»38«
[Jungkook]
Als ich am nächsten Morgen aufgewacht war, sah ich eine Nachricht von Yoongi, die er mir in der Nacht noch geschrieben hatte. Er sagte, er würde mich mit zur Schule nehmen, da wir nicht weit voneinander wohnten und er sowieso mit dem Auto fuhr. Weil ich es ohnehin hasste, so früh noch Bus zu fahren, sagte ich natürlich ohne Bedenken zu.
„Morgen", murmelte ich leise vor mich hin und setzte mich in das Auto hinein, mit meiner Tasche auf meinem Schoß, die ich fest an mich zog. Einmal zu dem Älteren schauend, der anstatt loszufahren, mit einem schwachen Lächeln zu mir schaute.
„Na erzähl schon. Du und Taehyung? Wie hat sich das ergeben und wie lange läuft das schon?", fragte er mich und lehnte sich leicht zurück, scheinbar nicht einmal daran denkend, zur Schule zu fahren. „Ich war zwar nicht überrascht, weil ich immer wusste, dass du ihn liebst, aber ich habe wirklich nicht gedacht, dass er auf einen Schüler eingeht! Sag mir alles!"
Mir auf die Unterlippe beißend, merkte ich, dass ich wieder rot wurde, weshalb ich nichts sagte und meinen Blick auf meine Hände senkte. Nervös fummelte ich etwas an der Kette herum, die Taehyung mir geschenkt hatte und die ich heute zum ersten Mal über, statt unter meiner Kleidung trug. Meine Mutter wunderte sich bereits, als sie den Schmuck sah und fragte sich, woher ich ihn hatte, weil er aber von meinem Lehrer kam, wusste ich nicht so ganz, wie ich es ihr erklären sollte. Ich log sie aber auch nur ungern an, weshalb ich ihr einfach erzählte, dass Taehyung sie mir aus Dank geschenkt hatte, wegen der Sache mit seinem Fuß und dass sie sonst bei ihm nur so rumgelegen hätte.
„Wann anders", nuschelte ich. „Wenn wir nicht losfahren, dann kommen wir zu spät! Und wenn ich jetzt anfange, das alles zu erzählen, dann sitzen wir in sechs Stunden noch hier. Ich erzähle es dir bei einem Treffen oder so, aber nicht heute, ja?"
Zu meinem Glück hakte Yoongi nicht weiter nach, fuhr los und einige Minuten später waren wir auch schon in der Schule angekommen. Anfangs zweifelte ich noch daran, dass er sich gerne mit mir sehen ließ, aber seitdem ich auf der Geburtstagsfeier war, fühlte ich mich wohler dabei und hatte kaum noch Bedenken. Wir gingen gemeinsam in das Schulgebäude, wobei er seinen Arm um meine Schultern gelegt hatte und irgendwas erzählte, bis wir letztendlich abrupt stehenblieben.
„Was ist los?", fragte ich und schaute zu dem Blauhaarigen, der sein Blick ebenfalls zu mir wandte und leicht grinste.
„Guck mal wer da ist", meinte er nur ganz leise und nickte nach vorn. Weil sich hier im Flur ziemlich viele Schüler und Lehrer aufhielten, verstand ich nicht genau, was er meinte, bis ich Taehyung letztendlich sah, der mit einer Schülerin sprach. Vorerst bemerkte er mich nicht, sobald er aber seinen Blick schweifen ließ, blieben seine Augen sofort bei mir, weshalb ich die Luft scharf einzog und einmal laut schluckte. Wie es aussah, beendete er schnell sein Gespräch und machte sich schon auf, in unsere Richtung.
Weil ich eine Wette zu gewinnen hatte, kehrte ich ihm noch bevor er hier ankam den Rücken zu und lächelte meinen neuen Freund an.
„Wo ist Jimin eigentlich? Kommt ihr nicht sonst immer zusammen zur Schule?", versuchte ich davon abzulenken, dass unser Lehrer sicherlich schon direkt hinter mir stand. Yoongi war sichtlich verwirrt darüber, dass ich Herrn Kim vernachlässigte, was man ja gar nicht von mir kannte. Er beließ es dabei aber, nickte dann einmal.
„Ja, aber er meinte ihm ginge es nicht so gut. Wahrscheinlich hat der Geburtstag ihn wirklich fertig gemacht, schließlich wart ihr diejenigen, die am meisten getrunken haben! Weißt du denn nicht mehr, wie viel Mist ihr gebaut habt? Glaub mir, nach all dem, solltet ihr eigentlich unzertrennliche, beste Freunde sein!", erwiderte mein Gegenüber lachend. Und so gingen wir dann einfach in unsere Klasse, als einer der letzten. Einige Blicke lagen noch auf uns, da es wohl noch immer ungewohnt war, uns gemeinsam zu sehen.
Davon ließ Yoongi sich aber nicht unterkriegen, dann er hielt seinen Arm weiterhin um meine Schultern und sprach noch zu mir.
„Kommst du mit nach hinten? Jimins Platz ist frei und ich mag es nicht alleine zu sitzen", meinte der Junge und lächelte mich an. Weil Acelya mir während der Autofahrt schrieb, dass sie sich ebenfalls nicht so gut fühlte und daher nicht käme, nickte ich nur und setzte mich mit Yoongi in eine der hinteren Reihen, was ziemlich komisch war, weil ich sonst immer ganz vorne saß.
„Woah, ich saß noch nie so weit hinten", nuschelte ich leise vor mich hin und stellte fest, dass die Klasse von hier ganz anderes aussah. Ich konnte die anderen Schüler und den restlichen Raum sehen, während vorne sonst mein ganzer Fokus nur auf dem Lehrer, im derzeitigen Fall also Taehyung, lag. Er kam in den Raum und hielt an der Tür kurz inne, schaute mich an und ging dann letztendlich kopfschüttelnd zum Pult, wo er seine Sachen ablegte.
Auch wenn es total dumm war, fühlte ich irgendwie eine gewisse Aufregung darüber, dass ich hier hinten saß, denn anstatt dem Unterricht zu folgen und alles mitzuschreiben, als hing mein Leben daran, waren Yoongi und ich die ganze Stunde damit beschäftigt, uns die Bilder von dem Abend anzuschauen. Er hatte sie alle auf seinem MacBook und zeigte mir eines nach dem anderen, bevor er mir jene schickte, auf denen ich mit drauf war und ehe ich mich versah, war die Doppelstunde auch schon vorbei.
Weil große Pause war, gingen alle natürlich raus, ließen aber ihre Sachen hier, da wir Taehyung auch in der dritten Stunde noch hatten, aber in einem anderen Unterrichtsfach. Ich streckte mich einmal und gähnte laut, bevor ich zu dem Blauhaarigen schaute, der gerade in seiner Tasche kramte.
„Was machst du in der Pause?", fragte ich ihn, da ich, anders als sonst, auch mal mit nach draußen wollte. Normalerweise blieb ich drinnen und unterhielt mich mit Taehyung über den Unterricht, wie ein typischer Schüler, den man nur hassen konnte, jedoch nahm ich die Wette wirklich ernst, nicht wegen der Einsätze, sondern weil mein Ego es nicht anders wollte. Ich mochte es nicht zu verlieren und wollte vor allem gegen Taehyung nicht verlieren, da ich ihm ja bereits unter die Nase gerieben hatte, dass ich um jeden Preis gewinnen würde.
Außerdem war ich noch nicht bereit dazu, Sex mit ihm zu haben. Es war ja schon schlimm genug, dass ich mich letztens vor ihm umziehen musste und tatsächlich war mir das bis heute noch unangenehm.
„Eigentlich würde ich mit Jimin zusammen in die Stadt gehen und uns einen Kaffee oder so holen, aber er ist ja nicht da, weshalb ich einfach rauchen gehe", erzählte mein heutiger Sitznachbar. Ich wusste, viele in meinem Jahrgang rauchten, aber ich hatte nicht erwartet, dass auch Yoongi es tat, denn an seinem Geburtstag zum Beispiel, war mir aufgefallen, dass er ziemlich vernünftig war, eigentlich. Er trank nicht viel und ich hatte ihn auch nie rauchen sehen. „Möchtest du mitkommen? Ich will nicht alleine sein."
Ich sagte zu und wir standen gerade auf, um aus dem Klassenraum zu gehen, weil er aber vor mir ging, konnte sich Taehyung problemlos vor mich stellen und mich daran hindern, aus dem Klassenraum zu gehen.
„Yoongi, rauchen ist während der Schulzeit verboten. Geh raus, es ist Pause", meinte der Mann nur, wobei mir der Ton seiner Stimme gar nicht gefiel, regelrecht Angst machte, weil er so bedrohlich klang. Er schloss die Tür letztendlich noch ab und widmete sich dann voll und ganz meiner Wenigkeit.
Einmal laut schluckend, drehte ich mich sofort um und ging einfach zurück zu meinem Platz, klappte dort mein MacBook auf und schaute mir dann die Bilder von der Geburtstagsfeier an. Meistens verbracht ich die Pausen ja drinnen, also dachte ich, dass Taehyung Selbes heute wollte. Dennoch war es irgendwie komisch, also wurde ich immer nervöser.
„Was schaust du dir da denn Schönes an?", hörte ich den Älteren hinter mir fragen und weil das scheinbar nicht reichte, beugte Taehyung sich über mich, legte seine Hände rechts und links von mir auf den Tisch und schaute sich das Bild an, dass gerade offen war, welches Jimin und mich zeigte, wie wir auf einem der Tische standen und einfach tanzten. Wir machten keinen Table-Dance, aber standen dicht aneinander und genossen wohl unsere Zeit.
Ich sagte nach wie vor nichts und regte mich gar nicht erst, schaute mir nur die restlichen Bilder an. Eine Sache gefiel mir jedoch nicht, denn obwohl der Gewinn sich gerade in meiner Hand befand, schien Taehyung sehr entspannt zu sein, als hätte er bereits gewonnen.
„Wusstest du schon, dass ich auf eine andere Schule versetzt werde? Leider trage ich in der Entscheidung nicht bei und werde auch schon Ende des Monats umziehen müssen", erzählte mein Freund mir aus dem Nichts. „Deswegen meinte ich ja, dass du bei mir übernachten wollen würdest, um mich nicht mehr loszulassen. Ich weiß noch nicht den Grund, wieso die Schule mich loswerden will, aber es ist scheinbar wirklich ernst, denn ich darf tatsächlich nur noch bis zur nächsten Woche unterrichten."
Sofort riss ich die Augen weit auf und drehte mich erschrocken um.
„Das darfst du nicht!", erwiderte ich sofort und merkte, dass ich bereits Tränen in den Augen hatte.
Aber Taehyung grinste nur. Ich war auf einen so einfachen Trick reingefallen. Auf etwas so Offensichtliches.
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