Hey,

also heute wollte ich ein etwas ernsteres Thema ansprechen. In meiner Klasse hat ein Mädchen Magersucht. Momentan ist sie in Behandlung, was super ist. Klar sie hat noch einen langen Weg vor sich, aber immerhin bekommt sie jetzt professionelle Hilfe.

So, der Grund, warum ich das jetzt angesprochen habe ist ganz einfach der: Niemand hat sie darauf angesprochen.

Zur Erklärung, vor Corona war sie Normalgewichtig. Die erste Woche in der Coronazeit als wir wieder "normal" Schule hatten, hatte sie extrem abgenommen. Sie war wirklich krankhaft dünn und man hat es deutlich gesehen. Klar, es gibt Leute, die sind so dünn, die können nichts dafür, aber der Fakt, dass sie so stark abgenommen hat in dieser Zeit, hat mich schon stuzig gemacht. Nächster Punkt; sie hat nichts mehr gegessen. Nur noch Tee getrunken und wir waren halt manchmal von 8 bis 15:30 Uhr in der Schule. Nie hab ich sie essen gesehen, immer hat sie nur an ihrem Tee genippt.

Ich hatte so eine Ahnung und wusste nicht wie ich damit umgehen sollte.

Ich bin seit einem Jahr jetzt an dieser Schule um mein Abi zu machen. Sie auch, genauso wie alle anderen aus unserer Klasse. Heißt, wir kannten uns alle noch nicht wirklich, ein halbes bis dreiviertel Jahr vielleicht und sie war immer schon ein wenig ruhiger, was überhaupt nicht schlimm ist, aber deswegen haben viele nicht mit ihr geredet, weil sie nicht von sich aus auf uns zugekommen ist. Sie hatte schon ein zwei aus unserer Klasse mit denen sie rumgelaufen ist, aber ob das so gute Freunde sind beurteile ich jetzt mal nicht.

I don't judge them, 'cause I don't know 'em.

Auf Jedenfall haben ich und meine zwei Freunde dann angefangen mehr mit ihr zu reden, eben weil sie immer nur allein rumsaß. Sie ist auch richtig aus sich rausgekommen und war wirklich lieb. Anfangs dachte ich sie wäre arrogant und ein wenig verklemmt, aber in Wahrheit war sie einfach verunsichert und hatte nicht das größte Selbstbewusstsein.

Seit den Sommerferien habe ich nichts mehr von ihr gehört und am Montag wurde uns von unserer Köassenlehrerin mitgeteilt, dass sie in Behandlung ist. Wir haben ihr als Klasse jetzt auch eine Karte geschrieben, ich hoffe mal, dass sie sich darüber freut.

Wenn ich von meinem jetzigen Standpunkt zurückdenke, frage ich mich, warum ich sie nicht darauf angesprochen habe.

Sie hatte ein Problem, es gab mehrere Dinge die mich in dieser Ansicht bestärkt haben und ich habe nichts gesagt. Wir sind nicht befreundet also geht es mich nichts an. Und dieses Denken haben leider zu viele auf der Welt.

Ich kenne dich nicht, also gehen mich deine Probleme auch nichts an.

Die Gesellschaft zerstört uns und sieht dabei zu wie wir zugrunde gehen. Keine fühlt sich dafür verantwortlich, obwohl gerade Magersucht ein Problem ist, welches es ohne die Gesellschaft nicht geben würde.

Ja das ist 'ne gewagte Aussage, aber in meiner Ansicht stimmt sie. Ihr müsst nicht meiner Meinung sein, dafür ist dieses Buch da. Für den Austausch.

Zurück zum Thema.

Viele würden jetzt bestreiten, dass man etwas sehen konnte und das man doch gar nicht wissen konnte, dass es so eskaliert.

Es wird im Prinzip schön geredet.

Man konnte etwas merken, wenn man sich auch mal um seine Umgebung und Leute um einen herum kümmern würde. Da kann man nichts schön reden, es wurde einfach vollkommen ignoriert.

Von allen.

Ich unterstelle jetzt nicht allen, dass sie das Mädchen nicht angesprochen haben, weil es sie nicht interessiert hat was mit ihr ist. Es gibt bestimmt auch andere Gründe, aber am Ende vom Tag ist es doch immer so, dass es auch ein ganz winzig kleiner Grund ist, dass man denkt es würde einen nichts angehen.

Ich hatte zum Beispiel Angst, dass es unangenehm wird. Ich bin nicht die selbstbewussteste Person und hab Probleme damit Leute anzusprechen, die ich noch nicht so gut kenne. Viele würden das bei mir überhaupt nicht denken, weil ich doch recht extrovertiert wirke. Es kommt bei mir immer auf die Situation an. Jedenfalls wollte ich ihr nicht damit vor den Kopf stoßen, zu dem Zeitpunkt war es immerhin nur eine Vermutung von mir. Allerdings war ich mir eben zu 89% Prozent sicher, dass da etwas hinter ihrem plötzlichen Abnehmen steckt.

Rückblickend hätte ich drauf scheißen müssen, sie in einer Pause beiseite nehmen sollen und mich vorsichtig an dieses Thema rantasten.

Aber wie heißt es so schön?

Im Nachhinein ist man immer schlauer.

Es ist so schwer im Effekt zu handeln und das richtige zu tun.

Aber tut mir einen Gefallen, wenn ihr etwas bei einer Person bemerkt, sprecht sie darauf an. Egal wie gut ihr sie kennt. Ja, vielleicht werdet ihr abgewimmelt, vielleicht war eure Vermutung falsch, aber das ist besser, als wenn die Person in die Magersucht abrutscht, sich selbstverletzt oder sich am Ende noch umbringt.

Ihr könnt so viel mit euren Worten verändern und das solltet ihr auch nutzen!

Ich bin auch nicht perfekt, ich hab sie auch nicht angesprochen, aber ich ziehe meine Schlüsse aus dieser Erfahrung und werde versuchen meine Hemmschwelle in solch ähnlichen Situationen zu überwinden.

So viele Leute haben ernsthafte Probleme und eines der häufigsten ist der eigene Körper.

Und damit kommen wir zu dem nächsten Thema, welches ich ansprechen wollte.

Insta.

Instagram kann toll sein, aber ich gehe jetzt eher auf die negativen Punkte ein. Also nicht alles an dieser App ist schlecht, wie gesagt, ich werde jetzt eben nur das hervorheben, was der Grund dafür ist, warum sich diese App nicht auf meinem Handy befindet.

Diese ganzen Influencer, ob Männlein oder Weiblein, die sich auf dieser Plattform in Szene setzten vermitteln ein völlig falsches Bild davon, wie man auszusehen hat, wenn man als schön gelten will. Gerade die Jüngeren unter uns sind anfällig für so etwas und sind im Umkehrschluss unzufrieden mit sich selbst. Obwohl nichts falsch mit ihnen ist.

Noch ein Punkt ist, dass die Bilder auf Insta alle bearbeitet sind. Niemand sieht so aus. Es wird verdammt viel mit Licht und Perspektive gearbeitet und manchmal auch mit Photoshop.

Es ist scheiß egal wie schwer oder leicht du bist solange es nicht gesundheitsschädlich ist.

Du bist kein anderer Mensch.

Menschen judgen, aber das werden sie immer machen. Wenn sie einen mobben wollen, werden sie immer etwas finden was sie stört. Eben weil sie dich mobben wollen um sich besser zu fühlen, da ist es egal wegen was sie dich runtermachen.

Es ist scheiß egal wenn du anders bist, wenn du herausstichst. Jeder sticht in irgendeiner Form heraus. Egal mit was.

Vielleicht kann man etwas gut, vielleicht hat man 'nen auffälligen Kleidungsstil, vielleicht kommt man immer zu spät, vielleicht ist man witzig, vielleicht entsprichst du nicht der Norm, aber wer tut das schon?

Die Norm.

Das ist auch etwas, was mich schon lang beschäftigt.

Jeder redet immer über die Norm und wie Jemand normal ist, aber ganz ehrlich; das Wort normal hat für mich nichts mit dem Menschen zu tun. Normal bedeutet doch, wenn etwas anders ist als sonst immer. Das bedeutet doch, dass man einmalig sein müsste und niemand auf der Welt ist so wie du. Aber das stimmt nicht. (Klar jeder ist einmalig, was ich meine, ist, dass man mit einer bestimmten Sache hervorsticht und nur du machst/ sagst das.)

Ich schminke mich nicht und ich bin weiblich. Viele würden jetzt sagen, dass das nicht der Norm enspricht. Aber ich weiß, dass ich damit nicht allein bin, also kann es gar nicht nicht der Norm ensprechen.

Klar jeder intepretiert und versteht das Wort anders, aber ich verstehe das eben so.

Ich weiß nicht ob ihr das mitbekommen habt, aber Phoebe and Daisy Tomlinson werden zur Zeit wegen Blackfishing gejudged. Unnötig wenn ihr mich fragt. Außerdem sind sie 16 Jahre alt, ich glaube auch das dahinter eine böse Absicht steckt. Natürlich.

Sie sind eben etwas bräuner, wegen Filter, Sonne, Faketan - I don't know. Es gibt viele Leute die sich eben nunmal unwohl fühlen, wenn sie nicht gebräunt sind. Manche fühlen sich so eben wohler und das hat absolut nichts mit Blackfishing zu tun. Oh und manche werden eben auch sehr schnell braun, wenn sie nunmal in der Sonne sind, aber das wird natürlich ignoriert.

Ne die Blackfischen.

Ganz ehrlich, wenn ihr wirklich etwas dagegen tun wollt, dann hängt nicht im Internet rum sondern geht raus und tut was dagegen. Und jetzt sagt nicht ihr hättet keine Zeit dazu, immerhin habt ihr auch genug Zeit Leute im Internet zu judgen.

Das macht mich so aggressiv.

Genau das gleiche mit Black Lives Matter.

Gut das Rassismus jetzt wieder mehr Aufmerksamkeit bekommt und darüber geredet wird, aber warum nur im Internet?

Es klingt jetzt hart, aber in spätestens 2 Jahren weiß keiner mehr von den Leuten, die zur Zeit so viel gegen Rassismus posten, wie George floyd überhaupt hieß. Es geht den meisten nicht um die Sache, es gut nur darum gut dazustehen.

Wer Gutes tut, muss es nicht zeigen.

Das ist auch der Grund, warum ich nicht verstehe, wenn Prominente gejudged werden, weil sie nichts dazu gepostet haben. Vielleicht setzten sie sich einfach in ihrem Privatleben dafür ein. Das wisst ihr nicht. Also judged nicht, nur weil sie nichts gepostet haben.

Geht raus und verändert etwas, da erreicht ihr was und nicht allein in eurem Zimmer mit dem Handy in eurer Hand.

Kennt ihr das Lied "den Barmherzigsten" von Alligatoah? Wenn nicht, es ist nur empfehlenswert. Es geht um dieses Thema, das man im Prinzip nur etwas gutes tut, um sich damit zu profilieren.

Ich sage sehr oft "geht raus und tut was", aber viele werden überhaupt nicht wissen, was genau sie tun sollen.

Klar, das offentsichtliche ist auf Demos zu gehen, das wäre eine Möglichkeit. Aber gerade wenn ihr gegen Rassismus vorgehen wollt oder gegen Leute, die zum Beispiel die Corona Verordnungen missachten, dann redet mit denen.

Sprecht die Leute drauf an.

Wenn in eurem Freundeskreis diskutiert wird, dann versucht die Leute mit Argumenten umzustimmen, weil da könnt ihr verdammt nochmal etwas bewegen.

Uschi69 interessiert es nicht was du über Rassismus denkst, sie hat ihre Meinung und kein Fremder aus dem Internet wird das ändern.

Ihr verschwendet eure Zeit.

Konzentriert euch lieber auf die Menschen, bei denen ihr etwas bewirken könnt.

Familie, Freunde, Mitschüler.

Irgendwen.

Zu diskutieren ist verdammt wichtig und zwar in der echten Welt und nicht im Internet, weil da hat jeder Eier und beleidigt dich einfach anstatt ein Argument zu bringen. In Real würden die ihren Mund nichtmal aufmachen. Außerdem habt ihr gerade mit Leuten aus eurem Freundeskreis oder aus der Familie eine viel stärkere Bindung und ihr könnt sie dadurch viel leichter beeinflussen, als einen Fremden aus dem Internet über den ihr nichts, außer seiner Meinung zu einem bestimmten Thema, wisst.

Ja, es ist unangenehm Menschen anzusprechen, das braucht ihr mir nicht sagen, aber wenn man seine Meinung vertreten will, dann muss man eben diese Hemmschwelle überwinden. Sprecht die Leute an, die die Masken falsch tragen, vielleicht halten sie sich das nächste mal dran. Geht meinetwegen auch eine Diskussion mit ihnen ein wenn ihr Zeit habt, aber weist sie zumindest drauf hin.

Ich für meinen Teil hab nämlich keine Lust im Unterricht mit Maske zu sitzen nur, weil ein paar Leute meinen sie wären in ihrer Freiheit eingeschlossen.

Soll ich dir mal was sagen Uschi69?

Ich fühl mich in meiner Freiheit eingeschlossen, weil Menschen wie du mich judgen würden, wenn ich zu 100% das machen würde, womit ich mich wohl fühle. Ich kann nicht zu 1000% ich sein, weil ich Angst vor einem Urteil habe, also heul verdammt nochmal nicht rum nur weil du in öffentlichen Verkehrsmitteln und in öffentlichen, geschlossenen Räumen eine Maske tragen musst.

Man muss in der Öffentlichkeit Klamotten tragen.

Fühlst du dich jetzt auch eingeschränkt Uschi69?

Tja pech.

Dieses Verbot gibt es nämlich schön länger und es gibt auch Menschen die gerne Nackt rumlaufen würden, aber sie halten sich dran und weißt du warum?

Das nennt man Respekt.

Respekt vor deinen Mitmenschen.

Manchmal muss man eben Dinge tun die man selber nicht gern tun würde, aber so ist numal das Leben. Ich will auch keine Fahrstunden, aber irgendwann muss ich es machen.

Es gab schon immer Vorurteile und es wird sie auch immer geben, manchmal sind sie auch gut, jedenfalls wenn man weiß wie man richtig mit ihnen umzugehen hat. Vorurteile und verurteilen sind übrigens zwei völlig verschiedene Dinge, die man nicht verwechseln sollten. Das eine kann lediglich zu dem anderen führen.

Und bitte beleidigt die Leute nicht, während ihr mit ihnen diskutiert. Das führt zu nichts und so werden sie eure Argumente auch nicht ernst nehmen. Zeigt ihnen Respekt und versucht es ruhig zu lösen.

Puh tat das gerade gut sich das alles von der Seele zu reden.

Ich denke ich beende das hier an der Stelle mit den Worten eines sehr weisen Mannes:

Treat People With Kindness