A family like broken glass [4]
Flashback
Der penetrante Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase und ich drehte meinen Kopf etwas seitlich, damit ich diesen nicht so intensiv in meiner Nase ertragen musste. Ich hasste diesen Geruch einfach.
Natürlich nutzte dieser Bastard jetzt jede Chance, um sich ordentlich wegschießen zu können, denn er musste sich doch jetzt um nichts mehr kümmern und auf irgendwas achten. Ich war ihm doch egal.
Wahrscheinlich hatte er auch gar nicht mehr damit gerechnet, dass irgendwer von uns hier heute aufkreuzen würde und genau deswegen hatte er sich jetzt so die Kante gegeben.
,,Was willst du denn hier? Wolltest du mir nochmal vor Augen führen, was der größte Fehler meines Lebens, neben deiner Mutter war?'', fragte mich mein Vater verwirrt und ich konnte ihn kaum verstehen, weil er so sehr lallte.
,,Ich...ich wollte nur...äh...nur Sachen holen...'', antwortete ich schüchtern und konnte dabei von Glück reden, dass ich die Wand hinter meinem Rücken hatte, weil ich ansonsten ohnmächtig und auf dem Boden zusammengeklappt wäre.
,,Anstatt Sachen hättest du mir ruhig ein neues Leben holen können, du elendiger Wichser.'', erwiderte er stattdessen und nahm wieder einen tiefen Zug seiner Flasche.
,,Dass du dich überhaupt noch hierhin traust, Tim, wirklich. Schämst du dich eigentlich nicht für das, was du mir angetan hast?!'', fragte mich mein Vater nun wütend und wurde von Wort zu Wort immer lauter und lauter.
Ich sah ihn nur sichtlich geschockt an, wusste gar nicht so recht, was ich darauf eigentlich erwidern sollte und mir knickten nur die Knie weg, weil ich so krasse Angst vor diesem Mann hatte. Dabei war er doch mein leiblicher Vater, der mich schon länger, als ich mich selbst kannte...
,,Hallo?! Willst du dazu nicht mal was sagen, du Hurensohn?!'' Mein Vater packte mich grob an meinem Kinn und zwang mich somit, ihm die Augen schauen zu müssen, während ich nur einmal schmerzverzerrt das Gesicht verzog. Wichser.
,,Ich...'', bekam ich nur geradeso heraus, mein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich und ich bekam Tränen in den Augen, weil ich so eine verdammte Angst hatte.
,,Was ich?!'', harkte er nach und drückte mein Gesicht dabei näher an die Wand, sodass ich deutlich spüren konnte, wie sich die Farbe durch meine Haare und Haut bohrte.
,,Keine Ahnung...'', erwiderte ich ängstlich und die ersten Tränen bannten sich ihren Weg in die Freiheit.
,,Wovon hast du eigentlich überhaupt 'ne Ahnung?! Ach ja, nur von scheiß Drogen und wie man sich am Besten wegschießt, 'ne?! Ja, Hauptsache das kannst du, aber für die Schule viel zu blöd sein und nicht mal irgendwas können!'', lachte mein Vater, sah mich angewidert an und nahm wieder einen Schluck seiner Flasche, mit der ich ihm am liebsten eine überhauen wollte, sodass er elendig verblutete.
,,Wo ist eigentlich deine Nutte von Mutter? Hat sie sich wenigstens jetzt endlich den Goldenen Schuss gegeben?'', fragte er nach, grinste und mein Blick finsterte sich stattdessen augenblicklich.
,,Das geht dich einen scheiß Dreck an!'', antwortete ich wütend, ballte die Hände zu Fäusten und stieß ihn leicht von mir weg. Niemand wagt es, meine Mutter zu beleidigen.
,,Was hast du kleiner Bastard eben gesagt?'', harkte mein Vater unglaubwürdig nach und sah mich seiner Tonlage entsprechend an.
,,Dass dich das einen scheiß Dreck angeht, habe ich gesagt! Du interessierst dich doch eh nicht für uns, da kann dir sowas doch auch vollkommen egal sein. Aber Mama wird das je nicht tun, weil so ein Untermensch wie du es einfach nicht wert ist.'', erwiderte ich es nun etwas lauter und provozierender, verschränkte die Arme vor der Brust und sah meinen Vater weiterhin mit wütender Miene an.
Ich wusste nicht, woher dieser plötzliche Mut kam, aber wenn es um meine Mutter ging, dann war mit mir echt nicht zu spaßen und ich konnte ziemlich sauer werden, wenn auch nur irgendeiner auf die Idee kam, sie auch nur ansatzweise ernsthaft zu beleidigen.
Vor allem, wenn mein Vater das tat, konnte ich ziemlich wütend werden, denn dieser Hurensohn hatte doch überhaupt keine Ahnung davon, was für eine wundervolle Ehefrau er mit meiner Mama eigentlich gehabt hatte.
Sie hatte es nämlich in keinsterweise verdient, dass so mit ihr umgegangen und hinter ihrem Rücken so von ihr gesprochen wurde, denn das, was mein Vater ihr alles an den Kopf warf, war sie einfach so gar nicht und es stimmte auch überhaupt nicht.
,,Sag' mal, wer hat dir eigentlich in dein dummes Hirn geschissen, dass du es wagst, so mit mir zu sprechen?!'', riss mich die wütend fragende Stimme meines Vaters aus meinen Gedanken und ich blickte unsicher zu ihm.
Ich konnte gar nicht richtig reagieren, da hatte er die Flasche Vodka auch schon auf dem Laminatboden abgestellt und packte stattdessen nach meinen Armen, um diese über meinen Kopf zusammenzudrücken und mich etwas vom Boden abzuheben, sodass ich ihm vollkommen ausgeliefert war.
,,Du kleines Stück Scheiße hörst mir jetzt gefälligst mal zu, hast du das kapiert?!'' Mein Vater presste mich näher an die Wand, drückte fester meine Handgelenke zu und ich verzog dabei einmal schmerzverzerrt das Gesicht. Wie konnte man seinem eigenem Kind nur so sehr wehtun?
,,Tim, du bist ein elendiger Hurensohn, wenn du das, in deinen dreizehn Jahren, in denen du schon mein Leben zerstört hast, nicht endlich mal gecheckt hast. Du bist ein absoluter Nichtsnutz und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin, wenn du endlich mal verrecken würdest. Wie kannst du eigentlich noch froh darüber sein, dass du hier bist und deine Mutter verteidigen, hä?! Wie geht das?! Dir wurde doch echt mal vor Jahren heftig ins Hirn geschissen, oder?! Ach, was wundert es mich auch, wahrscheinlich hat deine ach so tolle Mutter sich noch Alkohol hinter die Birne gekippt, als sie mit dir schwanger war! Kein Wunder, dass du so bist, wie du nun mal bist.'', machte mein Vater eine deftige und laute Ansage, drückte noch viel, viel fester meine Handgelenke und sah mich mit einem so angewiderten Blick an, so wie ich es bei noch keinem anderen Menschen jemals zuvor gesehen hatte.
Ich konnte gar nichts auf seine mehr als ekelhaften Worte erwidern, deine meine Zunge und Lippen waren plötzlich wie taub. Das Einzige, was ich konnte, war zu spüren, wie sehr mich diese eigentlich trafen und verletzten. Mein Herz begann augenblicklich zu stechen, die Tränen verließen meine Augen und ich fühlte mich tatsächlich auch genauso, so wie es die Worte von meinem Vater schon längst beschrieben hatten. Ich bin ein Nichts.
,,Oh Gott, hör' doch auf zu heulen, du gottverdammte Pussy! Kommst du nicht einmal mit der Wahrheit zurecht, ohne direkt in Tränen auszubrechen?! Für dich kann man sich ja auch echt nur schämen, du verdammte Schwuchtel!'' Mein Vater schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf, löste einer seiner Hände von meinen Handgelenken und ehe ich mich versah, holte er mit seiner flachen Hand aus, und verpasste mir eine schallende Ohrfeige.
,,Okay, es reicht mir, lass' Tim los, verdammte Scheiße!'', ertönte plötzlich die wütende Stimme meiner besten Freundin hinter uns und sie zog meinen Vater am Ärmel, damit sich dieser gefälligst von mir entfernte.
,,Was will denn die blonde Bitch jetzt von mir?!'', lallte mein Vater verwirrt und blickte Alex mit zusammengekniffenen Augen an, während er leicht schwankte.
,,Diese blonde Bitch will, dass du Tim loslässt, und zwar sofort!'', sagte Alex nun etwas eindringlicher und zog etwas stärker an meinen Vater, sodass sich dieser tatsächlich von mir löste.
Ich hatte zum Glück wieder einen Boden unter den Füßen und ich rieb meine leicht angeschwollenen und roten Handgelenke, die mir höchstwahrscheinlich noch die nächsten Tage wehtun würden. Ebenso wie meine Wange, die wahrscheinlich ähnlich aussah. Das durfte Mama nicht sehen...
Ich griff nach der Sporttasche, die ich durch meinen Vater auf den Boden fallen gelassen habe und wollte mich gerade neben Alex stellen, um mit ihr zusammen endlich von hier abzuhauen, weil das Alles mal wieder viel zu viel war, da packte mein Vater auch schon nach meiner besten Freundin und stieß sie stattdessen gegen die Wand.
Mein Herz sackte mir mit einem Mal in die Hose und ich hatte so, so Angst davor, dass er ihr jetzt irgendwas antat und nur ich alleine daran Schuld sein würde, wenn Alex eine gebrochene Nase wegen diesem ekelhaften Kerl kassierte.
,,Sag' mal, Alexandra, ich hätte dich tatsächlich wesentlich intelligenter eingeschätzt und wirklich nie gedacht, dass du diesen Hurensohn auch noch in deiner Jugend weiterhin unterstützen und seine beste Freundin spielen wirst.'', fing mein Vater verständnislos an und Alex blickte ihn nur ganz verwirrt an.
,,Gegenfrage: Warum sollte ich das nicht?!'', fragte sie stattdessen, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
,,Hast du dir den Kerl denn nicht mal genauer angesehen?!'', fragte mein Vater und deutete dabei auf mich, während er mich einmal abfällig musterte.
,,Guck' mal, Alexandra, allein' wie seine Hose schon hängt, du kannst mir doch echt nicht sagen, dass du das in Ordnung findest und dann auch noch, wenn Timi irgendeine dumme Scheiße auf den Kopf trägt und so auch noch mit dir zusammen rausgeht. Sei doch mal ehrlich, schämst du dich da echt nicht, wenn du diesen Kerl als deinen besten Freund betitelst?!'', erklärte mein Papa ihr in einer sehr angewiderten Tonlage und ich zog unbewusst, oder doch viel eher bewusst, meine Hose etwas höher, weil ich es vielleicht wirklich so affig aussah, so wie mein Vater da gerade darstellte.
,,Ich schäme mich für gar nichts wegen Tim, er ist gut so wie er ist. Aber ich schäme mich viel eher für seinen Vater.'', antwortete sie darauf nur, sah meinen Vater angeekelt an und dieser staunte natürlich nicht schlecht, dass Alex nicht so eine Pussy wie sein Sohn war.
,,Wie bitte?'', harkte er unglaubwürdig nach, sah meine beste Freundin wütend an und ich griff sofort nach Alex' Hand, um sie von meinem Vater wegzuziehen, weil ich echt nicht wollte, dass sie von ihm, allein' nur wegen mir, eine kassierte. Auch, wenn es ihr vielleicht nichts ausmachen würde.
,,Ihr zwei riskiert echt 'ne große Klappe, dafür, dass ihr noch so jung seid. Vor allem du kleine Schlampe!'', erwiderte mein Vater auf das ganze Spektakel und deutete dabei immer noch wütend au Alex, die ich noch viel näher zu mir zog.
,,Soll ich etwa tatenlos dabei zu schauen, wie du auf dem untersten Niveau, was noch viel tiefer als die Titanic gesunken ist, meinen besten Freund beleidigst und auch noch schlägst?! Wie soll man da denn auch noch vernünftig miteinander reden können?! Kein Wunder, dass Karina dich verlassen hat!'', sagte Alex nur eingeschnappt und sah ihn vollkommen verständnislos an.
,,Oh, ich sag' dir mal was, Mädel, diese zwei Witzfiguren kannst du nur beleidigen und schlagen! Und du sagst, es ist ein Wunder, dass mich diese Fotze verlassen hat?! Da kann ich dir genauso mal was sagen, Kleine, diese Frau ist neben diesem Bastard an deiner Seite echt das Schlimmste, was mir je passieren konnte!'', fing mein Vater an, griff wieder nach der Flasche und nahm nun den allerletzten Schluck davon.
,,Weißt du, seine Hure von Mutter, sollte eigentlich nur ein scheiß One-Night-Stand auf irgendeiner Party bleiben und ich wollte diese Frau danach eigentlich auch nie wiedersehen, doch dann musste sie ja leider Gottes schwanger werden. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich versucht habe, ihr diesen Hurensohn da auszureden, aber sie wollte ihn ja unbedingt bekommen. Wie kann man eigentlich so bescheuert in der Birne sein?! Das Mädchen war sechszehn, hatte nix, wirklich absolut nix in der Tasche und wollte dann schon ein Kind in die Welt setzen. Wie blöd muss man eigentlich sein? Ich sag' dir, Alexandra, jeder normal denkende Mensch hätte ihn einfach abgetrieben und fertig wäre die Sache gewesen, dann hätten wir dieses Problem jetzt auch nicht, wenn Tim nie gewesen wäre.'', erklärte mein Vater, sah mich wieder angewidert an und sein Blick wurde mit einem Mal wieder ganz wütend.
,,Ey! Genau wegen dir ist das jetzt alles so, wie es jetzt eben ist, nur wegen dir allein'! Super hast du das gemacht, Tim! Wärst du nie gewesen, dann würde es deiner ach so tollen Mama jetzt deutlich besser gehen und sie würde nicht jede Nacht weinen! Du willst doch deine tolle, liebe Mami immer glücklich sehen, ja dann bring' dich doch einfach um, damit tust du uns allen einen riesigen Gefallen! Ohne dich wäre unser aller Leben so viel einfacher und besser verlaufen! Du scheiß Kind, wärst du mal nie aus meinem Sack gerutscht und lieber im Taschentuch gelandet!'', schrie er mich nun wütend an, trat dabei näher auf mich zu und ich fühlte mich wie eingedrängt. Stimmte das denn auch? War das die böse, bittere Wahrheit?
,,Boah Tim, was willst du eigentlich noch hier?! Verpiss' dich einfach und nimm' all deinen Scheiß gleich mit, man! Du hast mein Leben zerstört, du hässlicher Bastard! du, wo ich heute ohne dich stehen würde?! Ich wäre vielleicht Geschäftsmann und steinreich ohne dich! Ich hätte eine riesige Villa, eine wundervolle Frau und sehr tolle Kinder ohne dich haben können! Du hast mein Leben zerstört, du Hurensohn!'' Mein Vater wurde von Wort zu Wort immer wütender und wütender und mir knickten die Knie endgültig weg und ich sackte einfach auf dem Boden zusammen, weil selbst Alex mich nicht mehr halten konnte. Ich weinte nur stumm vor mich hin und dachte wirklich darüber nach, ob das nicht die Wahrheit war und ob es nicht doch viel besser gewesen wäre, wenn mich dieses verdammte Auto mit all seiner Geschwindigkeit erwischt hätte.
,,Timi, komm' hoch...'', flüsterte mir Alex besorgt ins Ohr, hob mich wieder auf die Beine und umklammerte fest meine Hand, während sie beruhigt mit ihrem Daumen über meinen Handrücken strich.
,,Verpiss' dich, Tim! Verpiss' doch aus meinem Leben! Hau' einfach ab!'', schrie mir mein Vater entgegen und stieß mich Richtung Haustür, während ich einmal hinfiel und mich gar nicht mehr bewegen konnte. Ich war wie taub.
,,Du verdammte Pussy! Steh' auf, nimm' all deinen Scheiß und dann verpiss' dich gefälligst!'' Mein Vater trat mich mit seinem Fuß, was noch nicht mal halb so weh tat, wie seine Worte und griff nach den Sporttaschen, während er die Haustür aufmachte und diese einfach in den Vorgarten schmiss.
Alex half mir in der Zwischenzeit wieder hoch, drückte mich an sich und strich mir beruhigend über den Rücken, während ich noch ruckartig von ihr gelöst wurde und in das wütende und rote Gesicht meines Vaters blickte.
,,Ich hoffe, du verreckst bald! Bring' dich einfach um, den Anfang hast du ja schon mal gemacht!'', herrschte mich mein Vater an, zog mein linkes Handgelenk nach oben und deutete dabei auf die unzähligen, auch teilweise frischen Narben, die dieses zierten.
,,Ich piss' dir bei deiner Beerdigung in den Sarg und werde dich anspucken, du Lebenszerstörer!'', schrie mich mein Vater weiterhin an, holte einmal mit seiner geballten Faust aus und sie traf mich mitten ins Gesicht, wo ich von Glück reden konnte, dass mir nicht die Nase knackte.
Ich taumelte zurück und konnte ebenso von Glück reden, dass meine beste Freundin mich noch rechtzeitig auffangen konnte, weil ich ansonsten über die Treppen gestolpert und mies auf dem Bordstein aufgeprallt wäre. Vielleicht wäre ich ja dann endlich qualvoll verreckt und allen würde es deutlich besser gehen...
,,Und jetzt haut alle beide ab, bevor ich noch dein scheiß Zimmer auseinander nehme und dir die Möbel hinterherwerfe!'', schrie mich mein Vater an und warf und tatsächlich noch die Vodka-Flasche entgegen, die uns nur um wenige Zentimeter verfehlte.
,,Verreck' in der Hölle!'', keifte Alex ihm noch wütend entgegen, ehe er vollkommen wutentbrannt die Haustür zu knallte und diese nur nochmal öffnete, um mir meine Schuhe entgegen zu werfen.
Alex warf nur sauer einen zurück, der meinen Vater wiederum am Kopf trat und kümmerte sich daraufhin wieder um mich, indem sie mich mit meinem Kopf auf ihre Beine zig, damit ich wenigstens etwas Weiches auf diesem hatte.
,,Okay, ich rufe meinen Papa an, damit der uns abholen uns uns direkt ins Krankenhaus fahren kann, das sieht nämlich echt nicht gesund aus.'', sagte Alex besorgt, strich mir sachte übers Gesicht und zückte daraufhin auch schon ihr Handy.
,,Ich will nicht ins Krankenhaus...'', erwiderte ich grummelnd, hielt mir den brummenden Kopf fest und schloss die Augen, damit es einfach nur noch aufhörte oder zu mindestens etwas ruhiger wurde.
,,Doch, Timi Schatz, das sieht echt nicht gut aus und es wäre falsch von mir, wenn ich einfach so mit dir nach Hause gehen würde.'', erwiderte meine beste Freundin darauf eindringlich, legte ihre Jacke um mich und begann dann auch schon damit, mit ihrem Vater zu telefonieren.
,,Okay, mein Papa kommt gleich.'', erklärte mir Alex, setzte sich aufrecht hin und versuchte mich irgendwie auf die Beine zu kriegen, was ihr auch halbwegs gelang.
,,Wir setzen uns am Besten mal auf die Bank da vorne, bevor dein kranker Vater wirklich noch auf die Idee kommt und Möbel auf dich schmeißt.'', erwiderte Alex seufzend, legte den Arm um mich und meine Hüfte und schleifte mich regelrecht zur Bank, auf der ich mich direkt seufzend niederließ.
Ich legte nur meinen immer noch brummenden Kopf auf ihrer Schulter ab, Alex legte den Arm um mich und strich mir immer wieder beruhigend und sachte zugleich über die Schulter, während wir auf ihren Papa warteten.
,,Hey, warum sitzt ihr denn hier draußen?'', tauchte plötzlich eine besorgte, mir sehr bekannte Stimme vor uns auf und ich öffnete die Augen, um in das besorgte Gesicht meines besten Freundes zu blicken.
,,Oh Gott, Timi, was ist denn mit dir passiert?'', fragte Marcel sichtlich geschockt und immer noch besorgt zugleich nach und zog sich seine Strickjacke aus, um diese ebenfalls, ähnlich wie Alex, auf mir zu legen.
,,Erklär' ich dir später. Fakt ist, Timis Vater ist übelst besoffen, hat ihn mega fertiggemacht und ist so sehr eskaliert, sodass das hier eben passiert ist.'', erklärte Alex ihm im Groben und deutete dabei auf mein Gesicht, was wahrscheinlich ziemlich entstellt sein müsste. Das hatte ich aber mehr als verdient, ich Lebenszerstörer.
,,Meine Eltern sind auch getrennt.'', fügte ich hustend hinzu und beugte mich daraufhin über die Bank, wo ich mit erschrecken feststellen musste, dass ich tatsächlich dabei war, neben der Magensäure, Blut zu spucken. Das hast du verdient, Lebenszerstörer.
,,Ach du scheiße, wo bleibt mein Vater denn nur?!'', erwiderte Alex leicht aufgebracht, als sie das bemerkt hatte, klopfte mir sanft auf den Rücken und sah sich daraufhin um.
Marcel kam in der Zwischenzeit mit einem Taschentuch bewaffnet zu mir, wischte mir den Mund etwas sauber,als ich mich ausgehustet hatte und strich mir sachte über den Kopf.
,,Der ist doch krank, man!'', sagte Marcel wütend und schüttelte verständnislos mit dem Kopf.
,,Reg' dich nicht auf, Marcel.'', erwiderte ich schwach und begann erneut zu husten.
,,Das kann man aber nur, Timi, wenn ich dich hier so sehe.'', meinte mein bester Freund, sah mich weiterhin mit besorgten Augen an und strich mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
Dann warteten wir schweigend auf Alex' Papa, der tatsächlich keine paar Minuten später um die Ecke gebogen kam, vor dem Haus parkte und sich daraufhin nach uns umsah, bis Alex ihn zu uns rief.
Mein Atem stockte augenblicklich, als auch noch meine Mama aus dem Wagen gestiegen kam und ich wollte am liebsten im Erdboden versinken und nie wieder irgendwo auftauchen, weil ich einfach nicht wollte, dass sie mich so sah, weil ich mich dafür einfach nur mehr als schämte.
Sie würde safe ausrasten und ich hatte absolut keine Lust darauf, dass sie die Haustür eintrat, meinen Vater zur Rede stellen wollte und dann ebenfalls noch ein blaues Auge und 'ne blaue Nase wie ich kassierte, nur weil sie mich beschützen wollte.
,,Oh Gott, Timi Schatz...'', hörte ich die mehr als geschockte Stimme meiner Mutter und ehe ich mich versah, hatte sie meinen Kopf sanft nach oben gedrückt und ich musste ihr wohl oder übel in die Augen schauen.
,,War das dein Vater?'', fragte sie nach und strich sachte über meine leicht angeschwollene Wange, während ich nur stumm nickte.
,,Okay, der kann jetzt was von mir erleben, der spinnt doch!'', meinte meine Mama nun sichtlich wütend, erhob sich und wollte gerade zum ersten Schritt ansetzen, doch ich hielt sie noch rechtzeitig davon ab.
,,Mama, geh' bitte nicht zu ihm.'', sagte ich besorgt und mir sackte das Herz augenblicklich in die Hose, weil ich absolut nicht wollte, dass sie später noch genauso wie ich aussah. Das hatte sie echt nicht verdient.
,,Timi, doch! Ich kann das doch nicht einfach so auf mich sitzen lassen! Jemand muss diesem Kerl den Hals umdrehen und zur Rechenschaft ziehen!'', erwiderte meine Mama, deutete dabei auf mich und in ihren Augen tauchte ein mehr als wütendes Funkeln auf.
,,Mama, bitte nicht. Papa ist echt so besoffen, der nicht momentan zu absolut allem fähig, glaub' mir. Der hat Alex sogar schon in die Mangel genommen. Der bringt dich noch um.'', bettelte ich meine Mutter flehend an und hoffte, dass sie wirklich nicht in dieses Haus ging, denn das konnte ich nicht mit mir zusammen verantworten.
,,Mama, bitte. Ich will nicht, dass er dir was antut. Ich will hier einfach nur noch weg, ich hab' Angst.'', bettelte ich sie weiterhin an, sah sie mit meinen wohl besten Hundeaugen an und sie seufzte erneut.
,,Karina, es scheint wirklich keine gute Idee zu sein, wenn du da jetzt reingehst. Wir sollten Timi lieber erstmal ins Krankenhaus fahren und uns eventuell noch an die Polizei wenden, bevor der Nächste von euch genauso aussieht. Ich verstehe deine Wut ja und würde auch nichts anders handeln, aber dein Sohn hat echt Recht. Die Ansage kannst du dem Kerl immer noch machen.'', mischte sich Alex' Papa mit ein, sah sie bittend an und wieder seufzte meine Mama.
,,Okay, aber nur, weil mir deine Gesundheit deutlich wichtiger ist, als diesem Kerl jetzt paar in die Fresse zu hauen.'', gab sich meine Mutter schlussendlich geschlagen, lächelte mich an und half mir daraufhin auf die Beine, während sie mich stützte.
,,Alex? Marcel? Kommt ihr mit den Fahrrädern hinterher?'', fragte Alex' Vater nach, als meine zwei besten Freunde gerade die Sporttaschen und Schuhe holten und meine Mama mich währenddessen im Auto absetzte.
,,Ja!'', sagten die beiden direkt zustimmend, während mich meine Mama auch noch anschnallte und ich einmal leise seufzte.
,,Soweit alles OK, Schatz?'', fragte meine Mama besorgt nach, strich mir behutsam übers Gesicht und ich schüttelte mit dem Kopf.
,,Nein, mir tut das Gesicht extrem weh.'', antwortete ich nuschelnd und hielt mir den immer noch brummenden Kopf fest.
,,Wir fahren ja jetzt ins Krankenhaus, mein Schatz, und dann wird das Alles schon wieder werden.'', munterte mich meine Mama lächelnd auf, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ging daraufhin auf die andere Seite des Autos, um sich neben mich zu setzen.
Ich versuchte meine Mama, so gut wie es eben nur ging, anzulächeln, doch das brachte alles nichts, weil ich sich die ersten Tränen schon wieder ihren direkten Weg in die Freiheit bannten und ich leise vor mich hinzuwimmern begann.
Meine Mama rutschte nur augenblicklich in die Mitte, legte ihren Arm um mich und ich schmiegte mich fest an sie, während Alex' Vater zu uns ins Auto gestiegen kam, mich einmal besorgt musterte und daraufhin den Wagen startete-
Ich weinte während der gesamten Zeit, in der wir ins Krankenhaus fuhren, dass Shirt meiner Mama voll und sie strich mir beruhigend und sachte zugleich über den Rücken und flüsterte mir dabei ins Ohr, dass irgendwann alles gut werden würde und ich nie mehr Angst vor meinen Vater haben brauchte.
Ich nickte nur stumm und hoffte innerlich wirklich, dass eines Tages wirklich alles in Ordnung in meiner Familie sein würde und ich nie wieder so eine schlimme Angst vor irgendjemanden haben brauchte.
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