45« Davis
Wie war es möglich von heute auf morgen sein gesamtes Lebensziel zu verändern?
Wie war es möglich, dass nur ein einziger Mensch von einer Sekunde auf die andere in der Lage war, das Leben eines anderen komplett über den Haufen zu werfen?
Wie war es möglich sich jeden Morgen aufs neue zu verlieben?
Seelenruhig lag ihr Kopf an meine Handfläche gelehnt. Über die Nacht hinweg hatte sie leicht gesabbert, aber das störte mich nicht.
Ihre satten Haare waren wild um das Kopfkissen verstreut und bedeckten meinen Arm bis hoch zur Schulter. Es störte mich nicht.
Die Bettdecke hatte sie im Laufe der Nacht von sich getreten und bis zum Fenster katapultiert. Später war ihr kalt gewesen und sie hatte sich mit unter meine Decke gekuschelt und damit ganz automatisch auch meine Betthälfte geteilt. Es störte mich nicht am Bettrand zu liegen und bei jeder nächsten Bewegung vom Bett zu fallen.
Mich störte gar nichts.
Nicht mehr, seit dieser Engel sich 'meine Freundin' nannte.
Nicht mehr, seit sie in mein Schlafzimmer, in mein Penthaus, gezogen war.
Nicht mehr, seit ich sie küssen konnte, wann und wo ich wollte, eifersüchtig sein und Männer, die es auch nur wagten sie anzugaffen, verprügeln und jeden Tag mit ihrem Lächeln gesegnet werden durfte.
Seit wir zusammen waren, galten ihre magischen Lippen nur mir. MIR!
Es war Glück, ungeheures Glück, dass in meinem Innersten rumorte und anschwoll, wenn Tears mich anlachte, wie ich es mir immer gewünscht hatte.
Ihr selig schönes Lächeln galt endlich auch mir.
Es gab nichts Schöneres, als sie glücklich und zufrieden zu sehen. Ich wusste, die Welt war ein Stück besser geworden, wenn Tears lächelte. Ich war süchtig nach ihrer Freude. Meiner Meinung nach, sollte sie den ganzen Tag über lachen. Nichts stimmte mich besser.
Genau darum war ihr Gelächter auch mein Klingelton geworden. Wenn mich ein Anruf erwartete, bei dem ich bereits wusste, dass er mir hinterher schlechte Laune machen würde, war es gut, unmittelbar vorher noch etwas Schönes gehört zu haben.
Tears war wunderschön.
Meine Augen galten nur noch ihr. Ich dachte an nichts anderes mehr, als sie und ihr liebliches Gesicht. Es fiel mir schwer mich zu konzentrieren, wenn ich wusste, dass sie zu Hause auf dem Sofa lag, tief in ein Buch oder ihre Klausurbögen versunken war und leise zur Musik summte, die sie von ihrem Smartphone über die Lautsprecher durch die Wohnung schickte.
Es verging kein Tag, an dem wir nicht zu zweit wild durch die Wohnung tanzten und all unseren Stress ausließen, bis wir abends auf der Terrasse landeten und unsere Körper vom Regen komplett durchnässen ließen.
Wir liebten den Regen.
Wie waren verliebt in kleine, scheinbar unbedeutende Tropfen Wasser, die uns doch so viel bedeuteten, als bedeutungslos zu sein.
Regen bedeutete Heimat.
England war ein Ort der Erde, der mir manchmal doch viel zu weit entfernt schien.
Ich hatte als junger Erwachsener nichts lieber gewollt, als von dieser Insel herunterzukommen, aber heute sehnte ich mich doch ab und zu nach meinen Eltern und den Tagen, die ich in dem kleinen, unscheinbaren Reihenhaus verbracht hatte.
Als ganz normaler Mensch.
Tears liebte den Regen.
Er bedeutete für sie alles, was man ihr über Jahre hinweg genommen hatte und das war eine Menge.
Ihre Familie, ihr Wohlgefühl, ihre Hoffnung, ihre Schwester, ihren Komfort, ihr Zuhause, ihr Lächeln, ihr Glück.
Wenn es regnete, dann bekam sie all das zurück. Sie wusste, dass Jane auf einer dunklen Wolke tanzte und auf sie hinabsah, frech lachend und auf ihren Kopf spuckend.
Das war alles, wonach sich Tears sehnte. Dass es ihrer Schwester gut ging. Mehr hatte sie nie verlangt und mehr würde sie auch in Zukunft nicht verlangen.
Nur das Wohlbefinden, der Menschen, die es geschafft hatten, ihr Herz zu besetzen.
In einem Punkt war ich mir sicher. Tears selbst hatte es in jedem Falle in mein Herz geschafft. Ohne Hindernisse hatte sie sich in mein tiefstes Innerstes zurückgezogen und dort alles auf den Kopf gestellt. Ich liebte ihre Unordnung und ich war verliebt in die Tatsache, dass dieses Chaos offiziell war.
Ich durfte Tears lieben und ich konnte es ihr jeden Tag ins Ohr flüstern.
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich.«
Grinsend sah ich zu, wie ihr Kopf sich von mir wegdrehte und ihre Haare von meinem Oberarm hinab mit sich zog.
Ich rückte näher an sie und vergrub mein Gesicht in ihrem Nacken. Sie hatte mir den Rücken gekehrt.
»Ich liebe dich trotzdem«, hauchte ich leise und war überrascht ihre Antwort zu bekommen.
»Ich weiß, du Klammeraffe.«
Ihre Gestalt bebte und kläglich versuchte sich ihr wachgewordener Körper unter meinem Griff zurückzudrehen.
Ich zog meine Arme zurück und ließ sie gewähren.
Unsere Nasenspitzen berührten sich, als unsere Gesichter auf meinem Kopfkissen beieinander lagen.
In dieser Nacht hatte Tears mir ihr eigenes um die Ohren gehauen und es irgendwann vom Bett geschoben.
Dank ihr war ich deshalb mitten in der Nacht aufgewacht, aber der Anblick ihrer schlafenden Gestalt war es mir wert gewesen.
»Gut geschlafen, Prinzessin?«
»Ja, aber es war zwischenzeitlich echt kühl.«
Ihre Wangen erröteten, als sie unsere gekreuzten Beine unter der Decke spürte und ihre eigene Decke am Bettende wiederfand.
»Das habe ich gemerkt.«
Ich lachte kehlig auf, als sie noch roter wurde und peinlich berührt ihr Gesicht in den Händen versteckte.
»Es tut mir so leid, Davis. Ich bin schlafend bestimmt ein Drache, der dich dreimal aus dem Bett schmeißt. Wie unangenehm! Habe ich geschnarcht?«
Ich nickte grinsend und zog ihre Hände von ihrem Gesicht zu meinem Hals, um meine eigenen an ihren Wangen zu platzieren. Ich liebte ihr Gesicht.
»Wie ein Rasenmäher.«
Wir lachten beide.
»Vielleicht sollte ich aus reinem Schutz, doch wieder im Gästeschlafzimmer pennen.« Sie schüttelte voll Scham den Kopf.
Mir gefiel der Gedanke nicht.
»Du gehst nirgendwo hin.«
»Konntest du überhaupt schlafen?«
»Ja. Und selbst wenn nicht. Für dich würde ich nie wieder schlafen.«
»Hör auf so sentimental zu reden. Wo ist der kalte Geschäftsmann in dir geblieben?«
Sie lachte erweckt und pikste mir lachend auf die Brust.
»Den habe ich aus dem Bett geworfen, wie du dein Kopfkissen. In hohem Bogen.
Zu Hause bin ich einfach nur dein süßer, liebenswerter, perfekter Freund.«
»Schleimer.«
Sie drehte sich lachend wieder um und zeigte mir ihren Rücken.
»Dein sexy, heißer, britischer, stinkreicher Freund.«
Ich rollte das 'R' in ihr Ohr und lachte ihr keck entgegen, als sie sich eingeschnappt wieder umdrehte.
»Du hältst ja ziemlich viel von dir als Kotzbrocken. Ich glaube, ich schlafe doch aus Selbstinteresse wieder allein.«
Sie kreuzte ihre Arme unter der Decke vor der Brust und starrte mir in die Augen.
»Dann folge ich dir und komme dich nachts besuchen, so wie du mich heute.«
»Wenn du dir Schläge einfangen willst«, drohte sie mir und kicherte, als ich sie näher an mich zog.
»Ganz, ganz viele«, bestätigte ich ihr. Sie zog eine Augenbraue hoch und schürzte die Lippen, als ich ihr näher kam.
»Ich bin kein Schläger«, stellte sie klar, als ich die Augen schloss und mir einen Kuss von ihren Lippen zu stehlen versuchte. Schallend lachend öffnete ich meine Augen wieder und begegnete ihrem ernsten Blick.
»Natürlich nicht«, pflichtete ich ihr bei und drehte mich lachend auf den Rücken.
»Aber ganz, ganz viele Küsse, die kannst du haben«, fügte sie nach einer Weile schmunzelnd hinzu und zog mich ruckartig zurück, um meinen begonnen Versuch selbst zu übernehmen. Mein Gelächter erstickte an ihren Lippen und viel zu schnell war ich berauscht von den drängenden Wärme, die mich bei ihrer Nähe durchzog.
Oh, sie würde definitiv nirgendwo hingehen.
Niemals.
***
»Kommst du heute erst spät?«
Ihre fragenden Augen wanderten von ihrer Kaffeetasse hinauf zu mir. Ihr Blick löcherte mich voller Neugierde und prickelte wie Champagner durch meinen Körper. Ich war benebelt von den lieblichen Grübchen, die sich bei ihr zeigten, wenn sie vorsichtig an ihrer heißen Tasse nippte. Sie war sehr hitzeempfindlich. Selbst der lauste Kaffee war Tears zu warm. Sie mochte es kalt. Ich fand das ungenießbar.
»Nein, wieso?«
Ich griff nach ihrer Kaffeetasse und trank selbst einen Schluck, ehe ich aufstand und ihn mit Eiswürfeln gefüllt wieder zurückbrachte.
Sie lächelte versonnen und ließ sich Zeit für einen Welpen Blick, der mich zwar nicht schwach machte, aber durchaus amüsierte. Sie bekam doch meistens was sie wollte, da musste sie mich nicht so ansehen.
»Na ja, wenn du früher gehst, könntest du ja ganz eventuell einen Abstecher zur Schule machen und deine Freundin überraschen, weil du sie so abgöttisch liebst.« Sie klimperte mit den Wimpern und trank, nun ohne Harm, ihren Kaffee aus.
Ich lachte kehlig und lehnte mich zurück, um sie besser ansehen zu können.
»Versucht da jemand sich selbst hochzupreisen?«
Sie lächelte.
»Nein, wieso?«
Ihre Unschuldsmiene brodelte mir im Innersten. Es war verdammt heiß, wenn sie mit mir argumentierte. Am Ende gewann sie meistens, weil es nie wirklich einen Diskussionspunkt gab, den ich von Anfang an hatte ablehnen wollen, aber sie herauszufordern und reden zu hören, ließ mich gerne ein wenig nachdenklich tun.
Oh, ich liebte es mit ihr zu frühstücken.
Morgens waren wir meistens bester Laune und gerne auch in der Stimmung uns zu zanken. Wir liebten es zu streiten, ohne dabei wirklich zu streiten.
»Nur so, ich dachte nur.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Liebst du deine Freundin etwa nicht abgöttisch?«
Sie hob mit ernstem Blick eine Augenbraue, aber in ihren Augen glänzte das Amüsement. Sie wollte nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage.
»Ich hole dich gerne ab. Der Abstecher bietet mir doch die beste Möglichkeit deinen neuen Freund kennenzulernen. Ich habe seinen Namen vergessen, wie ungeniert von mir, aber ich meinte in Erinnerung zu haben, dass er nicht nur ein Fan von mir, sondern besonders auch einer von dir ist. Ich wäre höchst erfreut ihn mal ein wenig ... aufzuklären.«
Ihre Augen glänzten. Oliver, so hieß ihr Verehrer, war nicht mal in den Ansätzen Konkurrenz in Sachen Liebe, aber mir war nicht blind entgangen, was Tears von ihm erzählte.
Ganz offensichtlich hatte sich der Rotschopf in sie verliebt und machte ihr schöne Augen, ohne dabei unauffällig zu sein. Und mir war klar, dass wir zunächst beschlossen hatten unsere Beziehung aus aller Öffentlichkeit herauszuhalten, aber wenn das bedeutete, dass dieser Oliver weiterhin unwissend mit Tears Händchen hielt, dann würde ich zum ersten Mal etwas laut verkünden müssen.
Ich teilte nicht gerne.
Und Tears war ein wunder Punkt, den ich noch am aller wenigsten teilte. Sie durfte gerne Bekannte umarmen – Brian, Matt, Leah, Peter – und anlächeln, wen und was sie wollte. Aber das galt nicht für die Männer da draußen, die ihr auf der Straße begegneten und sich in sie verguckten.
Ich wollte kein eifersüchtiger Idiot sein und sie einsperren, aber männliche Wesen in ihrer Nähe würde ich am liebsten erschießen. Sie waren ihr immer zu nah und mir zu aufdringlich. Oliver gehörte gleich in die oberste Schublade. Er flirtete nicht ganz unauffällig mit Tears und schien auch hemmungslos was Berührungen anging. Tears stellte ihn immer in das Licht eines Unschuldsengels, aber für mich war er in erster Linie ein Feind.
Ich konnte Kerle nicht leiden, die sich ihr aufdrängten.
Dafür war es einfach zu oft vorgekommen, dass sie ungefragt angefasst worden war.
Ich erinnerte mich nur ungern an den Betrunkenen aus dem Club und Wilson, den man hinter Gitter verwahrt endlich aus der Welt geschafft hatte.
Die Welt sah schon viel besser aus, ohne seinen Schnauzbart vor der Sonne.
Ich war erleichtert, sein Schreckenskapitel endlich abgeschlossen zu haben.
Und Tears ging es ebenso.
Sie schien überhaupt keine Angst zu haben nachts durch Seattle zu wandern oder das Haus zu verlassen. Wilson hatte psychisch also überhaupt keine Angst hinterlassen. Er war einfach nur ein Zwischenfall gewesen, den Tears nicht näher an sich hatte herankommen lassen. Ich war ziemlich froh darüber und vor allem stolz auf sie.
Sie meisterte die Lage ihres Lebens hervorragend und das machte mich wirklich glücklich.
Mir schien, als hätten wir die schlimmsten Tage hinter uns – Tears wohl definitiv – und könnten uns jetzt endlich auf das Gute konzentrieren. Ich war bereit.
»Ich dachte, du wolltest deine Beziehung aus der Öffentlichkeit heraushalten.«
Tears erhob sich und stellte das leere Geschirr in die Spülmaschine. Nach und nach begann sie den Tisch abzuräumen bis ich sie irgendwann an den Handgelenken zu mir zog und meine Arme um sie schlang, als sie auf meinem Schoß Platz gefunden hatte.
»Das tue ich aus reiner Sicherheit für dich und mich.
Aber wenn eine Person davon weiß, ist das nicht weiter gravierend. Wer sollte diesem Oliver schon Glauben schenken? Außerdem heißt diese Vorsicht noch lange nicht, dass ich bereit bin, andere Männer mit dir flirten zu lassen. Ich kann verstehen, warum sie hinter dir her sind, aber sie sollen ruhig auch verstehen, dass du nicht mehr zu haben bist.«
Ich küsste sie im Nacken und schmunzelte, als sie sich krümmte. Ich war nicht der Einzige, den die Anziehung zwischen uns beiden warm werden ließ. Zwischen Tears und mir loderte Feuer und das spürten wir beide in jeder Zelle unseres Körpers.
»Vielleicht bin ich ja bald wieder zu haben. Wer weiß?«
Ich spürte, wie sie mich forderte. Diese Frage hatte sie aus reiner Provokation gesagt. Sie schmunzelte, als ich ihr in den Oberschenkel kniff und leise knurrte.
»Ich habe dich oft genug verloren. Es wird Zeit, alles richtigzumachen. Du gehörst zu mir, Tears, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Du gehst nirgendwohin.«
»Natürlich gehe ich irgendwohin. Zur Arbeit und dann zur Schule.«
Ich seufzte.
War es etwa schon so weit, sie wieder gehenzulassen?
Ich vermisste sie bereits jetzt.
»Wollen wir nicht hier bleiben?«, murmelte ich und ließ sie nur widerwillig aufstehen.
»Nein, wollen wir nicht. Du hast heute einen wichtigen Termin, den darfst du nicht verpassen. Und ich sollte auf der Arbeit auch nicht fehlen.«
Ich erhob mich und nickte ergeben. Sie hatte recht.
Heute war wirklich ein wichtiger und irgendwie auch feierlicher Tag.
»Na gut. Du hast recht.«
Sie grinste und drehte sich an der Wohnungstür noch einmal um.
»Bis später, Bebè. Warte einfach am Auto auf mich.«
Sie drückte mir einen Kuss auf die Lippen und löste sich dann eilig von mir, um loszukommen. Ich sah ihr sehnsüchtig nach.
Als die Wohnungstür hinter Tears zufiel, klingelte kaum zwei Minuten später mein Smartphone.
Entspannt nahm ich den Anruf entgegen und trank während des Telefonats meinen Kaffee zu Ende.
Heute war kein üblicher Arbeitstag für mich.
Auch der Termin hatte nichts mit der Firma zu tun.
Ich hatte mich nach Wilsons Festnahme einen weiteren Abend mit den Verträgen von Wilsons Hotels beschäftigt und war nach all den Ereignissen sehr schnell zu einem Ergebnis gekommen.
Ich hatte die leeren Gebäude allesamt gekauft und in den letzten Monaten abgerissen.
Ihre Lage machte die ehemaligen Hotelanlagen zu perfekten Anhaltspunkten, die ich weiterhin nutzen wollte.
Allerdings in ganz anderem Sinne. Ich hatte Platz für die Allgemeinheit geschaffen, die Gebäude abgerissen, und sie später mit Grünanlagen geebnet und für alle als Parkanlage und Spielplatz zugänglich gemacht. Heute war die offizielle Eröffnung des Parks.
Die Stadtverwaltung war begeistert von meinen Plänen gewesen und ich hatte meine Kontakte spielen lassen, um den vorgesehen Park längst nicht nur einen Park werden zu lassen.
Denkmäler und Galerien waren in Teilen der Grünflächen vorgesehen und ich hatte vor den kommenden Platz auch für Jugendliche und Kinder interessant zu machen.
Ein Spielplatz war der Anfang für alle Kleinkinder, aber auch Skaterparks und ein Pool sollten junge Leute anlocken.
Als Umrandung des Parks hatte ich mich von Tears inspirieren lassen und kurzum entschlossen, die Mauer eine freie Bahn für Künstler zu lassen. Nach Belieben war es angemeldeten Personen in Zukunft erlaubt ihrem Talent Platz zu geben und es auf ewig an die Parkmauern zu heften. Mit dieser Möglichkeit wollte ich vor allem Leute bekannt machen, die träumten, wie jeder andere auch. Verborgene Talente zu entdecken, war unheimlich spannend und ich erinnerte mich nur zu gerne, an den ersten Abend, als ich Tears im Wohnzimmer mit einer buntbemalten Leinwand entdeckte, die nicht nur detailliert zeigte, was ihr im Kopf schwirrte, sondern auch so begabt bemalt wurde, dass ich sie gleich im Eingang aufgehängt hatte.
Das Porträt von Jane in einem roten Kleid und mit Flügeln war so schön gemalt und mit Details versehen, dass ich am liebsten Tausende Kopien gemacht und sie aufgehängt hätte. Ich wusste, dass Tears mit dieser Leinwand verarbeitete und doch irgendwie Leidenschaft zeigte. Sie malte unglaublich gerne und ich drängte sie bereits jetzt, ihre Fingermalerei auch auf der vorgesehen Mauer zu verewigen.
Sie zierte sich, aber ich war überzeugt, dass der Gedanke sie doch reizte.
»Was gibt's, Matti?«, fragte ich in den Hörer und ging, während er begann zu reden, die Treppe hinauf um mich anzuziehen.
»Anzug oder Hemd und Jeans?«
Ich überlegte einen Moment.
»Hemd und Jeans aber mit Fliege«, riet ich und suchte selbst nach meinem Anzug im Schrank.
»Und welche Farbe?«
»Du stellst Fragen.« Ich lachte in den Hörer und klemmte das Handy dann an meiner Schulter ein, um mich gleichzeitig in die Anzughose werfen zu können.
»Na, ich will doch auch gut aussehen, bei deiner Eröffnung. Was sollen denn die Leute denken, wenn der Freund an deiner Seite aussieht, wie ein Müllberg?«
»Gar nichts. Sie würden deinem Gestank schließlich weitreichend aus dem Weg gehen. Da gibt's keine Fragen.«
Ich grinste amüsiert ins Telefon und stellte mir Matt und Brian einen Moment in gelben Müllsäcken vor.
Brian sähe fantastisch aus und ich zweifelte nicht einmal, dass er sich nicht auch wohlfühlen würde. Artgenossen.
»Ha-Ha. Ein bedeutender Tag und du bist noch auf Scherze? Hast du deine Rede gut genug geübt?«
»Matt, ich bitte dich. Das ist doch nur eine kleine Rede in einem kleinen Park im kleinen Seattle. Ich müsste das Podest nur mit einem Hallo betreten und den Leuten würde es gefallen. Die Rede kann noch so blöd sein, am Ende ist sie großartig.«
»Schön für dich und was soll ich jetzt anziehen?«
Eine Mülltüte, was denn sonst?
»Mann, weißes Hemd und schwarze Jeans. Fertig.«
»Na, geht doch, du Modemeister.«
Ich rollte mit den Augen.
»Bist später, Matti.«
***
Die Eröffnungsfeier war ein voller Erfolg.
Meine Rede war natürlich mehr als nur ein Hallo gewesen und ich war noch immer ein klein wenig stolz auf meine Wortwahl.
Was am Telefon so eingebildet geklungen hatte, war in Wahrheit schon ein wenig überspitzt gesagt. Natürlich war nicht jeder zufrieden mit einem Hallo, aber im Grunde hatte ich es mit meiner langen Rede bestimmt auch nicht jedem
Recht gemacht. Ich jedenfalls war zufrieden und auch Matt und Brian waren es gewesen.
In Schale geworfen, hatten sie mich mit einem Glas Champagner von dem Podest hinabgezogen und kräftig bejubelt. Sie schienen auch mit dem gesamten Projekt glücklich zu sein. Nach zahlreichen Interviews und Bildern, auf denen ich ein lächerlich rotes Band gemeinsam mit dem Bürgermeister zerschnitt, waren wir alle zu dem Entschluss gekommen, den kleinen Sieg über Wilson im B-N weiter feiern zu müssen.
Da sich die Eröffnung allerdings um Stunden gezogen hatte, war schon Zeit Tears abzuholen und so hatte ich die anderen vorgeschickt und war selbst in eine andere Richtung losgefahren, um sie abzuholen und mitzubringen.
Ich lehnte an meinem schwarzen Mercedes und sah ein wenig ungeduldig auf meine Armbanduhr.
Hielt dieser Oliver sie gerade auf oder warum war sie noch nicht draußen? Es war schon kurz nach sieben.
In mir brodelte es. Dieser Kerl sollte sich ganz gefälligst von ihr fernhalten.
Ich gestand mir selbst ein, dass ich seit dem Zwischenfall mit Wilson noch vorsichtiger gewesen war. Mir trug bis heute nach, dass er ihr das Shirt vom Leib gerissen hatte und sie auch nur an der Hand hatte halten können.
Er war nun vergessen, aber dass er es überhaupt je geschafft hatte, sie in eine Falle zu locken, zeigte nur von meiner Unfähigkeit und wie viele Sicherheitsvorkehrungen ich treffen musste. Die Stadt war nicht sicher. Für niemanden. Aber genau das sollte sie sein. Besonders für Tears.
Ich hatte neue Maßnahmen vorgenommen. Um die Wohnung war der Sicherheitsdienst gut aufgerüstet, aber ich hatte meine Männer nun auch an der Abendschule und rund um Tears Arbeitsumfeld platziert.
Sie kam damit klar und sie hatte sich bis jetzt noch keine Sekunde über den Bodyguard beschwert, der sich unauffällig vor ihren Klassenzimmern aufhielt und sie beschützte.
Mit James, der sie ab und an durch die Stadt fuhr, kam sie sogar gut klar. Die beiden waren auf eine ulkige Art befreundet und mich freute, wie sie meinen langjährigen Aufpasser ein wenig bemutterte.
Schon das eine oder andere Mal hatte Tears dem Anzugträger Küchlein gebacken und versucht seine starre Miene zum Lachen zu bringen. Zu Anfang hatte er ganz professionell nur seinen Job gemacht und alles abgelehnt. Nach und nach allerdings musste ihm aber aufgefallen sein, dass Tears sich erst abspeisen ließ, wenn sie auch bekam, was sie wollte und bei ihren Küchlein schenkte man ihr den Sieg doch gerne.
Mittlerweile gab sich James mit ihrer Hartnäckigkeit zufrieden. Er setzte sich mit ihr sogar ins Wohnzimmer und guckte Disney Filme, wenn ich mal länger in der Firma war. Die beiden waren schon ein verrücktes Duo, aber ich zweifelte nicht, dass Tears dem Bodyguard nicht auch ans Herz gewachsen war.
Nicht auf die Weise, wie ich sie gewonnen hatte, aber doch auf eine ganz verrückte freundschaftliche Weise.
Irgendwie gefiel mir das.
Und das Tears sich nicht gegen den Schutz wehrte, den ich ihr bot, wenn sie alleine war, erleichterte mir auch eine Menge.
Tears verstand, dass ein völlig normales Leben als Gefährtin an meiner Seite nicht möglich war und sie schien das okay zu finden.
Vermutlich, weil ich auch damit klarkam, dass ein Leben mit ihr nicht immer einfach sein würde.
Das musste es meiner Meinung nach auch nicht.
Wann war das Leben schon normal? Und was überhaupt war normal?
Ich wollte kein normales Leben.
»Das war heute aber wieder langweilig, oder?«
»Ja, langweilig.«
Ich hob meinen Blick, als ich, über die Menschen, die sich über den Bürgersteig schlichen, hinweg, die Stimme meiner Freundin wahrnahm. Sie klang desinteressiert und ich hörte den Zwang in ihrer Stimme.
Es gab Momente da wollte sie nicht reden.
Ich wusste, sie mochte es nicht immer zu reden. Dieser war so einer. Manchmal brauchte sie Gedankensekunden, die nur ihr selbst gehörten.
Nach der Schule brummte ihr oft der Kopf. Tears versuchte wirklich fleißig den Stoff zu lernen, um mit guten Noten abzuschneiden. Bisher hatte ich keine Zweifel, dass sie ihren Abschluss an der Abendschule bestehen würde.
Tears war klug.
Ich hatte ihre früheren Zeugnisse gesehen. Sie hatte nirgendwo schlechtere Noten, als ich damals. Besonders im letzten Monat hatten wir herausgefunden, dass Klugscheißern unser beider Motto war.
Montagabends saßen wir immer gemeinsam vor dem Fernseher und rieten mit den Kandidaten im Chanel 1.
Es war eine Freude mit Tears zu quizzen. Wir machten einander fertig.
»Ich habe gar nicht verstanden, was der Professor vorne von mir wollte. Der hat heute echt nur genervt, oder?«
»Ja ... total.«
Gleichgültig blieb Tears auf dem Bürgersteig stehen und sah zu dem Rotschopf auf, der sich dicht neben sie gestellt hatte. In seinem Hosenanzug war er ein Jahrhundert zurückgesprungen und seine Stimme langweilte mich schon nach den ersten drei Worten. Seine Brille war ihm bis auf die Nasenspitze gerutscht und das knallorange Haar sah aus, als hätte er heute Morgen mit Karotten geduscht. Mir war beinahe danach, zu lachen. Dieser Zwerg war nicht mal in Ansätzen Konkurrenz oder Gefahr.
Ich hatte bestimmt zweihundert unnötige Gedanken an die Karotte verschwendet. Verrückt.
Kopfschüttelnd stieß ich mich von der Autotür ab und rieb mir über die Stirn. Einfach verrückt.
»Soll ich dich vielleicht heute nach Hause bringen?«
Ich lächelte.
Nein, fahr du mal lieber zurück auf deine Möhrenfarm.
»Nein, danke, Oliver, aber das ist nicht nötig.«
Tears schüttelte den Kopf und entzog ihm schwach lächelnd ihre Hand.
Blöd gelaufen, Bruder.
»Du bist immer so bescheiden. Ich würde es gerne machen.«
Das glaube ich dir.
»Nein, wirklich, Oliver. Und ich denke es ist jetzt auch Zeit zu gehen. Bis bald.«
Tears wandte sich zum Gehen – sie schien mich entdeckt zu haben – ganz im Gegensatz zu ihrer Klette.
»Aber, Tears, ich bringe dich wirklich gerne.«
»Hey, Bebè.«
Mit nur einem Schritt überquerte ich meine Position aus der Versenkung im Schatten und schlang einen Arm um Tears, die sich automatisch gegen mich lehnte und mit Ehrlichkeit zu lächeln begann.
So, wie es sein sollte.
»Können wir los?«, fragte ich unschuldig und versuchte dem Karottenkerl nicht zu tief ins Herz zu stechen.
Irgendwo tat er mir schon leid.
»Oh«, brach es gleichzeitig aus Oliver und mir, aber während mein Gesicht hell zu strahlen begann, fielen seine Züge in sich zusammen.
»Du musst Oliver sein! Mensch! Tears hat mir schon eine Menge von dir erzählt. Freut mich echt, dich mal kennenzulernen. Ich bin Davis!«
Wie ausgewechselt schüttelte ich voller Euphorie die Hand des Rotschopfs. Mein Lächeln ging von einer Wange zur nächsten und tat mir schon nach zwei Sekunden schrecklich weh. Stundenlang schüttelte ich die Hand meines Gegenübers und spielte mit meiner freundlichen Maske bis Tears mir in die Seite stieß und mich von dem steinernen Möhrchen trennte.
Sie rollte mit den Augen, konnte aber nicht aufhalten, wie sehr ich mich über das überraschte Gesicht meines Gegenübers freute.
Er erkannte mich. Auch mit Kapuze und Mantel erkannte mich Oliver.
So sieht's aus, Freundchen.
»D ... D ... Davis Harson ...«, keuchend stotterte Oliver sich diesen Namen von den Lippen und brachte mich innerlich zu Boden vor lachen.
»Hey! Ja, so heiße ich, aber du kannst mich gerne einfach Davis nennen. Immer diese Förmlichkeiten. Wir sind doch alle nur Menschen, stimmt's, Bebè?«
Tears rollte mit den Augen und stieß mir abermals in die Seite. Sie lächelte, offensichtlich amüsiert wie übertrieben freundlich ich mich verhielt und lustig machte, aber unmöglich fand sie meine Unverschämtheit auch.
»Ihr ... Du ... Ihr beide seid ein Paar?«
Ich platzte.
Nein, wir sind Nachbarn.
»Huh? Ach so, ja! Wusstest du das nicht?«
Er schüttelte den Kopf.
Ich tat, als würde mich das nicht weiter kümmern.
»Ach, kein Problem. Das ist ja auch nur ein nebensächlicher Fakt. Keine große Sache. Können wir jetzt los, Liebling? Die anderen warten schon auf uns.«
Ich kitzelte Tears diesen Spitznamen hinters Ohr. Sie hasste ihn, aber ihre Miene verriet davon heute ausnahmsweise nichts.
»Natürlich. Bis bald, Oliver!«
Sie drehte sich weg und lief schnell zum Auto, um einzusteigen. Ich wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Oliver schluckte, als ich mich zurückdrehte und ihn nun voller Ernst von oben bis unten begutachtete.
»Ich ... ich wusste nicht ...«, stotterte er los und gefror sofort, als ich die Hand hob.
»Schon gut, Oliver, ehrlich. Ich weiß, dass du nichts davon wusstest und du weißt es auch jetzt nicht, wenn du verstehst was ich meine.
Pass auf.«
Ich stellte mich breitbeinig auf und faltete meine Hände vor der Brust.
»Du kannst gerne mit ihr sprechen. Tears kann abhängen und mögen, wen sie will. Aber anfassen. Da verstehe ich wenig Spaß, mein Bruder. Ich mag dich. Siehst aus wie ein netter Kerl. Gut so. Aber bitte halte körperlichen Abstand zu ihr.
Sei so klug.«
Er nickte ängstlich.
»Ich wusste, dass wir uns verstehen, Bruder.«
Ich lächelte abermals übertrieben, klopfte ihm auf die Schulter, bis er zusammenzuckte und wandte mich dann schnell ab, um endlich wegzukommen.
Oliver ließen wir als Eisstatue zurück. Bis morgen wäre er bestimmt noch nicht wieder aufgetaut. So sah er zumindest aus.
»Hättest du nicht ein wenig einfühlsamer sein können?«
Tears Blick kam tadelnd von der Seite. Ich lachte mich endlich laut schlapp.
»Ich war doch sogar sehr nett!«
Ich lachte schnappartig.
»Nein, du warst so nett, dass es wieder grob war. Der Arme.« Tears lächelte schmal, aber schien wirklich ein schlechtes Gewissen zu haben.
»Der kommt schon klar. Besser könnt's ihm gar nicht gehen. Außerdem willst du nicht wissen, was grob bei mir bedeutet.«
Ich beruhigte mich langsam und parkte vor dem B-N.
»Wenn ich grob gewesen wäre, dann hätte euer Händchenhalten eine gebrochene Nase zur Folge gehabt. Glaub mir, wenn ich grob gewesen wäre, dann wäre er arm dran.«
***
»Hey, Kleines, na wie war die Schule?«
Mit einer herzlichen Umarmung begrüßten Brian und Matt Tears von links und rechts und ließen sich dann neben ihr auf eine Sitzbank fallen. Ich lächelte, als die beiden begannen Tears von meiner Rede zu erzählen und ihr kaum die Zeit ließen sich die Jacke auszuziehen oder ein Getränk zu bestellen.
Ich ließ die drei Freunde reden und setzte mich zu Jason und Peter, die sich angeregt unterhielten und ganz offensichtlich gut verstanden. An Peters Schulter döste leise schnarchend Liana, Peters Verlobte, die Tears und ich vor einigen Wochen bei einem Doppeldate kennengelernt hatten.
Ich mochte Peter. Er war ein feiner Kerl und hatte einen ganz entzückenden Fußballgeschmack. Auch mit Liana kamen sowohl Tears als auch ich klar und so war die kleine Runde alter Bekannter mit den beiden und Leah noch einmal gewachsen.
Im B-N besetzten wir acht an manchen Samstagabenden schon den längsten Tisch, aber mit Brian als Boss seiner eigenen vier Wände war das kein Problem. Brian war Stammgast in seinem eigenen Lokal und ich konnte nicht leugnen, dass eine Freundschaft mit dem Komiker auch Vorteile hatte.
»Hey, Davis.«
Ich klatschte mit Peter und Jason ab und bestellte ein Glas Wein.
»Glückwunsch zu deiner Rede. Ich muss sagen, dass Projekt gefällt mir im Endprodukt wirklich gut.«
Peter lächelte ehrlich und nickte mir anerkennend zu.
Ich war froh, dass gerade er Tears bester Freund war.
»Warst du etwa da?«, fragte ich erstaunt.
»Na, klar. Aber es war vielmehr ein Zufall. Ich war gerade dabei meine Runde zu joggen, als ich dich habe reden hören. Da musste ich mal kurz angehalten.«
»Aha.«
Ich bedankte mich beim Kellner, der mir mein Glas Wein brachte und trank gleich einen Schluck, ehe ich das Wort ergriff.
»Ich bin mit der Parkanlage auch zufrieden. Es schenkt mir Genugtuung und stellt mich ruhig zu wissen, dass auf diesem Boden nie wieder ein Hotel stehen oder eine Frau misshandelt wird.«
Die anderen nickten benommen und gaben mir recht.
Wir hatten nach und nach von all den Ereignissen erzählt, die die letzten Monate dazu geführt hatten, dass Tears und ich aneinander geschweißt waren. In voller Runde hatten wir geweint und gelacht und ernste Blicke ausgetauscht. Tears hatte sich alles von der Seele geredet. Jetzt wusste jeder unserer Freunde über sie, ihre Familie, über Jane und Wilson Bescheid.
Wir waren eine Truppe ohne Geheimnisse. Wir konnten uns alles erzählen und genau das hatten wir getan.
Vor zwei Wochen hatte Tears es sogar über sich gebracht mit Peter, Brian, Matt, Jason und Leah nach San Francisco zu fahren und Jane zu besuchen. Es war ihr nicht leicht gefallen, allen von sich zu erzählen, aber im kleinen Kreise hatte jeder ihre Geschichte mit ernst aufgenommen und sie dafür respektiert. Tears fand Verständnis und Rücksicht und ich wusste, dass sie sich endlich wieder geborgen und wohlfühlte. Sie versteckte sich nicht mehr. Vor nichts und niemandem.
Auch mir erleichterte die Tatsache, dass alle über sie Bescheid wussten, eine Menge. Niemand stellte unangenehme Fragen, ich musste nicht lügen und auch nicht in voller Angst schweben, wenn Tears mit Brian und Matt shoppen ging.
Das kam im Übrigen gar nicht selten vor, denn besonders Brian hatte beim Einkaufen gerne jemanden, der wusste was man anziehen konnte und was total out lieber im Laden bleiben sollte.
Ich fand es lustig, dass er Tears für ihre Meinung mitnahm und sie sich seine stundenlange Einkaufstour ohne Kommentar antat.
Das war wahre Liebe.
»Wilson ist ein ewig abgeschlossenes Kapitel für sich«, murmelte Peter und beobachtete Tears einige Sekunden ernst. Diese unterhielt sich gerade mit Matt über die Abendschule und witzelte mit Brian über Oliver. Er schien köstlich amüsiert über meine übertriebene Begegnung mit dem Karottenkopf.
Ich lächelte versonnen und blickte zurück zu Peter.
»Richtig.«
Ich stieß mein Glas gegen das der anderen und lächelte fröhlich.
Absolut, voll und ganz richtig.
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