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[Jungkook]

Zwei Jahre später

Schreiend wachte ich aus meinem Schlaf auf, krallte mich dabei automatisch in meine Decke und riss die Augen auf. Es dauerte einige Zeit lang, bis ich mich fassen konnte, tat ich dies aber erst, schaute ich mich um und erkannte, dass ich in meinem Zimmer war, hier in der Wohnung, die ich mir zusammen mit Yoongi und Jimin teilte.

„Jungkook!", hörte ich die sanfte Stimme Jimins sagen und kaum später, saß er neben mir auf dem Bett und zog mich in eine enge Umarmung. „Hast du wieder von ihm geträumt?", fragte er mich leise und strich dabei sanft über meinen Arm, während ich mich einfach an ihn schmiegte. Weil die Beiden ein unzertrennliches Paar waren, gab es auch keine Probleme damit, wenn wir uns auf diese Weise mal näher kamen.

„Ich kann es einfach nicht vergessen", murmelte ich und versuchte die Tränen zu unterdrücken, jedoch fiel es mir so schwer, da mein Herz wirklich schmerzte. Es fühlte sich an, als würde es meine ganze Brust zusammenziehen, sodass ich unter dem ganzen Druck zerbrach. „Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Und es wird nicht besser, wenn Eunwoos Fans mich täglich daran erinnern! Wäre dieser Skandal nur nicht gewesen."

„Denk einfach nicht darüber nach, ja? Es ist ein abgeschlossenes Kapitel und du solltest nun einen Schritt weiter gehen! Na schau, du fängst heute endlich an zu studieren! Du hast so lange darauf gewartet, endlich anzufangen damit und heute ist der erste Tag deines Kunst und Fotografie Studiums, solltest du nicht also glücklich sein?", fragte mein bester Freund mich wirklich sehr einfühlsam, weshalb ich ein wenig zum Nachdenken angeregt wurde. Er hatte recht.

Dadurch, dass meine Eltern etwas ganz Anderes für mich wollten, hatte ich es damals nicht leicht, nachdem ich sie verließ und gesehen, hatte ich sie seitdem auch schon nicht mehr. Nach meinem Abitur bewarb ich mich sofort bei einer Kunsthochschule, musste aber lange Zeit warten und Wartesemester machen, in denen ich Zeit dazu hatte, viel zu arbeiten und dadurch auch viel zu sparen. Zu meinem Glück hatte ich Jimin und Yoongi, sie waren nämlich nach unserem Abschluss sofort in ihre eigene Wohnung hier in Seoul gezogen und haben mich mitgenommen, sodass wir zusammen lebten. Yoongi kam aus einem relativ wohlhabenden Haus, weshalb diese Wohnung mehr oder weniger von seinen Eltern war, aber wir lebten darin.

Ich hatte zwei Monate zusammen mit Eunwoo gelebt, obwohl ich wusste, dass er eigentlich mehr von mir wollte, als nur Freundschaft, jedoch gab er es relativ schnell auf, denn er sagte, ihm sei es wichtiger, mich als Freund an seiner Seite zu behalten, statt mich daran zu verlieren, dass er mehr wollte. Dennoch hielt es die Presse nicht davon ab, an dem einen Tag, an dem wir uns in der Stadt kurz umarmten, all die Bilder, die sie über die Zeit gemacht hatten, mit allerlei Artikeln zu veröffentlichen. Bilder aus jeder Sicht und jedem Winkel, allesamt sehr falsch interpretierbar.

Und damit trennte Taehyung sich von mir, einen Tag, bevor wir unser Zweimonatiges gefeiert und ich meinen Abi-Ball gehabt hätte, denn er glaubte den Artikeln mehr als dass er mir glaubte, sie sahen nämlich aus wie handfeste Beweise, während meine Worte nur wie eine Rechtfertigung wirkten. Er ließ mich alleine stehen, redete nicht mehr mit mir, wenn ich versuchte es zu erklären, beantwortete meine Nachrichten und Anrufe nicht, änderte dann seine Nummer, öffnete mir die Tür nicht, zog dann um. Und dann sah ich ihn nie wieder.

So plötzlich, wie ich damals Teil seines Lebens geworden war, hatte er mich auch aus diesem wieder verbannt. Für immer.

Bis heute habe ich es nicht verarbeitet, mein Herz schlug noch immer nur für ihn und würde alles dafür tun, ihn wenigstens hin und wieder mal sehen zu können, aber ich wusste nicht, wo er war, was er machte, ob er mich bereits vergessen hatte oder überhaupt noch lebte. Dieses ungewisse Gefühl machte mich fertig, denn ich wusste nicht, wie es ihm ging und was er tat, ob er vielleicht jemand Neuen gefunden hatte oder nicht. Aber es sollte mir egal sein, schließlich war ich niemand Wichtiges mehr für ihn.

„Es ist schon sieben am Morgen, du solltest anfangen dich langsam fertig zu machen. Ich koche dir eine Suppe, wenn du magst", meinte Jimin noch und stand von meinem Bett auf. Ich nickte nur leicht und blieb einige Zeit lang weiter im Bett liegen, wobei ich daran zurückdachte, was ich bisher alles getan hatte, um Taehyung zu finden. Ich hatte selbst Mina gefragt, aber die hatte noch weniger Ahnung als ich.

Da ich mal wieder einer ziemlich schlaflosen Nacht erlitt, waren meine Augenringe ein wenig tiefer als sonst, die Augenlieder leicht geschwollen und mein Körper ganz schlapp. Ich versuchte durch eine kalte Dusche wenigstens ein wenig Kraft in mich zu bringen, jedoch brachte dies natürlich nicht sonderlich viel, wodurch ich kurze Zeit später, fertig angezogen und bereits mit gemachten Haaren und meinem täglichen Make-Up im Gesicht, am Tisch saß.

Jimin trug seine alltägliche Kleidung, da er ein Frühaufsteher war und bereits ab fünf bei vollen Kräften war, bei mir war es mal so und mal so, während Yoongi immer sehr lang schlief, da er erst spät zur Arbeit musste, weshalb wir ohne ihn frühstückten. Noch hatte er die Firma seiner Eltern nicht übernommen, jedoch sollte das bald geschehen und das würde bedeuten, dass er nicht mehr das entspannteste Leben von uns leben würde, denn wir beschwerten uns bereits drüber, dass wir es gern wir er gehabt hätten.

Da ich meinen Führerschein noch nicht gemacht hatte und auch kein Auto besaß, fuhr ich mit dem Bus zu meiner Schule, da sie ohnehin nicht allzu weit entfernt war, wo ich dann nervös ins Gebäude ging. Neue Menschen, die ich alle nicht kannte und somit ein neuer Abschnitt meines Lebens, den ich begann, sobald ich den ersten Schritt hinein machte.

Alles war kreativ gestaltet von den Studenten. So hingen überall Gemälde, Zeichnungen, Designs und auch Fotografien. Es war wirklich schön, es gab dem Ganzen etwas Persönliches und Vertrautes, denn es sah nicht alles einfarbig und monoton aus, sodass ich mich sofort wirklich sehr wohl fühlte. Aber nicht nur dieses Gebäude war wirklich sehr individuell, sondern auch jeder einzelne Student, der hier herum ging, stach heraus, denn jeder zeigte sich so, wie er es wollte, sei es durch allerlei Haarfarben und Frisuren, selbst gemachter, wirklich sehr interessanter Kleidung, einfach allem Möglichen. Man sah, dass der Großteil des Lebens dieser Menschen aus Kunst bestand, denn sie zeigten ihre künstlerische Ader auch in ihrem Aussehen, anstatt, dass sie aussahen wie jeder zweite, der auf den Straßen herumlief.

Sofort schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen, während ich mich auf den Weg zu meiner ersten Stunde machte, welche eine Art Vorstellung war, in der wir uns kennenlernen und noch weitere Informationen bekommen würden, denn anders als in anderen Universitäten, würden hier die Klassen nicht aus mehreren hunderten Schülern bestehen, sondern fünfunddreißig, weshalb es so schwer war, angenommen zu werden.

Total aufgeregt suchte ich den Raum, zu dem ich musste, jedoch verirrte ich mich relativ schnell in den Gängen, weshalb ich jemanden einfach antippte und fragte.

„Entschuldigung, wo finde ich den Raum von Herrn Wang?", fragte ich ein wenig nervös, bekam aber sofort eine Antwort. Tatsächlich war ich nicht weit entfernt und ging sofort dorthin. Ich klopfte an, weil die Tür geschlossen war und hatte Angst, dass ich zu spät gekommen war, wartete auf ein Zeichen und öffnete die Tür einen Spalt und schaute hinein, erkannte auf den Plätzen aber niemanden.

„Guten Morgen", hörte ich eine männliche Stimme plötzlich sagen, weshalb ich mich erschrak und die Tür dadurch ganz öffnete. Vor mir ein noch relativ junger Mann stehend, der gerade sein Hemd zuknöpfte, weshalb ich dort mit weit aufgerissenen Augen hinguckte.

„Oh, tut mir leid! Das wirkt gerade wahrscheinlich sehr komisch, aber ich habe meinen Kaffee über mich geschüttet und musste das Hemd wechseln", erklärte mir der Mann und lachte, sich dabei verlegen am Hinterkopf kratzend. Er ließ zwei Knöpfe offen, wodurch man seine Brust ein wenig sehen konnte, weshalb ich einmal laut schluckte.

„Wo sind die Anderen? Sie wir die ersten hier?", fragte ich und ging nun ganz hinein. Die Tür fiel hinter mir zu, sodass wir uns nun alleine befanden. „Kennst du diesen Herrn Wang schon? Ist er nett?"

Ich ging ein wenig durch den Raum und schaute mich um, sah die Bilder, die hier hingen. Herr Wang war scheinbar auch mein Fotografie-Lehrer, denn hier hingen ausschließlich Fotografien. Und ich staunte, denn sie waren wirklich besonders, sehr kreativ gestaltet und wirklich gut gemacht.

„Ja, er soll einer der besten Dozenten hier sein", sagte der Mann, weshalb ich mich zu ihm umdrehte. Er saß mit verschränkten Armen angelehnt an seinen Tisch und schaute mich leicht grinsend an.

„Ich hab ganz vergessen mich vorzustellen! Es tut mir leid", meinte ich und ging wieder nach vorn, hielt meine Hand hin. „Ich heiße Jeon Jungkook und du?", fragte ich den anderen Schüler.

„Mein Name ist Jackson, Jackson Wang", meinte er und griff nach meiner Hand, noch immer mit einem Grinsen auf seinen Lippen.

Vorerst lächelte ich noch, aber nur, weil ich nicht realisiert hatte, dass der Mann, den ich die ganze Zeit duzte, mein Lehrer war. So verging mein Lächeln sofort, ich wurde knallrot und wollte einfach nur im Erdboden versinken.

„Das ist so peinlich! Wieso sagen Sie nichts?", fragte ich und versteckte mein Gesicht sofort in meine Hände.

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