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Jimin

"Jimin?! Liebling, können wir los?!" erklingt es laut rufend von meiner Mutter, während ich vor meinem Ganzkörperspiegel stehe und mir noch einmal meine Haare und Kleidung richte.

"Ja, ich komme~!" rufe ich ihr zu und sprühe noch einmal mein Parfüm auf ehe ich aus der Tür trete und mich in das Wohnzimmer begebe, in welchem ich meine Eltern und Geschwister vorfinde.

"Ah da bist du ja, dann können wir jetzt los." erhebt sich Appa von seinem Platz, woraufhin wir ihm nickend zustimmen und folgen. Daraufhin will ich ebenfalls aus dem Wohnzimmer treten, jedoch spüre ich zuvor noch einen Ruck an meinem Handgelenk.

"Ist alles in Ordnung, Noona?" sehe ich fragend zu meiner Schwester als sie mich vom Gehen abhält, sodass wir im Wohnzimmer nun alleine zurückbleiben.

"Du siehst so gut aus, Minie. Hast du dich für jemand Bestimmten so hübsch gemacht?"

"Sehe ich wirklich gut aus?"

"Natürlich~! Du siehst wunderschön aus. Kein Wunder, dass Jungkook Oppa Hals über Kopf in dich verliebt ist." boxt sie mir kichernd gegen die Schulter, woraufhin sich ein verlegenes Lächeln auf meinen Lippen bildet, während sie mir mit ihren Worten eine leichte Röte entlockt.

"Das ist er nicht.."

"Ach da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher. Wenn man euch beide kennt, dann reicht ein Blick schon, um zu sehen, mit welchen Augen er dich ansieht. Ich glaube seine Gefühle sind tiefgründiger für dich als du es dir denken kannst." sieht sie mit einem sanften Lächeln zu mir und instinktiv schweifen meine Gedanken zu dem Dunkelhaarigen und all die Momente als unsere Augen aufeinandertreffen.

Sie funkeln so schön..

"Jimin?! Areum?! Wo bleibt ihr denn?!"

"Wir kommen schon, Eomma!" ruft sie unserer Mutter entgegen und hakt sich auch schon bei mir ein, sodass sie mich mit einem breiten Lächeln in den Flur zieht.

"Wo bleibt ihr beide denn nur?"

"Aish Oppa, wir sind ja schon da. Hör auf zu nerven."

"Areum, pass auf, was du sagst."

"Phh.."

"Na kommt, Eomma und Appa warten schon." blicke ich abwartend zu meinen Geschwistern und unterbreche sie bevor die Diskussion noch ausarten kann.
Demnach ziehen wir uns alle unsere Schuhe und Jacken an und treten danach aus der Haustür. Wir steigen alle in den Wagen, sodass Appa von der Einfahrt runter und auf die Straße fährt.

Da heute Sonntag ist, fahren wir zu unseren Großeltern, um gemeinsam zu essen und den Abend zu verbringen. Für gewöhnlich machen wir das nicht jeden Sonntag, jedoch fliegt der Dunkelhaarige morgen weg und davor wollte Halmoni alle noch einmal versammelt sehen, wogegen niemand etwas hatte.

Allein wenn ich an die Abreise des Älteren denke, breitet sich ein bedrückendes Gefühl in meiner Brust aus und meine Stimmung sinkt. Wir beide konnten uns nach Freitagabend leider nicht wiedersehen, jedoch haben wir stattdessen seitdem die ganze Zeit miteinander geschrieben und versucht auf diese Weise etwas mehr Zeit miteinander zu verbringen, da in Amerika viel Arbeit auf ihn warten wird und die Zeitumstellung noch dazu kommt.

"Übrigens Kinder, ich will insbesondere heute Abend keine Streitigkeiten mit Jaebom und Hara sehen, versteht sich doch. Jungkook reist nämlich morgen ab und davor will eure Großmutter, dass wir alle zusammen einen schönen Abend verbringen. Also benehmt euch bitte dementsprechend." ergreift Eomma nach einiger Zeit der Fahrt bittend das Wort, woraufhin Appa sogleich zustimmend nickt.

"Eure Mutter hat recht."

"Phh ich kann für nichts garantieren. Wenn Hara mich wütend macht, dann ist es doch nicht meine Schuld."

"Hmhh Areum, bitte."

"Uff na schön, aber das gilt nur für heute~! Ab morgen gelten wieder meine Regeln."

"Wie du willst." gibt Eomma tief durchatmend nach, wobei Hyung und ich uns auf Noona's Worte hin ein leises, amüsiertes Lachen nicht verkneifen können.
Somit unterhalten wir uns noch die restliche Fahrt miteinander, wobei von Hyung jedoch nur seine Schwärmerei über das Essen zu hören ist, ehe wir schließlich an dem Anwesen meiner Großeltern ankommen.

"Vergesst nicht, schön artig sein."

"Kinder, hört auf eure Mutter." tadeln unsere Eltern noch kurz als wir uns zur Haustür begeben, woraufhin Noona genervt die Augen verdreht, weshalb Hyung und ich amüsiert lachen und ihnen zur Tür folgen, welche uns auch schon von dem Hausmädchen geöffnet wird. Wir begrüßen sie noch, treten danach durch die Tür und sofort sind schon Stimmen aus dem Wohnzimmer zu hören.

"Ahh da seid ihr ja endlich! Und ich dachte schon, ich müsste hier verhungern." scherzt Onkel Gunwoo als wir das Wohnzimmer betreten, woraufhin Appa schmunzelnd den Kopf schüttelt und ihm antwortet.
Jedoch schweift meine Aufmerksamkeit von ihrem Gespräch ab als mein Blick auf dem Dunkelhaarigen landet, welcher wie immer perfekt aussieht.

Ich erkenne wie er seinen Blick ebenfalls an mir einmal entlang wandern lässt ehe er mir wieder in die Augen blickt und danach mir mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen zu zwinkert.
Instinktiv erröte ich auf sein Handeln hin und senke mit einem kleinen Lächeln verlegen den Blick, woraufhin die Stimme meiner Großmutter ertönt.

"Wollen wir dann zum Essen?" erheben sich alle von ihren Plätzen und folgen nacheinander ins Esszimmer. Demnach will ich mich mit meinen Geschwistern auch in dieses begeben, jedoch spüre ich zuvor noch einen Ruck an meiner Hand. Sogleich halte ich in meinen Bewegungen inne und blicke nach hinten, woraufhin ich den Dunkelhaarigen hinter mir erkenne.

Kaum merklich hält er mich davon ab den anderen ins Esszimmer zu folgen, wobei er sicherstellt, dass sein Griff an meiner Hand nicht zu offensichtlich ist, da er in der nächsten Sekunde wieder seine Hand von mir nimmt. Mit seinem Blick deutet er mir stumm bei ihm zu bleiben und seinem Wunsch Folge leistend vergewissere ich mich, dass alle sich aus dem Raum begeben, sodass wir in diesem alleine zurückbleiben und ich mich an den Älteren wende.

Fragend sehe ich zu ihm, jedoch wird mein fragender Ausdruck sofort von Schüchternheit und Verlegenheit ersetzt als ich seinen intensiven Blick auf mir erkenne.
Seine Augen spiegeln die Zuneigung, die er für mich empfindet, wieder und für dieses Funkeln seiner Augen würde ich wohl wahr alles tun.

"W-wir sollten auch gehen bevor die anderen sich fragen, wo wir bleiben.." gebe ich leise von mir und sehe durch die Wimpern rauf in seine dunklen Augen. Diese ruhen derweil strikt auf mir und er scheint sie keine Sekunde von mir nehmen zu wollen, wodurch sich die Röte meiner Wangen sofort noch weiter intensiviert.

"Wie kannst du nur jeden Tag noch schöner werden? Du raubst mir regelrecht den Atem, Jimin." erklingt es meine Worte ignorierend von ihm, während er zeitgleich kaum merklich ungläubig den Kopf schüttelt und sich förmlich in meinen Augen zu verlieren scheint.
Seine Worte bringen mich lediglich zum Verstummen und ich spüre einen Tumult von Gefühlen in meinem Inneren für ihn.

Es ist weitaus mehr als bloße Zuneigung und Anziehung, jedoch kann ich es nicht wirklich zuordnen..

"W-wir sollten zu den anderen.." versuche ich ihn zu überzeugen, jedoch scheitere ich kläglich daran als meine Stimme nur ein Hauch ist und ich mich zudem vor lauter Nervosität verhaspel.
Daraufhin beugt er sich auf einmal zu mir vor und haucht die nächsten Worte plötzlich mit heißem Atem leise in mein Ohr, sodass nur wir beide diese zu hören bekommen.

"Weisst du aber, was das Problem ist?"

"Was..?"

"Hmhh..du bist für mich die Luft zum Atmen." raunt er mir auf einmal ins Ohr und sogleich schließe ich die Augen als ich diese Worte zu hören bekomme und bohre meine Fingernägel unbewusst tiefer in meine Handflächen, während mein Herz einen Schlag aussetzt.

Was ist das..?

Was sind das für Gefühle..? Wieso fühlen sie sich so vertraut, aber auch fremd an..so neu..?

Was macht er nur mit mir..?

"Wir sollten nun rein." holt er mich aus meinen Gedanken als ich zudem seine Hand an meinem Rücken zu spüren bekomme, da er mich in Richtung des Esszimmers führen will.
Somit öffne ich noch nicht gänzlich bei Sinnen meine Augen und folge ihm stumm in den Flur, während meine Gedanken immer wieder um seine Worte kreisen.

Weiss er überhaupt, was er mit solchen Worten bei mir bewirkt..?

Was sage ich da..selbst ich weiss nicht, welche Wirkung er mit seinen Worten bei mir hat..

Demnach folge ich ihm ins Esszimmer und in diesem angekommen, erblicken wir, wie alle anderen gerade um den Tisch herum Platz nehmen.
Er nimmt seine Hand von meinem Rücken bevor es noch jemand bemerkt und wir beide setzen uns nun ebenfalls an die freien Plätze.

Gunwoo Jungkook Jaebom Hara Mina
Halabeoji                                 Halmoni
Minjoon Bogum Jimin Areum Jieun

Als jeder dann auch an dem Tisch sitzt, servieren die Dienstmädchen das Essen, woraufhin Großvater das Abendessen nun eröffnet und wir alle zu essen anfangen. Der Tisch ist wie immer reichlich gedenkt, jedoch ist trotz allem zu sehen, dass Halmoni sich heute noch mehr Mühe gegeben hat, da es schließlich unser letztes gemeinsames Abendessen vor Jungkook Hyung's Abreise ist.

Yaaah Jungkook, Jimin!!

Jungkook!!!

Hör auf ihn Hyung zu nennen! Er ist nicht dein Hyung!!

Ermahne ich mich selbst sofort als ich bemerke, dass ich ihn in meinen Gedanken 'Hyung' genannt habe.
Ich will es zwar sein lassen und ihn endlich mit dem Vornamen ansprechen, jedoch ist dies leider schwieriger als gedacht.
Es liegt nicht daran, dass ich ihn nicht als meinen Freund ansehen würde oder sonst etwas, das ist überhaupt nicht der Fall. Ich fühle mich äußerst wohl bei ihm und als Onkel habe ich ihn nie angesehen und das werde ich auch nicht. Das Problem liegt einfach darin, dass es leider eine Angewohnheit ist, welche ich nur mit Mühe loswerde, jedoch werde ich alles tun, um es mir abzugewöhnen.

"Mein Junge, du hast deine Prüfungen doch schon hinter dir, oder? Wie sind sie gelaufen?" wendet sich mein Großvater interessiert an mich als wir zu speisen anfangen, woraufhin ich zu ihm blicke und lächelnd das Wort ergreife.

"Ja, das stimmt, Halabeoji. Ich habe jetzt alle Prüfungen hinter mir. Ich kann zwar nicht einschätzen, welche Noten ich bekommen könnte, jedoch sind sie alle gut verlaufen." berichte ich ihm, während alle am Tisch aufmerksam zuhören und von Jaebom Hyung ein leises Murmeln zu hören ist.

"Du Glücklicher.."

"Sie sind bestimmt gut ausgefallen, mein Junge. Ich bin stolz auf dich." sieht er stolz zu mir, woraufhin sich das Lächeln auf meinen Lippen sofort weitet, wobei ich ebenfalls die sanften Blicke meiner Eltern bemerke.

"Er lernt aber auch sehr viel, Appa."

"Er lernt schon zu viel. Ich mache mir langsam Sorgen seinetwegen." tadelt meine Mutter auch schon, womit sie allen ein herzhaftes Gelächter entlockt.

"Das ist unbegründet, Noona. Jimin ist intelligent und so wie ich ihn kenne, würde er niemals etwas tun, um uns Sorgen zu bereiten." erklingt es auf einmal von dem Dunkelhaarigen, womit er die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkt, jedoch ruhen seine Augen derweil strikt auf mir.
Mit einem kleinen Lächeln sieht er mir nachdenklich in die Augen und unter seinem intensiven Blick in Verlegenheit geratend wende ich mit erhitzten Wangen den Blick von ihm ab und richte ihn auf meinen Teller.

"Jungkook Hyung hat recht, Eomma. So wie Appa es immer sagt, Jimin ist die Hoffnung unserer Familie." schlingt mein Bruder schmunzelnd den Arm um meine Schulter und drückt mich an sich, weshalb ich kichernd die Augen verdrehe, während alle anderen ebenfalls amüsiert zu ihm sehen.
Demnach genießen wir alle zusammen das Abendessen und ein weiteres Mal bemerke ich, dass ich diese gemeinsamen Abende mit meiner ganzen Familie liebe.
Nach dem Essen begeben wir uns in das Wohnzimmer, in welchem wir den Nachtisch essen und eine Tasse Tee trinken. Somit verbringen wir den ganzen Abend miteinander und unterhalten uns über die verschiedensten Themen, während wir Schokokuchen essen, welchen der Dunkelhaarige wohl bei seiner Ankunft gebracht hat.

"Schmeckt dir der Kuchen?" fragt dieser mich leise, sodass wir beide uns miteinander unterhalten können ohne die Unterhaltung der anderen zu unterbrechen oder zu stören, da wir ebenfalls etwas weiter weg abseits auf dem Sofa sitzen, wobei die anderen auf den anderen Sofas sitzen.

"Es ist sehr lecker, danke." sehe ich lächelnd zu ihm, woraufhin sich ebenfalls ein Lächeln auf seinen Lippen bildet. Er beißt sich schmunzelnd kurz auf die Unterlippe und lässt den Blick einmal über mein Gesicht wandern ehe er mit seinen funkelnden Augen wieder in meine sieht. Seine Augen strahlen stets solch eine Zuneigung für mich aus und nur ich allein scheine in seinem Kopf zu welgen.

"Ich habe mir schon gedacht, dass es dir schmecken würde. Ich habe es von Yugyeom's Café gekauft."

"Ohh dann richte ihm bitte aus, dass es sehr lecker ist. Er hat echt sehr gute Süßspeisen."

"Wenn ich zurück bin, können wir beide ja wieder zu seinem Café." raunt er mir leise entgegen und sogleich gefällt mir diese Idee sehr, weshalb ich mich einmal kurz umsehe, um sicherzustellen, dass wir beide noch weiterhin unsere Privatsphäre haben, woraufhin ich mich wieder an ihn wende und die nächsten Worte ihm leise entgegen hauche.

"Du meinst wie ein Date..?"

"Hmm..denkst du nicht, dass das zweite Date langam fällig ist?" zwinkert er mir schmunzelnd zu, weshalb ich kichernd den Kopf schüttel ehe die Stimme vom Ältesten erklingt.

"Jungkook, mein Sohn, hast du schon für morgen fertig gepackt? Dein Flug ist ja relativ früh." ist es von ihm zu hören, woraufhin die Aufmerksamkeit aller nun auf dem Dunkelhaarigen liegt, weshalb wir beide uns voneinander abwenden und zu ihnen blicken.

"Ich habe alles fertig gepackt und ebenfalls noch einmal kontrolliert. Mach dir keine Sorgen, Appa." antwortet er ihm und sogleich entkommt mir unbewusst ein leises Seufzen.

Ich bin nicht bereit ihn eine Woche nicht zu sehen..

"Wundert es dich überhaupt, Appa? Der Bengel ist schon seit seiner Kindheit immer organisiert." erklingt es daraufhin neckend von meinem Vater, womit er alle zum Lachen bringt, wobei mein Nebenmann amüsiert eine Augenbraue hebt.

"Wie bitte?"

"Hyung hat recht, Jungkook. Du hast schon einen kleinen Ordnungswahn."

"Aish Jungs, lasst meinen Kleinen in Ruhe." sieht Halmoni mit einem sanften Lächeln zum Letzteren, jedoch erklingen da auch schon die Widersprüche von Appa und Onkel Gunwoo.

"Yaah Eomma, wieso verwöhnst du ihn denn nur immer?"

"Aish Jungs, das tue ich überhaupt nicht."

"Nur nicht."

"Sieh es ein, Eomma. Du verwöhnst ihn immer. Er ist dein Liebling."

"Tja Jeon Jungkook's Charme kann nun einmal niemand widerstehen. Ich bin nicht nur der Liebling von Eomma, sondern auch von Jieun Noona." ärgert er ihn zurück und sofort stimmt meine Mutter seinen Worten nickend zu.

"Da hat er nicht einmal Unrecht."

"Du bist ganz schön von dir überzeugt, Kooks."

"Wie denn auch nicht? Hast du mich gesehen? Ich bin auch ihr Liebling." deutet er mit einem kurzen Nicken zu meinen Geschwistern, Cousins und zu mir, jedoch ergreift Appa daraufhin schmunzelnd das Wort.

"Ach ist das so? Jimin, mein Junge, wen hast du lieber? Jungkook oder Appa?" fragt er mich auf einmal und blickt derweil mit einem überlegenen Grinsen zu dem Dunkelhaarigen.
Somit liegen die abwartenden Blicke beider auf mir, während die anderen amüsiert zwischen uns Dreien sehen.

"Ich ehm-.." weiss ich mir nicht zu helfen als ich erkenne, wie beide nun auf eine Antwort meinerseits warten.

"Sag es ruhig, mein Sohn. Sag dem Bengel neben dir, dass ich dein Liebling bin." fordert mich mein Vater auf, jedoch wollen mir diese Worte einfach nicht entkommen.

Selbstverständlich liebe ich meinen Vater grenzenlos..

Jedoch ist auf der anderen Seite nun einmal mein Freund..

Ich habe für beide einzigartige, tiefgründige Gefühle..

"Du meinst wohl eher, dass ich sein Liebling bin. Sag es, Jimin. Wer von uns beiden ist dein Liebling?" fragt mich auf einmal mein Nebenmann und in seinen Augen erkenne ich die Zweideutigkeit seiner Worte, weshalb ich ihm mahnend in die Augen sehe, was ihm wiederum nur ein kleines, amüsiertes Schmerzen entlockt.

Es gefällt ihm..

"I-ich naja-.." weiss ich mir weiterhin nicht zu helfen, da ich mich zumal nicht zwischen den beiden entscheiden kann und dies auch nicht will.

"Aish was denkt ihr bitte, wer ihr seid? Natürlich bin ich sein Liebling und kein anderer!" erhebt sich mein Bruder auf einmal von seinem Platz und kommt auf mich zu, woraufhin er zu meiner Linken Platz nimmt und bestimmend den Arm um mich schlingt.

"Oder irre ich mich da, Chim?"

"Nein, du bist mein Liebling, Hyung~" sehe ich daraufhin kichernd zu meinem Bruder und kuschel mich instinktiv näher an ihn, während der Rest meiner Familie nun belustigt zwischen meinen Vater und den Dunkelhaarigen blickt, welche derweil beide nicht sonderlich erfreut zu sein scheinen.

"Tja man sollte seinen Platz kennen." sieht mein Bruder derweil mit einem schadenfrohen Grinsen zu meinem Nebenmann, welcher auf seine Worte hin jedoch sogleich prüfend eine Augenbraue hebt.

"Wir werden schon sehen, Bogum. Sei nicht zu sicher."

"Wie du meinst, Hyung." kommen die beiden nicht drumherum einander zu ärgern, weshalb ich belustigt die Augen verdrehe und mich seufzend aufsetze.
Seitdem ich meinen Bruder kenne, weiss ich immerhin von all den Erzählungen, dass er und der Dunkelhaarige immer irgendwelche Neckereien haben und dies hat sich nur bestätigt als ich den Älteren mit vierzehn Jahren persönlich kennengelernt habe.

Somit verfolge ich weiterhin das Gespräch der anderen, wobei die zwei neben mir es sich nicht nehmen lassen können immer wieder in Neckereien zu verfallen und da ich weiss, dass es nichts bringt sich zwischen sie einzumischen, lasse ich sie einfach machen.
Es vergeht noch etwas Zeit, in der wir zusammen sitzen, Tee trinken und uns miteinander unterhalten ehe ich die Toilette aufsuchen muss, weshalb ich mich aus dem Griff meines Bruders löse und ihm Bescheid gebend mich in das nächste Badezimmer begebe.

Nachdem ich fertig bin, wasche ich mir noch die Hände und will wieder aus der Tür treten, jedoch halte ich zuvor noch in meinen Bewegungen inne als ich mein Spiegelbild mustere. Demnach stelle ich mich vor dieses und richte kurz einmal meine Kleidung und meine Haare, damit ich etwas präsentabler aussehe, woraufhin ich schließlich aus dem Badezimmer trete.
Gerade als ich aus der Tür trete und mich zurück in das Wohnzimmer begeben will, erblicke ich plötzlich den Dunkelhaarigen vor mir, welcher auf mich gewartet zu haben scheint.

"Ist alles in Ordnung?"

"Komm." greift er stattdessen nach meiner Hand und zieht mich danach auch schon in einen leeren Raum, woraufhin er die Tür hinter uns einen Spalt schließt und sich danach an mich wendet.

"Es ist zehn Uhr. Kannst du wirklich nicht mit zu mir kommen?" fragt er mich auf einmal, während ich seinen bittenden Blick erkenne, weshalb sich sogleich ein unwohles Gefühl in mir ausbreitet und ich ihn aus zusammen gespressten Lippen entschuldigend muster.

"Ich kann nicht, es tut mir leid. Es ist schon spät und ich kann meinen Eltern nicht sagen, dass ich spontan bei Taehyung übernachte." versuche ich ihm zu erklären, jedoch verbessert sich die Stimmung zwischen uns daraufhin kein bisschen.

"Kannst du nicht einfach sagen, dass du bei mir übernachtest? Wir könnten Bogum und Areum bitten ebenfalls zu mir zu kommen und dann hätten wir die Nacht für uns." schlägt er vor, jedoch weiten sich meine Augen instinktiv als ich dies höre, wobei sich zudem eine leichte Röte auf meinen Wangen bildet.

"Wenn Jaebom Hyung und Hara Noona das hören, wollen sie bestimmt auch kommen. A-außerdem können wir uns doch nicht nah sein, wenn meine Geschwister da sind." erkläre ich ihm und spiele derweil verlegen mit meinen Fingern, während er sich nun laut aufseufzend durch das Haar fährt.

"Heißt das, ich sehe dich bis zu meiner Rückkehr nicht mehr?"

"E-es tut mir wirklich leid.." entschuldige ich mich bei ihm und hoffe, dass er versteht, dass diese Entscheidung nicht nur ihm missfällt, sondern auch mir.

Ich würde gerne die Nacht mit ihm verbringen..

"Hmhh schon gut, entschuldige dich nicht. Es fühlt sich nur nicht richtig an, dass wir uns auf diese Weise verabschieden müssen." sieht er ruhig und verständnisvoll zu mir, wofür ich ihm sehr dankbar bin, jedoch hat er mit seinen Worten auch mehr als nur recht.

Er verdient jemanden, der seine Gefühle für ihn offen ausleben kann..

Demnach herrscht nun eine gewisse unangenehme Stille zwischen uns und es machen sich immer weitere negative Gedanken in mir bemerkbar ehe er leise das Wort ergreift und mich nachdenklich mustert.

"Wenn dies unser Abschied ist, kriege ich noch einen Kuss?" fragt er mich auf einmal und sieht mir bittend in die Augen, wobei er mich doch überrascht.

"H-hier..?" frage ich ihn somit zurück, unsicher über seine Bitte, da wir trotz allem noch bei meinen Großeltern sind und jeder da ist, jedoch nickt er daraufhin nur stumm.

"Hier. Eine andere Gelegenheit wird sich wohl nicht mehr bieten." erklingt es von ihm, woraufhin ich selbst nun nachdenklich in seine dunklen Augen sehe.

Er hat recht..

Wenn wir uns ein letztes Mal noch vor seiner Abreise küssen wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt..

Demnach blicken wir beide einander tief in die Augen ehe ich mich ihm schließlich nickend um das Nötigste nähere. Sofort spüre ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen und werde von seinem berauschenden Duft umgeben als ich dicht vor ihm zum Stehen komme, während keiner von uns den Blickkontakt bricht.

Zaghaft lege ich meine Hand an seine Wange, während sich zeitgleich die Nervosität und Aufregung in mir ausbreitet als ich daran denke, was wir wo gleich machen wollen.
Ich beuge mich zu ihm vor und schließe instinktiv die Augen als ich seine unmittelbare Nähe zu spüren bekomme, wobei es ihm nicht anders zu ergehen scheint.

Unsere Lippen streifen sich hauchzart für einen Moment und ich sehne mich sogleich nach mehr, will unsere Lippen zu einem sehnsüchtigen und leidenschaftlichen Kuss miteinander verbinden, jedoch wird in dem Moment plötzlich die Tür geöffnet ehe eine tiefe Stimme im Raum erklingt.

"Was macht ihr zwei nur da?!" steht mein Bruder an der Tür und sieht wütend zischend zu uns, während er sicherstellt, dass er die Tür hinter sich schließt.
Sofort lösen wir uns voneinander als wir seine Rufe zu hören bekommen, jedoch entspanne ich mich augenblicklich etwas als ich meinen Bruder erkenne.

"Habt ihr den Verstand verloren?! Unsere ganze Familie sitzt im Wohnzimmer und ihr wollt hier rummachen!" blickt er frustriert zu uns, weshalb sich die Schuldgefühle in mir bemerkbar machen, jedoch ist mir selbst unklar, weshalb ich diese habe.

Liegt es daran, dass ich in Anwesenheit meiner Familie leichtsinnig gehandelt habe..?

Oder liegt es daran, dass ich meinen Freund nicht küssen und seine Bitte erfüllen konnte..?

"E-es tut mir leid, Hyung. I-ich-.."

"Jimin hat keine Schuld. Ich habe ihn darum gebeten."

"Es ist mir scheißegal, wer wen zu was auch immer gebeten hat! Zum Küssen gehören zwei und keiner von euch sah unwillig aus. Komm jetzt, Jimin. Wir fahren nach Hause." beruhigt er sich etwas und sieht auffordernd zu mir, woraufhin ich hellhörig werde.

"Wir gehen schon?"

"Ja und jetzt komm." greift er nach meinem Handgelenk und will mich aus dem Raum ziehen, jedoch lenkt der Ältere noch zuvor meine Aufmerksamkeit auf sich.

"Jimin." ruft er nach mir und seine bittenden Augen geben sofort zu erkennen, was er von mir will, sodass der Druck in meiner Brust nur noch unerträglicher wird, wobei mein Bruder die Bedeutung der Situation nicht zu verstehen scheint.

"Aish komm jetzt, Jimin. Ihr könnt euch auch später küssen."

Eben nicht..

Somit sehe ich noch einmal in die dunklen Augen meines Gegenübers, welche tief in meinen ruhen, ehe ich schließlich mit schwerem Herzen entschuldigend das Wort ergreife.

"Es tut mir leid.." entschuldige ich mich leise bei ihm und sogleich zieht mich mein Bruder auch schon aus dem Raum, sodass der Dunkelhaarige in diesem alleine zurückbleibt.

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