21« Davis
»Hallo, schöne Frau« Charmant küsste Daniel ihre Hand und drehte sie einmal im Kreis, dass ihr dunkelblaues Kleid in Winde der Drehung aufflog. Ihre braunen Haare waren niedlich zusammengeflochten und sie war die blasseste Schönheit, die ich je gesehen hatte. Eine junge, hübsche Frau.
»Hallo, werter Herr.«
Sie kicherte und drehte nun Daniel um seine eigene Achse, während ich, wie eine Statue, noch immer an meinem Wagen lehnte und die Haustür anstarrte.
Zögerte sie etwa aus Angst? War ihr das hier unangenehm? Bereute sie mir je diese Chance gegeben zu haben?
Machte sie das alles nur, um Jane einen unvergesslichen Abend zu ermöglichen? War es für sie eine Art Opferung des Leids?
Ich konnte, wie auch gestern, nicht verbergen, wie tief mich solche Reaktion traf. Es schmerzte in meiner Brust, wenn sie in meiner Gegenwart unglücklich war.
Ich ertrug ihr Leid nicht.
Leises Klacksen war hinter der angelehnten Haustür des Backsteinhauses zu hören und die Tür knarzte, als man sie nach innen aufzog.
Der rote Rock ihres Kleides war wie eine Droge, dessen Dosis ich Tage lang hatte verzichten müssen.
Ihre Haare waren offen und wie immer ein wenig wild gelockt.
Ihr Blick richtete sich auf den Boden und diese schüchterne Art stand ihr genauso gut, wie das rote Kleid in Kombination mit ihren niedlichen Ballerinas.
Ein Lächeln erklomm meine Lippen beim wundervollen Anblick der jungen Frau. Sie hatte nie schöner ausgesehen. Nie hatte eine andere Frau schöner ausgesehen. Für diesen Moment wollte ich es nicht leugnen. Lügen würden mich niemals auf den rechten Weg führen, welcher auch immer das war.
Langsam und bedacht hüpfte Tears die kurzen Stufen hinab und sah sich um, ehe sie die Straße überquerte und direkt vor mir stehen blieb. Ihre Augen strahlten Ruhe und Begeisterung aus, die mich mitriss und meine Unsicherheit vergessen ließ. Heute weinte sie nicht und sie würde niemals glauben können, wie viel Last sie mir damit abnahm. Ich hatte solche Angst vor ihren Tränen gehabt.
Und es war sinnlos gewesen, denn in ihren Augen strahlte ein Glanz von Selbstsicherheit und Neugierde. Sie war bereit für diesen Abend meine Begleitung zu sein und sie war bereit sich in den Moment fallen zu lassen.
Es machte mich auf eine Weise stolz sie ausführen zu dürfen. An der Seite einer solchen Frau würde jeder Mann sich gerne blicken lassen und ich konnte nicht sagen, woher diese vielen Komplimente kamen.
Tears gefiel mir einfach.
Jetzt und davor und auch in Zukunft würde sie das ganz bestimmt. Verrückt...
»Kein Zurück mehr«, flüsterte sie und sah von meinen Hemdknöpfen über meinen Hals hinauf in meine Augen.
Ihr Blick kitzelte auf meiner Haut und ich verbarg nicht, wie glücklich mich diese Worte machten. Sie erwiderte mein Lächeln und sah mir erwartungsvoll in die Augen.
Ihre Pupillen spiegelten den Mond, der sich über der Nacht ausgebreitet hatte und Laternenlicht ließ ihre braunen Locken golden schimmern.
Im Moment in dem Stille zwischen uns trat, würde sich in jedem Drama der Mann hinabbeugen und seine zukünftige Freundin küssen. Die Situation bot sich an. In meinem Körper pulsierte und schrie es für wenige Sekunden nach einem Gefühl von Berauschen und Sucht nach feuriger Haut und kochendem Blut.
Etwas drang in mir, Verlangen, das ich noch nie zuvor gespürt hatte, aber zukünftig sicher nicht mehr kontrollieren konnte. Ich war überrascht.
Aus Angst vor Zerstörung unternahm ich nichts und wich einer Abfuhr mit einem nicht versuchten Versuch aus. Ich küsste Tears nicht. Sie war nicht bereit dazu, sie war mir gegenüber noch immer misstrauisch und ich konnte ihr nicht verübeln, dass sie in mir noch immer das Arschloch vom Anfang sah.
Sie würde niemals das spüren, was ich gerade spürte.
Ein heftiges Ziehen zog durch meine Brust und breitete sich dort wie Tinte aus. Ich spürte Leidenschaft, Verlangen und einen Drang sie in meine Arme zu ziehen und nie wieder loszulassen.
Tears ließ mich Dinge fühlen, obwohl nie etwas geschehen war, die ich noch nie zuvor gespürt hatte.
Es war, als erweckte sie in mir einen völlig neuen Menschen. Einen Menschen, den niemand kannte, nicht einmal ich selbst.
Tears unterschied sich von den anderen Frauen, die mir im Leben je begegnet waren. Sie unterschied sich darin, dass sie mich aus meinem Komfort in ein Abenteuer zog, bei dem ich nicht wusste, wie es ausgehen würde.
Sie fraß mir nicht aus der Hand, sie handelte gegen mich und hatte kein Problem jemand anderen anzuhimmeln. Um zu bekommen, was ich wollte, musste ich mir die Hände schmutzig machen und das war vorher nie der Fall gewesen.
Ich konnte nicht erklären, was genau an ihr mich so faszinierte. Vielleicht ihre Augen oder ihr rotes Kleid. Womöglich aber auch ihr Lächeln in Kombination mit ihrer Lache. Vielleicht ihre samtene Stimme, die mich, wann immer sie sprach, mit Wärme füllte und zum Zuhören zwang.
Vielleicht war es ihr Name, der mir so unglaublich gut gefiel.
»Ich mag es, wenn du in Gedanken verschwindest, die dich ins Leere lächeln lassen.«
Ihre amüsierte Stimme brach durch das Vakuum meiner Gedanken und innerhalb von Sekunden platzte die Gedankenblase über meinem Kopf und ließ mich wieder ins Gesicht meiner heutigen Begleitung sehen.
Sie lächelte mich an und löste sich dann aus der Starre um das Auto zu umrunden und sich selbst die Tür zu öffnen.
Ich regte mich erst, als sie bereits im Auto saß.
Hat sie gerade gesagt, dass sie etwas an mir mag?
»Na endlich.«
Daniel stieß einen erleichterten Seufzer aus und gaukelte mir vor, dass ich ihn Stunden hatte warten lassen, als ich ebenfalls einstieg. Ich rollte die Augen und startete den Wagen um loszufahren.
»Hast du mich so vermisst?«, verhätschelte ich die Situation, weil ich wusste, Jane und Tears damit belustigen zu können.
»Ja, Babe. Bitte lass mich nie wieder so lange warten.«
Daniel warf mir durch den Rückspiegel einen verführerischen Blick zu und brach in schallendes Gelächter aus, als ich mit den Augen rollte und mich entnervt abwandte.
»Und wieder hast du einen Menschen verstört.«
Jane klinkte sich dem Gespräch an und schlug Daniel auf die Schulter, als würde sie ihm einen schweren Vorwurf machen.
»Was heißt hier wieder?«
Daniel wandte sich ab und hob fragend,unschuldig, eine Augenbraue.
»Die alte Dame, die uns vor zwei Tagen im Park gegenüber saß, hat auch ziemlich bescheuert geguckt, als du die Zeitverschiebung von England und hier an deinen Fingern abgezählt und dich dabei gleich viermal verzählt hast. Die ist sofort geflüchtet, als sie deine Verzweiflung, Dummheit, gesehen hat.«
Jane brach in Gelächter aus und Daniel sah ihr schmunzelnd dabei zu. Ich wusste, dass er Jane in den letzten Tagen wirklich lieb gewonnen hatte und sie lieber hatte, als Mädchen, von denen er mir sonst mal erzählt hatte.
Es war die Weise, über welch banalen Dinge sie Werte legte und ihr kurioses Unwissen von Dingen, die eigentlich selbstverständlich waren.
Jane und Daniel hatten sich bei ihrem Kennenlernen im B-N auf Anhieb gegenseitig das Leben gelehrt und ich bemerkte schon jetzt, wie er sich von ihr ändern ließ. Sein Gemüt wurde sozialer und offener und viel weniger kindisch.
Letzteres muss man ganz oberflächlich betrachten...
»Quatsch, die war nur geblendet von mir und ist deshalb aus der Sonne gegangen. Pech, wenn sie meine Anwesenheit nicht richtig zu wertschätzen wusste.«
»Du musst dein Ego echt mal ein bisschen herunterstufen, das hält ja keiner aus.«
Jane schien es ernst zu meinen und es gefiel mir, dass sie Daniel ab und an ein wenig zu Boden stieß.
Sie und mein Bruder waren ein gutes Beispiel, dass wir Menschen manchmal eiskalt zu Boden geschubst werden mussten, um von unserem hohen Ross wieder auf zwei Beinen zu stehen.
Mein Gedanke fiel auf Tears und ihre direkten Ansprachen, die mir wie Messer ins Gesicht gestochen waren.
Vor Wochen noch fand ich sie deswegen unheimlich nervig, heute war ich ihr dankbar für ihre Ehrlichkeit.
Die Ehrlichkeit, die nie jemand aussprach, wenn ich ihm das Leben zur Hölle gemacht hätte.
Ich muss unausstehlich gewesen sein und der Gedanke, dass ich es immer noch war - ekelig - gefiel mir nicht.
Ich zuckte zusammen, als ein Ellenbogen sich in meine Seite rammte und Tears wegen Janes Kommentar wohl auf dieselben Gedanken gekommen war wie ich.
Sie lachte leise, als ich ihr einen Blick zuwarf und steckte mich unwillkürlich damit an.
Auf den Rücksitzen war es ruhiger geworden, aber es schien kein Streit zu sein. Jane sah nur fasziniert aus dem Fenster, betrachtete das nächtliche Seattle und schien eingenommen in ihren Eindrücken.
Mir war schon gestern aufgefallen, dass sowohl sie als auch Tears ihre Augen viel öfter schweifen ließen, als normale Menschen es taten. Es schien mir, als würden sie jeden Flecken einer Sache, jeden Blickwinkel einer Situation genauestens wahrnehmen wollen und aus ihren Augen sprach immer so viel Neugierde, dass ich mir nicht sicher war, ob Jane überhaupt jemals Fahrstuhl gefahren war oder zuvor in einem Auto gesessen hatte. Sie verhielten sich beide so merkwürdig manchmal.
Merkwürdig süß.
Es war ein Abenteuer die beiden zu beobachten. Ihnen gefiel einfach alles und sie gaben sich auch mit den geringsten Umständen zufrieden. Man sah Tears an, dass sie nicht viel erwartete und sich mit allem zufriedengab, was von Herzen kam. Es war nicht die Umgebung, die sie wertete, es waren nicht die Menschen, es waren Worte, die man sprach, Gedanken, die man teilte und Gesten, die man rührte.
Tears war nicht oberflächlich oder abschätzig gegenüber anderen, sie nahm nur das Handeln eines Lebewesens wahr, nicht das Aussehen oder der Stand im Leben.
Mir war nie bewusst gewesen, dass diese Einstellung mir an einem Menschen gefehlt hatte.
Aber all die Seiten, die Tears mir bis jetzt gezeigt hatte, fehlten mir plötzlich an Menschen, die ich schon viel länger kannte. Und ich wusste gar nicht, dass ich solche Bodenständigkeit und diese menschliche Herzlichkeit vermisst hatte; sogar an mir selbst.
Das Space Needle war wohl eines der bekannteste Wahrzeichen von Seattle. Auf jeder Postkarte prangte die Kuppel des 184 Meter hohen Turms und jeder, der sich in Seattle niederließ, auf Durchreise oder hier im Urlaub war, besuchte den Aussichtsturm einmal.
Ich hatte schon diverse Geschäftsessen mit dem atemberaubenden Ausblick wahrgenommen, aber mir war nie auch nur in den Sinn gekommen, meinen Bruder und zwei Damen hierher auszuführen.
Eigentlich war es kein Date, doch irgendwie ließen mich unsere Aufzüge, Kleider und Anzüge, und der unklare Anlass, immer genau daran denken. Ich hatte noch nie ein Date.
Als ich so alt war wie Jane, fand ich Mädchen total uncool und als ich auf erste Partys eingeladen wurde und zusah, wie meine Freunde ihre betrunkenen One-Night-Stands entführten, fand ich es abartig und immer noch uncool.
Als Gray seine erste Freundin mit nach Hause brachte, mochte ich nicht, wie sie sich anzog und schminkte und ihre Stimme fand ich nervig.
Ich hatte nie verstanden, wie er jemanden wie sie zu lieben begonnen hatte und nach einem halben Jahr schien mein Bruder sich dasselbe zu fragen, als sie mit ihm Schluss machte.
Für einen Jungen, den ich mein gesamtes Leben kannte, hatte er mir nach ihrer mickrigen WhatsApp Nachricht zu viel geweint und ich hatte an diesem Abend wieder ins Gedächtnis gerufen, dass Frauen nicht nur uncool, sondern auch verdammt scheiße waren.
Gray war mein Vorbild gewesen und seine aufgeschmissenen Gefühle und vielen Tränen, nachdem er sie verloren hatte, hatten in mir das Gefühl erweckt, nie so enden zu wollen wie er.
Kristen hatte mit seinen Gefühlen gespielt, sie hatte ihn nicht geliebt, wenn sie mit einer einfachen Nachricht per Handy ihren Freund aus dem Fenster schmiss.
Für sie war er nichts weiter als ein Narr gewesen, dessen Körper sie heiß gefunden hatte.
Er hatte um ihre Beziehung gekämpft, ihr Geschenke gemacht, sich um sie gesorgt, ständig von Partys abgeholt und sie überall hin gefahren. Das alles hatte er nie zurückbekommen und das hatte meine Sichtweise auf Mädchen wieder und wieder eingeschränkt.
In Geschichten beschrieb man immer die Männer als gefühllose Arschlöcher, die bloß auf Sex aus waren und zierliche Mädchen mit tiefen Ausschnitten für eine Nacht suchten. Dabei waren auch Frauen auf eine Weise dreckig und zum Anwidern.
Man vergaß ihr Geschlecht nur manchmal einfach und fiel auf diese unschuldigen Mädchen hinein, die angeblich niemandem etwas antun konnten.
Dabei konnten auch Frauen gewalttätig werden; auch Frauen konnten Männer entführen und vergewaltigen.
Frauen konnten kriminell sein, Dinge klauen und im Gefängnis sitzen. Es waren nicht nur Männer, die andere ausnutzten und sich einer dunklen Seite ermächtigten.
Nicht nur wir.
Ich war so alt wie Daniel, als Gray Kristen verlor und zwei Nächte lang über sie weinte. Ich sah sie nie wieder. Nur auf dem Schulhof schlug sie sich ab und zu mit einer Zigarette in der Hand herum und flirtete mit dem ein oder anderen Typen. Gray war neunzehn, er fuhr Auto, er hatte die Schule hinter sich und konnte ohne das Geld von Mum und Dad teure Sonnenbrillen kaufen. Für mich war es selbstverständlich auf eine Weise, wie er sein zu wollen und die Frauen an einer Liste abzuhaken und dann zu zerreißen.
Nur war er nicht wie ich.
Während ich mir meiner Vorsätze treu blieb und es schaffte Frauen kennenzulernen, sie aber nicht zu brauchen, lernte er mit zweiundzwanzig Mira kennen und lieben. Zuerst war ich sauer auf ihn, denn er hatte, ohne es zu wissen, meinen Schwur gebrochen. Als ich Mira allerdings vorgestellt bekam, war auch ich mir sicher, dass sie die Richtige für ihn war und er sie nicht gehen lassen sollte. Für ein Mädchen war sie okay, obwohl ich auch mit neunzehn nicht zu überzeugen war, je mit einer Frau auszugehen.
Als ich mit dem Studium dann den unbändigen Drang verspürte etwas Gigantisches aus meinem Namen zu machen, rannen meine Vorsätze sowieso in den Hintergrund. Auch wenn man mich jedes Jahr nach einem Mädchen fragte, sogar Gray wollte es wissen, redete ich bloß von meinem Ziel im Leben Erfolg zu haben und irgendwann wurde ich nicht mehr gefragt.
In meiner Familie war klar, dass Frauen für mich keine Rolle spielten. Ich war nie auf eine Beziehung aus, nie darauf zu heiraten und einer Dame meinen Nachnamen zu hinterlassen. Das alles klang arroganter, als es war und ich es je im Sinn hatte. Ich hatte später nur immer gesehen, dass es keinen Platz für zwei Dinge gab und so kam eine Frau neben meinem Beruf nicht auch noch infrage.
Wie auch immer ich es im Internet auf die Seiten der begehrtesten Junggesellen geschafft hatte, diese lieblichen Listen und Abstimmungen waren nicht blind an mir vorbeigelaufen. Abends hatte ich ab und zu belustigt nach meinem Namen gesucht und diese Hirngespinste gefunden. Natürlich schmeichelte es mir und die Blicke von Frauen waren manchmal unübersehbar, aber meistens lachte ich bloß über ihre Naivität und die Gespinste, dass ich sie zufällig auf der Straße treffen und mich bei einem gemeinsamen Kaffee verlieben würde.
Sie redeten alle, als gehöre zur Liebe bloß ein einziger Blick, dabei war sogar mir klar, dass es mehr war, als lächeln und küssen.
Manchmal war es erst ein Fehler, ein unglaublich schmerzender Stich im Herzen, der die Gefühle entflammte von denen die Welt immer schwärmte. Liebe.
Hach...ja.
Ich begann über meine Gedanken selbst zu lachen und fragte mich, ob es auf dieser Welt wohl auch Frauen gab, die ähnlich dachten wie ich. Ich war nie einer begegnet. Für heute Nacht jedenfalls nahm ich mir vor mal wieder im Internet nach meinem Namen zu suchen und mich zu vergewissern, dass meine Person immer noch in den Top Drei war.
Es war amüsierend, was manche Menschen in ihrer Freizeit machten, Listen über Single Männer schreiben und abstimmen, und wie viel Aufmerksamkeit sie dafür bekamen. Hunderte Leute schrieben ihre Gedanken und Meinungen darunter und versahen Ränge mit Herzchen, um zu zeigen, wie gerne sie eine von diesen Personen doch hatten.
Ich war mir sicher keine von diesen Frauen zu kennen und wenn sie für mich arbeitete, war außer einem Vorstellungsgespräch nicht mehr gewesen.
Keine Frau hatte je mein Apartment betreten und keine hatte ich zum Essen eingeladen. Tears war die erste Frau mit der ich zusammen aß und irgendwie war auch unser heutiges Treffen anders, denn immer hin waren mein Bruder und Jane dabei und irgendwie waren wir Männer die Dates der Frauen und nicht sie unsere. Es war kompliziert.
»Wir sind da!«, jubelte Daniel nach einer Weile und sah aus dem Fenster die Fassade des Turms hoch. Die Kuppel leuchtete und mir gefiel der Gedanke, dass wir gleich ganz oben sitzen und lachen würden.
Ich parkte ein paar Straßen entfernt und ließ es mir nicht nehmen Tears die Tür zu öffnen. Sie rollte lächelnd die Augen und ignorierte voller Trotz meine helfende Hand.
Gestern hatte sie sie auch abgewiesen und ich wüsste gerne, ob ich deswegen gekränkt sein sollte.
So, wie sie lächelte und aufgeregt in die Hände klatschte, verfiel meine Sorge und Traurigkeit, dass sie das alles gar nicht mochte, aber wer bestätigte mir, dass ich nicht genauso ein Narr war wie mein Bruder? Wer sagte mir, dass ich nicht auch in ein paar Tagen heulen würde, weil sie aus meinem Leben ging? Wer sagte mir, dass sie mich wirklich mochte und mich nicht wegen meines Geldes anhimmelte? Mein Gefühl sprach immer dagegen, gegen so einen miesen Hintergedanken, aber irgendwas hatte meinen Bruder vor Jahren doch auch sicher gemacht und er hatte sich getäuscht, vielleicht täuschte ich mich auch.
Vielleicht war Tears nur die Fassade ihrer selbst und gaukelte mir etwas vor. Was entsprach der Wahrheit und was nur einer Lüge?
Wie sollte ich das alles je verstehen und unterscheiden können, zwischen gut und schlecht. Wie?
Wie konnte ich je einer Frau mein Leben bieten, wenn mir doch nie klar war, dass sie nicht einfach gehen würde, wenn ihr danach war.
Auf dieser gottverdammten Erde gab es so viele gebrochene Herzen, wie sollte ich meines je vor dem Zersplittern beschützen und gleichzeitig erleben, was Menschen immer so hoch in die Luft priesen?
Wie war es mir möglich zu lieben, wenn immer die Gefahr bestand, aus einem Traum zu erwachen?
Ich würde es nicht können.
Was für ein Vertrauen würde mich das kosten.
Ich war nicht dafür gemacht mich einem Menschen zu nähern und ihn an mich heranzulassen.
Das sprach gegen meinen Schwur, gegen meine Aussage; Mädchen seien uncool.
Es ging nicht.
Genauso wie sie nicht ging.
Sie verschwand nicht aus meinem Leben.
Sie ging nicht.
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