15 | Tausend Mal
Friends. Ich will echt nicht, dass es endet... Bin tatsächlich traurig.
Nio stellte den Motor seines Wagens ab und schaute an der Fassade des Altbaus hinauf. In Kaias Wohnung brannte noch Licht, sie wartete also wie vereinbart auf ihn. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen schnallte er sich ab, dann stieg er aus und lief zum Hauseingang hinüber. Gemischte Gefühle kamen in ihm hoch, als er die Klingel herunterdrückte. Als er das letzte Mal hier gewesen war, um die Kommode aufzubauen, hatte er sich im Anschluss mit Kaia gestritten und sich so mit ihr überworfen, dass sie seitdem nicht mehr miteinander gesprochen hatten – bis heute, als all seine Emotionen regelrecht aus ihm herausgeplatzt waren.
„Hallo?", riss ihre leise Stimme ihn aus den Gedanken.
„Ich bin's", sagte er und drückte die Haustür auf, als der Summer ertönte. Dann bahnte er sich seinen Weg durchs Treppenhaus in die zweite Etage. Kaia stand bereits im Türrahmen und wartete auf ihn. Inzwischen hatte sie ihr Outfit gegen einen lässigen, blauen Jogginganzug getauscht.
„Hey", lächelte sie so strahlend, dass sie ihn regelrecht damit ansteckte. Sein Bauch kribbelte wie verrückt, als er sie ohne zu zögern entschieden zu sich heranzog, sich zu ihr herunterbeugte und ihr einen Kuss auf die Lippen drückte, nur, um sicherzugehen, dass sie ihre Meinung in den letzten zwei Stunden nicht wieder geändert hatte.
„Haben sie was gemerkt?", wollte sie wissen, während er ihr in die Wohnung folgte und die Tür hinter sich zudrückte. Er schloss seine Finger fest um seine und ging hinter ihr her ins Wohnzimmer.
„Nee. Haben alle schon zu viel getrunken, als dass wir negativ aufgefallen wären", erwiderte er überzeugt und fiel neben ihr auf die gemütliche graue Couch. Sie drehte ihm stirnrunzelnd den Kopf zu.
„Und deine Mom?"
„Nie im Leben", grinste er. „Sie war viel zu sehr damit zu beschäftigt, Papa davon zu überzeugen, nach Hause zu fahren. Der wollte nämlich mit deinem Dad noch ein Glas Yamazaki trinken."
Kaia schmunzelte.
„Klingt, als wäre alles beim Alten geblieben", kommentierte sie trocken und kuschelte sich in seinen Arm, während er sie an seine Brust zog.
„Hast du was anderes erwartet?", fragte er und schaute auf sie herab. Sie lächelte. Er erwiderte es und ließ seine Fingerspitzen durch ihre Locken gleiten, bevor er ihr einen Kuss aufdrückte. Sofort tanzte ein Schwarm Schmetterlinge durch seinen Bauch.
„Stimmt es, was du vorhin gesagt hast?", fragte sie. Er musterte sie stirnrunzelnd.
„Ich hab viel gesagt", erinnerte er sich zurück.
„Dass du Problemen aus dem Weg gegangen bist...", griff sie seine Aussagen wieder auf. Er nickte.
„Ja."
„Wie kommt's?", wollte sie wissen und sah ihm aufmerksam in die Augen. Er streichelte nachdenklich ihren Rücken.
„Weil ich gemerkt hab, was alles auf dem Spiel steht...", erzählte er vage.
„Uns, meinst du...", schlussfolgerte sie. Er seufzte schwer.
„Auch. Aber vor allem meine eigene Zukunft. Ich habe richtige Probleme bekommen und erkannt, dass ich was ändern muss, wenn ich nicht eines Tages im Knast sitzen will."
Sie rückte ein Stück von ihm ab und zog die Augenbrauen zusammen. Besorgnis lag in ihrem Blick.
„Was ist passiert?", fragte sie unheilvoll. Er biss sich auf die Unterlippe.
„Hat Papa dir das echt nicht erzählt?", wollte er wissen. Sie runzelte die Stirn.
„Nee. Was denn?"
„Ich hatte ne ziemlich miese Verhandlung wegen ner Sache, die auf dem Kiez gelaufen ist. Bin da mit einem aneinandergeraten, der scheinbar ziemlich einflussreiche Eltern hat. Hab Bewährung bekommen, aber der Richter hat gesagt, das ist das letzte Mal und wenn er mich wiedersieht, fahr ich definitiv ein."
Kaia atmete schwer.
„Ich weiß, dass du das nicht cool findest. Aber du musst nichts sagen. Ich weiß, dass ich nen falschen Weg eingeschlagen habe und versuche jetzt, das zu korrigieren...", beteuerte er. Sie legte den Kopf schief.
„Und wie?"
Er fuhr sich ächzend übers Gesicht. Seine Zunge wurde schwer.
„Ich... mach ne Anti-Aggressions-Therapie und hab neben dem Training mit Boxen angefangen, um meine Wut anderweitig loszuwerden."
„Finde ich gut...", sagte sie. Er lachte verzweifelt auf.
„Hoffentlich bringt das mehr als bei Papa damals."
„Wenn du dein Leben umkrempeln willst, finde ich das echt stark", lobte sie ihn. Ihre Worte gingen runter wie warmer Honig.
„Und ich finde es stark, dass du mir noch eine Chance gibst, dir zu beweisen, dass ich der Mann sein kann, den du verdienst", sagte er leise. Ihre Augen strahlten.
„Ein paar gute Eigenschaften hast du ja...", räumte sie frech ein. Er zog die Augenbrauen hoch.
„Ein paar?", wiederholte er empört. „Welche denn?"
„Du kannst manchmal ganz witzig sein."
„Manchmal...", wiederholte er trocken.
„Na gut. Oft. Du bringst mich oft zum Lachen, bist schlagfertig, kannst aber auch über dich selbst lachen. Das ist sexy. Und ich habe mit niemandem so viel Spaß, wie mit dir", offenbarte sie. Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Es fühlte sich gut an, sie so schöne Dinge sagen zu hören.
„Und du bist praktisch veranlagt; etwas, das ich auch sehr heiß finde", fügte sie hinzu. Er lachte.
„Hat es dich angemacht, die Kommode mit mir aufzubauen?"
Sie schmunzelte.
„Ein bisschen vielleicht. Aber ich meinte viel mehr, dass du immer irgendetwas tun musst und nicht nur blöd zuhause rumsitzt; dass du zum Sport gehst oder an irgendwelchen Autos rumschraubst, weil du deinen Job so liebst, und einfach versuchst, deine Zeit sinnvoll zu nutzen", erklärte sie. Er lächelte.
„So siehst du mich?", hakte er überrascht nach. Sie nickte.
„Ja. Aber weißt du, was ich besonders an dir schätze?"
„Nee, was denn?"
„Du bist loyal. Wenn ich dich brauche, bist du da, ohne Fragen zu stellen; ganz egal, wie wir gerade zueinanderstehen", fuhr sie fort. „Ich weiß, ich könnte dir bedingungslos meine dunkelsten Geheimnisse anvertrauen, ohne, dass du sie irgendwem verraten würdest; selbst, wenn wir Streit hätten...", erzählte sie. Er nickte und ließ seine Hände langsam über ihren Rücken wandern, während sie mit ihren Fingerspitzen kleine Kreise auf seine Brust malte.
„Stimmt."
„Und auch, wenn du immer so stark und unverwundbar tust, hast du in dir eine weiche Seite und kannst richtig empathisch sein. Eigentlich mag ich einfach alles an dir, sogar deinen ausgeprägten Beschützerinstinkt", gestand sie zu seiner Überraschung. „Bei dir fühle ich mich einfach sicher und weiß, dass mir nichts passiert."
Er grinste noch immer selig vor sich hin, ließ den Kopf in den Nacken fallen und wischte sich mit den Fingern über die verräterisch glitzernden Augen.
„Was?", fragte sie stirnrunzelnd.
Es war das erste Mal, dass ihre schönen Worte ihn so sehr berührten. Direkt fühlte er sich noch schlechter, weil er ausgerechnet mit ihr so umgesprungen war. Doch er schluckte die aufkeimenden Tränen der Rührung und der Reue herunter, neigte den Kopf zur Seite und sah ihr fest in die Augen.
„Keine Ahnung, ich hab einfach nicht gedacht, dass du das siehst. Ich höre sonst immer nur, was ich für ein arrogantes Arschloch bin", erzählte er.
„Weil du dich wie eins verhältst, vielleicht?", hinterfragte sie trocken. Er lachte unwillkürlich auf.
„Möglich...", räumte er ein. „Aber ich zeig auch nicht jedem diese Seite von mir."
„Und wieso ist das bei mir anders?"
Er betrachtete sie zufrieden.
„Weil ich mich bei dir fallenlassen kann, schätze ich...", gestand er leise, während er mit ihren Locken spielte. „Bei dir habe ich das Gefühl, dass ich mich öffnen und ich selbst sein kann. Du verurteilst mich nicht, auch nicht für meine Schwächen oder meine weiche Seite."
Nun war sie es, die schief grinste. Sie stützte ihre Hand auf seiner Brust ab und sah ihm neugierig ins Gesicht.
„Und was magst du noch an mir?", fragte sie, zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn erwartungsvoll.
„Deine Bodenständigkeit. Obwohl du mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurdest, hast du das nicht ausgenutzt und dich ins gemachte Nest gesetzt, sondern bist bescheiden und genügsam, packst mit an und willst dir selbst was aufbauen, statt von John abhängig zu sein. Auch, wenn das heißt, dass du dafür kämpfen musst, deine Ziele zu erreichen. Aber du hast eben deine Prinzipien und das gefällt mir. Aber nicht nur die, es ist mehr dein ganzes Wesen. Du hast einfach eine angenehme Art. Wenn du irgendwo hinkommst, mag dich jeder, weil du so viel Positives ausstrahlst. Und du machst jeden Scheiß mit; nachts ins Schwimmbad einbrechen, beim Sex absichtlich das Fenster offenlassen, spontan ins Auto steigen, einfach losfahren und schauen, wo wir landen, oder den ganzen Tag nackt rumlaufen – es gibt nichts, das du nicht mit mir durchziehen würdest."
Erst, als er nun eine Pause machte, realisierte er, wie viel er eigentlich gerade gesprochen hatte. Sie grinste schief.
„Du willst beim Sex das Fenster auflassen? Echt jetzt?"
Er runzelte die Stirn.
„Sag mir bitte nicht, dass ich dich überschätzt hab", erwiderte er ernst. Sie lachte.
„Noch was?", wich sie einer konkreten Antwort aus. Er schmunzelte.
„Du bist einfach erwachsener als ich, aber auf eine gute, besonnene Art. Ich weiß, dass du genauso auf mich aufpasst, wie ich auf dich und mir auch mal ins Gewissen redest, wenn ich Fehler mache."
Sie grinste schief.
„Auch, wenn dir das nicht immer passt", kommentierte sie trocken.
„Aber du weißt, dass mir das sonst niemand sagt – außer meine Eltern vielleicht. Keiner meiner Freunde ist so gnadenlos ehrlich zu mir wie du und ich bin dir dafür sehr dankbar, auch, wenn ich es nicht immer zeigen kann", gestand er und ließ seine Hand ihren Rücken hinunter zu ihrer Taille wandern. Dort schob er seine Finger unter den Stoff ihrer Sweatjacke und ertastete ihre weiche, warme Haut.
„Daran erinnere ich dich, wenn ich dir das nächste Mal ins Gewissen rede und du eine dumme Grimasse ziehst", grinste sie belustigt. Er lachte auf.
„Wenn ich mir von jemandem reinreden lasse, dann von dir. Aber glaub nicht, dass das oft der Fall sein wird", ruderte er unmittelbar zurück. Sie verdrehte seufzend die Augen.
„Okay, Macho of the Year. Mach ich nicht", versicherte sie. Er schlang seine Arme wieder um sie, um sie an seine Brust zurückzuziehen. Dann wurde er ernst.
„Ich verspreche dir, dass ich ab jetzt keine Dummheiten mehr mache, für die du mir ins Gewissen reden musst. Kein Ghosten, keine anderen Frauen, kein Stress auf dem Kiez", zählte er auf. Sie sah skeptisch zu ihm auf und zog die Unterlippe zwischen die Zähne, dann senkte sie ihren Blick. Es tat ihm weh, sie so zu sehen.
„Es tut mir leid, okay? Ich wollte dir nie so wehtun", beteuerte er reumütig.
„Ich hoffe einfach, du machst das nie wieder, sondern redest das nächste Mal offen mit mir", sagte sie traurig. Er schlang seine Arme fester um sie und streichelte mit einer Hand über ihren Kopf.
„Es wird kein nächstes Mal geben", versicherte er überzeugt, strich ihr eine Locke aus dem Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, um zu unterstreichen, dass sie zu ihm gehörte. Sie kniff die Augen zusammen.
„Aber diesen Bart, den könntest du abrasieren", kommentierte sie. Er verdrehte theatralisch seufzend die Augen.
„Was stimmt nicht mit dir? Das war gerade voll der schöne Moment und du machst ihn so kaputt, wegen meinem Bart?", platzte es fassungslos aus ihm heraus. „Außerdem ist der sowas wie mein Markenzeichen."
Sie grinste schief.
„Ich dachte, die Hahnenfrisur wäre dein Markenzeichen", stichelte sie. Er stieß ein schweres Seufzen aus.
„Womit hab ich dich bloß verdient?"
„Das frag ich mich bei dir auch jeden Tag."
Er stieß ein empörtes Schnauben aus. Wie sehr hatte er es vermisst, mit ihr herumzualbern? Dass er sie nun endlich wieder bei sich hatte und sie sich gegenseitig neckten, ließ sein Herz aufblühen.
„Komm schon her", grinste er kopfschüttelnd, vergrub er seine Hand wieder in ihrem Haar und beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. Mit der anderen Hand zog er langsam den Zipper ihrer Kapuzenjacke herunter, dann biss er sich auf die Unterlippe und betrachtete sie einen Moment wohlwollend.
„Ich liebe einfach alles an dir", versicherte er schließlich, während er ihren Bauch streichelte und ihre Brüste mit seinem Blick fixierte.
„Vor allem die hier, oder?", kicherte sie, während sie sich beherzt dorthin fasste. Er lachte unwillkürlich auf.
„Die auch, aber ich meinte tatsächlich alles."
Seine Finger kribbelten, als sie nach seiner Hand griff und sie genau so weit nach oben führte, dass seine Fingerkippen den Brustansatz berührten. Sein Mund wurde trocken, als sie ihm dabei tief in die Augen schaute. Wie konnte sie nur so unglaublich heiß sein? Er schluckte unmerklich und musterte sie prüfend. Die Luft um sie herum knisterte regelrecht, als sie verschmitzt grinste, sich ihm entgegenbeugte und ihm einen Kuss aufdrückte. Er hielt sie dicht bei sich, während er den Kuss erwiderte und an ihren Lippen saugte, bis sie ihm endlich Einlass gewährte und ihre Zungen sich fanden. Dabei ließ er seine Hand ein Stückchen weiter hinauf wandern. Kaia seufzte wohlig in den Kuss hinein, als er ihre Brust streichelte, und schlang ihre Arme um seinen Hals.
Er verlor jegliches Zeitgefühl, während sie sich wieder und wieder küssten; mal zärtlich, mal stürmisch, mal fordernd. Als sie sich irgendwann von ihm löste, ihm tief in die Augen schaute und an seiner Unterlippe knabberte, glaubte er, den Verstand zu verlieren. Inzwischen drückte sein pochender, harter Schwanz sich durch den Stoff seiner Jogginghose und er schob seine Hände um ihren runden Hintern. Als sie seine Erregung spürte, keuchte sie verräterisch auf und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, sie machte ihn wirklich an. Er wusste, dass er jetzt den Punkt erreicht hatte, an dem er sich nicht länger beherrschen konnte. Wenn sie jetzt nicht damit aufhörte, dann-.
„Lass uns rübergehen."
Als er ihr prüfend in die Augen schaute, schenkte sie ihm ein verschmitztes Lächeln. Das ließ er sich ganz sicher nicht zweimal sagen. Er drückte ihr einen letzten Kuss auf. Dann rutschte sie langsam von seinem Schoß und reichte ihm ihre Hand. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen folgte er ihr ins Schlafzimmer.
Ob die süß sind, omg? Wie hat euch das Kapitel gefallen? Und mochtet ihr die Kurzgeschichte allgemein?
Ich war ehrlich gesagt am Anfang nicht sicher, ob ich sie überhaupt schreiben soll, aber dann hat Adinavid mich überzeugt, dass es ganz süß werden könnte und ich habe einfach angefangen.
Und jetzt haben sie sich gefunden und ich weiß nicht, ob ich es ertragen kann, nicht doch weiter zu schreiben, haha. Ehrlich. Aber ich weiß nicht, ob ihr das lesen wollen würdet, oder doch lieber eine neue Raf- oder Marten-Geschichte... Würdet ihr? Stimmt mal ab :)
Ja, würde, gerne mehr von Kaia und Nio lesen.
Nein, lieber Raf oder Marten.
Oder was ganz anderes.
Vielleicht, aber nur ganz vielleicht, wenn ich es schaffe, schreibe ich noch ein weiteres Kapitel als Bonus. Ich habe es schon angefangen, aber ich weiß nicht, ob ich es bis nächsten Sonntag fertig kriege. Wenn nicht, lade ich aber eine Info zu den nächsten Geschichten und eurer Abstimmung hoch :)
Vielen Dank, dass ihr so viele süße Kommentare zu Kaia und Nio geschrieben habt. Ich freue mich wie immer sehr <3
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