Die Beichte


Als ich gerade meine nächste Zigarette aufgeraucht hatte und mir dann schon direkt die Nächste, vor lauter Aufregung, anzünden wollte, sah ich plötzlich einen mir sehr bekannten, blonden Schopf an den Büschen vorbeiziehen.
Ich steckte nur die Kippe, samt Feuerzeug, wieder zurück in meine Hosentasche und keine paar Sekunden später, kam auch schon Alex um die Ecke gebogen, entdeckte mich sofort und kam dann auch schon augenblicklich auf mich zu.
Als ich meine beste Freundin dann aber so sah, weiteten sich nun augenblicklich meine Augen, denn sie sah alles andere als gut und gesund aus. Und da nervte ich sie auch noch schon wieder mit meinen Problemen.

,,Du siehst ja schrecklich aus, Maus.'', begrüßte ich sie direkt lächelnd, aber dennoch leicht besorgt, als sie nun vor mir stand.
,,Vielen Dank, du Arschloch!'', erwiderte Alex darauf nur leicht angepisst und schnipste mir einmal gegen die Stirn.
,,Aua!'', machte ich nur und stieß sie mit meinem Fuß an.
,,Heul' nicht rum, Timi! Man sagt jemanden nicht, wenn er ungeschminkt ist, dass er schrecklich aussieht.'', verteidigte sich Alex nur vollkommen genervt und ließ sich dann auch schon neben mir auf der Bank nieder.

,,Was hat dich denn nur gestochen, dass du heute so'ne Zicke bist?!'', fragte ich dann perplex nach, weil ich meine beste Freundin so überhaupt nicht kannte.
Alex wusste ja schließlich gut genug, dass ich die Beleidigungen niemals ernst meinte und solche Beleidigungen viel eher eine Art ,,Ich liebe dich.'' unter besten Freunden war.
Meine beste Freundin hatte noch nie zickig oder gar sauer auf so etwas reagiert, sondern hatte stattdessen einen viel härteren Konter auf Lager oder gab sich eben Augen verdrehend und grinsend geschlagen.

,,Mich hat nichts gestochen, sondern ich hab' nur mega krasse Bauchschmerzen heute Morgen bekommen und jetzt tut alles weh.'', erklärte mir Alex, verzog einmal schmerzverzerrt das Gesicht, als sie daran dachte und lehnte sich mit ihrer Stirn seufzend gegen meine Schulter.
,,Ich hab' mich auch für heute krankschreiben lassen, weil's echt nicht anders ging. Sitzen wäre ja gar kein Problem gewesen, aber ich wäre bei dem heutigen Dreh sowas von, vor lauter Schmerzen, gestorben.'', fügte sie noch einmal seufzend hinzu und ich biss mir nur auf die Unterlippe, als ich das hörte.

,,Oh...'', machte ich nur und spielte ganz nervös mit meinen Händen.

,,Was denn?'', fragte sie nach, löste sich von mir und legte den Kopf einmal schief.
,,Na ja, es geht dir schon so verdammt scheiße und ich hab' nichts Besseres zutun, als dir deine Entspannung von Zuhause zu rauben.'', erklärte ich meiner besten Freundin und sah sie nur leicht schuldbewusst an.
,,Erst einmal konntest du doch gar nicht wissen, dass ich meine Tage habe und es mir deswegen eben so scheiße geht und das Nächste ist, dass ich mich sehr gerne von meinem Bett und dem Wärmekissen trenne, um bei dir dummen Vollidioten sein zu können.'', erwiderte Alex auf meine Vermutung hin nur und lächelte mich beruhigend an.

,,Trotzdem hättest du mir das auch ruhig am Handy sagen können, denn dann wäre ich auch zu dir gefahren.'', antwortete ich bloß immer noch leicht schuldbewusst und Alex lachte nur einmal kurz auf.
,,Ach Timi, natürlich hätte ich das machen können, aber ein bisschen frische Luft tut mir ganz gut und das Spazieren genauso.'' Alex klopfte mir auf die Schulter und sah mich weiterhin beruhigend an.
,,Ja, aber...'', fing ich an, doch wurde augenblicklich von meiner besten Freundin unterbrochen, weil mir diese ihren Zeigefinger auf die Lippen legte.
,,Nichts, ja aber, Timi. Du wolltest mir etwas Erzählen und das ist jetzt viel wichtiger, als mein schmerzender Bauch.'', unterbrach mich Alex, tat ihren Zeigefinger wieder weg und sah mich dann auch schon auffordernd an.

,,Also Timi, sag' schon, was ist denn los?'', fragte Alex nach und sah mich weiterhin auffordernd an.
Ich spielte nur vollkommen nervös mit meinen Händen, biss mir augenblicklich wieder auf die Unterlippe und wusste gar nicht so recht, wie ich das Thema überhaupt eigentlich anschneiden sollte.
Marcel, Alex und ich hatten noch nie großartig über dieses Thema geredet, weil wohl niemand gedacht hätte, dass dieses Thema auch bei einem von uns je irgendwie aufkommen würde. Zu mindestens nicht in diesem Maß.

Alex und Marcel hatten sich aber auch nie abfällig oder sonstiges gegenüber Schwule geäußert und auch nie so gewirkt, als hätten sie irgendwas dagegen.
Vor allem bei Alex würde mich es schon sehr irritieren und auch sehr wundern, wenn sie plötzlich irgendetwas gegen Homosexualität hätte, denn das wäre mir verdammt neu und würde auch so gar nicht zu ihr passen.
Ihr kleiner Bruder Myci war schließlich auch schwul, hatte sich vor circa zwei Jahren offiziell geoutet und sie hatte ihn bis dahin weitgehend unterstützt. Meine beste Freundin verteidigte ihren Bruder wo es nur ging, wenn jemand irgendwas gegen seine Sexualität sagte und war mit ihm schon des öfteren auf sämtlichen CSD's gewesen und unterstützte ihren kleinen Bruder in dieser Hinsicht genauso gut, wie in allen anderen.

Alex wäre die letzte Person auf Erden, die mich aufgrund meiner Homosexualität je verurteilen oder gar hassen würde.
Im Gegenteil, viel eher würde sie mich weiterhin bei allem unterstützen, was ich noch eben so tun würde und mich ebenfalls, wie ihren Bruder eben auch, vor alles und jeden verteidigen, wenn nur einer ansatzweise auf die Idee kam, irgendwas gegen meine Sexualität zu sagen.
Meine beste Freundin würde mich deswegen schon nicht urteilen, das wäre totaler Bullshit. Sie würde mich auch noch weiterhin akzeptieren und lieb haben, so wie sie es auch schon immer getan hat und daran würden meine neu entdeckten Neigungen und Vorlieben auch rein gar nichts dran ändern.

,,Ähm...Alex?'', fragte ich nur weiterhin ganz nervös nach und spielte mit meinen Händen.
,,Ja?'', machte sie nur und musterte mich einmal von der Seite.
,,Ähm...also...ich...i-ich...ähm....muss dir was...s-sagen...beichten...'', fing ich daraufhin ganz langsam und aufgeregt zugleich an und mein Herz begann augenblicklich einige Takte schneller zu schlagen. Oh Gott!
,,Das hattest du mir schon am Handy mitgeteilt, mein Spatz.'', lachte sie nur und klopfte mir einmal auf die Schulter, während ich nur ganz schief zu grinsen begann.

,,Aber dann erzähl' mir mal, was ist denn eigentlich überhaupt passiert, dass du es mir nicht direkt am Handy sagen konntest?'', befahl mir Alex dann, als sie sich wieder von ihrem kurzen Lachflash wieder beruhigt hatte und sah mich erneut auffordernd an.
,,Uff, ich weiß gar nicht so recht, wie ich eigentlich damit anfangen soll...'', meinte ich dann nur unsicher und pustete einmal geräuschvoll die Luft aus.
,,Du weißt aber, dass du mir alles sagen kannst, Timi. Vor mir muss dir rein gar nichts peinlich, unangenehm oder sonstiges sein.'', erwiderte Alex direkt, lächelte mich aufmunternd an und legte ihre Hand auf meiner Schulter ab.

,,Alex?'', fragte ich wieder nach dem Namen meiner besten Freundin, als wir für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen und unseren eigenen Gedanken nachgehangen hatten.
,,Ja?'', machte sie nur und lachte erneut einmal kurz auf.
,,Würdest du mich je für irgendwas verurteilen?'', fragte ich unsicher nach und begann erneut damit, nervös mit meinen Händen zu spielen.
,,Oh Gott, nein! Um Himmelswillen, wirklich nie. Warum sollte ich das denn auch tun?'', antwortete Alex direkt leicht schockiert und empört zugleich und sah mich daraufhin mit einer fragenden Miene an.

,,Timi, was hast du denn getan?'', fragte meine beste Freundin dann leicht aufgeregt nach, weil ich sie einfach so verdammt unsicher und nervös zugleich anblickte und einfach nicht mit der Sprache herausrücken wollte.
,,Hast du vielleicht jemanden umgebracht, oder was?! Ronny vielleicht?! Ich mein', ich würde das echt verdammt gut finden und auch sehr begrüßen! Ich würde sogar diese scheiß Leiche mit dir zusammen irgendwo verbrennen oder vergraben, aber hoffentlich bekommt das denn auch niemand mit!'', wurde Alex nun lauter und aufgeregter zugleich und sah mich mit leicht geweiteten Augen an.
,,Oh Gott, Alex, nein! Ich würde Ronny niemals umbringen, weil ich dann direkt als Nächster dran sein würde. So schlimm ist es nun wirklich nicht, da kannst du dir ganz sicher sein.'', beruhigte ich meine beste Freundin nur in derselben Lautstärke, lachte und schüttelte aufgrund dessen einmal mit dem Kopf.

,,Okay...'', machte ich seufzend und sah mich nun wieder vollkommen unsicher in der Gegend um.
,,Na komm', trau' dich. Ich wäre jawohl die Letzte auf diesem Planeten, die dich wegen irgendwas verurteilen würde.'', machte Alex mir nun Mut und zwickte mir einmal kurz grinsend in die Seite, weshalb ich einmal zusammenzuckte.
,,Ich weiß...'', erwiderte ich nur, atmete einmal ganz tief durch und schloss die Augen. Doch ich öffnete sie kurz darauf wieder, um in das leicht besorgte Gesicht meiner besten Freundin zu blicken.

,,Alex, würdest du mich wirklich wegen nichts verurteilen?'', fragte ich doch noch einmal sicherheitshalber nach, weil ich mir immer noch nicht ganz so sicher war, ob sie denn auch wirklich so positiv auf das Ganze reagieren würde.
Ich hatte echt keine Ahnung, ob ich es Alex wirklich sagen sollte, dass ich nun einmal schwul bin und eben erst, vor einigen Minuten, einen Jungen geküsst habe.
Ich konnte ihre Reaktion darauf echt nicht ganz einschätzen, obwohl ich doch ganz genau wusste, wie sie damals vor ungefähr zwei Jahren reagiert hatte, als ihr kleiner Bruder sich vor ihr und Alex' gesamter Familie geoutet hatte.
Alex hatte darauf eigentlich vollkommen normal reagiert, ihren Bruder nur ganz freudig umarmt und breit lächelnd gemeint, dass sie sich so unfassbar sehr für ihn freute, ihn natürlich weiterhin akzeptieren und unterstützen würde und so glücklich darüber war, dass Myci ihr das anvertraut hatte und vor allem dazu stand, dass er nun einmal schwul war.
Also, warum sollte Alex bei mir nun so anders reagieren, wenn ich mich vor ihr outete? Das wäre jawohl totaler Quatsch.

,,Nein Timi, das würde ich wirklich nicht. Warum sollte ich denn auch? Ich würde niemals im Leben auf die Idee kommen, dich je wegen irgendwas zu verurteilen. Egal, was du getan hast oder je tun wirst, ich würde immer auf deiner Seite stehen und zu dir halten, da kannst du dir ganz sicher sein.'', erwiderte Alex auf meine Bedenken hin direkt in einem nun ganz ernsten Ton und lächelte mich ihrer Tonlage entsprechend an.
,,Was hast du denn getan, Timi? Komm' schon, mir kannst du es doch ruhig sagen, ich bin schließlich immer noch deine beste Freundin.'', fragte Alex weiterhin nach und rückte ein Stückchen näher zu mir.
Meine beste Freundin musterte mich nur ganz besorgt von der Seite, legte den Kopf einmal schief und schien wohl zu analysieren, was genau ich ihr eigentlich sagen sollte und was ich eventuell getan haben könnte, sodass ich ihr das nicht einmal am Handy mitteilen konnte.

,,Timi, hast du etwa 'n Mädchen geschwängert, oder warum benimmst du dich jetzt so und rückst nicht direkt mit der Sprache raus?'', fragte Alex nur lachend nach und ich biss augenblicklich wieder auf die Unterlippe.
Tatsächlich wäre mir das momentan viel lieber, als dass ich mich vor ihr outen und ihr alles möglich über Lukas und mir erzählen musste. Zwar wäre es auch nicht gerade geil und wirklich ideal, wenn ich in meinem Alter ein Mädchen geschwängert hätte, aber das wäre mir momentan um einiges lieber, als mich jetzt vor meiner besten Freundin outen zu müssen. Und zudem würde es auch einiges mit der Gang zusammen viel einfacher machen.
Ich sah nur leicht unsicher zu ihr nach oben, grinste einmal schief und Alex deutete diese Gestiken nur vollkommen falsch, weil sich nun augenblicklich ihre Augen weiteten, ihr das Lachen daraufhin verging und sie mich nun an den Schultern packte und mich ganz geschockt ansah.

,,Timi, nein, bitte nicht! Nein, das hast du nicht getan, nein! Mit wem? Wann? Wie? Wo? Seit wann weißt du davon und warum hast du dummer Vollidiot kein scheiß Kondom benutzt?! Timi, bitte sag' mir...'', fing Alex nur ganz aufgebracht an, doch ich unterbrach sie, indem ich ihr meinen Zeigefinger auf die Lippen legte. Mädchen, chill'...
,,Gott Alex, bleib' mal ganz ruhig und chill' mal 'ne Runde, alter! Ich hab' kein Mädchen geschwängert, alles gut. Ich werde kein Vater.'', beruhigte ich sie, verdrehte einmal die Augen und strich ihr einige verirrte Strähnen aus dem noch leicht geschockten Gesicht.
,,Ich kann auch gar kein Mädchen geschwängert haben, denn ich...ich..ähm...'', fing ich dann stotternd an und Alex sah mich nun ganz angespannt von der Seite an.

,,Du, ja?'', machte Alex nur und sah mich auffordernd und immer noch angespannt zugleich von der Seite an.
,,Ich..ähm...also, ich...ähm...habe...bin...'', stotterte ich weiterhin nur vollkommen wirr vor mich hin und meine beste Freundin zog die Augenbrauen zusammen und musterte mich nun einmal ganz verwirrt.
,,Ich bin Tim Wolbers und habe festgestellt, dass ich ein totaler Vollidiot bin? Keine Sorge, das wissen wir alle schon verdammt lange, das ist keine großartige Überraschung.'', half sie mir grinsend auf die Sprünge und lachte, doch mir war danach momentan echt nicht zumute.

,,Man, Alex! Ich...ach, fuck...Alex, ich hab' vorhin einen verdammten Jungen geküsst - einen Jungen! Und das auch nicht ohne Grund und aus reinem Spaß, denn ich...ich...ich bin schwul, Alex. Ich steh' auf Jungs.'', platzte es dann mit einem Mal ganz aufgeregt aus mir heraus und Alex' Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig.
Mein Herz hämmerte mir während dessen wie verrückt gegen die Brust. Ich löste mich von meiner besten Freundin, wendete den Augenkontakt von ihr ab und hatte so krasse Angst vor ihrer Reaktion. Wenigstens war es jetzt erst einmal raus.

Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, in der Alex nichts auf mein Outing erwiderte, sondern einfach nur die Klappe hielt und versuchte, meine Wort und was diese verband, zu verarbeiten.
Ich zitterte mittlerweile extrem, mir war so unfassbar schlecht und mein Herz hämmerte immer noch wie verrückt, so, als würde gerade Lukas neben mir sitzen. Was er wohl gerade so machte?
Doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, was mein Lukas wohl so nach unserem Kuss machte, weil Alex plötzlich damit anfing, ganz laut loszulachen. Sie lachte einfach und ich wusste gar nicht so recht, wieso eigentlich. Wo war denn jetzt bitte der Teil zum Lachen gewesen?!

,,Alex, warum lachst du denn jetzt?'', fragte ich nun ganz verwirrt nach, als sie sich gar nicht mehr einkriegte.
,,Warte...'', bekam sie gerade so vor lauter Lachen heraus und hielt sich verzweifelt an meinem Arm fest, weil sie ansonsten, jeden Moment, von der Bank fliegen und auf den Boden knallen würde.
Alex strich sich die Tränen aus dem Gesicht, wedelte sich mit ihren Händen etwas Luft zu und sah mich daraufhin auch schon breit grinsend an.

,,Timi, das kann doch jetzt nicht dein gottverdammter Ernst sein!'', lachte meine beste Freundin weiterhin und schüttelte einmal grinsend mit dem Kopf.
,,Doch, es ist so! Ich hab' einen Jungen geküsst und bin schwul. Ich verarsche dich hier gerade wirklich nicht, Alex.'', meinte ich nur leicht sauer und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenigstens von ihr hätte ich etwas mehr Empathie erwartet, als, dass sie mich dafür viel eher auslachen würde...
,,Ja, und jetzt?'', machte Alex nur grinsend, sah mich belustigt von der Seite an und zuckte mit den Schultern.
,,Wie, und jetzt?'', harkte ich nur leicht zickig nach und zog die Augenbrauen nach oben.

,,Ja, was für eine Antwort erwartest du denn jetzt von mir, Timi? Ist doch schön für dich, dass du einen Jungen geküsst hast und schwul bist. Ich hab' damit kein Problem, mir ist das egal. Solange du damit glücklich und zufrieden bist, ist doch alles in Ordnung.'', sagte Alex lächelnd, zuckte mit den Schultern und sah mich nur leicht ratlos an.
,,Findest du das wirklich nicht schlimm, oder so?'', fragte ich nun wieder ganz unsicher nach und spielte erneut völlig nervös mit meinen Händen, weil ich meiner besten Freundin immer noch nicht ganz Glauben schenken konnte.
,,Nein, warum sollte ich denn auch?! Hatte dieser Kerl etwa Herpes, oder warum stellst du dich jetzt so an? Mein Gott, du hast 'nen Jungen geküsst. Als ob das sowas Abwegiges ist.'', zuckte Alex nur mit den Schultern und lachte einmal kurz auf.

,,Ach man, Alex.'', seufzte ich nur und fuhr mir einmal durch die Haare.
,,Was ist denn jetzt noch, Timi Schatz?'', fragte meine beste Freundin leicht besorgt nach und sah mich ihrer Tonlage entsprechend von der Seite an.
,,Sei jetzt mal ganz ehrlich: Findest du das wirklich nicht schlimm?'', fragte ich noch einmal sicherheitshalber nach und Alex verdrehte augenblicklich die Augen.
,,Mein Gott, zum allerletzten Mal: Nein. Ich habe gegen deine Homosexualität so gar nichts und das ist doch auch vollkommen in Ordnung. Als ob ich dich jetzt irgendwie deswegen verurteilen oder gar hassen würde. Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, mein Schatz. Du bist doch immer noch der gleiche, dumme Vollidiot, der du davor nun mal eben auch warst. Nur, dass ich jetzt eben weiß, dass du auf Jungs stehst.'', antwortete Alex nun noch einmal in einem ganz ernsten Ton, lächelte mich an und zog mich daraufhin in ihre Arme.

,,Timi, du weißt doch ganz genau, wie ich mit Homosexualität umgehe. Für mich ist das doch etwas so normales und ich bin es doch eigentlich schon längst von meinem Bruder gewohnt. Ich finde es wirklich nicht schlimm, dass du auf Jungs stehst, wirklich nicht. Ich bleibe weiterhin noch deine beste Freundin, die immer hinter dir stehen wird und auf was genau du da jetzt eben stehst, ist mir doch egal.'', flüsterte mir Alex ins Ohr, gab mir einen Kuss auf die Wange und ich sah lächelnd zu ihr hoch.
,,Danke, dass du trotzdem noch zu mir stehst, Alex. Ich hatte nämlich echt so krasse Angst eben gerade. Aber deine Worte lassen es mich nochmal bestätigen, dass du echt das toleranteste Mädchen auf dieser ganzen Welt bist.'', erwiderte ich lächelnd und kuschelte mich näher an meine beste Freundin heran.
,,Och Timi, dafür brauchst du dich doch nicht zu bedanken, das ist für mich eine reine Selbstverständlichkeit! Wer einen Freund anders behandelt, nur weil dieser auf das gleiche Geschlecht oder auch eben beides steht, muss doch echt von allen guten Geistern verlassen sein. Es ändert sich doch jetzt rein gar nichts an unserem Verhältnis und du hättest mir das auch ruhig direkt zur Begrüßung sagen können.'', lachte sie nur und ich bekam Tränen in den Augen aufgrund ihrer lieben Worte. Die Erste verließ auch schon direkt mein linkes Auge und ich wischte mir diese sofort weg, während augenblicklich immer mehr und mehr dazu kamen und ich meiner besten Freundin nun die Schulter vollheulte.

,,Gott Timi, jetzt heul' doch nicht, weil du schwul bist, ist doch alles gut. Du stehst doch nur auf Männer, keine Sorge.'', beruhigte mich Alex, löste mich etwas von sich und lachte mich an.
,,Sorry, mich erleichtern deine Worte aber nur gerade so.'', erwiderte ich schnaubend und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
,,Hey, das einzige Problem was ich mit deiner Sexualität habe, ist, dass ich Angst davor habe, dass wir uns irgendwann mal in die Quere deswegen kommen könnten, weil wir auf den gleichen Typen abfahren, alles daran setzen, dass er nur auf einen von uns beiden allein' steht und so unsere langjährige Freundschaft zerbricht.'', gab Alex nur leicht ängstlich zu und nun lachte ich auch mal wieder.

,,Du meinst, wie Karma und Shane bei Faking It, als sie mit diesem einen Typen zum Abschlussball gehen wollten, sich dazu entschlossen haben, alle drei zu gehen und dann fast einen ungewollten Dreier miteinander geschoben haben?!'', harkte ich grinsend nach und sie nickte augenblicklich.
,,Ja, und ich hoffe, dass es nie soweit kommen wird, denn ich will nicht, dass sich Marcel später noch zwischen uns beiden entscheiden muss. Und allgemein, ich will dich auch nicht wegen so etwas verlieren.'', erwiderte Alex lächelnd und ich erwiderte dieses.
Das wäre natürlich schon ein bisschen krass, wenn wegen so etwas wirklich unsere langjährige Freundschaft zerbrechen würde, aber sie hatte ja ihren Béla und ich höchstwahrscheinlich bald meinen Lukas.

,,Aber eine Frage habe ich dennoch.'', fing Alex dann an, als wir für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen hatten und ich drehte meinen Kopf zu ihr, um sie fragend anzusehen.
,,Die wäre?'', harkte ich neugierig nach und legte parallel dazu den Kopf einmal schief.
,,Seit wann weißt du das und bist dir so sicher davon, dass du schwul bist? Irgendwie kommt das ja jetzt schon ziemlich plötzlich, weil es auch nie so gewirkt hat, als hättest du Interesse an Jungs.'', fragte Alex und sah mich ganz gespannt an.

,,Ich weiß es eigentlich schon verdammt lange. Aber durch Ronny, der ja bekanntlich Schwule extrem hasst und verabscheut, hab' ich nach dem Beitritt der Gang nicht mehr explizit über meine Sexualität nachgedacht und das viel eher in den Hintergrund gerückt. Ich konnte mich selbst über Jahre hinweg ziemlich gut verarschen und mir einreden, dass ich hetero bin - was auch meine ganzen Beziehungen mit Mädchen erklärt. Aber nun kam halt so ein Junge in mein Leben gestolpert, hat diese ganzen Gefühle neu entfacht und ich kann sie gar nicht mehr abstellen. Alex, ich musste es mir nun endlich eingestehen, dass ich nun einmal schwul bin, denn ansonsten gehe ich auf Dauer nur noch weiterhin kaputt.'', erklärte ich meiner besten Freundin seufzend und sie nickte augenblicklich verstehend.
,,Ich verstehe...'', gab sie dann von sich.
,,Aber hör' nicht auf Ronny, er weiß eh nicht, was richtig und gut für dich ist und es auch nicht falsch, dass du auf Jungs stehst und eben erst einen geküsst hast.'', fügte Alex noch lächelnd hinzu und nun war ich dieses Mal der, der nickte.

,,Ist der Junge, den du geküsst hast, auch der, der diese Gefühle bei dir neu entfacht hat?'', fragte Alex nun ganz neugierig nach und drehte sich zu mir.
,,Ja...'', gab ich grinsend zu und spürte, wie ich augenblicklich ganz rot anlief.
,,Aw, das ist so süß, oh mein Gott! Du musst mir unbedingt alles über ihn erzählen! Woher kennst du ihn? Wie lange schon? Wie heißt er? Und, wie sieht er überhaupt aus?'', fing Alex dann auch schon ganz aufgeregt an und bekam sich kaum noch ein.
Das war sie, meine beste Freundin Alexandra Ariana Evans, wenn Marcel oder ich verliebt waren. Alex wollte dann immer unbedingt alles mögliche wissen und benahm sich dann von der ein auf die andere Sekunde wie diese ganzen Weiber aus Sex and the City, weil sie einfach alles über diese Mädchen...ähm...beziehungsweise nun auch Jungs unbedingt wissen wollte/musste.

,,Wollen wir nicht eventuell zu dir fahren?'', fragte ich stattdessen und grinste meine beste Freundin schief an.
,,Wieso?'', fragte sie nur verwundert nach und legte den Kopf schief.
,,Ich möchte, dass du wieder zurück zu deinem Wärmekissen kommst und außerdem möchte ich jetzt nicht unbedingt in aller Öffentlichkeit von ihm schwärmen.'', erklärte ich ihr, deutete in die Richtung der paar Kinder und Mütter, erhob mich dann auch schon von der Bank und reichte meiner besten Freundin die Hand.
,,Ein wenig hätte ich schon noch ausgehalten, keine Sorge. Aber gut, wenn du unbedingt zu mir willst, dann machen wir das eben so.'', stimmte Alex grinsend zu, griff nach meiner Hand und ließ sich dann auch schon von mir hochziehen.
Wir grinsten uns nur gegenseitig total breit an, sie wuschelte mir einmal kräftig durch die Haare und wir machten uns daraufhin auch schon auf Richtung Bahn.

,,Weißt du, woran mich dein komisches und vor allem unnötiges Gehabe bei deinem Outing erinnert hat?'', fragte Alex dann nach, als wir an der Haltestelle standen.
,,Ne? Woran denn?'', fragte ich stattdessen nur nach und sah meine beste Freundin meiner Tonlage entsprechend an.
,,Weißt du noch damals, im Ferienlager? Als ich mich vor dir geoutet habe? Da habe mich doch genauso benommen und du musstet mich erst einmal wieder beruhigen.'', erklärte sie mir und nun erhellte sich meine Miene wieder.
,,Oh mein Gott ja, ich erinnere mich wieder. Du hattest so Angst davor gehabt, mir davon zu erzählen und im Endeffekt war es ja dann doch nicht so schlimm, wie zunächst eigentlich gedacht.'', lachte ich und Alex stimmte sofort mit ein.

,,Ich war aber ziemlich froh darüber, als ich mich dir so geöffnet habe und dir endlich mein wahres Ich zeigen konnte.'', lächelte Alex dann und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter.
,,Ich war auch ziemlich glücklich darüber. Ich hab' mich echt sehr darüber gefreut, dass du mir das anvertraut hast.'', sagte ich grinsend und meine beste Freundin fuhr sich einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
,,Ich bin echt glücklich darüber, dass ich so jemanden wie dich und Marcel habe, denen ich so sehr vertrauen kann und bei denen auch alle Geheimnisse von mir ganz sicher sind und ihr zwei schweigt wie ein verdammtes Grab.'', gab Alex verträumt zu und sah breit grinsend zu mir hoch.
,,Geht mir genauso bei euch beiden.'', lächelte ich noch ein ganzes Stückchen breiter, wuschelte ihr durch die Haare und dachte, immer noch lächelnd, während Alex sich nur augenblicklich fluchend von mir löste und sich ihre Haare wieder ordentlich zurechtlegte, daran zurück, wie sie sich eigentlich damals vor mir geoutet hatte.

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Übrigens noch eine kleine Ankündigung meiner selbst! Es kann sein, dass nächste Woche kein Kapitel kommt, da ich dort auf Abschlussfahrt in Köln bin und von dort aus dementsprechend eben nicht updaten kann. :D

Vielen lieben Dank fürs Lesen, ihr seid toll und einen schönen Tag noch! c:



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