Kapitel 97 | geht's noch?
POV | Jeongguk
„Ich freue mich schon so darauf, wenn wir zu ersten Mal in unserem neuen zu Hause frühstücken. Also weißt du, wenn wir die erste Nacht in unserem Haus verbringen, nachdem wir alles fertig haben. Nur du, Miso und ich. An diesem Morgen werde ich in unserer Küche stehen, um für dich alle deine Lieblingsspeisen zu zubereiten." – schwärmt ich vor mich hin. Und allein die Vorstellung bringt Jimin zum Strahlen.
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Genervt lasse ich mein Handy geräuschvoll auf meinen Schreibtisch gleiten.
Denn ich habe jetzt bestimmt schon zehn Mal versucht Jimin zu erreichen. Doch entweder hat er sein Telefon mal wieder irgendwo liegen lassen oder er hat, wie so oft in den letzten Wochen, den Ton ausgeschaltet.
Vor etwas über vier Monaten, haben meine Eltern Jimin und mir das Haus gegenüber von unserem geschenkt und so langsam, aber sicher rückt mein Auszug aus meinem Elternhaus immer näher.
Gerade werden die letzten Umbaumaßnahmen abgeschlossen.
Und jetzt fehlt nur noch die Einrichtung. Doch auch unsere neuen Möbel stehen bereits in den Startlöchern, um endlich an ihren dafür vorgesehen Platz aufgestellt zu werden, um dieses Haus endlich in unser Heim zu verwandeln.
Dahee hat wirklich ganze Arbeit, bei der Planung der Inneneinrichtung und unseres Gartens, geleistet. So dass wir dann tatsächlich einfach nur noch unserer sieben Sachen zusammen packen müssen, damit wir endlich in unsere eigenen vier Wände einziehen können.
Bisher haben wir zwar nur die Zeichnungen gesehen, aber selbst da sah die Auswahl der Möbel schon sehr einladend und heimelig aus. Jetzt brauchen wir allerdings nur noch einen Termin, wann die Möbel geliefert und aufgebaut werden sollen. Und genau, um dies zu klären, versuche ich meinen Verlobten gerade hinterher zu telefonieren, da ich einfach nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden möchte.
Allerdings sitzt mir auch gerade die Zeit im Nacken, da die Monteure erst mit ihrer Arbeit loslegen können, wenn Jimin und ich gemeinsam mit der Architektin die Baustelle abnehmen.
Jedoch scheint dieser Punkt gerade völlig unmöglich, da ich den Älteren im Moment überhaupt erreichen kann. Ich kann mich schon gar nicht mehr wirklich daran erinnern, wann wir uns zum letzten Mal so richtig die Zeit genommen haben, um mal ein paar Stunden für uns zu verbringen. Nur wir Zwei.
Wenn ich mich so recht erinnere waren die letzten ruhigen Momente irgendwann im Februar. Und jetzt haben wir bereits Anfang Juni. Was also heißt, dass wir seitdem kaum noch Zeit für uns hatten.
So langsam beschleicht mich dieses unheimliche Gefühl, dass mein lieber Freund mich und unser Ziel – dass wir endlich zusammen ziehen können, um unser gemeinsames Leben auf die Füße zu stellen, durch die ganze und viele Arbeit etwas aus den Augen verloren hat.
Seit Monaten pendelt Jimin nur noch zwischen dem Restaurant und dem Entertainment hin und her. Denn mein Liebster hatte sich ja nun doch von seinem Ex-Freund breit schlagen lassen, dass er ihn bei den Aufnahmen für sein neues Album und Vorbereitungen für die große Tour unterstützt. Zunächst hieß es auch nur, dass er Taemin bei der Konzeptentwicklung und bei den Choreographien hilft. Doch schon bald wurden es immer mehr Verpflichtungen. So dass er wohl auch auch mit ihm im Studio war, um mit seinem Kumpel den ein oder anderen Song einzusingen.
Zu dem kommt auch noch, dass Jin seine Auszeit verlängert hat. Was nun auch noch bedeutet, dass er im Restaurant völlig auf sich allein gestellt ist. Klar, er hat seine Crew um sich herum. Aber meine Kollegen und ich können halt auch nur das laufende Tagesgeschäft abdecken. Und mein Liebster steht allein mit dem ganzen organisatorischem Kram und der Buchhaltung da.
Meine Mom und ich haben ihm zwar schon mehrfach unsere Hilfe angeboten. Doch dieser Esel stellt einfach auf stur. Doch anstatt, dass Jimin mich an seinem Leben teil haben lässt, werde ich das Gefühl nicht los, dass er mich und sogar Miso vollkommen aus diesem ausschließt.
Ständig hetzt er von einem Termin zum nächsten, so dass wir uns noch nicht einmal mehr an der Arbeit sehen. Selbst zu Hause sehen wir uns kaum noch, weil er oft erst so spät nach Hause kommt, dass ich schon schlafe. Und am Morgen möchte ich ihn dann einfach nicht wecken, da Jimin nur noch fertig aussieht. Weshalb ich ihm auch die Ruhe gönne.
Seufzend schaue ich auf den Berg an Schulsachen vor mir, weswegen ich mich schon fast dazu zwinge meine aufkommenden Gedanken bei Seite zu schieben, um mich wieder auf das wesentliche – nämlich meine Hausaufgaben zu konzentrieren.
Also quäle ich mich Stück für Stück durch den aktuellen Stoff, um mich damit auf die bevorstehenden Klausuren vorzubereiten. Weshalb ich die aktuellen Themen in meinem Lehrbuch durcharbeite und dabei nervös mit meinem Stift auf meinem Block herum tippe. Jedoch werde ich von meinem Dad unterbrochen.
„Kooks, in einer halben Stunde kommt Dahee wegen der Bauabnahme und der letzten Absprachen, vorbei." – kommt er, ohne zu klopfen in mein Zimmer rein. „Hast du Jimin mittlerweile mal erreicht?" – fragt er mich nun abwartend. Schnaubend drehe ich mich zu meinem Vater um. „Siehst du ihn hier irgendwo?" – blaffe ich den Störenfried an, welcher ja eigentlich überhaupt nichts dazu kann.
Erschrocken über meinen Tonfall sehe ich den Mann vor mir an.
„Es tut mir leid, Appa! Ich wollte dich nicht so anfahren." – entschuldige ich mich sofort bei ihm. Allerdings winkt er den Vorfall einfach nur ab. „Ach, Kooks mein Großer. Es ist schon okay. Ich kann dich sogar ein wenig verstehen. Jimin hat im Moment einfach viel um die Ohren. Das wird schon wieder!" – versucht er mich zu beschwichtigen. „Lass dir jetzt bloß nicht die Laune davon verderben. Und es dauert ja auch nicht mehr so lange, dann ist Taemin auf Tour. Dann hat Chim auch wieder genügend Zeit für dich." – möchte er mich aufmuntern, was allerdings nur bedingt klappt.
„Ach, Appa. Ich bin im Moment einfach nur enttäuscht von ihm. Weil er mich ausgerechnet jetzt so hängen lässt. Ich habe in gut fünf Monaten meine Abschlussprüfungen. Und anstatt, dass er mich unterstützt, stehe ich vollkommen alleine da. Ich habe gerade echt das Gefühl, dass ihm mittlerweile alles scheiß egal ist. Er hat immer gesagt, dass er mit mir für die Schule lernt, damit ich die Prüfungen schaffe. Aber ihm kann es ja auch egal sein. Er hat ja seinen Abschluss bereits in der Tasche. Aber deswegen muss er mich doch nicht permanent ignorieren." – mache ich meinem Herzen Luft.
Und dann ist da ja auch noch Miso, welcher eigentlich auch nur noch bei mir ist. Aber selbst er vermisst sein Herrchen ungemein. Wobei er dies auch echt super überspielen kann. Denn wenn Jimin dann doch einmal da ist, dann ignoriert er ihn komplett und weicht mir nicht mehr von der Seite. Er zeigt im wortwörtlich die kalte Schulter, was Jimin aber auch nicht wirklich gefällt und er sich dann sogar immer mehr von uns zurück zieht.
Es tut mir so weh, wenn er das macht, da ich doch eigentlich froh darüber bin, wenn wir endlich mal wieder etwas Zeit miteinander verbringen können. Denn das letzte Mal, als wir wirklich einen Moment nur für uns hatten ist auch schon wieder über drei Wochen her.
Und so langsam frage ich mich echt, ob die Verlobung und das Haus nicht vielleicht doch zu überstürzt war. Klar, ich liebe diesen Mann über alles. Aber im Moment zweifle ich echt daran, ob es richtig ist, dass wir nach noch nicht einmal neun Monaten unsere Zukunft so fest verplant haben. Ich meine, andere Paare wohnen jahrelang getrennt und sehen sich auch nicht so oft.
Wir hingegen Glucken seit Beginn unserer Beziehung nur aufeinander.
Anstatt es langsam angehen zu lassen, haben Jimin und ich, gefühlt einfach ein paar Stufen übersprungen. Wir haben Beide nur nach unseren Gefühlen gehandelt und haben uns auf der Stelle einander für die Ewigkeit versprochen. Aber haben wir dabei vielleicht etwas zu viel gewollt? – frage ich mich. Jedoch scheint er ja im Moment auch so starke bedenken zu haben. Warum sollte er mir sonst so vehement aus dem Weg gehen? – steigere ich mich immer weiter in diesem wirren Szenario. Doch je mehr ich mir in meinem Hirn zurecht spinne, desto weiter breitet sich dabei dieses bedrückende Gefühl in mir aus. Denn eigentlich sollte ich so nicht denken.
Ich liebe Jimin über alles. Und um ehrlich zu sein, kann ich mir keinen besseren Mann an meiner Seite vorstellen als diesen kleinen und überaus sturen Workaholic. Ich weiß, dass sein Verhalten bloß der aktuellen Situation geschuldet ist. Doch so langsam, aber sicher fällt es mir zunehmend schwerer tatenlos dabei zuzuschauen, wie er sich Stück für Stück selber zerstört.
„Du zweifelst doch nicht etwa an eurer Beziehung?" – fragt mein Appa auf einmal ziemlich besorgt.
Allerdings habe ich keine richtige Antwort darauf. Weshalb ich meinen Gegenüber mit einem unsicheren Blick und den Tränen nahe anblicke und bloß mit den Schultern zucke.
„Kooks, hör auf dir einzureden, dass dieser Weg, den ihr Beide gewählt habt, falsch ist. Denn dem ist nicht so. Glaub mir, Großer ... du bist Jimin nicht egal. Dieser Mensch liebt dich und würde alles dafür geben, dass du Glücklich bist. Es gibt also überhaupt keinen Zweifel an eurer Liebe." – sprudelt es aus ihm heraus. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Jimin einfach im Moment alles zu viel ist. Seit Monaten schmeißt er das tasty temptation allein und dann auch noch diese umfangreiche Verpflichtung dem Entertainment gegenüber. Das war doch alles ganz anders geplant." – spricht mein Dad einfach weiter.
„Jins Auszeit sollte doch gar nicht so lange gehen. Hätte Jimin gewusst, dass sein Partner viel länger als geplant ausfällt, dann hätte er diesen Vertrag bei Namjoon doch nie unterschrieben. Dabei hatte er schon die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Am Ende hat Jimin dem ganzen doch nur zugestimmt weil Jin ihm versichert hat, dass er rechtzeitig wieder übernimmt. Und jetzt überschneidet sich beides."
Überrascht davon, dass mein Appa so viel über diese ganze Geschichte weiß, sehe ich ihn einfach nur ungläubig an. Aber so wie es scheint, hat sich mein Freund wohl meinem Vater zu diesem Thema anvertraut. Denn sonst wäre mein Dad nicht so optimistisch.
Aber er hat recht.
Die ganze Geschichte war ganz anders geplant, als es jetzt tatsächlich läuft. „Wenn es Jimin aber zu viel ist, warum sagt er dann nichts?" – frage ich den Älteren. Dabei kann man die pure Verzweiflung in meiner Stimme deutlich erkennen. „Du kennst ihn doch wohl von uns am besten. Jimin will damit beweisen, dass er Beides ganz locker gewuppt bekommt." – bekomme ich als Antwort.
„Er lehnt aber auch jegliche Hilfe von uns ab. Ae-ri wollte für Jin einen Koch aus dem Hotel an das tasty temptation ausleihen. Doch nach diesem Vorschlag hat sich dieser Trottel erst recht quer gestellt." – klärt mein Vater mich auf.
Kopfschüttelnd drücke ich meine Zunge, von innen gegen meine Wange, da ich tatsächlich kurz vorm Platzen bin. „Wahrscheinlich macht er das alles nur, weil er nicht noch tiefer in eurer Schuld stehen will. Es nagt noch immer ganz schön an seinem Ego, weil ihr ihm beim Kauf des Hauses so übergangen habt. Jimin wollte dieses Objekt kaufen, damit wir uns gemeinsam unser eigenes Heim aufbauen können." – gebe ich meine Bedenken ganz offen zu.
Denn diese ganze Situation setzt meinem Freund, ganz offensichtlich mehr zu, als er tatsächlich zugibt. Und aus diesem Grund versucht er gerade alles unter einen Hut zu bekommen. Weshalb er gerade auf dem direkten Weg in sein Verderben rennt. Ich kann es nur immer wieder sagen, dieser Mensch ist eben ein eigensinniger und sturer Bock und damit macht er uns Beiden das Leben unnütz schwer.
„Das ist doch Quatsch, Kookie! Wir wollten Jimin damit doch nicht übergehen. Und wir wollten ihn mit dem Hauskauf schon gar nicht schlecht da stehen lassen. Das Haus ist ein Geschenk an euch Beide, weil wir wollen, dass ihr unbeschwert in eure gemeinsame Zukunft starten könnt." – rechtfertigt er dieses großzügige Geschenk.
„Wir sind euch auch unendlich dankbar, Appa. Aber ich glaube, dass ihr bei all eurer Großzügigkeit total vergessen habt, dass Jimin immer hart für alles gearbeitet hat, um sich seine Wünsche zu erfüllen. Er hat von seinen Eltern gelernt, dass er etwas dafür tun muss, wenn er was haben will. Und dann kommt ihr auf einmal um die Ecke und kauft mal ebenso ein Haus. Natürlich nicht zu vergessen die komplette und erstklassige Einrichtung. Und weil das noch nicht reicht, lasst ihr dieses Haus von einer namenhaften Innenarchitektin ausstatten, die sonst nur Luxusimmobilen einrichtet, wo selbst manchen Multimillionären hören und sehen vergeht." – ermahne ich meinen Dad.
„Appa, ich bin euch wirklich dankbar, dass ihr dass alles für uns tut. Aber Jimin ist keine Person, welche sich mit solchen Geschenken beeindrucken lässt. Eine Schwiegertochter hättet ihr damit wahrscheinlich schneller um den Finger gewickelt. Aber nicht meinen Traummann. Denn dafür steht er viel zu fest mit beiden Beinen im Leben. Ich meine ... sieh ihn dir an ... Jimin hat mit Mitte Zwanzig sein eigenes Restaurant und er liebt seinen Job über alles. Und auch wenn er manchmal echt ein totaler Dickschädel ist, so ist er das Beste, was mir je passiert ist und ich möchte diesen Mann nie mehr in meinem Leben missen." – sprudeln die Worte einfach nur aus mir heraus.
„Jimin hat zwar noch nie wirklich am Hungertuch genagt. Aber so viel Reichtum ist er nun auch wieder nicht gewöhnt. Er möchte eben unabhängig bleiben und sich nicht von der Familie seines Freundes kaufen lassen." – öffne ich meinem Vater schließlich die Augen.
Denn auch wenn Jimin und ich uns lieben, ist es trotz allem schwer für ihn damit zurecht zu kommen, dass ich mir noch nie um irgendetwas Gedanken machen musste. Und mit dem gemeinsamen Haus wollten wir Beide uns vielleicht auch nur etwas Normalität schaffen. Um ehrlich zu sein, hätte ich selber auch gern mehr dafür getan, dass wir uns diesen Traum leisten können. Zum ersten Mal in meinem Leben, wollte ich es aus eigener Kraft schaffen, dieses Haus mit meinem eigenen und hart verdienten Geld, gemeinsam mit Jimin einzurichten.
Aber mit ihrer ausgesprochenen Großzügigkeit haben meine Eltern nunmal wieder gezeigt, dass man mit Geld alles kaufen kann. Und das, obwohl sie immer darauf bedacht waren, dass ich auch kleine Gesten zu schätzen weiß.
Eomma und Appa haben mir von Klein auf beigebracht, dass ich lernen soll, auch Kleinigkeiten wertschätzen zu können.
Ausgerechnet in diesem Moment, wo ich anfange mein eigenes Leben mit einem Menschen aufzubauen, welchen ich über alles Liebe, demonstrieren sie ihre ganze Macht.
Es ist bloß eine Vermutung, aber ich denke, dass genau dies der Grund ist, weshalb Jimin jetzt auch so mit dieser Situation zu kämpfen hat. Weil er in seinen Augen noch nicht einmal mehr in der Lage ist, uns ein gemeinsames Heim zu schaffen.
Freilich sind wir durch die ganzen Möbelhäuser getingelt. Allerdings haben andere für uns eingekauft. Auch wenn das ganze Haus nach unseren Wünschen eingerichtet wird. Aber dadurch fehlen uns die kleinen, neckischen Streitereien um die passenden Farben oder die richtigen Größen der Möbel, welche wir zu Genüge, während unserer Erkundungstouren beobachten durften. Jimin und ich hingegen mussten einfach nur darauf zeigen, was uns gefällt und Dahee setzt das alles so in die Tat um, dass wir dann wohl das Gefühl haben, dass wir alles selber entschieden haben.
„Kooks, es tut mir leid. Deine Mom und ich hatten nie vor, Jimin das Gefühl zu geben, dass er nichts Wert ist. Denn das stimmt nicht. Um ehrlich zu sein, sind wir total stolz auf ihn. Er hat mit seinem Alter schon so viel erreicht, dass er sich überhaupt nicht zu verstecken braucht." – gibt er reuevoll von sich. „Doch in unserer Familie ist es so Tradition, dass die Jeon-Nachfolger ein Haus zur Verlobung bekommen. Und Eomma und ich wollten diesen Brauch einfach nur weiterführen.
Ganz ohne Hintergedanken, dass wir deinen Freund kaufen müssen, damit wir als deine reichen Eltern im besseren Licht dastehen. Schließlich haben wir bei deiner Erziehung ja auch immer großen Wert darauf gelegt, dass Geld nicht alles ist." – spricht mein Dad weiter und so langsam verstehe ich den Sinn hinter dieser Geste und warum sie das alles für uns tun.
„Dafür bin ich euch auch wirklich dankbar, dass ihr immer darauf geachtet habt, dass ich das alles hier nicht als selbstverständlich sehe. Denn ich weiß ganz genau, dass es auch anders geht." – erwidere ich darauf.
„Jetzt müssen wir Jimin nur noch verklickern, dass wir ihm mit dem Geschenk nichts Böses wollen. Damit er uns auch irgendwann mal wieder in die Augen schauen kann." – versucht mein Appa mich aufzumuntern.
Lächelnd schüttle ich mit dem Kopf, ehe ich erneut nach meinem Telefon greife.
„Ich versuche es noch einmal, Jimin zu erreichen. Schließlich brauchen wir ja immer noch eine Entscheidung." – gebe ich mich geschlagen und halte mir mein Handy ans Ohr. Dabei vernehme ich das Tuten in der Leitung wahr, doch wie die Male zuvor geht wieder nur die Mailbox ran.
„Hey, Jiminie. Falls du es vergessen hast, aber wir haben in 10 Minuten einen Termin mit Dahee. Es wäre schön, wenn du mich wenigstens zurück rufen könntest, damit wir endlich den Termin für den Umzug festlegen können. Vorausgesetzt, natürlich ... dass du das alles überhaupt noch willst!" – seufze ich. „Ich liebe dich und pass auf dich auf, ja? Bis später!" – spreche ich dem Älteren auf die Mailbox, in der Hoffnung, dass er sie auch noch rechtzeitig abhört.
Damit packe ich fürs erste meine Schulsachen weg und begebe mich runter zu meinen Eltern, welche bereits mit Dahee bei einer Tasse Kaffee in der Küche an unserem Tisch sitzen. Dicht gefolgt von Miso, welcher mir nicht mehr von der Seite weicht, betrete ich die Küche, um die Architektin zu begrüßen. Diese sieht mich sofort mit einem breiten Lächeln an und kommt auf mich zu.
So reden wir erst einmal über allgemeine Dinge, ehe wir uns letzten Endes auf den Weg in unser neues Zuhause machen.
Gerade als ich die Haustür öffnen will, vernehme ich das Knacken des Schlosses und als die Tür sich öffnet, sehe ich direkt in die Augen meines Freundes, welcher mal wieder völlig abgehetzt aussieht.
„Oh hey, Kooks!" – begrüßt der Ältere mich mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich wollte bloß Miso und ein paar Sachen holen." – spricht er weiter und stürzt auch schon halb an mir vorbei. Mit seiner Wortwahl treibt er mich schon fast in die Verzweiflung, weshalb ich mich kurz bei meinen Eltern und Dahee entschuldige, um meinem Freund in mein Zimmer zu folgen.
„Geht's noch?" – blaffe ich Jimin sofort an. „Was soll die ganze Scheiße?" – frage ich den Mann, welcher tatsächlich anfängt ein paar Sachen in eine Tasche zu packen. Auf meine forsche Frage hin hebt er mit einem undefinierbaren Blick den Kopf und sieht mich zum ersten Mal richtig an, während ich ihn aus vor lauter Verzweiflung, feuchten Augen mustere. „Kookie, was meinst du? Was ist los mit dir?" – fragt er mich unwissend, weshalb mir sofort die Tränen in die Augen steigen, da ich ehrlich gesagt gerade tatsächlich Angst davor habe, dass der Mensch, den ich über alles liebe, mich in den Wind schießt.
„Naja, du ignorierst mich seit Wochen und reagierst noch nicht einmal mehr auf meine Anrufe oder SMS. Dann kommst du hier rein gestürzt und knallst mir zwischen Tür und Angel an den Kopf, dass du nur mal eben ein paar Sachen und deinen Hund holen willst." – platzt es sofort aus mir heraus. „Was soll ich davon bitte halten?" – frage ich ihn erneut. „Denkst du ich weiß nicht was das heißt?" – spreche ich mit brüchiger Stimme und kann es nicht verhindern, dass die salzige Flüssigkeit über meine Wangen rinnen.
„Bist du jetzt komplett bescheuert!" – erwidert er auf meine Worte. Daraufhin kommt mein Freund sofort auf mich zugelaufen und zeiht mich in seine Arme.
„Kooks, du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich meine Sachen packe, um dich zu verlassen?" – spricht er mit ruhiger Stimme auf mich ein und legt seine Hände auf meine Wangen, um mein Gesicht mit dieser liebevollen Geste einzurahmen. Dabei sieht er mich mit einem leicht amüsierten Grinsen an. „Du bist echt ein Idiot, Jeon Jeongguk. Weißt du das?" – sieht er mir tief in die Augen. „Als ob ich dich je im Leben wieder los werden wollen würde." – haucht er mir einen sanften Kuss auf die Lippen, was mich gleich ein wenig beruhigt.
„Taemin wartet draußen. Er und Key fahren doch heute in den Urlaub und sie wollten Miso abholen." – versucht er sich für das Packen der Sachen zu erklären.
„Kooks, das habe ich dir doch erzählt." – hilft er mir auf die Sprünge.
Kurz gehe ich alle Infos in meinem Kopf durch, bis es tatsächlich dann klick macht.
Allerdings muss ich zu meiner Verteidigung gestehen, dass dieses Gespräch auch schon wieder mehr als vier Wochen zurück liegt. Und bei dem ganzen hin und her in der letzten Zeit, werde ich ja wohl auch mal etwas vergessen dürfen. Denn schließlich stecke ich aktuell auch gerade mitten in der Klausurphase.
„Oh, ... dass ist heute?" – frage ich meinen Gegenüber kleinlaut.
„Ja, dass war heute. Sonst würde ich doch nicht hier stehen und ein paar Sachen für Miso packen." – antwortet er mit einem leicht schnippischen Unterton. Gibt mir aber im gleichen Atemzug einen kleinen Schmatzer auf meine Nasenspitze.
Schnell löst er sich wieder von mir, um weiter seiner aktuellen Aufgabe nachzugehen. „Warum ist Dahee hier? Ist irgendetwas mit dem Haus?" – erkundigt er sich über die Anwesenheit der Architektin. Schnell reiche ich meinem Verlobten noch das Lieblingsspielzeug seines Hundes. „Wir haben einen Termin mit ihr. Den du übrigens selber gemacht hast. Heute ist die Bauabnahme, schon vergessen?" – revanchiere ich mich für den Seitenhieb. „Außerdem wollten wir doch heute alles wegen unserem Umzug festlegen. Deswegen habe ich auch versucht, dich ständig anzurufen. Aber der feine Herr ist ja nie erreichbar. Ich glaube langsam, dass ich eine Beziehung mit deiner Mailbox führe. Denn die hört mir wenigstens zu und ignoriert mich nicht ständig. Denn im Moment habe ich das Gefühl, dass du mir lieber aus dem Weg gehst, als dass du dich mit mir auseinandersetzen musst." – erkläre ich mich meinem Gegenüber und kann dabei meine Enttäuschung nur noch schwer zurück halten.
Denn so wie es aktuell zwischen uns läuft, gefällt es mir gar nicht.
„Was? Ich ignoriere dich doch nicht! Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen?" – zeigt er sein pures Entsetzten über meine harten Worte.
„Kookie, bitte glaube mir! Es tut mir leid und es war auch nicht meine Absicht dich zu ignorieren. Aber irgendwie ist es mir gerade alles etwas viel. Ich glaube ich kann nicht mehr, Kooks. Ich halte das alles langsam nicht mehr aus." – fängt Jimin an zu reden. Geschockt über seine gesagtes tut es mir sofort leid, dass ich ihn eben so angeblafft habe.
„Jimin!" – gehe ich auf ihn zu.
„Irgendwie habe ich mir das alles viel einfacher vorgestellt. Die alleinige Verantwortung für das Restaurant und dann dazu noch die Verpflichtung mit dem Entertainment. Das macht mich gerade so alle." – gibt er mir einen Einblick in seine Gefühlslage. „Hätte ich gewusst, dass Jin seine Auszeit mal eben so mir nichts dir nichts verlängert, dann hätte ich mich doch nie auf diesen dämlichen Vertrag bei Namjoon eingelassen." – spricht er weiter und ich kann dabei deutlich erkennen, wie sehr ihm die aktuelle Situation auslaugt.
„Ach, Jiminie. Ich weiß es doch, dass dich dieser Zustand fertig macht. Und ich würde dir auch so gern helfen. Aber am Ende lässt du es ja eh nicht zu. Du elender Sturschädel, lässt diese Hilfe aber nicht zu." – gehe ich weiter auf den Älteren zu und ziehe ihn an seiner Hüfte zu mir.
„Chim, wir wollen dir nichts Böses. Aber so kann das echt nicht weiter gehen. Du machst dich noch völlig kaputt. Und du kannst mir ruhig glauben, dass ich dir Hölle heiß machen werde, wenn du irgendwann unter der ganzen Last zusammen brichst." – drohe ich Jimin.
„Es tut mir wirklich leid, dass ich in letzter Zeit immer so arschig bin. Ich weiß auch, dass es mit einer einfachen Entschuldigung nicht getan ist. Aber glaub mir, ich vermisse dich unglaublich. Deshalb hoffe ich, dass du nach unserem Termin noch etwas Zeit für deinen allerliebsten Lieblingsfreund hast? Ich glaube nämlich, dass wir ganz dringend reden sollten. Wir haben da einiges zu klären." – kuschelt sich der Kleinere an meine Brust.
Auch wenn ich bis eben eigentlich einen ziemlichen Hals auf Jimin hatte, so kann ich im Moment einfach nichts anderes tun, als meinen Liebsten ganz fest in meine Arme schließen. Genießerisch schließe ich die Augen und atme seinen unverkennbaren und zugleich lieblichen Duft ein.
Beschwichtigend hauche ich ihm einen sanften Kuss auf seinen mittlerweile blonden Schopf. „Ich habe dich auch so unheimlich vermisst, Jiminie!" – wiege ich ihn in meinen Armen, behutsam hin und her.
Auch der Ältere genießt meine Nähe ganz offensichtlich.
Doch schon bald werden wir von einem Klopfen unterbrochen. Und ehe ich überhaupt reagieren kann, geht meine Zimmertür auf. „Hey ihr Zwei, seid ihr soweit. Dahee hat später noch einen Termin" – ertönt sogleich die tiefe Stimme meines Vaters, weshalb wir uns schließlich schweren Herzens voneinander lösen.
„Ja, Appa. Jimin und ich sind gleich da. Ihr könnt ja schon ein mal rüber gehen und wir kommen gleich nach." – erwidere ich, bevor wir schnell die letzten Sachen einpacken. Somit machen wir uns mit Miso, welcher mittlerweile seinen Lieblingskuschelhund in seiner Schnauze trägt, auf den Weg zu Taemin und Key. Zögerlich klettert der Golden auf die Rückbank des mattschwarzen Lamborghini Urus Venarus.
Mit großen Augen schaut der Vierbeiner zwischen Taemin, seinem Herrchen und mir hin und her. „Sei schön brav und hör auf Taemin und Key!" – ermahne ich den Hund, während ich ihm einfach noch einmal richtig knuddle. Denn schließlich sehr ich diesen kleinen Fellklops jetzt eine Woche nicht mehr. Auch Jimin verabschiedet sich von seinem Hund, ehe wir uns noch kurz mit unserem Kumpel unterhalten. „Und was macht ihr heute noch schönes?" – fragt der Ältere neugierig.
„Kooks und ich haben jetzt noch einen wichtigen Termin und danach habe ich wohl noch einiges wieder gutzumachen." – zieht mein Freund mich an meiner Hüfte zu sich, ehe er mir einen kurzen Kuss aufdrückt.
„Na dann wollen wir euch nicht länger stören. Und wenn ihr Lust habt, dann kommt doch übers Wochenende einfach zu uns. Taemin und ich würden uns freuen." – verabschiedet Key sich mit einem strahlenden Lächeln und einer herzlichen Umarmung von uns, ehe ihm Taemin folgt und sie sich auch so gleich auf den Weg nach Jeju Island machen.
„Da fällt mir doch glatt ein, dass ich ja auch noch ein Wochenende auf Jeju Island, gut bei dir habe." – erinnere ich meinen Freund an mein Geburtstagsgeschenk an mich. „Dann lass uns doch einfach fahren. Soweit ich weiß hast du ein langes Wochenende." – flüstert Jimin mir ins Ohr, während wir zu unserm neuen zu Hause rüber gehen. „Allerdings müsste ich vorher noch einmal kurz in die Stadt. Denn ich befürchte, dass ich ein neues Handy brauche. Irgendwie sieht das gar nicht mehr so gut aus." – holt Jimin dieses aus seiner Hosentasche und zeigt mir das zersprungene Display, wo sich sogar schon Glassplitter lösen.
Kopfschüttelnd ziehe ich den Älteren mit mir und kann es kaum noch abwarten, zu sehen, wie unser Haus nun nach dem Umbau aussieht.
Als wir dieses betreten erstrahlen direkt die neuen Farben, welche wir gemeinsam ausgesucht haben. So dass wir gleich im Eingangsbereich von einem leichten Hauch pastelltürkis empfangen werden. Auch der angrenzende Flur und das Treppenhaus ist in diesem Farbton gehalten. Die ehemalige Tür in die Küche ist nun tatsächlich Geschichte.
Nach und nach begehen wir die ganzen Räumlichkeiten.
Während die Wohnräume lediglich neu tapeziert und gemalert wurden sind die beiden Badezimmer bereits vollkommen fertig. Und der eigentliche Technikraum wurde zu einem hoch funktionellen Hauswirtschaftsraum, mit einer eigenen Dusche für unseren Vierbeiner umgestaltet.
Während das kleine Badezimmer mit weißen XXL-Fliesen im Mamorlook mit dezenten Strukturen und ein paar schwarzen Akzenten, eher schlicht gehalten ist. So habe wir im großen Bad nun wahrlich eine kleine Wellnessoase.
Hier hat sich Dahee mit ihrer Planung wirklich selber übertroffen.
Denn bei dem Anblick möchte man sich am liebsten alle Klamotten vom Leib reißen und nie wieder hier raus gehen. Der dunkle Boden in Holzoptik, steht im Kontrast zu den großen, sandfarbenen Wandfliesen im Mamorlook und verleihen dem Raum einen mediterranen Touch. Dazu die Kombination mit den dunklen Holzelementen, einfach nur wow.
Das große Lichtbandfenster ist nun von einer Holzvertäfelung umrandet und darunter befindet sich eine freistehende, ovale und sehr geräumige Badewanne. Diese steht auf einer Art Holzsteg, welcher unterhalb mit einer indirekten Beleuchtung versehen wurde. Umrandet wird das Holz von weißen Rundsteinen.
Und auch die Dusche ist ein wahrer Hingucker. Denn hier setzt sich die Farbe und Form des Holzes sowie der Fliesen fort. Dazu prangern graue Regale und weiße Blumentöpfe an der Wand, welche bereits mit passenden Pflanzen versehen wurden. Welche sich in dem feuchtwarmen Klima des Raumes sehr wohl fühlen. Die große Regenwalddusche, wurde in einer Art Luke angebracht, die uns vorgaukelt, den Blick auf einen strahlend blauen Himmel mit ein paar weißen Schäfchenwolken zu erhaschen.
Dazu noch der passende Waschtisch mit zwei Waschbecken und je einen großen runden Spiegel, macht das Bild perfekt. Wobei einzig in diesem Bereich die XXL-Fliesen, kleinen weißen Subwayflisen, welche im Fischgrätenmuster angeordnet wurden.
Die vielen dunklen Regale, die in die Wand eingefasst wurden, bieten uns jede menge Stauraum für unsere ganzen Sachen. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht darauf freue, endlich hier zu wohnen.
Auch Jimin wirkt total geflasht von dem Endresultat.
„Dahee, ganz ehrlich ... wenn allein schon die Badezimmer so toll aussehen, dann möchte ich mir gar nicht ausmalen, wie dann der Rest mal aussehen wird." – lobt er unsere Architektin.
Und mal davon abgesehen, dass die Freundin meiner Mom diesen Auftrag nur angenommen hat, weil unsere Familien schon so lange miteinander befreundet sind. Denn normalerweise umfassen ihre Projekte weitaus mehr Zimmer als ein läppisches Einfamilienhaus.
Schließlich sprechen wir noch die nächsten Feinheiten ab sowie den endgültigen Termin für unseren Einzug ab. Und was soll ich euch sagen, ich sollte mich dann mal so langsam, aber sicher daran machen, meine ganzen Sachen zu packen, damit wir tatsächlich schon in einer Woche einziehen können. Vorausgesetzt, dass Jimin den Umzug irgendwo in seinen übervollen Terminkalender unterbringen kann.
Denn aktuell ist er ja noch immer so sehr eingespannt, so dass er kaum Zeit zum Durchschnaufen hat.
Zu meiner Überraschung nimmt er diesen Termin wirklich ohne Diskussion hin und er scheint sich ebenso auf diesen Tag zu freuen, wie ich es tue.
Auf dem Weg nach draußen hält Jimin meine Eltern noch einmal kurz zurück. „Ae-ri und Sooyoung? Kann ich dann mal mit euch reden?" – versucht er die Aufmerksamkeit dieser zu erhaschen. Erstaunt darüber sehen ihn Beide fragend an. Wobei meine Mom seinem Vorschlag ohne Zögern zustimmt.
Nach einer kurzen Verabschiedung von der Architektin, welche schon wieder auf dem Weg zu ihrem nächsten Klienten ist, machen wir uns auf den Weg nach Hause, wo wir uns gemeinsam dazu entschließen zu kochen.
„Ich weiß, ich habe eure Hilfe die ganze Zeit abgelehnt. Aber steht euer Angebot noch?" – rück mein Verlobter endlich mit der Sprache raus.
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