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Che war nun echt mehr als nur ein wenig demoliert.
"Geht's?", fragte ich, nachdem ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte.
"Abgesehen davon, dass du auf mir liegst." Ok, aber daran konnte ich, ehrlich gesagt, im Moment herzlich wenig ändern. Aufstehen war verdammt kompliziert, aber bequem war es auf Che auch nicht. Und für ihn schon gar nicht.
Dieser Klodeckel war auch extrem rutschig. Man konnte sich kaum an ihm festhalten. Totaler Mist! Also ich erfinde am besten eine Alternative dazu. Vor allem für diese Kabine. Das könnt ihr mir glauben! So lernt man, was die Menschheit wirklich braucht.
Es klopfte. Das war natürlich typisch in solchen Situationen. Wenn man das gerade am wenigsten braucht.
"Moment.", antwortete Che. Ich hatte zwar keine Ahnung, was in einem Moment passieren sollte, aber ansonsten war alles gut. Die Tür öffnete sich. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich dummerweise angenommen, sie würde sich nach innen öffnen. Fehlanzeige. Der Typ starrte zu uns rein. Es wäre wirklich sinnvoller gewesen, hätte jemand von uns vor der Tür gewartet.
"Kann ich behilflich sein?" Seine Frage klang fast etwas zögerlich.
"Ne. Siehste doch." Nach Ches, für ihn sicherlich, verwirrender Antwort schien den Passanten gar nichts mehr zu wundern. Er schloss einfach wieder die Tür. Ein Anderer hätte eh nicht mehr reingepasst. Aber ich nahm an, der Typ wollte auch nicht wirklich zu uns stoßen.
Wäre er von Amerikas verhasstester Familie, hätte er uns bestimmt umbringen wollen. Schließlich mussten wir ja für einen solchen Menschen eindeutig wie ein homosexuelles Paar rüberkommen. Mit aller Kraft versuchte Che erneut, mich hochzustemmen. Ich half, so gut ich konnte.
Tatsächlich stand ich nach einiger Zeit, die mir endlos erschien, auf dem Klodeckel. Ohne zu rutschen. Ohne runterzufallen. Aber ohne mich bewegen zu können.
"Ich probier jetzt mal mich umzuziehen. Ja?", kündigte ich an. Nun war schon alles egal. Bestimmt hatte Che übelst viele blaue Flecken morgen. Gelenkig wie er war, schaffte er es doch wirklich sich hier umzuziehen, ohne allzu viel Lärm oder weitere Komplikationen mit mir zu verursachen.
Ich reichte ihm immer die einzelnen Kleidungsstücke zum Umziehen. So ging es am schnellsten. Wir waren nach einer Weile echt ein eingespieltes Team. Sogar die geliehene Stücke wurden wieder sicher im Koffer verstaut. Jetzt musste bloß noch ich das Gleiche schaffen. Den Akt die Plätze zu tauschen, wollten wir uns beide nicht noch einmal geben. Also musste es wohl oder übel so gehen.
Nachdem ich beinahe ausgerutscht wäre, hielt mich Che an den Beinen fest, während ich mir das Karohemd überzog. Die Hose stellte allerdings ein wesentlich größeres Problem dar. Ich meine, zieht euch mal eine Hose auf Glatteis an. Dann wisst ihr ungefähr, wie ich mich gefühlt habe. Durchgeschwitzt ist kein Ausdruck mehr dafür.
Che hielt immer ein Bein fest, während ich das jeweils andere hob. Jedes Mal hatte ich das Gefühl, sofort den Absturz zu machen. Mit dem Gesicht auf so etwas Hartem zu landen, wäre bestimmt nicht allzu angenehm gewesen. Che öffnete die Tür und nahm den Koffer.
"Ich geh jetzt raus. Du bist ja jetzt auch mal angezogen. Und dann kommst du irgendwie von diesem Klodeckel runter. Ok? Wir treffen uns direkt vor der Tür. Sonst hast du ja noch weniger Platz." Che schloss die Tür. Schlagartig wurde es ziemlich dunkel. Von meinem Platz aus, konnte ich leider die Tür nicht erreichen.
Ich begann mich zu fragen, ob es vorhin auch so dunkel gewesen war oder nur mein Eindruck nach dem vielen Sonnenlicht, das durch die Tür gefallen war. Ich beschloss, einfach zu springen. Schlimmer als das Drama von vorhin konnte es ja nicht mehr werden.
Es ließ einen echt lauten Knall. Mein Fuß stach höllisch.
Aber egal. Ich war unten. Ich musste am Klodeckel hängengeblieben sein. Ansonsten verstand ich die Welt nicht mehr.
Mit zitternden Knien verließ ich das Höllen-WC. Glücklicherweise merkte man mir nichts an.
Che wartete schon auf mich. Wir schnappten uns den Koffer. Und dann nichts wie weg von hier!
Ich stand wie unter Strom, kaum hatten wir den Laden betreten. Unser Erscheinen wurde gar nicht wahrgenommen. Unbemerkt legte Che den Koffern auf eine Ablage und darauf die Sonnenbrille. Dann gab er mir ein Zeichen und schlagartig verließen wir den Laden wieder. Unser Schritt war wirklich extrem ruhig. Auffällig schienen wir nicht gewesen zu sein. Niemand sprach uns an.
Zum Glück stand unser Chevy noch am Parkplatz.Che schloss ihn erneut kurz.
Wrumm. Peng! Das Ding tat keinen Mucks mehr. Nasuper!
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