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[Taehyung]

Aufgrund einer schlechten Wetterlage, die für den heutigen Tag angesagt wurde in den Nachrichten, haben wir von der Direktorin den Auftrag bekommen gehabt, unseren Ausflug frühzeitig abzubrechen und zurückzukehren, bevor noch die Züge ausfallen und die Straßen gesperrt werden würden. Zu unserem Glück, hatten wir ohne hin nur noch den Abreisetag vor uns, weshalb es keinen wirklich etwas ausmachte, dass wir am Abend, den Tag vor eigentlicher Abreise, schon wieder in Busan waren.

„Mach keine Dummheiten, während ich nicht auf dich aufpassen kann", meinte ich und schaute mit einem neckenden Grinsen zu Jungkook, welcher seinen Blick auf seine Hände senkte, dessen Finger miteinander spielten. Seine Wangen waren fast schon augenblicklich rot angelaufen, wie so oft, wenn ich mit ihm sprach.

„Mach ich nicht", murmelte er nur leise vor sich und legte seine Hand bereits an den Türgriff, jedoch schloss ich schnell das Auto ab, damit er nicht rausgehen konnte. Sofort schaute er mich erschrocken, ängstlich und gleichzeitig so verwirrt an, als würde ich ihm etwas tun wollen, dass ich mir ein leises Lachen tatsächlich nicht zurückhalten konnte.

„Hab keine Angst, ich werde dir nichts tun", sagte ich daraufhin und lehnte mich etwas zurück. „Ich wollte nur noch ein bisschen mit dir über etwas wichtiges reden."

„Worüber denn?", fragte er mit vorsichtig leiser Stimme, um nicht zu aufgeregt zu klingen und spitzte dabei neugierig die Lippen.

„Es wäre besser, wenn du niemandem erzählst, was in den letzten Tagen passiert ist. Ich denke, dass du ohne Gerüchte besser leben könntest, denn obwohl ich ein vergebener und bald wertender Vater bin, scheinen die Leute aus deiner Klasse nicht wirklich viel Verstand zu haben. Ich möchte dich nur schützen, also sollten wir es lieber für uns behalten, auch dass wir in einem Hotelzimmer geschlafen haben. Wenn was ist, kannst du dich dennoch jederzeit an mich wenden, schließlich hast du meine Nummer, also schreib mir einfach. Es ist meine Pflicht als Lehrer für das Wohlergehen meiner Schüler zu sorgen", erklärte ich und kniff einmal die Augen zusammen. „Dann bis Morgen, vergiss es nicht. Es ist zwar Freitag und wir wären noch auf dem Ausflug gewesen, aber Schule findet für euch nun trotzdem statt!"

Mit einem leichten Nicken, wandte er seinen Blick wieder von mir ab in Richtung der Tür seines Hauses, wo seine Mutter stand und bereits auf ihn wartete. Ich schloss das Auto auf und wir gingen beide heraus, schließlich wollte ich ihm noch helfen, seinen Koffer aus dem Auto zu holen.

„Ich kann das auch selber", entgegnete Jungkook und griff nach dem bestimmt zwanzig Kilogramm schweren Teil, versuchte es aus dem Auto zu ziehe, hatte dazu aber nicht die Kraft. Weil es ihm so peinlich war, wollte er nicht nachgeben und versuchte es ein zweites Mal, auch ein drittes Mal und sogar ein viertes Mal, jedoch schaffte er es nicht und schaute mich letztendlich beschämt und hilflos an.

„Hilfe sollte man manchmal einfach annehmen, wenn man weiß, dass man sie braucht", lachte ich leise und hob den Koffer ohne weitere Probleme aus dem Auto. Weil ein Rad kaputt gegangen war, als wir aus dem Hotel gingen, konnte man ihn auch nicht mehr ziehen, weshalb ich ihn bis ins Haus hinein trug, wo ich den lieblichen Duft von selbst gemachtem Essen wahrnahm, somit jemand wohl wirklich gut im Kochen sein musste. Mein Magen knurrte leise, weshalb ich schnell meine Hand dorthin hielt, damit keiner es mitbekommen konnte, jedoch wurde ich dennoch erwischt.

„Vielen Dank, dass Sie das für meinen Sohn gemacht haben!", sagte Jungkooks Mutter und griff nach meiner Hand, wobei sie mich mit einem weiten Lächeln anschaute und glasige Augen hatte, als wisse sie ganz genau, dass er es nicht leicht im Leben hatte.

„Sie brauchen sich nicht dafür bedanken! Ihr Sohn hat so viel gekauft, dass der Koffer unmöglich zu tragen war für ihn", erwiderte ich und schaute amüsiert zu dem Jugendlichen der leicht bockig die untere Lippe hervor schob.

„Nein, das meine ich nicht! Sie haben dafür gesorgt, dass dieser Junge, der meinem Sohn schaden wollte, für alles bestraft wurde. Jungkook hat es uns geschrieben und ich muss ehrlich gestehen, dass ich anfangs seinen Worten nicht glauben konnte, als er dann aber sagte, dass Sie ihn aus dieser Situation gerettet und auch Zukünftiges damit verhindert haben, konnte ich mir nicht denken, wie ich Ihnen gut genug danken könne. Warten Sie kurz hier", meinte die Frau dann noch und verschwand schnell.

Etwas unbeholfen und überfordert schaute ich zu Jungkook, der seinen Blick in eine andere Richtung gewendet hatte und leicht lächelte. In gewisser Beweise beruhigte mich das irgendwie, weil ich mir vorstellen konnte, wie gut es ihm gehen musste damit, dass Daniel nicht mehr einfach so in seiner Gegenwart sein würde.

„Hier! Ich war mir nicht sicher, was Sie mögen, deswegen habe ich einfach alles mögliche an Beilagen für Sie gemacht und verpackt, damit Sie die jederzeit essen können", erzählte die Frau und hielt dabei einen Beutel auf, in dem einiges an gefüllter Tupperware war. „Mein Mann arbeitet gerade, aber er hat mir gesagt, ich soll Ihnen diesen Whiskey geben von ihm, weil er sich sicher war, dass Sie am Abend vielleicht mal ein Glas trinken. Wir wussten nicht, ob das angebracht ist, ein solches Geschenk an den Lehrer unseres Sohnes zu machen, aber wollen dennoch, dass Sie es annehmen."

„Das ist viel zu viel", meinte ich und nahm die Sachen aber entgegen, da es unhöflich gewesen wäre, sie abzulehnen. „Es wäre nicht nötig gewesen mir auf diese Weise zu danken. Ich habe Jungkook gerne geholfen und es gehört auch einfach zu mein Beruf dazu, für meine Schüler da zu sein."

Seine Mutter bestand drauf, dass ich alles mitnahm und sie war auch noch kurz davor, mir noch selbstgemachte Schokolade mit auf den Weg zu geben, jedoch erzählte Jungkook ihr, dass ich eine Allergie gegen Nüsse hatte, was ich vorerst hinterfragte, weil es nicht stimmte, aber wahrscheinlich hatte er einfach gesehen, dass ich mit der Situation nicht richtig umzugehen wusste und rette mich daraus ein wenig.

[...]

Bevor ich Zuhause ankam, kaufte ich meiner Freundin noch einen Blumenstrauß, weil ich sie überraschen wollte mit meiner früheren Ankunft, denn obwohl wir uns nur wenige Tage nicht gesehen hatten, vermisste ich sie wirklich sehr, freute mich wirklich sehr darüber sie und das Baby, welches sie noch in ihrem Bauch trug, wiederzusehen.

So stand ich mit den Blumen in meiner Hand hinter meinem Rücken vor der Tür zu meinem Appartement, in das sie einziehen wollte, sobald ich aus Seoul zurückkehrte. Sie hatte diese Woche schon hier verbracht und auf mich gewartet, sich ein wenig eingelebt, bevor wir dann in den nächsten Tagen all ihre Sachen abholen abholen würden.

„Also gut", flüsterte ich leise vor mich hin und lächelte breit, als ich auf die Klingel drückte. Mein Herz sprang mir förmlich aus meiner Brust und zum ersten Mal fiel mir ein Spruch aus einem Buch in den Sinn, das ich mal gelesen hatte. Darin hieß es, dass das Herz eines liebenden Mannes nie allzu lang ohne das Herz seiner liebenden Frau sein konnte und genau das wurde mir in den letzten Tagen bewiesen, da ich manchmal schon das Gefühl bekam, gar nicht mehr wirklich ich selbst gewesen zu sein und die Lehrer-Fassade vor einem meiner Schüler verloren zu haben.

Auf der anderen Seite hörte ich schon die Schritte, die mir immer näher kamen und ich grinste bereits wahrscheinlich schon bis über beide Ohren, während ich nervös den Blumenstrauß weiter versteckte und meine andere Hand in den Stoff meiner Kleidung krallte, um vor Nervosität, die plötzlich in mir aufkam, nicht zu zittern..

„Surprise!", rief ich laut und hielt sofort die roten Rosen hin, als Mina mir die Tür öffnete, die ich beabsichtigt nicht selbst aufgeschlossen hatte. Ihre Augen rissen sich augenblicklich auf und anders, als ich es erwartet hatte, sprang sie mir nicht sofort in die Arme, sie blieb nämlich einfach an dieser Stelle stehen und schaute mich perplex an. Vielleicht war sie einfach nur sehr überrascht, weshalb ich den ersten Schritt machte und sie sofort in meine Arme zog, um ihr eine herzliche Umarmung zu geben, da ich mich so sehr nach ihrer Nähe sehnte.

Um ihr und dem Baby keinen Schaden zuzufügen, drückte ich sie natürlich nur sehr vorsichtig, bevor ich mich leicht von ihr löste und ihr in die Augen schaute.

„Ich freue mich so sehr, wieder bei dir zu sein und natürlich auch bei meinem Kin-", sagte ich, wobei ich meine Hand an ihren Bauch legte, um hoffentlich endlich die ersten Tritte zu fühlen zu können, von denen sie mir am Telefon erzählt hatte, komischerweise war ihr Bauch aber nicht da, jedenfalls nicht so, wie ich mich an ihn erinnerte.

„Wie-... Wo ist-... Warum hast du kein-...- Wo ist das Baby?"

Sofort schreckte ich zurück und schaute auf ihrem Körper herab, der von einem dünnen Mantel aus Seide gehüllt war, welcher ihren Bauch eigentlich deutlich zeigen sollte. Da war jedoch nichts. Ihr Bauch war so flach, wie er es auch vor der Schwangerschaft schon gewesen war.

„Taehyung, ich kann das erklären!", meldete sie, nachdem sie endlich aus ihrer Starre kam und nun einen von Panik durchtriebenen Blick zeigte.

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