»67«
[Jungkook]
„Taehyung, du hast vorhin so traurig ausgesehen", nuschelte ich leise vor mich hin, als wir später am Abend im Bett lagen. Ich war an seine Brust geschmiegt und er hatte seine Arme um mich geschlungen, hielt mich fest und döste vor sich hin, da er sehr müde war, jedoch weckte ich ihn mit meinen Worten wieder.
„Nein, ich war glücklich. Es hat mich glücklich gemacht, dich so mit deiner Familie zu sehen", meinte der Mann, aber ich wusste, dass er mich anlog. Auch wenn es ein wenig unangenehm war, hob ich meinen Kopf, um ihm in die Augen schauen zu können und wieder sah ich, dass seine Augen so voll Schmerz gefüllt waren, sodass mein Herz brach. Zwar wusste ich, es war ein sehr empfindliches Thema für ihn und dass damit viel Schmerz zusammenhing, aber ich war sein Freund und wie ich es tat, wollte ich, dass er mit mir reden würde, wenn es ihm schlecht ging.
Es war wohl ziemlich offensichtlich, dass ich ihm die Worte seiner Aussage nicht abkaufte, weshalb er sich aufsetzte, um so besser zu mir sprechen zu können. Da mir dadurch ein wenig kälter wurde, weil wir uns nicht mehr so nah aneinander befanden, kuschelte ich mich sofort enger in die Decke.
„Ich denke, es liegt einfach daran, dass ich sowas nicht mehr erleben werden kann. Meine Eltern leben nicht mehr und was geschehen ist, kann auch nicht rückgängig gemacht werden, also verletzt es mich alles ein wenig. Aber denk nicht, dass du daran Schuld bist oder du mit deinen Eltern vor mir nicht mehr sowas machen sollst, denn es hat mich umso glücklicher gemacht, dass du immerhin ein gutes Verhältnis zu ihnen haben kannst. Du weißt, ich bin dann glücklich, wenn du es auch bist, also mach dir keine Sorgen, ja?", wollte er mir versichern, aber ich hatte wieder meine Zweifel.
„Das sagst du doch nur, damit ich nicht denke, du seist traurig. Taehyung, bitte sei ehrlich mit mir. Ich will wissen, wenn du dich nicht gut fühlst oder du im Inneren verletzt bist", erwiderte ich nur. Mit einem leichten Lächeln nickte er lediglich und legte wieder seine starken Arme um mich. Danach sagte schon keiner noch was und auch nur kurze Zeit später, konnte ich meine Augen kaum aufhalten mehr und schlief ein.
Am nächsten Morgen war es dann wieder soweit, dass seine Arbeit anstand, weshalb mich bereits um halb Sechs ein nervig klingelnder Wecker echt unsanft aus meinem Schlaf riss. Es war der erste von drei Weckern, da mein Freund es nicht schaffte, nur mit einem wach zu werden, weil er nun aber mich an seiner Seite hatte, war das nicht mehr nötig.
„Wach auf und mach dich fertig, ich mache dir was zu essen", sagte ich und küsste seine Stirn. Gerade als ich vom Bett aufstehen wollte, da ich bereits innerhalb der letzten Minute hellwach geworden war, wurde ich wieder zurück an eine so warme Brust gezogen, weshalb ich breit lächeln musste. „Ich weiß, du möchtest nicht, aber du musst zur Arbeit", entgegnete ich und lachte leise. Nur schweren Willens stand nun auch Taehyung auf, ging dann direkt ins Bad, wobei ich mir einen Bademantel anzog, weil es ein wenig kälter war, und in die Küche ging, um dort das Frühstück zu machen, sowie die Lunchboxen für meine beiden Engel.
Young-Mi war sehr fleißig, sie schaffte es nämlich ganz allein aufzuwachen und machte sich direkt fertig, sodass sie sich bereits an den Esstisch gesetzt hatte und mich mit einem strahlenden Lächeln anschaute. Ich legte die kleine Schüssel mit der Suppe auf den Tisch und dazu ein kleines Brötchen, denn das wünschte sie sich morgens, bevor sie zur Schule ging. Taehyung belegte ich ebenfalls zwei Brötchen und legte diese zusammen mit einem Kaffee dorthin. Da ich selbst eigentlich kein großer Fan vom Frühstück war, nahm ich mir selbst nur ein Glas mit Orangensaft.
„Guten Morgen meine Kleine", hörte ich die mir so liebe, tiefe Stimme sagen und sah, wie mein Freund seiner Tochter einen Kuss auf die Wange drückte. Er legte seine Tasche beiseite, die er immer in der Hand trug und über die ich mich immer ein wenig lustig machte, weil es diese typische, braune Ledertasche war, die man von Lehrern kannte. Sich zu uns an den Tisch setzend, beugte er sich ein wenig rüber, schloss die Augen und spitzte die Lippen, weshalb ich nicht länger wartete und ihn kurz küsste, dabei beobachtet von zwei großen, braunen Augen.
„Woah! Das ist so cool!", entkam es dem Mädchen in einem einzigen Staunen. „Meine Freunde sind alle neidisch, weil ich zwei Papas habe!"
Sofort riss ich die Augen auf und verschluckte mich, weshalb ich anfing zu husten, darüber, was Young-Mi gerade gesagt hatte. Damit erntete ich zwei nur sehr verwirrte Blicke, was mich vor allem bei Taehyung verwunderte, weil dieser so handelte, als sei es völlig legitim gewesen, dass sie mich nach so kurzer Zeit auch schon als ihren Vater sah.
„Papa hat gesagt, dass du auch mein Papa bist, weil er dich bald heira-", plapperte sie vor sich hin, wollte sich damit erklären, aber keine Sekunde später, hatte sie dann die Hand des Älteren auf dem Mund.
„Young-Mi, ich sagte doch, du sollst darüber noch nicht reden", meinte der Braunhaarige, welcher nun ein wenig rot geworden war, aber was sollte ich sagen? Mir war so heiß, dass ich direkt anfing zu schwitzen, mein Gesicht sah wahrscheinlich schon aus wie eine reife Tomate und mein Herz raste so sehr, dass mein ganzer Körper ein wenig zitterte. „Hör gar nicht auf sie", sagte Taehyung noch und legte seine Hand auf meine. Dann wurde es still. Die Beiden aßen noch fertig und ich hielt die ganze Zeit über nervös mein Glas mit dem O-Saft in der Hand, wagte es gar nicht, meinen Blick zu heben, bis es Zeit für sie war, zu gehen.
„Kannst du mich heute abholen?", fragte Young-Mi mich, gleich nachdem sie schon aus der Wohnung gegangen war und kam dafür extra nochmal zurück. Ich lächelte sie an und nickte, weshalb sie mich einmal drückte und dann in Richtung des Fahrstuhls ging.
„Ich werde dich vermissen! Melde dich bitte, wenn etwas ist und du hast auch die Karte noch, um Einkäufe zu machen, ja? Mein Geld ist Deins, also kaufe alles, was du möchtest", versicherte mein Freund mir. Er legte seine Hand an meine Hüfte, küsste mich einmal leidenschaftlich, bevor er dann zu seiner Tochter ging. Die Tür des Fahrstuhles ging zu und ich war allein.
Sofort verließ mich die Kraft in meinen Beinen.
„Papa? Heiraten?", fragte ich mich selbst und legte die Hand an meine Brust.
———
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top