Kapitel 81 | Kleine Schlafmütze
POV | Jeongguk
„Es geht doch nicht um meine Note, du Pabo. Ich habe mich so auf den Auftritt gefreut, weil ich dich damit überraschen wollte." – schnipse ich ihm gegen die Stirn, ehe ich Jimin entschlossen anschaue und einfach weiter spreche. „Aber mal ganz ehrlich, ich lasse mich bestimmt nicht von einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Schlüsselbein aufhalten. Du bekommst deine Überraschung. Koste es was es wolle, denn was mich nicht umbringt, macht mich stark." – gebe ich mich trotz der aktuellen Situation sehr zuversichtlich.
———————
Wahrscheinlich werde ich diese Aussage sowas von bereuen.
Aber ich lasse mir bestimmt nicht die Gelegenheit entgehen, meinen Song, welchen ich wohlgemerkt, für Jimin geschrieben und produziert habe, auch zu präsentieren.
Vielleicht werde ich nicht, so wie geplant tanzen können. Aber mit etwas Hilfe kann ich bestimmt an meiner Choreographie noch etwas ändern. Zum Tanzen brauche ich ja schließlich nicht zwangsläufig meine meine Schulter. Ich mache ja kein Breakdance – denke ich mir. Das doofe ist halt nur, dass dieser Unfall so kurz vor dem Schuljahresende passieren musste, wo ich nun auch noch jede Menge Klausuren verpasse. Da kann ich jetzt nur hoffen, dass ich die Möglichkeit bekomme, dass ich ausnahmsweise mündlich geprüft werden kann, um noch auf meine Endnoten zu kommen.
Nun steht aber erst einmal die Operation an.
Der Einzige Lichtblick dabei ist, dass ich dadurch schon in drei Monaten wieder vollkommen belastbar sein werde. Während ich ohne diesen Eingriff mindestens ein halbes Jahr keinen Sport treiben dürfte und das wäre nun wirklich mein Todesurteil.
Jetzt hoffe ich nur, dass meine Eltern die Ärzte davon überzeugen können, dass ich in Seoul operiert werden kann. Denn wenn nicht, dann müsste ich jetzt noch mindestens eine Woche hier in Busan bleiben. Unter normalen Umständen würde mich das alles nicht stören, da ich diese Stadt nach wie vor sehr gern mag. Aber eine Woche alleine, ohne Jimin, dass geht mal so überhaupt nicht. Denn ich weiß, dass ich das nie im Leben aushalten würde.
Aber schließlich muss Jiminie morgen früh gleich wieder ins Restaurant. Das heißt, dass er heute schon wieder nach Hause fahren muss.
„Ach Kooks, du bist echt einfach nur unmöglich." – gibt Jimin einfach nur seufzend von sich, woraufhin ich mich noch enger in seine Arme kuschle. „Warum?" – frage ich ihn unschuldig und sehe meinen Freund mit großen Augen an. „Du ersäufst fast in einer Pfütze, brichst die das Schlüsselbein und das Einzige, was dich interessiert ist, dass du bei der großen Schulweihnachtsfeier dein Lied präsentieren kannst." – rügt er mich für meinen Plan. „Wenn du willst, dann darfst du bei uns im tasty temptation auftreten und mich so mit deinem eigenen Song aus den Socken hauen." – schlägt er mir vor. Was wirklich sehr verlockend klingt. Allerdings möchte ich wie geplant in der Schule auftreten. Ich bin eben ein kleiner Dickkopf.
„Ach ChimChim, du bist echt süß und das ist echt lieb von dir, dass du mir diese Chance geben würdest. Aber ich möchte unbedingt mit meinen Freunden zusammen auftreten. Schließlich haben wir doch alle so hart dafür gearbeitet. Also lass mich. Ich jammere dann auch nicht rum, wenn mir danach alles weh tut oder mir der Arm abfällt." – gebe ich Jimin mein Wort, was ihn kehlig auflachen lässt. „Dein Wort in Gottes Ohr. Aber am Ende kann ich dich eh nicht aufhalten, da du einen echten Dickschädel hast. Also tue was du nicht lassen kannst." – lenkt der Orangehaarige schließlich ein.
Kichernd betrachte ich den Älteren, ehe ich mich leicht stecke, um ihn etwas näher zu kommen. „Gib es doch einfach zu, dass ist ganz sicher genau der Grund, weshalb du mich liebst?" – ärgere ich meinen Schatz, welcher daraufhin nichts weiter erwidert.
Lediglich einen kurzen Kuss, welchen er mir, federleicht auf meine spröden Lippen haucht.
Somit genießen wir für einen Moment die angenehme Stille zwischen uns und gerade in den Moment, als Jimin wieder etwas sagen will, geht die Tür schwungvoll auf und die Ärztin betritt, gemeinsam mit meinen Eltern das Zimmer.
Schließlich erklärt sie mir das weitere Vorgehen meiner Behandlung und zu meinem Glück spricht sie die für mich so erlösenden Worte aus, dass ich in Seoul operiert werde.
Nur leider muss ich heute gleich dort vorstellig werden, da ich auf Grund meiner Gehirnerschütterung für mindestens 48 Stunden unter Beobachtung bleiben muss. Und dass nur, weil ich nach meinem Sturz für deren Geschmack etwas zu lange ohne Bewusstsein war. Aus diesem Grund können sie, trotz des gemachten CT's nicht ausschließen, dass nicht doch irgendwelche Blutungen oder ähnliche Spätfolgen auftreten. Jedoch werde ich den Krankenhausaufenthalt gern in Kauf nehmen, solange ich jetzt, gemeinsam mit meinen Eltern und meinem Freund nach Hause fahren kann und Jimin morgen früh, wie geplant zur Arbeit gehen kann.
„Jeongguk, wir legen dir jetzt erst einmal eine Schulterschlinge an. Diese verhindert, dass sich der Bruch weiter verschieben kann, so dass dabei nicht noch wichtige Nerven oder Gefäße verletzt werden. Zu dem gebe ich dir auch noch ein paar Schmerzmittel mit, die du bei Bedarf mit etwas Wasser nehmen kannst. Meine Kollegen in Seoul wissen bereits bescheid, da ich deine Befunde gleich rüber geschickt habe. So könnt ihr euch dann die lange Aufnahme ersparen." – erklärt mir die Ärztin, ehe sie meine Eltern und Jimin bittet den Raum zu verlassen, damit sie draußen warten können, während mir der Verband angelegt wird.
Langsam erhebt sich mein Freund aus dem Krankenbett und gibt mir noch einen sanften Kuss auf den Mund, bevor er gemeinsam mit meiner Mom und meinem Dad den Raum verlässt.
„Du und dein Freund, ihr seid ein echt süßes Paar!" – spricht sie mit einem freundlichen Ton, während sie mir dabei hilft vom Bett aufzustehen.
Ihre Worte zaubern mir, wie von selbst ein strahlendes Lächeln auf die Lippen. „Danke schön. Ich bin auch sehr froh, Jimin zu haben. Allerdings glaube ich, dass ich manchmal echt sehr anstrengend bin. So wie heute zum Beispiel. Ich breite ihm ständig nur Sorgen. Aber dennoch hat er immer so viel Geduld und Verständnis für mich. Und er bringt mich immer wieder zu Lachen." -schwärme ich der Älteren regelrecht vor, als ich die ganze Prozedur über mich ergehen lasse.
„Dein Freund liebt dich über alles. Du hättest ihn mal sehen sollen, als du eingeliefert wurdest. Er stand völlig neben sich und war schon fast krank vor Sorge.
Weshalb er auch im RTW mitgefahren ist. Meine Kollegen hatten Angst, dass ihm vor Aufregung auch noch etwas passiert." – erzählt sie mir von der Zeit als ich noch bewusstlos war. „Also mach dir nicht so viele Gedanken, dein Schatz gehört voll und ganz dir!" – lächelt sie mich an und geht ihrer Arbeit weiter nach. Wobei ich hin und wieder echt die Luft anhalten muss, da meine Schulter bei der kleinsten Erschütterung, doch ganz schön schmerzt, während sie diese mit der Schlinge stabilisiert.
Als sie damit fertig ist, gibt die Ärztin mir noch ein paar wichtige Anweisungen, ehe sie mich schließlich mit einer Überweisung in die Klinik nach Seoul, in meine kurzzeitige Freiheit entlässt.
So chauffiert mich Jimin, nun schon ein paar Minuten später, in einem Rollstuhl, wie einen alten und gebrechlichen Mann durch das Krankenhaus, ehe wir schließlich durch die große Schiebetür, hinaus auf den Parkplatz treten, wo meine Eltern schon, sehnsüchtig auf uns warten.
Mit wackligen Beinen klettere ich vom Rollstuhl in das Auto meines Vaters und lasse mich von meiner Mom anschnallen. „Ist alles okay, mein Schatz?" – fragt sie mich besorgt, was ich mit einem zaghaften nicken bestätige. „Geht schon. Mir brummt bloß der Schädel und mir ist nach wie vor noch etwas schlecht. Aber es ist auszuhalten." – gebe ich mit einem gezwungenen Lächeln von mir.
„Okay, aber das kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass dir der Schädel brummt. So wie du mit deiner Platzwunde und deinen Schrammen im Gesicht aussiehst, hast du ganz schönes Glück gehabt. Dich kann man echt keine Sekunde aus den Augen lassen, mein lieber Sohn." – rügt sie mich, sieht mich aber mit einem leichten Schmunzeln dabei an. „Aber du kannst dich ja jetzt einfach etwas ausruhen und am besten bewegst dich so wenig wie möglich. Wir fahren jetzt noch einmal schnell zum Hotel, um unser Gepäck zu holen und dann fahren wir gleich nach Hause. Und wenn du willst, dann kannst du ja während der Fahrt auch etwas schlafen. Jimin kuschelt bestimmt liebendgern mit dir, Kookie." – spricht sie mit ihrer liebevollen Stimme zu mir.
Reuevoll sehe ich meine Mom an.
„Eomma, es tut mir leid, dass ich euch das Wochenende versaut habe. Ich verspreche dir, ich mache das alles wieder gut." – verspreche ich ihr, da sie sich heute eigentlich schon auf den Besuch des Weihnachtsmarktes gefreut hat. Denn dass ist jedes Jahr ihr kleines Highlight und der krönende Abschluss ihres Gebrutstagswochenedes. Aber leider ist es diesmal, durch meinen eher unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt, ein ehr unschöner Abschluss für sie.
„Ach Kooks, wenn sich hier jemand entschuldigen muss, dann sind das meine Eltern. Ohne ihre hinrissige Diskussion, wäre das doch alles gar nicht passiert. Denn so wärst du in deinem Zustand nicht weg gelaufen. Du hattest einfach nur Angst, vor einer Trennung von Jimin. Und aus dieser Panik heraus, hast du in diesem Moment einfach keinen anderen Ausweg gesehen. Es konnte ja keiner Ahnen, dass es so endet und du nun jetzt auch noch operiert werden musst. Also gibt dir bitte nicht die Schuld. Du hast einfach nur aus deinem Instinkt heraus gehandelt und der Sturz war einfach nur ein dummer Unfall." – versucht sie mich zu beruhigen.
„Du glaubst gar nicht, was für eine scheiß Angst wir um dich hatten, als Jimin auf einmal ins Restaurant rein kam und vor uns stand, um uns zu erzählen, dass du abgehauen bist. Und dann als er angerufen hat und uns bescheid gegeben hat, dass du gestürzt bist und dass du ohne Bewusstsein ins Krankenhaus eingeliefert wurdest." – bringt meine Mom nun unter Tränen heraus.
„Dein Appa war drauf und dran einen Mord zu begehen." – kann sie sich das Lachen nicht verkneifen, als sie an meinen aufgebrachten Vater denken muss. „Zum Glück waren Hwang und Elin sofort zur Stelle." – grinst sie mich verschmitzt an.
Dabei kann ich mir nur zu gut vorstellen, wie mein Dad auf seine Schwiegereltern los gehen wollte, denn ich weiß ganz genau, wie Hitzköpfig er werden kann, wenn es um Eomma oder mich geht.
Nachdem mein Appa und Jimin zu unserem Auto zurück kehren, machen wir uns auch schon zurück kehren, mache wir uns auch endlich auf den Weg zurück zum Hotel. Wo wir nach guten 30 Minuten auch ankommen.
Zu meiner Überraschung werden wir von meiner und Jimins Familie sehnlichst erwartet werden. Als wir vor dem Haupteingang vorfahren, reißt meine Halmeonie sofort die Autotür auf und zieht mich augenblicklich in ihre Arme, was mich schmerzerfüllt aufstöhnen lässt. Denn durch die ruckartige Bewegung durchfährt mich ein unbeschreiblicher Schmerz. Daraufhin lässt die Ältere, auf der Stelle von mir ab und sieht mich entschuldigend an. „Es tut mir so leid, mein kleiner Kookie.
Aber ich bin so froh, dass du wieder da bist und du auch einigermaßen fit bist und dass wir dich Wohlbehalten wieder sehen." – spricht sie erleichtert zu mir.
Langsam steige ich aus dem Wagen meines Vaters aus und sofort ziehe ich meine Oma in eine Umarmung, da sie sich, wie der Rest der noch Anwesenden so viele Sorgen um mich gemacht hat. „Mir geht es gut Halmeonie und es tut mir leid, dass ich euch so eine Angst eingejagt habe. Ich wollte doch einfach nur alleine sein, um nachzudenken." – erkläre ich mich und drücke ihr einen sanften Kuss auf die Wange, was die ältere Frau sofort milde stimmt.
Während meine Eltern und Jimin sich um unsere Abreise kümmern, werde ich liebevoll von meiner Oma und Elin umsorgt. Dabei komme ich nicht drumherum, um ihnen alles genau zu erzählen, was vorgefallen ist.
Gleichzeitig machen wir es uns in einer ruhigen Ecke der Lobby bequem und reden über diesen unschönen Vorfall. Als Elin mir erzählt, wie außer sich Jimin vor Wut war, als er noch einmal nach mir sehen wollte und ich einfach verschwunden war, macht sich mal wieder das schlechte Gewissen in mir breit. Denn mein Freund hat sich sofort Vorwürfe gemacht, warum er nicht besser auf mich aufgepasst hat. Seiner Meinung nach hätte er auf der Toilette auf mich warten sollen, damit wir gemeinsam zurück zum Frühstück hätten gehen können. Denn so wäre ich in dieser Situation nicht allein gewesen.
Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir unser Gespräch sofort wieder ein, welches wir vor meinem überstürzten Ausflug, auf der Toilette hatten. Wo wir uns über meine Übelkeit auch noch lustig gemacht haben.
Die Ärztin meinte vorhin nur zu mir, dass mein Magen nur verrückt gespielt hat weil ich mit der ganzen Situation überfordert war. Also eine natürliche Reaktion auf den ganzen vorangegangenen Stress war. Und aus diesem Grund soll ich mir in den kommenden Wochen, einfach nur so viel Ruhe wie möglich gönnen. Was mir auf Grund meiner kleinen Zwangspause wohl jetzt nicht mehr ganz so schwer fallen dürfte. Denn in nächster Zeit darf ich keinen Sport machen und schon gar nicht im Restaurant arbeiten. Also genügend Zeit, um die ganze Schieße erst einmal zu verdauen.
Nur leider werde ich Jimin dann noch weniger sehen als so schon.
Ich kann ja schließlich auch nicht den ganzen Tag im tasty temptation rum lungern und meinen Freund von seiner über alles geliebten Arbeit abhalten. Wobei ich es eigentlich ganz lustig finden würde, Jimin bei seinem Tun buchstäblich anzuhimmeln.
Nach einer guten Stunde sind wir auch schon bereit zur Abfahrt.
Weshalb wir uns von unserer lieben Familie verabschieden. Meine Oma und mein Opa versprechen mir sogar, dass sie diese Wochen auch noch nach Seoul kommen, um mich zu besuchen. Allerdings soll ich erst einmal meine Operation hinter mich bringen. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit, werden die Zwei dann sobald ich wieder zu Hause bin bei uns auf der Matte stehen, um mich wieder aufzupäppeln. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht über ihren Besuch freue.
Nach dem ich mich auch von Elin und Hwang verabschiedet habe, bin ich sowas von erleichtert, dass nicht alle in meinem Umfeld so negativ eingestellt sind. Ich bin echt froh, dass der Großteil unserer Familien echt hinter Jimin und mir steht. Und genau daran sollte ich jetzt denken und mich nicht länger daran festhalten, dass es Menschen in unseren Reihen gibt, die unsere Beziehung wohl nie akzeptieren werden.
Vor allem aber soll meine Eomma nicht darunter leiden müssen, dass ihre Eltern und ihre große Schwester so ein Drama aus meinen Liebesleben machen. Sie kann ja im Grunde genommen nichts für ihre eigene Familie. Die Hauptsache ist doch, dass Eomma, Appa, Jimin und ich zusammenhalten. Denn dann kann uns einfach nichts passieren.
Aber nach diesem Vorfall kann ich mittlerweile auch sehr gut verstehen, warum sie schon so früh von zu Hause ausgezogen ist.
Denn schon als sie damals meinen Appa, während ihres Praktikums, kennengelernt hat, haben sich ihre Eltern nur negativ über diese Beziehung geäußert. Sie hätten gern einen erfolgreichen und einflussreichen Mann an ihrer Seite gesehen und dann kommt sie mit einem, in ihren Augen, läppischen Hotelerben daher.
Meine Eltern haben sehr schnell gemerkt, dass sie nicht mehr ohne den jeweils Anderen sein wollen. Aus diesem Grund hat meine Mom sogar in eine Schule nach Busan gewechselt, um hier ihren Abschluss zu machen. Zum einen, um meinem Dad näher zu sein und zum anderen, weil diese Schule sich schon im Abitur auf den Tourismusbereich konzentriert hat. Und dies genau den Wünschen meiner Eomma entsprochen hat, da sie schon von Kind an davon geträumt hat in diesem Bereich zu arbeiten.
Meine Großeltern hatten damals schon sehr große Vorurteile gegen ihren Wunsch in einem Hotel zu arbeiten. Und als sie ihnen dann auch noch meinen Vater vorgestellt hat, als zukünftigen Hotelchef, war Appa ihnen sofort ein Dorn im Auge. Denn in ihren Augen wird die Tourismusbranche völlig überbewertet. Und bis heute lassen sie meinen Dad diese Abneigung spüren. Was aber auch noch daran liegt, dass meine Eomma gerade einmal 19 Jahre alt war, als ich zur Welt kam. Wohlgemerkt mitten in ihrer Ausbildung.
Was sie allerdings nicht davon abgehalten hat, diese trotz der Belastungen als junge Mutter, mit Bravour zu bestehen. Da Eomma zu dieser Zeit meist mit mir alleine war, weil Appa zu dieser Zeit noch in Seoul studiert hat und deshalb kaum zu Hause war.
Nachdem wir dann nach Seoul gezogen sind, hat meine Mom dann auch angefangen zu studieren, um einen besseren Einblick in die betriebswirtschaftlichen Prozesse zu bekommen. Damit sie meinen Dad dann voll und ganz in der Firma zur Seite stehen konnte. Denn sie wollte nicht einfach nur die Frau von Jeon Sooyoung sein. Welcher das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater immer weiter ausgebaut hat. Nein, sie wollte selber ein Teil dieses Unternehmens sein, um ihre neue Familie bei ihrem Vorhaben dabei zu unterstützen, aus dem einfachen Hotel in Busan eine weltweit florierende Hotelkette der extraklasse zu machen.
Damit wollte sie allen beweisen, dass sie mit ihren Ideen und ihrem Wissen einen großen Anteil an dem Erfolg haben kann. Und ich bin mir auch zu einhundert Prozent sicher, dass unser Familienunternehmen ohne ihr Geschick nicht halb so erfolgreich wäre, wie es heute ist. Denn Eomma hat mittlerweile ein wahres Gespür dafür entwickelt, was sich unsere Gäste während ihres Aufenthalts in unseren Hotels wünschen.
Meine Großeltern, lieben meine Eomma aus vollem Herzen und sie sind einfach nur froh darüber, dass sie so eine tolle und tüchtige Schwiegertochter haben. Aus diesem Grund haben sie sich selber schon sehr früh aus dem Hauptgeschäft zurück gezogen und haben sich auf ihr Hotel in Busan konzentriert.
Bis heute haben sich meine Eltern nie von den Anfeindungen meiner Großeltern aus Ulsan, aus der Ruhe bringen lassen. Und selbst jetzt stellen sie sich wie zwei Löwen, gegen diese abstrusen Forderungen. Denn sie Kämpfen weiter um das was ihnen wichtig ist. Ich stehe bei ihnen, trotz des großen Erfolges immer an erster Stelle und dass zeigen sie mir ganz deutlich, da sie wie eine Mauer, fest hinter mir stehen. Nie im Leben würden sie zulassen, dass Eommas Familie mit ihren Drohungen durchkommt und mir damit schaden könnten. Ich bin so froh, dass ich solche Eltern haben und kann ihnen nie genug dafür danken, dass sie mich so vor den anderen verteidigen.
Seufzend lehne ich mich and die Schulter meines Freundes und genieße seine sanften Streicheleinheiten, während mein Appa uns zurück nach Seoul bringt.
Jimin ist nicht selber, in seinem Auto zurück gefahren, da er an meiner Seite sein will und sein Auto noch immer am Haedong Yonggungsa Tempel steht. Wobei ich nun stark hoffe, dass der arme Miso nicht schon seit Stunden im Auto ausharren muss, nur weil sein Herrchen durch meinen Unfall so aus der Bahn geworfen wurde, dass er ihn völlig vergessen hat.
So viel ich vorhin mitbekommen habe, bringt Hwang das Auto seines Sohnes, samt Vierbeiner dann zu uns nach Hause. Jetzt haben alle jede Menge Stress wegen mir, nur weil ich zu doof bin, um mich auf den Beinen zu halten und ausgerechnet heute einen Abflug machen musste – denke ich mir reuevoll. Da werde ich wohl zu Weihnachten etwas tiefer in die Tasche greifen müssen, um mich bei allen gebührend zu entschuldigen.
Da die Straßen zum Glück frei sind, kommen wir nach guten vier Stunden in Seoul an.
Doch zu meinem Leidwesen, steuert mein Appa sofort das Seoul National University Hospital in Gangnam an.
Schmollend schiebe ich meine Unterlippe hervor, was Jimin sofort zum Lachen bringt.
„Kookie, was muss das muss. Du weißt ganz genau, dass wir dich nur unter der Bedingung nach Seoul mitnehmen durften, wenn wir dich gleich hier her bringen." – erinnert er mich an die Absprachen mit der Klinik in Busan. „Aber ich verspreche dir, dass ich bei dir bleibe, bis du eingeschlafen bist. Okay?" – haucht er mir entgegen und gibt mir einen kurzen Kuss auf meinen Schopf. „Versprochen?" – frage ich ich mit leiser Stimme, da ich eigentlich nicht ohne meinen Freund sein will. „Versprochen, Jeonggukie!" – bestätigt er seine Aussage noch einmal.
Schließlich holt mein Appa schnell einen Rollstuhl, damit ich unbeschadet im inneren der Klink ankomme. So bringen mich die Drei zu Anmeldung in die Notaufnahme, wo ich nach kurzem warten, dann letzten Endes in mein vorübergehendes Domizil gebracht werde.
Gerade als ich es mir auf dem Bett bequem gemacht habe geht die Tür auf und ein Arzt und eine Krankenschwester kommen herein, um noch einmal meine Werte und Reflexe zu testen. Und da soweit alles in Ordnung ist, teilt er uns mit, dass die Op für Mittwoch angesetzt wurde, da sie erst einmal die Symptome meiner Gehirnerschütterung und meiner Magen-Darm-Probleme in den Griff bekommen wollen, um meinen Körper nicht noch mehr zu stressen.
Allerdings heißt das für mich, dass ich nun für mindestens eine Woche hier bleiben muss. Da ich auch nicht mit nach Hause darf. Sondern bis zum Eingriff an meinem Schlüsselbein zur Beobachtung hier bleiben muss. Na toll – denke ich mir. Und um ehrlich zu sein, würde ich liebendgern das Weite suchen, denn zu Hause könnte ich mich genauso ausruhen wie hier. Aber wenn die Ärzte es für nötig halten, dass ich hier bleibe, dann werde ich mich dem wohl beugen müssen, da meine Eltern wohl kaum irgendein Risiko eingehen werden.
Somit lege ich mich nun wirklich ganz gemütlich hin und während meine Eltern sich auf den Weg nach Hause machen, um mir noch ein paar frische Sachen zu holen, bleibt mein Freund wie versprochen an meiner Seite.
Und ehe ich mich versehe, legt er sich zu mir in das wirklich sehr schmale Krankenbett und zieht mich vorsichtig, immer darauf bedacht mir nicht weh zu tun, in seine Arme.
Sofort kuschle ich mich an Jimin ran und genieße seine Nähe und die damit verbundene Wärme. „Dann werde ich wohl hier noch einige Zeit versauern müssen, wenn die Op erst am Mittwoch ist." – gebe ich jammernd von mir. „Ich komme dich jeden Tag nach der Arbeit besuchen und bringe dir auch immer was Schönes zu Essen mit!" – schlägt er mir vor, was mich sofort aufmuntert. Was aber vielleicht auch daran liegt, dass ich bei gutem Essen eh nicht widerstehen kann und Jimin, dass ganz genau weiß.
Schließlich stimme ich seinem Vorschlag zu, da ich ganz genau weiß, dass mein Freund mich nicht enttäuschen wird.
Wir unterhalten uns noch über verschiedene Dinge, welche uns gerade so durch den Kopf gehen. Dabei spüre ich, dass ich meine Augen nicht mehr lange offen halten kann. Während ich Jimins lieblicher Stimme lausche, kuschle ich mich immer näher in seine Arme und genieße die mir so vertraute Wärme und seinen wohligen Duft. Welcher mich immer mehr einlullt und meine Müdigkeit und die doch sehr anstrengenden Ereignisse der letzten beiden Tage in einen ruhigen Schlaf gleiten lässt.
*******
Noch etwas benommen öffne ich meine Augen und fühle mich wie erschlagen.
Mein Hals ist trocken und das leichte Kratzen darin, zwingt mich dazu mich immer wieder zu räuspern, in der Hoffnung, dass der Kloß in meinem Hals dadurch verschwindet. Gepaart mit dem noch immer leicht schwummrigen Gefühl ist meine Orientierung noch immer leicht eingeschränkt.
Je mehr Zeit vergeht, desto klarer wird mein Verstand und ich kann mich wieder erinnern, dass ich mich nach wie vor im Krankenhaus befinde.
Als sich meine Sicht langsam, aber sicher klärt, gewöhne ich mich an das grelle Neonlicht in meinem Krankenzimmer. Der leichte Druck an meiner linken Hand bringt mich dazu, dass ich meinen Kopf etwas in diese Richtung drehe, um schon im gleichen Augenblick in das strahlende Gesicht meines Freundes zu blicken.
„Na, ausgeschlafen meine kleine Schlafmütze!" – ertönt auch sogleich seine weiche Stimme, welche sofort mein Herz höher schlagen lässt.
„Wie geht es dir?" – fragt er mich auf der Stelle. Woraufhin ich tatsächlich für einen Moment kurz inne halte, um zu überlegen, wie es mir geht. „Mir geht es ganz gut ... glaube ich jedenfalls. Ich bin nur noch etwas müde." – antworte ich Jimin mit kratziger Stimme und allmählich kommen die ganzen Erinnerungen wieder hoch, weshalb ich aktuell noch etwas neben der Spur bin. Meine Operation!
Der Orangehaarige beugt sich über mich und streicht mir zunächst ein paar meiner Haarsträhnen aus der Stirn, ehe er mir einen sanften Kuss auf diese haucht. Seine vollen und weichen Lippen auf meiner Haut zu spüren, jagt mir dabei einen angenehmen Schauer über meine Haut und, um ehrlich zu sein, hätte ich gern mehr davon.
Wohlig seufzend lass ich seine zärtlichen Liebkosungen über mich ergehen, bevor sich Jimin viel zu schnell von löst.
„Bist du schon lange da?" – frage ich meinen Freund mit krächzender Stimme, welcher mich daraufhin mit einem weichen Blick mustert. „Mhm, lass mich mal kurz überlegen." – legt der Ältere seine Finger unter sein Kinn. „So seit zwei Stunden, vielleicht? Also eigentlich, seitdem du wieder auf deinem Zimmer bist. Du hast aber so tief und fest geschlafen, dass der Anästhesist schon gedacht hat, dass er sich bei deiner Narkose vertan hat." – klärt er mich auf. „Aber das hat mich jetzt nicht wirklich gestört. Denn so konnte ich dir wenigstens ganz ungestört beim Schlafen zusehen." – spricht er weiter und kann sich dabei ein verlegenes Kichern nicht verkneifen.
Empört sehe ich den Älteren an. „Oh nein, Jimin! Warum machst du sowas? Hast du denn nichts Besseres zu tun?" – frage ich ihn schließlich und kann die aufkommende Röte in meinem Gesicht kaum noch zurück halten.
Jimin legt seinen Kopf schief und spitzt seine plumpen Lippen für einen Moment.
„Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich gewiss andere Dinge zu tun gehabt. Aber mal ganz im Ernst, Kookie, was gibt es bitte Wichtigeres im Leben, als der Liebe seines Lebens beim Schlafen zuzuschauen. Dafür verzichte ich auch sehr gern auf ein Treffen mit Taemin. Dafür bist du nämlich viel zu süß. Und außerdem habe ich dir doch versprochen, dass ich hier bin, wenn du wach wirst." – erinnert er mich daran, was er mir gestern versprochen hat, bevor er nach Hause gefahren ist. „Es konnte ja niemand wissen, dass du einen auf Dornröschen machst und den ganzen Tag verpennst!" – tippt Jimin mir neckend auf die Nasenspitze.
Natürlich freue ich mich darüber, dass er es wirklich durchgezogen hat, hier bei mir zu sein. Und dass trotz all dem vorweihnachtlichen Stress im Restaurant.
Dabei muss ich wirklich sagen, dass Jimin sich wirklich rührend um mich kümmert.
Denn er ist tatsächlich jeden Tag nach der Arbeit hier her gekommen und ist immer geblieben, bis ich eingeschlafen bin. Zudem stand er auch nie mit leeren Händen vor der Tür, denn er hat mir immer etwas zu Essen aus dem tasty temptation mitgebracht. Meistens eines meiner Lieblingsgerichte, welche Jin immer extra nur für mich gemacht hat. Und zum Nachtisch gab es dann immer noch etwas Leckeres von meinem Freund. Welcher übrigens auch immer das ganze Pflegepersonal mit seinen Leckereien verwöhnt.
Wenn er so weiter macht, dann lassen die mich vielleicht nie wieder raus hier, nur weil sie Angst haben, dass sie nie wieder so tolle Desserts bekommen werden – denke ich mir und kann mir dabei ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass Jimin das eher als Bestechung macht, damit er nicht immer sofort rausgeschmissen wird, wenn er erst spät hier aufschlägt. Denn schließlich ist das hier ja ein Krankenhaus und kein 5-Sterne-Hotel, wo man kommen und gehen kann wie man will.
Zum Glück habe ich die Operation jetzt endlich hinter mir. Dafür habe ich jetzt zwar eine kleine Platte und mehrere Schrauben in meinem Körper. Aber hey, was muss das muss. Denn schließlich habe ich bei meinem Sturz ganze Arbeit geleistet, so dass ein einfacher Nagel zum Stabilisieren nicht ausgereicht hat.
Nachdem die Schwester kurz nach mir gesehen hat, ob Dornröschen denn mittlerweile aufgewacht ist, kam kurze Zeit später auch schon mein Arzt, um mit Jimin und mir über den Verlauf der Op zu sprechen. Meine Eltern haben meinem Freund erlaubt, dass er selber mit dem Arzt sprechen darf, da er ja eh schon zu unserer Familie gehört. Und da alles ohne Komplikationen verlaufen ist, darf ich sogar schon am Freitag wieder nach Hause. Allerdings muss ich die nächsten 14 Tage noch eine Schulterschlaufe tragen. Jedenfalls bis zum nächsten Kontrolltermin.
Jedoch ist mir das alles egal, solange ich endlich wieder nach Hause darf.
Das Einzige, was nun noch geklärt werden muss, ist ob ich nächste Woche noch in die Schule darf, denn schließlich fehlen mir ja noch ein paar Noten, um das Schuljahr abzuschließen. Aber bisher hat sich mein Klassenlehrer noch nicht wirklich dazu geäußert, was vor allem mit meiner Abschlussnote für meine Projektarbeit ist.
Es ist nun noch gut eine Woche bis zum Notenschluss. Also wäre es schon schön, wenn ich endlich Gewissheit hätte, was nun passiert. Ich meine, eigentlich muss ich mir keine Sorgen um meine Versetzung machen. Aber es geht ja auch schon um die Auswahl der Universitäten. Und da ich unbedingt, genau wie meine Eltern auf der Yonsei University studieren möchte, brauche ich ein makelloses Zeugnis. Somit bin ich jetzt schon darauf angewiesen, dass meine Noten der Vorabgangsklasse einwandfrei sind.
Nur bin ich ja selbst schuld, dass ich jetzt in der Patsche sitze. Ich hätte ja auch besser aufpassen können, als ich bemerkt habe, dass mein Kreislauf etwas verrückt spielt. Aber eigentlich nützt es mir eh nichts, wenn ich in die Schule gehe, denn ich könnte eh nicht mitschreiben, da ich ja Rechtshänder bin und ich somit eh nichts ausrichten kann.
Denn solange mein rechter Arm in dieser doofen Schlaufe steckt, darf ich auch nicht schreiben. Also bräuchte ich jetzt sowieso eine Extrawurst, nämlich eine mündliche Leistungsfeststellung.
Aber fürs erste werde ich meine Gedanken an die Schule noch einmal von mir schieben. Da ich ja eh erst am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen werde. Also kann ich mich ja jetzt auch erst einmal noch ein wenig ausruhen und das vor allem in den Armen meines Liebsten.
„Chim?" – spreche ich meinen Freund an, welcher mich schon die ganze Zeit mit sanften Streicheleinheiten verwöhnt. „Hm!" – kommt es nur ganz knapp von dem Orangehaarigen, so als würde er jeden Moment einschlafen.
„Danke, dass du immer bei mir bist. Aber vor allem Danke, dass du immer zu mir hältst. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles wieder gut machen kann. Denn du hast jedes Mal so viel Geduld mit mir. Und was mache ich? Ich stolpere von einer Misere in die nächste." – spreche ich ihm meinen Dank aus. „Jimin, danke, dass du in meinem Leben bist und dass du mir jeden Tag so viel Liebe schenkst. Ich liebe dich und ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich dir nie wieder davon laufen werde. Denn ich will dir nicht mehr so viele Sorgen machen. Schließlich will ich dich ja noch für ganz lange Zeit an meiner Seite wissen." – versuche ich mich für alle Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, welche ich ihm in den letzten Wochen immer wieder bereitet habe.
„Ach, Kooks! In einer Beziehung gehört sowas doch einfach dazu und wenn du glaubst, dass du mich mit solchen Aktionen in die Flucht schlagen kannst. Dann muss ich dich leider enttäuschen. Und ich habe es dir schon so oft gesagt ..." – legt er seine Finger unter mein Kinn, damit ich ihn ansehe. „... und ich sage es dir auch gern noch tausende von Malen. Solange du mich an deiner Seite haben willst, solange wirst du mich auch nicht mehr los. Versprochen. Denn ich liebe dich auch, Kookielein. Und dass mehr als alles andere auf der Welt." – hauch er mir gegen meine Lippen, ehe er mir einen sanften Kuss auf diese gibt.
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