»31«
[Jungkook]
„Du hast deinen Eltern erzählt, dass du hier bei mir bist, oder?", fragte Taehyung mich und warf sich dabei mit einem geschafften Seufzen auf das Bett, auf dem ich bereits am Rand saß, da ich nicht wusste, wo ich mich sonst hinzusetzen hatte, immerhin war ich bei jemand Fremden Zuhause und konnte mich hier nicht ausbreiten, als sei es mein eigenes Zimmer.
„Nun, ich habe ihnen erzählt, dass ich einen Fehler gemacht habe, mit meinem Verhalten und dass ich morgen auch wieder Nachhause kommen würde, aber ich bin jetzt nicht wirklich ins Detail damit gegangen, dass ich die Nacht bei Ihnen verbringe. Lediglich, dass sie derjenige waren, der mich fand und Vernunft in mich sprach", erklärte ich und schaute derweil auf mein Handy, das ausgeschaltet war. „Und es ging vorhin noch?"
„Tatsächlich tat es das, es ging für einige Minuten, als ich es versuchte anzumachen, aber es verlor schnell den restlichen Akku und aufladen brachte auch nichts. Die älteren Versionen sind noch nicht wasserdicht und das Ding lag einige Zeit draußen, also wird das wohl nichts mehr", meinte der Mann und schaute mich an, während er in seitlicher Lage auf dem Bett lag. Eine äußerst attraktive Position, die ich mir nicht zu lang anschauen wollte, weil ich wusste, welche Auswirkung das auf meinen Körper haben würde.
„Vielleicht funktioniert es ja irgendwann doch noch. Selbst kann ich mir kein Neues leisten und meine Eltern würden mir keines kaufen, weil sie der Meinung sind, ich sei ohnehin viel zu viel vor dem Bildschirm", seufzte ich leise. Egal wie oft ich versuchte, das Handy anzuschalten, auch nachdem es stundenlang am Kabel gehangen haben soll, brachte es nichts.
In diesem Moment überkam mich meine Wut auf mich selbst einfach, weil ich so verzweifelt es ging noch versuchte das Teil zum Laufen zu bringen, weshalb ich einige Male einfach auf den Bildschirm schlug, ehe ich mich dann aufgebend nach hinten fallen ließ, mich dann aber schnell wieder aufrechten wollte, da ich vergaß, dass Taehyung hinter mir saß und somit hatte ich meinen Kopf auf seinen Schoß gelegt gehabt. Bevor ich mich aber wieder aufsetzen konnte, spürte ich seine Hand an meinem Kopf, was mich inne halten ließ.
„Als ich dich heute nach deinem Verschwinden fand, nahm ich dich mit zu mir, sah dich beinahe vollkommen nackt und bemerkte natürlich auch, dass ein Blick auf meinen Intimbereich in dieser Jogginghose für eine Erregung bei dir sorgte, aber du fühlst dich unwohl damit, deinen Kopf auf meinen Schoß zu legen? Das ist ja wohl das Normalste, was am heutigen Tag passieren könnte", lachte der Ältere und setzte sich selbst ein wenig auf, um sich in eine Position zu bringen, in der es bequem für uns Beide sein würde. Seine Hand hatte er dabei stets an meiner Stirn, damit ich nicht doch noch auf die Idee kommen würde, wieder aufzustehen.
Weil mir die Worte fehlten, nahm ich es einfach so hin und schaute ihn an, während er mich so schwach anlächelte.
„Na siehst du, so geht es doch gut. Ein wenig Zuneigung schadet uns sicherlich nicht, wenn man bedenkt, was wir derzeit durchleben müssen", murmelte er und ich sah, wie seine Augen etwas hinauf wanderten, wahrscheinlich auf meine Haare, denn auch seine Hand löste sich nun von meiner Stirn und ich spürte, wie er mit seinen Fingern ganz sanft durch meine Strähnen ging. Ich schluckte einmal laut, beobachtete sein Gesicht währenddessen und erkannte, dass er so verträumt lächelte, als sei er vollkommen in seinen Gedanken gefangen.
Auch wenn ich diese Berührungen so sehr genoss und sich jede Stelle, an der er auf mich traf, bereits kribbelnd taub anfühlte, wusste ich, dass das hier falsch war und ich bei bestem Willen nicht zulassen konnte, dass wir weiterhin in dieser Position verweilten. Aber etwas in mir sagte, dass ich die Hoffnung weiterhin nicht verlieren und jeden Moment ausnutzen sollte, solang mir das noch ermöglicht wurde.
Schließlich konnte ich nicht wissen, wann er sein Mitleid für mich verliere und dann wieder auf Distanz ginge. Weiterhin konnte es jeden Tag passieren, dass er seine nächste, große Liebe träfe. Gerade aber gab es nur mich, zwar nicht so wie ich es wollte, aber es genügte vorerst.
„Herr Kim-", fing ich gerade an zu sagen, jedoch wurde ich sofort unterbrochen, indem Taehyung anfing zu sprechen. „Nenn mich bitte Taehyung, es ist komisch, wenn du mich siezt, wenn wir alleine sind."
Ich verschluckte mich bei seinen Worten und musste mich aufsetzen, weil ich anfing, stark zu husten. Sofort sprang ich vom Bett auf, weil ich merkte, wie mein Kopf heiß wurde, was bedeuten musste, dass ich mal wieder rot geworden war. Es war zwar nicht Neues und Taehyung rechnete höchstwahrscheinlich mit solch einer Reaktion meinerseits, sonst hätte er das nicht gesagt gehabt, jedenfalls nicht mit einem leichten Grinsen auf seinen perfekten Lippen. Vielleicht hatte er doch kein Mitleid, sondern lediglich einen großen Spaß daran, mich zu ärgern, seitdem er von meinen Gefühlen wusste. Sowas machte er gern, daher mochten nur wenige Schüler ihn.
„Was machst du?", fragte er verwirrt und schaute mich etwas perplex an, weil ich so plötzlich geradezu sprunghaft aufgestanden war. „Habe ich etwas Falsches gesagt?", kam noch von ihm, bevor er letztendlich auch noch aus dem Bett und mir mit langsamen Schritten entgegen kam. Mit zittrigen Beinen und einer nervös zuckenden Unterlippe, ging ich dabei ein Stück zurück, bis ich an der Schublade ankam, auf die ich mich fast schon setzte, soweit wie ich mich nach hinten lehnte.
Anders ging es auch gar nicht, denn Taehyung kam mir so nah, dass uns nur wenige Zentimeter voneinander trennten, aber seine Hände ließ er stets hinter seinem Rücken. Mittlerweile spürte ich sogar schon seinen Atem auf mir, weshalb ich die Augen zusammenkniff und meinen Kopf leicht zur Seite neigte, instinktiv.
„Hast du Angst vor mir? Wolltest du mir nicht näher kommen?", hauchte er leise in mein Ohr, weshalb ich einmal die Luft scharf einzog. Laut schluckte ich einen Kloß in meinem Hals hinunter und versuchte Worte über meine Lippen zu bringen, aber es fiel mir so schwer.
„Ja, schon", nuschelte ich fast unhörbar vor mich hin. „Aber nein. Etwas stimmt nicht, es ist nicht richtig."
Auch wenn ich nichts sah, wusste ich ganz genau, dass er bei meinem Anblick sicherlich grinste und mir sogar noch näher kam, denn ich spürte, wie unsere jeweilige Körperwärme aufeinander traf und somit zwischen uns so viel Hitze hinaufstieg, dass mir regelrecht heiß wurde. Weiter nach hinten konnte ich aber nicht ausweichen, wenn die Schublade war im Weg und letztendlich sorgte sie dafür, dass ich nicht mehr aufrecht stehen konnte und somit darauf saß.
„Mach die Augen auf, Jungkook", sagte er nur. Obwohl ich es nicht wollte, hörte ich auf ihn, weil mein Herz stärker war als mein Kopf und ich somit jedes Mal jeglicher Vernunft verlor, wenn er mich um etwas bat oder Sonstiges. Etwas sagte in mir, wie eine Stimme, sagte mir, dass ich ihm gehorchen musste. So öffnete ich meine Augen ganz langsam.
Mit seinen Händen links und rechts von mir auf der Schublade, nahm er mir jede Möglichkeit zu entkommen, weshalb ich keine andere Wahl hatte, als hier so zu stehen. So nah aneinander, dass ich nur eine kleine Bewegung nach vorn machen müsse, um in einen Kuss zu fallen.
„Du faszinierst mich, wirklich", grinste er im Flüsterton. Leicht die Stirn runzelnd und nervös die Augenbrauen hebend, schaute ich ihn nur an und konnte kein Wort über die Lippen bringen. „Mit achtzehn Jahren noch knapp fünfzehn Jahre jünger als ich. Komischerweise haben sich unsere Leben in den letzten sieben Tagen so sehr miteinander vermischt, dass es mir mittlerweile schon schwer fällt nicht an dich zu denken, wenn du nicht so oder so bei mir bist, obwohl du ein Junge und auch mein Schüler bist."
Auch wenn er sicherlich niemals auch nur einen Gedanken daran haben würde, mich zu küssen, legte ich die Hand auf meinen Mund, sobald ich sah, dass er seinen Blick etwas gesenkt hatte und auf meine Lippen schaute. „Mir ist nicht klar, was deine Absicht ist und wie du es gemacht hast, aber du bringst mich dazu über Sachen nachzudenken und setzt mir Szenarien in den Kopf, die gegen alles gehen, wofür ich stehe und woran ich glaube. Findest du nicht, es ist an der Zeit, dass du langsam mal Verantwortung dafür übernimmst? Immerhin ist es deine Schuld."
„Es tut mir leid, Herr Kim, das wollte ich nicht, es war nicht meine Absicht", sagte ich, unsicher und nervös. Wieder einmal waren wir dabei angekommen, dass ich ihm nur eine Last im Leben war. Jedenfalls dachte ich so.
„Ich habe doch gesagt, du sollst mich Taehyung nennen, oder nicht?", entgegnete er sofort und ich nickte nur leicht. „Schau mir in die Augen, wenn ich mit dir rede", in einem dominanteren Ton.
Plötzlich spürte ich seine Hand an meinem Kinn und mit ein wenig Druck brachte Taehyung mich mehr oder weniger dazu, ihm in die Augen zu schauen, obwohl ich es nicht wollte, aber ich sträubte mich auch nicht dagegen, gehorchte. Weiterhin grinste er schwach, während unsere Blicke so intensiv aufeinander lagen. Ich hatte das Gefühl, etwas in mir explodierte, als wir uns so anschauten - es war wie in einem Film.
Den Kopf leicht schüttelnd, sorgte ich dafür, dass er seine Hand von meinem Kind nahm, aber nicht, dass er sich von mir löste und abstand nahm. Das alles war einfach zu viel für mich, denn so sehr ich es auch mochte, ihm näher denn je zu sein, konnte ich sein Verhalten nicht verstehen oder nachvollziehen und glaubte stets daran, dass die ganze Sache einen Haken haben musste. Anders konnte ich mir das nicht erklären.
„Warum machen Sie-", fing ich gerade an zu sagen und wollte mich selbst schon unterbrechen, weil ich ihn wieder siezte, aber bevor ich noch meinen eigenen Satz beenden konnte, übernahm Taehyung das für mich, indem er seinen Daumen an meine Lippen legte.
Plötzlich wurde die Luft um mich herum noch stickiger und viel wärmen, nach dieser so kleinen Berührung, die aber eintausend Feuerwerke in mir auslöste und mein Herz für einen ganzen Moment aussetzen ließ, bevor es dann anfing zu rasen in einem Tempo, dass sicherlich nicht mehr gesund sein konnte.
„Kann ich-", wollte ich gerade meine Frage stellen, die mir Klarheit in seinem Verhalten bringen sollte, als er seinen Finger von mir nahm, aber ich wurde wieder unterbrochen und konnte somit nicht weitersprechen.
Dieses Mal war es aber nicht sein Daumen, den er an meine Lippen legte. Nein. Kim Taehyung küsste mich aus heiterem Himmel einfach und erfüllte mir somit, unbewusst, meinen sehnlichsten Wunsch, dass er der Mann sein würde, mit dem ich meinen allerersten Kuss erlebe.
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