Kapitel 80 | Handy mit Seepferdchen
POV | Jimin
„Okay, Kookie. Ich warte dann schon sehnsüchtig auf dich. Ich liebe dich, Jeonggukie!" – spreche ich in den Hörer. Doch anders als erwartet, erwidert Jeongguk meine Worte nicht, was mich schon leicht stutzig werden lässt.
„Bi-bis glei-...gleich!" – lallt er mir schließlich entgegen.
———————
„Kookie, ist alles okay bei dir?" – frage ich besorgt.
Erhalte allerdings von der anderen Seite keinerlei Reaktion.
Ich vernehme bloß noch einen dumpfen Schlag und ein anschließendes Rauschen, ehe es auf einmal ganz still wird.
Auf der Stelle breitet sich die blanke Panik in mir aus, da ich, dass dumme Gefühl nicht los werde, dass Jeongguk, gerade in diesem Augenblick irgendetwas passiert ist. Schließlich ging es ihm ja schon seit der letzten Nacht nicht so berauschend. Und sogar beim Frühstück saß der Jüngere ja auch schon die ganze Zeit da, wie ein Häufchen Elend. Er hat ja noch nicht einmal einen Bissen runter bekommen. Ganz zu schweigen von seinem Tee, welchen er wenigstens zu sich nehmen sollte, um seinen Magen ein bisschen zu beruhigen. Was aber auch schon sehr auffällig war, ist, das er für seine Verhältnisse, eh schon sehr blass war.
Was für mich noch ein Grund mehr ist, aufs Gaspedal zu treten, um so schnell wie möglich an unserem Treffpunkt anzukommen. Viellicht ist ihm ja auch gar nichts passiert und er steht dann putz munter da und wartet auf mich – machen ich mir Hoffnungen, dass ich meinen Freund ganz bald wieder in meinen Armen halten kann.
Neben meiner Angst, dass Kookie etwas passiert sein könnte, gesellt sich auch noch die Wut auf Ae-ris Eltern, welche überhaupt erst Schuld daran sind, dass mein Freund mal wieder geflüchtet ist. Noch dazu ist es ihnen scheiß nach wie vor scheißegal, was mit ihrem Enkel ist. Denn anstatt sich sorgen zu machen, weil der Sohn ihrer Tochter davon gelaufen ist, haben sie immer mehr Druck auf die verzweifelten Eltern ausgeübt.
Ich meine, wie kann man denn bitte so dämlich sein und der eigenen Tochter, welche sich im Übrigen echt aufopferungsvoll um ihren Sohn kümmert – vorwerfen, dass sie und ihr Mann, ihr eigen Fleisch und Blut vernachlässigen. Und dass nur, weil die Zwei Jeongguk dabei Unterstützen, dass er das machen kann, was ihn glücklich macht. Sei es die Wahl der Schule, welche seine künstlerische Ader fördert, oder sei es die Liebe zu mir, welche sie ihn, ohne Einschränkungen einfach ausleben lassen.
Ae-ri und Sooyoung wurden von diesen Menschen verurteilt, weil sie durch ihr Handeln lediglich nur wollen, dass ihr über alles geliebter Sohn glücklich ist. Sie beschimpfen ihre eigene Tochter und dass nur, weil sie nicht akzeptieren können, dass Jeongguk einen Mann liebt.
Mit ihren abstrusen Forderungen stellen sie die Ehre ihrer Familie über das Glück ihres eigenen Enkels. Nur damit die Familie von Ae-ris großen Schwester, ihr Ansehen in der Gesellschaft nicht verliert.
Um das zu verhindern, wollen sie Jeongguk von seinem zuhause weg holen. Damit sie den Schüler, durch Druck und Gewalt umerziehen können. Zu dem Zweck, dass ihr Enkelsohn wieder in das Bild ihrer kleinen spießigen und heilen Welt passt.
Diese Menschen haben Ae-ri und Sooyoung vor den Augen ihres Sohnes beschimpft, bedroht und bloßgestellt und dass nur, damit sie als die Gutmenschen da stehen, um einen Teil der Familie zu schützen, damit die sich nicht in der Öffentlichkeit rechtfertigen müssen, weil ihr Neffe mit einem Mann eine Beziehung eingegangen ist. Dabei völlig außer Acht gelassen, dass sie mit ihrer engstirnigen und weltfremden Art, Jeongguk damit weh tun und sogar mit ihren Forderungen schaden zufügen.
Ich frage mich allen Ernstes, wie man nur so sein kann?
Nur damit die konservative Familie ihrer ältesten Tochter den schönen Schein, einer heilen Familie wahren kann, wollen diese Idioten tatsächlich das Familienglück ihrer jüngsten Tochter zerstören. Sie machen den Beiden das Leben zur Hölle nur weil sie es dulden, dass Jeongguk auch in der Gemeinschaft offen dazu steht, dass wir zusammen sind. Sie drohen ihrem eigenen Fleisch und Blut und ihrem Schwiegersohn damit, dass sie ihnen Kookie weg nehmen wollen. Somit drohen sie auch mir und damit bringen sie das Fass nun eindeutig zum Überlaufen.
Und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hat Jeongguk genau diese Provokation seiner Großeltern mit anhören müssen. Deshalb ist er aus Angst, dass diese Deppen damit tatsächlich auch durchkommen, weg gelaufen.
Da kann ich jetzt nur hoffen, dass mein mulmiges Gefühl sich nicht bewahrheitet.
Denn, wenn Kookie, irgendetwas passiert ist, dann gnade ihnen Gott. Dann werde ich nicht weiter still mit ansehen, wie diese Menschen das Leben meines Freundes zerstören.
Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich endlich auf dem Parkplatz des Haedong Yonggungsa Tempels an.
Schon als ich aus dem Auto aussteige, halte ich sofort Ausschau nach dem Braunhaarigen, welcher eigentlich schon längst hätte da sein sollen. Allerdings ist von ihm weit und breit keine Spur. Nervös scanne ich den Platz nach meinem Freund ab, jedoch Fehlanzeige. Wieder und wieder versuche ich Jeongguk anzurufen. Doch jedes Mal springt bloß die verflixte Mailbox an.
Da es nur einen Weg von der Plattform zurück zum Parkplatz gibt, beschließe ich diesen Abzulaufen.
Schnell schnappe ich mir mein Handy und meine Jacke, in welche ich noch schnell hinein schlüpfe, während ich mich schnellen Schrittes auf den Weg zu meinem Lieblingsplatz mache. Zu meinem Pech schlägt auch noch langsam, aber sicher das Wetter um. So dass meine Sicht durch den nun aufkommenden, milchigen Nebel, immer mehr einschränkt.
Während ich den Weg ablaufe, gehe ich immer wieder dieses Szenario von heute morgen in meinem Kopf durch. Schon als ich meinem Freund auf die Toilette gefolgt bin, um nach ihm zu sehen, sah er so traurig und mitgenommen aus. Allerdings bin ich davon ausgegangen, dass es ihm schon wieder besser geht, nachdem wir so miteinander rum geflachst haben. Jedoch wurde ich durch seine erneute Flucht, mal wieder eines Besseren belehrt. Denn nachdem er nicht, wie eigentlich abgemacht, zurück zum Frühstück gekommen ist, bin ich noch einmal zu den Toiletten gegangen, um zu schauen, wo mein Liebster denn bleibt.
Doch da war er schon nicht mehr da.
Auch als ich dann sofort unser Zimmer aufgesucht habe, war er bereits, wie vom Erdboden verschluckt. Bei genauerem hinsehen, habe ich dann allerdings auch gleich bemerkt, dass seine Jacke und sein Handy ebenfalls weg waren.
Daraufhin habe ich sofort Sooyoung und Ae-ri, über Kookies verschwinden informiert. Somit haben wir sofort alles stehen und liegen gelassen, um uns auf die Suche nach dem kleinen Ausreißer zu machen. Allerdings muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht eine Sekunde daran gedacht habe, dass Jeongguk an meinem Lieblingsplatz sein könnte. Dafür war die Erleichterung um so größer, als Ae-ri mir eben Bescheid gegeben hat, dass er hier ist. Aber wahrscheinlich wäre ich auch noch von selber darauf gekommen an diesem Ort nachzuschauen.
Je näher ich unserem Platz komme, desto mehr steigt meine Nervosität, da ich nicht weiß, was mich nun erwartet.
Von meiner Sorge getrieben, renne ich schon fast den schmalen Pfad entlang, welcher mich geradewegs zu den Felsen führt. Vorsichtig erreiche ich die klammen Steine. Stück für Stück arbeite ich mich auf, der durch den leichten Niesel, schmierig glatten Oberfläche voran. Als ich letzten Endes auf der kleinen Plattform ankommen. Doch bei den Anblick bleibt mir jedoch fast das Herz stehen.
Denn ich entdecke meinen Freund, welcher wohl scheinbar leblos auf dem Boden liegt. Ohne weiter darüber nachzudenken, eile ich zu Jeongguk hin und versuche ihn wieder und wieder anzusprechen. Vorsichtig tippe ich den Jungen vor mir an und rufe dabei immer wieder seinen Namen. Vergebens. Denn der Jüngere zeigt keinerlei Reaktion.
Schließlich drehe ich ihn vorsichtig um.
Augenblicklich steigen mir die Tränen in die Augen, als ich den bewusstlosen Jeongguk vor mir liegen sehe. Sein, durch eine klaffende Platzwunde an seiner Wange, blutverschmiertes Gesicht wirkt nun noch viel blasser als heute morgen.
Wieder versuche ich in zu wecken.
Allerdings zeigt er wieder keine Resonanz. Verzweifelt versuch ich mich auf meine nächsten Schritte zu konzentrieren. Also überprüfe ich zunächst, mit zittrigen Händen seinen Puls und seine Atmung. Zum Glück ist beides deutlich messbar, wenn auch etwas flach. Aber die Hauptsache ist ... er lebt.
Schnell zücke ich mein Handy und rufe den Notarzt. Dabei schildere ich der Rettungsleitstelle was passiert ist. Denn so wie es aussieht, ist Kookie weg gerutscht und gestürzt. Dabei hat er sich, offensichtlich den Kopf an einem schroffen Felsen aufgeschlagen. Dazu kontrolliere ich noch einmal seine Gliedmaßen, auf weitere Verletzungen. Wobei hier erst einmal nicht wirklich irgendetwas ersichtlich ist. Lediglich scheint seine rechte Schulter etwas geschwollen sein. Ich teile dies meinem Gesprächspartner mit, ehe ich ihm noch den genauen Standort melde.
Als ich mich noch einmal in unserer Umgebung umschaue, entdecke ich Jeongguks Handy. Welches ausgerechnet in einer tiefen Pfütze gelandet ist. Ehe ich meinen, noch immer bewusstlosen Freund im Brautstil in meine Arme nehme, fische ich sein Telefon aus dem eiskalten Wasser und wische es an meiner Jacke ab. Nachdem ich dieses in meiner Jackentasche verschwinden lasse und ich mich nun endlich auf den Weg zurück zum Parkplatz mache.
So schnell wie möglich eile ich den Weg zurück zu meinem Wagen, wo auch schon gleich der Rettungswagen eintreffen müsste. Dabei halte ich Jeongguk fest in meinen Armen. Wie im Trance setze ich Schritt für Schritt, immer darauf bedacht den Jungen so sicher wie möglich zurück zu bringen.
Als ich schließlich an meinem SUV ankomme, lege ich meinen Freund vorsichtig auf dem Boden ab, damit ich Kookie zunächst einmal in meine Jacke einmummeln kann, um seinen kalten Körper etwas zu wärmen. So sitze ich hier mit meinem verletzten Freund inmitten des großen Parkplatzes, auf welchem es sonst immer nur so von neugiereigen Besuchern wimmelt, vor dem berühmten Haedong Yonggungsa Tempel. Ich halte den leblosen Körper meines Freundes in meinen Armen und flüstere ihm immer wieder sanfte Worte zur Beruhigung in sein Ohr. Während immer wieder heiße Tränen den Weg über meine kalten Wangen suchen.
Total erleichtert atme ich auf, als ich das näher kommende Martinshorn wahrnehme und nach einer gefühlten Ewigkeit, endlich der Rettungswagen eintrifft. Sofort übergebe ich den Sanitätern, Kookies regungslosen Leib und mache dem Team den Weg frei, damit sie meinem über alles geliebten Freund halfen können.
Wie benebelt beantworte ich alle Fragen, welche mir die Rettungskräfte stellen.
Nach einer kurzen Untersuchung teilen sie mir mit, dass Jeongguk so weit stabil ist, dass sie ihn nun in das nahegelegene Krankenhaus bringen können. Da ich durch den Schock selber noch ziemlich durch den Wind bin, erlaubt mir eine der Sanitäterinnen, dass ich ausnahmsweise im RTW mitfahren darf, um Jeonggukie in die Klinik zu begleiten. So schnell wie möglich schlängelt sich das Fahrzeug, welches mit schreienden Sirenen auf sich aufmerksam macht, dass die anderen Verkehrsteilnehmer platz machen, durch den dichten Verkehr. Dabei halte ich die ganze Zeit Jeongguks Hand und streiche ihm ab und zu sein feuchtes Haar aus dem Gesicht.
Er sieht in diesem Moment aus, als würde er friedlich schlafen. Nur die noch immer blutenden Wunden in seinem Gesicht verdeutlichen die ernste Lage.
Am Krankenhaus angekommen, geht alles ganz schnell.
Während die Sanitäter meinen Freund, zu den bereits wartenden Ärzten in die Notaufnahme bringen, werde ich in den Wartebereich geschickt, um die anstehenden Untersuchungen nicht zu stören. Derweil versuche ich Ae-ri und Sooyoung zu erreichen. Da sie ganz gewiss schon, wie auf glühenden Kohlen sitzen und auf uns warten. Ich gebe der Pflegerin am Empfangstresen kurz bescheid, dass ich dringend telefonieren muss, damit ich endlich Kookies Eltern über die Einlieferung ihres Sohnes ins Krankenhaus informieren kann. Mit einem freundlichen Lächeln nimmt sie die Information zur Kenntnis und schon mache ich mich auf den Weg nach draußen und atme zunächst erst einmal die frische Winterluft ein, welche mich auf besondere Art und Weise, eisig empfängt.
Nervös wähle ich schließlich die Nummer von Jeongguks Eomma.
Und ehe es überhaupt richtig klingelt nimmt sie auch schon ab.
„Hey Chim, wo bleibt ihr denn? Oder willst du mir jetzt mitteilen, dass ihr durchgebrannt seid und dass wir uns keine Sorgen machen brauchen!" – spricht sie ungeduldig darauf los und fängt am Ende an leise zu kichern. Mit einem Mal schnürt es mir fast die Luft ab, da ich überhaupt keine Ahnung habe, wie ich ihr mitteilen soll, dass ihr Sohn gerade nicht wohl auf ist. Kurz hole ich tief Luft, ehe ich nun endlich meinen ganzen Mut zusammen nehme.
„Ae-ri, wir sind natürlich nicht durchgebrannt. Aber ... Kookie ..." – fange ich plötzlich an zu stocken. „Was ist mit Kookie, Jimin?" – fällt mir die Mutter besorgt ins Wort. „Ae-ri, Kookie wurde gerade ins Krankenhaus gebracht." – rücke ich nun mit der Sprache raus, was sie augenblicklich hoch fahren lässt. Sofort erhebt die sonst so ausgeglichene Geschäftsfrau ihre Stimme gegen mich. Wobei ich ganz genau weiß, dass sich ihre aktuell aufsteigende Wut in keinster Weise gegen mich als Person richtet.
Mit zittriger Stimme erkläre ich ihr was passiert ist und teile den ängstlichen Eltern mit in welches Krankenhaus ihr Sohn eingeliefert wurde. Dabei kann ich deutlich hören, wie Jeongguks Eomma genauso mit ihren Tränen kämpft wie ich.
„Es tut mir so leid, Ae-ri. Ich hätte besser auf Kookie aufpassen müssen. Wäre ich doch nur vorhin vor den Toiletten stehen geblieben und hätte auf ihn gewartet." – entschuldige ich mich mit reuevoller Stimme bei ihr.
Allerdings schreit sie mich daraufhin gleich wieder an.
„BIST DU BESCHEUERT, JIMIN! Das war ein Unfall ... ein dämlicher Unfall. Die Einzigen, die sich hier entschuldigen müssen, sind meine Eltern. Die haben ja wohl ne Macke. Nur weil die so dämlich sind, ist Kooks ja erst abgehauen." – versucht sie mich zu beruhigen. „Nur leider werden diese Unmenschen sich diesen Schuh auch nicht anziehen, dass sie daran schuld sind, dass er jetzt auch noch verletzt ist. Aber du kannst ja wohl am wenigsten etwas dafür, dass er weg gelaufen ist. Also mach dir jetzt bitte keine Gedanken." – spricht sie mit ruhiger werdenden Stimme auf mich ein, was mich wirklich erleichtert.
„Wir machen uns sofort auf den Weg zu euch. Halt die Ohren steif, Jiminie. Ja?" – legt sie auch schon auf.
Damit begebe ich mich wieder zurück in die Notaufnahme, wo ich mich sogleich auch wieder zurück melde, um mich über irgendwelche Neuigkeiten zu informieren. Die Schwester drückt mir einen Fragebogen für die Aufnahme in die Hand, den ich schon einmal ausfüllen soll, ehe sie mir mitteilt, dass Jeongguk bereits beim Röntgen ist und anschließend noch zum CT gebracht wird. Allerdings kann sie mir auch nicht mitteilen, ob Jeongguk denn mittlerweile wieder ansprechbar ist. So setze ich mich, noch immer im Ungewissen wieder auf einen der Stühle, wo ich letzen Endes auf Ae-ri und Sooyoung warte.
In der Zwischenzeit widme ich mich dem Fragebogen, was mich allerdings nur genervt seufzen lässt, da ich in der kurzen Zeit, die ich mit Jeongguk zusammen bin, noch nicht so viel über ihn in Erfahrung bringen konnte.
Denn um ehrlich zu sein, weiß ich nichts über ihn.
Ob er wohlmöglich Allergien hat, oder ob irgendwelche Vorerkrankungen bestehen? Lediglich den Namen, das Geburtsdatum und das Geschlecht kann ich mit einhundertprozentiger Gewissheit ausfüllen. Naja, und ob derzeit eine Schwangerschaft besteht. Wobei ich bei dieser Frage schon ein wenig schmunzeln muss, da Kookie und ich uns heute früh noch über dieses Thema lustig gemacht haben. Da es meinem Freund ja heute morgen durchgängig schlecht war.
Total erleichtert atme ich auf, als die zwei Älteren endlich in die Notaufnahme gestürmt kommen. Während Ae-ri sofort an die Info geht, um nach ihrem Sohn zu fragen, kommt Sooyoung gleich auf mich zugelaufen und zieht mich in seine Arme. „Danke, dass du ihn gefunden hast, Jimin." – sagt er sichtlich erleichtert.
Aus Sorge um meinen Freund, bin ich gerade so angespannt, dass ich nicht wirklich in der Lage bin, diese lieb gemeinte Geste meines, wohl zukünftigen Schwiegervaters, zu erwidern. Allerdings nimmt er es mir auch nicht übel, da er sich mit Sicherheit denken kann, dass ich gerade mit meinen Gedanken voll und ganz bei meinem Freund bin. Als Ae-ri dann auch noch auf uns zu kommt, zieht diese mich ebenfalls in ihre Arme. Dies ist Grund genug für mich, um nun vollends die Fassung zu verlieren.
Unaufhaltsam suchen sich meine Tränen ihren Weg über meine Wagen.
„Och man, Jiminie. Es wird alles wieder gut. Du hast keine Schuld an diesem Unfall. Hörst du?" – versichert sie mir noch einmal, ehe sie mir einen sanften Kuss auf die Stirn gibt und sich schließlich das Klemmbrett krallt. Kookies Mom setzt sich neben mich und in Windeseile beantwortet sie alle Fragen. Aufmerksam beobachte ich die Ältere, um so viele Informationen, wie möglich über meinen Jeongguk aufzunehmen.
Schließlich gibt sie den Bogen wieder an der Anmeldung ab und nun heißt es warten und nochmal warten.
Nach einiger Zeit kommt eine Ärztin aus dem Behandlungszimmer und steuert sofort auf uns zu. „Sind sie die Angehörigen von Jeon Jeongguk?" – ertönt auf einmal die freundliche Stimme. Auf der Stelle stehen Ae-ri und Sooyoung auf und ehe ich mich versehe, zieht die Ältere mich auf die Beine, damit ich an diesem Gespräch ebenso teil nehme. „Ja wir sind die Eltern von Jeongguk." – antwortet Ae-ri und sieht abwartend zu der Fremden. Die Ärztin sieht mich irritiert an, ehe Sooyoung dann das Wort ergreift. „Mr. Park ist unser Schwiegersohn und außerdem hat er unseren Sohn, also seinen Freund, gefunden und den Notarzt gerufen." – stellt er mich schließlich vor, was sie nun nickend zur Kenntnis nimmt.
„Also Mr. und Mrs. Jeon. Laut ihrem Schwiegersohn ist ihr Sohn schwer gestürzt. Dabei hat er sich ein Schädel-Hirn-Trauma, sowie eine Platzwunde an der Wange und einige tiefere Schürfwunden im Gesicht zugezogen. Diese Wunden haben wir bereits versorgt, wobei wir die Platzwunde mit mehreren Stichen nähen mussten. Das Schädel-CT war zunächst unauffällig. Trotzdem sollten seine Werte für ein paar Tage beobachtet und noch einmal durch ein Kontroll-CT überprüft werden. Zudem kommt noch, dass er sich bei seinem Sturz eine Fraktur des rechten Schlüsselbeins zugezogen hat. Diesen haben wir ebenso versorgt und stabilisiert. Allerdings würde ich ihnen raten, dass der Bruch mittels einer Operation versorgt wird." – teilt sie uns das Ausmaß seines Unfalls mit.
„Aktuell ist ihr Sohn wieder ansprechbar, aber etwas dehydriert, was wohl auf einen schweren Magen-Darm-Infekt zurückzuführen ist. Mr. Park hat meinen Kollegen bei der Aufnahme mitgeteilt, dass es ihm seit der letzten Nacht schon nicht so gut ging. Was wohl dann auch der Grund dafür war, dass er, solange das Bewusstsein verloren hat. Aus diesem Grund ist er aktuell auch noch ziemlich schwach und bekommt gerade eine Elektrolythinfusion die ihn wieder etwas aufpäppeln sollte." – spricht sie weiter. Daraufhin sieht Kookies Dad die Ärztin etwas irritiert an.
„Okay, sie meinen also, dass eine Op für Jeongguk besser wäre? Wie lange dauert es denn dann, bis er wieder voll belastbar ist?" – fragt Ae-ri schließlich. „Mrs. Jeon. Ihr Sohn ist sehr fit und wird diesen Eingriff gut weg stecken. Allerdings wird er seine Schulter auch mit der Op, mindestens sechs bis acht Wochen schonen müssen. Und danach kann er langsam anfangen den Arm im normalen Alltag wieder einzusetzen." – klärt sie uns weiter auf. „Also das heißt dann auch, dass er in dieser Zeit kein Sport machen sollte?" – will Sooyoung letztendlich wissen.
„Wissen sie, unser Sohn besucht in Seoul die School of Arts und hat dort in zwei Wochen eine große Projektpräsentation, auf die er sich schon sehr freut." – spricht er sofort weiter, ohne der Ärztin eine Chance zu geben zu antworten.
Nachdenklich sieht diese die besorgten Eltern an.
„Es tut mir leid. Aber ihr Sohn wird wohl eher nicht an der Präsentation teilnehmen können. Es ist eigentlich schon fast unmöglich, dass er so kurz nach der Operation schon wieder in diesem Ausmaß belastbar ist. Und außerdem wird sein Arm ja auch noch ruhig gestellt, um die Schulter für die erste Zeit noch zu entlasten damit sie in Ruhe heilen kann." – nimmt sie uns den Wind aus den Segeln.
Na super – denke ich mir.
Dabei hat Kookie sich doch schon so sehr auf diesen Abend und auf seine Performance gefreut. Er hat die letzten Wochen so hart dafür gearbeitet und jetzt ist mit einem Mal auf einmal alles vorbei.
„Kö-können wir zu ihm?" – frage ich Unsicher, da ich im Moment echt von meinem schlechten Gewissen übermannt werde. Daraufhin nickt die junge Ärztin und bringt uns schließlich zu dem Behandlungsraum. Bevor diese die Tür öffnet, um uns den Zutritt zu gewähren, hält Ae-ri mich kurz auf. „Jimin, wartest du bitte noch einen kurzen Moment draußen. Ich möchte erst einmal mit Kookie alleine reden." – fordert sie mich auf draußen zu bleiben. Mit einem skeptischen Blick sehe ich die Ältere an, welche mich mit einem freundlichen Lächeln ansieht.
„Ich beeile mich auch, Versprochen. Damit du ganz schnell zu deinem Schatz kannst." – zwinkert sie mir zu.
Allerdings bleibt auch Sooyoung draußen und lässt seiner Frau alleine den Vortritt, um mit ihrem Sohn zu reden.
„Ausgerechnet jetzt muss diese Scheiße passieren." – flucht der Ältere auf einmal los.
„Wenn ich könnte, dann würde ich diese Familie gern im japanischen Meer versenken." – gibt er kopfschüttelnd von sich und streicht sich anschließend gestresst durch sein Gesicht.
„Jeongguk hat sich so auf diese Aufführung gefreut. Vor allem hat er auch noch so viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt. Und jetzt machen diese Idioten alles zur Nichte, nur weil sie so einen Stress machen. Ich hätte ja nie im Leben geglaubt, dass Ae-ris Eltern und ihre doofe Schwester so ein Drama um eure Beziehung machen." – fängt er an sich den ganzen Frust von der Seele zu sprechen. „Aber wenn die denken, dass wir denen solche Drohungen durchgehen lassen, dann haben die sich aber echt geschnitten." – gibt Sooyoung von sich und verschränkt seine Arme vor der Brust, während ich dem Größeren einfach nur still zuhöre.
Der Vater meines Freundes lehnt sich schließlich an die Wand an und kann sich ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen. „Vorhin, als du Kookie abholen wolltest, habe ich schon mit unserem Anwalt gesprochen. Er meinte sofort, dass wir nichts zu befürchten haben und wenn sie doch irgendetwas versuchen sollten, dann sind wir vorbereitet. Und ich bin mir ganz sicher, dass uns Kookies Unfall dann auch sehr hilfreich in die Karten spielen könnte. Damit haben sie sich ins Abseits katapultiert." – erzählt er mir von dem Gespräch mit dem Anwalt.
Erleichtert schaue ich den Älteren an, da ich echt froh bin, dass sie sich sogar auf diesem Weg absichern. Und das obwohl sie sich nie etwas zu schulden haben kommen lassen. „Es hätte mich auch echt gewundert, wenn ihr das einfach alles so hinnehmen würdet. Ich meine, glauben sie wirklich, dass das Jugendamt und die Polizei solche Vorwürfe nicht prüft, bevor sie ein Kind von seinen Eltern weg holen. Noch dazu ist Kooks fast volljährig. Also was bringt denen dieser Aufstand jetzt?" – frage ich den Älteren, welcher bloß noch mit dem Kopf schüttelt.
„Aber wenn sie ihn jetzt wirklich gegen seinen Willen von uns weg holen, dann machen sie sich doch strafbar und nicht ihr, weil ihr euren Sohn liebt, wie er ist und ihn unterstützt." – gebe ich von mir, muss aber im gleichen Augenblick leise auflachen, da mir sofort die Situation vor dem Gespräch mit seinem Dad wieder einfällt. „Kooks hatte wirklich große Angst vor seinem Outing. Er hat sich fast ins Hemd gemacht vor Aufregung. Aber er hat eigentlich nie damit gerechnet, dass ihr ihn wegen seinen Gefühlen verurteilt. Weil er genau weiß, dass ihr ihn liebt und ihr einfach nur wollt, dass er Glücklich ist." – erzähle ich von dieser Situation, dabei ziert ein leichtes Lächeln meine Lippen.
„Dann geht er den Schritt und bekennt sich auch in aller Öffentlichkeit zu mir, was ihn auch wieder jede Menge Mut gekostet hat, und dann machen diese Menschen in Binnen von Sekunden alles kaputt. Nie im im Leben hätte ich gedacht, dass die Familie von Ae-ri so konservativ und vor allem aber so homophob ist. Wo doch deine Frau so offen und freundlich rüber kommt. Aber jetzt wird mir auch klar, warum sie so wenig über diesen Teil ihrer Familie spricht." – geht mir ein Licht auf.
Daraufhin stößt sich Sooyoung wieder von der Wand ab und sieht mich mit feuchten Augen an. „Jimin, weißt du wie ich mich heute gefühlt habe, als Kookie mich vorhin total verzweifelt angerufen hat und sich bei uns entschuldigt hat, weil er ja angeblich so ein eine große Enttäuschung für uns ist." – laufen ihm, bei diesem Gedanken tatsächlich einzelnen Tränen über seine Wange. „Er gibt sich die Schuld daran, dass diese Menschen jetzt so einen Stress machen. Er hat wegen denen so schlimm geweint." – gibt er verzweifelt von sich und man merkt dabei, dass er sich Vorwürfe macht, dass er als Vater versagt hat und seinen Sohn nicht vor diesen harten Worten und vor allem vor diesem blöden und völlig unnötigen Unfall schützen konnte.
Der Ältere wischt sich seine Tränen weg.
„Allerdings hat er auch im gleichen Atemzug gesagt, dass es für ihn nicht in Frage kommt, eure Beziehung aufzugeben. Er wäre lieber mit dir für den Rest eures Lebens irgendwo in der Pampa untergetaucht, als dass er bei diesen Forderungen klein bei Geben würde." – muss er schon wieder lachen.
„Und mal so nebenbei, wir hätten ihn dafür erschlagen, wenn er tatsächlich darüber nachgedacht hätte, sich von dir zu trennen." – erzählt er mir Kopfschüttelnd.
„Ihr zwei seid eben wie füreinander gemacht. Und aus diesem Grund hätten wir sowieso nie zugelassen, dass es so weit kommt. Aber da merkt man mal wieder, wie ähnlich Jeongguk seiner Mutter ist. Ae-ri wusste nämlich auch schon immer, was sie will." – zwinkert er mir zu.
„Ich hätte Kookie auch nicht gehen lassen. Denn schließlich liebe ich ihn." – antworte ich ihm selbstsicher und drehe mich zu dem Mann hin, um ihn direkt anzuschauen, um ihn damit zu beweisen, dass ich es ernst mit seinem Sohn meine.
Aus diesem Grund erwidert er meinen Blick mit einem kleinen Schmunzeln an und lehnt sich mit verschränkten Armen wieder gegen die Wand. „Und weißt du schon, wann du ihn fragst?" – kommt es auf einmal neugierig von dem Älteren. Woraufhin ich meinen Gesprächspartner nur fragend anschaue. „Was fragen?" – steht einer auf dem Schlauch.
Daraufhin kann sich Jeongguks Vater ein kehliges Lachen nicht mehr verkneifen.
„Na der Antrag!" – hilft Sooyoung mir auf die Sprünge und somit fällt bei mir auch endlich der Groschen. „Ach diese Frage meinst du!" – schlage ich mir leicht auf die Stirn, ehe ich mich verlegen am Hinterkopf kratze. „Ähm ... nei-nein. Das weiß ich noch nicht und außerdem möchte ich, dass es was ganz Besonderes wird. Denn einen Antrag auf dem Eifelturm kann ja jeder." – gebe ich schließlich von mir.
„Mach es dir nicht zu kompliziert, mein Junge. So ein Schnickschnack braucht Kookie nicht. Und außerdem ist er eh schon total misstrauisch nach eurem Besuch bei Juwelier." – gibt er mir einen heißen Tipp. „Ja das kann ich mir gut vorstellen, dass er den Braten bereits gerochen hat. Aber was kann ich denn dazu, wenn die Alle gleich so am Rad drehen. Vor allem Eomma und Ae-ri waren da voll Meister Matz." – seufze ich und versuche mich zu erklären, weshalb der Ältere nur noch mehr lacht.
„Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Als wir wegen eurem Haus geschrieben haben, hat Ae-ri mir sofort ein Bild von den Ringen geschickt. Welche wirklich toll sind. Wenn es nach ihr geht, dann würde sie sofort eure Hochzeit planen." – erzählt er mir kopfschüttelnd.
Allerdings werden wir von seiner Frau unterbrochen.
„Wer plant wessen Hochzeit?" – fragt sie neugierig und kommt aus dem Behandlungsraum raus zu uns auf den Gang. „So, Chim, du kannst jetzt zu deinem Kookie. Er wartet schon sehnsüchtig auf dich." – gesellt sie sich zu uns und sieht mich freudestrahlend an. „Und wir Zwei suchen jetzt die Ärztin. Dein Sohn will nach Hause. Oder besser gesagt will er später nach Seoul ins Krankenhaus." – hakt sie sich bei ihrem Mann ein. „Er hat der Op zugestimmt. Allerdings nur, wenn wir heute noch nach Hause fahren." – zieht sie ihren Mann sofort mit und lässt mich somit allein zurück.
Zaghaft öffne ich die Tür und entdecke meinen Freund, welcher noch immer total blass in dem Krankenbett liegt. Als ich nun das Zimmer betrete, dreht er sofort seinen Kopf in meine Richtung. „Jiminie!" – haucht er mir angeschlagen entgegen. „Es tut mir leid, dass ich dir immer so viel Kummer bereite." – gibt der Braunhaarige sofort entschuldigend von sich. Wortlos ziehe ich mir einen Stuhl an sein Bett ran und lasse den Jüngeren bewusst etwas schoren.
Schließlich greife ich nach seiner gesunden Hand und schaue meinen Freund seufzend an.
„Am besten wäre, ich lege dir auch eine Leine an. Dann kannst du nicht mehr weg laufen." – gebe ich frustriert von mir, da es ja bekanntlich nicht das erste Mal ist, dass er einfach so davon gelaufen ist.
Sofort bricht Jeongguk in Tränen aus, was ich ebenso wenig ertrage.
Denn ich wollte auf keinen Fall damit bezwecken, dass er jetzt wegen mir auch noch anfängt zu weinen. Daraufhin schiebe ich den Stuhl beiseite und klettere zu dem verzweifelten Jungen aufs Bett. Ich lege mich vorsichtig neben ihn, um ihn sofort in meine Arme zu ziehen. Daraufhin kuschelt er sich sofort an meine Brust und seufzt zufrieden. „Ich liebe dich auch, Jiminie!" – bringt er auf einmal mit zittriger Stimme über seine Lippen, weshalb ich ihn stutzig anschaue.
„Da-das war vorhin das Letzte, was ich von dir gehört habe und ich kann nicht mehr wirklich, ob ich dir darauf auch geantwortet habe." – erklärt mir der Teenager.
„Nein, dass hast du wirklich nicht. Du Schlawiner hast mich einfach ignoriert. Aber dafür hast du etwas Unverständliches gelallt. Wahrscheinlich wolltest du mir mitteilen, dass du deinem Handy das Schwimmen beibringen willst." – necke ich ihn, was er allerdings alles andere als lustig findet. Denn Kookie versucht sich abrupt aufzusetzen, was allerdings auf Grund seiner wohl schmerzenden Schulter nicht ganz klappt.
Mit schmerz verzerrtem Gesicht lässt sich Kookie zurück auf das Kissen fallen.
„Das habe ich doch fast schon wieder verdrängt. Doofes Schlüsselbein." – fängt er an zu quengeln. „Warum braucht man das überhaupt?" – fragt er mich und schiebt schmollend seine Unterlippe hervor. Kurz überlege ich. „Mhm, dass ist eine sehr gute Frage. Aber wahrscheinlich wären wir ohne diese Dinger nicht ganz so beweglich. Und außerdem wäre ich dann sehr traurig, wenn du sie nicht hättest. Denn sonst hätte ich ja weniger Fläche, um dich mit küssen zu verwöhnen." – raune ich ihm entgegen.
Daraufhin bildet sich ein leichter Rotschimmer um seine Nase.
„Dann hättest du vielleicht eine andere Stelle, die du immer mit deinen Küssen überhäufen würdest. Aber jetzt, wo du es ansprichst, dann sind meine Schlüsselbeine echt lebensnotwendig." – kichert der Braunhaarige leicht. „Aber nun zurück zum eigentlichen Thema." – wird Jeongguk auf einmal wieder todernst. „Wo ist mein Handy?" – wechselt er schnell das Thema.
„Das ist in meiner Jackentasche und ruht sich aus. Du hast nämlich seit heute ein Handy mit Seepferdchen. Während du nämlich etwas unsanft mit dem Felsen gekuschelt hast und dabei hoffentlich von deinem äußerst heißen Freund geträumt hast ..." – sehe ich ihn mit wackelnden Augenbrauen an. „... hat das arme Ding im eisigen Wasser schwimmen gelernt." – kläre ich meinen Freund auf.
„So ein Mist, dass hat mir jetzt auch noch gefehlt. Schließlich war das ja auch noch nicht so alt und dazu, war es doch mein erstes Geschenk von dir." – jammert er vor sich hin. „Na prima, so gehst du also mit meinen Geschenken um?" – tue ich einen auf beleidigt. „Aber mach dir keine Sorgen, dass bekommen wir schon wieder hin. Ich werden dann später mal in ruhe schauen, ob es noch richtig funktioniert. Und wenn nicht, dann musst du wohl ohne klar kommen." – necke ich meinen Freund weiter. Dabei bin ich ihm noch nicht einmal böse. Schließlich konnte er ja nicht mal was dafür, dass er gestürzt ist.
Es war eben ein dummer Unfall.
Das hätte mir genauso gut passieren können und außerdem ist es bloß ein Gegenstand, welchen man ohne Probleme ersetzten, kann. Also warum lange daran festhalten. Die Hauptsache ist, dass es Kookie gut geht und, dass er ganz schnell wieder gesund ist – denke ich mir und drücke ihm einen kleinen Schmatzer auf die Stirn.
„Es tut mir leid, Jiminie. Ich verspreche dir, dass ich beim nächsten Mal besser aufpasse. Ich hätte halt einfach noch etwas sitzen bleiben müssen, bis es mir wirklich besser geht. Mir war schon die ganze Zeit so komisch und als ich aufgestanden bin ... da ging auf einmal alles so schnell. Und dann war alles schwarz. Dabei wollte ich doch einfach nur zu dir, um mich in deine Arme zu kuscheln." – erzählt er mir von diesem Moment, welcher zu seinen Verletzungen geführt hat.
„Und jetzt liege ich hier und kann wohl meine Note für meine Projektarbeit vergessen. Weil so wie es aussieht werde ich wohl nicht an der Aufführung teilnehmen können. Und dabei ist das doch die große Präsentation." – gibt er wehmütig von sich.
„Aber noch viel schlimmer ist, dass ich es schon wieder nicht geschafft habe, meinen Mann zu stehen und einfach zurück gekommen bin, um meinen Großeltern erhobenen Hauptes gegenüber zu stehen. Nein ich Idiot renne mal wieder vor allem davon und bereite euch nur noch mehr Kummer." – spricht er seine Sorgen weiter aus. „Damit habe ich denen doch erst recht bewiesen, wie schwach ich doch eigentlich bin." – bricht mein Freund vor lauter Verzweiflung in Tränen aus.
Daraufhin versuche ich ihn mit lieben Worten zu beruhigen, da es mir wirklich fast das Herz bricht, Jeongguk so verzweifelt zu sehen.
„Erstens: Habe ich dir vor hin schon gesagt, dass ich bei dieser Aktion, an deiner Stelle, auch davon gelaufen wäre. Und Zweitens: Klar haben wir uns Sorgen um dich gemacht. Aber eher, weil wir nicht wussten, wo du bist und wie es dir geht. Dir ging es schon die ganze Zeit beschissen und dann bist du auf einmal, wie vom Erdboden verschluckt. Sorry, aber da müssen wir uns doch Gedanken um dich machen." – versuche ich ihm klar zu machen, dass er keinen Fehler gemacht hat.
„Und mach dir wegen deiner Abschlussarbeit keine Sorgen. Ich denke nicht, dass Yoongi und Hoseok sich daran festhalten werden, wenn du nicht an der Aufführung teilnehmen kannst. Du hast doch trotzdem deine Ergebnisse erreicht und auch gezeigt, was du kannst. Und wenn nicht, dann verprügle ich die Zwei einfach. Dann bekommst du deine volle Punktzahl." – drohe ich, da ich es von meinen beiden Mitbewohnern echt unfair finden würde, wenn sie Jeongguk deswegen seine Note für dieses Schuljahr versauen.
„Es geht doch nicht um meine Note, du Pabo. Ich habe mich so auf den Auftritt gefreut, weil ich dich damit überraschen wollte." – schnipst er mir gegen die Stirn, ehe er mich entschlossen anschaut und einfach weiter spricht. „Aber mal ganz ehrlich, ich lasse mich bestimmt nicht von einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Schlüsselbein aufhalten. Du bekommst deine Überraschung. Koste es, was es wolle, denn was mich nicht umbringt, macht mich stark." – gibt er sich trotz der aktuellen Situation sehr zuversichtlich.
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