'Cause every time I'm slipping away from myself ,you're the one that moves me...
...like nobody else.
,,Oh, sorry.'', entschuldigte ich mich unsicher und entfernte mich einige Schritte von meiner Mutter. Doch ich vermied den Augenkontakt mit ihr, weil ich mich immer noch unfassbar sehr für meine Worte schämte, welche ich ihr zu Unrecht an den Kopf geknallt hatte.
Sie war keine Schlampe und auf gar keinen Fall sollte sie wegen mir Suizid begehen, denn ohne meine Mutter, konnte auch ich überhaupt nicht mehr weiterleben. Niemals.
Sie hatte mich schon viel zu oft aus jeglicher Scheiße gerettet und ohne sie würde ich wahrscheinlich noch nicht einmal mehr einen Tag überleben, weil ich mich direkt erhängen würde, wenn sie nicht mehr an meiner Seite und für mich da wäre, um mich mal wieder vor dem Fall in dieses riesige schwarze Loch zu hindern.
,,Tim...'', sagte sie irgendwann ganz leise, als wir eine Zeit lang schweigend im Flur gestanden und ich in der Zwischenzeit die Haustür geschlossen hatte.
Trotz dass meine Mutter mich eben angesprochen hatte, vermied ich weiterhin jeglichen Augenkontakt mit ihr, weil ich ihr einfach nicht in die Augen schauen konnte.
Ich wollte am liebsten nur noch, dass sich jeden Moment ein schwarzes Loch unter mir auftun würde, mich verschlucken und ich dann für meine grausamen Taten in der Hölle für immer gefoltert werden würde.
Ich hatte schon viel zu viele schreckliche Dinge getan und dafür sollte ich wirklich mal so richtig bestraft werden, damit ich endlich mal aufwachte. So konnte es doch schließlich nicht für immer mit mir weitergehen.
,,Tim. Bitte, sieh mich an.'', befahl mir meine Mutter ruhig, doch ich schüttelte mit dem Kopf, während mein Blick weiter zu Boden gerichtet war. Ich wollte und konnte das einfach nicht.
Ich hatte Dinge zu ihr gesagt, die niemand jemals zu seiner Mutter sagen oder gar denken sollte.
Ich war ein sehr schlechter Sohn, das bewies ich immer und immer wieder mit meiner eigenen Dummheit, weil ich es mir einfach nie eingestehen wollte, dass meine Mama mit der Gang tatsächlich im Recht lag. Sie hatte mich gar nicht in der Familie verdient.
,,Tim...mein Schatz.'' Sie umfasste grob, aber dennoch sanft mein Kinn, drückte es nach oben und zwang mich somit, ihr in die Augen schauen zu müssen.
Ich spürte, wie mir augenblicklich die Tränen in die Augen stießen und ich versuchte sie so gut wie möglich wegzublinzeln. Du sollst jetzt keine Schwäche zeigen, Kerl!
Ich wollte jetzt nicht weinen, denn ich hatte es gar nicht verdient, irgendwelche Tränen zu vergießen. Die Einzige die das durfte, war meine Mutter, denn ihr Sohn war das reinste Arschloch und wusste ihre Liebe und Fürsorge oftmals nicht richtig zu schätzen. Andere würden sich an meiner Stelle glücklich schätzen und sich auch ordentlich zusammenreißen.
Ich versuchte verzweifelt irgendwas in ihren Augen zu erkennen - irgendwelche Gefühle. Doch ich erkannte absolut nichts, außer vollkommene Leere. So, als hätte ich ihr mit meinen Worten jegliche Lebensfreude geraubt. Hatte ich das vielleicht sogar auch? War ich wirklich so eine schreckliche Persönlichkeit?
Doch plötzlich passierte etwas total unerwartetes. Ich wurde nicht wie erwartet angeschrien oder geschlagen, obwohl letzteres meine Mutter selten bis gar nicht tat, weil sie es nie übers Herz brachte mich zuschlagen, obwohl ich es manchmal so sehr verdient hätte, aber aufgrund meines leiblichen Vaters tat sie dies nicht.
Nein, sie tat gar nichts von all dem, sondern legte stattdessen ihre Arme um mich und zog mich somit in eine sanfte Umarmung.
Meine Mutter strich mir sachte über den Rücken und fuhr mit ihren Fingern ab und zu ganz zärtlich durch meine Haare, während ich nur unschlüssig im Flur stand, weil ich nicht wusste, was ich tun oder gar fühlen sollte.
Es war gerade alles so unfassbar merkwürdig und ich verstand die Welt überhaupt nicht mehr. Wollte sie mir keinen Ärger geben? Ich hatte sie doch schließlich aufs extremste und vor allem grundlos beleidigt.
Doch was ich wusste war, dass ich meine Tränen nicht noch eine Sekunde länger zurückhalten konnte, sondern einfach anfing, hemmungslos an ihre Schulter zuschluchzen.
Es musste jetzt einfach alles raus. Es war momentan alles viel zu viel für mich, sodass nun alles aus mir herausgeweint werden musste.
Zwar löste es das Problem nicht, aber das Weinen half mir immer wieder, dass ich mich trotz alldem immer ein wenig besser fühlte, nachdem ich mich mal so richtig ausgeheult hatte und die Tränen nicht einfach zurückhielt.
Meine Mutter drückte mich noch fester an sich, als mein Schluchzen immer lauter und lauter wurde, und ich ließ mich nur wie ein schwerer Sack Kartoffeln in ihren Arme fallen. Halt mich bitte einfach nur noch fest, lass' mich nie wieder los und sag am besten gar nichts.
Doch irgendwann löste mich meine Mama von sich, doch hielt mich an meinen Schultern immer noch fest, um mich besorgt anzusehen. Sie strich mir die Tränen aus dem schon verheulten Gesicht und ich fand mich kurz darauf in ihren Armen wieder.
,,Timi, bleib' ruhig.'', flüsterte sie mir leise und langsam ins Ohr, doch ich konnte die Besorgnis förmlich aus ihrer Stimme herausschreien hören.
,,Mama, ich...'' Meine Stimme brach und meine Worte gingen nur in ein hemmungsloses und unkontrolliertes Weinen unter, weshalb ich glaubte, dass meine Mutter diese noch nicht einmal mehr verstanden hatte.
,,Tim, beruhig dich. Atme tief durch und sammel' dich. Ich bin bei dir, hab' keine Angst.'' Meine Mutter strich mir sachte über den Rücken, drückte mir einen Kuss auf die Haare und löste sich dann langsam von mir, um mir wieder in die Augen sehen zu können.
,,Komm', wir setzen uns in die Küche und dann reden wir noch einmal vernünftig miteinander. Das heute Nacht war jawohl mal gar nichts.'', sagte sie, wischte mir die übrig gebliebenen Tränen aus dem Gesicht und zog mich dann, ohne vorher eine konkrete Antwort von mir abzuwarten, in die Küche.
Eigentlich wollte ich ja gar nicht mit meiner Mutter reden, sondern mich die nächsten Monate am liebsten nur noch in meinem Zimmer einsperren und mich dann nur noch heulend und zusammenkauernd in meinem Bett verkriechen und dort für diese Zeit nicht mehr herauskommen.
Ich hatte die letzten Jahre so viel Scheiße gebaut, sodass ich es noch nicht einmal mehr für möglich hielt, dass ein einziger Mensch so viel Scheiße, vor allem ganz allein', in seinem Leben bauen konnte. Und dabei war ich gerade einmal erst 17 Jahre alt und hatte schon so einiges durchgemacht.
So vieles hatte ich schon verbockt und nie hatte ich auch nur einziges Mal dazu gelernt, sondern immer so weitergemacht.
Ich war einfach nur eine Folter und Qual für jeden Menschen, der je etwas mit mir zutun haben musste oder es leider immer noch haben muss. Ekelhaft.
In der Küche angekommen, stützte ich mich seufzend an einen der Theken ab und meine Mutter stellte sich direkt vor mich. Doch dieses Mal behielt ich den Augenkontakt mit ihr und wartete darauf, dass sie mit dem Sprechen anfing, weil mir momentan einfach nicht die richtigen Worte einfielen, die beschreiben konnten, wie miserabel ich mich eigentlich deswegen fühlte.
Ich konnte es einfach nicht erklären, absolut nichts.
Ich konnte immer noch nicht erklären, wieso ich Frau Lautermann und meine eigene Mutter grundlos beleidigt hatte, obwohl mir diese nur einen gut gemeinten Ratschlagen geben wollte.
Ich konnte es einfach nicht, dafür fehlte mir alles Notwendige.
Mir fehlten dafür einfach die richtigen Worte und ich wusste noch nicht einmal selbst, wieso ich Menschen, die mir eigentlich nichts böses wollten, immer und immer wieder so einen Mist an den Kopf knallen musste und sie somit zutiefst verletzte. Ich verstand es einfach nicht!
,,Tim...''
,,Es tut mir wirklich vom Herzen leid, Mama. Das was ich gesagt habe, meine ich auf gar keinen Fall ernst, wirklich. Du bist keine Schlampe und wirst auch nie eine sein und vor allem sollst du auf gar keinen Fall wegen mir Suizid begehen. Eher würde ich mich noch vor die Kugel schmeißen, nur damit du weiterhin am Leben bleibst,denn ohne dich kann ich definitiv nicht weiterleben. Du hast mich schon so oft aus jeglicher Scheiße gerettet und da würde ich noch nicht einmal einen einzigen Tag ohne dich aushalten, niemals.'', sprudelte es plötzlich aus mir heraus und meine Mutter wollte gerade etwas erwidern, doch ich redete einfach weiter drauflos. Ob meine Worte nun Sinn ergaben oder nicht, war mir jetzt vollkommen egal, denn ich wollte ihr einfach nur meine Gedanken etwas näher erläutern.
,,Mama, es tut mir wirklich so unendlich leid und ich weiß ja, dass du mir nur einen gut gemeinten Ratschlag geben wolltest, doch manchmal da spreche ich Worte aus, die ich vorher noch nicht einmal wirklich durchdacht habe und erst später merke, wie bescheuert und verletzend diese eigentlich waren. Du hast auf jeden Fall allen Grund, um auf mich sauer zu sein und die Ohrfeige habe ich mir auch sowas von verdient. Niemand sollte jemals seine Mutter so beleidigen, sowas macht man einfach nicht. Es tut mir leid.'', beendete ich dann mein wirres durcheinander Gerede und merkte, wie mir erneut Tränen in die Augen stießen. Doch dieses Mal hielt ich sie nicht wie zuvor verzweifelt zurück, sondern ließ sie einfach aus meinem Körper heraus.
Ich hatte keine Ahnung, ob meine Worte überhaupt einen Sinn ergaben und ob sie überhaupt mein schlechtes Verhalten entschuldigten, aber es musste jetzt einfach alles raus. Meine Gefühle, meine Gedanken, einfach alles, was mir momentan durch den Kopf ging.
Ich musste mich einfach bei meiner Mutter entschuldigen und ich konnte es nicht mehr länger zurückhalten, weil ich es nicht mehr länger ertrug, dass ich ihr diese schlimmen Wörter zu Unrecht an den Kopf geschmissen und mich noch nicht einmal wirklich dafür entschuldigt hatte.
Meine Mutter starrte mich zunächst fassungslos und ratlos an, weil sie wohl überrascht von der Anzahl an Wörtern war, welche ich eben von mir gegeben hatte.
Das sollte natürlich nicht heißen, dass ich nie viele Worte mit ihr wechselte, denn ich redete oft genug mit meiner Mutter über diverse Themen, aber nur gab ich bei Entschuldigungen meistens nur ein schlichtes:,,Sorry, kommt auch nie wieder vor.'' von mir und mehr Wörter konnte man dann auch nicht mehr von mir erwarten.
Größtenteils reichte das meiner Mama sogar auch und sie war eher die, die mir eine lange Predigt darüber hielt, dass das was ich getan hatte, überhaupt nicht in Ordnung war, was für Konsequenzen das doch mit sich ziehen konnte und dass ich es wirklich am besten lieber lassen sollte, weil es beim nächsten Mal eventuell anders ausgehen könnte.
Und genau bei diesem Teil der Geschichte zuckte ich meistens nur gleichgültig mit den Schultern und gab nur einsilbige genervte Antworten von mir, damit ich endlich auf mein Zimmer verschwinden konnte und wieder in Ruhe gelassen wurde. Dabei war dies ja auch nur gut gemeint.
Doch jetzt wollte ich nichts sehnlicher, als mir einen ihrer ewigen Predigten anzuhören, denn dieses Mal würde ich mir diese auf jeden Fall fest zu Herzen nehmen.
Ich wollte nicht nochmal, dass es solche Ausmaße geben würde, sodass ich sogar Angst davor hatte, mich in dem Haus blicken zulassen, in dem ich mich schließlich immer noch am sichersten und wohlsten fühlte, nur weil ich meiner Mutter so einen Mist erzählen musste, der überhaupt nicht stimmte.
,,Tim, ich...ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.'', brach sie irgendwann die Stille zwischen uns und sah mich immer noch völlig fassungslos und überfordert zugleich an.
,,Mama, egal was du mir jetzt sagen wirst, ich werde es mir dieses Mal wirklich fest zu Herzen nehmen. Du hast schon so viel Mist mit mir durchgemacht und irgendwo muss auch endlich mal ein Schlussstrich gezogen werden. Ich mein, ich werde dieses Jahr 18 und da kann es doch nicht sein, dass ich mich ständig wie ein Kleinkind aufführe und ständig auf mich aufgepasst werden muss, weil ich so dumme Dinge anstelle. Mama, du hast schon so genug zutun und da will ich dir nicht ständig mit meinen völlig banalen Problemen im Weg stehen.'', sagte ich dann und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, um meine Mutter darauf schüchtern anzusehen.
,,Du hast schon Recht, mein Schatz. Aber trotzdem hätte auch ich nicht so ausrasten dürfen. Ich mein, ich weiß doch ganz genau, wie du manchmal werden kannst und ich hätte dich da nicht so einfach schlagen dürfen, das war falsch von mir.'', sie seufzte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, ehe sie mich unsicher ansah.
,,Ich hab' das wirklich verdient gehabt, Mama.'', widersprach ich ihr sofort.
,,Niemand hat es verdient geschlagen zu werden, Tim.'', drehte sie den Spieß einmal um und ich zuckte ratlos und unsicher zugleich mit den Schultern.
,,Aber manchmal hilft es ja schon.'', erwiderte ich nur darauf.
Meine Mutter schüttelte nur mit dem Kopf und trat dann auf mich zu, ehe sie ihre Hände um mein Gesicht legte, mir mit ihren Fingern sanft über die Wangen strich und mir tief in die Augen sah.
,,Manchmal hilft es aber auch, wenn man vernünftig miteinander redet und keine körperliche Gewalt anwendet. Tim, du sollst wissen, dass ich das wirklich nicht wollte und es auch direkt bereut habe. Ich wollte dir wirklich nie wehtun, denn du bist doch mein Ein und Alles. Ich hätte nicht so ausrasten sollen. Du weißt, dein Vater...'' Ich unterbrach sie, in dem ich sie in meine Arme und ihr nun sachte über den Rücken streichelte.
,,Mama, du brauchst dich dafür nicht rechtfertigen, wirklich nicht. Wir haben beide heute Nacht Dinge getan, die wir jetzt zutiefst bereuen. Aber sind wir mal ehrlich, es gab eindeutig schon schlimmere Konflikte zwischen uns. Aber ich möchte trotzdem nicht, dass es noch einmal so sehr ausartet. Jedes Kind streitet sich mal mit seinen Eltern, das ist normal. Fakt ist aber, dass ich das nicht mehr möchte. Wir sollten uns nur noch streiten, wenn es um mein unaufgeräumtes Zimmer geht, denn ich möchte dich definitiv nicht mehr wegen mir Weinen sehen. Mama, du bist eine so wundervolle Frau und hast es gar nicht verdient, wegen so etwas Tränen zu vergießen.'', bei meinen letzten Worten konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen und ich spürte förmlich, wie die Mundwinkel meiner Mutter nun ebenfalls wegen meinen Worten nach oben zuckten.
Sie löste sich von mir und strahlte mich an. ,,Das ist süß, mein Spatz. Aber du hast Recht, wir sollten uns wirklich nicht mehr streiten, das haben wir schon jahrelang genug mit jemand anderem durchgemacht.'' Meine Mama sah mich vielsagend an und ich nickte.
,,Das stimmt. Ich hab' dich lieb'.'', gab ich dann schüchtern von mir, drückte ihr einen zügigen Kuss auf die Wange und sie lächelte mich breit an.
,,Ich dich auch, Timi. Mehr als alles andere auf dieser Welt.'' Sie fuhr mir kurz durch die Haare und holt dann einige Töpfe aus den Schränken.
,,Soll ich dir vielleicht helfen?'', fragte ich meine Mutter grinsend, als sie damit anfing, die Kartoffeln zuschälen und sie sah mich überrascht an.
,,Du möchtest mir beim Kochen helfen?'', fragte sie ihrem Gesichtsausdruck entsprechend und ich nickte.
Meine Mutter drückte mir nur lächelnd ein geeignetes Messer in die Hand und ich halft ihr dabei, das Abendbrot zu zubereiten.
,,Aber schneide dir bloß nicht wieder in den Finger.'', fügte meine Mama noch lachend hinzu, tätschelte meine Wange und ich verdrehte nur die Augen.
,,Jaja, ich baue schon keinen Unfall.'', beruhigte ich sie ebenfalls lachend und schälte weiter an den Kartoffeln.
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