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[Jungkook]

„Es ist zwei Jahre her, da hat er schlimme Dinge mit mir getan, die ich kaum aussprechen kann oder möchte. Zuvor hatte ich nie den Mut gehabt, mit jemandem darüber zu reden, da er mich mit Dingen, die er gegen mich in der Hand hatte und wahrscheinlich auch bis heute noch hat, erpresste, weshalb mir wirklich nichts anderes übrig blieb, als es in mich hineinzufressen. Heute hatte ich großes Glück, denn Herr Kim kam im richtigen Zeitpunk, um mich zu retten, da Daniel wieder anfing mich zu berühren, obwohl ich es nicht wollte und mich wehrte", erzählte ich dem Polizisten, der jedes meiner Worte in einem kleinen Block mitschrieb. Ich schaute einmal an ihm vorbei zu Taehyung, welcher gerade auch mit einem Polizisten in einem Gespräch war, der ihn wahrscheinlich ebenso fragte, was passiert war.

Natürlich hatte ich Angst, dass ihm nun etwas zustoßen würde. Ich wollte nicht, dass er seinen Beruf verlor oder sogar schlimmer noch, dafür bestraft werden würde, schließlich machte er das alles meinetwegen. Niemals könne ich mir verzeihen, dass seine Familie darunter leide, sein noch ungeborenes Kind. Alles meinetwegen.

„Und Sie sagen, dass Ihr Lehrer auch wirklich begründet auf den Jungen einschlug? An Ihrem Körper haben wir nämlich keine Spuren von Verletzungen gefunden, also weiß ich nicht, inwiefern es sich hier um Schutz oder Verteidigung handelt", sagte der ältere Mann und schaute von seinem Block auf, mir direkt in die Augen mit einem so intensiven Blick, dass meine Beine vor Nervosität leicht zitterten.

„Ja. Daniel hatte mich heute bereits zweimal in die Enge getrieben, mich sexuell belästigt und erniedrigt, während wir alleine im Zimmer waren und beide Male konnte ich mich aber noch davon befreien. Letztendlich hätte ich es sofort melden sollen, aber ich traute mich nicht, weshalb ich vorerst zu Herrn Kim ging und ihm alles erzählte. Als ich wieder unten war, machte Daniel sofort wieder dasselbe, er hielt mich fest und fasste mich überall an, obwohl ich das nicht wollte, aber weil er stärker ist als ich, konnte ich mich nicht währen. Herr Kim kam zum Glück und sah schnell, dass die Situation nicht in Ordnung war, versuchte mich zu befreien, konnte das aber letztendlich nur tun, indem er den Jungen schlug", erklärte ich. Eigentlich ja nur die Wahrheit, mit einigen, klitzekleinen Veränderungen.

Ohne noch etwas zu sagen, ging der ältere Polizist zu dem jüngeren, sie redeten kurz miteinander und dann auch mit Taehyung. Weil ich so überwältigt war von all meinen Emotionen und der ständigen Aufregung, war ich gar nicht in der Lage dazu, wirklich zu verstehen, was sie genau sagten, als sie dann aber mit Daniel in Handschellen gingen, weil er sich weigerte freiwillig mitzukommen, daraufhin der zweite Lehrer, der mit uns in Seoul war, sie begleitete und sich noch bei mir verabschiedeten, Taehyung dabei hier lassend, fiel mir ein Stein vom Herzen, denn ich wusste, es würde nicht allzu schlimm für ihn ausgehen.

„Dann wäre das nun geregelt", meinte mein Lehrer und trat vor mich, dabei die Lippen schwach aneinander pressend. „Sie sagten, alles sei in Ordnung mit Daniel und er würde jetzt direkt mit auf die Wache genommen werden, wo sie seine Eltern kontaktieren und dann weiterschauen. Ich stellte eine Anzeige, weil du zu jung bist, um es selbst zu machen und sie sagten, ich sollte damit rechnen, ebenfalls eine zu bekommen, die letztendlich aber fallen wird, weil mein Verhalten berechtigt war. Außerdem haben sie ihm jeglichen Zugang zu elektronischen Medien verboten, bis sie alle Mittel der Erpressungen aus seinen Händen gezogen haben, damit du dich auch davor nicht mehr für-", sagte er, aber ich ließ ihn keine Sekunde weiter reden und umarmte ihn einfach. Es war eher eine instinktive Handlung, die ich nicht wirklich kontrollieren konnte.

Ich merkte schnell, dass Taehyung ziemlich überrascht davon war, jedoch legte er letztendlich dennoch seine Arme um mich und ging mit seiner Hand sanft über mein Rücken, wobei ich mich mehr oder weniger vollkommen an ihn ran klammerte und geradewegs hinaus anfing zu weinen.

Einige Zeit lang blieben wir einfach so, denn für uns beide waren die letzten Minuten eine einzige emotionale Achterbahnfahrt gewesen, letztendlich half mir der Mann aber dabei, all meine Sachen zu packen und sie hoch in sein Zimmer zu bringen, weil ich nicht alleine bleiben sollte. Er vertraute mir noch nicht so ganz, dass ich nicht einfach abhauen würde, weshalb ich nun bei ihm im Zimmer bleiben müsse.

Draußen war bereits der Morgen langsam angekommen, wir waren noch immer wach und hatten kaum Schlaf gefunden. Ich saß am Rand des Bettes und hatte meinen Blick lediglich zum Boden gerichtet und wartete auf Taehyung, der meinte, er hole mir etwas zu trinken. Kurze Zeit später stand er auch wieder direkt vor mir, ein Glas voll Wasser hinhaltend.

„Hier", sagte er leise und hielt dann auch eine Zimmerkarte hin. „Und das ist eine Karte für das Zimmer, auch wenn du nicht mehr von meiner Seite weichen darfst, kann es nicht schaden, sie zu haben."

„Herr Kim, das hätten Sie alles nicht tun müssen. Ich hatte so Angst, dass sie meinetwegen Ihren Job verlieren", murmelte ich und kämpfte wieder mit den Tränen, die ich immer zu mit dem Ärmel des Pullovers wegwischte, den Herr Kim mir gestern an der Raststätte gegeben hatte.

Taehyung kniete sich plötzlich vor mich, um in meinem Blickfeld zu sein und schaute mich besorgt an. „Doch Jungkook. Ich bin dein Lehrer und es ist meine Aufgabe meine Schüler zu schützen, wenn sie sich in einer gefährlichen Situation befinden, während ich die Verantwortung trage. Aber ich hätte auch geholfen, wärst du nicht mein Schüler, schließlich gehört es sich, anderen Menschen in Not zu helfen und ihnen in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen."

Er griff meine Hände und drückte diese einmal leicht, weshalb ich dorthin schaute, auf die Seinen. Schnell riss ich die Augen auf, als ich sah, dass seine Hand, mit der er Daniel geschlagen hatte, etwas gerötet war.

Mit meinen zierlichen Fingern, griff ich seine große, männliche Hand und schaute mir die Stelle genauer an.

„Muss wohl passiert sein, als ich sein Gesicht traf, vielleicht die Zähne oder so", sagte er und schaute sich die Stelle ebenfalls an. „Mach dir aber keine Gedanken drum, ja? Es ist alles gut, tut auch nicht weh."

Der Braunhaarige schaute mich mit einem ermutigendem Lächeln an, wuschelte mir durch meine Haare und stand dann wieder auf, wobei er sich einmal streckte und dabei laut gähnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass er die ganze Zeit über noch in seinem Bademantel gewesen war, was für die Polizisten wahrscheinlich total komisch ausgesehen hatte. Ich konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen.

„Weil für heute ohnehin nichts spannendes geplant war, habe ich uns beide aus dem Programm ausgetragen, damit wir ein wenig Schlaf nachholen können, schließlich haben wir ja nicht einmal ein wenig Ruhe bekommen, nach der langen Autofahrt", erzählte mir der Ältere und fing an, an dem Knoten der Bänder seines Mantels zu fummeln, bis er diesen öffnen konnte.

Ich schaute ihn nur erschreckt und laut schluckend an, denn ich wusste, dass er darunter nichts als Unterwäsche trug und ich somit zum ersten Mal einen Blick auf seinen Körper erhaschen konnte, bevor das aber passierte, schreckte er zurück und verdreckte sich schnell wieder, weshalb ich nicht einmal einen kleinen Einblick kriegte.

„Schon wieder. Ich bin so dumm und vergesse ständig wieder, was in der Kabine passierte und was es in die auslöst, wenn ich solche Dinge tue", meinte er schnell, aber ich schüttelte nur leicht den Kopf.

„In Zukunft will ich damit kein Problem mehr haben und es aus meinem Leben streichen", sagte ich leise und setzte mir ein Lächeln auf. „Daniel ist jetzt weg und ich habe kein schlechtes Gefühl mehr, hoffe ich jedenfalls."

Mit diesen Worten gähnte ich ebenfalls einmal und legte mich dann auf meine Seite des Bettes, wo sich sofort das Gefühl von Entspannung in meinem Körper breit machte, vor allem in meinen Beinen, weil ich nun schon fast einen ganzen Tag lang wach war und noch immer nicht richtig zur Ruhe gekommen war.

„Schläfst du in Kleidung? In einem Pulli?", fragte mein Lehrer verwirrt und ließ dabei seinen Mantel nun doch fallen, was ich nur im Blickwinkel sah und somit meine Bestätigung erhielt, dass er tatsächlich nur Unterwäsche darunter getragen hatte, all die Zeit, die wir jetzt schon seit dem Treppenhaus zusammen waren. Ohne es kontrollieren zu können, wollten meine Augen immer wieder in die Richtung des Mannes zu schauen, aber ich konnte mich nur schwierig im Zaum halten. Dennoch schaffte ich es, schließlich war meine Angst größer, vor ihm plötzlich nach Blick auf seinen sicherlich wunderschönen Körper angetan zu sein.

Aus diesem Grund nickte ich nur hastig und drehte mich dann schnell ganz weg, in die Richtung des Fensters. „Gute Nacht oder so", nuschelte ich schnell noch in die Decke, die ich dicht vor mein Gesicht hielt.

„Gute Nacht", antwortete Taehyung mit sanfter Stimme, wie ich sie von ihm noch gar nicht kannte, hörte dabei auch irgendwie ein Schmunzeln heraus - ich konnte es mir nicht erklären. „Träum was Schönes", meinte er dann noch und ich spürte hinter mir, wie er sich in das Bett legte.

Es war zwar ein Doppelbett und so nah aneinander waren wir nicht einmal, aber es fühlte sich an, als wären wir direkt aneinander. Ich hätte schwören können, dass mein Herz in diesem Moment mit Zweihundert Schlägen pro Minute pochte und sicherlich bis in die nächsten vier Zimmer zu hören war.

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