Kapitel 76 | Heimlichkeiten
POV | Jeongguk
„Ich liebe dich auch, mein Jiminie!" – flüstert ich zurück, so dass nur er meine Worte hören kann. Ich sehe Jimin mit einem liebevollen Blick an, so dass er sich langsam zu mir runter beugt, um mir einen sanften Kuss zu geben, welchen ich nur zu gern erwidere.
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Wieder und wieder treffen unsere Lippen, in sanften und wohlwollenden Bewegungen aufeinander. Bis wir uns notgedrungen voneinander lösen, da Taemin sich einen dummen Kommentar nicht verkneifen kann. „Hey, ihr Turteltauben, nehmt euch ein Zimmer!" – johlt der Sänger ungehalten durch den Raum, was uns Beide verlegen aufschauen lässt, da er damit die volle Aufmerksamkeit auf Jimin und mich lenkt.
„Ach du bist doch doof!" – strecke ich ihm spielerisch die Zunge raus und verschränke beleidigt meine Arme vor der Brust. Dabei ist er doch bloß neidisch, weil er gerade nicht die Möglichkeit dazu hat seinen Freund in seinen Armen zu halten. „Wir haben uns jetzt den ganzen Tag nicht gesehen. Da werden wir uns ja wohl mal küssen dürfen!" – schiebe ich noch einen Spruch nach und verdrehe anschließend mit einem empörten Seufzen die Augen.
Damit habe ich mal wieder alle Lacher auf meiner Seite.
Augenverdrehend sehe ich Jimin an, welcher sich sofort zu mir rüber beugt, um mir einen federleichten Kuss auf die Wange zu hauchen. „Lass dich nicht ärgern, Kookielein. Die sind heute schon den ganzen Tag so bissig drauf." – warnt er mich in gewissermaßen vor unsern Freunden.
Gut zu wissen, denn dann würde es auch erklären, warum sie eben schon so komisch drauf waren, als wir das Café betreten haben. Deshalb werde ich mich wohl dann erst einmal zurück halten. Immerhin soll es doch nun ganz allein um die bevorstehende Hochzeit unserer Hyungs drehen.
Nachdem sich die anderen wieder so einigermaßen beruhigt haben, sprechen sie darüber, was wir heute noch alles so erledigen müssen. Als meine Eomma erwähnt, dass wir auch noch einmal nach unseren Anzügen für die Hochzeit von Jin und Namjoon schauen wollten, bemerke ich mal wieder die wissenden Blicke auf meinem Freund und mir.
Dabei beschleicht mich allerdings immer mehr dieses unbehagliche und äußerst seltsame Gefühl, dass hier irgendetwas im Busch ist.
Das Verhalten aller Beteiligter, gerade von meiner Mom und selbst von Jimin ist wirklich sehr verdächtig. Und was noch viel unangenehmer ist, ist die Tatsache, dass Elin, Jin und selbst Taemin unter Garantie auch eingeweiht sind. Ständig hängen unsere Mütter mit ihren Köpfen zusammen und flüstern über irgendetwas, was mich rasend vor Neugierde macht. Da ich auch wissen will, was los ist.
Schließlich gebe ich mich geschlagen und beschließe die Sache für heute auf sich beruhen zu lassen. Irgendwann werde ich schon noch rauskriegen, was die Drei ausgeheckt haben. Und dann gnade ihnen Gott, wenn es irgendetwas ist, was sie einfach über meinen Kopf hin weg entscheiden haben oder tun.
Nur finde ich es auch äußerst befremdlich, dass wohl alle, die hier mit an diesem Tisch sitzen, wissen worum es geht. Außer Taehyung und Lisa. Aber die waren ja auch die ganze Zeit mit mir zusammen unterwegs.
Jedoch wird es schon nichts Gutes sein, wenn sie so ein großes Geheimnis aus der ganzen Sache machen.
Seufzend greife ich nach der Karte, um einen kurzen Blick hinein zu werfen. Denn als die Kellnerin noch einmal an unseren Tisch kommt, nutze ich die Gelegenheit, um mir eine heiße Schokolade mit Sahne und Marshmallows und dazu noch ein Stück Apfel-Himbeer-Tarte zu bestellen. Schon ein paar Minuten später, stellt die Bedienung meine Bestellung vor meiner Nase ab. So dass ich sofort über meinen Kuchen herfalle, da ich wirklich hungrig bin.
Als ich den ersten Bissen des Kuchens probiere, bin ich total begeistert von dieser Kombination, welche sich nach und nach in meinem Mund ausbreitet und damit meine Geschmacksknospen fast zum Durchdrehen bringt. Wobei ich fast schon der Meinung bin, dass wenn Jimin diese Tarte gemacht hätte, diese noch tausend Mal besser wäre. Seufzend genieße ich mein Gebäck. Jimin sieht mich währenddessen mit einem breiten Grinsen an. Auffordernd halte ich meinem Freund die Kuchengabel, mit einer kleinen Kostprobe vor den Mund, was er auch sofort annimmt und ebenfalls probiert.
Der Orangehaarige lässt sich die edle Kreation förmlich auf der Zunge zergehen, ehe er das Wort erhebt. „Mhm, echt lecker. Aber ich bin mir Sicher, dass du es besser hinkriegen würdest." – haucht er mir leise ins Ohr und gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange.
Kichernd kuschle ich mich an meinen Freund und sehe ihn durch meine Wimpern hindurch, von unten an. „Das gleiche habe ich auch eben gedacht. Wenn die Tarte von dir wäre, dann würde sie einfach noch viel besser schmecken. Mein kleiner Lieblingsweltmeister!" – spreche ich mit leiser Stimme. Ach, wie schön wäre es doch jetzt, wenn wir jetzt alleine wären – denke ich mir. Denn so könnte ich Jimin jetzt einfach küssen, ohne, dass wir von irgendjemanden gestört werden würden.
Jimin scheint meine Gedanken, wie schon zu oft, lesen zu können.
Denn der Ältere sieht mich aus seinen funkelnden braunen Augen an und zieht mich noch fester in seine Arme. „Was würde ich jetzt darum geben, um mit dir alleine zu sein." – wispert er mir in mein Ohr und platziert sogleich auch schon einen federleichten Kuss darunter. „Mhm, wir könnten uns ja ganz dezent verkrümeln." – flüstere ich genauso leise zurück.
Natürlich hat meine Eomma ihre Ohren überall.
„Leider muss ich euch enttäuschen, ihr zwei Turteltäubchen. Denn falls ihr es bereits vergessen habt, seid ihr nämlich hier die Einzigen, die für die Hochzeit noch nichts zum Anziehen haben. Also könnt ihr es vergessen, dass ihr euch jetzt hier abseilt." – entgegnet sie schnaubend.
„Ach und nur mal so zur Info ... Ihr könnt vergessen, dass ihr heute Abend sturmfreie Bude habt. Denn schließlich haben Sooyoung und ich, dank euch auch kaum noch ein Privatleben. Da ihr wirklich die ganze Zeit nur zuhause rum lungert." – beschwert sie sich förmlich über unsere Anwesenheit. „Ach und außerdem haben wir diese Nacht Schlafgäste. Also benehmt euch gefälligst und haltet euch ein bisschen zurück." – ärgert meine Eomma meinen Freund und mich. Dabei tut sie ja gerade so, als würden wir jede Nacht hemmungslos übereinander herfallen.
„Naja, aber wenigstens hat man uns letzte Nacht nicht durchs ganze Haus gehört. Also sollten nicht Chim und ich uns zusammenreißen, sondern eher Appa und du. Weißt du wie mitleidig mich unsere Nachbarn heute früh angeschaut haben, als ich auf dem Weg zu Tae und Lisa war?"
„Ey, es wird echt Zeit, dass du endlich ausziehst!" – jammert sie schnaubend rum.
„Damit dein Vater und ich auch endlich mal wieder ein Leben haben." – spricht sie sogleich weiter. „Na, dann geht doch das nächste Mal einfach in eins eurer tollen Hotels." – schlage ich vor. „Ich kann ja schließlich auch nichts dazu, dass mein super tolles und hoch modernes Apartment ausgerechnet in Tokio ist. Leider Gottes bin ich ja auch noch schulpflichtig. Da können wir ja auch nicht mal eben schnell hin, um unsere Ruhe vor euch zu haben." – wehre ich mich sofort.
„Das habt ihr euch also alles selber zuzuschreiben." – verschränke ich meine Arme wieder vor meiner Brust und schaue meine Eomma mit einem schelmischen grinsen an.
Treffer und versenkt!
Damit hat sie wohl nicht gerechnet. Dabei finde ich es unerhört, dass sie sich hier vor der gesamten Gruppe über Jimins und meine Anwesenheit beschwert. Aber schließlich haben sie sich das auch selber eingebrockt, denn das Verbot, das ich nicht bei Jimin bleiben darf, kommt ja schließlich von ihnen selbst. Da wir aber in der WG noch weniger Privatsphäre haben als bei mir zu Hause, ist es ja wohl naheliegend, dass wir dann nicht bei Jimin sind.
Lachend lehnt sich meine Mom in ihrem Sessel zurück.
„Damals, als wir dir das Apartment geschenkt haben, da warst du ja noch nicht einmal mit Jimin zusammen. Und als wir die Suite für dich geplant haben, haben wir im Traum nicht daran gedacht, dass du kleines Mauerblümchen überhaupt mal eine richtige Beziehung führen wirst. Wir hatten schon Angst, dass du irgendwann einmal einsam und allein endest."- verteidigt meine Mom ihre Entscheidung. „Aber weißt du was, mein Lieblingskind? Wenn du jetzt auch noch aufmüpfig wirst, dann bleibst du zu Haus wohnen, bis du alt und runzelig bist. Und dein lieber Jimin hier ..." – zeigt sie auf meinen Freund. „... der darf höchstens noch bis vor unsere Haustür. Mal sehen, wer dann am längeren Hebel sitzt." – droht sie mir mit einem ernsten Ton.
„Dann darfst du auch nirgendwo mehr übernachten. Auch nicht bei Tae. Aber weißt du was? Ihr könnt ja zum Karaoke gehen. Ich habe gehört die kleinen Kabinen dort sollen besonders schalldicht sein." – grinst sie mich mit einem hämischen Grinsen an und wackelt dazu noch mit ihren Augenbrauen.
Und nun bin ich wirklich sprachlos.
Zum einen, weil ich echt nicht einschätzen kann, ob sie diese Drohung nun wirklich ernst meint und zum anderen, weil wir hier in aller Öffentlichkeit über so ein brisantes Thema reden. Ich meine es muss ja nicht gleich jeder über unser Sexleben bescheid wissen. „Eomma, dass meinst du doch nicht ernst?" – frage ich sie ungläubig. „Damit tut ihr euch bestimmt keinen Gefallen, wenn ihr mich so lange zu Hause einsperrt. Ihr habt immer gesagt, dass ich, wenn ich mit dem Studium anfange, ausziehen darf." – erinnere ich sie an ihre versprechen, welches mir meine Eltern gegeben haben, als Jimin und ich ihnen bei unserem gemeinsamen Abendessen gesagt haben, dass wir vorhaben so schnell wie möglich zusammen zu ziehen.
Wenn sie das wirklich durchziehen, dann gehe ich zum Studium ins Ausland.
Und Jimin, den nehme ich dann einfach mit. Restaurant hin oder her. Aber irgendwie müssen wir ja dann einen Weg finden, dass wir endlich unser eigenes Leben aufbauen können.
Ich erhalte noch nicht einmal mehr eine Antwort von meiner Mutter, was mich wirklich auf die Palme bringt. Denn dieses merkwürdige Verhalten lassen in mir sämtliche Alarmglocken auf läuten.
Und dabei merke ich schon, wie mich dieses unbehagliche Gefühl fast innerlich auf frisst, weil Jimin mir, wegen den Sperenzien meiner Mutter, irgendwann den Laufpass geben könnte. Weil, wenn sie das tatsächlich durchziehen würde, dann hätten wir ja überhaupt keine Möglichkeit mehr wirklich Zeit für uns zu haben.
Schließlich wechseln die vier älteren Frauen am Tisch das Thema, so als hätte es diese ganzen Diskussion nie gegeben.
„Kookie, nimm dir das alles nicht so zu herzen. Das würde Ae-ri eh nie übers Herz bringen, dich zu Hause einzusperren." – versucht mein Freund mich aufzumuntern. Allerdings glaube ich da, auf Grund ihres doch sehr ernsten Tones, echt nicht mehr daran. So sitze ich eigentlich die restliche Zeit einfach nur noch still da und trinke meine heiße Schokolade.
Nachdem wir dann alle bezahlt haben, machen wir uns letzten Endes auf den Weg zu den nächsten Geschäften. Denn eigentlich sind mein Freund und ich ja noch immer auf der Suche nach einem perfekten Outfit für die Hochzeit unserer Hyungs.
Genervt davon, weil mir die Auseinandersetzung mit meiner Mom dann doch näher geht, als es eigentlich sollte, schaue ich mich in dem exklusiven Geschäft um. Meine Motivation ist in diesem Moment echt im Keller und die Lust, hier, heute irgendetwas passendes auszuwählen ist mir gehörig vergangen. Doch als der Bräutigam nun höchstpersönlich das Zepter an sich reißt, bleibt mir dann wohl nichts anderes übrig, als mich seinem Willen zu beugen. Denn eines habe ich über die Jahre hinweg gelernt. Ich widerspreche niemals Jin-Hyung, wenn er sich irgendetwas in den Kopf gesetzt hat.
*******
Genau zwei Wochen später laufen Jimin und ich Hand in Hand durch die gut besuchten Einkaufsstraßen von Busan. Dabei genießen wir unsere Zweisamkeit.
Gerade sind wir auf dem Rückweg zu unserm Hotel.
Und ich kann mein Glück kaum fassen, denn nach einigem hin und her, haben wir nun auch endlich die perfekten Anzüge für Namjoons und Jins Hochzeit gefunden. Nachdem wir bei unserem letzten Versuch, als wir mit unsren Müttern und Freunden sämtliche Läden in Seoul abgeklappert haben und wir einfach nichts Passendes gefunden haben, leer ausgingen.
Und das, obwohl Jin die Verkäuferin in dem einen Laden mit seinen Forderungen fast in den Wahnsinn getrieben hat. Wobei sie uns auf Grund seiner Hartnäckigkeit, tatsächlich die komplette Kollektion vorgestellt hat. Und ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass unter den gezeigten Anzügen auch echte Schmuckstücke waren. Allerdings hat uns nichts wirklich so gut gefallen, dass wir uns tatsächlich dazu entschieden haben zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu schauen.
Daraufhin hat meine Mom, heute für uns, hier in Busan einen Termin gemacht.
Und was soll ich sagen, dieser Laden war einfach perfekt. Denn schon, als wir uns einfach nur ganz in Ruhe umgeschaut haben, haben Jimin und ich einiges gesehen, was uns auf der Stelle gefallen hat. So haben wir dann gemeinsam mit den Betreibern eine kleine Auswahl getroffen, welche wir dann nach und nach anprobiert haben. Der Laden wird von einem älteren Paar betrieben und die zwei waren eifach so niedlich.
Denn sie haben gedacht, dass wir das Brautpaar sind.
Der Gedanke, dass Jimin und ich tatsächlich irgendwann einmal los ziehen werden, um unsere Anzüge für unsere eigene Hochzeit zu kaufen, hat mir zugegebenermaßen sehr gefallen.
Allerdings haben wir die Zwei dann doch aufgeklärt, dass wir lediglich als Gäste auf dieser Hochzeit sein werden. Aber beim Verlassen des Geschäftes, haben wir hoch und heilig versprochen, dass wir, wenn es einmal bei uns so weit sein wird, dass wir dann ganz bestimmt gleich in dieses Geschäft kommen werden. Denn der Service ist einfach total klasse gewesen. So dass wir nun tatsächlich beide unsere Anzüge gefunden haben, welche zum einen einfach perfekt passen und zum anderen auch noch sehr gut zusammen harmonieren.
Nun sind wir auf dem Weg zurück in unser Hotel, wo wir heute Abend den Geburtstag meiner Eomma feiern werden. Neben Jimin sind auch seine Eltern und sogar seine Großeltern eingeladen, da meine Mom und mein Dad sich gedacht haben, dass sie die Gelegenheit ja nutzen können, damit sich unsere Familien gleich noch besser kennen lernen.
Gestern Nachmittag sind Jimin und ich gleich nach der Schule mit Miso aufgebrochen, so dass wir pünktlich zum Abendessen hier waren. Und zu unserem Glück haben sich die Eltern meiner Mom und ihre ältere Schwester, samt ihrer Familie dann doch dazu entschieden, nicht her zu kommen. Eine Tatsache, welche wir mit großer Freude zur Kenntnis genommen haben. Aber so wird es wenigstens ein ganz entspanntes Wochenende – denke ich mir und streiche meinem Freund mit dem Daumen über seinen Handrücken.
Wir genießen die bunt geschmückten Läden und kleinen Gassen, welche sich für die bevorstehende Weihnachtszeit schon festlich herausgeputzt haben. Und von den Ständen des Weihnachtsmarktes strömen uns schon die allbekannten Düfte von gebrannten Mandeln, Zimt und Glühwein entgegen. Da wir heute morgen beim Frühstück beschlossen haben, morgen Mittag alle gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, schenken wir dem Treiben heute noch nicht die größte Beachtung. Nur eine Bitte äußere ich meinem Freund gegenüber, welcher mich schon die ganze Zeit mit einem sanften Lächeln auf den Lippen beobachtet. „Können wir morgen bitte mit dem Riesenrad fahren, Jiminie? Bitte!" – flehe ich den Älteren förmlich an, da es für mich eigentlich schon eine kleine Tradition ist, dass wenn ich in der Adventszeit hier zu Besuch bin, dass ich dann immer mit dem Riesenrad fahre.
Und warum sollte ich diese Tradition nicht dann auch mit meinem Liebsten teilen?
Seufzend sieht Jimin mich an, ehe er dann schließlich nachgibt und mir hoch und heilig verspricht, dass er morgen gemeinsam mit mir Riesenrad fahren wird. Vor Freude falle ich dem Orangehaarigen sofort um den Hals, da ich ganz genau weiß, dass ihn das einiges an Überwindung kosten wird.
„Mhm, ich passe auch auf dich auf, dass dir nichts passiert. Versprochen, Jiminie ... mein kleiner Angsthase!" – hauche ich ihm gegen seine vollen rosa Lippen und besiegle meine Worte mit einem hauchzarten Kuss, was dem Älteren sofort milde stimmt.
Schließlich gehen wir weiter und unterhalten uns über verschiedene Dinge, ehe wir noch einmal in einem kleinen Blumenladen anhalten.
Auf dem Weg zu unserem Termin habe ich eine dunkelrote Infinity Rose entdeckt welche ich noch, unbedingt für meine Eomma kaufen möchte. Da Rosen ihre absoluten Lieblingsblumen sind, kann ich damit einfach nicht falsch machen bei ihr. Und im Gegensatz zu frischen Rosen, hat sie in diesem Fall ja auch noch länger etwas davon. Ich kann mich auch noch dunkel daran erinnern, dass sie schon ein paar Mal erwähnt, dass sie unbedingt eine dieser langlebigen Blüten haben möchte. Also konnte ich Jimin dazu überreden, dass wir diese noch schnell kaufen gehen, um heute Abend zur Geburtstagsfeier nicht mit leeren Händen dazustehen.
Zum Glück hat meine Mom ihre Drohungen nicht wahr gemacht.
Denn wann immer mein Freund in den letzten Tagen und Wochen die Gelegenheit hatte, hat Jimin auch bei mir geschlafen. Was leider nicht all zu oft war, denn er hatte so gut wie jeden Tag Spätschicht, da Kai auf einer mehr tägigen Weiterbildung war. Somit wollte er mich so spät abends nicht mehr stören, weshalb er dann meistens direkt von der Arbeit aus in der WG gefahren ist und dort geschlafen hat. Ich muss echt zugeben, dass ich es sehr vermisst habe in seinen Armen einzuschlafen und in der Früh von ihm geweckt zu werden, weil ich zur Schule muss.
So haben wir den gestrigen Abend in vollen Zügen ausgenutzt, um uns sofort wieder richtig nahe zu sein. Dementsprechend früh sind wir auch gleich nach dem Abendessen auf unserm Zimmer verschwunden.
Als wir schließlich wieder am Hotel ankommen, wollen wir uns eigentlich so schnell wie möglich zurückziehen, als ich jedoch sehe, dass zu meinem Leidwesen gerade die Familie meiner Mutter einchecken will.
Bei deren Anblick könnte ich eigentlich schon wieder weg laufen.
Denn zu meinem Pech hat sogar meine über alles geliebte Tante, den Weg aus Japan hier her gefunden. Und bei dem Anblick ihrer drei Strebermonster von Kindern, kann ich mir ein tiefes Seufzen nicht verkneifen.
„Auch wenn es jetzt fies klingt, aber eigentlich hätte der Flug auch ruhig ausfallen können. Diese Snobs brauchen wir doch hier nun wirklich nicht." – brumme ich leise in meinen nichtvorhandenen Bart.
Auch Jimin beäugt die Neuankömmlinge kritisch.
„Hatte Ae-ri nicht erwähnt, dass sie eigentlich nicht kommen?" – fragt er mich skeptisch. Was ich ihm sogleich mit einem nicken bestätige. „Ich glaube ich rufe mal Appa an. Bevor die hier noch den ganzen Laden auseinander nehmen. Denn die sehen gerade alles andere als entspannt aus." – deute ich auf die angespannte Situation am Empfangstresen hin.
Ich zücke mein Handy und wähle die Nummer meines Vaters. Zu meinem Glück geht dieser auch gleich dran. Kurz erkläre ich ihm die Situation, wobei auch er alles andere als erfreut ist und just in diesem Moment geht auch schon die große Diskussion an der Rezeption los.
Ohne groß zu überlegen, eile ich dem etwas überforderten Mitarbeiter zur Hilfe.
Selbstbewusst trete ich meinen Großeltern und der Familie meiner Tante gegenüber. Ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, sofort los zu pöbeln, um die Beschwerden über die angebliche Unfähigkeit unserer Mitarbeiter einfach rauszubrüllen, frage ich den Angestellten, wo genau das Problem ist.
Reuevoll verbeugt er sich vor mir, ehe er mir mitteilt, dass die Herrschaften ohne vorherige Buchung hier angereist sind und auf eine Unterbringung in unserem Haus bestehen. Dazu verlangen sie nach Zimmern in der gehobenen Kategorie. Doch das eigentliche Problem ist, dass wir aktuell bis auf das letzte Bett ausgebucht sind. Schließlich haben wir das erste Adventswochenende, wo es jedes Jahr unzählige Touristen in die Hafenstadt zieht, um die Weihnachtszeit bei einem gemütlichen Bummel über den Weihnachtsmarkt einzuläuten.
Somit wende ich mich an den Teil meiner Familie, welchen ich lieber früher als später aus unserem Stammbaum löschen würde.
„Es tut mir leid, aber wir sind komplett ausgebucht. Ihr wisst doch genau, dass um diese Zeit in Busan immer viel los ist. Warum habt ihr nicht rechtzeitig Bescheid gesagt, dass ihr doch zu Eommas Geburtstag kommt?" – teile ich ihnen eigentlich genau das mit, was der Portier ihnen auch schon gesagt hat.
„Wir sind komplett ausgebucht. Aber wir prüfen gerade, ob noch eines der Gästehäuser zur Verfügung steht." – gebe ich etwas distanziert von mir und versuche weiterhin der Herr über die Lage zu sein.
„Ach Jeongguk. Dich schickt doch der Himmel, mein Junge!" – ergreift meine Großmutter sofort und völlig aufgebracht das Wort. „Wir verstehen das gar nicht, warum hier keine Zimmer für uns reserviert sind. Deine Mutter feiert heute immerhin ihren Geburtstag. Da ist es doch wohl selbstverständlich, dass wir auch kommen. Sie ist schließlich unsere Tochter. Aber dieser unfähige Herr hier, will uns die ganze Zeit weis machen, dass es keine Zimmer für uns gibt. Glaubst du das, Jeongguk? Er sollte sich schämen. Schließlich sind wir die Eltern seiner Vorgesetzten." – beschwert sie sich.
„Ja klar, ich verstehe das schon. Aber es stimmt. Wir sind wirklich ausgebucht. Warum ihr habt ihr euch denn auch nicht zurück gemeldet, als Eomma wissen wollte, ob ihr nun kommt oder nicht? Nun ist Eomma also davon ausgegangen, dass ihr wohl was anderes vor habt. Ihr seid doch immer so viel beschäftigt. Somit sind die Zimmer wieder freigegeben wurden." – entgegne ich der Gruppe, worauf hin meine Oma fast platzt vor Wut.
Das abwertende Schnauben meiner Tante ignorierend, sehe ich noch einmal in unserem Buchungsprogramm nach.
Vielleicht wurde ja irgendetwas storniert.
Und tatsächlich erscheint eines der Gästehäuser, welches genau für die benötigte Personenanzahl ausgelegt ist. Zum Glück kommt auch schon mein Vater um die Ecke und begrüßt seine Schwiegereltern und den Rest der Familie mit einem gespielt freundlichen Lächeln aus der Ferne. Als mein Dad mich augenverdrehend ansieht, kann ich mir nur schwer das Lachen verkneifen. Jedoch reiße ich mich für einen kurzen Augenblick zusammen.
Ich mache meinen Vater darauf aufmerksam, dass das Gästehaus storniert wurde, was er noch einmal kurz selber kontrolliert.
„Gut gemacht, Kooks!" – lobt mein Vater mich und legt anerkennend seine Hand auf meiner Schulter ab, um seine Geste mit leichtem Druck zu verstärken. „Wenn du willst, dann kannst du den Check Inn abschließen. Du weißt ja, wie das geht, Großer!" – macht er sich schon wieder drauf und dran das Weite zu suchen. „Gib ihnen einen Rabatt für Angestellte. Aber ohne Rechnung kommen die hier nicht weg. Wir sind schließlich nicht die Heilsarmee." – flüstert er mir noch zu, ehe er sich wieder auf den Weg in sein Büro machen will.
„Wird gemacht, Boss!" – antworte ich meinem Appa mit einem schiefen Grinsen.
„Dann werde ich deine Eomma mal lieber vorwarnen, dass das Grauen doch noch eingetroffen ist. Nicht dass ihr dann später alles aus ihrem hübschen Gesicht fällt, wenn die auf einmal vor ihr stehen." – flüstert er mir noch zu, so dass sie seine Worte nicht hören können.
Schließlich geht er kopfschüttelnd davon und schenkt seinen Schwiegereltern noch ein übertrieben freundliches Lächeln, bevor er sich auf den Weg zu meiner Eomma macht.
Meine Großeltern sehen mich mit einem so herablassenden Blick an, um mir damit klar zum Verstehen zu geben, dass sie immer bekommen, was sie wollen. Das können sie gerne haben – denke ich mir, solange sie auch schön ihre Rechnung für ihre luxuriösen Aufenthalte in unseren Hotels bezahlen.
Allerdings würde ich ihnen am liebsten die Tür zeigen.
Da sie wirklich jedes Mal mit ihrer Masche durch kommen und das nervt mich einfach nur noch. Ständig lassen sie sich Feiern und dann stehen sie doch immer wieder hier auf der Matte. Und wenn sie dann endlich mal da sind, dann benehmen sie sich hier wie Graf Koks und wollen, wie der Kaiser von China behandelt werden. Immer nur vom feinsten und am besten alles umsonst. Dabei vergessen sie wohl allerdings, dass wir von diesem Geschäft leben.
Freilich, wir nagen jetzt nicht wirklich am Hungertuch.
Doch wenn wir irgendwo in einem anderen Hotel sind, weil sie sich irgendein Luxusresort für irgendwelche Familienfeiern rausgesucht haben, dann müssen wir diesen Aufenthalt ja schließlich auch bezahlen. Also warum sollen meine Eltern immer alles bezahlen?
Ich händige den neuen Gästen die Unterlagen, zum ausfüllen aus. Was sie dann zum Glück auch tun. Und nach einer kurzen Diskussion, wegen der fällig werdenden Rechnung, reicht mir mein Onkel, letzten Endes, zähneknirschend, seine Kreditkarte über den Tresen. Während ich die Daten in unser Buchungsprogramm eingebe, vernehme ich die Stimme meiner Oma, welche sich tatsächlich über unsere Frechheit beschwert, dass sie als Gäste ihrer eigenen Tochter auch noch die Übernachtungen selber zahlen müssen.
Ich nehme ihr Gemecker nicht ernst, da ich es schon von ihnen gewohnt bin, dass sie sich über alles und jeden beschweren.
Denn sie finden unsere Mitarbeiter immer vollkommen unfreundlich und völlig respektlos. Und das egal, in welchem Hotel von uns auf dieser weiten Welt. Man kann es diesen Menschen einfach eh nicht recht machen, also warum darüber aufregen, so würde ich mich ja doch bloß mit ihnen auf eine Stufe stellen. Schließlich erkläre ich ihnen den Weg zu dem Gästehaus und beauftrage noch einen Pagen damit, die neuen Gäste zu ihrer Unterkunft zu bringen. Dazu händige ich noch die Schlüsselkarten aus und so verlassen sie Gott sei Dank die Lobby.
Seufzend sehe ich der Gruppe noch hinterher, ehe ich mich dann wieder an den Rezeptionisten wende. „Lassen sie das Gepäck noch ins Gästehaus bringen. Ich bleibe so lange hier und halte noch kurz die Stellung." – delegiere ich die folgende Aufgabe.
„Vielen Dank für ihre Hilfe, Mr. Jeon. Solche Gäste sind echt unausstehlich." – bedankt er sich mit einer kurzen Verbeugung bei mir. „Ach, das war doch nicht der Rede wert. Und außerdem sind das Angehörige unserer Familie. Die sind nur leider etwas speziell. Sie haben also alles richtig gemacht." – gebe ich aufmunternd von mir. „Na zum Glück sind nicht alle aus ihrer Familie so arrogant." – bringt er mit einem kleinen Lächeln über seinen Lippen, ehe er seine Aufgabe erfüllt und einen weiteren Pagen organisiert, welcher die Koffer somit an den richtigen Ort bringt.
Während ich nich weiter etwas nützlich mache und hin und wieder mal ein paar Fragen, weiterer Gäste beantworte, spüre ich die ganze Zeit den Blick meines Freundes auf mir.
Als ich wieder allein am Empfang bin, checke ich noch einmal die aktuellen Buchungen, als ich nach längerem Warten durch ein leichtes Räuspern in meinem Tun unterbrochen werde. Meinen Blick hebend, sehe ich in die strahlend braunen Augen des Orangehaarigen.
„Mr. Park! Was kann ich für sie tun?" – frage ich ihn interessiert und erwidere sein Lächeln.
Daraufhin sieht er mich mit einem schelmischen Grinsen an und stützt sich mit seinen Unterarmen auf dem hellen Mamortresen ab und deutet mir an, dass ich ein Stück näher kommen soll. Natürlich komme ich seinem Wunsch nach und bin schon gespannt, was er von mir will. „Mhm, also Mr. Jeon." – fängt der Ältere an zu sprechen und leckt sich danach reizvoll über seine verführerisch vollen Lippen. Damit zieht er meine volle Aufmerksamkeit auf sich.
Nervös fahre ich mir mit meiner rechten Hand durch meine Haare.
„Also, Mr. Jeon. Ich hätte da mal ein kleines Anliegen!" – spricht Jimin mit leiser Stimme. Gespannt mustere ich meinen Freund. „Okay, ich bin ganz Ohr, Mr. Park." – lehne ich mich ihm weiter entgegen. „Sie sollten nämlich wissen, dass uns das Wohl unserer Gäste immer sehr am Herzen liegt. Vor allem bei solch besonderen Gästen wie Ihnen, Mr. Park." – gehe ich auf sein Spiel voll und ganz ein.
„Mhm, ich habe gehört, dass sie bis zu ihrem nächsten Termin noch etwas Zeit haben." – fängt er an zu säuseln und fährt mit seinem Zeigefinger spielerisch über meinen Handrücken. „Wie wäre es, wenn sie mir so lange auf meinem Zimmer Gesellschaft leisten. Dabei könnten wir unsere Bekanntschaft noch etwas mehr vertiefen." – spricht Jimin mit leiserer, aber unüberhörbar belegter Stimme weiter. Ein Blick in seine Augen zeigt mir dieses einmalige Funkeln, welches ich nur zu gerne sehe. Gerade, wenn er mich mal wieder auf diese gewisse Art und Weise neckt.
Seine Aussage bringt mich verlegen zum Kichern und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich langsam, aber sicher die Farbe einer überreifen Tomate annehmen.
„Es wäre mir eine Ehre, sie auf ihr Zimmer begleiten zu dürfen, Mr. Park. Ihren Vorschlag, unsere Bekanntschaft weiter zu vertiefen, finde ich nämlich sehr ansprechende und inspirierend. Ich bin sofort bei ihnen, sobald mein Kollege wieder zurück ist." – antworte ich ihm mit einem angetanen Grinsen. Kurz schaue ich mich in der Lobby um, ehe ich meinem Liebsten einen flüchtigen Kuss auf den Mund gebe. „Ich kann es kaum noch erwarten." – raunt mir der Orangehaarige zu. Dabei kann ich seine aufkeimende Ungeduld förmlich spüren.
Mittlerweile ist auch der Kollege von der Rezeption wieder anwesend, welcher Jimin und mich mit einem kleinen Schmunzeln betrachtet. „Mr. Jeon. Ich übernehme wieder und sie können sich jetzt gern wieder zurück ziehen. Ihr Freund musste sie schließlich schon so lange entbehren." – spricht er zu mir. „Ach und noch einmal vielen Dank für ihre Hilfe. Sie haben mir echt aus der Patsche geholfen." – bedankt er sich noch einmal aufrichtig bei mir, was ich einfach nur abwinke.
Somit verabschiede ich mich, mit einer Verbeugung von ihm und begebe mich nun endlich wieder in die Arme meines Freundes und gemeinsam betreten wir den Aufzug, welcher uns auf die Etage bringt, wo sich unser Zimmer befindet.
Da wir noch gut fünf Stunden Zeit haben, ehe die große Geburtstagsparty meiner Mutter beginnt, genießen wir noch ein wenig unsere Zweisamkeit. Und damit Miso nicht zu kurz kommt, machen wir uns nach einer kurzen Kuschelrunde auf zum Gassi gehen.
Diese Runde nutzen wir für einen ausgiebigen Spaziergang am Strand, um mit dem Vierbeiner zu spielen und rum zu toben. Während uns die frische Seeluft um die Nase weht. Letzten Endes haben wir nun noch alle Hände voll zu tun, um Miso nach seinem Bad im Meer und einem anschließenden Peeling wieder Salonfähig zu machen. Nachdem Jimin und ich den Golden wieder vom Sand befreit haben, ziehen wir ihm seinen Bademantel an, damit er ihn aller Ruhe trocknen kann.
So lange Miso nun zufrieden auf seiner Decke ein kleines Schläfchen macht, nutzen wir die Chance, um mal wieder zusammen duschen zu gehen. Genau das Richtige, um uns wieder voll und ganz aufzuwärmen.
Schließlich stehen wir um Punkt 19:00 Uhr vor dem, eigens für unsere Familie reservierten Restaurant, über den Dächern Busans.
Nicht nur Jimin und ich haben uns extra für meine Eomma in Schale geworfen. Nein, auch Miso hat sich eigens für diese Veranstaltung, mit einer edlen Fliege, welche auch noch perfekt zu unseren Outfits passt, herausgeputzt.
Welche er mit sichtlichem Stolz präsentiert.
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