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[Jungkook]
„Und? Wie lief es? Du musst mir alles erzählen!", meinte Acelya in voller Vorfreude schon, als ich mich am nächsten Morgen in der Schule zu ihr setzte, bei uns im Atrium des Gebäudes, auf einer Bank, die etwas abseits in einer Ecke stand.
„Was soll schon gelaufen sein?", erwiderte ich lediglich und musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Es fiel mir jedoch nicht gerade leicht, denn mir war einfach die ganze Zeit schon danach, breit zu lächeln. Somit verstand sie schnell, dass ich einen guten Abend hatte.
„Sag mir nicht...", meinte sie und legte sich die Hand an ihren Mund, den sie vor Schock weit aufgerissen hatte, während sie einige Male mit ihrer anderen Hand gegen meine Schulter schlug. „Jungkook! Du kleiner Hund, erzähl mir sofort alles, bevor ich hier vor Neugier noch sterbe!"
Für einen Augenblick sagte ich nichts, weshalb es kurz wieder ruhig wurde, ich schaute mich nämlich um, ob uns nicht jemand zuhörte. Sobald ich dann den Mund öffnete, um etwas zu sagen, schaute sie mich mit noch größeren Augen an und schien ihre Kontrolle voll und ganz zu verlieren.
„Warte mal!", rief das Mädchen fast schon, den ihre Stimme schallte durch die Halle. Ich runzelte sie Stirn, hoffte, dass keiner sie hörte. „Ich dachte er würde dich Nachhause bringen. Wenn er dich also nicht Nachhause gebracht hat, hat er dich mit zu sich genommen und wenn er dich mit zu sich genommen hat, dann heißt das-." Sie unterbrach sich selbst, indem sie dramatisch tief einatmete.
Taehyung nahm mich nach unserem gemeinsamen Abend und der zweiten Nacht, die wir im selben Bett schliefen, mit zur Schule. Als Lehrer hatte er wohl vor dem Unterricht viele Erledigungen, weshalb wir früh hier waren. Zum Glück wohnte Acelya aber nicht weit von hier und konnte schnell kommen, damit wir die Zeit, die wir beinahe alleine in der Schule waren, dafür ausnutzen konnten, über dieses Thema zu sprechen.
„Vielleicht war ich die Nacht über ja bei ihm, aber es ist nichts derartiges passiert, woran du gerade denkst. Ich kann es dir förmlich aus dem Gesicht herauslesen, was gerade in deinem Kopf abgeht", murmelte ich nur und gab ihr Antworten auf all ihre Fragen. Ich wusste nicht, woher dieses schnelle Vertrauen zu ihr kam, aber ich lass kein einziges Detail weg und erzählte ihr wirklich alles.
Da es eine verbotene Beziehung war, war es natürlich selbstverständlich, dass wir es geheimhalten mussten und eigentlich versprach ich ihm, niemandem davon zu erzählen. Er wusste, dass ich in Acelya bereits eine gute Freundin gefunden hatte, daher wollte er sichergehen und leider habe ich hiermit sein Vertrauen auch relativ früh schon gebrochen, jedoch würde er davon nichts mitbekommen, hoffte ich jedenfalls. In zwei Monaten habe ich dann auch schon meinen Abschluss und kann es laut in die Welt hinausposaunen, ohne dass es irgendwen interessiere.
,,Ich hab das Gefühl, meine Seele hat gerade meinen Körper verlassen, das ist so surreal, aber gleichzeitig einfach so absolut geil!", sagte die Braunhaarige und ließ sich nach hinten fallen, als läge sie tot auf dieser Bank. Ich musste leise lachen, während ich das sah, jedoch verging mir dieses Lachen fast schon sofort, als ich im Augenwinkel Yoongi und Jimin sah, wie sie gerade zur Schule gekommen waren. Erst hoffte ich noch, dass sie einfach vorbeilaufen würden, jedoch waren ihre Blicke auf uns gerichtet und sie kamen direkt auf uns zu, weshalb ich Acelya einige Male antippte, die noch tot spielte.
„Lass uns schnell gehen", sprach ich ihr leise zu, dafür war es dann aber schon zu spät, da die beiden Jungs direkt vor uns standen. Unsicher und ängstlich wagte ich es gar nicht erst meinen Blick zu heben, weshalb ich schnell mein Handy rausholte und so tat, als würde ich daran etwas machen, obwohl es gar nicht ging und ich es nur mitgenommen hatte, um es nach der Schule zur Reparatur zu bringen.
„Findest du es nicht unhöflich, dein Handy anzuschauen, wenn wir offensichtlich mit dir reden wollen?", hörte ich Jimins helle Stimme sagen. Mir blieb jetzt also nichts Anderes übrig, als dem grinsenden Blondhaarigen ins Gesicht zu schauen. „Schon besser", erwiderte der Ältere noch.
„Wenn ihr irgendwelche dummen Kommentare machen wollt, dann könnt ihr direkt Leine ziehen, bevor ich euch aus zufälligen Reflex meine Faust noch so tief in den Magen schlage, dass euer Essen vom letzten Jahr rauskommt!", trotzte Acelya aus dem Nichts, weswegen ich sie etwas erschrocken anschaute. Sie war... wie konnte ich es am Besten in Worte fassen? Impulsiv? So etwas in der Art eben. Auch Yoongi und Jimin schienen etwas verwirrt von ihrer Aussage zu sein.
„Es gibt keinen Grund, uns gleich zu verprügeln. Wir wollen ganz einfach mit Jungkook reden", meinte Yoongi und hob dabei seine Arme, als würde er andeuten wollen, dass er all seine Waffen abgelegt hatte, somit also in Frieden kam. „Jimin und ich haben über das Wochenende eigentlich unsere Geburtstagsfeier planen wollen, aber wir kamen nicht drumherum, über dich zu reden. Wir haben kaum was zu Stande gebracht, weil wir nur über dich geredet haben."
„Wie meinst du das? Habe ich etwas Falsches gemacht?", fragte ich sofort, aber Jimin schüttelte sofort den Kopf.
„Es hat sich relativ schnell rumgesprochen, dass du verschwunden bist und es gingen auch Gerüchte rum, dass du gestorben seist. Wir haben uns schuldig gefühlt, weißt du? Wir waren ja nicht immer sehr nett zu dir", untertrieb der Blondhaarige in seiner Erklärung, bevor dann der Junge mit den blauen Haaren ansetzte und weitersprach.
„Genau. Wir haben gemeine Dinge gesagt, die wirklich unverzeihlich sind, aber wir wollten nie, dass du sie dir so sehr zu Herzen nimmst, dass du weglaufen würdest. Ganz sicher nicht!", sagte Yoongi.
Ich zog die Luft scharf ein, wobei ich mich verschluckte und sofort anfing zu husten. Noch bevor Acelya mir zur Hand ging und mir sanft auf den Rücken klopfte, saß Yoongi zwischen uns und übernahm das, weshalb ich ihm leicht dankte, obwohl ich mir unsicher war, ob er der richtige Mensch dafür war, um ihm wegen sowas zu danken.
„Ich verstehe gerade gar nichts mehr", murmelte ich und hatte meinen Blick auf den Boden gerichtet. „Es kommt so plötzlich."
„Genauso plötzlich kam ja auch die Nachricht, dass du verschwunden warst. Wir waren gemein, ja, aber nur in Worten und vielleicht mal ein wenig mit bisschen Rumgeschubse, aber wir wollten niemals, dass dir unseretwegen was passiert! Das haben wir am Wochenende realisiert. Letztendlich sind es nur noch zwei Monate, die wir nicht im Negativen abschließen wollen, mit wirklich Niemandem", meinte der Blauhaarige, lächelte sogar schwach.
„Wenn du also Zeit hast, dann kannst du-", sagte Jimin, aber stockte kurz. „Dann könnt ihr beide sicherlich am Freitag zu unserer Feier kommen! Der ganze Jahrgang ist eingeladen und es wäre schade, wenn ihr nicht kommen könntet. Wir fügen euch nachher noch in eine Gruppe hinzu, wo ihr nähere Daten erfahren werden. Wann und Wo, sowas halt."
Und so plötzlich, wie die beiden hier aufgetaucht waren, waren sie auch wieder gegangen.
„Was war das gerade?", fragte Acelya mich perplex, aber ich schüttelte nur schulterzuckend den Kopf, weil ich es selbst noch nicht so ganz verstand.
Wenn ich an den Freitag dachte, fiel mir ein, dass Taehyung mich da zu sich eingeladen hatte, weshalb ich leise seufzte. „Ich muss einmal kurz weg, bin aber gleich wieder da, wartest du?", fragte ich und sie nickte. So machte ich mich augenblicklich auf den Weg zu Taehyungs Raum, wo ich mit nervös rasendem Herzen an der Tür klopfte, weil ich ihn eigentlich nicht stören wollte.
Einige Zeit lang wartete ich, bis er mir letztendlich die Tür öffnete und dann anfing, breit zu lächeln, sobald er sah, dass ich es war, der ihn störte. Er machte dann noch einen Schritt zur Seite, damit ich hineintreten konnte. Hinter mir die Tür abschließend.
„Ich habe dich vor Unterrichtsbeginn noch nicht erwartet. Gibt's etwas?", fragte der Ältere und lehnte sich ganz lässig an seinen Tisch. Ich stand dicht vor ihm und biss mir bei diesem Anblick einmal auf die Unterlippe, denn ich wusste, dass die dieser Mann gerade mir gehörte.
„Können wir uns vielleicht erst am Samstag treffen? Ich glaube ich habe Freitag keine Zeit", meinte ich ganz leise und schaute ihn nervös lächelnd an. Die Stirn runzelnd und seinen Kopf leicht zur Seite legend, schaute mich Taehyung nun ohne ein Lächeln an.
„Versetzt du mich jetzt schon?"
„Nein! Auf keinen Fall! Aber Yoongi und Jimin haben sich heute bei mir entschuldigt und meinten, sie würden gerne einen Neustart haben, weshalb sie mich zu ihrem Geburtstag eingeladen haben", erklärte ich und kaute dann wieder auf meiner Lippe herum. Es war eine Angewohnheit, die auftrat, sobald ich nervöser wurde.
„Yoongi und Jimin? Meinten sie es denn wirklich ernst? Ich mache mir Sorgen, dass sie zusammen mit den anderen irgendwas dort machen würden, um dich zu blamieren", entgegnete der Dunkelhaarige und schaute kurz nachdenkend auf den Boden, bevor er seinen Blick dann aber wieder hob, mit einem schwachen Lächeln auf seinen Lippen, nach denen ich mich so sehr sehnte, weil ich bereits süchtig geworden war nach ihnen, die ich hier aber nicht küssen durfte. „Aber wenn du dorthin möchtest, dann kannst du das gerne, dann möchte ich dich aber hinfahren und auch wieder abholen. Dann kannst du vorher bei mir sein und auch danach, weil ich am Samstag Nachmittag keine Zeit mehr habe."
Voller Aufregung, nickte ich hastig, sprang wie aus einem Reflex einfach in seine Arme und drückte ihn fest, löste mich aber sofort, als ich mich dann wieder daran erinnerte, dass wir in der Schule waren.
„Dankeschön", murmelte ich und konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln.
„Bedank dich nicht, Kleiner", sagte er und wuschelte mir einmal durch die Haare, bevor er sich wieder hinstellte und zu seinem Platz ging, da er noch etwas zu erledigen hatte.
Um diesen fundamentalen Moment festzuhalten, holte ich mein Handy hinaus und wollte ein Bild machen, aber sah dann und erinnerte mich, dass es nicht anging. So ging ich also ohne ein Foto von diesem Moment, aber mit einer Erinnerung, die sicherlich für immer in meinem Kopf bleiben würde, zu Acelya.
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