62
Che drehte sich um. Ihn trennte nur das Holz des Gatters von seinen zwei jüngeren Geschwistern. Auch Joseph war nicht mehr weit.
"Nein, jetzt nicht, Mann!", lautete Ches Antwort.
"Bitte!" Abby legte den Kopf schief.
"Alter könnt ihr mal aufhören uns zu nerven? Ihr klebt ja richtig an Jay. Vor allem du, Abby. Das möchte der bestimmt auch nicht immer. Niemand will ununterbrochen verfolgt werden. Ihr könnt ja trotzdem mal mit ihm sprechen. Aber nicht die ganze Zeit. Klar?", wies Che seine Geschwister zurecht.
"Aber ich möchte doch reiten." Beide blieben wirklich extrem hartnäckig.
"Nur reiten?" Che stand der ganzen Sache ziemlich skeptisch gegenüber.
"Ja, bitte." Nun sahen ihn zwei kleine Kinder mit unwiderstehlichen Kulleraugen an.
"Seid froh, dass ihr solche Schauspielkünste besitzt. Aber ihr wartet solange hier mit Jay. Ich hole dann..."
"Pino und Sandy. Bitte!" Abby hatte schon Ansprüche.
"Ja ok." Mit Schwung schwang sich Che über das Gatter und öffnete das Tor. Dort fing er Outlaw ab, um ihm einen Strick dranzumachen. Dann drückte er ihn mir in die Hand. "Zeigt mal Jay, wo die Koppel ist. Und da lasst ihr dann Outlaw zu den anderen Pferden. Ja?"
Abby und Harold schienen mit dieser Idee sehr einverstanden zu sein. Verschwörerisch grinste mich Che an. "Dir kann ich vertrauen."
Che schien Josephs Anwesenheit noch bemerkt zu haben, denn er drehte sich einfach um, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ich hielt Outlaw fest. Keine Ahnung, was ich jetzt mit Joseph machen sollte. Was wollte der überhaupt hier?
Das Schlauste schien mir, ihn freundlich zu grüßen. "Hallo." Es klang ziemlich gleichgültig.
"Che hält sich aber auch für was Besseres." Verwirrt sah ih ihn an. "Immer Outlaw zu holen, ist auch nicht ganz normal. Der ist doch verdammt wild. Nie wird er den zureiten können. Das können nur Profis. Aber er hält sich ja für so was. Die Anderen sind einfach zu blöd. Ist klar. Logisch. Wie sollte es auch anders sein? Dich hält er als einzigen Menschen auf dieser Welt für auch noch etwas schlauer als den Durchschnittsmensch. Gratuliere." Er packte meine Hand und schüttelte sie. "Wie kamst du zu dieser Ehre?"
"Ich glaube nicht, dass Che solche Gedanken hat und außerdem kennt er meine Ansichten. Wäre Outlaw so furchtbar wild, wäre er es ja auch jetzt. Und das ist er ja nicht.", versuchte ich die Situation zu entspannen.
"Das ist er ja auch nur, wenn du nicht damit rechnest. Che hat dich schon sehr beeindruckt, was? Der kann nur mit Leuten, die ihn uneingeschränkt bewundern. Tun aber nicht alle! Der Arme. Deshalb mag er auch nur Pa. Der himmelt den auch die ganze Zeit an. Der arme Che ist so ein Versager in der Schule. Da muss man ihn ja einfach lieb haben. Verstehe. Aber ich werde mal Pilot. Ich habe schon ein Stipendium dafür. Der kriegt höchstens ein Stipendium zum Müllmann. Wenn er seinen Abschluss überhaupt schafft."
Ich drehte mich einfach um. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Lust mehr mit Joseph weiter zu diskutieren. Der war echt unsympathisch.
"Wo ist nochmal die Koppel?", fragte ich an Abby und Harold gewandt.
"Dort drüben. Ich zeig's dir." Oh Mann! Ich hatte absichtlich gewollte, dass Joseph mir auf gar keinen Fall folgen würde. Tat er doch. Die Familie bestand nur aus hartnäckigen Kindern. Kein Wunder, dass Che unbedingt in dieses Hotel hatte kommen wollen. Die wollten hier alle ihre Ziele durchsetzen. Musste anstrengend sein für die Eltern. Sehr anstrengend.
Die Koppel gefiel mir sehr. Sie war riesengroß.Man konnte sogar schon ein paar Pferde grasen sehen. Ich ließ Outlaw dasHalfter an, da die anderen Pferde in Sichtweite ihre auch noch trugen, undmachte lediglich den Strick ab. Outlaw zu führen, hatte echt ohne Problemefunktioniert. Ich hatte keine Ahnung, was Joseph hatte.
"Sieht hübsch aus,wenn sie so in die Freiheit laufen, nicht?" Joseph wirkte fast verträumt.Outlaw rannte auf seine Pferdefreunde zu. Zumindest nahm ich an, dass sie seinewaren.
Erst in diesem Moment bemerkte ich, dass auch Josephs Haare lang waren.Ungefähr so Ches Haarlänge. Auch Falk trug lange Haare. Sogar noch länger alsseine Söhne. Ches Mutter und Abby sowieso. Mit Abbys Haaren hätte man bestimmtalle erdenklichen Frisuren machen können. Bloß Harold trug seine Haare relativkurz. So ungefähr meine jetzige Frisur.
Ich fragte mich, ob es bei Joseph undChe genauso gewesen war, bevor sie alt genug gewesen waren, um es selbst zuentscheiden. Alle vier hatten die selbe Haarfarbe. Ohnehin sahen sie sichtrotzdem ziemlich ähnlich. Zumindest ähnlicher als Betty und ich.
"Beieuch ist es wohl modern kurze Haare zu haben, was?" Joseph grinste. Wiekonnte die ganze Familie bloß so ein Chegrinsen haben?
"Geht." Ichwollte nicht näher auf seine Frage eingehen. Ab jetzt würde ich mir eh die Haare wachsen lassen. Da war es eh egal.
Abby und Harold liefen schonwieder zurück zum Korall. Vor seiner Aussage vorhin war Joseph mir sogar sehrsympathisch gewesen. Aber jetzt konnte ich ihn gar nicht mehr leiden. Klar, er versuchte, sich jetzt zu fangen, aber so leicht würde ich ihn nicht davonkommen lassen.
"Istwas?" Ein besorgtes Josephgesicht beugte sich über mich.
"Nein, lassmich." Ich drehte mich um.
Niemand durfte über Che etwas dergleichensagen. Das ging ja mal gar nicht.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top