3«BONUSKAPITEL || Davis
Ich melde mich früher, als ich geplant hatte, aber das hat auch einen sehr triftigen Grund.
Wie ihr eventuell schon bemerkt habt, trägt das Cover dieses Buches seit neuestem einen Sticker und ich darf total stolz verkünden, dass TEARS beim diesjährigen Summer-Award (2020) den ersten Platz in der Kategorie Romantik belegt hat und ich, als Autorin, zusätzlich einer der drei Hauptgewinner des Awards geworden bin! ❤️
Ich habe zum ersten Mal einen „Preis" gewonnen und auch, wenn das für einige womöglich nur eine Kleinigkeit ist, bedeutet es mir eine Menge und macht mich dankbar und glücklich, weil ich eine Rückmeldung und Bestätigung für das bekommen habe, was ich so liebe.
Vielen Dank, dass ihr mich unterstützt und meine Geschichten lest. Ohne euch wäre das alles nicht möglich. 💕
Soo ... jetzt will ich euch auch nicht länger herhalten, hier ist das dritte Bonuskapitel!
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Wisst ihr, wie sich das Glück anfühlt?
Wisst ihr, wie es sich anfühlt, von vollkommenen Glück umgeben zu sein?
Unbeschwert.
Zufrieden.
Erfüllt von Schmetterlingen.
Von Liebe.
Vielleicht ein wenig Aufregung.
Keine Negativität.
Keine Spannung.
Nur ...
Tears.
Könnt ihr das Glück definieren?
Könnt ihr es einer Person zuordnen?
Oder einem Gefühl?
Oder einem Ort?
Oder einer Sache?
Habt ihr es überhaupt jemals versucht, darüber nachgedacht, euch eine Lösung gesucht?
Nein.
Ich auch nicht.
Ich habe niemals das Glück definiert, habe es nicht finden können, in dem Stau des Lebens und es wegen zu viel Stress und Desinteresse irgendwann aufgegeben.
Ich war einfach glücklich.
Das war alles.
Aber heute ist es so viel mehr.
Heute ist alles anders.
Heute habe ich schon tausendmal darüber nachgedacht, wie ich das Glück definiere, was es überhaupt ist, das für mich Glück bedeutet und wer daran Schuld trägt, dass ich überhaupt glücklich sein darf.
Na ja ...
Tears.
Auf allen Ebenen des Lebens bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass sie es ist.
Sie ist es.
Sie ist das Glück.
Mein Glück.
Denn egal wie viele schlechte Tage ich mit ihr zählen kann, wie viel Unglück über ihrem Namen schwebt und wie oft ich gedacht habe, wir zwei würden scheitern, letztendlich ist sie das Glück.
Sie ist meine Definition des Glücks.
Denn kein einziger schlechter Tag hat auch nur einen Schimmer von Bedeutung, wenn ich an all die guten Tage mit ihr zurückdenke.
Wenn ich mich an die gemeinsamen Filmabende auf dem Sofa zurückerinnere, an die Morgenstunden im Bett, wenn sie besonders kuschelbedürftig war, an unsere Urlaube zu zweit, an unsere Quizabende vor dem Fernseher, unsere gemeinsamen Karaoke Autofahrten durch Seattle, unsere Dates, Reisen nach England oder nach San Francisco, die Shoppingtouren, die wir beide gehasst haben, die Abende im B-N mit allen anderen oder lediglich das Wohnen zusammen.
Alles gleicht sich mit dem Guten aus. Mehr sogar, alles Gute überwiegt das Schlechte und macht es unbedeutend.
Das Dunkle verblasst, wenn ich in ihre Augen sehe und wenn ich das Licht sehe.
Das Licht erblicke.
Das Licht der Welt in den Augen meiner Tochter.
Unserer Tochter.
Angelina Jane Harson wird am 27. Mai um kurz nach drei Uhr in der Nacht geboren und als nach all den Tränen des Schmerzes, Perlen des Schweißes, Rufen des Gutwerdens und Aufforderungen des Weitermachens endlich ihr schrilles Babygeschrei den Kreissaal erhellt, glaube ich einen Moment auf Wolken zu schweben und nichts anderes um mich herum mehr wahrnehmen zu können.
Wie erstarrt stehe ich neben Tears Bett, ihre Hand mit meiner verhakt, und sehe zu dem kleinen, noch blutigen und doch so wundersamen und wundervollen Geschöpf, das von einer Krankenschwester untersucht, gewogen und dann in warme Decken gehüllt wird.
Sie schreit wie am Spieß, windet ganz klein und ganz unbeholfen ihre Ärmchen.
Der Ansatz kurzer Haare ist triefnass und doch ist sie einfach nur bezaubernd.
Ich blende alles aus.
Blende die Leute aus, die ich gar nicht wirklich kenne, blende das Geschrei aus, das eigentlich markerschütternd ist, blende für einige Sekunden sogar Tears aus, als die Schwester mit dem Bündel aus Decken vorsichtig auf mich zuläuft, sanft auf Anns Gesicht hinablächelt und sie mir dann überreicht.
Ich halte die Luft an.
Ich kann nicht mehr atmen, kann nicht mehr reden, kann nicht mehr wahrnehmen, was um mich herum geschieht.
Bloß mehr ihr Gesicht, ihr kleines Köpfchen, die roten Wangen, ihre schönen blauen Augen, die süßen Miniärmchen und ihre verweinten Lider prägen sich in mein Gedächtnis, saugen sich in meinen Kopf und speichern sich ewiglich in meinem Herzen.
Ich fühle alles und nichts in diesem Moment.
Liebe.
Da ist nur Liebe.
Reine,
pure
und vollkommene
Liebe.
Liebe.
Und ich spüre einen Drang, einen Willen, einen Instinkt.
Einen Drang sie zu beschützen, einen Willen immer für sie da zu sein und einen Instinkt für die Ewigkeit mit ihr verbunden zu sein.
Meine Tochter.
Wie magisch von ihr angezogen, macht sich mein Zeigefinger selbstständig und während ich sie schützend an meine Brust halte und sie mit allem fokussiere, was ich besitze, streicht mein Finger hauchzart über ihre weiche Haut und berührt ihre Wange.
Sie wird ruhiger.
Mit meinem zögerlichen Wiegen und der warmen Berührung unserer Haut weiten sich ihre kleinen unschuldigen Kinderaugen und halten für einen Moment inne.
Mir wird warm.
Mein Herz sinkt und sinkt vor ihr auf die Knie, betet sie förmlich an, so sehr verzaubert sie mich.
Leise Tränen des Glücks stehen mir auf der Wange, während ich wie ein Irrer lächle und dann langsam wieder aus meiner Erstarrung schmelze und einen Schritt auf Tears zumache, die vollkommen erschöpft, aber mit demselben Lächeln auf den Lippen auf dem Bett liegt und uns beide schon längst beobachtet.
Vorsichtig lasse ich mich auf einen Stuhl neben sie sinken und lege ihr dann unser kleines Mädchen auf die Brust.
Wie automatisch schlingen sich auch ihre Hände um Ann und halten sie an sich.
Der Moment ist intimer, als jemals zuvor.
Die Gefühle stehen quer in mir, gehen in alle verschiedenen Richtungen und machen mich ganz wuschig, während ich in nächster Sekunde wieder alles im Griff habe und nicht mehr zu explodieren scheine.
Mich erfasst so viel Gutes, das ich es kaum in mich aufnehmen kann.
Es ist viel zu viel, viel zu perfekt.
Und ich versuche es trotzdem.
Nach neun Monaten quälenden Wartens ist unsere kleine Familie nun endlich und vollkommen beisammen.
Meine wunderschöne und so tapfere Freundin.
Meine süße und zierliche Tochter.
Und ich – jemand, der sich selbst gerade nicht ganz einordnen kann, weil es so unfassbar ist.
Ich bin Vater geworden.
Jetzt, genau in diesem Moment und von nun an für immer, bin ich Vater.
Ich trage Verantwortung für ein Lebewesen meines Blutes.
Sie, Ann, ist mein Mädchen, meine Tochter.
Ich bin Papa.
Ihr Papa.
Tears hat mich Vater werden lassen.
»Ich liebe dich so sehr, mein Schatz«, hauche ich zu Tränen gerührt und beuge mich vor, um die vom Schwitzen noch leicht ernässte Wange meiner Freundin – Verlobten – zu küssen und mich an sie zu schmiegen.
Sie hat so viel ertragen, so viel gekämpft und ist jetzt soweit gekommen.
Ich bin unglaublich stolz auf sie, unglaublich dankbar.
»Ich liebe dich auch, Davis«, haucht sie leicht erschöpft und lächelt mich dann sanft und liebevoll an, ehe sie unserer Tochter über den Kopf streicht.
Ich schaue beide Mädchen an, schaue beide Frauen an, die ich niemals aus meinem Leben missen möchte, die ich niemals hergeben werde und küsse Tears dann noch einmal richtig und lange und leidenschaftlich auf die Lippen, weil ich einfach nicht an mich halten kann, was die Situation in mir auslöst.
Ich bin schlichtweg überwältigt.
x x x x
Nach einer guten Woche können Tears und Ann endlich nach Hause.
Die Tage zuhause, ohne die beiden, sind fad und langweilig und ich bin unendlich froh, als Tears endlich entlassen wird und ich Ann in ihrer Babyschale aus dem Krankenhaus tragen kann.
In einem kleinen weißen Body mit braunen Bärchen drauf liegt der kleine Engel unter einer Decke und schläft selig vor sich hin, während ich Tears an der Hand halte und mit ihr in Richtung Auto laufe.
Es ist merkwürdig und neu auf dem Rücksitz ein Baby angeschnallt zu haben und ständig den Drang zu haben, nach ihm Ausschau zu halten, aber meine Beschützer-Gefühle kann ich einfach nicht zurückhalten.
Es ist so unwirklich, so unfassbar plötzlich Vater zu sein, dass ich mich immer wieder vergewissern muss, nicht zu träumen.
Die Fahrt bis in unsere Wohnung dauert nur ein paar Minuten und schneller als gedacht sind wir oben und ganz für uns allein.
Die ganze Familie ist zuhause.
Und es ist fantastisch.
Wir drei.
»Brauchst du etwas? Möchtest du etwas trinken?«, frage ich Tears, kaum das sie sich auf die Couch gesetzt hat und ich Ann in das Babybett, das neuerdings auch im Wohnzimmer steht, transportiert habe.
»Ich möchte einen Kuss und dich, Davis«, murmelt sie und zieht einen Schmollmund, der mich lächeln lässt.
»Das kannst du haben«, grinse ich und hole trotzdem erst ein Glas Wasser, bevor ich mich zu ihr lege, sie in meine Arme ziehe und auf die Stirn küsse.
Zufrieden seufzend legt Tears ihren Kopf auf meine Brust und lässt sich von mir den Kopf kraulen, während sie langsam beginnt, wie unsere Tochter, wegzunicken.
Ich beobachte sie beide.
Das kleine Mädchen, das zum ersten Mal in ihrem Zuhause schläft und das große Mädchen, das endlich zu mir zurückgekommen ist und in meinen Armen schlafen kann.
Ich möchte sie nie wieder in der Nacht vermissen, nie wieder ohne sie aufwachen, nie wieder von ihr getrennt sein.
Egal, ob sie nur im Krankenhaus liegt oder mit Leah einen spontanen Mädelstrip plant.
Nie wieder will ich ohne sie sein.
Dafür liebe ich sie viel zu sehr.
Während beide ihre Erschöpfung ausschlafen, greife ich nach meinem Handy und mache ein Foto von Tears und mir.
In letzter Zeit mache ich das öfters, weil mir aufgefallen ist, wie gerne ich Momente wie diese als Foto an der Wand hängen habe.
Nach all den Jahren haben sich einige Bilderrahmen an meine sonst immer so kahlen Wände geworfen. Auch von meinen Eltern und Geschwistern, sowie natürlich Freunden sind es mehr und mehr geworden.
Und ich liebe es.
Liebe es, wie ich grinsen muss, wenn ich uns alle sehe und an den Tag des Fotos zurückdenke.
Die Vorstellung bald auch schon eine ganze Wand voller Babyfotos zu haben, lässt Schmetterlinge in meinem Bauch kribbeln.
x x x x
Das Leben mit einem Baby verändert so einiges.
Nicht nur, dass die Wohnung überall mit Gittern und Gumminoppen ausgestattet wurde und ständig Kuscheltiere, Spucktücher und frische Windeln herumliegen, nein, auch Babygeschrei ist ein ganz neuer Bestandteil des Lebens geworden.
Babygeschrei, wenn jemand Hunger hat.
Babygeschrei, wenn jemand aus seinem Mittagsschlaf gewacht ist.
Babygeschrei, wenn ihr einfach danach ist.
Es immer laut im Haus und das den ganzen Tag und die ganze Nacht über.
Und wenn Ann nicht mein Baby wäre und ich sie nicht unendlich lieben würde, dann hätte ich vermutlich schon längst einen Nervenzusammenbruch erlitten.
Es ist nicht immer einfach, einen kühlen Kopf zu bewahren und Fassung zu bewahren.
Mehrmals in den letzten drei Monaten schon habe ich geglaubt, in meiner Elternrolle zu versagen, weil die Schlaflosigkeit und ständige Vorsicht mich erdrückt haben.
Aber immer und immer wieder belohnt mich das Leben mit Momenten des Glücks, die all die Kraftlosigkeit innerhalb von Sekunden wett machen.
Ann muss nur lachen und ich weiß wieder, warum ich kämpfe, warum ich lebe und, dass es die Müdigkeit wert ist.
Das kleine Mädchen erfüllt mein Leben, genauso wie sie das Leben ihrer Mutter erfüllt und vollkommen macht.
Lachend liegt sie zwischen uns, wenn wir frühstücken und beobachtet uns beim Essen, kichernd patscht sie mit ihren kleinen Fingern nach Gegenständen und brabbelt seit neustem auch schon total fröhlich vor sich hin.
Ann ist ein kleiner Sonnenschein.
Sie ist unser aller kleiner Sonnenschein und jeder, der sie in den letzten Wochen schon kennenlernen durfte, ist total und vollkommen eingenommen von ihr.
Brian und Peter lieben ihr kleines Patenkind von ganzem Herzen und auch Leah, Jason und Matt sind einfach nur verzückt von unserem Mädchen.
Gray, der erst vor zwei Tagen mit seiner eigenen kleinen Familie hier aufgekreuzt ist, hatte sogar kleine Tränen in den Augen gehabt, als er mich und sie gesehen hat, weil er sich so gut mit meiner Situation identifizieren konnte.
Vatersein ist eines der schönsten und besten Erlebnisse und Aufgaben, die man dem Menschen aufgetragen hat.
Tears und ich blühen in unseren Rollen als Eltern und, wow, ich kann auch nicht mehr als zu behaupten, dass meiner Verlobten ihre neue Rolle mehr als nur steht.
Sie sieht so bezaubernd und wundervoll aus, wenn sie vor Anns Bett kniet und sie in den Schlaf wiegt, oder wenn sie sie stillt und ihr dabei über den Kopf streicht und mit ihr über das Leben redet.
Schon die Zeit in der Schwangerschaft habe ich geglaubt, sie würde mit jedem Tag ein Stückchen schöner werden, aber jetzt ... damn.
Sie ist einfach nur wunderschön und ich kann manchmal nicht mehr, als sie anzusehen und dämlich in die Luft zu grinsen, weil ihr jede Kurve ihres Körpers schmeichelt und nichts ihre Vollkommenheit nichtig machen kann.
Ich liebe sie jeden Tag ein wenig mehr.
So viel mehr.
Und ich kann den Moment kaum erwarten, an dem wir endlich vor dem Altar stehen, uns in die Augen sehen und uns das Ja-Wort geben.
Tears ist längst meine Frau.
So zumindest sehe ich sie.
Sie ist meine sexy und bezaubernde Frau, die Mutter meines Kindes und die Person, mit dem größten Platz in meinem Herzen.
Aber bald wird sie es auch ganz offiziell sein, auf dem Papier wird es geschrieben stehen und alle Welt wird dann wissen, dass sie zu mir gehört.
Nur zu mir.
Tears Harson.
Das ist ein Traum.
x x x x
Aber es ist ein lang entfernter Traum, wie ich nur wenige Monate später feststelle.
Es ist ein Traum der Fantasie gefangen in einer Blase, die von der Realität bitter zerbrochen wird.
Und eher als gedacht, schlimmer als erwartet, sitze ich wieder im Auto und kurve schneller als erlaubt über die Straßen, angetrieben von schmerzerfülltem Geschrei und panischen Rufen, die mich nie wieder und für immer im Leben verfolgen werden.
»DAVIS! BITTE!«
Tears hat schon oft geweint.
Sie hat schon so verdammt oft geweint.
Aber niemals zuvor hat es auch in meiner Brust so sehr gestochen, so sehr wehgetan.
Es prasselt alles auf einmal auf mich ein und obwohl ich für ein paar Sekunden noch die Fassung bewahren kann, weiß ich für später, dass ich wie ein Irrer auf und ab laufen und flennen werde.
Denn diesmal ist es nicht nur Tears, die von ihren Alpträumen heimgesucht wird, die schreit und in der Nacht aufwacht, nicht mehr fähig weiterzumachen.
Es ist nicht nur Tears Angst.
Es ist auch meine.
Es ist meine unfassbare Sorge um das kleine, noch viel zu junge Geschöpf Leben, dass auf dem Rücksitz in den Armen meiner Verlobten liegt und um ihr Leben zu kämpfen scheint.
Es ist so merkwürdig, wie das Leben spielt.
In einem Moment ist alles gut und friedlich und zwei Sekunden später prasselt das Unglück wie Regen auf den Kopf und durchnässt die Kleidung.
Wir alle sind patschnass und aufgewühlt, als wir endlich am Krankenhaus ankommen und wie Bekloppte durch den Eingang sprinten auf der Suche nach einem Arzt, der uns das Geschrei und Verhalten unseres Kindes erklären kann.
Und dann ... kaum eine Viertelstunde später ... ist aus dem Sprint ein träges Auf- und Ablaufen geworden und wie in Zeitlupe zieht sich die Angst, die Sorge und das schreckliche Gefühl der Ungewissheit davor, ob ich sie jemals wieder sehe.
Sie liegt dort, schläft dort hinter den Türen, während die Ärzte sie operieren.
Aber werde ich sie jemals sitzen, krabbeln, laufen sehen?
Wird sie jemals wieder aufwachen?
Wird sie lachen, kichern und mich mit Essen bewerfen?
Ich habe in den letzten Monaten jede freie Sekunde mit ihr verbracht.
Aber jede freie Sekunde der letzten Monate war nicht einmal in den Ansätzen genug.
Es reicht nicht.
Denn es gibt noch so viel, was kommen muss.
Sie muss noch leben.
Sie muss doch noch leben!
Sie hat noch gar nicht gelebt!
Mein kleines Prinzesschen hat doch noch gar nicht gelebt!
Meine Augen sind mindestens so schlimm geschwollen wie die von Tears, die zusammengekauert auf einem der Plastikstühle neben mir sitzt und stumm auf den Boden starrt.
In einer Situation wie dieser waren wir noch nie.
Noch nie zuvor waren wir beide so dermaßen zerstört und kaputt, dass keiner von uns fähig war, den anderen zu retten.
Es gab Situationen, wo wir besser ohne einander waren.
Damals in England zum Beispiel mussten wir eine Weile voneinander getrennt sein, um wieder zusammen zu kommen.
Aber jetzt?
Es ist einfach zu viel.
Es ist alles, was Tears immer vermutet, immer geahnt, nie aber verkraftet hat.
Es ist alles, was ihr Leben geprägt und schon so oft zerstört hat und nun auch mich selbst betrifft.
Ich verliere einen Menschen, den ich mehr liebe als mich selbst.
Ich bin dabei mein Kind zu verlieren.
MEIN KIND LIEGT IN DIESEM OP-SAAL!
Und es gibt nichts, das jemals schlimmer war, als diese Angst.
Überleben oder sterben?
Kann man sie retten?
Wird sie das durchstehen?
Kann ihr kleiner und noch so instabiler Körper das schaffen?
Sie ist stark.
Aber ist sie stark genug?
Wer in ihr hat die Oberhand?
Der Tumor in ihrer Brust oder ihr so reines Herz?
Am liebsten würde ich diese Türen stürmen und sie unter meinen Fittichen waren, keine Gefahr an sie herankommen lassen.
Aber das habe ich längst.
Und ich habe es nicht einmal bemerkt!
Ich habe es nicht einmal bemerkt, wie dieses schreckliche Monster sich in sie genistet hat!
Ich war viel zu verliebt, viel zu verträumt, viel zu taub!
Ich habe alle Signale ignoriert, habe alle Zweifel mit Zuversicht getauscht, war verdammt naiv.
Und jetzt sterbe ich in Konsequenzen.
Denn vielleicht sehe ich meinen Engel nie wieder.
Vielleicht war heute das letzte Mal.
Vielleicht lässt sie mich und ihre Mutter heute allein.
Vielleicht ist die Dunkelheit stärker als das Licht.
Wer weiß das schon?
——————
Ja, ja ich weiß ... der ein oder andere hasst mich jetzt.
Tut mir auch leid.
Aber es muss ja irgendwie spannend bleiben. 🤷🏼♀️
Was denkt ihr?
Was ist stärker?
Dunkelheit oder Licht?
Bis bald 💕
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