»22«
[Taehyung]
Völlig aufgelöst betrat ich die Wohnung, wo Mina mich sofort hinter sich her zog, mit in das Wohnzimmer. Ich war verwirrt und wusste nicht, was hier gerade geschah und ob ich in einem Traum gefangen war, aus dem ich noch hoffte aufzuwachen, wofür es sich aber viel zu real anfühlte.
„Ich war nie schwanger!", entgegnete sie plötzlich geradewegs heraus. Sofort zog ich die Luft scharf ein, riss die Augen weiter auf und ich traute meinen Ohren nicht mehr. „Es war nur eine Attrappe, für die ich wirklich viel Geld ausgegeben habe, um dich glauben zu lassen, ich sei schwanger."
„Aber-... Wieso?", fragte ich nur und hatte wirklich damit zu kämpfen, nicht gleich zu weinen. Ich wollte gerade jetzt auf keinen Fall Schwäche zeigen und versuchte die Tränen zurückzuhalten, wofür es aber schon viel zu spät war, denn meine Augen hatten sich mittlerweile damit gefüllt und keine Sekunde später liefen sie auch schon über meine Wangen. „Wieso hast du das gemacht? Wir haben doch zusammen einen Test gemacht, der positiv ausgefallen ist! Du hast mir gesagt, dass der Arzt es ebenfalls bestätigt hast und du hast auch Bilder vom Ultraschall. Wie ist das möglich?"
„Schau, Taehyung, ich habe das alles nur für dich gemacht, ja? Es war nicht, um dir zu schaden, sondern um dich glücklich zu machen", sagte sie mit ihrer so lieblichen Stimme, um mir auf das Gewissen zu reden, damit ich ihren Worten glauben schenken würde und legte ihre Hände auf meine Schultern, jedoch schlug ich sie sofort weg, weshalb sie seufzend den Blick senkte. „Wir haben es so lange versucht, ohne dass irgendwas passierte. Du bist jetzt zweiunddreißig Jahre alt und wir haben es immer noch nicht geschafft, obwohl wir schon so lang zusammen sind! Ich wollte nicht, dass wir es noch weitere drei Jahre versuchen und unser Kind dann im Alter eines Jugendlichen schon Eltern hat, die ihre Großeltern sein könnten!"
„Hörst du dich überhaupt reden? Was wäre schon dabei gewesen? Ein Kind liebt seine Eltern, egal wie alt sie sind und das sollte auch keine Rolle hierbei spielen! Gerade geht es wohl eher darum, dass du mir mehrere Monate eine Schwangerschaft vorgelogen hast!", meinte ich und rutschte von ihr weg, als sie mir näher kam. „Du hast mich Monate lang kaum an dich herangelassen, wir teilten keinerlei Zärtlichkeiten und ich durfte deinen Körper nicht sehen, weil du meintest, dein Bauch würde schrecklich aussehen, aber letztendlich war das alles nur, weil das Baby nie existiert hat! Wie kannst du mir sowas antun? Ich dachte wir lieben uns!"
Mit jedem Schlag, den mein Herz machte, brach es um ein kleines Stückchen mehr und schmerzte umso stärker. Nicht nur war mein Vertrauen zu ihr gebrochen, sondern auch der Glaube daran, dass diese Beziehung eine Zukunft haben könne.
„Natürlich tun wir das! Du weißt doch, ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt, deswegen habe ich das doch auch gemacht! Du musstest mich ja unbedingt erwischen! Weißt du, es hätte so schön sein können, aber du musstest es ja ruinieren!", maulte Mina mich plötzlich aus heiterem Himmel an, mit einer Stimme und einer Art, die ich nicht an ihr kannte. Weiterhin stand ich nur da, hatte meinen Kopf leicht in die Schräge gelegt und konnte nicht glauben, was für Dinge ihren Mund verließen.
„Ach, jetzt ist es auch noch meine Schuld? Wie hätte es schön werden können, wenn kein Kind da ist? Wolltest du plötzlich eines herzaubern oder was? Wir haben doch sogar beschlossen, dass ich bei der Geburt dabei sein würde! Wie funktioniert eine Geburt ohne Kind?"
„Hör auf so zu schreien, ich kann dich hören! Es wäre alles reibungslos verlaufen, denn ich habe eine Frau gefunden, die ihr Kind nicht mehr abtreiben, es aber auch nicht behalten kann. Sie hätte es an uns abgegeben und wäre dann für immer verschwunden und alles wäre problemlos gewesen, aber du musstest ja unbedingt schon früher hier sein", sagte sie und stützte genervt ihren Kopf an ihrer Hand ab.
Vor allem, dass sie jetzt bei mir den Fehler suchte, brachte mich gerade dazu, Mina wirklich sehr zu hassen, obwohl ich sie liebte, und auch wenn ich gerade große Schmerzen hatte und am liebsten wie ein Kind heulend unter meine Decke verschwinden wollte, stand ich hier und wollte diese Frau am liebsten direkt aus dieser Wohnung schmeißen, jedoch hatte ich noch ziemlich viel von dem, was ihr mangelte. Anstand.
„Nun sag schon, wer von uns beiden ist es?", fragte ich irgendwann und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du. Der Arzt sagte es liegt an dir und dass du nicht in der Lage dazu sein würdest, Kinder zu zeugen, weil mit mir alles perfekt ist", erzählte sie mir mit einer derartigen Gleichgültigkeit, die mich aus allen Riemen platzen ließ. Ohne ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln, ging ich sofort ins Schlafzimmer, wo ich die Sachen zusammenpackte, die sie hier hatte, und dann in einer schwarzen, alten Tasche von mir vor die Haustür schmiss.
„Solltest du versuchen dich noch einmal vor mir blicken zu lassen, werde ich die Polizei rufen und dich wegen Belästigung anzeigen", waren die letzten Worte, die ich noch zu dieser Frau sagte und zeigte dabei in voller Anstrengung keinerlei Emotionen, damit ich ihr keine Fläche gab, um auf mich zuzukommen. Sie flehte zwar noch, aber ich schloss die Tür und beendete somit innerhalb einer kleinen Minute eine Beziehung die bereits sechs Jahre gegangen war.
Keine weitere Sekunde konnte ich mich noch zusammenreißen und bekam einen Schub der Wut, weshalb ich einmal gegen eine Schublade trat, die hier im Flur stand, welche kippte und zu Boden fiel, so auch alles, was sich darauf befand. Die eingerahmten Bilder von Mina und mir, die jetzt in Scherben auf dem Boden lagen und im Wasser einweichten, dass sich vorher noch in einer Vase voll Blumen befand, welche ich meiner nun Ex-Freundin kurz vor meiner Abreise geschenkt hatte.
Tränenüberlaufen ging ich einfach darüber und kümmerte mich auch gar nicht darum, dass ich in eine der Scherben getreten war, denn mein Herz tat so sehr weh, dass sich jeder andere Schmerz im Gegensatz nichtig anfühlte.
Mir fiel beinahe augenblicklich dann auch der Whiskey in den Sinn, den ich von Jungkooks Vater geschenkt bekommen hatte, als sei er eine Lösung auf mein Problem gerade, weshalb ich ihn schnell aufsuchte und anfing zu trinken. Auch das Brennen des starken Alkohols in meinem Hals, fühlte sich einfach nur an wie ein kleines Piksen, denn das Loch, welches man mir in meine Brust gerissen hatte, war unendlich mal schlimmer. Weiterhin ist mir mein liebster Traum, der Traum Vater zu werden, in einer Sekunde einfach so zerplatzt.
„Ich kann keine Kinder bekommen", nuschelte ich leise vor mich hin und wischte einmal mit dem Ärmel meines Hemdes über mein Gesicht. „Was hat das Leben noch für einen Sinn?", fragte ich in den Raum hinein und trank ein weiteres Glas von dem guten Whiskey.
Bevor ich hier noch komplett die Kontrolle verlor und zu nichts mehr in der Lage sein würde, wollte ich mich wenigsten noch für morgen krank melden und Aufgaben an meine Klasse weitergeben, jedoch fand ich mein Handy nirgends.
„Wo ist dieses scheiß Teil?"
Ich kramte in meiner Jacke, fand es nicht und genauso wenig in der Tasche, die ich auf dem Ausflug dabei hatte, auch nicht in meinem Koffer, warum auch immer ich es da hineingetan haben sollte. Verwirrt schaute ich mich überall um, bemerkte dabei, dass ich überall in der Wohnung ein wenig Blut von meinem Fuß verteilte, was ich einfach morgen saubermachen würde, wenn überhaupt.
Und dann klingelte es aber.
„Verschwinde Mina!", rief ich laut hinaus, weil ich einfach wusste, dass sie es sein musste. Ich hatte keinen Nerv mehr dafür noch weiter ihre Stimme zu hören, als sie aber ein zweites Mal klingelte und auch ein drittes Mal, wollte ich ihr einmal noch deutlich machen, dass sie hier nichts zu suchen hatte, weshalb ich mehr oder weniger zur Tür humpelte und sie aufriss. „Mina, ich habe dir gesagt du-... Jungkook? Was machst du hier?", fragte ich und schaute meinen Schüler verwundert an, wobei ich schnell die restlichen Tränen von meinem Gesicht wischte und versuchte so zu wirken, wie ich es immer tat.
Als sei alles gut.
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