Kapitel 6 | Verpflichtungen

POV | Jeongguk

"Okay, warte kurz hier. Ich bin gleich wieder da."- ohne das ich noch irgendetwas sagen kann, verschwindet er und lässt mich einfach hier stehen.

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Als die beiden Männer mit dem Hund aus meinem Sichtfeld verschwunden sind lass ich nun langsam meinen Blick auf meine Hände und die Tüte darin fallen.

Seit der leichten Berührung verspüre ich ein leichtes kribbeln in meinen Fingern. Okay, Jeongguk, was war das denn bitte jetzt ... jetzt spinnst du doch total - denke ich mir.

Yugyeom schaut mich mit einem, für mich, undefinierbaren Blick an. "Was?" - frage ich meinen Kumpel genervt.

Ich drehe mich von Yugyeome weg und stoße genervt meinen Atmen aus, bevor ich mich wieder auf der Treppe niederlasse. Nur schaue ich auf mein Handy, dass neben mir liegt.

Tae hat es mittlerweile auch schon aufgegeben und hat bereits wieder aufgelegt. Wahrscheinlich hat er am anderen Ende auch mitbekommen was passiert ist. Im nach hinein hoffe ich, dass es nichts wichtiges war, was er mir gerade erzählen wollte. Aber wenn es wirklich so wäre, dann hätte er sich bestimmt noch einmal bei mir gemeldet.

Am besten ich schreibe ihm später noch einmal, wenn ich zu Hause bin - denke ich mir.

Mit diesem Gedanken stecke ich mein Smartphone wieder in die Tasche. Mein Kumpel setzt sich ebenfalls wieder neben mich und holt tief Luft: "Kooks, was war das denn eben für eine Aktion? Warum hast du dich eben aufgeführt wie ein kleiner Giftzwerg?" - fragt mich der Ältere.

Ich schaue ihn entgeistert an: "Der Typ hat seinen Hund einfach nicht unter Kontrolle. Dieser Pabo ist schuld daran, dass ich gerade aussehe, wich ein Schlumpf und dass mein Handy jetzt so aussieht!" - darauf hin hole ich mein Telefon wieder aus meiner Tasche und zeige ihm meine Spider-App.

Er schüttelt bloß mit seinem Kopf: "Was ist denn überhaupt passiert?" - fragt er mich neugierig.

"Naja gestern auf dem Heimweg bin ich mit meinem Skateboard unterwegs gewesen. Und aus heiterem Himmel hat mich dieser Köter einfach über den Haufen gerannt." - erzähle ich ihm kurz.

"Okay, das erklärt auch deiner Schürfwunden und die blauen Flecken. Aber was ist jetzt dein Problem, Kooks? Wenn es dich wirklich so stören würde, dass dein Display im Arsch ist, wärst du doch der letzte, der nicht sofort loslaufen würde, um sich ein neues Smartphone zu kaufen. Schließlich hapert es bei deiner Familie ja nicht gerade am Geld. Also wo ist wirklich dein Problem?" - gibt er mir kritisch zu denken.

"Es geht mir einfach ums Prinzip. Sein Hund hat mich einfach so über den Haufen gerannt. Und dieser Depp hat es noch nicht einmal für nötig gehalten, um sich bei mir zu entschuldigen. Es hat ihn nicht interessiert, ob mir bei dem Sturz was passiert ist. Er hat einfach seinen scheiß Köter geschnappt und hat mich dort einfach so sitzen lassen. Ohne ein Wort zu sagen!" - erkläre ich meinem Freund leicht aufgebracht.

Yugyeom schaut mich perplex an. "Bist du dir echt sicher, dass es derselbe Typ war?" - fragt er mich.

"Ja ich bin mir sogar ziemlich sicher." - antworte ich ihm. "Aber bist du dir wirklich sicher, dass er sich nicht um dich gekümmert hätte, wenn er gemerkt hätte, dass du dir ernsthaft bei deinem Sturz wehgetan hättest?" Ich möchte ihn ja wirklich nicht in Schutz nehmen. Aber ich denke, dass er dir schon geholfen hätte, wenn du es zugelassen hättest. Schließlich ist er eben doch auch sofort aufgesprungen, um sich bei dir zu entschuldigen, als er mitbekommen hat, was sein Hund gerade verzapft." - entgegnet er mir.

Yuggie zeigt auf die Tüte, die ich immer noch in meinen Händen halte.

"Hallo Kooks! Er ist, ohne mit der Wimper zu zucken los gelaufen und hat dir was neues zu essen geholt." - er unterbricht seinen Redeschwall kurz, um laut zu seufzen. "Wenn es ihm wirklich so egal gewesen wäre, dann hätte er den Vorfall eben doch auch einfach ignoriert." - spricht er weiter.

Ich schaue wieder zu meinem Freund. Angepisst stoße ich nun mit meiner Zunge gegen meine Wange und schnaufe genervt aus. "Vielleicht wollte er auch einfach nur den anderen Typen beeindrucken. Deswegen ist er heute gleich los gerannt, um zu beweisen, was für ein toller Hecht er doch ist." - entgegne ich ihm.

"Ach ist ja eigentlich auch egal. Auf jeden Fall kann sich dieser Spinner seine geheuchelte Entschuldigung sparen. Und auf seine Almosen bin ich echt nicht angewiesen." - ich erhebe mich von meinem Platz und knalle die Tüte in den nächsten Mülleimer.

Hunger habe ich jetzt eh nicht mehr.

"Mir reicht es für heute!" - sage ich zu Yugyome. Dieser schaut mich fragend an. Er steht ebenfalls auf und er verabschiedet sich mit einem Handschlag von mir. Beim gehen merke ich nur noch ein dreckiges Grinsen von meinem Freund.

Da ich aber keinen Bock mehr auf irgendwelche Diskussionen habe entferne ich mich mit einem wütenden schnaufen von ihm. Ich schnappe mir mein Skateboard und mache mich auf den Weg nach Hause.

*******

Um Punkt 14:00 Uhr entlässt uns Mr. Min aus seinem Unterricht. Heute ist bereits Freitag. Die Woche ging auch nach dem etwas holprigen Start ziemlich schnell vorbei.

Gerade hat uns unser Klassenlehrer versucht in die Grundlagen der Musikproduktion einzuweihen. Und ich muss sagen, dass es schon ziemlich interessant ist.

Total geschafft packe ich meine Sachen zusammen. Tae, Yuggie und JB stehen bereits an der Tür und warten auf mich.

"Mensch Kooks, jetzt zieh endlich den Finger. Ich möchte heute noch zu Hause ankommen!" - brüllt mich mein bester Freund von der Tür aus an. "Ja, ja! Ich bin ja schon fertig!" - bekommt er von mir als Antwort. Ich schultere meinen Rucksack und verlasse gemeinsam mit meinen Freunden das Gebäude.

Auf dem Heimweg erzählt mir Taehyung total aufgeregt, dass er heute noch ein Date hat. Und drei Mal dürft ihr Rate mit wem. ... Ganz genau mit Lisa. Endlich hat er es geschafft Lisa anzusprechen. Und seit Montag sind die beiden fast unzertrennlich.

Als Tae mich am Montag angerufen hat, wollte er mir von seinem Treffen mit Lisa erzählen. Aber da mir ja der Vollpfosten mit seinem Köter dazwischen gekommen ist, wurde ja leider unser Gespräch unterbrochen. Aber als ich zu Hause war, habe ich gleich nochmal angeschrieben und da hat mein bester Freund mir alles bis ins kleinste Detail erzählt.

"Oh Kookie, du glaubst gar nicht wie nervös ich wegen heute Abend bin." - holt mich Tae aus meinen Gedanken. Ich klopfe meinem Kumpel aufmunternd auf die Schulter. "Ach TaeTae. Es wird schon alles gut gehen. Schau mal, den ersten Schritt hast du doch schon gemacht. Und heute zeigst du ihr, wie sehr du sie magst. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dich genauso mag wie du sie." - muntere ich meinen Freund auf.

Mit einem strahlenden Lächeln erwidert er: "Ich bin dir so dankbar, dass du mir diesen kleinen Schups gegeben hast. Lisa hat sich so darüber gefreut, als ich sie endlich angesprochen habe." – sieht der Ältere mich dankbar an. "Na siehst du. Da kann doch gar nichts mehr schief gehen. Aber mal ganz ehrlich, dass ich das noch erleben darf, dass du ein Date mit Lisa hast" - entgegne ich ihm fröhlich aber lege mir dabei theatralisch die Hand auf die Brust.

Taehyung muss nun laut lachen: "Tja auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn." - antwortet er mir nun Schulterzuckend darauf.

"Aber Kooks, du bist mir doch hoffentlich nicht böse, dass wir heute Abend nichts gemeinsam was unternehmen können?" - fragt Tae mich etwas traurig. Ich schaue meinen Freund neben mir an: " Nein Tae. Mal im Ernst. Ich freue mich echt für dich. Du stehst schon so lange auf Lisa und nun habt ihr die Möglichkeit zusammen zu sein. Warum soll ich da böse sein. Wenn du Glücklich bist, dann bin ich es auch." - antworte ich ihm darauf.

Verliebt schaut mich mein bester Freund nun an. "Ich bin echt froh, dass ich endlich über meinen Schatten gesprungen bin und sie angesprochen habe. Und ich freue mich auch schon total auf heute Abend, wenn wir uns endlich wieder allein treffen." - sagt er und wird bei seinen letzten Worten leicht rot um die Nase.

"Aber Kookie, morgen bleibt es dabei, dass du mit zu Joonies Freund kommst. Ich habe echt keine Bock darauf da allein rum zu hocken." - fragt mich Tae nun gespannt und setzt dabei seinen Welpenblick auf. Bei seinem Anblick muss ich leise lachen. "Ja klar bin ich da dabei. Das habe ich dir doch versprochen. Es sei denn, du möchtest lieber Lisa mitnehmen." - antworte ich ihm.

Tae schaut mich nun mit großen Augen an. "Nein. Das ist unser Männerabend!" - grinst er mich breit an. "Und außerdem hat Lisa morgen schon etwas anderes vor. Sie fährt morgen mit ihren Eltern zu ihren Großeltern. Sonst hätte ich doch noch eine Ausrede gehabt für diese Veranstaltung morgen." - grinst er mich nun schief an.

Daraufhin muss ich laut lachen.

"Also bin ich jetzt nur noch der Lückenbüßer. Na, vielen Dank auch. Aber naja egal. Dann mischen wir den müden Haufen dann morgen erst einmal so richtig auf." - entgegne ich ihm immer noch lachend.

"Das klingt nach einem Plan." - stimmt Taehyung lachend mit ein. Weiter fügt er noch hinzu: "Joonie und ich würden dann so halb sechs bei dir sein und dich abholen." Ich nicke bestätigend und verabschiede mich dann von meinem besten Freund und wünsche ihm, augenzwinkernd, für sein Date heute noch viel Spaß.

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrete ich unser Haus. Ich ziehe meine Schuhe aus und stelle meinen Rucksack erst einmal in die Ecke.

Leicht verwirrt stelle ich fest, dass meine Eltern bereits zu Hause sind.

Ich begebe mich zu ihnen in die Küche und begrüße beide mit einem skeptischen Blick: "Hey Eomma! Hey Appa! Ihr wisst schon, dass es gerade mal halb drei ist? Und ihr seid schon zu Hause. Ist irgendetwas passiert?" - frage ich die beiden.

Meine Mom kommt mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Ach Kookie dürfen wir nicht auch mal etwas Zeit mit unseren Lieblingssohn verbringen?" - antwortet sie mir.

"Ha! Ha! Ha! Lieblingssohn ...!" - erwidere ich mit einem sarkastischen Unterton, bevor ich weiter fortfahre: "Darf ich euch daran erinnern, dass ich euer einziger Sohn bin?" - grinse ich meine Mutter an.

Mit einem lauten Lachen hebt sie ihre Hand und wuschelt mir durch die Haare und sagt: "Na Gott sei Dank! Noch mehr von deiner Sorte würden wir auch nicht ertragen." Während ich versuche meine dunkelbraunen Haare zu richten schaue ich meine Mom gespielt empört an und strecke ihr anschließend meine Zunge raus.

"Werd bloß nicht frech Freundchen!" - bekomme ich auf diese Aktion von ihr zu hören. Ich fange nun auch an zu lachen und erwidere darauf: "Was? Ich und frech ... das ist deine Erziehung. Also bist du schuld."

"Ach Kookie, wir bekommen heute Abend Besuch von unseren Freunden, den Kims." - rückt sie nun endlich mit der Sprache raus. Irgendwie konnte ich mir das schon irgendwie denken. Aber naja, da kann ich wenigsten ohne schlechtes Gewissen mit Yuggie und JB abhängen - denke ich mir. Damit habe ich ja mal überhaupt kein Problem. "Ah, okay. Aber ich dachte die Eltern von Tae sind übers Wochenende verreist?" - frage ich meine Eltern etwas irritiert.

"Die meine ich ja auch nicht. Es sind Kim Sato und seine Frau Dahee." - bringt meine Mutter nun Licht ins Dunkel. "Ach so. Na, dann sag, dass doch gleich. Also wenn das so ist, dann verdrücke ich mich schon mal." - will ich mich schon von meine Eltern verabschieden.

"Stopp!" - ruft meine Mutter mir hinter her. Ich drehe mich zu ihnen rum. "Gibt es noch was?" - schaue ich sie fragend an. Mein Mutter fängt sofort an: "Wir wollen das du auch bei dem Treffen dabei bist." - spricht sie nun aus.

Ich schaue sie nicht gerade begeistert an.

Toll.

Wollen meine Eltern jetzt echt von mir verlangen, dass ich bei diesem Treffen den Vorzeigesohn spiele. Ich meine wir haben echt ein ziemlich gutes Verhältnis zueinander. Aber bisher musste ich noch nie bei diesen Kaffeekränzchen anwesend sein. Aber warum ausgerechnet jetzt?

"Ich bin heute eigentlich schon mit Yugyeom und Jae-Bum verabredet." - erwidere ich darauf. Nun meldet sich mein Vater das erste Mal zu Wort: "Du siehst die Jungs doch den ganzen Tag in der Schule. Also werden sie auch mal einen Abend ohne dich auskommen."

"Klar kommen meine Freunde auch mal ohne mich aus. Aber mal ganz im Ernst? Sonst hat es euch doch auch nicht interessiert, ob ich bei euren Treffen dabei bin oder nicht. Also warum wollt ihr jetzt auf einmal, dass ich mit dabei bin?" - entgegne ich ihm.

Mein Vater holt tief Luft und fährt sich leicht gereizt mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken.

Bevor er wieder zu sprechen beginnt räuspert er sich kurz. "Jeon Jeongguk, es ist doch echt nicht zu viel verlangt, wenn du einmal das tust, was wir von dir wünschen. Und außerdem musst du dich auch an solche Termine gewöhnen. Schließlich willst du irgendwann mal ein Unternehmen führen. Da kannst du dich auch nicht davor drücken." - funkelt er mich nun an.

Auf seine Worte hin merke ich, wie langsam Wut in mir aufsteigt.

Daher weht also der Wind. Ich soll dann heute wohl den perfekten Nachfolger der Firma meiner Eltern spielen. Von wegen ein Treffen mit Freunden.

Es ist also eine Art Geschäftsessen. Das heißt meine Eltern und deren Freunde unterhalten sich den ganzen Abend über irgendwelches geschäftliches Zeugs und ich sitze da und kann mich langweilen.

Na, schönen Dank auch.

Ich balle unbewusst meine Hände zu Fäusten und merke, wie ich mich innerlich verkrampfe. Schon allein bei dem Gedanken daran, irgendwann mal dieses Unternehmen führen zu müssen, bekomme ich das blanke Kotzen. Aber leider werde ich ja nicht gefragt, was ich will. Am Ende kann ich froh sein, dass ich zusammen mit Taehyung und den anderen Jungs auf die School of performing Arts gehen darf.

Aber spätestens bei den Bewerbungen um einen Studienplatz habe ich dann nicht mehr die Möglichkeit mir irgendetwas auszusuchen, was mir wirklich Spaß macht. Dann heißt es für mich bye bye großer Traum von der Musik und vom Tanzen.

Bei meinem Glück werde ich dann noch nicht einmal mehr die Möglichkeit haben zu filmen oder zu fotografieren. Da wir ja schließlich auch Leute teuer dafür bezahlen, die so etwas für unsere Hotels machen.

Leicht angesäuert frage ich meinen Vater, wann es denn los gehen soll. Dieser teilt mir mit, dass die Kims für 20:00 Uhr eingeladen sind.

Ich nicke einmal kurz und hole tief Luft, weil ich eigentlich noch was sagen will. Aber stattdessen drehe ich mich um und gehe Wortlos nach oben in mein Zimmer. Denn wenn ich jetzt noch etwas sagen würde, was ich wirklich darüber denke, dann würde die ganze Situation hier nur noch eskalieren.

Oben in meinem Zimmer angekommen schmeiße ich mich auf mein Bett und checke mein Handy nach Benachrichtigungen. Yugyeom hat mir bereits geschrieben, dass er schon auf den Weg in den Park ist. Schnell schreibe ich ihm zurück und teile ihm mit, dass ich mich sofort auf die Socken mache.

Ich schnappe mir meine Tasche und verstaue schon einmal mein Handy darin und verlasse mein Zimmer. Unten angekommen sage ich meinen Eltern kurz bescheid, dass ich kurz weg bin. Natürlich mit der Zusicherung, dass ich rechtzeitig wieder da sein werde.

An der Haustür schlüpfe ich noch schnell in meine hellbraunen Timberlands und hole noch mein Portemonnaie aus meinem Rucksack, bevor ich die Tür von außen ins Schloss fallen lasse und mich rasch auf den Weg zu den Jungs mache.

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