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[Jungkook]

„Es tut mir wirklich leid! Ich habe dich nur immer wieder angeschaut, weil ich dich wirklich interessant fand. Hätte ich gewusst, dass du einen Freund hast, wäre ich auf den Kuss nicht eingegangen und ich hätte nicht hier einfach so aufkreuzen sollen", erklärte der Mann, dessen Namen ich nicht einmal kannte. „Mehr steckt hier auch nicht hinter, also lass uns das einfach vergessen, ja?"

Weil ich wirklich keinen Nerv mehr hatte, nickte ich nur und winkte ihn ab, weshalb er sofort aus meinem Zimmer und wahrscheinlich auch aus dem Haus verschwand. Taehyung setzte sich direkt neben mich und zog mich in seine Arme, um mir ein wenig Stärke zu geben, denn ich war kurz davor einfach komplett zusammenzubrechen.

„Taehyung, ich dachte das wärst du gewesen, weil er sein Gesicht verdeckte, aber mich immer wieder anschaute", versuchte ich mich zu rechtfertigen, jedoch schüttelte er nur den Kopf und lächelte leicht, wobei er mit mir seinen Fingerspitzen durch die Haare strich.

„Vergiss es einfach, ja? Es ist niemals passiert und ich nehme es dir auch nicht übel", meinte er und lächelte leicht. Wir näherten uns gerade, da wir uns küssen wollten, da räusperte sich jemand, weshalb wir uns sofort trennten.

„Du bist auch noch hier, Eunwoo", murmelte ich und wurde sofort rot. „Das ist Taehyung und er ist mein Freund!"

„Ja, das habe ich jetzt auch mitbekommen, aber hast du nicht etwas vergessen?", fragte er mich und schaute mich enttäuscht an. „Es war ein Versprechen, dass du mir gabst, bevor ich nach Seoul gegangen bin, um mein Glück zu versuchen."

Auch wenn es mir gerade wirklich sehr schwer fiel, konzentriert an etwas zu denken, aufgrund des Stresses und auch des Alkohols, sprang mir sofort eine Erinnerung in den Sinn, die vor ein wenig mehr als drei Jahren passierte.

„Musst du wirklich gehen? Ich will nicht, dass du gehst", meinte ich leise und hatte meinen Blick auf den Boden gesenkt. Ich sah, wie Eunwoo mir näher kam, denn seine Füße befanden sich direkt vor meinen und keine Sekunde später, spürte ich eine Hand an meiner Wange, die mich dazu brachte aufzuschauen.

Wir schauten uns in die Augen, wobei ich wieder einmal feststellte, was für schöne, dunkelbraune Augen er eigentlich hatte, in denen ich mich auch jetzt, wie so oft schon, verlor.

„Du bist fünfzehn und ich bin achtzehn. Dazu sind wir beide Jungs. Denkst du nicht, die Leute würden uns verachten?", fragte der Ältere und ich nickte nur. „Ich verspreche dir, dass ich zurückkommen werde und solang musst du auf mich warten. Ich werde zurückkommen und bereits viel erreicht haben, dann können wir zusammen nach Seoul ziehen und unser Leben Seite an Seite miteinander verbringen. Aber du musst mir versprechen, dass du wirklich auf mich wartest!"

„Aber woher soll ich wissen, wie lang du wegbleibst? Was ist, wenn du niemals zurückkommst und ich dann für immer alleine bleibe? Ich will dich nicht loslassen", erwiderte ich und ging einen weiteren Schritt auf ihn zu. Wir waren uns wirklich nah, unsere Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter, die der Braunhaarige überwinden wollte, jedoch wich ich aus, indem ich meinen Blick zur Seite wandte.

„Willst du mich denn nicht küssen?", fragte er mich.

„Doch, ich will es, aber nicht jetzt. Ich gebe dir dieses Versprechen, aber du musst es ebenso versprechen, dass du zu mir zurückkommst und mich holst. Ich werde auf dich warten, bis du eines Tages durch die Tür hereinkommst und das lange Warten endlich ein Ende haben wird. Dann werde ich dich küssen. Wenn ich sicher weiß, dass wir eine Zukunft zusammen haben", sagte ich. Eunwoo stimmte dem zu uns wir besiegelten das Versprechen mit einer engen Umarmung.

All das hatte ich aber vergessen, weil ich kaum eine Woche später, nachdem die Sommerferien damals vorbei waren, Taehyung als Lehrer bekam. Zwar mochte ich Eunwoo sehr, aber ich konnte nie von wirklicher Liebe sprechen, viel mehr mochte ich es einfach, an seiner Seite zu sein, aber ich hoffte, dass daraus Liebe werden würde, jedoch fand ich meine Liebe in einem Lehrer, der an jenem Tag mit einem breiten Lächeln in den Klassenraum stolzierte und seit je her nicht mehr aus meinem Herzen oder meinem Kopf ging.

So hatte mein Unterbewusstsein Eunwoo vollkommen verdrängt, wodurch ich ihn vergaß.

„Es tut mir leid Eunwoo, aber es hat sich alles geändert. Ich kann das Versprechen nicht mehr umsetzen", sagte ich leise und stand mit gesenktem Blick vor dem Älteren. Eigentlich erwartete ich, dass er wütend auf mich sein würde, da sein vorheriger, enttäuschter Blick das andeutete, aber er lächelte dann wieder etwas, legte seine Hand auf meine Schulter und strich sanft darüber.

„Es braucht dir nicht leidtun Jungkook, es ist mein Fehler. Ich hätte mir denken sollen, dass das noch passiert und du jemanden findest, der besser ist als ich", sagte er und schaute zu Taehyung. Mit diesem Blick fühlte Taehyung sich wahrscheinlich dazu angesprochen, neben uns zu treten, denn er stand keine Sekunde später schon direkt neben mir und zog mich an sich als würde er mich beschützen wollen. „Mich macht es glücklich, dich glücklich zu sehen und nun, da ich wieder hier bin für einige Zeit, hoffe ich doch, dass wir denn wenigstens als Freunde etwas unternehmen können!"

„Natürlich! Liebend gern", erwiderte ich lächelnd. Zwar fühlte ich nicht mehr das, was einst für ihn da war, jedoch wollte ich nicht einfach so eine Freundschaft wegwerfen, die ich hatte, seitdem ich ein Kind war. Ich wusste nicht, wie ich ihn so vergessen konnte, aber nun, da ich mich wieder erinnerte, fühlte ich mich etwas glücklicher.

Es war bereits sehr spät, sodass er sich verabschiedete und ging. Das taten die meisten, auch die Leute aus meiner Klasse, die zu meinem Glück hinter sich aufräumten, sodass es nicht allzu schlimm aussah, als alle weg waren.

„Danke für heute!", kam von Yoongi noch, als er in Richtung seines Autos ging. Er hatte nichts getrunken, da er gefahren war und nahm Jimin wohl mit zu sich, weshalb ich leicht grinste, da die beiden wirklich süß zusammen waren. Jimin hatte wieder mal ziemlich viel getrunken, denn er schaffte es kaum noch, auf seinen eigenen Beinen zu stehen, weshalb der Blauhaarige ihn stütze. Ich lachte leise.

Auch Acelya hatte wohl jemanden für sich gefunden, denn wie auch am Geburtstag, standen sie und Jennie sich wirklich nah, denn sie verabschiedeten sich von mir, dabei Händchen haltend und leicht grinsend.

„Das musst du mal öfter machen! War richtig geil!", sagte Namjoon und hielt seine Hand hoch, damit ich einschlug. Ich tat es und winkte ihm noch leicht lächelnd zu, während er zu den anderen torkelte, die auf ihn warteten.

Nachdem alle dann letztendlich weg waren, ich alles abschloss und ausschaltete, ging ich nach oben in mein Zimmer, wo Taehyung bereits auf mich wartete, da er nicht runterkommen konnte, solang alle anderen noch hier waren.

„Was hast du eigentlich gemacht und wieso warst du einfach hier, ohne mir etwas zu sagen?", fragte ich ihn und lehnte mich an die Tür, die ich hinter mir schloss, denn er stand direkt vor mir und kam mir ganz nah, dabei seine Hände rechts und links von mir platzierend.

„Eigentlich sollte es ein überraschender Besuch werden, da du ja alleine sein solltest, aber als ich all die Menschen hier sah, dachte ich mir, dass es vielleicht besser wäre, wenn ich bleiben würde, anstatt wieder zu gehen. Daher, weil die Tür sowieso auf war, bin ich ins Haus und sofort in dein Zimmer, um ein wenig aufzupassen und für alle Fälle dann hier zu sein", erklärte er mir.

Anstatt weiter darüber zu sprechen, hatte er definitiv etwas Anderes in seinem Sinn, denn während er mir hier so nah stand, grinste er leicht und schaute immer wieder meine Lippen an.

„Du hättest heute also mit mir schlafen wollen?", fragte er mich plötzlich.

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