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[Jungkook]

„Bist du sicher, dass du nichts für das Handy möchtest? Ich fühle mich schlecht, wenn ich das einfach so annehme, vor allem, weil es nicht für mich gedacht war", meinte ich leise und schaute mir das Ding an, dass sich in meiner Hand befand. Es war das brandneuste Handy auf dem Markt und hatte sicherlich eine Menge gekostet, weshalb ich schlecht fühlte dabei, es einfach so anzunehmen.

„Das fragst du mich jetzt erst? Nachdem du es schon seit fünf Tagen benutzt?", lachte Taehyung. „Und natürlich will ich dafür nichts. Oder bezahlst du sonst für deine Geschenke? Eigentlich wollte ich es Mina ja geben, aber die existiert für mich nicht länger. Also wenn du mir einen Kuss geben willst, den nehme ich auch!"

Auf seine letzte Aussage ging ich nicht ein.

„Es ist halt wirklich teuer! Ich habe nachgerechnet und ich müsste sechsundfünfzig Monate lang Taschengeld sparen, um es dir abzubezahlen oder mir einen Job suchen! Weil ich nicht arbeiten will, kommt nur das Sparen ins Spiel, aber das sind immerhin vier Jahre und acht Monate", sagte ich und schaute den Älteren leise seufzend an. Ich fühlte mich wirklich schlecht, bereits seit Sonntag, als er mir dieses Handy gab, aber er ließ mir keine andere Wahl.

„Ist doch perfekt! Dann bist du die nächste vier Jahre und acht Monate ja sicher an meiner Seite und kannst mich nicht verlassen", meinte er nur mit einem Grinsen, weshalb ich ihm sanft gegen seine Schulter schlug. Ein Blick auf die Uhr in diesem Moment, verriet mir dann auch, dass es mittlerweile Zeit war endlich loszufahren, weshalb ich fast schon sofort aufsprang.

Auch wenn Taehyung nicht wirklich viel Vertrauen in Jimin und Yoongi hatte, ließ er mich auf ihren Geburtstag gehen, weil ich so nett darum bat. Schlimmes konnte auch nicht passieren, schließlich hatte ich Acelya ja an meiner Seite und sie meinte, sie würde mich um jeden Preis beschützen und jeden K.O. schlagen, der mir in den Weg käme. Vielleicht war das ja ein wenig zu viel, aber genügend, um unseren so fürsorglichen Lehrer davon zu überzeugen, mich auf die Feier zu lassen, obwohl er heute einen schönen Abend mit mir geplant hatte.

„Vergiss bitte nicht, mir rechtzeitig zu schreiben, wann ich dich ungefähr abholen soll. Trink bitte nicht so viel, sofern du das planst und wenn jemand seine Hände an dich legt oder etwas Böses zu dir sagt, ruf mich sofort an. Ansonsten sollst du heute einfach Spaß haben und loslassen!", sagte Taehyung, als wir in gewisser Entfernung von dem Ort hielten, an dem die Feiern stattfinden würde. Er schaute mich ein wenig besorgt an, aber es gab keinen Grund, wieso er so besorgt sein sollte, schließlich hatte ich mich die ganze Woche über sehr gut mit Yoongi und Jimin verstanden und weil es deren Geburtstagsfeier war, ging ich auch davon aus, dass sie dafür sorgen würden, dass keiner Probleme und Stress mache.

„Bis wann darf ich denn bleiben?", fragte ich unsicher, weil mir erzählt wurde, dass es ziemlich lang in die Nacht hineingehen würde. Natürlich wollte ich bis zum Ende dabei sein, aber zur gleichen Zeit, wollte ich es auch nicht übertreiben, weil Taehyung nicht so spät noch fahren sollte.

„Von mir aus kannst du auch bis in den Morgen hinein bleiben, ich werde dich jederzeit abholen. Falls ich aber auf deine Nachrichten nicht antworten sollte, bin ich sicherlich eingeschlafen, also ruf mich dann einfach an", erklärte er mir noch und griff dabei nach hinten, wo er eine kleine Tüte hervorholte. Ich wollte sie direkt greifen, weil es das Geschenk für die beiden war, jedoch hielt er es noch fest in seinen Händen. „Übertreib es nicht, ich mag keine Schnapsleichen!", sagte mein Freund noch, bevor er mir dann das Geschenk gab und mich zum Abschied einmal küsste.

Total aufgeregt, sodass ich schon zitterte und weiche Knie bekam, stieg ich aus dem Auto, in dem Taehyung dann wegfuhr. Langsam machte ich mich dann auf den Weg zu der Halle, in der gefeiert wurde, dabei immer wieder auf mein Handy schauend, denn Acelya meinte, sie wäre bereits da. Ich hatte ihr geschrieben, sie solle rauskommen und mich abholen, weil ich den ganzen Weg nicht alleine gehen wollte, denn alleine auf einer Feier aufzukreuzen, war bestimmt peinlich.

Zu meinem Glück stand sie bereits draußen und kam sofort zu mir, mit einem breiten Lächeln auf ihren Lippen. Wir umarmten uns einmal ganz fest, bevor wir uns Komplimente gaben für unsere Outfits, die wir gestern zusammen extra nur für den heutigen Abend gekauft hatten.

„Lass uns reingehen! Es ist einfach so geil, es sind so viele Leute da!", sagte die Braunhaarige und zog mich sofort am Arm mit hinein in das Gebäude. Staunend schaute ich mich um, denn es hatte sicherlich ein Vermögen gekostet, all das hier zu organisieren. All die Lichter, die Location an sich, die Verpflegung und vor allem auch der ganze Alkohol. Einen DJ gab es ebenfalls.

„Jungkook! Du bist endlich da!", hörte ich Yoongis Stimme plötzlich hinter mir sagen, weshalb ich mich sofort umdrehte. „Cooles Outfit!", meinte er noch, bevor er mich, wie es Jimin dann auch tat, in eine feste Umarmung zog. Etwas überfordert, erwiderte ich diese nur zögerlich, da ich nicht wusste, warum sie das taten. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Jungs untereinander sowas auch taten.

„Weil ich euch nicht so gut kenne, war ich mir nicht so sicher, was ich euch schenken sollte, aber ich hoffe trotzdem, sie gefallen euch", meinte ich nur und hielt den beiden die jeweilige Geschenktüte hin, in der sich für beide jeweils ein Parfüm und ein individuelles Armband befand. Zu meinem Glück, hatten meine Eltern mir das Geld für die Geschenke gegeben, denn diese fünfundachtzigtausend Won, wollte ich nicht unbedingt aus meiner eigenen Spardose bezahlen, aber ich wollte auch keine langweiligen Geschenke kaufen.

„Wir freuen uns über wirklich alles, also vielen Dank!", entgegnete Jimin und drückte mich ein weiteres Mal, legte dann seinen Arm um mich und nahm mich sofort mit zu der Bar, an der man sich sein Getränk selbst machen konnte. Als sei ich einer seiner guten Freunde, was ich eigentlich nicht war, stellte er mich einer Truppe aus Jungs vor, die ich vorher noch nie gesehen hatte. „Das sind meine Tanzpartner! Wie du vielleicht weißt, tanze ich ja viel und die vier hier sind mit mir in einer Tanzgruppe", erklärte er mir, bevor jeder einzelne vorgestellt wurde. Im Gegensatz zu mir, sahen sie alle älter aus, als sie es vielleicht waren, wofür ich sie natürlich beneidete, denn ich fand, ich sah noch aus wie ein Kind.

„Holt ihr euch gerade was zu trinken?", fragte Yoongi, der mit einmal neben mir stand und uns anlächelte. Ich wollte gerade den Kopf schütteln, da ich noch nicht bereit dazu war etwas alkoholisches zu trinken, jedoch drückte Jimin mich etwas.

„Na klar! Was möchtest du trinken Jungkook? Lass uns klein anfangen und einen Shot zusammen trinken", erwiderte er nur noch, bevor er alles dafür vorbereitete. In Panik schaute ich mich schnell um, dabei nach Acelya suchend, die bei einer Gruppe aus Mädchen stand, mit denen sie sich unterhielt. Ihr fiel mein Blick schnell auf und auch, dass ich ihre Hilfe brauchte, weshalb sie sofort zu mir kam. Anstatt mich aber davon abzuhalten, etwas zu trinken, animierte sie mich nur dazu und versicherte mir nach dem ersten Shot, dass ein zweiter und auch ein dritter mir nichts anhaben würden.

Jedes Mal merkte ich ein schreckliches brennen in meinem Hals, durch diesen enorm ekelhaften Geschmack, der mir fast ein Würgen hervorbrachte, jedoch konnte ich das mit einer einzelnen Träne noch unterdrücken, die ich schnell wegwischte und somit tat, als seien diese Shots nichts für mich gewesen. Ich war zwar schon achtzehn Jahre alt, weil ich aber nie richtige Freunde hatte und somit nirgends eingeladen wurde, hatte ich noch keinerlei Erfahrung mit Alkohol gemacht.

So dachte ich anfangs noch, ich würde den Boden unter den Füßen verlieren, als sich mein Körper plötzlich so leicht anfühlte.

„Jungkook, lass uns tanzen", sagte meine, ich sah sie bereits so an, beste Freundin und zog mich hinter sich her. Ich hatte zwar, in den Augen anderer, relativ wenig getrunken, jedoch hatte es bereits ziemlichen Einfluss auf mich. Meine Gedanken waren zwar klar und ich konnte auch mit voller Vernunft mit mir selbst im Inneren sprechen, jedoch war das, was meinen Mund verließ und was ich machte, totaler Müll.

Weil ich mich aber so schwerelos und befreit fühlte, tanzte ich einfach zu der wirklich guten Musik, so wie ich es eben konnte und genoss es einfach unter Leuten zu sein. Noch hatte mich keiner dumm angemacht und alle schienen gute Laune zu haben, worüber ich mich wirklich sehr freute, denn nachdem wir einige Zeit getanzt hatten, saß ich mit zwei wildfremden Menschen an einem Tisch und redete ziemlich tiefgründig mit ihnen.

„Bist du wirklich Schwul?", fragte mich eines der Mädchen, das vor mir saß und ich nickte als Antwort lediglich, weshalb sie anfing zu quietschen. „Wie süß! Ich wollte schon immer mal mit einem Schwulen was unternehmen! Lass uns sofort Nummern austauschen!"

Sie hielt mir ihre Hand hin, damit ich ihr mein Handy geben würde, was ich dann auch tat. Einige Zeit lang schaute sie darauf, bevor sie immer wieder Blicke mit ihrer Freundin wechselte. Und sie quietschten wieder.

„Ist das dein Freund? Dieser Taehyung? Das ist so süß!", rief sie laut und zeigte mir mein Handy, auf dem eine Nachricht von Taehyung zu sehen war.

Weil ich ein wenig Schwindel fühlte, fiel es mir schwer, mich auf eine Sache zu fokussieren und ich brauchte dementsprechend auch wirklich lang, bis ich die Nachricht entzifferte, die er mir geschickt hatte.

Taehyung 💜
Wie läuft es so? Hast du Spaß? Und hast du schon was getrunken? Wenn ja, wie viel?

„Ja, das ist er", meinte ich nur und nickte wieder. Die Bewegungen, die ich machte, waren sehr extrem, weil ich kaum noch Gefühle in meinem Körper hatte. So wenig Alkohol richtete bei mir schon so viel an. „Er ist der tollste Freund überhaupt und ich-", sagte ich, aber wurde unterbrochen, weil ich eine Hand an meiner Schulter spürte.

„Na ihr drei, was geht hier so?", fragte die Person, die gerade neben mir stand. Ich schaute auf und sah Yoongi, der nun auf mein Handy schaute und sich die Nachricht ebenfalls durchließ. Es dauerte mich bestimmt eine halbe Minute, bis ich realisierte, dass es Yoongi war und dass er die Nachricht von unserem Lehrer laß, auf meinem Handy, bevor ich auf die Beine sprang und mich direkt vor ihn stellte.

„Du hast nichts gesehen!", lallte ich und hob meine Hände rechts und links von mir, damit er nicht hinter mich schauen konnte. Er grinste nur leicht und lehnte sich leicht vor, zu meinem Ohr.

„Dein Geheimnis ist bei mir sicher", flüsterte er mir zu. Etwas schmollend, weil ich viel emotionaler geworden war, schaute ich ihn berührt an und umarmte ihn einfach vollkommen überstürzt. Yoongi lachte deswegen nur leicht und stützte mich ein wenig, bevor wir uns voneinander lösten. „Lass uns noch etwas trinken", sagte er und nahm das Handy von dem Mädchen, dessen Namen ich nicht einmal kannte. Er gab es mir zurück, legte seinen Arm um meinen Torso und ging mit mir zur Bar, wo wir auf Acelya trafen, die dort saß. Sie war aber beschäftigt, denn wie es aussah, wurde sie immer intimer mit Jennie aus unserer Parallelklasse.

Große Augen machend, schaute ich mir das einige Zeit lang an, weil es mich, warum auch immer, so faszinierte, bevor der Blauhaarige mir dann einen Becher in die Hand drückte und mich anlächelte. Wir stießen zusammen an und tranken das ganze Getränk an einem Stück aus.

Das war auch das Letzte, woran ich mich noch erinnerte, als ich am nächsten Morgen aufwachte, mit dröhnenden Kopfschmerzen und einem wirklich üblen Gefühl im Magen.

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