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[Jungkook]

,,Jungkook! Ich wusste gar nicht, dass du so gut singen kannst", meinte Taehyung dann als ich fertig war mit dem Lied und schaute mich verwundert an, als wir an einer roten Ampel stehen geblieben waren. Er sah etwas schockiert aus, einfach weil es für mich wohl sehr unüblich war, die Dinge zu zeigen, in denen ich gut war und zu dem hielt ich mich immer eher etwas zurück.

Anders als mit geröteten Wangen, verlegen vor mich hin zu grinsen, konnte ich nicht. Auch wenn es kein persönliches Kompliment war, sondern auf rein oberflächlicher Basis beruhte, erfreute es mich so sehr zu hören, dass Taehyung etwas an mir lobte, ohne dass ich es extra dafür tat, wie eben in der Schule, wo ich viele Sachen mit der Absicht machte, eine Reaktion von ihm zu erhalten.

,,Nein wirklich, du kannst wirklich verdammt gut singen! Dieses traurige Lied und deine Stimme haben mich fast schon zu Tränen gerührt und ich bin kein Mann der weint", erzählte er noch und fuhr dann wieder los, als die Ampel grün wurde. 

,,Sagen Sie sowas nicht, das ist mir ganz peinlich!", meinte ich nur und versteckte mich in der Kapuze meines Pullovers. Ich zog an beiden Bändern, um die Kapuze ganz zuzuschnüren, sodass ich nur noch durch einen kleinen Spalt gucken konnte, in die Finsternis, die uns umgab, was eigentlich nicht sein konnte, da es knapp vor zwölf Uhr mittags war. Ein Blick in den Himmel verriet mir letztendlich, dass sich über uns eine sehr dichte Wolkendecke gebildet hatte, von der ich mir sicher war, dass es ein Sturm geben würde.

,,Das sieht nicht gut aus", sagte Taehyung und fuhr etwas langsamer, während er selbst immer wieder in den Himmel schaute. ,,Ich versuche noch so weit zu kommen, wie es geht und sobald es anfängt schlimmer zu werden, sollten wir am Besten irgendwo halten, bis es wieder klarer wird. Bei einem Unwetter mit einem Schüler im Auto zu fahren ist ein zu hohes Risiko und eine zu große Verantwortung, die ich ungern übernehmen würde", lachte er sarkastisch.

Nur mit einem leichten Nicken, schaute ich nervös aus dem Fenster hinaus und hoffte innerlich einfach, dass es nicht allzu schlimm werden würde, da ich ganz genau wusste, was für ein Angsthase ich eigentlich war. Starker Regen erschreckte mich, vor Hagel versteckte ich mich, Donner machte mir große Angst und starker Wind bereitete mir Sorgen. Wie es mein Pech wollte, dauerte es nicht lang, bis es aus dem Nichts plötzlich wie aus Eimern regnete, weshalb Taehyung schnell, aber vorsichtig, von der Schnellstraße fuhr und an einer Tankstelle hielt, zum Glück an einer Stelle, wo der Regen uns kaum traf, da es hier überdacht war.

Vor Schreck hatte ich mich ziemlich fest in den Sitz gedrückt und wartete nur darauf, bis es anfangen würde auch noch zu Donnern, um eingestellt darauf zu sein und mich nicht allzu doll zu erschrecken und somit noch einen ekelhaften Schrei von mir zu geben. Es war mir peinlich.

,,Ich bin kurz telefonieren, da ich Bescheid geben muss, dass wir noch ein ganzes Bisschen später ankommen werden, je nachdem, wie lang das Wetter noch so bleiben wird", sagte der Ältere irgendwann und ging dann einfach nach draußen, blieb aber dicht neben dem Auto stehen. Als überkäme mich eine Panikattacke, weil ich gar nicht aufhören konnte darüber nachzudenken, dass es bestimmt jeden Moment auch mit dem Donnern anfangen würde, zitterte ich am ganzen Körper und schloss daher für einen Augenblick die Augen, um mich selbst beruhigen zu können.

Wie auch immer das möglich war, sah ich somit nicht, dass es geblitzt hatte und erschreckte mich daher umso mehr, als ich plötzlich einen unglaublich lauten Knall hörte, der wie ein schwaches Erdbeben im ganzen Auto zu bemerken war. Sofort krampfte ich zusammen, kniff die Augen noch fester zu und gab einen Schrei von mir, ohne zu merken, dass Taehyung in genau dem Moment die Tür wieder geöffnet hatte, um mich etwas zu fragen.

,,Soll ich dir irgendwas- Jungkook? Was ist los? Tut dir irgendwas weh?", hörte ich, wie den Knall, Taehyungs tiefe Stimme plötzlich neben mir, die sich irgendwie beruhigend sanft anhörte, obwohl sie aus dem Nichts ertönte und mich tatsächlich sogar etwas erschreckte. Ich schaute rechts neben mich und sah, dass er meine Tür geöffnet hatte und mit einem besorgten Blick darin stand, gehockt auf dem Boden.

,,Ne, alles ist gut, wirklich. Ich habe mich nur leicht erschrocken", meinte ich leise und senkte meinen Blick sofort ab, atmete dabei noch immer hektisch, innerlich auch die ganze Zeit hoffend, dass es nicht noch ein zweites Mal donnern würde, aber genau das passierte, während die volle Aufmerksamkeit meines Lehrers auf mir lag. Wieder zuckte ich zusammen, als werfe man etwas in meine Richtung.

,,Ist es der Donner? Hast du Angst vor dem Unwetter?", hakte er umgehend weiter nach und schaute mich dabei mit einem so intensiven Blick an, dass ich mich schon schlecht fühlte, ihn anzulügen, weshalb ich einfach nur nickte. Mit diesem Nicken bewirkte ich scheinbar, dass er sich plötzlich über mich beugte und mir so nah war, dass ich seinen Geruch besser wahrnahm denn je, während er meinen Gurt löste.

Er stellte sich wieder aufrecht hin und hielt mir seine Hand entgegen, weshalb ich nur verwirrt zu ihm hoch schaute.

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