2 || "Schön langsam, Sweetheart."

Seitdem der komische Junge weggegangen war, wusste ich nicht, über was ich mir jetzt mehr Sorgen machen sollte. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Erst wanderten sie zu Niall. Ich wusste nicht, was ihn dazu veranlasste schlecht von mir zu denken. Ich hatte ihm nie etwas getan.

Vielleicht war ja auch das, das Problem.

Ich hatte nie mit ihm geredet. Vielleicht lag auch darin meine Schuld. Meine Schüchternheit hielt mich davon ab, ihn anzusprechen. Es konnte auch daran liegen, dass er einfach viel zu selbstbewusst für mich auftrat und ich Angst hatte, dass wenn ich ihn anredete, er mich einfach auslachen und vor der ganzen Klasse runtermachen würde. Ich wusste es nicht so genau.

Dann war da auch noch dieser schwarzhaarige Junge, dessen Name ich gar nicht wusste. Warum hatte er mir seine Hilfe angeboten? Ich wollte sie nicht.

Okay, vielleicht war das gelogen.

Eine Seite in mir wollte unbedingt die Hilfe von ihm annehmen und dann gab es da noch meine Angst, die die andere Seite widerspiegelte. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn ich einfach nicht auftauchte. Dafür müsste ich Mathe schwänzen – und ich konnte mir genau das nicht erlauben. Zwar war ich gut in der Schule – mit einem stolzen 1,4 Notendurchschnitt – trotzdem konnte ich nicht so einfach schwänzen. Obwohl ich vortäuschen konnte, das ich krank war. Nein. Das würde bedeuten, dass ich lügen würde und wenn ich sage, dass ich nicht lügen konnte, dann konnte ich das auch nicht. Also fiel diese Option aus.

Wenn ich wirklich schwänzen würde, dann würde eh niemand wissen, wo ich gerade steckte. Niemand hatte meine Telefonnummer und wenn es meine Mutter erfahren würde, wäre es ihr im Prinzip egal. Sie interessierte sich nicht dafür, was ich in der Schule schaffte. Die einzige Bedingung von ihr war, dass ich nie mit einem guten Erfolg nach Hause kam, sondern mit einem ausgezeichneten. Immer musste ich besser als der Durchschnitt sein. Wenn ich es dann aber schaffte, dann wurde ich nicht gelobt. Außer von meiner Großmutter, die ich nur selten sah.

Ich starrte die restliche Zeit geradeaus. Nach Hause wollte ich auf gar keinen Fall, also blieb ich einfach sitzen und blickte gen Himmel. Dichte Wolken breiteten sich aus und ließen die Sonne kaum durch. Es wurde etwas kälter im Schatten und die Kälte ließ mich leicht frösteln. Die dünne Jacke gab kaum Schutz und so musste ich mich mit meinen Armen wärmen, die ich verschränkte. Gleich darauf entschied ich mich doch dazu, nach Hause zu gehen.

Eigentlich würde es nur zwanzig Minuten dauern, wenn ich die U-Bahn nahm. Doch ich wollte, wie ich schon erwähnt hatte, nicht so schnell nach Hause. Das einzige Problem war nur, dass mir kalt war und ich Hunger hatte. Mein Geld reichte nicht, um irgendwohin essen zu gehen, außer zum McDonald’s, oder einer anderen Fast Food Kette, doch ich wollte nicht dick werden.

Ich legte schon über eine halbe Stunde Fußweg zurück, als ich unser Haus erblickte. Es lag in einer schöneren Gegend, die ich verabscheute. Hier lebten nur eingebildete Leute, die meinten, sie würden sich alles leisten können und zu meinem Pech war das auch so. Bis auf unsere Familie, wir hatten nur eine Menge Geld und genau dieses Haus vererbt bekommen, als mein Großvater starb. Er hatte eine eigene Firma geleitet, die meine Mum übernommen hatte, also war sie auch dementsprechend nicht sehr oft zu Hause.

Nicht, dass es mir was ausmachen würde.  

Meine Schritte verlangsamten sich. Ich hatte nicht besonders große Lust schon zu Hause herumzusitzen. Doch auch wenn heute eigentlich ein warmer Tag war, breitete sich jetzt ein kalter Wind aus, der in meine Richtung wehte. Eine Gänsehaut überzog meine Arme und auch wenn ich es eigentlich vermeiden wollte, ging ich dann doch so schnell ich konnte die letzten paar Meter. Es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, bis ich die Stiegen hinauf stieg und die Tür mit meinem Schlüssel aufsperrte.

„Hallo?“, rief ich ins Haus, doch es kam keine Antwort.

Wie zu erwarten.  

Ich seufzte auf und fuhr mir mit der Hand einmal übers Gesicht. Danach ging ich in die Küche und holte mir zwei Äpfel, die ich mir in mein Zimmer mitnahm. Mein Raum war recht klein, im Gegensatz zum Rest der Wohnung. Es war aber mein Zufluchtsort, wenn meine Mutter einmal zu Hause war. Denn immer hatte sie etwas an mir auszusetzen.

Meine Mutter wollte eigentlich immer eine Tochter haben und als sich mein Dad von ihr trennte, war sie noch schlimmer geworden. Sie wollte, dass ich so wenig aß, wie es ein Mädchen tat, dass ich so gute Noten schrieb, wie es das perfekte Mädchen tat und das ich mich genauso pflegte und auf meine Klamotten achtete. Gott sei Dank konnte ich noch das tragen, dass ich wollte.

Ich blickte zu meinem Bett, bei dem die Decke unordentlich zerknüllt war und fast auf den Boden flog. Das Kissen lag flach am oberen Ende des Bettes und hatte noch immer eine kleine Vertiefung dort, wo ich meinen Kopf liegen gehabt hatte, als ich heute aufgestanden war. Ich hatte bis jetzt keine Zeit gehabt, mein Zimmer aufzuräumen, also schaute es auch dementsprechend aus. Mein Schreibtisch war mit allem Möglichen vollgeräumt, nur nicht mit den Sachen, die dort eigentlich liegen sollten. Das einzig Ordentliche hier war die Couch, die am anderen Ende des Zimmers und gegenüber eines Fernsehers stand. Der Tisch, der davor stand, war auch noch einigermaßen sauber, bis auf ein paar Plastikfalschen, die diesen zierten.

Also beschloss ich mich dazu, mich auf das Sofa zu legen und ein bisschen fernzuschauen. Meine Gedanken waren völlig durcheinander und so konnte ich wenigstens für ein paar Minuten, wenn auch Stunden, abschalten, bevor ich das Problem ‚Komischer Punk, dessen Namen ich nicht wusste‘ wieder anschnitt.

Die Zeit verging dann wie im Flug. Ich schaute mir ein paar Fußballspiele an, die gerade so in den Kanälen gezeigt wurden. Manche waren nur Wiederholungen, deren Ergebnisse schon seit längerem bekannt waren. Eigentlich liebte ich den Sport, doch ich konnte ihn nicht spielen. Zu viel Angst hatte ich, dass mich alle auslachen würden, wenn ich für das Team vorspielen würde. Also ließ ich es lieber bleiben.

Vielleicht brachte mich dieser Gedankengang kein Stück weiter Richtung Niall Horan. Ich war mir sogar sicher, dass ich ganz sicher nie seine Meinung über mich ändern konnte, da ich einfach zu viel Angst hatte nur ein Wort mit ihm zu reden. Diese Unsicherheit hasste ich, dennoch konnte ich nichts dagegen unternehmen.

Bis jetzt.  

Auf einmal spielte sich die Begegnung mit dem Unbekannten vor meinem geistigen Auge ab und brachte mich dazu, doch den Vorschlag in Erwägung zu ziehen, auch wenn das hieß zu schwänzen. Ich konnte ja durch die ganze Aktion etwas lernen und vielleicht brachte mir dieser ‚Unterricht‘, den er mir angeboten hatte, etwas.

Also beschloss ich, auch wenn eine Seite von mir nicht damit einverstanden war, morgen Mathe zu schwänzen und zu schauen, was der Punk mit mir vorhatte. Denn irgendwie hatte ich doch Angst davor, ihm in die Augen zu treten, doch irgendwie freute ich mich doch darauf.

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Ein lautes Klingeln weckte mich auf. Grummelnd streckte ich meine Hand aus und versuchte mein Handy von dem Nachttischkästchen zu holen. Nach ein paar Versuchen konnte ich das Gerät durch meine Handfläche hindurch spüren und somit zog ich es auch gleich darauf zu mir. Ich öffnete meine Augen, sodass ich den Bildschirm erkennen und den Wecker ausschalten konnte. Die schrille Musik, die ich extra eingestellt hatte, machte mich wahnsinnig. Doch sie weckte mich auch gleichzeitig auf.

Ich flog fast aus dem Bett, als ich mich um 180 Grad drehte. Gerade noch konnte ich mich halten, bevor ich mit meinem schweren Körper auf den Boden flog. Es war eine etwas zu schnelle Handlung für dass ich gerade erst aufgestanden war, also wurde mir leicht schwindelig, was ich aber relativ leicht verdrängte. Meine Füße schwang ich über das Bett auf den Boden und legte meine Fußsohle so auf diesen, dass ich aufstehen konnte, während ich meinen Kopf hielt und den leichten Schwindel so etwas verringerte.

Ich hievte meinen Körper nach oben und ging ein paar Schritte in Richtung Badezimmer, indem ich mich in die Dusche stellte. Ich wusch meine Haare gleich mit, die relativ schnell trockneten, also somit auch nicht viel Zeit in Anspruch nahmen. Als ich fertig war, meinen Körper abzuduschen, ging ich aus der Dusche und nahm mir ein Handtuch, welches ich über meine Hüften wickelte. Gleich danach ging ich hinüber zum Waschbecken, welches direkt neben der Dusche montiert war.

Meine Hand griff zur grünen Zahnbürste und hielt diese unter das Wasser, bevor ich die Tube nahm und Zahnpasta auf diese draufgab. Als ich fertig war mit dem Zähneputzen nahm ich mir das Handtuch, welches noch immer um meine Hüfte gewickelt war, und trocknete damit meine Haare einigermaßen. Danach nahm ich meine Bürste und meinen Föhn, um meine Haare nach oben zu stylen.

Das Alles verlangte ungefähr zwanzig Minuten meiner Zeit ab. Also hatte ich noch eine halbe Stunde um mich anzuziehen, mir Frühstück zu machen und dann das Haus zu verlassen. Also wanderten meine Füße in mein Zimmer und direkt zum Kleiderkasten, um darauf ein einfaches T-Shirt zu nehmen und eine Jeans. Natürlich auch eine Boxershorts und eine Jacke, die mich, falls es heute wieder kalt sein würde, etwas wärmer halten würde.

Als ich mich fertig angezogen hatte, ging ich herunter. Ich sah meine Mutter, die wohl spät am Abend nach Hause gekommen war und jetzt wieder los musste. „Mum.“ Sie schenkte mir nur einen Blick bevor sie auf meine Taten blickte, die gerade vorhatten mir ein Müsli in die Schüssel zu schütten. „Du weißt, dass das viele Kalorien hat, mein Kind. Nimm dir doch zum Frühstück Obst. Und ich muss jetzt los.“ Gleich darauf war sie weg.

Ich seufzte, jeden Morgen musste ich mir dasselbe immer und immer wieder anhören. Also nahm ich mir zwei Äpfel, eine Banane und aß sie schnell auf, bevor ich meine Schultasche nahm, diese über meine Schultern warf und das Haus verließ.

Diesmal nahm ich die U-Bahn, die nur fünf Minuten von dem Haus entfernt war.

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Der Unterricht verlief heute langsam. Trotzdem hörte ich in jedem Fach zu, da ich nicht wollte, dass meine Mitarbeit an Leistung verlor. Also saß ich immer gerade da, schrieb alles mit, was der Lehrer an die Tafel schrieb, oder wichtiges sagte und zeigte auf, wenn ich die Antwort zu einer Frage einmal wusste. Die Leute seufzten immer genervt auf, wenn ich die richtige Aussage traf und lagen vollkommen unmotiviert da. Bis wir Musik hatten.

Denn das war dann das Fach, welches ich am meisten hasste. Nicht, dass ich darin schlecht war, nein. Aber unser Musiklehrer bevorzugte die Schüler, die singen und ein Instrument spielen konnten, und gab ihnen von voraus eine eins, während die anderen Schüler, wie ich zum Beispiel, auf alle seinen Tests eine gute Note schreiben mussten, um wenigstens eine zwei zu schreiben. Doch dies war nicht so schwer, da er immer genau die Fragen stellte, die ich am leichtesten empfand.

Als der Unterricht dann zu Ende war und die Mittagspause anstand, befand ich mich mitten in der Cafeteria und nahm mir das heutige Essen von dem Buffet. Es gab Gemüse mit Naturschnitzel. Ich verzog etwas die Nase, da dieses nicht gerade gut genießbar aussah, doch ich aß es trotzdem auf.

Und da wanderten meine Augen wieder zu Niall, der mit ein paar Personen bei seinem Tisch aß und lachte. Ein Arm lag um die Person, die er gestern noch im Flur abgeknutscht hatte. Seine Grübchen waren wieder zu sehen und wieder tat ich nichts anderes, als starren. Nun ja, bis auf einmal derjenige neben ihn auf mich schaute und Niall an stupste und etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin ich meinen Kopf drehte, um Peinlichkeiten zu vermeiden.

Leises Gelächter war von ihren Tisch aus zu vernehmen und als ich meinen Kopf wieder drehte, schaute ich direkt in Nialls Augen, die mich nur belustigt anblickten. Doch ich war zu schüchtern, um den Blick zu erwidern, also wendete ich meinen Blick ab und blickte peinlich berührt auf das Essen, welches ich mit meiner Gabel durchstocherte. Dann kam mir wieder in den Sinn, was Niall gestern zu seinen Freunden gesagt hatte und irgendwie war ich auf einmal traurig, auch wenn ich keinen Grund dazu sah.

Also stand ich auf, nahm das Tablett und stellte es in die Ablage und verließ, wie ich es auch gestern getan hatte, frühzeitig den Raum und stellte mich zu meinem Spind, um mir die Sachen für die nächste Stunde zu holen. Denn nach Englisch – dieses Fach hatte ich jetzt – würde ich wohl oder übel schwänzen müssen.

„Sieh mal einer an, Liam, so heißt du doch?“ Ich schreckte hoch, als ich eine mir unbekannte Stimme hörte, die aber zu einem Gesicht gehörte, welches ich dafür gut kannte. Es war das Mädchen, welches die ganze Woche schon mit Niall herumhang.

„Was willst du?“, fragte ich leise und starrte sie mit großen Augen an. Sie verdrehte nur die Augen und verschränkte ihre Hände vor ihrer Brust, bevor sie sich gegenüber bei den Spinden anlehnte und mich höhnisch angrinste.

Schlampe.  

„Wissen, warum du die ganze Zeit Niall anstarrst. Nicht, dass es von großer Bedeutung wäre, weil er sich so oder so nie für dich interessieren würde. Ach und ich soll dir ausrichten, dass Niall es nicht gut heißt von einem Loser angestarrt zu werden. Das ruiniert seinen Ruf, weißt du.“ Ich ballte meine Hand zu einer Faust, aber sagte nichts dazu, ließ sie weiterreden.

„Und er hat eine Freundin. Die erste, die auch mit ihm zusammenbleiben wird. Also bitte, du irritierst uns alle nur mit deinen Blicken und ich will dir auch nur helfen. Niall lacht schon über dich.“ Meine Augen wurden zu Schlitzen, als ich einen Schritt auf sie zumachte.

„Ich hab’s verstanden. Du kannst jetzt gehen.“ Sie lächelte mich nur unschuldig an und ging dann davon. „Ich wollte es dir nur gesagt haben.“ Und dann war sie verschwunden, durch die Tür, die zur Cafeteria führte.

Und mit so etwas gibt sich Niall ab.  

Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der sich durch meine Brust zog, als würde ein Messer ansetzen und langsam und qualvoll immer tiefer gleiten. Denn auch wenn ich ihren Worten keinen Glauben schenken sollte, tat ich es trotzdem.

Sie würde mich ja auch nicht anlügen, nicht wahr?  

Also knallte ich die Spind Tür so laut zu, dass es wohl jeder im Flur gehört haben musste. Ein paar Augen wanderten belustigt zu mir, die aber dann etwas Interessanteres in dem fanden, was sie gerade taten, also ging ich ohne weitere Aufmerksamkeit zu dem Klassenzimmer, in dem ich Englisch haben würde.

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Die zwei Stunden vergingen schleppend und ich hatte wirklich einen kurzen Moment Schlaf in Erwägung gezogen. Doch der Gedanke wurde schnell verdrängt. Die Klingel ertönte dann endlich und die Lehrerin gab uns noch eine Hausaufgabe bis Freitag auf, welche wohl niemand machen würde.

Seufzend packte ich meine Sachen zusammen, während die Anderen genau dasselbe taten, doch um in den Mathesaal zu gelangen, im Gegensatz zu mir. Ich war noch immer etwas geschockt von mir selbst, dass ich ernsthaft in Erwägung zog zu schwänzen.

Ich hatte aber meine Entscheidung getroffen. Also warf ich mir die Schultasche um die Schulter und verließ den Raum, um in Richtung Ausgang (oder auch Eingang, wie man es auch nennen mag) zu gehen. Als ich aber die Richtung zum Park einschlug, schnappte ich ein Gespräch auf, welches von zwei älteren Damen und einer ungefähr vierzehnjährigen mit einem Skateboard geführt wurde.

„Mum, warum darf ich nicht in den Park?“ Ich hörte ihren genervten Ton von hier und musste leicht schmunzeln. „Es ist gefährlich dort reinzugehen.“ Jetzt blickte ich verwirrt, genauso wie sie. Denn ich fand nichts an dem Park gefährlich oder unheimlich.

„Warum denn?“ Jetzt mischte sich die andere Dame ein. „Es kursiert ein Gerücht herum, dass dort ein Mann lebt, der raucht und total viele Tattoos hat.“ „Und?“, fragte das Mädchen trotzig, während sie einen Fuß auf das Skateboard setzte.

„Er ist gefährlich, Jane.“ Und somit zogen die zwei Frauen den Teenager mit sich mit und starrten sich gegenseitig angewidert an. Ich wusste sofort, von wem die zwei Damen geredet hatten und ich konnte nicht nachvollziehen, warum die zwei das gesagt hatten. Doch dann fiel mir ein, dass er meinte, dass der Park seiner war. Und jetzt wurde mir auch klar, was er damit gemeint hatte.

Trotzdem setzte ich meinen Weg fort und ging durch den schmalen Pfad hindurch zu dem Park, in dem wieder eine große Wiese, aber auch Skaterampen standen, die ich gestern gar nicht bemerkt hatte. Also wollte das Mädchen deswegen hierher.

„Sieh mal einer an, da schwänzt ja wirklich jemand.“ Ein raues Lachen erklang vor mir und ich sah den Punk wieder, der an dem Baum gelehnt dastand und an einer Zigarette zog, bevor er den Rauch ausatmete und diese auf den Boden schmiss, um sie auszutreten.

Umweltverschmutzer.  

„Schöner Tag heute, nicht wahr?“ Ich verdrehte die Augen und erwiderte: „Ich dachte, dass du mir helfen wolltest.“ „Ja, schön langsam, Sweetheart. Ich tue auch das, was ich dir versprochen habe. Also entspann dich.“ Also setzte ich mich hin und lehnte mich zurück.

„Wie willst du mir also helfen?“ „Babe, das sind zu viele Fragen. Wie wär’s, wenn du mir erst einmal deinen Namen sagst. Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt.“ „Liam.“ Er blickte mich auffordernd an, damit ich ihm noch meinen Nachnamen sagte. Schon wieder hatte ich den Drang dazu, die Augen zu verdrehen, doch beließ es bei einem einfachen Kopfschütteln. „Payne.“ Dann war ich an der Reihe seinen Blick zu wiederholen und er seufzte auf. „Du solltest echt aufhören, immer Fragen zu stellen. Ich bin Zayn.“ „Und ich erfahre deinen Nachnamen nicht?“ „Siehst du, schon wieder eine Frage. Aber nein, gib dich mit meinem Vornamen zufrieden.“

Also hieß er Zayn. Der Name passte zu ihm, doch er klang eindeutig süßer, als derjenige vor mir eigentlich war. Seine Tattoos wurden nämlich von seinem T-Shirt aus sehr gut zur Schau gestellt und man konnte jedes einzelne von ihnen gut betrachten. Nun ja, bis auf die wenigen, die unter seinem Oberteil verschwanden.

„Okay, jetzt können wir anfangen. Wie gesagt, ich werde dir helfen, diesen Jungen zu bekommen. Das heißt aber erst einmal, dass wir dir etwas Anständiges zum Tragen kaufen. Du läufst herum, wie ein Streber.“ Seine Augen wanderten von meinem einfachen Oberteil bis hin zu meiner viel zu weiten Jeans. „Ja, das müssen wir unbedingt tun.“

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Der Weg zum Shopping Center war lang und wir sprachen den halben Weg dorthin kein Wort. Ich bereute es etwas, dass ich die Schule geschwänzt hatte und fühlte mich dementsprechend schlecht, doch ein Teil in mir freute sich, dass er wirklich half und mir ‚anständige Sachen‘ kaufte, wobei ich meine Sachen ganz okay fand.

Als wir fast angekommen waren, fing er auf einmal an zu reden. „Hast du überhaupt Erfahrungen mit Jungs?“, fragte er mich mit einer Augenbraue in der Höhe und ich schüttelte den Kopf und wurde rot, als ich Zayns Lachen hörte. „Nicht einmal ein Kuss?“ Wieder machte ich eine verneinende Bewegung mit meinem Kopf und die Situation wurde mir sichtlich unangenehm.

„Okay, das müssen wir ändern.“ Er blieb stehen, als wir bei einer kleinen Gasse ankamen, die sich als eine Sackgasse herausstellte. Er zog mich dort herein und lehnte sich dann an die Wand und drückte mich nicht gegen sie, so wie ich es erwartet hatte. „Aus dir wird man echt nicht schlau“, murmelte ich, doch ich verstummte, als ich seinen Blick auf mir spürte.

„Also du hast noch nie einen Jungen geküsst, dann sind wir wesentlich weiter hinten, als ich gedacht hätte. Dieser Junge wird sicher schon mehr Erfahrung als du haben, habe ich recht?“ Ich nickte langsam und er murmelte so etwas wie ‚Hab ich’s doch gewusst‘, bevor sein Kopf wieder mir zugewandt war.

„Dann werde ich dir zeigen, wie man einen Jungen küsst.“

Meine Wangen färbten sich automatisch rot. „Ich dachte, wir wollten einkaufen gehen.“ „Das kann warten.“ Und dann drückte er mich doch gegen die Wand, welche nicht gerade die bequemste Position war. „Du weißt, wie küssen funktioniert, oder nicht?“ „Was ist das für eine Frage?“ Ich blickte ihn verwirrt an. Das wussten sogar fünfjährige Kinder, die sich bei jedem Film vor Ekel die Augen zuhielten, wenn sich die Personen küssten, aber trotzdem hinschauten, weil die Szene doch etwas faszinierte.

„Dann wirst du versuchen den Kuss so zu erwidern, wie man das eben macht. Keine Sorge, du schaffst das schon. Also tu einfach so, als wäre ich der Junge, in den du verknallt bist und küss mich so, wie du ihn küssen würdest. Okay, eins, zwei…“, bevor er noch bis drei gezählt hatte, lagen seine Lippen auf meinen und überraschten mich, da ich nicht damit gerechnet hatte. Erst hielt ich meinen Mund geschlossen, doch dann murmelte Zayn an meinen Lippen, dass ich den Kuss erwidern sollte, und genau das tat ich.

So hatte ich meinen ersten Kuss eigentlich nicht vorgestellt. Ich dachte daran, jemanden zu küssen, mit den ich auch eine Beziehung anfangen würde. Doch das konnte ich jetzt nicht mehr.

Dank Zayn.  

Ich bewegte meine Lippen vorsichtig und versuchte nichts falsch zu machen, doch als Zayns Hand meinen Kopf etwas mehr zu ihm zog, stupste ich ihn von mir. „Ich will das nicht, verdammt.“

„Du wirst es aber tun müssen, wenn du diesen Jungen haben willst.“

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Das war das zweite Kapitel. Es ist etwas länger und die Länge wird auch jetzt immer so sein, also wird nicht alles in den Kapiteln so spannend sein, also entschuldige ich mich jetzt auch einmal für dieses, weil es am Anfang nicht so aufregend ist, aber es gehört nun einmal zu der Geschichte. Jedenfalls hier es das neue Kapitel und hinterlässt doch Meinungen x

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