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"Ins Bett, Outlaw-My-Favourite.", ordnete Ches Tante an.
"Weißt du, wo wir schlafen?" Che sah mich an.
"Nicht wirklich." Woher hätte ich es denn bitte schön wissen sollen?
"Ist unterm Dach. Da gibt es nur ein Zimmer. Die Treppe einfach ganz hoch." Mit dem Finger deutete er auf die Treppe. Alles klar. Ich nickte.
Outlaw-My-Favourite trabte mit seiner Tante ab.
Im Endeffekt trug ich dann doch das zweiteExemplar des Outlaw-My-Favourite-Schlafanzugs. Sollte ich jemals einenSchlafanzug eingepackt haben, war er zumindest jetzt spurlos verschollen.
"Du kannst den Schlafanzug ruhig behalten. Davon hab ich noch. Genauso wieblau-weiße Hemden und Cowboyhosen mit passenden Stiefeln und blauen Socken.Also daran fehlt es mir nie." Er lachte. Glaubte ich ihm aufs Wort.
DasZimmer unter dem Dach war schon ziemlich klein. Also mehr als zweiausgewachsene Personen könnten hier niemals schlafen. Das Bett war echt groß,aber Platz für eine zusätzliche Matratze wäre hier niemals. Zudem gab es hiernoch einen hölzernen Kleiderschrank und einen Schreibtisch mit Stuhl aus demgleichen Holz. Das Fenster spendete ein wenig Licht.
In der Mitte der Deckehing eine Glühbirne, an der sich Che gleich mal den Kopf stieß, obwohl er siemit Sicherheit kannte. Daher fiel sie mir überhaupt erst auf. Er lachte nur."Tja. Man wird größer. Wie gefällt dir mein Zimmer? Ich weiß, nicht geradedas größte. Aber dafür ist man hier ungestört. Hier kommt niemand rauf, dernicht muss."
Das konnte ich gut nachvollziehen. Schließlich waren esersten extrem viele Stufen bis nach ganz oben. Und zweitens war viel allem die letzteTreppe die reinste Zumutung. Ihre Stufen waren furchtbar schmal, glatt und ansich war die Treppe schon eng und steil. Da käme von meiner Familie kaum nochwer hoch außer Betty und mir. Alle viel zu alt und krank.
Bei Che in derFamilie war man ja eh jünger. Da machte das wahrscheinlich weniger. Che ließsich neben mir aufs Bett fallen. "Also ich versteh ja mal gar nicht, wieTris auf Hugh Grant abfahren kann."
"Du bist ein Junge." Ichlachte.
"Das auch. Aber ich meine vom Alter her. Der Typ könnte beinaheunser Opa sein. Und die steht ganz sicher nicht auf Pa oder seineFreunde." Irgendwie kam mir beinahe die Vorstellung komisch vor, dass HughGrant ungefähr das Alter von Ches Opa hatte. Mein Vater war ungefähr so alt.Mein Vater war 55. Und Hugh Grant bestimmt auch so was um den Dreh.
"Ichmeine, schau mal! Mein Vater ist jetzt 40 und Mama ein Jahr jünger. Und HughGrant ist, glaub ich zwölf Jahre älter. Wie Pa. Obwohl, Pa ist 22 Jahre älter.Aber der Altersunterschied macht das in dem Alter auch nicht mehr. Sind ja nurzehn Jahre. Ist doch verrückt, oder?"
"Wie alt ist Josepheigentlich?"
"19. Warum?" Also doch ein wenig jünger alserwartet.
"War nur wegen meinen Eltern."
"Wieso?" Ich konnte durchaus nachvollziehen, dass diese Aussage ohne Kontext unverständlich gewesen war.
"Weil mein Vater so alt ist wie Hugh Grant. Das heißt, mein Vater könntefast dein Opa sein. Überleg dir das mal. Und ich bin sein ältestes Kind. Istschon traurig." Leise seufzte ich.
"Ist nicht traurig. Ist nur modern. Wer kriegt wiedie Männer in meiner Familie mit um die zwanzig Kinder. Die Frauen sindkomischerweise auch immer so um die zwanzig.", meinte Che, um mich zu beruhigen.
"Meine Mutter war 38und beim zweiten Mal älter als vierzig."
"Oha." Ches Mund blieboffen stehen. "Ok.", verbesserte er sich dann selbst. "Kann janicht jeder so jung sein wie wir." Er lachte, aber man bemerkte ganzgenau, dass ihm seine Reaktion eigentlich sehr peinlich war. Ich lachte auch,um ihm ein besseres Gefühl zu geben.
"Wo magst du schlafen? Innen oderaußen?", wollte er daraufhin wissen.
"Ist mir gleich."
"Sag.", forderte er mich erneut zu einer Entscheidung auf.
"Dannaußen." Es war mir echt egal. Che legte sich aufs Bett. Ich gesellte michdazu. Fühlte sich ungewohnt an, so dicht bei einem Jungen zu schlafen. Manhatte gerade mal Platz zum Atmen.
Instinktiv hoffte ich, Che würde im Schlafsich nicht allzu viel rühren. Sonst würde ich aus dem Bett fallen. Vielleichthätte ich doch lieber die andere Seite nehmen sollen. Aber entschieden istentschieden. Einfach mal Augen schließen.
"Mist! Hab vergessen das Lichtauszumachen." Che bewegte sich neben mir.
"Ich mach schon." Ichstand auf. Wo war denn nur dieser verflixte Schalter?
"Neben der Tür.", wurde meine nicht gestellte Frage beantwortet. Aha. Und wo da genau? Ich tastete die Wand ab. "Auf der linken Seite nebendem Türrahmen." Keine Ahnung, wieso ich das Ding immer noch nicht findenkonnte.
Lächelnd stand Che auf und knipste den Schalter aus. Also mehrblamieren als so, kann man sich wohl kaum.
Hups! Ich war gegen irgendetwasverdammt Hartes gerannt.
Als das Harte zu lachen begann, wurde mir alles klar."Sorry, Mann.", entschuldigte ich mich sofort.
Eigentlich wollte ich ihm beim Aufstehen helfen. Aberich verfehlte ihn und landete -zack- auf ihm. Hoffentlich hatte ich ihm nicht noch mehr weh getan als ohnehin schon.
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