Lukas sah einfach nur zum Fressen aus, als ihm etwas Eis an der Nasenspitze geklebt hatte.
Anschließend waren wir gemeinsam in den Pool gesprungen, waren zusammen einige Bahnen geschwommen, hatten uns gesonnt, nass gespritzt und hatten eine Arschbombe nach der Anderen ins Wasser gesetzt.
Ich konnte endlich wieder lachen und hatte den Spaß meines Lebens gehabt. Ich konnte so richtig abschalten und auch meine Schuldgefühle hatten sich komischerweise in Grenzen gehalten.

Selbstverständlich konnte ich sie nicht komplett aus meinen Kopf verbannen und hin und wieder kam der Gedanke in mir auf, dass ich es ihm sagen sollte. Die ganze Sache ging schon seit einem Monat so und der Schulverweis hatte die Situation nicht besser gemacht.
Es brach mir wirklich das Herz ihm immer wieder in die Augen zu sehen und ihm eine heile Welt vorzuspielen. Ich konnte nicht einmal mehr einordnen, wann ich das letzte Mal einen Satz bezüglich der Schule gesagt hatte, der keine Lüge enthielt.
Verdammt... Ich bin schon an dem Punkt angekommen, dass ich irgendwelche Tests und Klausuren fälschte, damit Lukas nicht misstrauisch wurde, weil es schließlich kein Zufall sein konnte, dass diese auf einmal in der Schule bleiben sollten.

Es machte mich fertig und trotzdem konnte ich nicht die Reißleine ziehen. Ich machte mich immer mehr kaputt und trotz all der Warnsignale, die mein Kopf mir sendete, hatte ich nicht die Eier in der Hose, ihm die Wahrheit zu sagen.
Dabei hatte er genau das verdient. Lukas ist so ein anständiger und wundervoller Kerl. Ich wollte ihn nicht verlieren, aber wenn ich so weitermachte, würden all meine Befürchtungen eintreffen. 
Ich wusste, dass es das einzig Richtige ist, was ich noch tun konnte, um unsere Beziehung zu retten. Aber die Angst vor seiner Reaktion, ist das, was mich immer wieder davon zurückschrecken ließ, einen Ton zu sagen.

Aber womit rechnete ich auch? Dass Lukas mich nach dieser Aktion in den Arm nehmen, mich küssen und mir sagen würde, dass Alles gut ist, konnte ich mir sonst wohin schieben, denn dafür steckte ich mittlerweile schon viel zu tief in der Scheiße.
Es hätte schließlich niemals soweit kommen brauchen. Wenn ich von Anfang an etwas zu Lukas gesagt hätte, hätte mir dieser sofort geholfen und mich ordentlich wachgerüttelt, damit ich checkte, dass das hier meine allerletzte Chance ist.
Wäre ich nicht so ein verdammter Sturkopf und hätte ihm einmal gezeigt, wie schwach ich bin und, dass ich das ohne seine Hilfe nicht schaffte, müsste ich nicht hier sitzen und mir solche Gedanken machen.

Wir hätten das zusammen wieder hinbekommen und falls es nochmal einen schlechten Tag gegeben hätte, hätte Lukas mich in den Arm genommen und mir gezeigt, dass die Welt doch nicht so scheiße ist, wie es gerade scheint.
Es hätte alles so leicht sein können, aber anscheinend wollte ich das nicht. Anstatt einmal das zutun, was mir gut tun würde, kreierte ich irgendein neues Drama, was mir am Ende alles nahm, was mir so lieb ist. 
Es ist doch kein Wunder, dass mich so viele Menschen verabscheuten. Immer wieder musste ich ihnen mit solchen Aktionen zeigen, was für ein schrecklicher Mensch ich bin und das man genug Gründe hatte, um mich zu hassen.

Wenn ich Lukas die Wahrheit sagte, würde sich alles bestätigten, was ich von mir gegeben und worauf er immer erwidert hatte, dass das nicht der Wirklichkeit entsprechen würde. Aber dieses Mal würde er mich nicht trösten.
Dieses Mal würde er auch er diese Erkenntnis gewinnen und mich verlassen. Ich könnte ihm diese Entscheidung nicht verübeln, denn Lukas hatte keinen Lügner und Betrüger an seiner Seite verdient.
Er brauchte all das Schlechte, was ich mit in sein Leben brachte, nicht. Ich wünsche diesem Jungen alles Glück der Welt, doch dieses Glück und diese Zufriedenheit würde er mit mir nicht finden.

Ich zog stärker an der Zigarette und behielt den Rauch etwas länger in der Lunge, sodass diese unangenehm brannte. Eine Träne rollte mir über die Wange, doch sofort wischte ich diese weg und versuchte mich wieder zusammenzureißen.
Ich hatte keinen Grund zum Weinen, denn wenn ich Lukas wegen dieser ganzen Scheiße verlieren sollte, ist das mein Problem. Ich hatte die ganze Sache ins Rollen gebracht und es soweit kommen lassen.
Ich bin Schuld an allem, was in der letzten Zeit schief gelaufen ist. Ich hatte die Chance dazu gehabt, es aufhören zu lassen, doch ich hatte nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen, die noch irgendwas hätte retten können.

Ich zündete mir die nächste Kippe an und sah vor lauter Tränen den Typen nicht mehr, der an der Bank gegenüber von mir, einige Sportübungen machte. Hätte ich die Notbremse rechtzeitig gezogen, wäre es niemals soweit gekommen.
Lukas wäre niemals auf die Idee gekommen, mich wegen einer Fehlstunde in die Pfanne zu hauen. Natürlich wäre er nicht begeistert davon gewesen und hätte sich darüber geärgert, dass ich es überhaupt als eine Option gesehen hatte.
Aber sofort hätte er sich dem Problem angenommen und hätte über meine Sorgen und Ängste geredet, die ich an diesem Tag hatte. Lukas hätte mir so vieles mitgegeben und mir gezeigt, dass das Schwänzen nicht die Lösung meiner Probleme ist.

Lukas hätte Verständnis dafür gehabt, aber hätte mir im selben Atemzug klar gemacht, dass das nicht noch einmal passieren darf. Ich hätte das nachvollziehen können und mich wieder zusammengerissen.
Niemand hatte von mir erwartet, dass ich der perfekte Schüler werden würde. Jeder kannte die Steine, dir mir in den Weg gelegt wurden, wusste, dass das nicht so einfach für mich ist und ich hin und wieder den ein oder anderen Arschtritt brauchte.
Es ist auch nichts Schlimmes, wir alle hatten unsere Päckchen zu tragen, der eine mehr, der andere weniger. Wir alle hatten unsere schlechten Seiten und Macken, aber diese machten uns Menschen aus.

Doch es ist nochmal ein gewaltiger Unterschied, wie man mit diesen Sachen umging. Immer wieder heulte ich rum, dass ich diese nicht zum Vorschein bringen und keinem zeigen wollte, was für eine schreckliche Person ich bin.
Aber anstatt irgendwas dagegen zu machen und daran zu arbeiten, vergoss ich viel lieber eine Träne nach der Anderen und machte genau das, was diese schlechte Seite an mir wiederspiegelte. 
Ich hätte mit der Schule beweisen können, dass ich gereift bin und an mir arbeiten konnte. Dass ich bereit dazu bin, diesen Schritt zu gehen und meine Versprechungen zu halten. Aber leichter ist es gewesen, nochmal den Fehler zu machen, der schon seit Jahren mein treuer Begleiter ist.

Vollkommen von mir genervt, schnipste ich die Zigarette weg und drückte sie mit der Schuhsohle auf dem Boden aus. Seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust und lehnte mich auf der Bank zurück.
Ich freute mich schon auf heute Abend, wenn ich endlich im Bett liegen und schlafen konnte. Wenigstens in meinen Träumen hatte ich Ruhe vor mir und meinen Problemen, die mir den letzten Nerv raubten und mich in den Wahnsinn trieben.
Ich hatte es langsam satt, ständig darüber rum zu heulen, in was für eine beschissene Lage ich mein Leben gebracht hatte, dass ich Lukas wegen diesen riesiger Fehler verlieren und noch tiefer in mein Loch fallen würde.

Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückzudrehen. Eventuell wäre Lukas noch am selben Tag sauer auf mich gewesen, hätte mich angeschrien und mit Dingen beworfen, aber ich hätte gewusst, dass er sich wieder beruhigt hätte und zurückgekommen wäre.
Dass er mir nach all der Zeit, die ins Land gegangen war, noch verzeihen würde, wagte ich zu bezweifeln. Bei meiner ersten Fehlstunde hatte ich noch einen verständlichen Grund gehabt, doch für alles was danach kam, nicht.
Mittlerweile hatte ich mir schon richtige Pläne ausgearbeitet, das sind nicht irgendwelche Notlügen gewesen, weil mir in der Situation nichts Besseres eingefallen ist. Ich hatte die Lügen fest für den Tag eingeplant und war die Dialoge tausende Male durchgegangen.

Ich seufzte leise und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber dann ist es meistens viel zu spät. Es halfen sowieso keine Ausreden mehr und es gab da keinen Schuldigen zu finden, denn ich hatte den Fehler gemacht.
Ich zündete mir eine neue Zigarette an, erhob mich von der Bank und streifte schuldbewusst durch den Park. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hin sollte, denn seit Anfang der Woche befand sich unter der Brücke eine Baustelle.
Die Gleisen werden erneuert, oder was auch immer der Bauleiter zu mir gesagt hatte, mit dem ich darüber diskutiert hatte, dass ich doch bitte zu meinem Spot wollte und warum sie diesen denn abdecken mussten, wenn sie nur die verdammten Gleisen machen.

Schon seit Tagen ging ich von einem Ort zum Nächsten, weil ich nirgendwo meine Ruhe und immer das fiese Gefühl im Nacken sitzen hatte, dass mich jemand beobachten und auf frischer Tat ertappen würde.
Durch die ambulante Pflege, fuhr meine Mama gerne mal durch die halbe Weltgeschichte. Da ich das nicht mitverfolgen konnte und viele ihrer Patienten nicht kannte, blieb mein Herz manchmal kurz stehen, wenn ich das Betriebsauto aus der Ferne sehen konnte.
Gestern hatte ich mich in einem Gebüsch versteckt und bin erst wieder herausgekommen, als das Auto sich entfernt hatte, weil eine gute Kollegin meiner Mama, die mich kannte, geradewegs auf mich zu gefahren ist. Ich konnte von Glück reden, sie noch vorher bemerkt zu haben...

Es kotzte mich an, dass ich nicht unter die Brücke konnte, denn da musste ich keine Angst haben. Ich konnte entspannt eine Zigarette nach der Nächsten rauchen, denn kein Schwein außer Lukas kannte diesen Ort und dieser würde nicht dort sein, weil er in der Schule saß.
Da, wo ich auch sein müsste. Normalerweise sollte ich mir keine Gedanken darum machen, wieso ich nicht unter der Brücke sitzen konnte und wo ich sonst hingehen sollte, denn ich hatte zu dieser Uhrzeit nichts dort verloren.
Doch ich hatte das verdient. Ich sollte keinen Ort  haben, an dem ich mich seelenruhig verstecken konnte. Schließlich müsste ich mir keine Gedanken darum machen, wenn das Alles nicht passiert wäre.

Aber das ist wahrscheinlich das Karma, was mich nach und nach immer mehr für meine Lügen und Fehler einholte. Erst der Schulverweis, jetzt die Baustelle und als Nächstes würde die Trennung von Lukas folgen.
Ein ekeliger Schauer lief mir über den Rücken und sofort schüttelte ich den Gedanken von mir ab. Ich könnte Lukas bei mir behalten, wenn er nichts von dem Verweis erfahren würde.... Wozu auch?
Ich könnte weitermachen wie jetzt, so zutun, als würde ich die Abschlussprüfung schreiben und ihm sagen, dass mein Klassenlehrer mir mitgeteilt hatte, dass ich die Prüfung nicht bestanden hätte und deswegen keinen Schulabschluss bekomme.

Ich seufzte leise und wollte mir direkt eine Ohrfeige verpassen, weil ich gerade genau das machte, was ich nicht machen wollte. Anstatt den Arsch in der Hose zu haben, dachte ich mir viel lieber die nächste Lüge aus.
Ich hatte zu diesem Fehler zu stehen. Ich sollte es Lukas sagen und mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie ich einen Ausweg fand, damit er niemals die Wahrheit erfahren musste. Es führte doch zu nichts, wenn ich weiter diesen Weg ging.
Ich konnte es noch auf Ewigkeiten hinauszögern, um eine schöne Zeit mit Lukas zu haben. Aber spätestens, wenn es mir vor lauter Schuldgefühle doch herausplatzte, würde er noch viel enttäuschter und wütender auf mich sein.

Es ist die eine Sache, dass ich geschwänzt hatte und von der Schule geflogen. Es ist nicht das, was ich mir unter meinen Versprechungen vorgestellt hatte und natürlich wäre es schöner, wenn es nach all den Jahren endlich geklappt hätte.
Aber die Kehrseite der Medaille ist nochmal eine Andere, denn ich hatte keinen Grund dazu, mir solche Lügen ausgedacht zu haben. Keine Ausrede der Welt würde das in irgendeiner Art und Weise entkräften können.
Ich hätte die Wahrheit sagen müssen und das bereits am ersten Tag. Ich hätte dieses Konstrukt niemals aufbauen dürfen, es hätte nicht soweit kommen müssen. Es wäre alles nicht passiert, wäre ich einmal ehrlich gewesen...

Ich zündete mir eine neue Zigarette an, verließ den Park mit zügigen Schritten und machte an einer Ampel Halt. Ich lehnte mich gegen diese, sah den Autos beim Vorbeifahren zu und hielt mir die Tränen zurück, die hinaus in die Freiheit wollten.
Ich rückte die Gedanken in den Hintergrund und schob einen Riegel davor, denn ich hatte keine Lust mehr. Ich hatte mittlerweile verstanden, was ich damit verursacht hatte und dass es kein Zurück mehr gab.
Was ich aus dieser ganzen Situation machte, davon hatte noch keine Ahnung. Es gab sehr viele Möglichkeiten, die ich einschlagen konnte, aber der einzig vernünftige Weg ist es, Lukas nicht mehr als die Wahrheit zu sagen.

Die Ampel schaltete auf grün und augenblicklich ging ich über diese. Mein Magen meldete sich mit einem Mal zu Wort und sofort hielt ich an, um die halb aufgerauchte Zigarette auf einem Mülleimer auszudrücken.
Ich sah an mir herunter, rieb mir über den Bauch und beschloss, dass etwas zu essen, mir nicht unbedingt schaden würde. Durch diese ganzen Lügereien und den Stress mit der Schule, war ich zurück in ein vertrautes Muster gefallen.
Ich hatte erschreckend schnell abgenommen, aber wundern tat es mich nicht, denn der Appetit war mir mittlerweile vergangen. Ständig war mir schlecht und egal, was ich zu mir nahm, spätestens nach zehn Minuten wollte es wieder raus oder ich erledigte es von selbst.

Ich hatte keinen Hunger und wenn, dann fühlte es sich immer wie eine Belohnung für mich an, die ich nicht verdient hatte. Ich bin ein Lügner und Betrüger, ich sollte in der Hölle schmoren oder von Lukas verprügelt und angespuckt werden.
Ich atmete tief durch, strich mir die verlorene Träne aus dem Augenwinkel und holte meinen Rucksack nach vorne, um zu gucken, wie viel Geld ich dabei hatte, damit ich mir eine Kleinigkeit kaufen könnte.
Ich wollte nicht, dass Lukas sich Sorgen machte, denn der plötzliche Gewichtsverlust war ihm natürlich nicht entgangen. Er hatte mich auch schon indirekt darauf angesprochen und mir fiel auf, dass er mir beim Mittagessen immer größere Portionen auf den Teller tat.

Ich wusste, dass er es nur gut meinte und wirklich böse konnte ich ihm auch nicht sein. Lukas wusste, dass mich Essen noch nie sonderlich interessiert hatte und ich es gerne mal vergaß, weil es keine wichtige Rolle für mich spielte.
Es ist nichts Neues für ihn und irgendwie hatte man sich daran gewöhnt. Doch trotzdem hatte ich deutlich mehr zu mir genommen, als es gerade der Fall ist. Ich ließ die Mahlzeiten öfters mal aus und nahm nur einen kleinen Snack zu mir.
Ich würde auch gerne mehr essen, aber ich konnte es nicht. Mein Bauch konnte noch so randalieren und nach etwas verlangen, aber wenn der Kopf 'Nein' sagte, konnte ich mich nicht dazu zwingen, Messer und Gabel in die Hand zu nehmen.

Als ich das Geld zusammengezählt hatte, was locker für etwas Vernünftiges zum Essen ausreichte, sah ich mich in der Gegend um und erspäte einen Supermarkt einige Meter von mir entfernt.
Ich trat in diesen und sah mich in der Backwarenabteilung um, wo es an der Theke einige belegte Brötchen, Pizzen, Croissants und Sandwiches gab. Da ich wirklich mächtig Kohldampf hatte und die letzte Mahlzeit 24 Stunde her ist, nahm ich 2 Brötchen und ein Sandwich mit.
Ich holte mir noch eine Flasche Wasser und ging an die Kasse. Ich legte die Ware aufs Band und ein leichtes Lächeln huschte mir über die Lippen. In gewisser Maßen konnte ich ja doch stolz auf mich sein.

Ich lächelte und als ich dran kam, bezahlte ich fix und ging daraufhin zu den Ablagen, um die Brötchen und die Flasche Wasser für später einzupacken. Ich müsste eh noch etwas Zeit draußen verbringen, bis ich wieder nach Hause konnte.
Ich schulterte mir den Rucksack  über, ließ das Restgeld in meiner Hosentasche verschwinden und entfernte das Sandwich von der Folie, die ich im Müll entsorgte und mir noch eine Serviette vom Bäcker schnappte.
Zufrieden ging ich aus dem Supermarkt heraus und nahm einen tiefen Bissen meines Schinken-Sandwiches. Doch meine Kinnlade klappte mit einem Mal herunter und der Inhalt dieses landete vor meinen Füßen, als ich Lukas einige Meter von mir entfernt sah.

Noch bevor ich fliehen konnte, trafen sich unsere Blicke und das Lächeln, was er bis eben auf seinen Lippen getragen hatte, verschwand augenblicklich aus seinem Gesicht. Mit fassungslosen Augen sah dieser mich an und zwickte sich selbst in den Arm.
Ich krallte mich an dem Sandwich fest und meine Knie begangen stark zu zittern. Am liebsten wollte ich unsichtbar sein, im Erboden versinken oder mich in Luft auflösen. Mir wurde mit einem Mal ganz schlecht und alles drehte sich.
Lukas schüttelte ungläubig mit dem Kopf und sah mich mit einem so enttäuschten, verletzlichen Blick an, wie ich ihn bei noch keiner Person gesehen hatte. Ich spürte es in meiner Brust stechen und ehe ich einen Schritt auf ihn zu machen konnte, war er auch schon verschwunden.



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