Der Brief, der mir meine Hoffnung und das Lächeln nahm


,,Timi?'' Ich vergrub mich weiter in die Bettdecke, drückte meinen Kopf stärker ins Kissen und wollte mich am liebsten wie eine Schildkröte in einem Panzer verstecken und nie wieder aus diesem herauskommen.
Ich wollte einfach niemanden sehen, mit niemanden reden, niemanden hören und vor allem wollte ich einfach nur noch alleine sein und für immer meine Ruhe haben. Bis ich irgendwann sterbe.

Ich wollte einfach nicht mehr, ich konnte nicht mehr und ich wartete eigentlich nur noch auf den Moment, an dem ich einfach aufhörte zu atmen und zu existieren. Welchen Sinn hatte mein Leben überhaupt?

,,Timi, hey. Wo steckst du?'' In einem tiefen schwarzen Loch. Versuch' mich ruhig rauszuholen, doch ich werde wieder hineinfallen und dann noch viel, viel tiefer in dieses stecken.
,,Timi, wo...'', Ich hörte, wie sich meine Zimmertür öffnete und die Stimme, die ich in diesem Moment, dank der unzähligen, anderen Stimmen in meinem Kopf, nicht richtig zu ordnen konnte, verstummte.
Ich hörte, wie Schritte auf mich zu kamen, sich meine Matratze einmal hob und wieder senkte und mir daraufhin an der Bettdecke gezogen wurde, die ich aber festhielt, weil ich einfach nicht wollte, dass mich jemand so sah.

,,Timi, komm' doch mal raus.'', redete die Stimme beruhigend auf mich ein, strich mir sachte über den dürren Körper und ich merkte, wie eine Hand unter meine Bettdecke langte und daraufhin mein Gesicht abtastete.
,,Timi, weinst du etwa?'', fragte mich diese Stimme nun ganz besorgt und ein leises Lachen entwich mir. Die Frage ist doch wohl eher: Wann weinte ich nicht?
Ich spürte, wie sich ein warmer Körper plötzlich neben mich legte und jemand zu mir unter die Bettdecke gekrochen kam. Ich drehte der Person nur direkt den Rücken zu, weil ich einfach nicht wollte, dass sie mich in diesem Zustand sah. Niemand sollte mich je wiedersehen.

,,Timi Schatz, dreh' dich mal bitte zu mir und sieh' mich an.'', befahl mir die noch unbekannte Stimme und nun erkannte ich, welche Person dicht gepresst neben mir lag und mich die ganze Zeit gesucht hatte. Alex war hier.
,,Nein...'', schnaubte ich nur, verkniff mir meine Tränen und rückte näher an die Wand heran, so als würde sie mir irgendeinen Schutz vor meiner besten Freundin und allgemein der ganzen Welt geben. Ach, wäre das schön, wenn eine einzige Wand all meine Probleme lösen könnte.
,,Warum denn nicht, mein Schatz?'', fragte Alex stattdessen besorgt, strich mir wieder sachte über den Rücken und ich zuckte nur mit den Schultern.

,,Ich will nicht, dass du mich so siehst.'', antwortete ich knapp und hoffte, dass man nicht heraushörte, wie gebrochen und verheult meine Stimme mittlerweile klang.
,,Wie soll ich dich denn nicht sehen?'', fragte sie weiterhin besorgt nach und ich seufzte.
,,Dass ich so zerstört und gebrochen bin.'', erklärte ich ihr, fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und spürte dann, wie mich jemand bei den Schultern packte und daraufhin auf den Rücken drehte.

Dann wurde es mit einem Mal ganz hell und ich merkte, dass Alex gerade dabei gewesen war, mir die Decke vom Kopf zu ziehen und mich mit besorgten Augen zu mustern.
Ich versteckte mich nur direkt, robbte in die nächstbeste Ecke meines Bettes, presste mich dicht gegen die Wand und zog mir wieder die Decke über den Kopf, in der Hoffnung, dass mich Alex nicht sehen würde.
Ich wollte einfach nicht, dass Alex mich so sah, sich wieder Sorgen um mich machte, Marcel davon erzählte und die beiden sich daraufhin zusammen Sorgen um mich machten.Sie hatte schon genug eigene Probleme.

,,Timi, zieh' dir doch jetzt bitte mal die Decke vom Kopf und sieh' mir gefälligst in die Augen. Ich weiß wie du zerstört aussiehst, das ist doch nichts Neues für mich. Komm', ich will mit dir reden.'', befahl mir Alex in einer sanften Tonlage, ich spürte, wie sie mein Bein streichelte und ich schüttelte mit dem Kopf.

,,Timi, bitte. Was ist in letzter Zeit los mit dir? Du benimmst dich schon seit Samstag so komisch. Du antwortest gar nicht mehr auf meine Nachrichten und Anrufe und allgemein kriegt man in letzter Zeit nichts mehr von dir zu hören. Was ist denn passiert?'', fragte mich Alex sichtlich besorgt aus, doch sie bekam von mir nur ein Seufzen.
,,Tim, bitte. Marcel und ich machen uns wirklich große Sorgen um dich. Ist irgendwas Schlimmes am Samstag passiert? Ist was mit dir und Lukas? Deiner Mutter? Komm', rede doch mal mit mir.'', redete meine beste Freundin weiterhin auf mich ein, strich mir immer wieder sachte übers Bein und ich merkte, wie sie näher an mich heranrückte.

Ehe ich mich versehen konnte, hatte sie mir auch schon wieder die Decke vom Kopf weggezogen, hielt diese fest, sodass ich gar keine Chance dazu hatte, mir diese wieder über den Kopf zu ziehen und da ich mich selbst schon in die letzte Ecke gedrängt hatte, konnte ich ihr auch nicht mehr entfliehen.
Alex sah mich erwartungsvoll an, strich mir langsam die Tränen aus dem Gesicht und reichte mir ein Taschentuch, damit ich mir die Nase ordentlich ausschnauben konnte.

Ich schielte nur an meiner besten Freundin vorbei und traute mich gar nicht, ihr in die Augen zu gucken, weil ich mich so dafür schämte, dass sie und Marcel sich wieder grundlos Sorgen um mich machen mussten.

,,Also, Timi, was ist passiert?'', fing Alex an, als wir für eine kurze Zeit miteinander geschwiegen hatten und sie setzte sich dicht gepresst neben mich, sodass sich unsere Schultern berührten.
,,Nichts...'', antwortete ich nur, versuchte sie so gut wie nur irgendwie möglich anzulächeln, doch das brachte natürlich gar nichts, weil ich augenblicklich in Tränen ausbrach und laut zu schluchzen begann.

Alex handelte natürlich sofort, zog mich in ihre Arme und strich mir mit ihren Fingerkuppen immer wieder sachte über den Rücken, damit ich mich irgendwie beruhigte. Ich bin so ein schlechter bester Freund.

,,Oh Gott, Timi...'', seufzte meine beste Freundin, zog mich näher zu sich und löste mich dabei etwas von sich, um mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und mir einen Kuss auf die Stirn zu hauchen.
,,Komm', es kann doch nichts sein, wenn du hier direkt in Tränen ausbrichst, wenn du allein' nur daran denkst. Sag's mir schon.'', stellte Alex aus meiner Heulattacke fest, sah mich weiterhin besorgt an und ich strich mir selbst einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
,,Ich will nicht, dass du dir grundlos Sorgen um mich machst, Alex. Ich hasse mich. Du und Marcel, ihr macht euch ständig Sorgen um mich und habt wahrscheinlich, nachdem ich einen halben Tag nicht bei WhatsApp online bin, schon Angst, dass ich mich umgebracht habe.'', schluchzte ich, schüttelte über mich selbst einmal mit dem Kopf und in meinem Augenwinkel sah ich, wie Alex die Augen verdrehte.

,,Timi, wir hatten das Thema doch schon oft genug durch. Marcel und ich haben kein Problem damit, dass wir uns öfters mal Sorgen um dich machen, okay?! Wir sind deine besten Freunde und natürlich harken wir da denn eben öfters und direkter nach, als vielleicht bei anderen. Klar, du bist vielleicht nicht der einfachste Junge und es gibt viel leichtere Typen da draußen, aber mit denen wollen wir doch gar nicht befreundet sein. Und weißt du auch warum? Weil die nicht wie du sind. Niemand kann dich ersetzen, Timi. Du weißt, dass wir deswegen nicht einfach so abhauen werden. Wir sind sehr gerne für dich da, Großer.'', sagte Alex in einer sanften, eher ungewohnten Tonlage, nahm mein Gesicht in ihre kleinen Hände und strich mir daraufhin mit ihren Daumen über die Wangen, an denen unzählige, getrocknete Tränen klebten.

,,Das ist doch trotzdem alles scheiße momentan! Ich kann wirklich nichts, Alex! Nichts, man! Ich bin echt zu blöd für alles! Ey, ich hab' meine Mama schon wieder enttäuscht und das werde mit dem nächsten Geständnis auch nicht besser machen! Ich bin so ein verdammter Trottel! Hoffentlich vergesse ich bald mal zu atmen, dann seid ihr mich wenigstens alle los und könnt' vollkommen unbeschwert euer tolles Leben weiterleben!'', rief ich nur ganz wütend und aufgebracht, griff nach der Lampe, die auf meinen Nachttischschrank stand und pfefferte diese einmal volle Kanne gegen den Schrank.
,,Ey...'', bekam Alex geradeso erschrocken heraus, verpasste mir einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und sah mich daraufhin wieder mit ihrer sichtlich besorgten Miene von der Seite an, während sie nach meiner Hand griff und unsere Finger ineinander verschränkte.

,,Okay, was ist los?'', fragte Alex nun etwas forscher nach, drückte einmal fest meine Hand und sah mich auffordernd an, während ich seufzte.
,,Guck' was auf meinen Schreibtisch liegt, dann weißt du es.'', antwortete ich nur leicht genervt und Alex blickte mich irritiert von der Seite an.

,,Los, geh' schon gucken. Ich will dir das nicht sagen.'', befahl ich ihr, deutete mit meinen Kopf in die Richtung des Schreibtisches und hielt mir die Tränen zurück.

,,Äh...okay...'', erwiderte Alex auf das Ganze nur sichtlich irritiert, löste unsere Hände voneinander, stieg von meinem Bett herunter und ging daraufhin, wie befohlen, zu meinem Schreibtisch.
Alex nahm dort direkt den Briefumschlag in die Hand, holte den Zettel aus diesem und blickte mit ihren blaugrauen Augen auf diesen und las ihn sich langsam durch, während ich gespannt ihre Reaktion abwartete.
Ich merkte sofort, dass sie bei dem harten Teil angekommen war, als ihr Blick mit einem Fingerschnipsen ganz geschockt wurde und sich ihr Mund sogar leicht öffnete, während sie zu mir blickte.

,,Timi, das...'', fing sie fassungslos an, trat wieder zu mir ans Bett und ließ sich, immer noch vollkommen geschockt, auf der Bettkante nieder.

,,Schrecklich, oder?'', fragte ich nur mit Tränen in den Augen und die Ersten bannten sich daraufhin ihren Weg in die Freiheit.

,,Da ist wirklich, boah...ich weiß gar nicht, was ich eigentlich dazu sagen soll. Ich bin so geschockt gerade.'', gab Alex zu, las sich den Zettel immer wieder und wieder durch und schüttelte mit dem Kopf.

,,Ich bin so dumm, Alex. Dieser Zettel bestätigt ja sogar, dass mein IQ dem eines Toasts gleicht.'', sagte ich nur weinend, deutete auf den Zettel und wollte ihn am liebsten zerreißen und verbrennen.

,,Timi, du bist nicht dumm. Das sind doch nur Zahlen, die sagen doch gar nichts über dich aus.'', hielt Alex direkt dagegen, schüttelte mit dem Kopf und ich zuckte nur mit den Schultern.

,,Und diese Zahlen bestimmen über meine Zukunft. Ich hab' kein Bock mit denen beim Jobcenter zu reden.'', meckerte ich direkt, verschränkte die Arme vor der Brust und meine beste Freundin seufzte einmal.

,,Timi, das sagt doch noch gar nichts. Wir haben März, da kann sich noch einiges ändern bis Juli.'', versuchte Alex mir irgendwie Mut zu machen und ich sah sie nur unglaubwürdig an.
,,Alex, ich bin nicht du und kann aus 'ner fünf 'ne drei in ein paar Monaten machen. Dafür habe ich gar nicht die nötige Disziplin, Motivation und den Ehrgeiz.'', widersprach ich ihr, sah sie einmal vielsagend an und Alex verdrehte erneut die Augen.
,,Das kann man doch alles aufbringen, mein Schatz. Du siehst das Alles direkt immer viel zu negativ.'', seufzte Alex, rückte näher zu mir und hielt mir daraufhin diesen mehr als schrecklichen Zettel unter die Nase.

,,Guck' mal, in einigen Fächern könntest du schon noch auf 'ne drei oder vier kommen, so ist das nicht.'', fing Alex an und nun verdrehte ich mal die Augen, weil ich so ein Gespräch einfach nicht führen wollte.
Ich hatte das schon oft genug mit meiner Mama und meinen Lehrern durch. Die erzählten mir immer wieder das Gleiche, doch im Endeffekt drehte ich seit der siebten Klasse immer wieder 'ne Ehrenrunde.

,,Ach Alex, das bringt doch alles nichts. Ich hatte die Gespräche doch schon so oft. Bei manchen warst du doch sogar dabei, weil du mir Nachhilfe geben solltest. Du weißt doch, wie das im Endeffekt alles geendet ist.'' Ich machte eine abfällige, unzufriedene Handbewegung, sah meine beste Freundin vielsagend von der Seite an und sie nickte einmal stumm.

Als ich in der siebten Klasse das allererste Mal versetzungsgefährdet war, waren Alex und ich logischerweise noch in einer Klasse gewesen. Meine beste Freundin war schon immer eine sehr gute Schülerin gewesen und hatte die Schule auch direkt mit dem ersten Anlauf geschafft.
Meine Klassenlehrerin wollte dann mit mir und meiner Mama ein Gespräch über meine Noten führen und hatte zu diesem auch Alex eingeladen. Meine Lehrerin hatte vorgeschlagen, dass Alex mir in manchen Fächern ja Nachhilfe geben könnte, weil wir beide schließlich gut miteinander befreundet waren und sie es für mich sicherlich auch umsonst machen würde.
Meine beste Freundin hatte damit natürlich gar kein Problem, doch ich habe mich ein wenig dagegen gesträubt, weil ich mich nicht auch noch außerhalb meiner Freizeit großartig mit der Schule befassen wollte. Dafür war sie mir leider viel zu kostbar und wichtig.

Doch Alex und meine Mama haben gut auf mich eingeredet und richtig mit mir darüber diskutiert, dass diese Nachhilfe doch gar nicht so eine schlechte Idee ist, weil wir damit noch meine Versetzung in die achte Klasse retten könnten.

Irgendwann hatte ich mich dann geschlagen gegeben, dieser mehr als dämlichen Nachhilfe zugestimmt und die erste Zeit war auch alles extrem gut, bis ich dann irgendwann, wie so oft im Leben, einfach keinen Bock mehr hatte.

Meine Noten hatten sich durch die Nachhilfe einfach gar nicht verändert, blieben weiterhin am totalen Tiefpunkt und ich gab Alex die gesamte Schuld an der Sache, weil sie schließlich für mich und meine Noten verantwortlich war.

Was ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht so wirklich wahrgenommen habe, war, dass Alex sich sehr wohl sehr gut mit der Nachhilfe bemüht und alles daran gesetzt hatte, damit ich den Stoff kapierte.
Nicht Alex war an meinen Noten Schuld gewesen, denn sie hatte alles richtig gut gemacht, sondern nur ich alleine war an meinen Noten Schuld gewesen, weil ich mich einfach nicht genug angestrengt und bemüht hatte.
Ich hab' während der gesamten Nachhilfe kaum aufgepasst, meiner besten Freundin gar nicht richtig zugehört und habe diese sogar ab und zu auch mal geschwänzt, weil ich einfach keine Lust auf diese ganze Scheiße hatte.

Diese ganze Sache ist dann irgendwann soweit eskaliert, als mich Alex eines Tages irgendwann vollkommen wutentbrannt angerufen und mich gefragt hat, wo zur Hölle ich denn schon wieder steckte und ob ich vorhatte, die Nachhilfe mal wieder zu schwänzen.
Natürlich meinte ich dann ganz trotzig, dass ich selbstverständlich schwänzte, weil ich einfach gar keine Lust auf ihre blöde Nachhilfe hatte, weil es in meinen Augen einfach nichts brachte und sich meine Noten dadurch auch nicht wirklich verbesserten.

Alex meinte daraufhin dann ganz sauer und angepisst zu mir, dass ich ja noch nicht einmal versuchte, den Stoff irgendwie in meinen Kopf zu bekommen und dass ich doch einfach sagen sollte, dass ich keine Lust mehr auf die Nachhilfe hatte, weil sie ihre Zeit auch besser verschwenden konnte.

Die gesamte Konversation hatte sich dann richtig hochgeschaukelt, sodass wir uns beide am Ende nur noch irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geschmissen und schlussendlich beschlossen hatten, dass die Nachhilfe hiermit für immer beendet sei.
Danach haben Alex und ich geschlagene zwei Wochen nicht miteinander geredet, uns nur ignoriert und waren richtig sauer aufeinander, weil wir uns beide nicht richtig ernst genommen hatten und nicht vernünftig über alles miteinander reden konnten.
Marcel war am Ende der Streitschlichter gewesen, als er sich mit uns beiden verabredet hat. Wir beide wussten aber nicht, dass der jeweils andere auch kommen würde und deswegen hatten wir uns erst einmal vollkommen genervt angeschrien, bis Marcel schlichtend dazwischen ging und uns beide mit Handschellen aneinander gekettet hat.
Marcel hatte uns dann brutal vor die Wahl gestellt; Entweder, wir blieben für immer aneinander gekettet, oder wir redeten vernünftig miteinander, begruben das Kriegsbeil, vertrugen uns und er band uns wieder voneinander los. Schlussendlich hatten wir uns dann doch wieder vertragen.

,,Ach komm', da waren wir beide dreizehn, Timi. Wir sind jetzt schon wesentlich älter und reifer geworden. Du bist nicht mehr ganz so stur und bockig wie früher. Okay, manchmal schon, aber das hast du ja mittlerweile im Griff.'', munterte mich Alex lachend auf, wuschelte mir durch die Haare und auch bei mir legte sich wieder ein Lächeln auf die Lippen.
,,Ja, schon, aber das bringt doch sowieso nichts. Du kennst meine Einstellung zur Schule. Da kannst du mir selbst bei Mathe 'ne Pizza backen, die teilen und mit mir Bruchrechnung machen und trotzdem würde ich richtig gleichgültig sein.'', hielt ich weiterhin strikt dagegen und vertuschte damit ein wenig, dass ich nicht wollte, dass Alex ihre Freizeit für mich opferte.
Alex hatte schon genug mit der Arbeit zutun und ich wusste, dass sie nach Feierabend einfach nur schlapp ins Bett fiel und daraufhin die nächsten Monate am liebsten durchschlafen würde.

Ich wollte einfach nicht, dass Alex nach der Arbeit dann ständig zu mir kam, um mir für die Schule zu helfen, obwohl es sowieso nichts brachte und ich auf das Alles auch überhaupt keine wirkliche Lust hatte.
Damit musste sie sich nach der Arbeit nicht noch umherschlagen, denn sie konnte viel besseres tun, als ihrem hoffnungslosen Fall von bestem Freund noch Nachhilfe in irgendwelchen Schulfächern zu geben.

Ich würde das schon irgendwie alleine hinkriegen. Keine Ahnung wie, aber ich werde das schon schaffen und zur Not ließ ich mir einfach, von irgendeinen meiner Kumpels, meinen Schulabschluss fälschen, damit ich wenigstens irgendwo eine Ausbildung beginnen konnte.

,,Aber Timi, wir müssen da echt was machen. Du willst doch schließlich die Neunte schaffen, oder?'', fragte mich Alex, sah mich eindringlich an und sah nachdenklich auf den Zettel.
,,Ja klar möchte ich die schaffen - unbedingt. Aber das geht einfach nicht, weil ich viel zu dumm für die ganzen Sachen bin.'', blieb ich weiterhin stur, vergrub die Hände in meinem Gesicht und zog die Knie dicht gepresst an meinen Körper.
,,Timi Schatz, du bist nicht dumm. Diese ganzen Noten sagen doch rein gar nichts über deine Intelligenz aus.'' Alex strich mir mit ihren Daumen über die Knie, lächelte mich an und robbte daraufhin zu mir nach hinten, um mir wieder diesen schrecklichen Zettel unter die Nase zu halten.

,,Guck' mal, in Englisch könntest du es zum Beispiel noch auf eine vier schaffen.'', fing Alex an, deutete auf den Notendurchschnitt von genau 4,5 und ich pustete nur geräuschvoll die Luft aus.
,,Meine Lehrerin in Englisch hasst mich und ich mag sie genauso wenig.'', war mein Argument und Alex verdrehte einmal die Augen, während sie mein Gesicht in ihre Richtung drehte.
,,Timi, ich mag manche meiner Arbeitskollegen auch nicht, aber trotzdem müssen wir miteinander agieren können. Ich kann doch jetzt plötzlich nicht mehr zur Arbeit kommen, nur weil mir die eine Tussi im Büro nicht passt.'', erwiderte Alex eindringlich, sah mich vielsagend an und ich verdrehte erneut die Augen.

,,Und?! Selbst, wenn ich jetzt diese vier in Englisch bis Juli schaffen, ändert das rein gar nichts an meinem Zeugnis und meiner Versetzung. Ich darf nur eine einzige fünf auf dem Zeugnis haben und ich habe...oh, sechs Stück davon auf meinem Zeugnis und bei den sechsen will ich gar nicht erst anfangen.'', blieb ich weiterhin pessimistisch, machte erneut eine abfällige Handbewegung und sah gar keinen Sinn an der ganzen Sache.
,,Na ja, in manchen Fächern könnte man schon noch was reißen, so ist das ja nicht. Aber du gehst auch viel zu negativ an die ganzen Sachen heran. Weißt du noch, als ich meine mündliche Prüfung hatte? Da hab' ich mir doch auch so viele Gedanken gemacht und am Ende bin ich sogar mit einer Note besser herausgekommen.'', versuchte meine beste Freundin mich weiterhin zu ermutigen und ich zog nur einmal die Augenbrauen zusammen, während ich sie musterte.
,,Wow, Alex. Du brauchst hier gar nicht so große Töne spucken, Miss Prädikat gut. Du warst doch schon immer gut in der Schule und wenn es mal etwas gehapert hat, hast du dich direkt ordentlich reingekniet und deine Noten schossen wieder in die Höhe. Du hast doch gar keine Ahnung davon.'', meckerte ich meine beste Freundin sauer an, erhob mich vom Bett und sie zog die Augenbrauen nach oben.

,,Wo willst du jetzt hin?!'', fragte mich Alex, als ich mich vom Bett erhoben hatte und gerade nach meiner Jeans greifen wollte.

Alex hielt mich aber noch rechtzeitig davon ab und hielt mich am Handgelenk fest, während ihr Blick mit einem Mal erstarrte und sich ihre Pupillen weiteten.

Sie zog mein Handgelenk näher zu sich, fuhr sachte über dieses und blickte mir dann in die Augen, während ich beschämt wegguckte.

,,Timi Schatz, du hast dich doch nicht wegen der Schule wieder angefangen zu ritzen, oder?!'', fragte mich Alex geschockt, obwohl es doch eigentlich so offensichtlich war.

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