Kapitel 68 | So klein ist die Welt

POV | Jeongguk

„Und was für einen hübschen jungen Mann hast du denn da mitgebracht?" – ertönt auf einmal die aufgeregte Stimme seiner Oma und nun liegen wirklich alle Blicke auf mir, was mich wirklich sehr einschüchtert. Daraufhin kralle ich mich buchstäblich an Jimin fest, ehe ich die zwei Frauen vor uns schüchtern anlächle.

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Nun richtet sich die volle Aufmerksamkeit vom Rest der Familie auf Jimin und mich. Dabei schauen sie uns abwartend an.

Letztendlich sieht Jimin mich mit einem liebevollen Lächeln an, bevor er seine Hand aus meiner löst, bloß um im gleichen Augenblick seinen Arm beschützend, um meine Hüfte zu legen. Sofort schmiege ich mich nah an meinen Freund, um mich sicher zu fühlen. Obwohl ich genau weiß, dass mir Jimins Familie nichts tun wird. Trotzdem muss ich wirklich zugeben, dass ich mich mit der ganzen Situation, doch schon ganz schön überfordert fühle. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, das heute wirklich die ganze Familie anwesend ist.

Ich meine, seine Eltern und sein Bruder hätten für den Anfang doch auch erst einmal gereicht. Aber hey, was ist bei uns schon normal. Schließlich war auch der Großteil meiner Familie anwesend, als Jimin mich offiziell gefragt hat, ob ich mit ihm zusammen sein will – schwelge ich in meinen Erinnerungen.

Wenn wir in diesem Tempo weiter machen, dann werden wir wohl dann im nächsten Jahr heiraten. Wahrscheinlich kann ich mich im Moment einfach nur glücklich schätzen, dass ich noch minderjährig bin. Sonst hätte ich wahrscheinlich schon einen Ring am Finger und dürfte diesen Mann als meinen Ehemann bezeichnen und wenn Männer Kinder bekommen könnten, dann wäre ich jetzt ganz bestimmt auch schon schwanger – denke ich mir und kann mir dabei ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

Aber wie sollte es auch anders sein.

Denn schließlich ist dies ein sehr schöner Gedanke, irgendwann einmal mit diesem Mann eine richtige Familie zu gründen. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger kann ich es eigentlich erwarten, diese Schritte mit Jimin zu gehen. Denn im Grunde genommen kann ich tatsächlich heute schon mit sehr großer Gewissheit sagen, dass dieser Mann mein Ein und Alles ist und ich – so kitschig das jetzt klingt, den Rest meines Lebens mit ihm verbringen will.

„Na ja, eigentlich hatte ich nicht vor MEINEN Freund heute gleich ins kalte Wasser zu schmeißen." – bringt der Schwarzhaarige nur mit einem frechen Grinsen über seine Lippen. „Aber wenn ihr jetzt schon einmal alle da seid, können wir da auch gleich einen Haken dran machen und erledigen alles in einem Aufwasch. Allerdings frage ich mich langsam wirklich, was bei uns noch normal ist." – fängt er plötzlich an zu kichern.

„Also meine allerliebste Lieblingsfamilie, da ihr euch heute hier schon so zahlreich versammelt habt, darf ich euch meinen Mr. Right vorstellen? Also dieser hübsche Typ hier in meinen Armen ist, Jeon Jeongguk, mein fester Freund und der Mann meines Lebens." – stellt er mich nun den neugierigen Gästen vor. Dabei klopft mein Herz wie blöd gegen meine Brust. Denn das Gefühl, welches er mit seinen Worten in mir auslöst, als er mich als Mann seines Lebens bezeichnet, setzt in meinem Körper einen Schwarm wild gewordener Schmetterlinge frei.

Jimin besiegelt seine Aussage damit, in dem er mir noch einen sanften Kuss auf die Stirn haucht, bevor er mich noch seiner ganze Familie vorstellt.

„Also, meine Eomma kennst du ja schon. Aber dieser alte Mann hier ..." – zeigt er auf einen größeren Mann mit schwarzen kurzen Haaren. „..., das ist mein Appa, Park Hwang." – stellt er ihn als seinen Vater vor. Dieser schaut mich allerdings wenig begeistert an.

Ganz im Gegenteil.

Denn er mustert mich mit einem argwöhnischen Blick.

Von der Reaktion seines Vaters völlig unbeeindruckt, fährt er weiter fort.

„Dieser junge Mann hier, ist mein KLEINER Bruder, Jihyun." – deutet er auf einen großen, schlanken, ja fast schon schlaksigen Jungen, welcher auch schon zum Probeabend im tasty temptation mit war. Natürlich kann ich mir bei der Betonung des „kleinen Bruders" ein leises Kichern nicht verkneifen, da Jihyun um einiges größer ist als Jimin.

„Schön dich endlich richtig kennenzulernen, Jeongguk. Wir waren echt schon total neugierig, da mein großer Bruder echt nur noch von dir geschwärmt hat." – entgegnet mir sein Bruder mit einem freundlichen Lächeln, welches ich nur zu gern erwidere. Als nächstes stellt er mir die vier Älteren vor. „Das hier sind Park Hocheol und Park Hyun-joo, die Eltern meines Vaters." – zeigt er auf das Paar, welches rechts von uns steht. Danach richtet er sich an das ältere Paar, welches neben Jihyun steht. „Und zu guter Letzt, die Eltern meiner Eomma. Das sind Son Hae-young und Son Na-ri." – geht er nun die Runde komplett durch.

Mit einer tiefen und respektvollen Verbeugung begrüße ich seine Familie, wie es mir meine Eomma und mein Appa beigebracht haben. Dabei bedanke ich mich höflich für die Einladung zum Abendessen.

Nach und nach kommen nun die drei älteren Männer auf mich zu und reichen mir die Hand für eine kurzes Händeschütteln. Allerdings scheint Mr. Park nicht sonderlich begeistert von mir zu sein, da er mich mit seinem festen Händedruck mehr als einschüchtern. Verunsichert sehe ich meinen Freund an, welcher die ganze Prozedur beobachtet.

Nun stürzen sich die zwei älteren Damen, förmlich auf mich.

Mit schnellen Schritten kommen sie auf ihren Enkel und mich zu und fallen meinem Freund vor Freude um den Hals. „Ah, Jimin, mein Lieber! Es freut mich ja so sehr, dass du so einen hübschen jungen Mann kennengelernt hast. Und wie ihr Beide strahlt! Da kann man euch euer Glück ja förmlich an der Nasenspitze ansehen." – spricht die kleinere von beiden, ich glaube ihr Name war Na-ri, mit einem strahlenden Lächeln, bevor sie auch mich in ihre Arme schließt.

Zögerlich erwidere ich diese Umarmung.

Dennoch muss ich sagen, dass ich mich sofort wohl und geborgen, in ihren Armen fühle.

Nachdem mich auch Hyun-joo in der Familie herzlich willkommen geheißen hat, setzen wir uns schließlich alle gemeinsam an den großen Esstisch der Familie Park, welcher bereits reichlich mit verschiedenen Speisen gedeckt ist.

Noch immer tischt Mrs. Park weitere Leckereien auf, welche einem beim Anblick buchstäblich das Wasser im Mund zusammen laufen lässt.

Als auch Elin endlich an der großen Tafel platz nimmt, fangen wir auch schon an zu essen.

Währenddessen unterhalten sich die drei Männer angeregt über die letzten Ergebnisse ihre Lieblingsfußballmannschaft. Augenverdrehend beobachtet Jihyun seinen Vater und seine beiden Großväter, bevor er sich kopfschüttelnd an mich richtet. „Gewöhn dich schon einmal daran. Das ist bei uns immer so. Da kann man fast schon froh sein, dass nicht noch unser Onkel und unsere Cousins da sind. Die sind nämlich alle durch die Bank weg, richtige Sportskanonen." – flüstert er mir zu, was mich leicht zum kichern bringt. Während die drei Frauen meinen Freund über seine Zeit in Japan ausquetschen, unterhalte ich mich mit Jimins Bruder, welcher mir auf Anhieb wirklich sehr sympathisch ist.

Allerdings erregt Elin auf einmal meine Aufmerksamkeit, als sie ganz stolz erzählt, dass ich ebenfalls mit in Tokio war. Völlig erstaunt darüber fangen die zwei Älteren an uns mit weiteren Fragen zu löchern. Dabei wollen sie eigentlich alles bis ins kleinste Detail wissen. Von unserem Kennenlernen bis zu unserem aktuellen Workshop.

Geduldig versuchen wir alle Fragen in aller Ruhe zu beantworten, dabei hält Jimin die ganze Zeit über meine Hand, so dass ich nie das Gefühl verspürt habe, dass ich mich wie in einem Kreuzverhör bei der Polizei fühlen muss. Ganz im Gegenteil. Denn eigentlich fühle ich mich im Kreise seiner Familie echt ausgesprochen wohl.

Als die Frage allerdings zu intim werden, greift Jimins Vater ein, indem er die zwei älteren Damen höflich zur Räson ruft. Daraufhin schauen Jimin und ich den Mann, dankbar an, welcher uns leicht zulächelt.

Neugierig stellen sie immer mehr Frage, um mich besser kennenzulernen, welche ich auch bereitwillig und ehrlich beantworte. Wobei ich den Blick von Chims Appa noch immer nicht wirklich deuten kann. Obwohl er seinen Sohn und mich eben noch vor zu viel Neugier bewahrt hat, beäugt er mich weiterhin mit einem skeptischen Blick. Vor allem, als es um mein Alter geht. Hier kann er sich ein abschätzendes Brummen nicht verkneifen und wirkt nicht gerade sehr erfreut darüber, dass ich noch so jung bin.

Wahrscheinlich denkt er, dass ich seinen Sohn nur ausnutze, da er mit seinen 24. Jahre bereits ein erfolgreiches Unternehmen leitet und sich, darüber hinaus auch noch weltweit einen Namen als Patissier gemacht hat.

Schließlich erzähle ich stolz, dass meine Eltern nun zugestimmt haben, dass ich neben der Schule im tasty temptation arbeiten darf, um schon einmal etwas ins Berufsleben reinzuschnuppern. Woraufhin mich Jimins Dad noch prüfender beäugt, was mich mehr und mehr verunsichert.

Denn ich will seinem Sohn doch nichts Böses.

Ganz im Gegenteil. Eigentlich will ich doch einfach nur meine Zeit mit ihm verbringen, da ich nicht mehr ohne ihn sein will, weil ich ihn über alles Liebe – denke ich mir dabei.

„Und was machen deine Eltern beruflich, Jeongguk?" – fragt mich Hocheol auf einmal neugierig, was ich natürlich auch ehrlich beantworte. Ich deute in etwa an, was sie beruflich machen. Nebenbei erwähne ich auch, dass ich selber hier in Busan geboren bin, aber das wir durch die Arbeit dann kurz nach meinem dritten Geburtstag nach Seoul umgezogen sind. Nun werden alle hellhörig.

„Jeongguk, du sagtest, dass deine Eltern ein führendes Unternehmen in der Hotel- und Tourismusbranche leiten?" – erkundigt sich Elins Vater bei mir, was ich mit einem einfachen nicken bestätige.

„Weißt du mein Junge, ein alter Freund aus meiner Schulzeit hat auch ein großes Unternehmen in diesem Bereich. Vielleicht kennst du ihn ja. Er und seine Frau haben damals das Hotel ihrer Eltern übernommen. Nach einiger Zeit haben sie dann angefangen nach und nach weitere Häuser zu übernehmen. Und heute haben sie Hotels auf der ganzen Welt. Vor ein paar Jahren haben sie das Unternehmen dann an ihren einzigen Sohn übergeben. Welcher dieses nun gemeinsam mit seiner Frau führt. Die Zwei sind sogar so erfolgreich, dass sie mittlerweile komplett neue Hotelkomplexe errichten lassen und ihr Unternehmen dadurch immer weiter wächst." – erzählt uns Na-ri anerkennend von ihren Freunden, was mich selber sehr neugierig werden lässt. Denn um ganz ehrlich zu sein, muss ich zugeben, dass mir diese Geschichte sehr bekannt vor kommt.

„Oh ja, dass stimmt und seit Sooyoung, das Unternehmen gemeinsam mit seiner Ae-ri die Firma übernommen hat, geht es immer weiter bergauf. Die Zwei haben mit ihrem Geschick das Unternehmen zu einer wahren Goldgrube gemacht." – ertönt nun die Stimme ihres Mannes.

„Sung-jin und Ye-jin waren damals so traurig, als ihr einziger Sohn mit seiner Familie nach Seoul gezogen ist. Gerade, weil sie ja dann ihren Enkel nicht mehr so oft gesehen haben. Aber dann haben sie das Beste daraus gemacht und schließlich fahren sie auch heute noch so oft es geht hin oder sie kommen immer wieder hier her. Vor ein paar Tagen waren sie alle zusammen in Tokio, um ihr neuestes Hotel zu eröffnen." – spricht Hae-young weiter.

Ungläubig sehe ich in die Runde, da sie mir gerade tatsächlich unsere komplette Familiengeschichte erzählen.

Während die Älteren sich weiter über meine Großeltern und unsere Firma unterhalten, sieht Jimin mich mit einem breiten Grinsen an, bevor er sich nun selber in das Gespräch mit einklinkt. „Oh ja, dass Hotel in Tokio ist echt ein Traum. Vor allem die Aussicht ist atemberaubend gewesen. Wobei ich kaum Zeit hatte, diese zu genießen, weil ich die ganze Zeit so abgelenkt war." – teilt er seiner Familie mit und zieht mich anschließend in seine starken Arme, um mir noch einen federleichten Kuss auf die Wange zu geben.

Durch seine Geste merke ich wie mir förmlich die Hitze in den Kopf schießt.

„Ja, die Aussicht war echt nicht schlecht. Jedenfalls, was man so gesehen hat, als wir miteinander telefoniert haben." – gibt Elin nun begeistert von sich. „Also bei mir im Zimmer war die Aussicht schon super aber als ich dann letztendlich bei Kookie im Zimmer war, habe ich echt gedacht ich bin im Himmel. Aber ist ja auch kein Wunder bei der Suite." – schwärmt mein Freund nun los.

Schnaubend sieht seine Eomma ihren Sohn an.

„Da kann man ja schon fast neidisch werden." – entgegnet sie grinsend und wendet sich sofort an ihren Mann. „Schatz, wir waren schon so lange nicht mehr in Tokio. Lass uns doch einfach mal ein verlängertes Wochenende rüber fliegen. Bei der Gelegenheit könnten wir ja auch da absteigen." – fleht sie ihren Mann förmlich an und klimpert dabei spielerisch mit ihren langen Wimpern.

Daraufhin sieht er seine Frau nur seufzend an und verdreht dabei gespielt genervt die Augen. „Naja ich habe noch ein paar Tage Urlaub übrig. Die könnten wir ja im Dezember nehmen und wenn du unbedingt willst, dann können wir das gern machen." – lenkt er schließlich ein.

Lächelnd sehen wir zwischen dem Paar hin und her.

„Und wie heißt das Hotel? Damit wir dann auch das richtige buchen können?" – fragt er und schaut seinen Sohn abwartend an. „Das ist das 'the prince gallery Tokyo'!" – antworte ich ihm selbstsicher, woraufhin ich seinen Blick schüchtern erwidere. „Also wenn sie wissen, wann sie fliegen wollen, Mr. Park, dann können sie sich ja bei Jimin melden. Dann können sie eine unsere privaten Suiten nutzen." – schlage ich seinem Vater vor. Nicht um mich einzuschleimen, sondern viel eher, um unseren Luxus auch mit der Familie meines Freundes zu teilen.

Ungläubig schaut Jimins Dad mich an, jedoch hat dieser nicht einmal Zeit zum Antworten, da Elin sofort begeistert zustimmt.

Auch der Rest der Familie sieht mich verdattert an.

„Sag mal Jeongguk, wie war nochmal dein Nachname?" – fragt mich Na-ri auf einmal misstrauisch. „Ä-ähm, Jeon. Warum?" – antworte ich ihr. „Du willst mir jetzt aber nicht weis machen, dass du der Enkel von Sung-jin und Ye-jin bist? Der kleine Jeonggukie, der immer durch das ganze Hotel gegeistert ist und alle Angestellten auf trapp gehalten hat?" – platzt es nun förmlich aus der Älteren heraus., was mich bloß schelmisch grinsen lässt.

„Ja! Ja ich glaube der bin ich." – gebe ich mich schließlich zu erkennen, was meine Gesprächspartnerin fast zum Durchdrehen bringt, vor Freude.

„Wir sind damals nach Seoul gezogen, weil Eomma und Appa dort ein neues Hotel eröffnet haben. Und um meinen Großeltern mehr Ruhe zu gönnen, haben sie sich entschlossen, die komplette Firmenzentrale auch dort hin zu verlegen. Sie wollten das Oma und Opa nicht mehr so viel Stress haben. Um sie vor sich selbst zu schützen. So habe sie das Hotel hier in Busan und die neuen Gästehäuser, worum sie sich wirklich super kümmern. Und nach wie vor treffen meine Eltern alles wichtigen Entscheidungen mit meinen Großeltern gemeinsam. Oma und Opa stecken noch immer so viel Herzblut in ihre Arbeit. Meine Eltern wollten ihnen in keinster Weise mit unserem Wegzug weh tun. Aber ohne diese Konsequenz hätten sie sich wahrscheinlich schon tot geschuftet." – spreche ich meine Gedanken offen aus.

Erstaunt sieht mich die gesamte Familie Park an.

Lediglich mein Freund, welcher feixend neben mir sitzt.

„Also du willst uns jetzt wirklich erzählen, dass du der Enkel von Ye-jin und Sung-jin bist? Der kleine süße Fratz, der wirklich immer wieder das ganze Hotel auf den Kopf gestellt hat, weil er wie ein Wirbelwind durch gefegt ist. Du bist immer durch das ganze Haus gestromert und hast dabei jede Menge Unsinn angestellt. Deine Großeltern platzen immer fast vor Stolz, wenn sie von dir erzählen. Und jetzt auf einmal sitzt du hier mit uns am Tisch, weil unser geliebter Jimin sich in dich verguckt hat. Ich kann es ja noch immer nicht fassen." – platzt es aus der Älteren raus, was mich einfach nur bestätigend mit den Schultern zucken lässt.

Somit sorgt meine Familie auch noch in der kommenden Zeit für jede Menge Gesprächsstoff. Wobei sie wirklich alle sehr respektvoll über diese reden.

Aber irgendwie ist es schon ein komisches Gefühl, zu wissen, dass auch Jimins Großeltern mich bereits seit meiner Kindheit kennen. Ich meine, ich habe so viel Zeit hier in Busan, bei meinen Großeltern verbracht. Aber an ihre Freunde kann ich mich nicht im Geringsten erinnern. Da muss ich sie morgen früh doch gleich mal ausfragen, wenn ich sie beim Frühstück sehe – denke ich mir.

„So klein ist die Welt!" – flüstert mir Jimin leise in mein Ohr, was eine leichte Gänsehaut auf meinem Körper auslöst. „Es war also tatsächlich nur noch eine Frage der Zeit, bis wir uns endlich begegnen. Sowas nennt sich dann wohl einfach Schicksal!" – wispert er mir weiter zu.

Lächelnd sehe ich den Schwarzhaarigen an.

„Das sieht wohl ganz danach aus. Aber irgendwie finde ich es erschreckend, dass sich unsere Großeltern bereits seit so vielen Jahren kennen und schon seit ihrer Schulzeit miteinander befreundet sind." – antworte ich ihm schließlich darauf. Ich kuschle mich an seine Schulter und verfolge weiter die interessanten Gespräche. Gemeinsam lassen wir den Abend in Ruhe ausklingen. Und ich kann es nur immer wieder sagen, dass ich mich in den Kreisen seiner Familie einfach, wirklich sehr wohl fühle.

Zum Glück komme ich auch mit allen sehr gut aus.

Selbst Jimins Appa, welcher zu Beginn des Abends etwas brummig wirkte, taut mir gegenüber immer mehr auf. Und Jihyun ist einfach unschlagbar. Er ist wirklich sehr nett zu mir und wir haben uns echt auf Anhieb verstanden. Was vielleicht aber auch daran liegt, dass er gerade mal zwei Jahre älter als ich ist.

Somit haben wir uns die meiste Zeit über die Schule unterhalten.

Ganz ehrlich, Jihyun würde super in unsere Clique passen. Er hat zwar mit Musik und Tanzen nicht wirklich viel am Hut. Aber dennoch würde er unsere Gruppe durch seinen Charakter super ergänzen. Wer weiß, vielleicht schlummern ja doch noch ein paar Talente in ihm, von denen er bloß noch nichts weiß.

Hyun hat mir ganz stolz erzählt, dass er nach seinem Abschluss in Seoul studieren möchte und dass wenn alles gut läuft er bereits ab kommenden März an der Seoul National University anfängt. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder möchte er im Bereich Informatik, oder besser gesagt in der Softwareentwicklung studieren. Da er wohl eher das Talent und Interesse von seinem Appa geerbt hat.

Von dieser Idee sind allerdings die Eltern der beiden Jungs nicht wirklich angetan, wenn sie nun auch noch ihren jüngsten Sohn an die Millionenmetropole verlieren. Denn schließlich hat Jimin ja auch schon in jungen Jahren seiner Heimatstadt den Rücken gekehrt und ist bereits während seiner Higschoolzeit nach Seoul gezogen, um sein eigenes Leben aufzubauen.

Schmunzelnd beobachte ich die beiden Brüder und muss tatsächlich feststellen, dass die Zwei völlig verschieden sind. Während Jimin, doch schon eine kleine Rampensau ist und es auch genießt im Mittelpunkt zu stehen, ist Jihyun eher der ruhigere und wirkt sehr in sich gekehrt. Er macht tatsächlich schon den Anschein, als würde in ihm ein kleiner Nerd stecken, welcher sich stundelang in seinem Zimmer vergraben könnte, bloß um ganz ungehemmt in die Welt der Bits und Bytes abzutauchen.

Nicht zu vergessen ist Miso, welcher die ganze Zeit wie eine Klette an uns hängt und uns nicht eine einzige Minute von der Seite weicht.

Am liebsten würde ich diese flauschige Fellwurst auch mit ins Gästehaus nehmen. Aber da es immer noch ein offizieller Schulausflug ist, muss er leider noch bis Sonntag hier bei Jimins Familie ausharren. Wobei ich nicht das Gefühl habe, dass es ihm hier in irgendeiner Weise schlecht geht. Ganz im Gegenteil. Jimins Eltern scheinen ihren Fellenkel nach Strich und Faden zu verwöhnen, was meinem Freund leider nicht so sonderlich gut gefällt, da sein Hund dann , laut seiner Aussage, wie immer auf Werkseinstellung zurück gesetzt wurde.

Als wir uns letzten Endes von allen verabschieden, bekomme ich mit, wie Jimins Appa, seinen Sohn noch einmal zur Seite nimmt. „Einen tollen jungen Mann hast du dir da ausgesucht. Ich freue mich ehrlich für dich, dass ihr Beide so glücklich seid." – legt er seine Hand auf die Schulter des Kleineren.

„Es tut mir leid, dass ich im ersten Moment so skeptisch war, weil Jeongguk doch noch ganz schön jung ist. Aber euch Zwei so vertraut miteinander zu sehen, lässt einen sofort jeglichen Zweifel über Bord werfen." – spricht er mit stolzer Stimme zu Jimin.

Anschließend zieht er uns Beide in seine Arme.

„Jimin, es freut mich, dass du endlich dein Glück und deine wahre Liebe gefunden hast. Also halte diesen Jungen gut fest und wehe du lässt ihn je wieder gehen. Lässt du deinen Jeongguk – deine große Liebe, jemals im Stich, dann gibt es ein riesengroßes Donnerwetter. Hast du mich verstanden? Dann müssen wir dich wohl oder übel enterben. Denn so etwas, was ihr gerade erlebt, passiert einem nur einmal im Leben. Also halte ihn gut fest." – droht er seinem ältesten Sohn förmlich, was mich und seine Mom zum Kichern bringt.

„Appa, ich verspreche es hoch und heilig, dass ich Jeongguk nie wieder los lassen werde. Jedenfalls solange er mich an seiner Seite haben will. Aber wenn es nach mir ginge, dann darf es ruhig bis an unser Lebensende halten." – antwortet Jimin darauf und sieht mich dabei mit so einem liebvollen Blick an, dass ich förmlich dahin schmelze.

„Kookie, ich liebe dich und ich bin sowas von Glücklich, dass du an meiner Seite bist." – haucht er mir gegen meine Lippen, ehe er mir einen sanften Kuss gibt.

Mit einem schüchternen Lächeln auf meinen Lippen schaue ich meinen Freund an.

Denn ich bin auch einfach nur glücklich, dass ich diesen Mann als meinen festen Freund betiteln darf.

„Also Jeongguk. Herzlich Willkommen in der Familie Park. Ich bin stolz darauf, dass du meinen Sohn so glücklich machst und ich freue mich darauf, so einen tollen jungen Mann irgendwann als meinen Schwiegersohn bezeichnen zu dürfen." – wendet er sich nun an mich persönlich und seine Worte sind wie Balsam für meine Seele.

Mit einer tiefen Verbeugung verabschiede ich mich von dem älteren Mann und bin total erleichtert, dass der Abend wirklich so toll gelaufen ist. Obwohl es zu Beginn nicht ganz danach aussah.

Schließlich verlassen wir Jimins Elternhaus.

„Appa, sehen wir uns morgen? Ich würde euch gern alle zum Essen einladen." – wendet sich der Schwarzhaarige noch einmal an seinen, im Türrahmen lehnenden, Vater. Doch dieser schüttelt lediglich mit dem Kopf. „Es tut mir leid, mein Junge. Ein anderes Mal gern. Aber deine Eomma und ich haben morgen schon was anderes vor. Wir gehen ins Theater." – entschuldigt sich dieser und man kann Jimin seine Enttäuschung dabei regelrecht ansehen.

„Naja, dann halt nicht. Wer nicht will, der hat schon." – antwortet er daraufhin und folgt mir zum Auto, um sofort auf der Fahrerseite platz zu nehmen.

„Dann machen wir uns eben einen schönen Abend zu zweit, was mich natürlich nicht im Geringsten stört. Denn mir fallen da nämlich so einige Sachen ein, die wir dann anstellen können und ich verspreche dir hoch und heilig, dass du auch nicht nur deine Geschenke auspacken darfst!" – versuche ich ihn aufzumuntern und nehme seine Hand in meine, während ich ihn mit einem schelmischen Grinsen anschaue.

„Na wenn das so ist, dann kann ich mich ja wirklich glücklich schätzen, dass morgen alle schon was anderes vor haben. Das heißt dann wohl, wir haben das ganze Gästehaus für uns allein. Vielleicht können wir ja dann da weitermachen, wo wir heute morgen unterbrochen wurden." – raunt er mir auf einmal entgegen und lehnt sich zu mir rüber.

„Nichts lieber als das!" – kichere ich schüchtern vor mich hin, ehe er mich in einen sanften Kuss verwickelt.

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